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chuckipop
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Bünde

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Insgesamt 268 Bewertungen
Bewertung vom 08.09.2020
Soko Erle - Der Mordfall Carolin G. (ungekürzt) (MP3-Download)
Roth, Walter

Soko Erle - Der Mordfall Carolin G. (ungekürzt) (MP3-Download)


ausgezeichnet

Der Mordfall Carolin G. - ein fesselnder Einblick in die Arbeit der SoKo Erle

"SoKo Erle - Der Mordfall Carolin G." von Walter Roth berichtet über einen spektakulären Vermisstenfall aus dem Jahr 2016, der sich später als Mordfall herausstellt. Die 27-jährige Carolin G. verschwindet am hellichten Tag beim Joggen spurlos, und schließlich findet man ihre Leiche.

Autor Walter Roth, Pressesprecher der Polizei, gibt dem Hörer bzw. Leser einen sehr authentischen, unbeschönten und dadurch enorm faszinierenden Einblick in die Welt der Ermittlungen einer Soko.

Sprecher Erich Wittenberg liest ganz hervorragend, er strahlt jene besonnene Ruhe aus, die Pressesprecher Roth in seinen Pressekonferenzen und sonstigen offiziellen Terminen vermitteln musste. Wunderbar herübergebracht wird auch die einfühlsame Art, wie mit Angehörigen umgegangen wurde.

Die Fakten werden ruhig vorgetragen, aber trotzdem ist dieses Hörbuch das Gegenteil von langweilig und die Erzählweise wirkt auch keineswegs unbeteiligt, sondern mittendrin..

Die Suche nach der vermissten Frau, das Auffinden der Toten, die Bildung der Soko, dann das nervenaufreibende und aufwendige Zusammentragen von Spuren und Beweisen baut eine anhaltende Spannung auf und man kann beim Hören regelrecht nachempfinden, wie frustrierend diese Arbeit bisweilen sein muss. Die persönlichen Gefühle der Ermittler müssen natürlich offiziell aussen vor bleiben, jedoch bleibt natürlich niemand unberührt, spätestens, wenn sich wie hier beispielsweise herausstellt, dass der Täter nicht nur einmal gemordet hat...

Besonders berührt hat mich die Tatsache, dass der Täter hier eigentlich eher nebenbei getötet hat und dann wieder seinem normalen Tagesablauf nachging, so, als wäre nichts gewesen. Was geht in einem solchen Kopf nur vor?!...

Die Erwägungen der SoKo, was an die Bevölkerung weitergegeben wird, um den Täter aufzuspüren, und was nicht, um Angst, Hass usw. in Grenzen zu halten, ist eine echte Gratwanderung, die hier bewundernswert gemeistert wurde, finde ich. Unvorstellbar, wie vielen Falschaussagen und nutzlosen oder verkehrt wahrgenommenen Hinweisen nachgegangen werden musste, um die eine entscheidende Spur, die den Täter letztendlich überführt hat, nicht zu verpassen.

Die Spur 4334 und der tragische Fall Carolin G. wird mir jedenfalls noch lange im Gedächtnis bleiben und es lohnt sich unbedingt, auch einmal einen "wahren Krimi" aus der Sicht realer Kripobeamter kennenzulernen!

Bewertung vom 17.08.2020
Das Spiel - Es geht um Dein Leben / Björk und Brand Bd.1
Beck, Jan

Das Spiel - Es geht um Dein Leben / Björk und Brand Bd.1


ausgezeichnet

Grandioser Thriller, der auch mit Deinen Nervenenden spielt und sie bis aufs Äußerste spannt...
"Das Spiel - Es geht um Dein Leben" von Jan Beck ist im Juli 2020 als Paperback mit 480 Seiten im Penguin Verlag erschienen.
Das Cover hat mich direkt in seinen Bann gezogen , ein tolles Bild und eindringliche Farben. Der Klappentext ist dann bereits so spannend, dass man dieses Buch einfach mitnehmen muss!
Zum Inhalt:
Mavie von Nauenstein, ein junges Mädchen aus gutem, aber lieblosem Hause, schleicht sich eines Nachts aus dem Haus, zieht sich um und geht zu einer Party. Dort wird sie plötzlich auf ihr auffälliges Skorpion - Tattoo angesprochen, das im UV-Licht kräftig leuchtet - aber Mavie ist fassungslos, denn sie weiß nichts von einem Tattoo...
Andernorts wird eine brutal ermordete Joggerin im Wald gefunden. Aber das ist erst der Anfang. Die Ermittler Inga Björk und Christian Brand aus Spezialeinheiten und mit besonderen Fähigkeiten übernehmen den Fall und müssen sich nach und nach auf das grausame Spiel einlassen, dass ein Unbekannter im Darknet ins Leben gerufen hat und in dem Jäger ohne Skrupel Jagd auf ahnungslose Opfer machen.

Meine Meinung:
Jan Beck hat hier einen superspannenden, recht brutalen, perfiden und ausgeklügelten Thriller abgeliefert, der mir schon das ein oder andere Mal den Atem stocken liess.
Der Schreibstil von Jan Beck packt den Leser direkt und reisst ihn aus seiner Komfortzone heraus, direkt hinein in das packende internationale Geschehen.
Die wechselnden Personen und Schauplätze in den einzelnen Kapiteln sorgen für eine sich stetig steigernde Spannung, die nach diversen überraschenden Wendungen zum Ende hin in einem genialen Showdown gipfelt.
Die Handlung ist zwar einerseits abstrakt, andererseits aber erschreckend real, denn die Ideen der Menschheit werden immer abartiger und skrupelloser, und der Nervenkitzel muss wohl immer getoppt werden.

Mein Fazit:
Der aufregende Auftakt zu einer Thriller-Reihe, den man unbedingt lesen sollte - Gänsehaut und Atemlosigkeit garantiert!.

Bewertung vom 12.08.2020
Schatten und Licht / Fräulein Gold Bd.1 (MP3-Download)
Stern, Anne

Schatten und Licht / Fräulein Gold Bd.1 (MP3-Download)


ausgezeichnet

Ein tolles Hörbuch, sehr authentisch mit einer selbstbewussten, naseweisen, bodenständigen und supersympathischen Hauptprotagonistin.

"Fräulein Gold. Schatten und Licht" von Anne Stern ist der Auftakt zu einer Serie um die Hebamme Hulda und spielt im Berlin der 1920er Jahre.

Das Hörbuch ist im Juni 2020 im Argon Verlag als Audio erschienen und wird gesprochen von Anna Thalbach. Den Hörer erwarten ca. 8 Stunden historisches Hörvergnügen.



Zum Inhalt:

Hulda Gold ist Hebamme und hilft vorwiegend in ihrem Kiez, dem Bülowbogen den werdenden Müttern aus den häufig sehr armen Familien.

Mit ihrem Fahrrad und ihrer großen Tasche fährt sie durch ihr Viertel, ist bei allen bekannt und eine sehr beliebte Person.

Dann wird eines Tages Rita tot aus dem Kanal geborgen, eine alternde Prostituierte, offensichtlich von einer Brücke gestürzt und ertrunken.

Rita war die Nachbarin einer der Schwangeren, die Hulda betreut. Diese kann nicht glauben, dass Rita Selbstmord begangen haben soll, wie die Polizei zunächst vermutet. Das facht Fräulein Huldas Neugier ganz enorm an, und sie beginnt, sich in ihrem Kiez mal umzuhören. Damit ist sie Karl North, dem leitenden Ermittler der Kriminalpolizei, immer einen Schritt voraus…


Meine Meinung:

Hulda ist eine sehr patente, engagierte und selbstbewusste Frau, die mir wahnsinnig gut gefällt. Sie ist fleißig und pflichtbewusst, geht aber auch gern aus, amüsiert sich und schlägt hin und wieder etwas über die Stränge. Dazu gehört auch jede Menge Alkohol und etwas Koks – letzteres hat mich etwas geschockt, aber das war zu der Zeit ja chic.

Das mit den Männern klappt bei Hulda noch nicht so, aber das kann ja noch werden ;)

Auch Karl North ist eine Persönlichkeit mit Ecken und Kanten, der hier gegen seine eigenen Dämonen kämpfen muss…und sein dicklicher Assistent Fabricius ist deutlich heller, als die Autorin uns zuerst glauben ließ…

Annes Stern hat hier ein großartiges Buch abgeliefert, welches sehr authentisch geschrieben ist.

Die Autorin begeistert durch ihren sehr detaillierten Schreibstil, der von Beginn an fesselt.

Die Charaktere sind sehr liebevoll gezeichnet und stammen aus ganz unterschiedlichen Kreisen, wodurch die Gesellschaftsschichten quer durch die Bank beleuchtet werden. Das hat mir wahnsinnig gut gefallen, und ebenso, dass man einige Schicksale sehr genau kennenlernt, andere Protagonisten zwar stets da sind, aber dennoch eher Randfiguren bleiben.

Eine meiner Lieblingsfiguren (neben Hulda) war übrigens Bert, der Kioskbetreiber, das Faktotum vom Wittenbergplatz :o)

Eine Seele von Mensch mit einer Berliner Schnauze und ganz viel Herz, der alles im Blick hat - toll!

Die Sprecherin des Hörbuches, Anna Thalbach, hat einen ganz hervorragenden Job gemacht. Sie hat eine sehr prägnante Stimme, an die sich der ein oder andere Hörer evtl. kurz gewöhnen muß, dann aber wird man sie umso passender finden. Sie liest wirklich toll, lässt die Figuren lebendig werden und berlinert auch sehr gekonnt!



Mein Fazit:

Mir hat das Hörbuch wirklich tolle Lesestunden bereitet und ich freue mich schon sehr auf die Fortsetzung! :o)

Bewertung vom 12.08.2020
Nadelfein
Lang, Laura

Nadelfein


sehr gut

"Nadelfein" - Ein spannender Krimi mit übersinnlichem Touch

„Nadelfein“ von Laura Lang ist im Februar 2020 als Taschenbuch mit 308 Seiten bei Books on Demand erschienen.

Es handelt sich um den zweiten Band einer Reihe, der jedoch unabhängig von Teil 1 gelesen werden kann, ohne dass dem Leser wichtige Basisinformationen fehlen.



Zum Inhalt:

DJ Vic stirbt während der Besichtigung einer Location, einem Sägewerk, wo sein nächstes Event stattfinden soll. Man findet ihn tot am Fuß einer Treppe, vollgedröhnt mit Heroin.

Die Polizei geht zunächst von einem Selbstmord aus, aber dann erscheint der Geist von Vic bei Sunny Meyer und teilt ihr mit, dass er getötet wurde. Denn man kann nicht ganz gehen, wenn man ermordet wird und das niemandem auffällt.

Also soll Sunny helfen.

Zusammen mit ihrem Freund Leo Palm beginnt Sunny zu ermitteln und schnell stellt sich heraus, dass jeder aus dem ehemalige Freundeskreis des Verstorbenen es gewesen sein könnte.

Und es bleibt nicht bei einer Leiche…


Meine Meinung:

Nadelfein ist ein Krimi mit übersinnlichem Touch, da die Hauptprotagonistin Sunny mit Verstorbenen kommunizieren kann.

Das Ermittlerduo Sunny und Leo ist alles Andere als 0815 und der Leser lernt die beiden auch privat sehr gut kennen.

Sie sind ein sehr sympathisches Paar, das sich noch nicht allzu lange kennt. Dadurch kommt es später noch zu diversen Verwicklungen…

Derzeit leben die zwei bei einem Polizisten, Anton, der sich in diesem Fall als ausgesprochen hilfreich erweist.

Laura Lang schreibt angenehm und flüssig, die Spannung wird kontinuierlich aufgebaut. Die einzelnen Kapitel sind relativ kurz und übersichtlich, das hat mir sehr gut gefallen.

Da die Protagonisten fast durchgängig in irgendeiner Form Dreck am Stecken haben, ergeben sich immer wieder neue Ermittlungsansätze und überraschende Wendungen.


Mein Fazit:

Das Buch ist äußerst fesselnd, spannend bis zum Schluss und das Lesen macht richtig Spaß.

Bewertung vom 04.08.2020
Firewall
Lange, Erin Jade

Firewall


ausgezeichnet

Firewall – wenn Gerechtigkeit zu Rache wird. Jugendroman über Mobbing

„Firewall“ von Erin Jade Lange ist im Januar 2020 als hochwertiges Taschenbuch mit 352 Seiten beim Magellan – Verlag erschienen.

Ein Jahr, nachdem sich Jordan Springer in der Schulcafeteria selbst angezündet hat, weil er das Mobbing in den sozialen Medien nicht mehr ausgehalten hat, gibt es eine Gedenkfeier für ihn. Hier wird Eli von Seth und Mouse auf sehr interessante Art und Weise kontaktiert, die ihn als Dritten im Bunde der Computernerds haben wollen, um erfolgreich an einem Wettbewerb teilzunehmen. In diesem Rahmen soll eine Gedenkseite für Jordan Springer erstellt werden, um seiner zu gedenken.

Eli ist neugierig und geht zum Treffpunkt, und dann hängt er auch schon in der Geschichte mit drin: die Jungen wollen mit der Webseite Gerechtigkeit für Jordan, aber bald schon entwickelt die Seite eine enorme Eigendynamik und das Ganze wird zu Rache.

Eli plagen heftige Selbstzweifel, noch dazu ist das Treiben der 3 nicht ungefährlich, denn seit Jordans Selbstmord gibt es an der Schule eine Cyber-Stasi, die sämtliche Aktivitäten überwacht.

Mit Eli hat Erin Jade Lange einen sehr sympathischen, durch und durch menschlichen Hauptprotagonisten geschaffen, der sehr authentisch herüberkommt. In seinem ganzen Wesen ist er etwas naiv, was vermutlich seinem Alter geschuldet ist. Dadurch, dass er die Aktion mit Seth und Mouse macht und das geheim bleiben muss, vernachlässigt er seinen besten (und einzigen) Freund Zach total, was ihm ein unheimlich schlechtes Gewissen macht. Außerdem hat er so seine Probleme mit Misty, der neuen Freundin seines Vaters und er schwärmt für Isabel, eine Mitschülerin.

Der Schreibstil gefällt mir sehr gut, der Einstieg ist sehr krass und insgesamt kommt der Plot detailliert und anschaulich daher.

Leider fehlt stellenweise ein bisschen Spannung und das Ende wirkt nicht 100% glaubwürdig, darum von mir „nur“ 4 Sterne.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.08.2020
After the Fire - Ausgezeichnet mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis 2021
Hill, Will

After the Fire - Ausgezeichnet mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis 2021


ausgezeichnet

Erschreckender Plot über das Aufwachsen in einer Sekte - und das Aufwachen!

"After The Fire" von Will Hill ist im Juli 2020 als Taschenbuch mit 480 Seiten bei dtv erschienen.

Die 17-jährige Moonbeam liegt schwerverletzt im Krankenhaus, nachdem sie eine Brandkatastrophe bei der Gotteslegion knapp überlebt hat.

Die Gotteslegion, das ist die Sekte, in der Moonbeam aufgewachsen ist. Das Leitmotto hier lautet: "Der Herr ist freundlich". In der Wüste, abgeschottet von der Außenwelt, leben die Gläubigen, allen voran Oberhaupt Father John, der ein strenges und unerbittlichhes Regiment führt und harte Strafen verhängt, wenn man sich ihm widersetzt.

Aber es ist nicht alles so, wie es zu sein scheint, und schon vor dem großen Feuer, als ihre Mutter aus der Gemeinschaft ausgestoßen wurde, kamen Moonbeam einige Zweifel und es gingen merkwürdige Dinge vor...

Will Hills Schreibstil ist sehr eindringlich. Die Glaubensgemeinschaft, deren Hintergründe und die Geschehnisse werden absolut glaubwürdig und authentisch geschildert und das hat mich von Anfang an gefesselt.

Die Protagonistin Moonbeam und ihre Gefühls- und Gedankenwelt lernt der Leser sehr intensiv kennen, und zwar im DAVOR und DANACH, so die beiden Handlungsstränge.

Moonbeam ist ein sehr sensibles und aufgeschlossenens Mädchen, und sie hatte bereits vor der Katastrophe gewisse Zweifel im Hinblick auf die Gotteslegionäre , die an ihr nagten, und im Danach hinterfragt sie die Geschehnisse, gewinnt nach und nach eine eigene Sicht auf die Welt und macht eine starke persönliche Entwicklung durch.

Und obwohl das natürlich sehr schwierig ist und ihr ganzes Leben und Glauben auf den Kopf stellt, hat sie doch einen tollen Humor und ist absolut offensiv eingestellt.

Das Leben in der Sekte, die falsche Propaganda, den Fanatismus der "Chefetage" und die Unterdrückung der eigenen Entwicklung und Meinungsbildung hat der Autor wirklich grandios geschildert!

Es ist erschreckend, was man Menschen suggerieren kann, wenn es nur oft und penetrant genug wiederholt und überzeugend herübergebracht wird...

Die Lektüre hat mich stark beschäftigt, zum Nachdenken auch über eigene Motive und Ziel angeregt und vor allem erschreckt und aufgewühlt!

EIn wirklich wichtiges und lesenswertes Buch!

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 31.07.2020
Ich will dein Leben
Jennings, Amanda

Ich will dein Leben


sehr gut

Wenn Perfektion zu Obsession wird und Leben zerstört...

"Ich will dein Leben" von Amanda Jennings ist im Juli 2020 als Taschenbuch mit 448 Seiten bei Lübbe erschienen.
Es ist als Thriller deklariert, und der Titel weckt evtl. falsche Erwartungen.
Meiner Meinung nach handelt es sich nicht um einen klassischen Thriller, sondern um einen äußerst spannenden Roman.
Der englische Original-Titel "The Cliff House" wäre in direkter Übersetzung ins Deutsche wohl zutreffender gewesen.

Das Buch spielt in Cornwall und wechselt zwischen den Zeiten "1986" und "Heute".
Hauptprotagonistin ist Tamsyn, eine 16-jährige aus eher einfachen Verhältnissen, die vor einigen Jahren ihren Vater verlor und sehr stark mit dem Verlust zu kämpfen hat.
So auch ihre Familie, die Mutter Angela, der Bruder Jago und auch der Großvater, jeder auf seine eigene Weise.

Die letzte gemeinsame Unternehmung mit ihrem Vater war das Schwimmen im Pool der Villa auf den Klippen - verbotenerweise.
So zieht es Tamsyn häufig zur Villa, und sie beobachtet die Davenports, eine Familie aus London, die aus London kommt und in der Villa ihre Wochenenden verbringt.

Die Davenports, das sind Vater Max, ein bekannter Schriftsteller, Mutter Eleanor, eine mondäne Dame mit Alkoholproblem sowie Tochter Edie, ein Teenager in Tamsyns Alter.

Die Mädchen lernen sich kennen, denn Edie erwischt Tamsyn beim heimlichen Besuch in der Villa... Die Mädchen verbringen mehr und mehr Zeit miteinander, und Tamsyn kann sich nun in der Villa aufhalten und gehört bald fast zur Familie. Die Freundschaft ist problematisch, denn die beiden Teenager kommen aus vollkommen verschiedenen Verhältnissen und Edie ist in ihrer Entwicklung wesentlich weiter als Tamsyn, die so dringend Anerkennung sucht...
Angela putzt in der Villa und auch Jago erledigt dort einige Arbeiten, und so geraten sie alle gemeinsam in einen verhängnisvollen Strudel, der schließlich zur Katastrophe führt...

Tamsyn ist regelrecht besessen von dem Haus und seinen Bewohnern und ihre Gedanken und Handlungen kreisen um nichts anderes, außer noch um den verstorbenen Vater, der bei einer Rettungsaktion im Meer ertrank.
Ihre Mutter Angela ist einsam und leidet ebenfalls sehr unter dem Verlust des Ehemannes, und auch Jago hat damit eine Menge Probleme und hat seinen Platz im Leben noch nicht so recht gefunden.
Leider findet innerhalb der Familie keine wirkliche Kommunikation statt, alles bleibt oberflächlich und Probleme macht jeder mit sich selbst aus...

Die Autorin hat die einzelnen Kapitel aus der Perspektive jeweils eines Charakters erzählt, die meisten aus der Sicht von Tamsyn, aber ebenfalls gibt es welche von Edie, Angela und Jago, so dass der Leser die Geschehnisse aus unterschiedlichen Blickwinkeln erfährt.
Das finde ich sehr gut gemacht, es ist abwechslungsreich und man will unbedingt weiterlesen, weil die Kapitel häufig mit kleinen Cliffhangern enden...

Amanda Jennings´ Schreibstil ist leicht und flüssig lesbar, man ist schnell im Thema und erfährt viel über die einzelnen Personen, trotzdem bleibt es teils geheimnisvoll, teils vage.
So war es mir in diesem Buch nicht möglich, zu einem Protagonisten besondere Sympathien oder Antipathien zu entwickeln, sie bleiben trotz allem gewissermassen auf Distanz.

Die Handlung geht relativ gemächlich voran, aber die Grundstimmung ist unterschwellig bedrohlich und es brodelt permanent unter der Oberfläche.
Dadurch wird eine Spannung aufgebaut, die sich kontinuierlich steigert und den Leser auf einen Ausbruch warten lässt.

Es gibt schließlich einen fesselnden Showdown, dessen Inhalt überrascht und für sämtliche Beteiligten weitreichende Konsequenzen hat...

Bewertung vom 30.07.2020
City of Girls
Gilbert, Elizabeth

City of Girls


weniger gut

Oberflächliche Hauptprotagonistin im New York der 40er Jahre - enttäuschend

Bewertet mit 2,5 Sternen.

"City of Girls" von Elisabeth Gilbert ist im Mai 2020 als Taschenbuch mit 496 Seiten beim Verlag S. Fischer erschienen.

Es handelt sich hier das neue Werk der Autorin von "Eat Pray Love", entsprechend hoch waren wohl auch die Erwartungen.

Das Cover finde ich großartig, es strahlt pure Lebensfreude aus, Wagemut und Sorglosigkeit.

Der Klappentext klang für mich vielversprechend, so, als könne der Leser den Spaß am Leben und die Risikobereitschaft, die Vivian an den Tag legt, direkt miterleben. Sprühende Lebensfreude, eine Huldigung an das glamouröse New York der 40er Jahre, das hatte ich hier erwartet.

Ich hätte auf meine innere Stimme hören sollen, die mich immer warnt, wenn ein Werk von den Medien so himmelhochjauchzend gelobt wird - das gefällt mir dann selten, dafür bin ich wohl nicht intellektuell genug ;)

Die Protagonistin Vivian schreibt hier einen Brief an Angela, von der wir später erfahren, wer sie überhaupt ist. Sie erzählt von ihrem Leben, wie sie vom Land fort- und zu ihrer Tante Peg nach New York geschickt wurde, die dort ein Theater mit Revuegirls und drittklassigen Shows betrieb.

Von all dem, was sie in New York erlebte. Und wie es weiterging.

Dabei geht es erstmal vorrangig um Glanz und Glamour, das Leben hinter den Kulissen, und vor allem um ihr ausschweifendes Sexleben. Für mich persönlich war der Erzählstil eher unpassend für eine solch alte Dame...

Vivian ist so oberflächlich, teils naiv, teils sorglos und man weiß gar nicht, was sie eigentlich will. Sucht sie Anerkennung oder will sie bloß ihren Spaß haben?

Die Welt des Theaters ist an sich aufregend und dass Vivian ihr Nähtalent und ihre Kreativität in die Truppe einbringt und aus abgelegten Sachen aussergewöhnliche Kostüme zaubert, finde ich klasse.

Aber das Ganze ist so sehr überlagert von Glamour, Sex und falscher Freundschaft, dass ich ein sehr ambivalentes Lesevergnügen hatte und ausgesprochen froh war, als ich am Ende angelangt war .

In meinen Augen leider ein Werk, dass man nicht gelesen haben muss...

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.07.2020
Zappeduschder
Lochmüller, Jacqueline

Zappeduschder


ausgezeichnet

Zappeduschder - spannender Krimi mit Lokalkolorit und Action!

"Zappeduschder" von Jacqueline Lochmüller ist im Juni 2020 als Taschenbuch mit 256 Seiten beim Emons Verlag erschienen.

In einem Tanzlokal in Baureuth wurde ein Mann mitten auf der gut gefüllten Tanzfläche ein Mann ermordet - kaltblütig erstochen mit einem vergifteten Brieföffner!

Kommissarin Kristina Herbich und ihr Kollege Konrad Breuer sollen den Fall aufklären. Die beiden sind ein sehr engangiertes, gutes, wenngleich auch völlig gegensätzliches Team. Allerdings stehen sie sich nicht sonderlich nahe, da sie einander siezen und insgesamt eher distanziert miteinander umgehen. Aber sie arbeiten noch nicht allzu lange zusammen, und der Start war auch nicht der Beste...

Kristina verliebt sich unterdessen und da Breuer mit dem Mordfall allein zurechtzukommen scheint, tritt sie ihren Urlaub an und fährt direkt zu ihrem neuen Freund Philipp, der im Saarland lebt.

Auf dem Weg dorthin hat sie ein Erlebnis mit einer Tramperin, die sie unfreiwillig ein Stück mitnimmt - kurze Zeit später wird das Mädchen tot aufgefunden, und es gibt weitere Vermisste, die zu einem Mann in eine nagelneue schwarze Limousine gestiegen sein sollen...

Jaqueline Lohmüller schreibt spannend und kurzweilig, der Krimi enthält sympathische Protagonisten, kreative und schlüssige Ideen sowie jede Menge Lokalkolorit und einige dialektische Einlagen. Die Spannung wird permanent aufgebaut und zum Ende hin gibt es einen actionreichen Showdown und überraschende Wendungen.

Ein besonderes Highlight für mich waren hier noch Kristinas Onkel Johan, der ihr sehr nahe steht und sich um ihr Wohlergehen sorgt und vor allem sein Dackel Arno :)

Ein toller Krimi für abwechslungsreiche, spannende Lesestunden!