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solveig

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Insgesamt 471 Bewertungen
Bewertung vom 08.02.2018
Ein schönes Paar
Loschütz, Gert

Ein schönes Paar


ausgezeichnet

Das Ende einer Liebe?

Nur wenige Fotos zeugen von dem „schönen Paar“ , das Herta und Georg Karst in jungen Jahren abgaben. Als sie kurz nacheinander sterben und ihr Sohn Philipp das Pflegezimmer, in dem seine Mutter ihre letzten Jahre verbrachte, und den Bungalow seines Vaters ausräumen muss, wird er noch einmal mit der Geschichte ihrer Ehe und späteren Trennung konfrontiert.
Philipp spürt der Vergangenheit seiner Eltern nach; erzählt von ihrem Kennenlernen kurz vor Ausbruch des zweiten Weltkrieges, ihrer Zeit als junge Eltern in der Sowjetischen Besatzungszone, dem Neuanfang nach ihrer Flucht in den Westen. Dann kam es zu einer plötzlichen Trennung. Gab es dennoch eine Art Beziehung oder Verbundenheit zwischen ihnen, die sie nicht zugeben konnten?
In ruhiger, sensibler Sprache schildert Loschütz die Geschichte einer Liebesbeziehung und die Bemühungen des erwachsenen Sohnes, die Konflikte seiner Eltern zu verstehen; denn deren unbewältigte Probleme zeigen Auswirkungen bis in Philipps gegenwärtiges Leben. Einige Szenen erstehen dabei detailreich und stimmungsvoll, andere Situationen wiederum erscheinen vage, wie es bei Kindheitserinnerungen, die lange zurückliegen, der Fall ist; im kindlichen Gedächtnis abgespeichert, aber nicht wirklich begriffen. Diese Unschärfe macht den Reiz der Geschichte aus und spannend für die Leser: Kann doch jeder nachfühlen, wie schwierig es ist, sich über Fragen, die einen zutiefst beschäftigen, Klarheit zu verschaffen, wenn da niemand ist, der Antworten geben kann - oder will.
Sachlich, ohne Pathos, verfolgt Philipp die Lebensspuren des „schönen Paars“, trägt eigene Kindheitserinnerungen und „erwachsene“ Erkenntnisse zusammen und muss am Ende doch feststellen: nicht alle Motive, die Herta und Georg bewegt haben, lassen sich klären; sie haben manches Geheimnis mit ins Grab genommen.
Ein menschliches, kluges Buch, das tief berührt!

Bewertung vom 28.01.2018
All die Jahre
Sullivan, J. Courtney

All die Jahre


ausgezeichnet

„Eine Entscheidung kann einen ein Leben lang verfolgen…“

Ein tödlicher Autounfall und eine Totenwache: nach Jahrzehnten der Trennung treffen sich die Schwestern Nora und Theresa am Sarg des von beiden geliebten Sohnes Patrick wieder. Was ist geschehen, dass sie, die einst gemeinsam aus Irland nach Amerika einwanderten, so lange keinen Kontakt zueinander hatten?
In ruhigen, nachdenklichen Tönen erzählt die Autorin eine Familiengeschichte, die Mitte der 50er Jahre des 20.Jahrhunderts beginnt und sich über zwei Generationen erstreckt. Im Mittelpunkt stehen zwei recht unterschiedliche Frauen und ihr Verhältnis zueinander. Mit all ihren Schwächen und Vorzügen wirken die Protagonisten menschlich, authentisch. Sullivan unterbricht die Schilderung der gegenwärtigen Situation immer wieder mit Rückblenden in vergangene Zeiten, die den Blick für die Hauptpersonen und ihre Probleme schärfen.
Dabei gibt die Autorin unterschiedliche Perspektiven wieder, so dass die Situationen beider Schwestern gut nachvollziehbar sind. Als Leser habe ich das Gefühl, gewissermaßen zwischen den Personen zu stehen; denn ich kenne ihre geheimen Gedanken und Gefühle, wohingegen die Protagonisten kaum offen miteinander reden. Wieviele Missverständnisse könnten durch ein ehrliches Gespräch verhindert werden?
Auch das Leben der Nachfolgegeneration, Noras Kindern, wird durch Schweigen und das Vermeiden einer Aussprache beeinflusst. Doch ihnen wird klar: Wenn sie nicht wollen, dass es nur von äußeren Bedingungen beeinflusst wird, müssen sie eigene Entscheidungen treffen - ob richtig oder nicht. "Eine Entscheidung konnte einen ein Leben lang verfolgen, aber man überlebte doch fast alles...."
Und Theresa erkennt rückblickend: „Nichts war ihr einfach passiert. Sie hatte eine Entscheidung getroffen, dann eine weitere und noch eine. Zusammen machten diese vielen kleinen Entscheidungen ein Menschenleben aus.“
Ein wunderbarer Roman – komplex und vielschichtig, dennoch angenehm und leicht zu lesen.

Bewertung vom 25.01.2018
Mister Franks fabelhaftes Talent für Harmonie
Joyce, Rachel

Mister Franks fabelhaftes Talent für Harmonie


sehr gut

Ein Roman voller Musik

Der Buchtitel deutet es bereits an: Frank, Besitzer eines kleinen Plattenladens in der Unitystreet, ist überaus versiert in allen Musikrichtungen und stets treffsicher,wenn es darum geht, seinen Kunden die Schallplatte zu „verordnen“, die ihnen in ihrer jeweiligen Lebenslage Hilfe oder Trost sein kann. Sein eigenes Leben versucht er gleichmäßig und ruhig zu verbringen, in Gesellschaft der anderen Straßenbewohner und skurrilen Ladenbesitzer. Doch als eines Tages eine junge Frau im grünen Mantel vor seinem Schaufenster ohnmächtig wird, gerät seine eigene, leicht instabile Harmonie ins Wanken…
Der Leser fühlt sich in dieser Geschichte sofort heimisch. Rachel Joyce erzählt wunderbar leicht, sensibel und mit leisem Humor. Mühelos gelingt es den Lesern, sich mit einzelnen Personen ihres Romans anzufreunden; so skurril und unbequem viele ihrer Charaktere sein mögen - sie wirken echt.
Die Autorin reißt etliche Themen an, die nicht nur in den Achtziger Jahren, in denen der Hauptteil ihres Romans spielt, relevant sind, geht dabei aber nicht sehr in die Tiefe. Da ist der Trend zu Veränderungen, denen Frank sich verweigert; so etwa das Ende der Schallplattenära und der Siegeszug der CDs. Das Entstehen großer Einkaufszentren und der Ausverkauf kleiner Geschäfte, ja, ganzer Straßenzüge, bringt Frank und andere in Bedrängnis. Den eigentlichen Mittelpunkt der Erzählung jedoch bildet die komplizierte Liebesgeschichte zwischen Frank und Ilse und ihre große Liebe zur Musik. Wie selbstverständlich begleitet Musik aller Stilrichtungen den Leser durch die Seiten und Ereignisse des Buches. Joyce´s Roman ermuntert uns, Melodien intensiver anzuhören und genauer nachzuspüren, schlicht: in Musik einzutauchen. Die „Playlist“ am Ende des Buches fasst die angesprochenen Titel noch einmal zusammen. Ein besonderer Lesegenuss für Musikliebhaber.

Bewertung vom 23.01.2018
In eisiger Nacht / Detective Max Wolfe Bd.4
Parsons, Tony

In eisiger Nacht / Detective Max Wolfe Bd.4


sehr gut

Bekelmmend realistisch

Ein komplizierter Fall für Detective Max Wolfe und seine Truppe, der alle Beteiligten zutiefst aufwühlt: zwölf tote junge Frauen sind in einem Lastwagen gefunden worden, jedoch dreizehn Pässe. Was ist mit der verschwundenen dreizehnten Frau passiert?
Flüssig und fesselnd erzählt der Autor in seinem vierten Kriminalroman, welchen Schwierigkeiten und Gefahren Wolfe und seine Partnerin Edie begegnen, als sie diesen verworrenen Fall zu lösen versuchen. Ein realistischer, aktueller Hintergrund und authentisch gestaltete Charaktere bilden das Umfeld, und (wie von ihm gewohnt) sozialkritische Töne durchziehen sein Buch.
Familie, Liebe und das Leben - das sind Themen, die auch in diesem Krimi die wesentlichen Bestandteile darstellen. Soziale Ungleichheit, die aktuelle Flüchtlingsproblematik, ihre Auswirkungen und der Erfolg derer, die davon profitieren, sind die Motive, die Parsons bewegen und die er auf mitreißende Weise schriftstellerisch umzusetzen versteht.
Auch der „private“ Wolfe wird beleuchtet. Als Ich-Erzähler schildert er seine Situation als alleinerziehender Vater sehr offen.
Während der Leser angespannt Wolfes Ermittlungen verfolgt, verweist Parsons immer wieder darauf, dass Polizeiarbeit nicht nur aufregend und interessant ist. Dass die Einsätze auch lebensgefährlich sein können, wird im Londoner „Black Museum“ von Scotland Yard dokumentiert, das Parsons in jedem seiner Romane erwähnt. Man muss die ersten Bücher um Wolfe nicht unbedingt kennen, um seine Arbeit „In eisiger Nacht“ zu verstehen. Aber nach dieser Lektüre wird man sicher den Wunsch verspüren, auch die ersten drei Teile zu lesen.

Bewertung vom 12.01.2018
Olga
Schlink, Bernhard

Olga


ausgezeichnet

Schlink - ein genialer Erzähler

„Was für ein Glück wäre es gewesen, geliebt zu werden!“
Mit diesen Worten zieht Olga ein Resumee aus ihrem Leben, das von ihrer Kraft und der starken Liebe zu zwei Menschen geprägt ist. Während ihr geliebter Herbert sich nach Heldentaten und Entdeckungen sehnt und seine Träume in die Wirklichkeit umsetzt, bleibt sie bodenständig und führt ein überschaubares, ruhiges Leben. Sie ist eine starke Frau, die weiß, was sie will und viel erreicht - eine große Leistung für eine junge Frau zu Beginn des 20. Jahrhunderts, der nur wenige finanzielle Mittel zur Verfügung stehen.
Aus unterschiedlichen Perspektiven breitet der Autor ein langes, ereignisreiches Menschenleben vor uns aus. Bernhard Schlink bettet Olgas Leben in historische Geschehnisse, die jedoch nur gestreift werden, und teilt es in drei Abschnitte. Kindheit und Jugend werden von einem neutralen, allwissenden Erzähler geschildert; Ferdinand, Olgas Schützling und Vertrauter späterer Jahre, charakterisiert die reife Frau, und am Ende gibt Schlink seiner Protagonistin ihre eigene Stimme, die eindrucksvoll in ihren an Herbert gerichteten Briefen erklingt. In seinem prägnanten, leicht lesbaren Stil, der dazu verleitet, ohne Pausen weiter und weiter zu lesen, stellt er knapp, aber eindrücklich ein beinahe 90 Jahre währendes Leben dar. Seine Hauptfigur ist eine Stellvertreterin ihrer Generation: eine auf ihr privates Glück und (Über-)Leben konzentrierte Frau in beobachtender Position, ein kleines Rädchen innerhalb der „großen“ Weltgeschichte wie die meisten Menschen. Herbert vertritt den Typus Mann, der mit hohen Erwartungen und aktivem Einsatz zu Ruhm und Größe des eigenen Landes beitragen will und daran scheitert. Als Vorbild für seinen Part dient dem Autor die historische Figur des Herbert Schröder-Stranz. Olga und Herbert - wer von beiden ist der wahre Held? Welches sind eigentlich die wesentlichen Dinge im Leben? Ist es wichtiger zu lieben oder geliebt zu werden?
Nach dieser leicht melancholischen Lektüre bleibt der Leser nachdenklich zurück: Schlinks Roman bietet reichlich Stoff zum Reflektieren.

Bewertung vom 09.01.2018
Geheimnis in Rot
Hay, Mavis Doriel

Geheimnis in Rot


sehr gut

"Old School"

Eigentlich weist bereits das originelle Buchcover auf einen Klassiker hin. Eingebunden in traditionelles Leinen, in handlichem Format, zeigt es ein behäbiges Herrenhaus in tief verschneitem Park - und gibt gleich einen Hinweis auf den ursprünglichen Titel des Kriminalromans „The Santa Klaus Murder“, der erstmalig im Jahr 1936 veröffentlicht wurde.
Zum Inhalt: Wie in jedem Jahr versammelt Sir Osmond die Familie und einige Freunde in seinem Haus in Flaxmere, um gemeinsam Weihnachten zu feiern, wobei einer von ihnen auf Wunsch des Hausherrn den Weihnachtsmann spielt. Aufgrund innerfamiliärer Spannungen ist die Atmosphäre allerdings gereizt. Sir Osmonds Schwester Mildred behauptet, „sie habe schon immer gewusst, dass bei diesen Familientreffen an Weihnachten nichts Gutes herauskomme“ – und diesmal soll sie Recht behalten.
Mit feinem Humor charakterisiert Mavis Doriel Hay (1894 – 1979) ihre Personen und zeichnet mit viel Ironie ihre Beziehungen zueinander und zum Familienoberhaupt nach. Wunderbar beobachtet und in authentischer Weise gibt sie (aus den unterschiedlichen Sichtweisen einzelner Familienmitglieder) menschliche Schwächen und Stärken wieder, wobei der ermittelnde Colonel Halstock ein Bindeglied zwischen ihnen bildet. In klassischer Manier folgt die Autorin dem Prinzip, einen Mord allein mit Hilfe von Kopfarbeit zu lösen, Reflexion und Logik stehen im Mittelpunkt. Hier ist der Leser aufgefordert, auf die Zwischentöne zu achten.
Wer ohne „Action“ auskommt und einen Krimi nicht nur konsumieren will, sondern es mag, mitzurätseln, ist mit diesem „Old School“ Roman gut bedient.

Bewertung vom 29.12.2017
Rocket Boys
Hickam, Homer

Rocket Boys


ausgezeichnet

Rückschau in warmen Tönen

Ein leuchtender Punkt, der am Himmel von West Virginia seine Bahn zieht, wird für den 14jährigen Homer zur Erleuchtung. Angeregt durch die erste Raumsonde, die Russland als Sputnik I im Jahre 1957 in die Erdumlaufbahn bringt, ist er überzeugt: er will Raketen bauen, die das Weltall erreichen können. Gemeinsam mit Freunden, die ebenso wie er dem tristen Coalwood und einer Zukunft im Kohlebergbau entkommen wollen, beginnt er, seinem großen Vorbild Wernher von Braun nachzueifern. Dabei sind sie mit ihrer (nicht ungefährlichen) Pionierarbeit zunächst ganz auf sich allein gestellt, doch nach und nach gewinnen sie immer mehr Anerkennung und Unterstützung. Besonders die neue Chemielehrerin ermutigt Sonny und gibt ihm immer wieder die notwendige Motivation. Trotz etlicher Rückschläge arbeitet er weiter und eignet sich eine Menge theoretisches Wissen an…
Dass Hickams Schilderung von Sonny und seinen Träumen so lebendig und sensibel auf den Leser wirkt, ist kein Wunder; denn es handelt sich um eine Autobiografie. Der Autor nimmt seine Leser auf eine Zeitreise in die 50er und 60er Jahre mit; es gelingt ihm ganz wunderbar, sie mit dem Alltag des Protagonisten und seiner Umgebung vertraut zu machen. Detailgetreu beleuchtet er die kohlenstaubgeschwängerte Atmosphäre des Bergarbeiterstädtchens Coalwood. In frischem, lockerem Schreibstil und mit dem ihm eigenen Humor gibt er aus Sonnys Perspektive die gegensätzlichen politischen und weltanschaulichen Meinungen, Lebensgefühl und Hoffnungen jener Zeit wieder. Was für Sonny in seiner Jugend ein Traum und noch Science Fiction war, ist für die heutige Jugend längst Realität und eine Selbstverständlichkeit..
Eine rundum gelungene Rückschau, finde ich, interessant, spannend und voll warmen Humors.

Bewertung vom 14.12.2017
Zeitlang
Leimeister, Sibylle

Zeitlang


sehr gut

Dem Himmel ein Stück näher


„Hoakel“ darf eine Sennerin nicht sein. Das ist eine der ersten Erfahrungen, die Sibylle Leimeister macht, als sie es endlich geschafft hat, sich ihren Traum zu erfüllen: einen Sommer als freiwillige Hilfskraft auf einer Südtiroler Alm zu verbringen. Wie erlebt sie „ihren“ Almsommer? Wieviel Romantik steckt in einem solchen Leben?
Sehr lebendig und frisch erzählt die Autorin von diesem Aufenthalt und ihren Erlebnissen mit den Menschen und der Natur. Ihre Gefühle sind zwiespältig; die Städterin Sibylle begegnet dem Misstrauen und etlichen Vorurteilen der Landbevölkerung und muss sich mit ungewohnt harter Arbeit plagen. Doch auf der anderen Seite verhelfen ihr die Ferne von Zivilisation und Technik und der konstante Rhythmus der täglich wiederkehrenden Arbeiten zu mehr Ruhe und Gelassenheit. Ihre Schilderungen geben ihre Gefühle klar und ungekünstelt wieder und eine gute Portion Humor hilft ihr, sich auch in schwierigen Situationen zu behaupten.
Da ist der Buchtitel durchaus passend gewählt: „Zeitlang“ bedeutet einerseits das Heimweh, das die Autorin oft nach ihrer Familie verspürt; aber es heißt auch „Sehnsucht“. Und die Sehnsucht nach dem Almleben packt sie, als sie am Ende des Sommers wieder zu ihrer Familie zieht.
Ein wunderbar unterhaltsames, erfrischend ehrliches Buch!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.12.2017
Lauter Leichen
Philips, Zarah

Lauter Leichen


sehr gut

Mit einem Augenzwinkern

Der Titel des Krimis übertreibt? Keineswegs, wie der Leser sehr schnell feststellen wird! Bereits zu Beginn des Romans stolpert er über zwei Tote in der Küche von Ellis Mutter. Einer von ihnen ist Peter, Ellis Ex-Lebensgefährte. Derweil die Protagonistin noch vollauf damit beschäftigt ist, „aufzuräumen“ und mit Oma Friedas Hilfe die Sachlage zu klären, schreitet das Gesetz in Gestalt des smarten Kommissars Watkowski ein. Doch statt Aufklärung folgt zunächst nur noch mehr Verwirrung: wieviele und wessen Leichen haben diverse vornehme Hamburger Familien im Keller verborgen?
In lockerer Sprache und mit reichlich schwarzem Humor entwirrt Zarah Philips alias Elenor nach und nach die verzwickten Fäden um das mörderische Geschehen. Kundig und temporeich führt sie den Leser auf der Suche nach Gerechtigkeit durch Hamburg, stürzt ihn in ungewöhnliche Situationen und macht ihn mit ihrer skurrilen Familie und anderen merkwürdigen Personen bekannt. Dabei geht es absolut nicht zimperlich zu; aber stets spürt man das Augenzwinkern der Autorin.
Der bunt tätowierte Totenkopf auf dem Buchcover verspricht nicht zuviel: dieser Krimi ist ebenso spannend wie vergnüglich zu lesen.

Bewertung vom 26.11.2017
Die himmelblaue Weihnachtstasse
Schlatter-Gomez, Bruno

Die himmelblaue Weihnachtstasse


sehr gut

Zum Schmunzeln und Nachdenken

Kindern Geschichten zu erzählen oder vorzulesen ist eine wunderbare Tradition. Besonders in der Adventszeit, wenn es draußen ungemütlich und früher dunkel wird, lieben Kinder gemütliche Stunden mit den Eltern und einem schönen Buch. „Die himmelblaue Weihnachtstasse“ stimmt Jung und Alt gemeinsam auf die Weihnachtszeit ein. Ursprünglich waren die elf kurzen Erzählungen, die Bruno Schlatter teils erfunden, teils in ähnlicher Weise selbst erlebt hat, nur für seine Kinder gedacht. Nun sind seine weihnachtlichen Gutenachtgeschichten in einem sehr attraktiv gestalteten Buch gesammelt und in festlichem „Gewand“ erschienen.
Keine weltbewegenden Geschehnisse werden hier geschildert, sondern eher die alltäglichen kleinen Dinge im Leben einfacher Menschen, die auch aus dem kindlichen Erfahrungsbereich stammen. Doch auch unbedeutende Ereignisse üben große Wirkung aus und können Lebensumstände verändern. Schlatters Geschichten überraschen in ihren recht unterschiedlichen Themen und Stimmungen: von lustig bis melancholisch ist alles dabei, ohne jemals kitschig zu werden.
Kurz, prägnant, in leichtem Erzählton gehalten und in einer klaren und kindgerechten Sprache verfasst, eignen sie sich hervorragend zum abendlichen Vorlesen.
Frank Baumanns liebevolle Illustrationen geben Schlatters Geschichten einen schönen Rahmen. Großformatig und farbenfroh begleiten sie den Text und fangen die Stimmung der
jeweiligen Erzählung ein - einmal fröhlich-humorvoll, einmal eher besinnlich, zum Schmunzeln und Nachdenken.