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Archer

Bewertungen

Insgesamt 492 Bewertungen
Bewertung vom 12.08.2021
Von hier bis zum Anfang
Whitaker, Chris

Von hier bis zum Anfang


sehr gut

Mit dreizehn sollte man eigentlich Kind sein, vielleicht das erste Mal verliebt sein, auf alle Fälle jedoch frei dabei, Fehler machen zu dürfen. Duchess kann sich den Luxus, Kind oder Teenie zu sein, nicht leisten. Ihre Mutter Star ist manisch-depressiv, hat schon mehrmals versucht, sich umzubringen und ist auch ansonsten nicht gerade die Mutter des Jahres. Vor dreißig Jahren wurde Stars kleine Schwester bei einem Unfall getötet - von Stars damaligen Freund. Er musste dank eines überharten Richters dafür dreißig Jahre in den Knast. Jetzt kommt er wieder raus, und Duchess erlebt, wie ihre Familie zerbricht. Sie kann ihre Mutter nicht retten, aber sie ist Duchess, eine Outlaw, und sie wird alles dafür tun, um ihren kleinen Bruder zu retten.

Was für eine irrsinnig tragische Geschichte um ein kleines, großes Mädchen mit mehr Mut als 90 Prozent aller Erwachsenen zusammen, und ihren kleinen Bruder. Es ist wirklich gut geschrieben, der Autor hat einen Schreibstil, der reinzieht, mitnimmt. Allerdings muss ich zugeben, dass es für mich auf Dauer so dermaßen depressiv und hoffnungslos war, dass ich irgendwann direkt die Schnauze voll hatte und überlegte, irgendwas Lustiges und Lebensbejahendes zu tun - zum Beispiel mir beim Zahnarzt alle Zähne ohne Narkose reißen zu lassen oder Ähnliches. Irgendwann ist doch auch mal gut mit den ganzen Morden, Unfällen, Krankheiten, tragischen Begebenheiten. Sollte man zumindest meinen. Mir war es - genau wie manchmal das Verhalten von Duchess - einfach irgendwann too much. Richtig großes Kino wäre es wohl geworden, wenn der Autor da noch eine bessere Balance gefunden hätte. Mir hat das Buch gefallen, aber es ist keines, das ich ein zweites Mal lesen wollte.

Bewertung vom 08.08.2021
Aufgewacht, kleiner Bär! / Dreh hin - Dreh her Bd.2
Tress, Sylvia

Aufgewacht, kleiner Bär! / Dreh hin - Dreh her Bd.2


sehr gut

Der kleine Bär am frühen Morgen. Die Sonne blitzt zum Fenster rein, er wacht auf. Dann geht es um die typischen Morgenrituale wie Frühstücken, Zähneputzen, sich anziehen und in den Kindergarten gehen. Das ist ein Mitmachbuch, das heißt, die Kleinsten können sich nicht nur die liebevoll gezeichneten Bilder anschauen, sondern auch mithilfe der Drehscheiben sozusagen die Geschichte ein wenig verändern. Man sieht beispielsweise den schlafenden kleinen Bär - zieht man an den Schlaufen, schlägt er die Augen auf.

Ähnliches funktioniert auch mit dem Zähneputzen, dem Frühstücken, dem Anziehen oder dem Spielen. Das hat nicht nur mir gefallen, sondern auch dem Vorlesekind. Um ehrlich zu sein, hat mir am Ende trotzdem noch etwas gefehlt. Natürlich war das alles sehr nett und niedlich gestaltet und etwas, um die Morgenroutine zu beschreiben, aber es hätte trotzdem gern eine Geschichte erzählt werden dürfen. Nicht nur das Abhaken der einzelnen Szenen, sondern wirklich etwas, das innerhalb dessen noch eine Handlung aufgeführt wird. Oder es hätte auch mal Papa Bär das Frühstück machen können, während Mama Bär am Handy hängt. Oder solche Sachen. Auch für die Allerkleinsten darf es gern - Bären hin oder her - ein wenig ohne die typischen Rollenklischees auskommen.

Bewertung vom 03.08.2021
Abstieg in die Tiefe / Catacombia Bd.1
Ferguson, R. L.

Abstieg in die Tiefe / Catacombia Bd.1


sehr gut

Sam ist ein Waisenjunge, der seine Eltern nicht kennt und immer in staatlicher Obhut aufgewachsen ist. Sein einzig verbliebener Freund ist Einstein, ein struppiger Straßenhund. Zusammen mit Einstein stürzt Sam auch eines Tages an einer Ausgrabungsstelle in ein tiefes Loch - und als er wieder bei Sinnen ist, traut er denselben kaum: Vor ihm erstreckt sich eine Stadt, eine riesige, gleichzeitig altertümliche wie moderne Stadt. Es dauert nicht lange, bis er auf deren Bewohner trifft und vor die Wahl gestellt wird, hier zu bleiben oder ohne Gedächtnis in seine Welt zurückzukehren. Sam muss nicht lange überlegen, hat er doch seit seinem ersten Moment hier das Gefühl, nach Catacombia zu gehören. Doch auch in dieser utopischen Stadt gibt es nicht nur Frieden und Ehrlichkeit und bald muss sich Sam entscheiden, wem er noch glauben oder vertrauen kann.

Mit diesem Buch haben wir ein Kinderabenteuer vorliegen, das die klassischen Regeln aufgreift: ein Außenseiter, Waisenjunge, der sich nie richtig zugehörig gefühlt hat. Eine neue Perspektive. Und die Entscheidungen zwischen dem, was einfach und dem, was richtig ist. Dabei ist Sam ein Sympathieträger, der durchaus gleichwertig von Einstein unterstützt wird. Mir hat die Idee dieser Stadt im Inneren der Erde wirklich gut gefallen, auch die Konflikte und eigenständige Magieanwendung. Sehr irritiert hat mich jedoch, als er sich quasi sofort von den Jüngern anheuern lässt. In einem Moment noch wollen sie ihn töten, was sie ihm auch klar zu verstehen geben, im nächsten betrachtet er sie als best buddys und ist entschlossen, diejenigen zu hintergehen, die sich ihm gegenüber als hochanständig erwiesen haben. Das hat ihn einiges an Sympathiepunkte bei mir gekostet, um ehrlich zu sein. Ansonsten jedoch fand ich die Geschichte durchaus spannend und möchte wissen, wie sie im nächsten Band weitergeht und welche Abenteuer Sam, Einstein und Ella noch erleben werden.

Bewertung vom 30.07.2021
Dreieinhalb Stunden
Krause, Robert

Dreieinhalb Stunden


sehr gut

Wir schreiben das Jahr 1961. Es ist der 13. August, ein schöner sommerlicher Sonntag. An diesem Tag steigen viele Menschen in den Interzonenzug D-151 von München nach Berlin. Viele sind Rückkehrer in die DDR. Unter ihnen gibt es eine Person, die um jeden Preis ein Geheimnis gewahrt sehen möchte, um ihre Familie zu retten. Doch dieses allzu übermächtige Geheimnis kommt heraus: Der Ullbricht baut eine Mauer und schließt die Grenzen endgültig. Es sind noch dreieinhalb Stunden Zeit bis zum letzten Halt auf westdeutscher Seite - wie soll man sich da entscheiden? Für die Freiheit, aber ohne finanzielle oder soziale Sicherheit? Für das Vertraute mit allem, was man besitzt, aber in einem geschlossenen Land? Marlies, die Frau, die schon vorher Bescheid wusste, weiß, dass sie so oder so alles verlieren wird. Sascha, der junge Musiker, muss eine Sache aus seiner Vergangenheit klären. Artur, der abgehalfterte Bulle aus München, will noch einmal einen großen Fall haben. Und was ist mit all den anderen DDR-Leuten? Jeder von ihnen muss eine übermächtige Entscheidung treffen, und das Rattern der Zugräder auf den Schienen zerhackt die Stunden in Minuten und Sekunden ...

Vorneweg: Perfekte Sprecher. Auf die beiden kann man überhaupt nichts kommen lassen. Auch ist diese Geschichte aus der jüngeren deutsch-deutschen Geschichte im Kern sehr interessant und es war auch nicht so, dass ich mich wirklich gelangweilt hätte. Allerdings empfand ich den Stil des Autors als wenig raffiniert oder ausgefeilt. Ich weiß nicht, wie oft da der Blick gehoben wird, Lächeln geschenkt oder ähnliche Worthülsen verwendet wurden. Und wenn ich mir so ansehe, wie Menschen in Krisensituationen reagieren, halte ich von vornherein die ganze Prämisse für etwas realitätsfern. Meiner Meinung nach machen sich da in dem Zug viel zu viele Menschen viel zu viele Gedanken. Im Ernstfall war das mit Sicherheit nicht so. 99 Prozent aller anwesenden DDR-Bewohner wäre nicht ausgestiegen, aus einem einfachen Grund. Egal, was im Radio kam, die meisten hätten mit den Schultern gezuckt und sich gedacht: Wird schon nicht so schlimm werden. Wir haben schon Schlimmeres erlebt und überstanden - immerhin ist das Ende des Krieges gerade einmal 15/16 Jahre her. Von daher weiß ich zwar die erdachte Dramatik und die geschichtlichen Hintergründe, die man so im Laufe der Zugfahrt erfährt und mitbekommt, zu schätzen, allein mir fehlt ein Stück Begeisterung über den Stil und die letztendliche Überzeugung, dass sich diese Geschichte so hätte abspielen können. 3,5/5 Punkten.

Bewertung vom 24.07.2021
Crave / Die Katmere Academy Chroniken Bd.1
Wolff, Tracy

Crave / Die Katmere Academy Chroniken Bd.1


gut

Nach dem Tod ihrer Eltern ist Grace gezwungen, vom heißen Texas ins eiskalte Alaska zu ziehen. Dort ist ihr Onkel der Direktor eines megaelitären Internats. So ziemlich als Ersten begegnet sie auf der Katmere Academy Jaxon Vega. Er spricht zwar mit ihr, als wäre sie der Dreck unter seinen Füßen, aber weil er hübsch und gefährlich ist, macht das gar nichts. Dass er sich selbst widerspricht und ihr rät, sie solle hier unter Radar fliegen, aber eine Sekunde später selbst dafür sorgt, dass sie Aufmerksamkeit auf sich zieht, macht auch nichts, schließlich ist er hübsch und gefährlich. Der hübsche und gefährliche Supermann ist übrigens nicht nur ein hübscher und gefährlicher Junge von nebenan, sondern Edward aus Alaska. Er glitzert zwar nicht, riecht aber nach Orangensaft und Eis - also quasi nach Valensina on the rocks.

Auch beim stärksten Nachdenken fallen mir eigentlich keine weiteren bedeutsamen Eigenschaften von Jaxon ein, die mir erklären könnten, warum er solche Faszination auf Grace ausübt. Eigentlich ist Grace die ersten paar Seiten gar nicht so uncool, denn sie weiß tatsächlich mal kurz im Gespräch zu kontern. Doch spätestens, als sich ihr Mantra - hübsch und gefährlich - in ihre Gehirnwindungen schleicht, verliert sie die wichtigsten grauen Zellen. Das erklärt auch, warum sie ihren Onkel nicht mal darauf anspricht, dass sie am ersten Abend zwei Typen aus der Schule mal eben umbringen wollten, weil sie es lustig fanden. Und sie auch ansonsten nicht allzu viel hinterfragt. Jacob heißt hier übrigens Flint und heult nur, wenn seine Pläne schiefgehen. Finstere Antagonisten dürfen auch nicht fehlen, andererseits ist Jaxon dermaßen übermächtig mit Supermannkräften ausgestattet, dass es nur spannend wird, wenn Grace mal allein ist. Ansonsten wird in dem Buch furchtbar viel geschmachtet und die Handlung nur selten vorangetrieben, sodass man sich über die fast 700 Seiten nicht wundert. Immerhin lassen die sich mega schnell lesen und wahrscheinlich genauso mega schnell vergessen. 2,5/5 Punkten.

Bewertung vom 15.07.2021
Die Verlorenen / Jonah Colley Bd.1
Beckett, Simon

Die Verlorenen / Jonah Colley Bd.1


weniger gut

Jonah Colley hat vor zehn Jahren seinen Sohn verloren. Einmal kurz eingenickt und der kleine Junge verschwand spurlos vom Spielplatz. Seitdem geht sein Leben den Bach runter. Sohn weg, Frau weg, Motivation weg. Und dann meldet sich ein alter Freund und bittet ihn um Hilfe. Um Mitternacht. Am Schlachter-Kai. Als Colley dort ankommt, findet er ein Haus voller Leichen vor. Und plötzlich gerät er in eine Spirale aus Gewalt, Lügen und Schatten der Erinnerungen. Können die Morde im Lagerhaus etwas mit dem Verschwinden seines Sohnes zu tun haben?

Wenn das einzig Gute an einem Hörbuch der Sprecher ist, spricht das nicht für das Buch. (Pun intented.) Ich bin immer noch ein bisschen fassungslos, dass dieses zusammengestöpselte Geschwurbel von demselben Autor sein soll wie die David-Hunter-Bücher. Egal, wie hart ich nachdenke, abgesehen vom Sprecher finde ich absolut nichts, was ich an diesem Buch positiv erwähnen könnte. Schon allein Jonah Colley. Selten zuvor habe ich einen Protagonisten gefunden, der ähnlich dämlich, unfähig und lernresistent ist. Der große Polizist, Mitglied einer bewaffneten Einheit, stolpert von einer Falle in die nächste, lässt sich wirklich von Hinz und Kunz austricksen und hinters Ohr hauen und kriegt alle Naselang so viel auf die Nase, dass er von rechts wegen tot sein müsste. Die furchtbar konstruierten Zusammenhänge der Geschichte tun regelrecht weh und Logik ... nein. Die sucht man leider vergeblich. Ich weiß nicht, wie oft ich während des Hörens die Augen verdreht habe - es ist geradezu ein Wunder, dass ich nicht mit Schielen angefangen habe. Sämtliche Charaktere wurden wie in einem Schattentheater marionettengleich über die Bühne gezogen. Ich weiß nicht, was hier passiert ist. Hat der Autor mit seinem Lektor gewettet, dass er völligen Blödsinn schreiben und trotzdem damit fett Kohle verdienen kann? In dem Fall hat er gewonnen. Wir Leser/Hörer haben dabei leider verloren. Zum Beispiel wertvolle Lebenszeit. Allein für den Sprecher gibt es die 1,5 Punkte, der Rest ist Schweigen.

Bewertung vom 06.07.2021
Evie und die Macht der Tiere
Haig, Matt

Evie und die Macht der Tiere


sehr gut

Evie ist ein besonderes Mädchen, hat sie doch eine außergewöhnliche Fähigkeit: Sie kann hören, was Tiere denken. Nicht nur das. Sie kann ihnen in Gedanken antworten. Nun ist das bei Hunden nicht so schwer, aber bei Schnecken schläft man schnell mal ein und bei Bartagamen ... Wollen wir einfach mal festhalten, dass Echsen am allerschwersten zu hören und zu verstehen sind. Evie weiß, dass sie diese Fähigkeit geheimhalten muss. Nicht nur, weil das etwas ist, das außer ihr fast niemand kann, sondern auch, weil ein böser Mann mit noch böseren Absichten Jagd auf sie machen würde, wüsste er, dass sie es kann. Doch dann passiert etwas Schlimmes in einem Zoo und Evie muss einschreiten, sonst stirbt ein kleiner Junge. Und plötzlich sind sie, alle Tiere und die gesamte Welt in großer Gefahr ...

Ich bin ehrlich: Von Matt Haig als Autor halte ich nicht viel. Er hat immer coole Ideen, aber seine Umsetzung finde ich in der Regel ziemlich mau und langatmig. Hier jedoch ist das anders. In dem Kinderbuch fasst er sich kurz, baut Spannung auf, erzählt eine schöne Geschichte, in der Kinder nicht nur ein Abenteuer erleben, sondern auch Wissenswertes über die Tierwelt und die Rettung unserer Erde lernen können. Umwelt- und Tierschutz wird hier ganz großgeschrieben, das ist wirklich ein Bonus. Und auch so hat uns der Großteil der Handlung gefallen. Nur eine Sache hat mein Vorlesekind ganz richtig hinterfragt: Das eine Mal wird Evie für ihre Gaben in der Schule ausgelacht, beim zweiten Mal ist sie plötzlich die Heldin: warum? Ja, das konnte ich dann auch nicht beantworten, das erschien mir auch unlogisch. Trotzdem, schöne Lektüre, schöne Bilder, schöne Messages. Empfehlenswert.

Bewertung vom 12.06.2021
Partem. Wie die Liebe so kalt
Neeb, Stefanie

Partem. Wie die Liebe so kalt


schlecht

Xenia ist kein ganz normales sechzehnjähriges Mädchen. Sobald sie andere Menschen berührt, hört sie Geräusche. Löwenbrüllen bei ihrem besten Freund, klirrendes Glas bei einer zufälligen Berührung in der Bahn. Doch ausgerechnet da streift sie das Bein eines megaheißextremübergutaussehenden Jungen - und plötzlich ist da Stille. Der Junge, Jael, ist megaheißextremgutaussehend und außerdem der Anführer einer Gruppe, die einer megageheimen Organisation angehört, die Gefühle klaut. Und er bekommt Herzklopfen bei Xenia - und wie sollte es anders sein, umgekehrt ist es genauso. Dabei haben die drei Jungs und das eine Mädchen aus Jaels Gruppe nicht nur megaheißextremgutes Aussehen, sondern auch megageheime Aufträge.

Findet jemand, dass das mega Sinn ergibt? Nein? Beruhigend, dann bin ich ja nicht allein. Anscheinend soll durch die megageheime Organisation Spannung aufgebaut werden, weil die auch so megaharte Vorschriften hat. Allerdings wird auch durch die hundertste Wiederholung von megageheimen Vorschriften nichts spannender, der geneigte Leser beginnt nur langsam, sich weniger geneigt zu fühlen. Zumal alles so aus- und durchgekaut ist. Jael ist zwar megaheißextremgutaussehend und hat irgendeine megaheiße Augenfarbe, die bestimmt auch megaoft erwähnt wurde, außerdem ist er megastark und megacool und megakannalles und dazu ist er ein Megaarschloch, aber ist ja egal, solange er megaheißextremgutaussehend ist, das Mädchen findet ihn gut. Warum? Keine Ahnung. Er benimmt sich ihr gegenüber, als hätten ihn Wölfe im Wald aufgezogen und er würde morgens zum Frühstück drei Kilo blutiges Fleisch fressen. Muss so. Ist männlich. Er schreckt auch vor Mord nicht zurück, aber muss auch so. Ist männlich. Und dafür, dass er und seine ebenso megaheißgutaussehenden anderen Teenies für eine megageheime Organisation arbeiten, erzählen sie das irgendwie unglaublich gern herum. Megageheime Organisation. Aber mehr dürfen wir nicht erzählen. Schade, dass die nur megaheißextremgutaussehend sind, aber megawenig Gehirnzellen abbekommen haben. Aber egal. Muss so. Sind ja megaheiß... Na, spätestens jetzt habt ihr es begriffen. Der Rest ist, um wenigstens einmal Niveau reinzubringen, Schweigen.

Bewertung vom 05.06.2021
Böses Spiel im Dinopark / 1000 Gefahren junior Bd.1
Lenk, Fabian

Böses Spiel im Dinopark / 1000 Gefahren junior Bd.1


ausgezeichnet

In diesem Buch schlüpft man in den Charakter des Ben, eines Jungen, der mit seinen Eltern und seiner Schwester in einem Dinopark lebt. Die Saurier leben in großen Gehegen, dein Vater ist Ranger, deine Mutter Tierärztin. Als du eines Abends am Fenster stehst, bemerkst du ein sich bewegendes Licht im Park - jemand schleicht herum. Um diese Zeit? Da hat niemand was zu suchen! Ab jetzt geht es los: Wofür entscheidest du dich? Gehst du der Sache auf den Grund? Dann laufe zu deiner Schwester und macht euch auf den Weg in den Park. Wenn du lieber bleiben und beobachten willst, ist das auch eine Option.

Je nachdem, wofür sich der oder die jüngere (oder nicht mehr ganz so junge) Leser/Leserin entscheidet, wird man zu einer entsprechenden Seite weitergeleitet. Man liest das Buch also nicht linear, sondern hüpft immer hin und her. Sehr gut gefiel mir dabei, dass es so nicht nur bei einer Geschichte blieb, sondern man am nächsten Abend mit einer anderen Entscheidung beinahe eine andere Geschichte lesen kann. Auch die Illustrationen sind schön gestaltet und sorgen dafür, dass der Spaß nicht zu kurz kommt. Mein Vorlesekind war jedenfalls begeistert und auch ich habe das Buch gern gelesen und betrachtet.

Bewertung vom 27.05.2021
Das Buch des Totengräbers / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.1
Pötzsch, Oliver

Das Buch des Totengräbers / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.1


sehr gut

Leopold von Herzfeldt ist ganz neu in Wien. Der ehemalige Untersuchungsrichter aus Graz macht sich gleich mal recht unbeliebt, als er an einem Tatort auftaucht und dort nach neuesten Erkenntnissen Untersuchungen durchführt. Im Jahr 1893 und dazu noch als Jude ist das ein unerhörter Akt von Unhöflichkeit. So verwundert es auch nicht, als er erstmal aufs Abstellgleis geschoben wird. Statt einer grausig-faszinierenden Mordserie soll er den Selbstmord eines Halbbruders des berühmten Walzerkönigs Johann Strauß untersuchen. Dabei trifft er auf den kauzigen Totengräber Augustin Rothmayer vom Zentralfriedhof. Auf getrennten Wegen kommen beide einer ungeheuren Sache auf die Spur ...

Wie üblich hat sich Pötzsch einer spannenden Zeit gewidmet. Dieses Mal geht er nicht seiner Familiengeschichte mit den Henkern nach, sondern interessiert sich für einen Totengräber des 19. Jahrhunderts. Mit Rothmayer schafft er einen durchaus komplexen Charakter, dem gegenüber Herzfeldt nicht so richtig mithalten kann, wie ich finde. Herzfeldt ist nur eines - ziemlich unsympathisch. Dafür, dass er selbst nicht Anfeindungen und Herablassung gegenüberstehen möchte, macht er es selbst auch nicht viel besser, im Gegenteil. Die Fälle selbst waren spannend, wobei ich den Hauptfall quasi schon zu Beginn gelöst hatte, mir fehlte lediglich das Motiv. Trotzdem ist das eine Reihe, die ich gern weiterverfolgen werde, auch wenn sie noch nicht mit der Henkersfamilie Kuisl mithalten kann.