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Aus Liebe zum Lesen
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Rannungen

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Insgesamt 203 Bewertungen
Bewertung vom 11.10.2021
Change
Gorman, Amanda

Change


ausgezeichnet

Die Lyrikerin Armanda Gorman ist seit ihrer Rede „The Hill we climb“ zum Amtsantritt des US-Präsidenten Joe Biden wohl jedem ein Begriff. Nun erschien bei Hoffmann und Campe ihr erstes Kinderbuch „Change – Eine Hymne für alle Kinder“.

Die Protagonistin des Buchs ist ein kleines Schwarzes Mädchen mit großer Gitarre und noch größerem Herz. Nach und nach hilft sie singend anderen Menschen und verändert damit ihr Leben. Die Kinder schließen sich dem Mädchen an und schaffen gemeinsam immer mehr. Und genau das ist die Botschaft des Buchs: Veränderung beginnt immer bei einem selbst und gemeinsam schafft man auch Großes.

Die Illustrationen von Loren Long sind wirklich gelungen. Die seitenfüllenden bunten Bilder, wie das Cover, wechseln sich mit weißen Seiten ab, auf denen nur wenige Personen abgebildet sind. So entsteht passend zum Lied, das erzählt wird, ein stimmiger Rhythmus. Die abgebildeten Personen sind sehr divers, vom Jungen mit Kippa, über die ältere Damen am Rollator bis hin zu einem Mädchen im Rollstuhl ist alles vertreten, wobei die Unterschiede nicht ins Rampenlicht gestellt werden. Vielmehr bildet sich eine Einheit musizierender Kinder.

Der Knackpunkt des Buchs ist die schier unlösbare Aufgabe von Übersetzerin und Lyrikerin Daniela Seel und Musikerin Joy Denalane, die den Text ins Deutsche übertragen haben. Einen Sachtext zu übersetzen ist schon schwer genug, ein Gedicht bzw. Lied zu übersetzen, ein Ding der Unmöglichkeit. Hier kommt es ja nicht zuletzt auch auf Reim und Rhythmik an und das was zwischen den Zeilen mitschwingt. Im Rahmen der Möglichkeiten der deutschen Sprache, haben die beiden einen tollen Job gemacht.

Amanda Gorman und Loren Lang ist ein schön illustriertes, diverses Kinderbuch mit einer wichtigen Botschaft gelungen.

Bewertung vom 29.09.2021
Was bleibt, wenn wir sterben
Brown, Louise

Was bleibt, wenn wir sterben


gut

Was bleibt, wenn wir sterben? Dieser Frage widmet sich die Trauerrednerin Louise Brown in ihrem gleichnamigen Buch aus dem Diogenes-Verlag.

Nach dem Tod ihrer Eltern kurz hintereinander beschäftigt sich die Journalistin Louise Brown mit dem Tod und der Trauer und findet ein neues Berufsfeld als Trauerrednerin für sich selbst. Über ihre Erfahrungen mit der eigenen Trauer und der Trauerarbeit mit anderen Hinterbliebenen schreibt sie in ihrem Buch, das in drei Teile gegliedert ist.

Zunächst widmet sie sich der Konfrontation mit dem Tod, dann dem Leben mit der Trauer und schließlich im dritten Teil dem Thema „Die Endlichkeit annehmen“. In ihren Text lässt sie auch immer wieder Teile ihrer Trauerreden und Zitate einfließen.

Der Schreibstil ist fließend, teilweise fast schon philosophisch und dem Thema angemessen ruhig. Die Überschriften gefallen mir dabei besonders gut (z. B. „Strampeln zwischen den Seerosen oder Selbstbestimmtes Sterben“). Inhaltlich konnte die Autorin mich allerdings nicht überzeugen. Mir gehen die Gedanken nicht tief genug. Interessante Aspekte werden oft nur wortreich und sphärisch umschrieben, um dann direkt zum nächsten Gedanken oder der nächsten Trauergeschichte zu springen. Außerdem kommt mir der tröstende Aspekt zu kurz.

Das Thema Trauer ist ein sehr sensibles und für jeden bedeutet es sicherlich etwas anderes. Dieses Buch begibt sich einfühlsam auf den Weg verschiedener Trauergeschichten. Die großen Erkenntnisse zu dem, was nach dem Tod bleibt, kann es aber nicht liefern.

Bewertung vom 24.08.2021
Der Kolibri - Premio Strega 2020
Veronesi, Sandro

Der Kolibri - Premio Strega 2020


sehr gut

„Der Kolibri“ von Sandro Veronesi wurde 2020 mit dem italienischen Premio Strega Preis 2020 ausgezeichnet und entsprechend hoch waren meine Erwartungen.

Marco Carrera, genannt der Kolibri, muss in seinem Leben so einige Schicksalsschläge wegstecken und dennoch schafft es der Augenarzt, der Vater, Sohn, Bruder, Ehemann, Geliebte weiterzumachen. Mehr will ich zum Inhalt gar nicht sagen. Denn die Art, wie der Autor die Geschichte erzählt, ist außergewöhnlich.

Beginnend mit einem Gespräch zwischen Carrera und dem Psychotherapeuten seiner Frau, wird die Geschichte in einzelnen Kapiteln aus Sicht Marcos, mit Hilfe von Briefen und Gesprächen erzählt, allerdings nicht chronologisch, sondern mit großen Zeitsprüngen zwischen den einzelnen Kapiteln. So fügt sich ein Puzzleteil ins andere und erzeugt eine ganz subtile Spannung.

Veronesi schafft es wie kaum ein zweiter mit seiner Sprache eine Sogwirkung auf den Leser auszuüben. Sätze, die über mehrere Seiten gehen, wechseln sich mit knappen Sätzen ab, die durch das Unausgesprochene bestechen. Er fordert den Leser, sowohl sprachlich als auch inhaltlich.

Während die Spannung sehr lange aufrechterhalten wird, flacht die Geschichte am Ende leider etwas ab. Dennoch ein sehr lesenswertes Buch, das noch einige Zeit im Gedächtnis bleibt.