Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
eiger
Wohnort: 
Berlin

Bewertungen

Insgesamt 277 Bewertungen
Bewertung vom 29.11.2018
Die Bücherfreundinnen
Platt, Jo

Die Bücherfreundinnen


gut

Mädelslektüre
Der Roman „Die Bücherfreundinnen“ handelt von fünf Frauen Alice, Miriam, Connie, Abigail und Sophie. Sie alle sind Teil ihres eigenen Buchclubs.
Jon hat die Stelle seiner verstorbenen Frau Lydia eingenommen. Sie alle verbindet eine jahrelange Freundschaft. Sie alle haben verschiedene Freuden, Sorgen und Probleme und versuchen sich gegenseitig mit Rat und Tat zu Seite zu stehen.
Die Geschichte aus der Sicht von Alice erzählt. Alice ist nach einer unschönen Beziehung mit Eddie wieder allein. Ihre Freundinnen haben es sich zur Aufgabe gemacht, sie zu verkuppeln und verschaffen ihr so ein Date nach dem anderen.
Das Buch soll eine schöne, leichte und lustige Sommerlektüre sein. Am Anfang gibt es eine hilfreiche Erklärung über alle Buchclub-Mitglieder im Einband. Dies war besonders wichtig, da die vielen Namen ohne Erklärung genannt werden.
Leider liest sich der Roman bei weitem nicht so gut wie versprochen. Irgendwie geht es mehr oder weniger um Belanglosigkeiten und die Personen bleiben unscharf. Der Schreibstil ist flüssig.
Die Protagonisten waren mir größtenteils sympathisch, besonders Sophie (Alices Freundin und Arbeitskollegin) gefielen mir als Nebendarstellerin recht gut.
Aber insgesamt war die Menge der Nebendarsteller recht groß und, ich kam manchmal richtig durcheinander und wusste teilweise gar nicht mehr, woher die sich nun kennen. Da hab ich an manchen Stellen etwas den Faden verloren.
Es ist kein Buch, das mich wirklich gefesselt hat und gefühlsmäßig sehr betroffen gemacht hat.
Schade war auch, dass das Thema mit dem Bücherclub so kurz gehalten wurde, da der Klappentext dies nicht ganz vermuten lässt.
Auch das Cover fand ich nicht ganz passend, denn ich konnte nicht herausfinden, was der Apfel mit der Geschichte zu tun hat.
Als leichte Lektüre zur Unterhaltung ist es mit den genannten Einschränkungen empfehlenswert und kann zu einer kleinen Alltagsflucht werden.

Bewertung vom 22.11.2018
Eine Handvoll Asche
Taylor, Marsali

Eine Handvoll Asche


sehr gut

Unheimliche Geschehnisse

„Eine Handvoll Asche“ erschienen im März 2018 im Aufbau Taschenbuchverlag, ist der dritte Teil der von Marsali Taylor erschaffenen Cass Lynch und Gavin Macrae Reihe. Bereits 2014 wurde das Original mit einem neuen Kriminalfall um die passionierte Seglerin Cass veröffentlicht.

Die Inhaltsangabe ist dem Umschlagtext des Buches entnommen:
„Es ist kurz vor Halloween und die Teenager in Scalloway auf Shetland scheinen den Hexenkult etwas zu ernst zu nehmen. Es gibt einen Hexenzirkel, geführt vom Teufel persönlich. Cass Lynch, leidenschaftliche Seglerin, hält das alles für Aberglaube, bis sie die Tochter von Bekannten tot auffindet. War es Mord?
Es wird ziemlich hart für Cass, sich des Hexenwahns zu erwehren und die realen Hintergründe der Geschichte aufzuklären.“

In diesen Fall wird auch Cass persönlich involviert. Als sie beginnt Nachforschungen zu betreiben, wird sie direkt bedroht und gerät in eine recht gefährliche Situation. Hier wird das Buch richtig spannend und als Leser fiebert und rätselt man mit.

Mir persönlich hat dieser Fall nicht ganz so gut gefallen, weil zu viel über mögliche Tathintergründe spekuliert wird und das geschilderte Treiben zu Halloween recht verwirrend ist. Das Handlungsgeflecht war stellenweise zähflüssig gestaltet und schwer durchschaubar.

Aber die beschriebene Segeltour von Cass und Gavin war auch für mich als Laien sehr gut dargestellt. Man merkt, die Autorin segelt selbst und kennt sich nicht nur gut aus, sondern kann dieses Wissen auch gut vermitteln. Sie lebt mit ihrem Mann, zwei Kindern, einem Segelboot und Shetlandponys seit 1981 auf Shetland.
Weitere Spannung ergab sich aus dem Wiedersehen von Cass mit ihrem norwegischen Freund Anders. Sie muss sich klar werden, ob sie sich mehr zu Gavin oder zu Anders hingezogen fühlt.

Eine Stärke der Autorin sind die grandiosen Beschreibungen von Natur und Landschaft der Shetlands. Die schroffe Schönheit und atemberaubende Küstenlinien werden so geschildert, dass ich mir alles ganz genau vorstellen konnte. Glitzernde Lochs, heidekrautbedeckte Moorlandschaften, dramatische Felsformationen und erhabene Klippe sah ich vor mir und wünschte mir alles einmal mit eigenen Augen zu sehen. Die fundierten historischen Fakten machen das Buch auch zu einem Reiseführer.

Die Auflösung ist in sich stimmig und überraschend. Das ganze Buch ist eine Liebeserklärung an die Shetland-Inseln und hat mir diese abgelegene Gegend näher gebracht. Der Schreibstil ist flüssig und informativ. Die Protagonistin Cass war mir sofort sympathisch, denn sie ist eine ehrliche und sehr nachdenkliche, manchmal ein wenig verschlossene Person.

Aktuell zählt die Reise um Cass und Gavin 6 Bände und ich hoffe, dass die noch fehlenden Teile bald übersetzt werden und der Leser sich auf weitere Abenteuer auf den Shetlands freuen kann.
Von mir gibt es mit den geschilderten Einschränkungen eine Leseempfehlung und 4 Sterne.

Bewertung vom 19.11.2018
Schlaf in tödlicher Ruh / John Benthien Jahreszeiten-Reihe Bd.3
Ohlandt, Nina

Schlaf in tödlicher Ruh / John Benthien Jahreszeiten-Reihe Bd.3


ausgezeichnet

Was geschah wirklich im Elisenkoog?

„Schlaf in tödlicher Ruh“ ist ein gelungener Kurzkrimi (155 Seiten)von Nina Ohlandt aus der Jahreszeitenreihe.
Solche Weihnachtsfeiertage, wie sie Lilly Velasco erlebt, möchte niemand haben. Es sollte doch eine schöne Feier in geselliger Runde bei ihrer Jugendfreundin Sonja werden, die mit ihrem zweiten Mann ein einen alten Hof hinter den Nordseedeichen ausgebaut und renoviert hatte.

Aber die Atmosphäre im Elisenkoog ist von Beginn an gespannt und Julian, Sonjas Mann, beginnt sofort mit Lilly zu flirten. Als dann noch ein mysteriöser Weihnachtsmann erscheint, der Päckchen mit verfaultem Obst und üblen Beschimpfungen an jeden verteilt, ist die Stimmung am Nullpunkt.
Später, am ersten Feiertag, finden die Frauen nach einem Spaziergang in der tief verschneiten Landschaft drei Männer tot in der Sauna. Welcher Fluch liegt auf neuen Anwesen?

Die herbei gerufenen Kollegen von Lilly, John Benthien und Tommy Fitzen, müssen klären, ob es ein Unfall war oder Mord war.
Kurze Zeit später wird ein unbekannter Toter in einem Graben beim Anwesen gefunden. Es scheint keinen Zusammenhang zwischen den Toten zu geben, bis eine Spur zu dem mysteriösen Weihnachtsmann führt.
Die Autorin erzählt mit Liebe zum Detail eine äußerst spannende und gut ausgedachte Kriminalgeschichte, die tief in die Vergangenheit der Gäste führt. Hier muss ein Mordmotiv zu finden sein. Dabei erfährt der Leser mit John Benthien immer neue schreckliche und erschütternde Details aus dem Privatleben von Sonjas Mann und seinen Freunden.

Schließlich gelingt es Kommissar Benthien durch sein Kombinationsvermögen und genauer Beobachtung und der Hilfe seiner Kollegen diesen Fall zu lösen. Das überraschende und glaubhafte Ende bringt eine erschütternde und erschreckende Wahrheit ans Licht.

Der flotte Erzählstil ist angenehm zu lesen, weil man als Leser gut den Gedanken der Ermittler folgen kann. Durch die Beschreibung der wunderschönen Winterlandschaft erhält die Erzählung viel Lokalkolorit. Die Personenbeschreibungen sind wieder ausgezeichnet und sehr differenziert.

Dieser düstere und etwas unheimliche Kurzkrimi ist Nina Ohlandt sehr gut gelungen und aus meiner Sicht eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 15.11.2018
Himbeerschaum und Dünentraum / Ostseeliebe Bd.3 (eBook, ePUB)
Sommerkorn, Frida Luise

Himbeerschaum und Dünentraum / Ostseeliebe Bd.3 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Hindernisse auf dem Weg zum Glück

„Himbeerschaum und Dünentraum“ ist der dritte und letzte Teil der Trilogie „ Ostseeliebe“ von Frida Luise Sommerkorn.

Inzwischen ist es Mai geworden und Caro und Johannes sind von ihrer Weltreise heimgekehrt. Aber irgendwie wirken sie bedrückt, obwohl die Reise sehr schön war. Als Caro zufällig ihrem Exfreund Jens begegnet und ihm von ihren Erlebnissen unterwegs erzählt, ahnt sie nicht, wie verhängnisvoll diese Begegnung für sie wird.
Auch bei Anne und Raoul läuft es nicht gerade rund. Derzeit sind beide mit dem Umbau des geerbten Hauses und der Verschönerung des Gartens beschäftigt. Aber jeder arbeitet allein vor sich hin.
Stine und Ben sind ein glückliches Paar, das endlich eine gemeinsame Wohnung möchte. Da passt es doch gut, dass sich Stine die Möglichkeit bietet, das Haus, in dem sich ihr Büchercafé befindet, zu kaufen? Leider versäumt sie bei all ihren Träumen Ben nach seinen Wünschen zu fragen.

Frida Luise Sommerkorn erzählt munter und unterhaltsam, doch mit vielen nachdenklichen Tönen. Man kann als Leser die Probleme gut verstehen und mit den Freundinnen hoffen, dass sich alles zum Guten wenden wird.
Die Protagonisten zeigen ein differenzierteres Profil mit Charakter und werden zu Personen, mit denen man sich identifizieren kann.

Trotzdem ist eine leichte und angenehm zu lesende Lektüre geworden, die Entspannung und Unterhaltung garantiert. Schließlich finden die Freundinnen immer einen Ausweg, um alle Hürden des Schicksals zu meistern. Der Erzählstil ist flüssig und leicht zu lesen. Flotte Szenen- und Perspektivwechsel gestalten die Erzählung abwechslungsreich und Überraschungen beleben die Handlung.

Aus meiner Sicht gibt es 5 Sterne und eine Leseempfehlung für alle, die gern Liebes- und Frauenromane lesen.

Bewertung vom 09.11.2018
Dünenwinter und Lichterglanz
Janz, Tanja

Dünenwinter und Lichterglanz


ausgezeichnet

Ein modernes Weihnachtsmärchen

Mit diesem Foto und dem Brief begibt sie sich nach St. Peter - Ording, um den Empfänger zu suchen. Wird es ihr gelingen die große Liebe ihrer Oma zu finden?
Sie ahnt nicht wie diese winterliche Reise ihr Leben verändern wird. Tanja Janz erzählt flüssig und sehr einfühlsam. Die Schilderungen der verschneiten Salzwiesen und des Ortes mit seinen schmucken Häusern und Hotels verzaubern den Leser. Ich kenne St. Peter im Frühling, aber meine Sehnsucht, diesen wunderschönen erholsamen Ort im Winter zu erleben, wurde geweckt. Die Beschreibungen friesischer Bräuche und Legenden fügen sich perfekt ein.

Die Zeit vergeht schnell für Alida in St. Peter- Ording und so werden es mehr als drei Wochen, in denen sie auch die Familie von Femke, die neben ihrem Antiquitätenladen auch noch Fremdenzimmer vermietet, näher kennenlernt. Alida ist bescheiden und hilfsbereit geblieben, obwohl viele Menschen sie aus ihrer Fernsehsendung als Wohnexpertin kennen. Sie freundet sich bald nicht nur mit Femke und ihren Zwillingen an, sondern unterstützt die Familie auch bei der Vorbereitung des Adventsfestes im Antiquitätenladen. Bald eröffnen sich ihr ausgerechnet in St. Peter attraktive berufliche Perspektiven. Nur Thomas, Femkes Bruder, macht es ihr nicht leicht.

Die Suche nach dem unbekannten Hans nimmt sie ganz schön in Anspruch. Jedoch Alida lässt sich nicht entmutigen und stößt auf einen überraschenden alten Zeitungsartikel.

Mir hat diese Erzählung mit dem Ausblick in die Zukunft sehr gut gefallen. Die Story bietet viel Abwechslung, Überraschungen und einen ganz besonderen Zauber. Manchmal hat die Handlung etwas Märchenhaftes, was aber sehr gut in die bevor stehende Weihnachtszeit passt. Das Versprechen des wunderschönen Covers wird hier nicht enttäuscht. Es ist eine stimmungsvolle Geschichte, die nicht nur in die Vorweihnachtszeit passt, sondern zu jeder Zeit von allen, die Romantik mögen, gelesen werden kann.

Bewertung vom 08.11.2018
Tod zur Geisterstunde / Cherringham Bd.27 (eBook, ePUB)
Costello, Matthew; Richards, Neil

Tod zur Geisterstunde / Cherringham Bd.27 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Unheimliche Geschehnisse in Cherringham

Es ist Halloweenzeit in Cherringham und Jack freut sich darauf. In England fiel das Fest zwar nicht ganz so opulent aus wie in seiner Heimat, wo es fast Weihnachten als das „große Event“ abzulösen schien. Aber auch in den Cotswolds war Halloween eine recht spaßige Angelegenheit. In diesem Jahr ist bei Lady Repton war eine Halloweenparty geplant, zu der auch Sarah und Jack geladen sind.

Ausgerechnet zu dieser Zeit werden dem alten Schauspieler Basil Coates, der früher in vielen Horrorfilmen Kultstatus erlangt hatte, üble Streiche gespielt. Seine italienische Ehefrau Alyssia kann das nicht mehr ertragen und bittet Sarah und Jack um Hilfe. Schließlich ist in Cherringham bekannt, wie erfolgreich die beiden Hobbydetektive in der Vergangenheit ermittelt haben.

Sarah und Jack erklären sich auf Alyssias Bitte bereit im abgelegenen alten Herrenhaus des Ehepaars zu übernachten. Ausgerechnet in dieser Nacht passiert so Einiges. Aus dem Wasserhahn im Bad kommt eine rote blutähnliche Flüssigkeit, später brennt eine Strohpuppe auf der Terrasse und plötzlich wird Basil von Alyssia tot aufgefunden.

Sarah und Jack überwinden ihren Schreck und beginnen zu ermitteln. Scharfsinn und Kombinationsgabe bringen sie bald auf die richtige Spur und der Leser taucht tief in die Welt des Films ein.
Auch mit dem 27. Fall ist dem Autorenduo Matthew Costello und Neil Richards eine spannender und gut erzählter Cosy-Crime gelungen. Es ist eine unterhaltsame und leicht zu lesende Lektüre, die gute Story bietet. Mir hat es wieder gefallen Sarah und Jack bei ihren Recherchen zu begleiten. Die Personen sind sympathisch, authentisch und gut beschrieben und alle Handlungen sind gut nachvollziehbar.

Aus meiner Sicht eine klare Leseempfehlung für alle Fans der Krimireihe Cherringham und jene, die eine gut geschriebenen Krimi ohne grausame Einzelheiten oder zu viel Horror mögen.

Bewertung vom 08.11.2018
Jahre des Aufbaus / Die Schwestern vom Ku'damm Bd.1
Riebe, Brigitte

Jahre des Aufbaus / Die Schwestern vom Ku'damm Bd.1


ausgezeichnet

„Jahre des Aufbaus“ ist der gelungene Auftakt der großen 50er Jahre -Trilogie „ Die Schwestern vom Ku‘damm“ der promovierten Historikerin Brigitte Riebe. Die Reihe erscheint bei Rowohlt Wunderlich.
Für mich war es das erste Buch der Autorin; ich bedanke mich bei der Buchboutique, die mir das Buch zur Verfügung gestellt hat.

Angesiedelt ist die Handlung im Berlin der Nachkriegszeit von 1945 und 1951. Das Buch erzählt von den drei Thalheim-Schwestern Ulrike, genannt Rike, Silvie und Florentine.
In jedem Teil wird eine andere Schwester im Mittelpunkt stehen. Im ersten Teil geht es um Rike, die eine große Rolle für den zukünftigen Weg ihrer Familie spielt.
Mit dem Kriegsende stehen sie vor den Trümmern ihrer Existenz. Das schöne Modekaufhaus Thalheim, dessen Eröffnung 1932 im Prolog geschildert wird, ist von Bomben vernichtet. Nur Ruinen zeugen noch von seiner Existenz. Der Vater, der noch zum Volkssturm eingezogen wurde, wird vermisst. An ihrer Seite ist noch die junge Französin Claire, die zweite Frau des Vaters und Mutter von Florentine.

Alle vier verzweifeln nicht, sonder nehmen den Kampf für ein besseres Leben auf. Arbeit schreckt sie nicht ab und sie packen als Trümmerfrauen mit an. Durch einen Zufall begegnen sie Miriam, der Tochter ihrer jüdischen Direktrice. Ihr ist es gelungen unerkannt im Berliner Untergrund zu überleben.
Es ist wunderbar zu lesen, wie es Brigitte Riebe gelingt mit wenigen Sätzen Situationen und Personen treffsicher zu beschreiben. Man fühlt mit ihren Protagonistinnen deren Träume, Ziele und Ängste. Als Leser kann man sich dank der anschaulichen Schilderungen das zerstörte Berlin und die Sorgen der Menschen vorstellen. Der Roman fesselt von Beginn an und liest sich leicht.

Die fünf Frauen sind sehr unterschiedlich. Jeder trägt mit ihren Fähigkeiten zum Überleben bei. Rike verliert dabei ihren Traum vom Wiederaufbau des Kaufhauses nie aus den Augen. Sie ist die Vernünftige, die die Familie zusammen hält. Ihr gelingt es mit Hilfe der Beziehungen ihres Onkel Carls, der ein entschiedener Gegner des dritten Reichs war und seine berufliche Karriere als Staatsanwalt unter den Nazis aufgegeben hat, den Vater freizubekommen. Doch Friedrich Thalheim ist nicht mehr der alte.

Die lebensfrohe und etwas leichtlebige hübsch Silvie entwickelt ungeahnte Talente auf dem Schwarzmarkt, um Nützliches für die Familie zu erwerben oder zu tauschen. Später macht sie Karriere beim Rundfunk.
Claire, eine zierliche Frau, wird zu einer zupackenden Trümmerfrau und Miriam, die einen kaputten Rücken hat, träumt nicht nur von Mode, sondern näht aus allem, was man auftreiben kann, Bekleidung für die Frauen.
Mit ihrer Hilfe und alten Geschäftskontakten ihres Vaters gelingt es Rike ein kleines Geschäft zu mieten und erste Stücke anzubieten. Auch ihr durch den Krieg unterbrochenes Studium wird sie noch abschließen. Sie ist zielstrebig und vernünftig. Das Glück der großen Liebe erlebt sie mit dem Italiener Alessandro.
Ein Brief aus der Schweiz, wo der verstorbene Großvater lebte, bringt Rike ihrem Traum vom Kaufhaus näher. Aber auch ein Familiengeheimnis, von dem sie nichts ahnte, wird ihr Schicksal verändern. Doch es bleibt nicht das einzige Geheimnis der Familie Thalheim.

Brigitte Riebe erzählt eine spannende Geschichte mit so vielen unterschiedlichen Facetten, die den Leser nicht mehr los lässt. Dabei schildert sie nicht nur die entbehrungsreiche Nachkriegszeit und die Anfänge des Wiederaufbaus, sondern bezieht auch die politische und wirtschaftliche Entwicklung in Berlin gekonnt in die Handlung ein. Die Währungsreform 1948 wird herbei gesehnt, doch wie sie im westlichen Teil Berlins tatsächlich umgesetzt wird, ist ganz anders als erwartet.

Mit großer Spannung und Vorfreude warte ich auf die noch folgenden beiden Bände. Die Fortsetzung für den Juli 2019 avisiert.

Bewertung vom 31.10.2018
Eisrot / Matthew Cave Bd.1
Nordbo, Mads Peder

Eisrot / Matthew Cave Bd.1


ausgezeichnet

Spannend, brutal und traurig

„Etwas ist faul im Staate Dänemark“ sagte Hamlet in William Shakespeares Drama. Daran musste ich denken, als ich den Thriller von Mads Peder Nordbo, erschienen 2018 im FISCHER Taschenbuch Verlag, gelesen habe.

Das Buch bietet alles, was man von einem in Grönland spielenden Thriller erwartet: grausame Morde, Unglück, Horror, Aberglaube, blutige Robbenjagd und korrupte Beamte. Dennoch wird diese Charakteristik dem Buch nicht gerecht, denn der Autor zeichnet auch ein sozialkritisches Grönlandbild. Er beschreibt mit großem Einfühlungsvermögen die grönländische Umgebung und Natur, wo fast die unerträglichen Ereignisse stattfinden. Man spürt seine Liebe zu diesem Land und seinen Menschen, trotz der Tabuthemen, die das Buch behandelt.

Der Thriller beinhaltet zwei parallele Erzählungen auf den Zeitebenen 2014 und 1973. Der Schreibstil ist flüssig und sehr angenehm zu lesen. Man taucht sofort in das Geschehen ein.
Im Mittelpunkt steht der Journalist Matthew Cave, der auf Grönland geboren wurde. Er soll einen Exklusivbericht über einen Sensationsfund im Eis schreiben. Erstmals wurde Mumie, die wahrscheinlich ein Nordmann oder Wikinger war, hier gefunden. Doch am Folgetag ist sie verschwunden und der zu ihrer Bewachung gesandte Polizist grausam ermordet. Bei der Todesart bestehen Parallelen zu ungelösten Mordfällen aus den 70 er Jahren.

Matthew wird das Tagebuch des Polizisten Jakob zugespielt, der zu jener Zeit ermittelte. Rau und unwirtlich war Grönland schon immer, aber die soziale Kälte ist unbeschreiblich. Zu jener Zeit war Grönland in das dänische Königreich integriert. Administration und Wirtschaft wurden durch Dänen dominiert. Inuit aus entfernten Dörfern wurden im Namen des Fortschritts rücksichtslos in die Hauptstadt in Betonblöcke umgesiedelt und von ihren natürlichen Erwerbstätigkeiten getrennt. Arbeitslosigkeit und Verlust kultureller Identität waren die Folgen. Daraus entwickelte sich ein Ghetto für die Armen. Alkoholismus und Gewalt gehörten zur Tagesordnung.
Die dänische Verwaltung hatte versagt. Durch eine Protestbewegung wurde 1979 der autonome Status eingeführt. Seit 2009 besteht politische Selbstverwaltung. Noch mehr Fakten erfährt der Leser aus dem nützlichen Grönland-Glossar am Ende des Buches.

Bei seinen Recherchen stößt Matthew aber auch auf ein Tabuthema, den Missbrauch von jungen Mädchen. Das Ausmaß von Inzest, Missbrauch und Vergewaltigung macht sprachlos. Er findet Spuren, die bis in die heutige Zeit reichen. Dabei gerät er selbst in höchst gefährliche Situationen, als sich die Handlungsstränge der Vergangenheit mit der Gegenwart vereinen.

„Eisrot“ ist nicht nur unheimlich gut und spannend erzählt, sondern es macht auch betroffen. Der Autor zeigt ein schonungsloses Bild seiner Heimat Dänemark, fern aller Romantik der Tourismusindustrie. Er zeigt die noch heute offenen Wunden der dänischen Gesellschaft. Seine Protagonisten sind starke Persönlichkeiten, die der Autor detailliert und genau beschreibt. Ähnliches gilt auch für seine Naturszenen. Die Sonne fehlt, es regnet, es schneit und stürmt. Diese harte und raue Umgebung passt zu den Geschehnissen unheimlich gut. Seine Sympathie gilt den Inuit. Die lebendigen und authentischen Charaktere bereichern die Szenerie sehr, was mir als Leser besonders gut gefallen hat.

Fazit:
Mit diesem spannenden Thriller, der grausame Szenen, soziale Probleme und die Natur des hohen Nordens perfekt vereint, ist Mads Peder Nordbo ein von Kälte, Eis und geheimnisvollen Riten der Inuit inspiriertes packendes Buch gelungen. Aus meiner Sicht ist es eine klare Leseempfehlung und hat 5 Sterne verdient.

Bewertung vom 29.10.2018
Sektenmord in Neuharlingersiel / Kommissare Bert Linnig und Nina Jürgens ermitteln Bd.5
Uliczka, Rolf

Sektenmord in Neuharlingersiel / Kommissare Bert Linnig und Nina Jürgens ermitteln Bd.5


ausgezeichnet

Ostfriesland im Visier des organisierten Verbrechens

„Sektenmord in Neuharlinger Siel“ von Rolf Uliczka ist der 5.Fall für die Kommissare Bert Linnig und Nina Jürgens von der Polizei Wittmund, erschienen 2018 im Klarant Verlag.
Im schönen und beschaulichen Ostfriesland sind wieder grausame Verbrechen geschehen.
Im Benser Tief finden Spaziergänger zwei Leichen und im Knyphauser Wald wird ein ausgebranntet VW Bus mit zwei Toten entdeckt. Zunächst ist nicht klar ob es sich um unterschiedliche Fälle handelt oder ob ein Zusammenhang besteht. Wer sind die Toten?

Nina, die sich von den furchtbaren Ereignissen des letzten Falls einigermaßen erholt hat, tritt wieder ihren Dienst an und wird von den Kollegen auf das Herzlichste willkommen geheißen. Mir gefällt wie der Autor das polizeiliche Umfeld mit warmen Worten schildert und das Team von Nina und Bert beschreibt.
Erste Spuren führen zu einem abgelegenen Gulfhof, wo sich eine illustre Gesellschaft um den amischen Bischof Ummo zusammen gefunden hat. Hier finden Menschen Zuflucht und eine neue Heimat, die gestrandet sind. Ihnen wird Hilfe in jeder Lebenslage und eine Anstellung auf dem Hof geboten. Nach ihrer Vergangenheit wird nicht gefragt, denn Ummo sieht in jedem Menschen ein Geschöpf Gottes. Rolf Uliczka zeichnet ein interessantes, manchmal widersprüchliches Bild von ihm. Aber jemand, der nach einem Zugriff der Polizei auf seinem Hof als erstes an die Versorgung der Tiere denkt, der kann doch kein eiskalter Verbrecher sein?

Auch die Heimat des Autors, das Saterland, wo von 2.500 Menschen saterfriesisch gesprochen wird, lernt der Leser in einer folgenreichen Episode, dem Karneval, kennen.

Als die Polizisten im Rahmen ihrer Ermittlungen und Untersuchungen Hinweise finden, die in Richtung organisiertes Verbrechen deuten, nimmt der Krimi rasant an Fahrt auf. Temporeich und spannend wird eine Geschichte erzählt, die den Leser fesselt. Durch die Zusammenarbeit mit den Kollegen in Köln wird dort ein ganzer Verbrecherring ausgehoben.

Ninas Intuition und ihre Kombinationsgabe helfen weitere Puzzlestückchen zu finden. Trotz ihrer traumatischen Erlebnisse stellt sie sich den neuen Anforderungen des aktuellen Falls. Sie ist eine starke Frau, die ich bewundere.

Der Schreibstil von Rolf Uliczka ist flüssig und sehr gut zu lesen. Durch immer neue Erkenntnisse ist die Spannung garantiert. Die Lösung der Kriminalfälle ist in sich schlüssig und nachvollziehbar. Die besondere Grausamkeit, der hier geschilderten Morde, ist der organisierten Kriminalität geschuldet und zeigt, wie wenig ein Menschenleben diesen Verbrechern wert ist.

Aus meiner Sicht ist der Krimi eine klare Leseempfehlung mit 5 Sternen. Ich freue mich schon auf weitere Fälle von Nina und Bert.