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Benutzername: 
Sabine
Wohnort: 
Köln
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https://buchmomente.blogspot.com
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 404 Bewertungen
Bewertung vom 21.04.2014
Die Nacht des Kranichs
Ness, Patrick

Die Nacht des Kranichs


sehr gut

Eine interessante Geschichte, die einiges bietet und mir wirklich gut gefallen hat! Wie man das Buch jedoch am besten umschreibt, ist gar nicht so einfach – es gibt interessante und liebenswerte Charaktere, eine Geschichte in einer Geschichte, wunderbare Themen und immer wieder magische Momente. Das ganze verpackt in einen wunderbaren Schreibstil, der zeigt, dass der Autor weiß, mit Worten umzugehen und der mich eingesogen hat in die Welt von George, Amanda und Kumiko.
Die Figuren werden nacheinander eingeführt und zunächst weiß man nicht recht, was sie eigentlich verbindet. Es sind die verschiedensten Beziehungen, die hier im Buch auftauchen und nach und nach entwirren sich diese und man weiß, wer zu wem wie steht. Dabei sind die Charaktere alle wunderbar gestaltet. Der Protagonist George ist mir von Anfang an sehr sympathisch, auch wenn er zunächst ein wenig tollpatschig erscheint, wie er so ahnungslos und ohne rechtes Ziel durchs Leben geht. Das ändert sich jedoch schlagartig, als Kumiko, eine unbekannte Schöne, in sein Leben tritt und die beiden eine fast schon magische Beziehung beginnen. Kumiko umgibt viele Geheimnisse, die auch im Laufe der Geschichte nicht wirklich geklärt werden. Manchmal ist sie weise und klug, manchmal aber auch hart und verletzend, immer aber ein wenig unnahbar und geheimnisvoll. George und Kumiko verbindet eine tiefgehende Zuneigung, zudem besitzen beide eine künstlerische Ader, die in dem Roman eine wichtige Rolle spielt. Gemeinsam schaffen sie Kunst, ergreifend und berührend, Bilder aus Federn und Papierschnitten, die in Zusammenschau eine Geschichte erzählen, letztlich sogar die Geschichte von Kumiko und George.
„Die Nacht des Kranichs“ ist sicherlich kein spannendes oder gar action-reiches Buch, eher eine ruhige und melancholische Geschichte über die Menschen und ihre Beziehungen, ein Buch, das die emotionalen Seiten des Lesers anspricht. Mich hat es sehr berührt und am Ende zunächst traurig zurückgelassen. Doch es ist auch ein Buch, das zum Nachdenken anregt und so letztlich doch noch ein gutes, warmes Gefühl bei mir erzeugen konnte.

Mein Fazit
Mir hat dieses ruhige und sehr berührende Buch gut gefallen. Nicht nur der außergewöhnliche Schreibstil, der dennoch gut lesbar bleibt, sondern die liebenswerten Charaktere mit ihren verschiedenen Beziehungen und der außergewöhnlichen Kunst, die sie schaffen, haben mich in den Bann gezogen und das Buch zu einer etwas anderen Lektüre werden lassen. Ein Märchen für Erwachsene, dem ich gerne 4 Sterne vergebe.

Bewertung vom 17.04.2014
Triumph des Himmels
Schacht, Andrea

Triumph des Himmels


sehr gut

Dieses Buch hat mir viele schöne Lesestunden geschenkt und mich wunderbar unterhalten!
Schon allein die Gestaltung hat mich sehr angesprochen – nicht nur das Cover, das zwar schlicht und in gedeckten Farben gehalten ist, auch die im Innenteil abgedruckte Karte des Rallyeverlaufs (sehr hilfreich!) und die einzelnen Zitate vor jedem Kapitel, die aus Schlagern oder Soldatenliedern der 20er Jahre stammen. Vor allem aber die Illustrationen vor den jeweiligen Rallye-Etappen fand ich sehr schön.
Das Buch liest sich sehr flüssig, zum einen durch die angenehme Kapitellänge, aber auch durch den zwar einfachen, aber sehr gut lesbaren Schreibstil der Autorin. Sie hat es mit ihren Schilderungen geschafft, das Lebensgefühl dieser Epoche weiterzugeben, eine Lebenslust verbunden mit einer Leichtigkeit, die ich in diesen doch schwierigen Zeiten so gar nicht vermutet hätte. Die Menschen haben sich nicht unterkriegen lassen und versucht, das Beste aus dem Leben zu machen. Und genau diese positive Einstellung zum Leben habe ich auf jeder Seite gespürt, und ich habe mich sehr wohl gefühlt in der Geschichte.
Auto-Rallyes gehörten zum Leben dazu und diese hier zwischen Paris und Berlin hat einfach nur Spaß gemacht. Man lernt unterwegs die verschiedenen Teilnehmer der Rallye näher kennen – und verschieden sind sie wirklich. Sehr unterschiedliche Charaktere aus verschiedenen Landen, geprägt durch ihre eigenen Geschichten, mit Hintergründen, warum sie sind, wie sie sind und wie sie mit den anderen Teilnehmern in Verbindung stehen. Denn irgendwie scheint jeder mit jedem schon einmal Kontakt gehabt zu haben. Dabei sind die Charaktere wirklich wie aus dem Leben geschrieben, vielleicht manche ein wenig klischeehaft, dennoch liebenswert und glaubwürdig. Um nicht den Überblick über die ganzen Teilnehmer der Rallye zu verlieren, gibt es im Anhang noch eine Personenliste, die zumindest am Anfang sehr hilfreich war – nachher kannte ich ja die Menschen und musste nicht mehr nachschauen, wer eigentlich zu wem gehörte.
Auf der Rallye selbst geht es nicht gerade zimperlich zu: die Beschreibungen der Landschaften und der Fahrweise mit den verschiedenen Wagen ist interessant zu verfolgen, spannend ist natürlich auch, wer zunächst die Etappen der Rallye und nachher die Gesamtwertung gewinnt. Doch es gibt auch einen Saboteur, der die Reifen der Autos manipuliert und damit versucht, die Teilnehmer auszuschalten – und dabei nimmt er keine Rücksicht auf Verluste. Natürlich kann der im Laufe der Geschichte gestellt werden, doch zunächst weiß man auch als Leser nicht, wer eigentlich der Bösewicht ist, so dass ich mit gerätselt habe, wer etwas von diesem Anschlägen habe könnte.
Einen kleinen Kritikpunkt habe ich jedoch bei diesem Buch: einzelne Kapitel sind aus ihrer Sicht von Emmalou, der „rasenden Reporterin aus der Luft“, geschrieben, die als Ich-Erzählerin auftritt, in anderen Kapiteln spricht der Saboteur, dann wiederum wechselt die Sichtweise und ein allwissender Erzähler berichtet von den Ereignissen der Rallye – das hat mich ein wenig gestört und anfangs auch verwirrt, hier wäre mir eine einheitliche Sichtweise lieber gewesen. Dennoch hat mir das Buch gut gefallen und mir schöne Lesestunden geschenkt!

Mein Fazit
Eine schöne Geschichte aus den 20er Jahren mit einem interessanten Plot – angenehm zu lesen und einfach schön erzählt. Die Lebenslust und Lebendigkeit der Zeit konnte die Autorin wunderbar einfangen und hat mich damit wirklich sehr gut unterhalten!

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.04.2014
Und wenn es die Chance deines Lebens ist?
Vermalle, Caroline

Und wenn es die Chance deines Lebens ist?


sehr gut

Wieder eine Geschichte, die in Frankreich spielt und die ich auch als sehr französisch empfunden habe. Humorvoll und leichtfüßig kommt sie daher, obwohl sie doch auch eine wichtige Botschaft mit sich trägt.
Die Geschichte handelt von dem Anwalt Frédéric, dessen Leben durch eine ungewöhnliche Erbschaft zunächst aus den Fugen gerät, aber dann auch ganz neue Seiten bereithält. Der Roman liest sich sehr angenehm durch den einfach gehaltenen Schreibstil, direkt war ich in der Geschichte drin und habe mit Frédéric über die merkwürdige Schatzkarte und die Tickets gerätselt.
Frédéric ist mir zunächst nicht sonderlich sympathisch, doch im Laufe der Geschichte ändert er sich und seine Einstellung und wird von erfolgsorientierten Anwalt zum liebevollen Familienmenschen. Von Anfang an gemocht habe ich dafür Pétronille – die rechte Hand von Frédéric – eine junge Frau, die sich vom Leben gebeutelt fühlt, dennoch nicht aufgibt und letztlich lernt, ihre Chancen zu nutzen. Es tauchen noch andere, völlig unterschiedliche Charaktere auf, nicht jeder ist einfach nur gut oder böse, sondern vereint positive und schlechte Seiten – halt wie im richtigen Leben.
Ich fand die Geschichte sehr liebenswert und charmant und sie hat mir schöne Lesestunden bereitet. Ein Buch zum Wohlfühlen, auch wenn die Botschaft vielleicht ein bisschen plakativ daherkommt. Erwähnen möchte ich noch das schöne Cover, das ähnlich gestaltet wurde wie die ersten beiden Bücher und sich wunderbar im Bücherregal macht.

Mein Fazit
Ein warmherziger Roman für Zwischendurch mit liebenswerten Charakteren und einem einfachen, angenehm zu lesenden Schreibstil, eine schöne Geschichte, die mich hat abschalten und den Alltag vergessen lassen. Ich gebe dem Buch gerne 4 Sterne.

Bewertung vom 12.04.2014
Als der Sommer eine Farbe verlor
Heinitz, Maria R.

Als der Sommer eine Farbe verlor


gut

„Als der Sommer eine Farbe verlor“ ist ein eher ruhiges Buch, in dem es um Liebe und Verantwortung, aber auch Trauer und Verlust geht. Die Geschichte liest sich gut und angenehm, der Schreibstil ist flüssig, manchmal vielleicht ein wenig blumig. Die vielen Beschreibungen lassen mich manche Passagen jedoch als langatmig empfinden, das ganze wird für mich noch dadurch verstärkt, dass nur wenig passiert und in großen Teilen die Geschichte so vor sich her plätschert.
Dabei war der Einstieg wirklich vielversprechend – Bénédicte findet ihrer Mutter nach dem vergeblichen Suizidversuch – doch der Vater hat sich entschlossen, die Krankheit der Mutter nicht zum Thema für die Kinder zu machen, so dass im Weiteren nur wenig über die Mutter gesprochen wird. Es geht vor allem um die Schwierigkeiten der beiden Geschwister in der neuen Umgebung, sie gewöhnen sich nur langsam ein und finden nur zögerlich neue Freunde. Natürlich fragen die beiden immer mal wieder nach der Mutter und natürlich vermissen sie sie auch, doch der Vater geht kaum auf die Fragen ein. So habe ich leider die Beschreibungen der Kindheit mit den Erlebnissen und Geschehnissen zwar als nett zu lesen empfunden, hätte mir aber einen anderen Schwerpunkt der ganzen Geschichte gewünscht.
Die Charaktere sind alle gut gezeichnet, besonders gefallen haben mir aber zwei Nebencharaktere, nämlich Susi und Philo. Sie beide sind außergewöhnlich und wirklich ans Herz gewachsen. Susi ist die beste Freundin Bénédictes und hat eine erfrischende Neugierde allem gegenüber – egal ob Mensch, Tier oder auch Situationen – damit sieht sie die Welt oft aus anderer Sicht und hat auch mir damit die Augen geöffnet. Philo ist auch ein Freund Bénédictes, vor allem aber auch durch seinen Zwergfuchs zum Außenseiter der Gesellschaft gemacht worden. Doch er selbst sieht sich nicht so, sondern hat sich auf eine für mich bewundernde Weise mit seiner Situation arrangiert und genießt in seinem Rahmen das Leben. Toll!
Mich hat das Buch aber auch zum Nachdenken angeregt und vor allem darin bestärkt, Kindern gegenüber die Wahrheit zu erzählen und auch bei Krankheiten offen und ehrlich zu sein – egal, ob die Erkrankung physischer oder psychischer Natur ist. In diesem Roman jedoch blieben den beiden Geschwistern viele Fragen unbeantwortet und sie waren gezwungen, sich eigene Wahrheiten zu überlegen. Da konnte mich leider auch das Ende der Geschichte nicht überzeugen, zumal es mir zu plötzlich und unerwartet erschien.

Mein Fazit
Eine ruhige Geschichte mit einem angenehmen Schreibstil und interessanten Charakteren – ich hätte mir jedoch gewünscht, dass der Vater sich mehr mit den Kindern bezüglich des Suizidversuchs der Mutter auseinandersetzt. So war es eher eine Geschichte über eine Kindheit und die Handlung mir zu ruhig und beschreibend.

Bewertung vom 08.04.2014
Das Mädchen mit dem Haifischherz
Fagan, Jenni

Das Mädchen mit dem Haifischherz


gut

Es ist kein Buch, das einfach nur unterhält und nebenbei gelesen werden kann, sondern eines, das nachdenklich stimmt und einen mit einem bedrückenden Gefühl zurücklässt. Das Cover ist sehr bunt gestaltet und hat mich angesprochen, eben weil es anders ist, frech und provokant. Ein junges Mädchen ist zu sehen, umgeben von Dingen, die ihr Leben und ihre Träume bestimmen – Lippenstift, Eiffelturm, Blumen, Pillen, aber auch Blut. Der Klappentext verrät schon mehr und verspricht eine ungewöhnliche Geschichte.
Und das war sie auch. Aus Sicht der 15jährigen Anais bekomme ich Einblick in ihr Leben, ihre Vergangenheit und auch in ihre Gedanken und Träume. In ihrem kurzen Leben hat sie schon viel Schreckliches erlebt und ist dabei immer tiefer in einen Sumpf aus Gewalt, Drogen und Prostitution geraten.
Manchmal ist es mir schwer gefallen, den Gedanken Anais‘ zu folgen, das liegt vor allem daran, dass sie eigentlich ständig auf Droge ist und manchmal schwer zu trennen war, was ist nun Traum und was Realität. Auch Anais als Protagonistin hat es mir nicht leicht gemacht – sicherlich keine Figur, in die ich mich hineinversetzen kann, zwar nicht unsympathisch, aber anstrengend, verkorkst und mir zu abgedreht. Und auch wenn ich ihre Geschichte und ihr Erlebtes schrecklich finde, lässt es mich doch irgendwie kalt – richtig berührt hat mich das Buch leider nicht.
Vielleicht liegt das aber auch an dem doch sehr gewöhnungsbedürftigen Schreibstil. Kurze Sätze, oft abgehackt, die Wortwahl sehr obszön, direkt und gnadenlos – sicherlich sollen dadurch die furchtbaren Lebensumstände Anais‘ verstärkt und aufgezeigt werden, das Lesen hat es aber nicht erleichtert – ganz im Gegenteil. Ich war eher abgeschreckt und habe keine richtige Leselust verspürt.
Wirklich gut gefallen hat mir, wie sich die Beziehungen der verschiedenen Jugendlichen untereinander entwickeln. Waren sie zunächst sehr skeptisch und feindselig Anais gegenüber, entwickeln sich Freundschaften und sie werden fast schon sowas wie eine Familie. Auch die Position der Betreuer fand ich gut, ihre Beständigkeit, das Nicht-Aufgeben-Wollen und Sich-Einsetzen für die Schützlinge ist schon beachtlich – sicherlich kein leichter Job.
Das Ende konnte mich leider nicht überzeugen – zu abrupt und für mich auch nicht glaubwürdig. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich mich auf das Buch nicht richtig einlassen konnte.

Mein Fazit
„Das Mädchen mit dem Haifischherz“ ist kein Buch für Zwischendurch, keines, das Spaß oder kurzweilige Unterhaltung bietet. Schon der Schreibstil ist ungewöhnlich, provokant und gewöhnungsbedürftig. Dieser unterstreicht aber nur die schwierigen Umstände, unter denen die Protagonistin Anais aufwächst. Wer also vor Themen wie Drogenmissbrauch, Gewalt oder Prostitution nicht zurückschreckt, dem könnte dieses Buch gefallen – mich hat die Geschichte leider nicht berührt. Ich kann dem Buch daher leider nur sehr knappe 3 Sterne vergeben.

Bewertung vom 02.04.2014
Der Distelfink
Tartt, Donna

Der Distelfink


ausgezeichnet

Natürlich hatte auch ich Respekt, als ich anfing, diesen gut 1000-Seiten-Schmöker zu lesen – doch die Sorge wegen der Dicke des Buches war völlig unnötig, denn sofort war ich gefesselt von der Geschichte und die Seiten flogen nur so dahin. Diese gelungene Mischung aus Entwicklungsroman, Kriminalgeschichte und Bildungswerk hat es mir wirklich angetan. Dabei ist es vor allem der Schreibstil Donna Tartts, der mich eingenommen hat und mich abtauchen ließ in diese Geschichte, in der Freundschaft und Liebe, Schönheit und Kunst, Trauer und Verlust, aber vor allem die Mühen des Lebens eine zentrale Rolle spielen.

Zwar musste ich mich beim Lesen sehr konzentrieren, um die ganzen minutiösen und dennoch nicht langweiligen Beschreibungen aufnehmen zu können, die Gefühle und Gedanken, zwar nicht immer schön und angenehm, doch wertvoll und bereichernd – kurz gesagt: es waren Szenen, die ich so schnell nicht vergessen werde. Gerade zu Beginn und auch am Ende des Buches hat mich dieser poetische und philosophische Stil wirklich eingenommen. Und immer auch dann, wenn es um Kunst oder Antiquitäten ging.

Theo Decker in seiner Kindheit und Jugend zu begleiten, war für mich eine Achterbahn der Gefühle, eine Berg- und Talfahrt. Zunächst habe ich den 13jährigen wirklich gemocht, habe in den Stunden nach dem Bombenanschlag mit ihm gelitten und hätte ihn – nachdem klar war, dass seine Mutter gestorben ist - am liebsten in den Arm genommen und getröstet. Doch schon bald verschlägt es Theo zu seinem alkoholkranken Vater nach Las Vegas, wo er auf sich gestellt zwar in dem gleichaltrigen Boris einen Freund findet, damit aber auch Seiten des Lebens kennenlernt, die aus Alkohol, Drogen und Kriminalität bestehen. Und diese Seiten begleiten ihn noch viele Jahre, nicht wirklich schafft er den Absprung und manövriert sich immer tiefer in diesen Sumpf. Hier haben die Sympathien meinerseits für Theo wirklich gelitten – oft war ich schockiert über seinen Lebenswandel, sein Handeln und seinen Egoismus. Und dennoch gab es immer wieder auch Seiten an Theo, die ich mochte – seine Fähigkeit zu reflektieren, zu lieben und sich für andere einzusetzen. Er ist ein sehr zerrissener Charakter und fantastisch gezeichnet. Vielleicht keine Figur, mit dem sich jeder identifizieren kann, dennoch aber ein Mensch mit guten und schlechten Seiten – die guten muss man nur immer wieder hervorkramen und entdecken.

So viele verschiedene Charaktere tauchen in dem Roman gar nicht auf, wenn man die Dicke des Buches bedenkt, doch sie sind alle sehr fein ausgearbeitet, haben Tiefe, sind sicherlich keine Stereotype, sondern Menschen mit Ecken und Kanten.

Während die ersten beiden Drittel des Romans vor allem von Theos Entwicklung handeln, dabei aber in keinster Weise langweilig daherkommen, ist das letzte Drittel des Romans eher einem Krimi gleich, eine Jagd nach etwas Verlorenem, eine Flucht vor dem Gesetz, eine Auseinandersetzung mit sich selbst und damit ein wahrer Pageturner. Das Ende war für mich zwar so nicht erwartet – ich hatte mit etwas ganz anderem gerechnet - aber es war genau richtig und passend.

Mein Fazit
Von meiner Seite eine absolute Leseempfehlung! Die Geschichte selber – wenn auch ungewöhnlich und interessant - ist es dabei gar nicht, die mich gewinnen konnte, vielmehr ist es der Stil Donna Tartts mit den vielen wunderbaren Beschreibungen – sowohl von Szenen als auch von Gedanken. Ich konnte mich gar nicht „satt lesen“ und bin völlig eingetaucht in dieses Buch, vielschichtig und gut durchdacht, außergewöhnlich und spannend. Und nur ganz nebenbei will ich die fantastische Gestaltung des Buches erwähnen, soliebevoll und plastisch, das nun einen Ehrenplatz in meinem Bücherregal erhalten wird.

42 von 56 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.03.2014
Unter dem Südseemond
Gärtner, Regina

Unter dem Südseemond


sehr gut

Ein schöner Auswanderer-Roman, der mich nach Samoa, eine deutsche Südsee-Kolonie im frühen 20. Jahrhundert, entführt hat.
Schon der Einstieg in die Geschichte gelingt mir mühelos, das liegt vor allem an dem angenehmen und leicht zu lesenden Schreibstil, und dem Gefühl, direkt in der Geschichte drin zu sein. Nach und nach werden die Charaktere eingeführt, dabei liegt das Augenmerk natürlich auf der jungen Alma, die im Laufe des Romans eine schöne Entwicklung mitmacht. Ist sie am Anfang – wie es die Zeit so forderte – angepasste und wohlerzogene Tochter eines Schneiders, die zwangsverheiratet wird und mit ihrem Ehemann Hermann in die deutsche Kolonie Samoa auswandert, lernt sie in den Jahren, selbstbewusst und eigenständig ihr Leben zu führen in dem zunächst fremden Land, das ihr aber zunehmend ans Herz wächst. Alma ist mir gleich zu Beginn sehr sympathisch mit ihrer gutmütigen und liebenswürdigen Art, mit ihr habe ich mit gefiebert während der Geschichte. Diese lebt nämlich von den Gedanken und Handlungen Almas und den vielen erfrischenden Dialogen. Natürlich braucht jede Geschichte auch einen Bösewicht, da haben wir auf Samoa – wie sich nachher herausstellt - sogar mehrere zu bieten. Wer es ist, will ich nicht verraten, doch sie mischen das Ganze auf und bringen – zugegebenermaßen unangenehmen - Schwung in Almas Leben.
Auch die Nebencharaktere, wie Joshua, Hermann, Heather oder die Einheimische Aveolela sind gut gezeichnet, jeder hat einen eigenen Charakter, hat eine Vergangenheit, die das Handeln erklärt und die Menschen damit authentischer macht.
Obwohl gar nicht viele Landschaftsbeschreibungen vorkommen, haben die wenigen doch ausgereicht, mir ein sehr farbenfrohes Bild der Insel auszumalen. Schön fand ich zudem, wie das Alltagsgeschehen ganz nebenbei in die Geschichte mit eingebunden wurde, ob es nun um Einkäufe geht oder die Organisation des Haushalts, wo wird gekocht, wie wird gewaschen. Ich kann mir nun vorstellen, wie es sich um 1900 herum in einer deutschen Kolonie leben ließ. Auch historischen Fakten fehlen nicht, sind aber geschickt im Hintergrund in die Geschichte verwebt, so lernt man beim Lesen ohne es aber groß zu merken.
Die Liebesgeschichte nimmt natürlich einen großen Raum ein, auch wenn Alma ihren Joshua immer nur für kurze Zeit treffen kann. Hier folgt nun aber auch ein Kritikpunkt, denn die Unentschlossenheit Almas und das Hin und Her haben mich ein wenig gestört. Auch ein Familiengeheimnis fehlt nicht in diesem Roman. Mir als Leserin schien die Auflösung vielleicht sehr offensichtlich, doch ich konnte Alma gut verstehen, dass sie braucht, die Wahrheit zu entdecken und die Enthüllung zu verdauen.
Im letzten Viertel des Romans passiert dann noch einmal richtig viel, schade nur, dass mir manche der Schicksalsschläge zu abrupt erschienen. Nachdem ich Alma so lange begleitet habe, hätte ich mir auch diese Passagen etwas ausführlicher gewünscht.
Doch meiner Lesefreude haben diese wenigen Kritikpunkte keinen Abbruch getan, ich bin gut unterhalten und für ein paar Stunden in fremde Länder und Zeiten entführt worden.

Mein Fazit
Ein schöner Auswanderer-Roman, der mich in die Südsee entführt und mir tolle Lesestunden geschenkt hat. Wunderbar erfrischend zu lesen, liebenswerte Charaktere und eine Geschichte, die Abenteuer, Historie und Liebe miteinander vereint. Ich habe es genossen, das Buch zu lesen!

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.03.2014
Tausend kleine Schritte
Jordan, Toni

Tausend kleine Schritte


gut

Der Klappentext des Buches „Tausend kleine Schritte“ hat mich sehr angesprochen, geht es doch um ein heikles Thema – Grace Lisa Vandenburg hat eine Zwangsneurose. Sie muss einfach alles zählen. Gerade die ersten Seiten sind so lebensnah beschrieben, dass mir das Leben mit dieser Neurose zum einen näher gebracht wird, mir zum anderen aber auch zeigt, wie schwer und anstrengend ein solches Leben ist und wie sehr Grace in ihrem Zwang gefangen ist.
Einzelne Passagen sind wirklich sehr skurril und so ist auch mein erster Impuls, über das eine oder andere zu schmunzeln. Doch letztlich hat bei mir dann doch eher eine Traurigkeit überwogen, was diese Krankheit mit einem Menschen machen kann und wie sehr es das Leben bestimmt. Banale Dinge wie Autofahren sind nicht mehr möglich, Einkaufen wird zum Fluch und so mit Zählen beschäftigt kann Grace auch nicht mehr arbeiten gehen. Doch sie scheint sich mit der Krankheit arrangiert zu haben und fühlt sich weniger gefangen darin, als ich es als Leserin empfinde. Sie ist mir sympathisch, schafft die Autorin es doch, ihre Empfindungen und Gefühle geschickt zu vermitteln, doch ihr Handeln – auch außerhalb ihrer Neurose – kann ich nicht immer verstehen.
Ihr Leben ändert sich jedoch, als Seamus auftaucht und die beiden eine Beziehung eingehen. Zwar akzeptiert ihr neuer Freund ihre Krankheit, sieht aber auch die Grenzen und überredet sie zu einer Therapie.
Grace nimmt Medikamente, die ihren Körper und Geist auf eine ganz andere Art einnehmen und auch das schafft die Autorin wirklich gut und eindrücklich zu vermitteln. Schade finde ich jedoch, dass die Therapie so rüberkommt, als sei sie ein „Klacks“ und dass die anderen Gruppenteilnehmer, die vorwiegend unter einem Waschzwang leiden, ein bisschen wie „Psychos“ dargestellt werden.
Das Buch liest sich leicht und angenehm, der Schreibstil ist einfach gehalten und immer wieder schimmert Witz und Humor durch.
Gerade das hat mich beim Lesen aber auch gestört, denn ein Zwangsneurose ist meines Erachtens nicht einfach nur eine Macke, die man akzeptieren sollte und Ausdruck von Individualität darstellt, sondern eine – zumindest in dem hier beschriebenen Ausmaß – erstzunehmende und belastende Erkrankung, die das Leben der Betroffenen einschränkt.

Mein Fazit
Das Buch gibt Einblick in das Leben einer Zwangsneurotikerin, die alles zählen muss und nicht davon lassen kann. Die Geschichte ist gut zu lesen und auch interessant, oft sind die erzählten Passagen witzig und laden zum Schmunzeln ein. Das ist aber auch mein Kritikpunkt, denn eine Zwangsneurose ist nicht einfach nur eine individuelle Macke, sondern eine ernstzunehmende, den Betroffenen meist einengende Erkrankung. Das kommt in diesem Buch leider ein bisschen zu kurz. Dennoch sind die Einblicke in Grace Alltag wirklich interessant und ihr Gefühle und Empfindungen unter Therapie glaubhaft, so dass ich dem Buch trotz meiner Kritik 3,5 Sterne gebe.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.03.2014
Und immer wieder Liebe
Calvetti, Paola

Und immer wieder Liebe


weniger gut

Eins vorweg – mich konnte dieses Buch leider nicht überzeugen, vielleicht aber auch weil meine Erwartungen einfach zu hoch waren. Viel hat es aber auch mit dem Schreibstil zu tun, der mich gar nicht angesprochen hat. Er ist sehr blumig, für mich auch umständlich und irgendwie kommt die Autorin nicht auf den Punkt. Alles wird sehr genau beschrieben und berichtet, dadurch konnte ich mir zwar alles genau vorstellen, aber dadurch wurden viele Abschnitte einfach langatmig und langweilig.
Die Idee der Buchhandlung “Lust&Liebe“ ist toll und hat mir sehr gut gefallen. und immer wieder werden in der ganzen Geschichte Romane erwähnt und erörtert, was wirklich Spaß macht, zumal ich die meisten der genannten Bücher auch kannte. Klassiker wie „Emma“ oder „Stolz und Vorurteil“ aber auch Bücher aus der Gegenwart wie „Der englische Patient“ oder „Die Brücken am Fluss“ werden erwähnt, Bücher, die die Protagonistin Emma bewegen oder die gerade zum Geschehen passen.
Doch mit Emma hatte ich leider so meine Probleme, in sie konnte ich mich nicht wirklich hineinversetzen, ihre Gedanken und Handlungen waren mir fast durchweg fremd. Dabei ist sie nicht unsympathisch, aber oft ist sie altmodisch und wehrt sich gegen die Entwicklungen der Zeit. Macken wie einmal die Woche zum Friseur zu gehen, um den Schnitt exakt zu halten, haben mich zwar zum Schmunzeln gebracht, sind aber schon sehr skurril. Und das strickte Verwehren von technischen Dingen wie Computer, Homepage oder Email ist mir wirklich unverständlich und fremd.
So aber kann sich diese Brieffreundschaft zwischen Federico und Emma entwickeln, die mit den jährlichen Treffen dann zu einer Liebesgeschichte in Briefen wird. In den Schriften berichten beide vor allem über Alltagssachen, sehr ausführlich und umständlich - und langweilig zu lesen, zumindest ging es mir so. Ich habe mich immer gefragt, ob ich auch so einen Brief schreiben würde - und bin zu der Antwort gekommen – nein. Zunehmend habe ich mich ertappt, die Briefe nur zu überfliegen, weil ich sie einfach langweilig und gar nicht gefühlvoll fand. Die Geschichte zwischen den Briefen hat mich eher angesprochen – hier erfährt man von Emmas Sohn, ihrer Angestellten und den Entwicklungen in ihrer kleinen Buchhandlung. Und diese Passagen waren durchaus unterhaltsam und nett.
Leider ließ mich jedoch die eigentliche Liebesgeschichte irgendwie ziemlich kalt, einzig die jährlichen Treffen von Emma und Federico konnten mich gefühlsmäßig ein wenig berühren – doch das war eher ein wehmütiges Gefühl und nicht das einer erfüllten Liebe.

Mein Fazit
Eine tolle Idee, vor allem die der ungewöhnlichen Buchhandlung, doch leider hat mir die Umsetzung gar nicht gefallen. Der Schreibstil ist umständlich und blumig, die Briefe langweilig, die Protagonistin zwar nicht unsympathisch, mir aber in ihrem Handeln und Denken völlig fremd. Immer wieder war ich kurz davor, das Buch abzubrechen, letztlich aber wollte ich dann doch wissen, wie die Geschichte um Emma und Federico endet. Daher habe ich den Roman zwar zu Ende gelesen, kann ihm jedoch nur 2 Sterne geben.