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wampy
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Issum

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Insgesamt 501 Bewertungen
Bewertung vom 18.12.2021
Die Mission des Kreuzritters (eBook, ePUB)
Schiewe, Ulf

Die Mission des Kreuzritters (eBook, ePUB)


sehr gut

Ein Abenteuerroman um Melisende von Jerusalem

Buchmeinung zu Ulf Schiewe – Die Mission des Kreuzritters

„ Die Mission des Kreuzritters“ ist ein Historischer Roman von Ulf Schiewe, der 2021 bei Lübbe erschienen ist.

Zum Autor:
Ulf Schiewe wurde 1947 im Weserbergland geboren und wuchs in Münster auf. Er arbeitete lange als Software-Entwickler und Marketingmanager in führenden Positionen bei internationalen Unternehmen und lebte über zwanzig Jahre im Ausland, unter anderem in der Schweiz, in Paris, Brasilien, Belgien und Schweden. Schon als Kind war Ulf Schiewe ein begeisterter Leser, zum Schreiben fand er mit Ende 50.

Klappentext:
Jerusalem, 1129. Als älteste Tochter des Königs soll Melisende einst die Krone erben und über das Heilige Land herrschen. Den von ihrem Vater ausgesuchten Bräutigam lehnt die eigenwillige junge Frau jedoch vehement ab. Heimlich verlässt sie mit einer Eskorte die Stadt. Doch sie kommt nicht weit. Ihre Reisegruppe wird überfallen, ihre Wache getötet, sie selbst als Geisel verschleppt. Um sie zu retten, schickt König Baudouin den Tempelritter Raol de Montalban aus. Bald merkt er: Gefahr droht von mehr als einer Seite ...

Meine Meinung:
Dieses Buch ist ein klassischer Abenteuerroman im historischen Umfeld mit einem Touch Liebesroman. Der Leser erfährt viel über die kulturellen Unterschiede zwischen abend- und morgenländischer Kultur. Die beiden Hauptfiguren Melisende und Raol de Montalban sind mit etlichen grauen Flecken gezeichnet und wirken lebendig und auch sympathisch. Die Entführungsgeschichte ist rein fiktiv, bildet aber den Grundstock zur Beschreibung des politischen Umfelds von Jerusalem. Jerusalem ist der Ort des Zusammentreffens verschiedener Religionen mit ihren jeweiligen Heiligtümern und natürlich auch ein Ort des Handels. Melisende ist die Tochter des Königs und hat eine sehr gute Ausbildung erhalten. Trotzdem soll sie mit einem fremden und auch deutlich älteren Ritter verheiratet werden, der die Staatsgeschäfte und die Heeresführung übernehmen soll. Raol de Montalban ist ein erfahrener Tempelritter und Kämpfer, der die entführte Melisende auslösen und nach Jerusalem zurückbringen soll. Dies erweist sich als schwierige und gefahrvolle Mission, während der sich Melisende und Raol zunehmend näher kommen.
Der Autor hat einen spannenden Plot erstellt, der den Leser durch den Wechsel zwischen Kampfszenen und ruhigen Phasen fesselt. Auf allen Seiten gibt es Menschen, die von der Situation profitieren wollen und mehr oder weniger lautere Absichten verfolgen. Die heterogene Struktur in der Region wird mehr als deutlich.

Fazit:
Dieser Abenteuerroman überzeugt durch seine Figurenzeichnung und der Darstellung des politischen Umfelds jener Zeit. Die Geschichte ist spannend und doch haben mir andere Romane des Autors besser gefallen. Deshalb bewerte ich dieses Buch mit vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung für die Freunde historischer Abenteuerromane aus.

Bewertung vom 21.11.2021
Im Bann der Bilder / Der Traumpalast Bd.1
Prange, Peter

Im Bann der Bilder / Der Traumpalast Bd.1


sehr gut

Der Aufstieg der UFA in unruhigen Zeiten

Buchmeinung zu Peter Prange – Der Traumpalast: Im Bann der Bilder

„Der Traumpalast: Im Bann der Bilder“ ist ein Roman von Peter Prange, der 2021 bei Fischer Scherz erschienen ist.

Zum Autor:
Bestsellerautor Peter Prange ist der große Erzähler der deutschen Geschichte. Als Autor aus Leidenschaft gelingt es ihm, die eigene Begeisterung für seine Themen auf Leser und Zuhörer zu übertragen. Die Gesamtauflage seiner Werke beträgt weit über drei Millionen. ›Der Traumpalast‹ ist sein vierter großer Deutschland-Roman. Die Vorläufer sind Bestseller, etwa sein Roman in zwei Bänden, ›Eine Familie in Deutschland‹. ›Das Bernstein-Amulett‹ wurde erfolgreich verfilmt, der TV-Mehrteiler zu ›Unsere wunderbaren Jahre‹ begeisterte ein Millionenpublikum. Der Autor lebt mit seiner Frau in Tübingen.

Klappentext:
Berlin, Anfang der zwanziger Jahre: Ein neues Lebensgefühl bricht sich Bahn - Freiheit! Es ist die Vision von glanzvollen Stars, spektakulären Großfilmen und glitzernden Kinopalästen, die Tino, Bankier und Lebemann, an der gerade gegründeten Ufa begeistert. Er riskiert alles, um mit der deutschen Traumfabrik Hollywood Paroli zu bieten. Rahel will als Journalistin Wege gehen, die Frauen bisher verschlossen waren. Als die zwei einander begegnen, ahnen sie nicht, welche Wende ihr Leben dadurch nimmt. Denn bald stellt sich ihnen die alles entscheidende Frage: Wie weit darf Freiheit gehen? In der Politik, in der Kunst – und in der Liebe.

Meine Meinung:
Dieses Buch zerfällt für mich in zwei Ebenen. Einerseits wird eindrucksvoll die Historie um den Aufstieg der UFA, den Wettstreit zwischen den Wirtschaftsmagnaten Hugenberg und von Stauß und den politischen Entwicklungen in der jungen Weimarer Republik lebendig. Diese Ebene hat mir ausgesprochen gut gefallen, weil die Geschichte lebendig wurde mit ihren Hintergründen und den Auswirkungen auf die Menschen. Mit vielen kleinen Episoden wird die historische Dimension akkurat wiedergegeben. Gleichzeitig werden Gefühle der Beteiligten spürbar. In der zweiten Ebene wird die Beziehung der fiktiven Figuren Tino Reichenbach und Rahel Rosenberg und ihrer Umgebung thematisiert. Beide Figuren sind mit Ecken und Kanten gezeichnet und sorgen für reichlich Spannung. Beide sind mir kaum sympathisch erschienen, da sie eine Übereinkunft getroffen haben, die sehr extrem ist und ihre Liebe auf eine harte Probe stellt. Meiner Meinung nach übertreibt es der Autor mit der Konsequenz, die gerade Rahel fast ohne Rücksicht auf Verluste betreibt. Die Verbindung historischer und fiktiver Figuren hat mir gefallen, da sie den Zeitgeist und die Haltung und die Ansichten der historischen Figuren verdeutlicht.
Trotz eines fehlenden Sympathieträgers hat mich diese Erzählung in weiten Teilen gefesselt und für etliche anregende Lesestunden gesorgt.

Fazit:
Mich haben die historischen Elemente weit mehr als die Liebesbeziehung zwischen Tino und Rahel überzeugt. Trotzdem war mein Lesevergnügen groß und ich bewerte das Buch mit vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten). Für Geschichtsinteressierte spreche ich eine Leseempfehlung aus.

Bewertung vom 13.11.2021
Der Salon des Todes
Andrea Instone

Der Salon des Todes


sehr gut

Solider Cosy Crime mit einigen ungewöhnlichen Themen

Buchmeinung zu Andrea Instone – Der Salon des Todes

„Der Salon des Todes“ ist ein Kriminalroman von Andrea Instone, der 2017 in Eigenregie erschienen ist. Dies ist der zweite Fall für Fräulein Schumacher.

Zum Autor:
Andrea Instone kam im Winter 1968 in Bonn zur Welt und ist nach Ausflügen in alle vier Himmelsrichtungen gerne dorthin zurück gekehrt. Hier lebt sie mit zwei Söhnen, zwei Hunden, zwei Katzen, jedoch nur einem Mann.

Klappentext:
Als Emma Schumacher im Winter 1926 ihre erste Arbeitsstelle als Stenotypistin eines Schönheitssalons antritt, möchte sie wie andere junge Frauen auch, vor allem eines: unabhängig sein. Dann aber geschieht ein schrecklicher Unfall und sie hält eine Tote in den Armen. Ein Unfall? Oder doch Mord? Gemeinsam mit ihrem englischen Freund James macht sie sich daran, den geheimnisvollen Fall aufzuklären!

Meine Meinung:
Dieses Buch hat eine Reihe von typischen Merkmalen eines Cosy-Krimis, überrascht aber an der ein oder anderen Stelle mit ungewohntem Inhalt und Themen. Emma Schumacher, die Hauptfigur, ist wohlbehütet aufgewachsen und tritt ihren ersten Job in einem Schönheitssalon an. Sie ist mit James, Sohn eines englischen Verlegers, befreundet, weiß aber nicht, ob es die große Liebe ist. Dann wird sie Zeuge eines Todesfalls nach einer elektrischen Behandlung im Schönheitssalon.
Emma und die Polizei nehmen die Ermittlungen auf.
Emmas Tante Sybil sorgt dafür, dass Emma nicht unvorbereitet auf die mögliche Ehe ist. Während der Chefermittler Simon Wertheim Ruhe und Kompetenz ausstrahlt, ist sein Assistent Siegfried Mertens nicht ganz unvoreingenommen bei den Ermittlungen tätig. Siegfried ist national eingestellt und von den politischen Agitatoren angetan. Er äüßert sich schon manchmal fremdenfeindlich. Die Figuren sind meist nicht sonderlich tief gezeichnet, geben aber durch ihr Äüßeres und ihr Auftreten ein anschauliches Bild der damaligen Zeit ab. Etliche Befragte und Verdächtige verbergen etwas und die Geheimnisse müssen mühsam gelüftet werden. Gerade bei der Beschreibung der Gefühlswelten übertreibt die Autorin manchmal und sorgt für humorige Situationen. Emma wirkt trotz der Überzeichnungen in Gefühlsdingen sympathisch, auch weil sie konsequent ihren Weg geht. Viele Figuren haben ihre Eigenheiten und kleine Macken und wirken so lebendig. Am Ende führen solide Polizeiarbeit und Emmas mutiges Vorgehen zur Lösung des Falles. Die Spannung leidet manchmal unter den ausführlichen Nebenhandlungen, zieht aber zum Ende merklich an.

Fazit:
Ein historisch angehauchter Kriminalroman mit Stärken und Schwächen, der vor allem durch die ungewöhnlichen Nebenthemen punktet. Deshalb bewerte ich das Buch mit vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung für die Freunde des Cosy Crime aus.

Bewertung vom 13.11.2021
Sophie und die Krimifrauen vom alten Bahnhof -3 -
Sinn, Elfi

Sophie und die Krimifrauen vom alten Bahnhof -3 -


sehr gut

Acht Kriminalgeschichten zum Entspannen

Buchmeinung zu Elfi Sinn – Sophie und die Krimifrauen vom alten Bahnhof -3 -

„Sophie und die Krimifrauen vom alten Bahnhof -3 -“ ist eine Sammlung von acht Kriminalgeschichten von Elfi Sinn, der 2021 bei Books on Demand erschienen ist.

Zum Autor:
Elfi Sinn, geboren 1947, Kindergärtnerin und Diplom-Gesellschaftswissenschaftlerin, hat mehr als 20 Jahre als Heilpraktikerin psychotherapeutisch in eigener Praxis gearbeitet, seit 2017 im Ruhestand. Zahlreiche Veröffentlichungen zu psychologischen und gesundheitlichen Problemen in Fachjournalen und Frauenzeitschriften. 2017 erschien ihr erstes Buch Der Club der kleinen Millionäre - Coole Kids und der clevere Umgang mit Geld.

Klappentext:
Sophie, die junge Privatdetektivin, kann nach der Elternzeit ihre besonderen Fähigkeiten wieder stärker nutzen, um diejenigen glücklich zu machen, denen wertvoller Schmuck, wichtige Erinnerungsstücke oder andere geliebte Kostbarkeiten gestohlen wurden.

Meine Meinung:
Dieses Buch enthält acht Kurzgeschichten, die ich jeweils in einer Viertelstunde gelesen habe. Die Figuren sind einfach gehalten und die Ermittler durchweg liebenswürdig. Der Schreibstil vermittelt ein Wohlgefühl und die Seiten fließen nur so dahin. Sieben Ruheständlerinnen haben einen Krimiklub gegründet, der sich regelmäßig trifft und Vergehen im Umkreis untersucht. Sophie, Tochter eines Krimiklubmitglieds, betreibt eine Detektei, die sich auf Wiederbeschaffung verschwundener Gegenstände spezialisiert hat. Sie wird gelegentlich von den Klubmitgliedern unterstützt. Eine Kindergruppe samt Haushunden und die Partner der Ruheständlerinnen arbeiten bei Bedarf mit an der Lösung der Kriminalfälle. Die Fälle selber decken ein breites Spektrum ab (Alles außer Gewaltverbrechen), sind aber dem Format bedingt nicht sonderlich komplex. Die Teammitglieder können ihre Fähigkeiten einbringen und sind mit ganzem Herzen bei der Sache. Es sind Geschichten, bei denen man sich angenehm und leicht unterhalten kann.

Fazit:
Alle acht Geschichten sind Wohlfühlfälle für die Seele und kurzweilige Unterhaltung für zwischendurch. Deshalb bewerte ich die Storysammlung mit vier von fünf Sternen (75 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus.

Bewertung vom 11.11.2021
Herrgottsacker
Wagner, Andreas

Herrgottsacker


ausgezeichnet

Entwickelte sich zu einem Jahreshighlight

Buchmeinung zu Andreas Wagner – Herrgottsacker

„Herrgottsacker“ ist ein Kriminalroman von Andreas Wagner, der 2021 im Emons Verlag erschienen ist.

Zum Autor:
Andreas Wagner ist Winzer, Historiker und Autor. Nach dem Studium der Geschichte, Politikwissenschaft und Bohemistik in Leipzig und an der Karls-Universität in Prag hat er 2003 zusammen mit seinen beiden Brüdern das Familienweingut seiner Vorfahren in der Nähe von Mainz übernommen. Er ist verheiratet und hat vier Kinder.

Klappentext:
Ein verstörendes Verbrechen in Rheinhessen Unter einer verlassenen Gartenlaube bei Mainz werden menschliche Knochen gefunden. Zunächst deutet alles darauf hin, dass sie aus einem der Gräber des nahen Friedhofs stammen. Doch dann verdichten sich die Hinweise auf einen Mord, der erst wenige Jahre zurückliegt – und niemand scheint den Toten zu vermissen. Kriminalhauptkommissar Harro Betz und seine Kollegen stehen vor einer harten Probe. Wie sollen sie ein Verbrechen aufklären, dessen Opfer gar nicht zu existieren scheint?

Meine Meinung:
Dieses Buch ist bisher die größte positive Überraschung des Jahres. Dies liegt vor allem an der Figurenzeichnung und dem gelungenen Mix aus Krimi- und Nebenhandlungen. Die Geschichte wird aus mehreren Perspektiven erzählt und im Laufe der Zeit schält sich Ravi Bingenheimer als Hauptfigur heraus. Er ist in Ceylon geboren und wurde von einem deutschen Ehepaar adoptiert. Ravi hegt mittlerweile Zweifel am Ablauf der Adoption. Sein Chef Harro Betz hat mehr als ein Alkoholproblem. Sein Kollege Tobias Schmahl, junger Familienvater mit zwei Kindern, hat private Probleme. Trotz aller persönlichen Probleme funktionieren die drei Kriminalbeamten als Team, auch wenn sie bei den Problemen ihrer Kollegen nicht in die Tiefe gehen. Ihr aktueller Fall ist ein Leichenfund eines Jungen bei Abrissarbeiten. Schnell zeigt sich, dass vieles anders ist als es auf den ersten Blick aussieht. Zudem erfährt der Leser von einem unbekannten Rächer, dessen Gedanken und Treiben einige Abschnitte gewidmet sind.
Der Grundton des Romans ist dunkel und eigentlich war mir nur Ravi sympathisch. Er sorgt auch für positive Momente und eine Portion Humor. Bei seinen Kollegen habe ich einen baldigen Zusammenbruch befürchtet. Regionales Flair ist insbesondere über den Weinbau gegeben. Der Autor schildert realistische Polizeiarbeit und doch steigt die Spannung kontinuierlich. Aber auch die Belastung der Kriminalbeamten bleibt ein Thema.
Viele der Nebenfiguren haben graue Flecken und einige Spuren erwiesen sich als falsch. Doch am Ende kommt meist die Wahrheit ans Licht und die Täter werden bestraft.

Fazit:
Mich hat dieser Kriminalroman um die Mainzer Kriminalbeamten voll und ganz überzeugt. Die Figurenzeichnung war herausragend und der Mix aus Kriminalfall und Nebenhandlungen stimmte. Deshalb bewerte ich das Werk mit fünf von fünf Sternen (100 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus. Gespannt warte ich auf eine Fortsetzung.

Bewertung vom 10.11.2021
Der Spion des Dogen Bd.1 (eBook, ePUB)
Maiwald, Stefan

Der Spion des Dogen Bd.1 (eBook, ePUB)


gut

Ein historischer Abenteuerroman mit einer überzeugenden Hauptfigur

Buchmeinung zu Stefan Maiwald – Der Spion des Dogen

„Der Spion des Dogen“ ist ein Historischer Roman von Stefan Maiwald, der 2016 bei dtv erschienen ist. Dies ist der Auftakt der Serie um Davide Venier.

Zum Autor:
Stefan Maiwald, geboren 1971, ist mit einer Italienerin verheiratet, lebt mit seiner Familie in Italien und schreibt u. a. für ›GQ‹, ›Freundin‹, ›Merian‹, das ›SZ-Magazin‹ und das ›Golf Journal‹.

Klappentext:
Venedig 1568. Eine boshafte Intrige bringt den angesehenen, lebenslustigen Geschäftsmann Davide Venier über Nacht um sein Vermögen und in die berüchtigten Bleikammern, das Gefängnis der Serenissima. Doch eines Tages erhält er ein überraschendes Angebot: Straferlass gegen Spionagedienste für den Dogen. Gleich der erste Auftrag könnte brisanter kaum sein: Rüstet sich das Osmanische Reich, Venedigs Erzfeind, für einen Krieg?

Meine Meinung:
Bei diesem Buch war mir lange nicht klar, ob ich es mag oder nicht. Mit Davide Venier hat es eine Hauptfigur mit vielen Grautönen, so wie ich sie mag. Ich fand ihn auch sympathisch, aber dann wurde er im Gefängnis zum Kampfkünstler. Seine ruhige Art gefällt mir gut, besonders hat es mir sein osmanischer Freund, den er im Gefängnis kennengelernt hat, angetan. Dieser agiert meist im Hintergrund, ist aber zur Stelle, wenn er gebraucht wird. Etliche bekannte Persönlichkeiten bekommen einen Gastauftritt, der ihre Verbindung zu Venedig erläutert. Sehr gut gefallen haben mir die Erläuterungen zu Venedigs Politik und Machtstruktur. Auch die Handelsmacht und -politik, sowie die Interessen der Venedig feindlich gesinnten Mächten wurden betrachtet. Unschön fand ich die überaus negative Beschreibung der osmanischen Feinde, die als abgrundtiefe Bösewichte daherkommen. Der Schreibstil war gut verständlich, erforderte aber Aufmerksamkeit. Der Spannungsbogen verlief mit vielen Schwankungen und ließ immer wieder Zeit für erzählerische Einschübe. Über dem ganzen Roman schwebt aber die Macht einiger noch unbekannter Figuren, die Davide Venier für ihre Zwecke einsetzen. Mir tat Davide zu wenig, um diese zu enttarnen und sich aus ihrem Einfluss zu lösen.

Fazit:
Ein historischer Abenteuerroman mit Stärken in der Einbindung historischer Vorgänge und einer überzeugenden Hauptfigur. Gestört haben mich aber etliche Übertreibungen und Gewaltdarstellungen. Deshalb bewerte ich das Buch auch nur mit drei von fünf Sternen (65 von 100 Punkten), will aber die Fortsetzung lesen.

Bewertung vom 04.11.2021
Betongold
Weber, Tanja

Betongold


sehr gut

Über Freundschaft von Smokey, Schani und Hias

Buchmeinung zu Tanja Weber – Betongold

„Betongold“ ist ein Kriminalroman von Tanja Weber, der 2021 im Hoffmann und Campe Verlag erschienen ist.

Zum Autor:
Tanja Weber, gebürtige Berlinerin, aber zur Schulzeit von den Eltern nach Bayern verschleppt. Abitur in Bayern, Studium der Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft sowie Kunstwissenschaft wieder in Berlin. Tanja Weber hat als Theaterdramaturgin gearbeitet und war als Drehbuchautorin für zahlreiche TV-Produktionen tätig. Ihr erster Roman „Sommersaat“ erschien im Juli 2011 und wurde für den Friedrich-Glauser-Preis nominiert. Im Frühjahr 2013 erschien mit „Oberland“ der zweite Teil der Reihe um den Postboten Johannes Stifter. Unter dem Pseudonym Marie Matisek schreibt Tanja Weber Unterhaltungsromane, als Judith Arendt Krimis.
Mit ihrer Familie lebt Tanja Weber im Umland von München.

Klappentext:
Josef Frey, genannt Smokey, hat sein Leben als Mordermittler verbracht, doch seit fünf Jahren ist er raus. Morbus Bechterew, eine unheilbare Rückenkrankheit, zwingt ihn, den Blick auf den Boden zu richten, goldenen Münchener Boden. Mithilfe von Cannabis und endlosen Spaziergängen durch die Stadt will er seinen Schmerzen entkommen. Bis sein alter Freund Schani, der sich zuletzt als Immobilienhai einen unrühmlichen Namen gemacht hat, mit dem Gesicht nach unten in einer Baugrube liegt. Auf der Suche nach der Wahrheit über den Tod des Freundes muss Smokey weiter durch München laufen, denn er weiß: Die Antwort liegt irgendwo da draußen, in den Straßen seiner schönen und grausamen Stadt.

Meine Meinung:
Das Besondere an diesem Buch ist der lockere Erzählton der Geschichte. Smokey, Schani und Hias sind seit Kindertagen befreundet und nun liegt der Schani tot in einer Baugrube. Smokey, Polizist im Frührentnerdasein wegen seines Rückenleidens, will wissen, warum sein alter Freund sterben musste. Verdächtige gibt es genug, denn Schani war ein rücksichtsloser Immobilienhai, allerdings manchmal mit Herz. Die Geschichte wird aus der Sicht Smokeys erzählt und dreht sich vorwiegend um Beziehungen und das Leben über all die Jahre im Münchener Stadtteil Giesing. Es gibt viele Nebenhandlungen und der Kriminalfall wird zeitweilig zur Nebensache. Trotzdem hat mich die Geschichte um die drei Freunde lange Zeit gefesselt. Smokey ist eine durch und durch sympathische Erscheinung, der versucht hinter die Fassaden zu schauen. Viele kleine Episoden und der humorige Grundton sorgen für ein entspanntes Lesen. Im Gegensatz zum humorigen Grundton steht die eher traurige Tristesse des Lebens in Giesing, das durch viele Probleme und Schicksalsschläge geprägt ist. Gegen Ende widmet sich die Autorin den Immobilienhaien und ihrem Umfeld. Seltsamerweise fand ich diesen Abschnitt weniger interessant. Übrigens wird der Todesfall vollständig geklärt.

Fazit:
Das Buch ist eher ein Beziehungs- als ein Kriminalroman, der von der Erzählkunst der Autorin und der sympathischen Hauptfigur lebt, mich aber lange Zeit gefesselt und gut unterhalten hat. Gerne vergebe ich vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus für die Freunde von Romanen im Stil von Hakan Nesser.

Bewertung vom 27.10.2021
Tod eines Haderlumpen (eBook, ePUB)
Fuchs, Ruth M.

Tod eines Haderlumpen (eBook, ePUB)


gut

Bietet Potential für mehr

Buchmeinung zu Ruth M. Fuchs – Tod eines Haderlumpen

„Tod eines Haderlumpen“ ist ein Kriminalroman von Ruth M. Fuchs, der 2021 im Raposa Verlag erschienen ist. Dies ist der dritte Band um den Straubinger Hauptkommissar Quirin Kammermeier.

Zum Autor:
Ruth M. Fuchs kam von Straubing nach München, um Verwaltungswissenschaften zu studieren. Nach dem Diplom blieb sie und lebt inzwischen mit ihrem Ehemann in Karlsfeld. Ihren künstlerischen Ausdruck suchte sie zuerst in der bildenden Kunst. Sie modellierte Softskulpturen, die sie auf mehreren Ausstellungen in Deutschland und Österreich präsentierte. Als sie, eigentlich durch Zufall, die Herausgeberin des Magazins „Neues aus Anderwelt“ wurde, begann sie auch zu schreiben. Inzwischen hat sie das Modellieren hintangestellt und widmet sich ausschließlich der Tätigkeit als Schriftsteller.

Klappentext:
Quirin Kammermeier, Hauptkommissar aus Straubing, freut sich auf sein erstes gemeinsames Weihnachten mit seinem Freund Kurt im schwäbischen Tuttlingen. Da schreckt ihn ein Anruf seines Kollegen Rolf auf: Sabine, Quirins langjährige Kollegin und gute Freundin, steht unter Mordverdacht. Und es sieht gar nicht gut für sie aus.
Sofort lässt Quirin alles stehen und liegen und fährt zurück nach Straubing, um ihr zu Hilfe zu eilen. Aber das ist gar nicht so einfach, denn offiziell darf er nicht ermitteln. So muss er auf recht unkonventionelle Methoden zurückgreifen, um vielleicht doch noch herauszufinden, wer der wahre Mörder ist. Und das bedeutet, dass er auch bereit sein muss, ein großes Risiko eingehen.

Meine Meinung:
In diesem Buch spielt die Hauptfigur Quirin Kammermeier eine dominante Rolle. Leider ist mir diese Figur zu eindimensional gut geraten. Er ist nahezu perfekt, ein begnadeter Gesprächsführer, ideenreich, herzensgut und scheut kein Risiko, seiner Kollegin Sabine zu Hilfe zu kommen. Auch die übrigen Figuren sind meist flach gezeichnet und können problemlos in gut oder schlecht unterteilt werden. Trotzdem liest sich das Buch leicht und locker, weil viele Perspektivwechsel für Abwechslung, Tempo und Spannung sorgen. Auch die mit bayrischen Ausdrücken untermalten Passagen sorgten für ein angenehmes Lesegefühl, Angenehm aufgefallen ist mir die Figur Christel, deren Zwiespalt bei der Zusammenarbeit mit Quirin gut herausgearbeitet wurde. Die Ermittlungen wurden glaubhaft und nachvollziehbar beschrieben und endeten in einem Showdown, bei dem der Klamauk die Oberhand gewann. Insgesamt habe ich gute Ansätze gesehen, aber manchmal übertrieb es die Autorin. Da wäre wie zum Beispiel beim Showdown weniger mehr gewesen.

Fazit:
Ein unterhaltsamer Kriminalroman mit Stärken gerade in leisen Passagen, bei dem ich mir gerne etwas mehr Tiefe in den Figuren und etwas weniger Klamauk gewünscht hätte. Deshalb bewerte ich das Buch mit drei von fünf Sternen (65 von 100 Punkten).

Bewertung vom 27.10.2021
Die Gräber von Tanfield Hill
Harris, C.S.

Die Gräber von Tanfield Hill


ausgezeichnet

Auch der fünfte Band hat mich begeistert

Buchmeinung zu C. S. Harris – Die Gräber von Tanfield Hill

„Die Gräber von Tanfield Hill“ ist ein historischer Kriminalroman von C. S. Harris, der 2021 im dp Verlag in der Übersetzung von Angelika Lauriel erschienen ist. Der Titel der englischen Originalausgabe lautet „What Remains of Heaven“ und ist 2009 erschienen. Dies ist der fünfte Band um Sebastian St Cyr.

Zum Autor:
C. S. Harris, auch bekannt als Candice Proctor und C. S. Graham, ist die USA-TODAY-Bestsellerautorin von mehr als zwei Dutzend Romanen, darunter die historische Krimi-Bestsellerserie rund um Sebastian St. Cyr. Als ehemalige Akademikerin mit einem Doktortitel in europäischer Geschichte hat Candice einen Großteil ihres Lebens im Ausland verbracht und in Spanien, Griechenland, England, Frankreich, Jordanien und Australien gelebt. Heute wohnt sie zusammen mit ihrem Ehemann, dem pensionierten Armeeoffizier Steven Harris, in New Orleans, Louisiana.

Klappentext:
London, 1812: Als der umstrittene Bischof von London erschlagen in einer alten Krypta neben der verwesten Leiche eines unbekannten Mannes gefunden wird, bittet der Erzbischof von Canterbury den jungen Adligen Sebastian St. Cyr um Hilfe. Dieser hat mittlerweile in den höchsten Kreisen Englands den Ruf eines verwegenen Ermittlers. Außerdem kennt er die Person, die den Bischof als letztes gesehen hat …
Es ist ausgerechnet Miss Hero Jarvis, Tochter des gefährlichen Vetter des Prinzregenten, zu der Sebastian ein sehr angespanntes Verhältnis pflegt. Seine Suche nach dem Mörder führt ihn von den hintersten Winkeln Smithfields bis in die Machtkorridore von Whitehall und zwingt ihn, sich den gut gehüteten Geheimnissen der Vergangenheit seiner eigenen Familie zu stellen …

Meine Meinung:
Auch der fünfte Band aus dieser Serie hat mich bestens unterhalten. Als herausragend empfinde ich die Figurenzeichnung und das Setting dieser Reihe. Viele der Figuren sind komplex gezeichnet und haben dunkle Flecken. Typische Verhaltensweisen der besseren Kreise werden nachvollziehbar erläutert und man versteht, welchen Zwängen Count Devlin unterliegt. Die Hauptfigur ist eine gelungene Mischung aus Sherlock Holmes und James Bond. Auch wenn er über ein sehr gutes Gehör und ein sehr gutes Nachtsichtvermögen verfügt ist er kein Supermensch. Er weis sich aber zu wehren und schreckt auch vor tödlicher Gewaltanwendung nicht zurück. Das Ermittlerteam um den ehemaligen Straßenjungen Tom, dem überaus kompetenten Wundarzt Gibson und dem Untersuchungsrichter Sir Henry Lovejoy bildet ein solides Fundament für das Wirken von Sebastian St. Cyr. Eine interessante Rolle spielt Lord Jarvis, der im Hintergrund die Fäden im Staat zieht. Lord Jarvis ist überaus mächtig und versucht Vieles unter den Teppich zu kehren, wenn es ihm zu Pass kommt. Auch dieser Fall ist wieder komplex und behandelt gleich mehrere Tabuthemen. Im Laufe der Ermittlungen wird Sebastian St. Cyr bedroht und gerät in Lebensgefahr. Neue Informationen über die Vorgeschichte der Figuren spielen eine nicht unwesentliche Rolle und erläutern die Motive der beteiligten Personen. Eine zunehmend größere Rolle spielt Hero Jarvis, die selbstbewusst auftritt und konsequent ihre Ziele verfolgt, auch wenn es sie selbst in Gefahr bringt. Sie kreuzt immer wieder die Wege des Count Devlin und beide sind sich im Wesen ähnlich, zudem bringt sie neue Themen in die Handlung ein.
Die Geschichte wird aus mehreren Perspektiven erzählt und auch die Gedanken der handelnden Personen werden deutlich. Auch wenn diverse Nebenhandlungen mit der Geschichte verquickt werden, bleibt die Spannung durchweg auf hohem Niveau. Der Schreibstil ist flüssig und eindringlich.

Fazit:
Auch der fünfte Fall für Count Devlin hat mich begeistert. Figurenzeichnung und Setting sind überragend. Deshalb vergebe ich fünf von fünf Sternen (95 von 100 Punkten) und spreche eine klare Leseempfehlung aus.