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Silke Schröder, hallo-buch.de
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Hannover
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Ich liebe Geschichten und schreibe gerne und viele Rezensionen über die gelesene und gehörten Hörbücher und Bücher. Besucht auch mal meine Website hallo-buch.de

Bewertungen

Insgesamt 2009 Bewertungen
Bewertung vom 13.12.2022
Erdschwarz / Eira Sjödin Bd.2
Alsterdal, Tove

Erdschwarz / Eira Sjödin Bd.2


ausgezeichnet

Auch im zweiten Band “Erdschwarz” der Schwedin Tove Alsterdal steht wieder die Polizistin Eira Sjödin im Mittelpunkt. Frei nach dem Motto “schneller ist effektiver” ermittelt sie zusammen mit einem Team im Fall des ermordeten Schauspielers. Die Gemengelage ist undurchsichtig und erst sehr spät gibt die Autorin ihrer Heldin die Chance, sich richtig zu beweisen. Bis es soweit ist, erfahren wir wieder viel über ihr Privatleben: Über ihre demenzkranke Mutter, die der Grund für ihre Versetzung aus Stockholm in die Provinz war und die jetzt in ein Heim zieht, über ihren Bruder Magnus, der noch immer unschuldig im Knast sitzt und schließlich über ihr Liebesleben, das aktuell nicht gerade stetig ist. Tove Alsterdal setzt in "Erdschwarz" erneut auf die ruhigen Töne, aber nichtsdestotrotz bleibt der Fall auch ohne Action spannend bis zum Schluss.

Bewertung vom 25.11.2022
Unsre verschwundenen Herzen
Ng, Celeste

Unsre verschwundenen Herzen


ausgezeichnet

Ihren neuen Roman “Unsre verschwundenen Herzen” siedelt Celeste Ng in einer nahen Zukunft an, in der die USA nach einer schweren Wirtschaftskrise mit harter Hand regiert werden. Da China als Sündenbock für die Krise auserkoren wurde, ist alles Asiatische im Land plötzlich streng verpönt. Unter der neuen “America First”-Politik – die Regierung Trump lässt grüßen – wurde das Gesetz PACT (Preserving American Culture and Tradition) verabschiedet, wonach Bücher und Filme von asiatischen Autoren verboten sind und angebliche China-Freunde reihenweise denunziert werden. Sogar Menschen werden ermordet, ohne dass dies Konsequenzen hat. Im Mittelpunkt der Story steht der 12-jährige Bird. Sehr einfühlsam erzählt die Autorin von dessen Suche nach seiner Mutter und der eigenen Identität. Und auf bedrückende Weise macht Celeste Ng deutlich, wie schnell autoritäre Verhältnisse auch in Demokratien heranwachsen können. So ist die Dystopie “Unsre verschwundenen Herzen” eine Mahnung, aber gleichzeitig auch ein Appell an die Kraft, die im Glauben an die Liebe und die Macht der Literatur liegt. Wunderbar gelesen von Britta Steffenhagen.

Bewertung vom 16.11.2022
Todesspiel. Die Nordseite des Herzens (MP3-Download)
Redondo, Dolores

Todesspiel. Die Nordseite des Herzens (MP3-Download)


ausgezeichnet

In Dolores Relondos Thriller “Todesspiel. Die Nordseite des Herzens” steht, wie schon in “Das Echo dunkler Tage”, die eigenwillige Ermittlerin Amaia Salazar im Mittelpunkt, die mit ihrem feinen Gespür mehr wahrnehmen kann, als andere. Und das funktioniert gleich auf mehreren Ebenen großartig. Vordergründig jagt sie zusammen mit einem Team des FBI einen eiskalten, fanatischen Serienmörder. Zwischendurch switcht die Autorin aber immer wieder in Amaias Vergangenheit, die unter schwierigen Umständen in einem kleinen baskischen Dorf aufwuchs und auf der Flucht vor ihrer gewalttätigen Mutter bei ihrer Tante Unterschlupf suchen musste. Und schließlich berichtet Redondo von den verheerenden Auswirkungen, die der Hurricane Kathrina 2005 im Großraum von New Orleans hatte. Diese unterschiedlichen Stränge würzt sie noch ein wenig mit Mythen und Aberglauben der lokalen Bevölkerung – und fertig ist ein komplexer, ungewöhnlicher und düsterer Pageturner. Wer auf Gänsehaut und ein wenig Mystik steht, ist bei “Todesspiel. Die Nordseite des Herzens” perfekt aufgehoben. Eindringlich gelesen von Carolina Vera.

Bewertung vom 16.11.2022
Heat 2
Mann, Michael;Gardiner, Meg;Gardiner/Mann, Meg/Michael

Heat 2


ausgezeichnet

“Heat 2” ist einer jener klassischen Macho-Action-Thriller, die einen trotz ausgiebiger Testosteron-Duschen sofort gefangen nehmen und erst nach der letzten Seite wieder ausspucken. Michael Mann, der schon 1995 als Regisseur des erfolgreichen Films “Heat” mit Robert de Niro und Al Pacino bekannt wurde, und die renommierte Thriller-Autorin Meg Gardiner schicken uns auf eine weitere fesselnde Jagd, denn “Heat 2” beginnt genau einen Tag nach dem Ende des Films “Heat”. In Rückblenden erzählen sie “Heat”-Story auf knappe, fesselnde Weise, so dass der Roman auch ohne cineastische Vorkenntnisse funktioniert. Die aufregende Fortsetzung knüpft hieran nahtlos an. Im Mittelpunkt stehen wieder der Ermittler Vincent Hanna sowie Chris Shiherlis, der einzige Überlebende einer Gangsterbande. In prägnanten kurzen Sätzen wird deren beider Geschichte weiter erzählt, während wir immer mehr in den nervenaufreibenden Sog der Story hineingezogen werden. So ist “Heat 2" ein fesselnder, manchmal recht brutaler Pageturner, der wie ein Actionfilm funktioniert – temporeich und mit gewaltigen Bildern im Kopf.

Bewertung vom 16.11.2022
Feldpost
Borrmann, Mechtild

Feldpost


ausgezeichnet

Mechtild Borrmann hat schon in ihren vorangegangenen Büchern, wie “Trümmerkind”, “Der Geiger” oder “Die andere Hälfte der Hoffnung” gezeigt, wie gut sie Zeitgeschichtliches in die Gegenwart retten und mit subtiler Spannung in einen echten Krimi verwandeln kann. Mit “Feldpost” gelingt es dies erneut. In ihrer emotionalen Story switcht sie stetig zwischen Vergangenheit und Jetztzeit sowie zwischen ihren verschiedenen Protagonist*Innen hin und her. Fast beiläufig zeigt sie, wie brutal das Nazi-Regime auf alles reagierte, was ihm nicht passte. Dabei greift sie Themen wie Hetero- oder Homosexualität, Flucht oder Standhalten, Mut oder klamme Feigheit auf. Sehr spannend ist es, dass die Autorin die Ereignisse im hessischen Kassel spielen lässt, einer mittelgroßen, im Krieg fast vollständig zerstörten Stadt – hier waren große Rüstungsbetriebe wie die Fieseler Werke ansässig, die Jagdbomber bauten und den Marschflugkörper V1 entwickelten. So ist “Feldpost” eine sehr berührende Geschichte über die Schicksale von Menschen, die dem Nationalsozialismus trotzten.

Bewertung vom 16.11.2022
Die leuchtende Republik
Barba, Andrés

Die leuchtende Republik


ausgezeichnet

“Die leuchtende Republik” von Andrés Barba erzählt von obdachlosen Kindern im Überlebenskampf und von der Grausamkeit der Erwachsenen. Der Autor ließ sich von dem Dokumentarfilm „The Children of Leningradsky“ inspirieren, der das harte Leben von Straßenkindern in einer Moskauer U-Bahn-Station schildert. In dem atmosphärisch dicht erzählten Roman berichtet ein städtischer Angestellter als Ich-Erzähler über die bizarren Ereignisse in seiner Heimatstadt und beschreibt dabei die Ängste und Verunsicherung der Menschen gegenüber den anarchischen Kindern, die die herrschende Ordnung auf den Kopf stellen, fremd wirken und sich mehr als nur eigensinnig verhalten. Selbst gutmeinende Erwachsene sehen sie bald als Feinde, die man entschieden bekämpfen muss. Dabei vergessen sie, dass auch diese Kinder eben Kinder sind. Andrés Barba versteht sich als philosophischer Autor, der zu Beginn seiner Romane immer eine grundlegende Frage stellt, der er im Folgenden nachgeht. In diesem Fall geht es nicht nur um das Thema der Mündigkeit und der Rechtfertigung von Strafe und Gewalt, sondern auch um die von dem Philosophen Jürgen Habermas begründete Konsenstheorie der Wahrheit. Sie zeigt uns, wie das, was wir als Wahrheit begreifen, erst durch einen Konsens in der Betrachtung zur allgemein akzeptierten Anschauung wird. So gelingt Andrés Barba mit “Die leuchtende Republik” ein großartiger philisophischer Roman, der viel über unsere Gesellschaft und unseren Umgang mit dem Fremden verrät.

Bewertung vom 02.11.2022
Totenwinter / Edith - Eine Frau geht ihren Weg Bd.2
Hofmann, Sabine

Totenwinter / Edith - Eine Frau geht ihren Weg Bd.2


ausgezeichnet

Sabine Hofmann schildert in ihrem zweiten historischen Krimi mit der toughen Edith Marheineke sehr eindringlich das Leben im Ruhrgebiet des westdeutschen Nachkriegsdeutschlands. Authentisch beschreibt sie neben den spannenden Ermittlungen die harten Jahre kurz nach dem Krieg, als die große Mehrheit der Leute um Wärme und Essen, Arbeit und Wohnung kämpfen musste. Dabei vergisst sie auch nicht, die äußerst komplizierten politischen Verhältnisse zu erwähnen, sei es untergetauchte SS-Leute und ehemalige KZ-Häftlinge, skrupellose Korruption und überlebensnotwendiger Kohlenklau. So ist Sabine Hoffmanns “Totenwinter” ein packend erzählter Nachkriegskrimi aus der gerade erst entstehenden BRD.

Bewertung vom 02.11.2022
Schwarzes Wasser
Tremayne, S. K.

Schwarzes Wasser


ausgezeichnet

Mit “Schwarzes Wasser” gelingt dem englischen Autor Sean Thomas, der unter dem Pseudonym S.K. Tremayne schreibt, wieder einmal ein vorzüglicher mysteriöser Psychothriller. Zwar wirkt die Geschichte um die PR-Managerin Hannah ein wenig konstruiert, doch S.K. Tremayne schafft es, die dunkel-dräuende Atmosphäre bis fast zur letzten Seite aufrechtzuerhalten. Dabei wechselt er immer wieder die Perspektive zwischen Hannah und Kat sowie zwischen Gegenwart und Vergangenheit, bis die ganze Wahrheit Stück für Stück entblättert ist. So ist “Schwarzes Wasser” ein ungemein spannender Psychothriller, der nicht auf blutrünstige Action setzt, sondern auf feinen und intensiven Nervenkitzel – typisch Tremayne eben.

Bewertung vom 27.10.2022
Gequält / Rachejagd Bd.1
Stevens, Nica;Suchanek, Andreas

Gequält / Rachejagd Bd.1


gut

“Rachejagd - Gequält” ist der erste Teil der Rachejagd-Trilogie von dem deutschen Autorenpärchen Andreas Suchanek und Nica Stevens. Angesiedelt in Chicago, dreht sich die rasante Story um die Journalistin Anna Jones, die von einem alptraumhaften Erlebnis eingeholt wird. In hohem Tempo jagt sie zusammen mit dem FBI-Ermittler Nick Coleman, der Profilerin Lynette McKenzie und dem IT-Spezialisten Zane Newton von Ereignis zu Ereignis. Immer wieder werden falsche Fährten gelegt und überraschende Wendungen eingebaut. Darüber geraten manche Episoden zwar etwas oberflächlich, aber dennoch ist “Rachejagd” ein solide geschriebener, spannender Thriller, der wohl proportioniert die Spannung bis zum Ende aufrecht hält – und mit einem guten Cliffhanger endet. Das macht Lust auf mehr.

Bewertung vom 27.10.2022
Der Passagier
McCarthy, Cormac

Der Passagier


sehr gut

er 89-jährige US-Autor Cormac McCarthy hat noch einmal zwei Romane geschrieben. Erst “Der Passagier" und folgend “Stella Maris”. In “Der Passagier" beschäftigt er sich mit dem an Tiefenangst leidenden Bergungstaucher Bobby Western, der, vom Geheimdienst verfolgt, quer durch die USA flieht und dabei der Vergangenheit doch nicht entkommt. So kreisen seine Gedanken um seinen Vater, der beim Bau der Atombombe mitgewirkt hat, und um seine geliebte Schwester. Es geht um die Frage, ob es im psychischen Erleben so etwas wie Erbsünden und die zugehörige Sühne gibt, aber auch um Quantenphysik, die Rolle der Philosophie in der Mathematik und die Theorien vom Ursprung der Intelligenz und des Bewusstseins. Immer wieder oszilliert die Geschichte zwischen packenden Thriller-Passagen und mitunter ausschweifenden metaphysischen Monologen und Gesprächen. “Der Passagier” ist ein Roman über Wissenschaft und Moral, über die Auseinandersetzung mit unangenehmen Erblasten und das, was die menschliche Psyche am Ende ausmacht. Sehr ruhig und eindringlich gesprochen von dem Schauspieler Christian Brückner.