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Benutzername: 
gagamaus
Wohnort: 
München

Bewertungen

Insgesamt 510 Bewertungen
Bewertung vom 05.05.2021
Die Erfindung der Sprache
Baumheier, Anja

Die Erfindung der Sprache


ausgezeichnet

Anders als andere Leser fand ich die Kastanienjahre nicht besonders spannend und habe mich nur auf den zweiten Versuch dieser Autorin eingelassen, da der Plot mich unheimlich angesprochen hatte. Ich mag sperrige Charaktere, die Probleme mit der Kommunikation haben. Und mit einem Plot, der viele Winkel und Kreise macht und in dem es mehr um die Menschen geht, als um eine rasend spannende Story. Und hier kommt noch eine Stärke hinzu, die man aus dem Titel bereits erahnen kann. Die Sprache, die die Autorin ins Zentrum ihrer Geschichte stellt.

Es geht um Adam, der Sprachwissenschafter wird, um eine Frau, die ihre Sprache verloren hat, eine Frau, die die Sprache auf ganz eigene Weise verdreht und für sich neu erschafft. Es geht die Suche nach dem Vater, die Suche nach der Liebe, die Suche nach Worten für das Leben.

Die Autorin malt Bilder mit Sprache. Ihre Sätze sind wie kleine Kunstwerke. Man muss inne halten, darüber nachdenken, sie genießen und sich an ihnen erfreuen. Es ist beileibe kein Buch zum schnell lesen. Aber das ist auch gar nicht notwendig. Eine unglaubliche Kraft und Wärme geht von der Geschichte aus, die mir gut gefallen hat.

Ein gehaltvolles nachhaltiges Leseerlebnis.

Bewertung vom 05.05.2021
Zwischen zwei Herzschlägen
Carter, Eva

Zwischen zwei Herzschlägen


ausgezeichnet

An diesem Buch ist wirklich alles passend. Zuerst mal das wundervolle Cover. Es verleitet einfach zum Kauf und ist doch nicht kitschig. Ich fand es auch interessant zu wissen, dass die Autorin ähnliches privat erlebt hat und hier Erfahrungen und Wissen weitergibt, welches andere zum Nachdenken anregt und vielleicht sogar ein Leben retten kann.

Erzählt wird über einige Jahre und es ist ein hin und her, ein auf und ab der Gefühslwelten von drei jungen Menschen. Dennoch fand ich es realistisch und gar nicht ktischig, wie Kerry zwischen ihren zwei Freunden schwankt und sich sehr lange nicht wirklich entscheiden kann. Es geht darum, den Herzensmenschen zu erkennen ohne die zu verletzen, die man liebt. Auch darum, dass man auf verschiedene Arten lieben kann und dass das Leben bunt und manchmal auch kompliziert sein darf.
Und ein wenig geht es auch um den plötzlichen Herzstillstand.

Fürs Herz und für den Versand ein schönes Lesefutter.

Bewertung vom 05.05.2021
Stay away from Gretchen / Gretchen Bd.1
Abel, Susanne

Stay away from Gretchen / Gretchen Bd.1


ausgezeichnet

Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen. Das ist nicht immer mein Fall, vor allem, weil oftmals die eine Ebene spannend ist und die andere zurückfällt. Das ist bei "stay away from Gretchen" überhaupt nicht der Fall. Ganz im Gegenteil. Die fortschreitende Demenz von Greta wird sehr realistisch geschildert und man möchte den Sohn anfangs schütteln, weil er so wenig einfühlsam zu sein scheint. Das ändert sich aber, um so mehr er aus der Vergangenheit seiner Mutter erfährt. Diese Vergangenheit spielt vor allem nach dem Krieg und es geht um die Liebe zu einem amerikanischen Soldaten und was daraus entsteht.

Mich hat das Buch sehr berührt und die geschichtlichen HIntergründe sind sehr interessant in den Plot verwoben. Ich lese gerne Bücher, die vor, im oder kurz nach dem Krieg spielen. Die Ausnahmesituation der Menschen und die Geschehnisse in Deutschland versprechen immer einen ganz speziellen Ton in den Romanen. Susanne Abel besticht mit einer angenehmen Sprache und einem Gespür für ihre Darsteller. Die Entwicklung der Personen ist glaubhaft.

Ich kann das Buch nur wärmstens empfehlen.

Bewertung vom 05.05.2021
Hard Land
Wells, Benedict

Hard Land


ausgezeichnet

Zur Zeit sind diese Coming-of-Age-Romane stark vertreten. Und sie sind genau mein Fall. Außerdem kenne ich Benedict Wells und schätze den Autor von Buch zu Buch mehr. Er beherrscht es, den Leser mit seinen Darstellern in den Bann zu ziehen, auch wenn die Handlung oft unspektakulär daher kommt.

Eindringlich wird in Hard Land die ganze Emotionsbandbreite eines heranwachsenden jungen Mannes geschildert. Sam erlebt in kurzer Zeit all die menschlichen Erfahrungen und Abgründe, die ein Roman dieses Genres haben muss. Von den Ängsten und Unsicherheiten eines Teenagers, den aufkommenden Gefühlen für das andere Geschlecht bis hin zur Ablösung von den Eltern. Er schildert das so glaubwürdig und empathisch, dass man traurig ist, wenn man die Protagonisten wieder verlassen muss, weil man sie ins Herz geschlossen hat und gerne weiter an ihrer Seite bleiben würde.

Wells entwickelt sich zu einem meiner Lieblingsautoren im deutschsprachigen Raum.

Bewertung vom 20.04.2021
Das Flüstern der Bienen
Segovia, Sofía

Das Flüstern der Bienen


ausgezeichnet

"Das Flüstern der Bienen" hat all meine Erwartungen aufs Vortrefflichste erfüllt.

Wer Bücher südamerikanischer Autoren schätzt - und ich meine nicht nur Isabell Allende sondern auch Marquez und Llosa - der ist hier genau richtig. Die Autorin Sofia Segovia schöpft aus dem Vollen der mexicanischen Kultur, lässt die herrliche Natur vor dem Auge des Lesers aus den Seiten wachsen, den Duft nach Orangen, das Zirpen der Zykaden, die Sehnsucht der Menschen nach Liebe und einem besseren Leben. Das noch jüngferliche Zwanzigste Jahrhundert hält viele Versprechungen bereit und ist doch immer noch verhaftet im alten Aberglauben und der Kolonialherrschaft weniger Mächtiger über kleine Dorfgemeinschaften.

Das Buch hat etwas märchenhaft-magisches und spielt mit der Phantasie des Lesers. Die Autorin lässt sich viel Zeit das Leben und die Menschen der mexikanischen Kleinstadt Linares widerauferstehen zu lassen. Der Plot ist nicht unbedingt stringent erzählt. Aber dieses mäandern und schwelgen in Kleinigkeiten und Randfiguren führt durchaus in eine Richtung. Andeutungen und Ahnungen fesseln und faszinieren gleichermaßen.

Ein Lesevergnügen wie ein großer Fluß. Kraftvoll, exotisch, schillernd und tief.

Bewertung vom 20.04.2021
Glück hat einen langsamen Takt
Borrmann, Mechtild

Glück hat einen langsamen Takt


ausgezeichnet

Vor Jahren, als ich den ersten Krimi von Mechtild Borrmann gelesen hatte, war ich geflasht, dass ein so dünnes Büchlein mich so überwältigen und emotional packen kann. Über die Jahre, und alle anderen Romane der Autorin, habe ich festgestellt, dass sie das jedes Mal aufs Neue schafft und man weiß gar nicht recht, wie. Es ist die klare, lyrische Sprache und die unglaubliche Authenzität, mit der sie ihre Figuren zeichnet. Man möchte die Menschen kennen lernen oder man glaubt sie zu kennen. Auf jeden Fall zeigt sich immer in den Texten von Frau Borrmann, dass nicht die Dicke eines Buches, die Länge einer Geschichte, ihre Klasse ausmacht. Nur deshalb habe ich bei ihrem Erzählband ebenfalls ohne Bedenken zugegriffen, denn eigentlich mag ich keine Kurzgeschichten. Und wie erwartet wurde ich erneut nicht enttäuscht.

Glück hat einen langsamen Takt ist ein wundervolles Buch voll Weisheit und Lebenserfahrung, voll bewegender Momente des Glücks aber auch des Leids, voll Spannung und Ruhe, voll von Leben. Ein Buch zum Verschenken.

Bewertung vom 02.04.2021
Eine ganze Welt
Goldbloom, Goldie

Eine ganze Welt


ausgezeichnet

„Eine ganze Welt“ erzählt von einer mir bis dato gänzlich fremden Welt. Strengen religiösen Regeln unterworfene orthodoxe Juden im heutigen New York. Dieses mittelalterlich anmutende Konstrukt, in dem die Frauen ganz unten in der männlich dominierten Hierarchie stehen, sich möglichst nur der Familie und der Erziehung der Kinder widmen sollen und alle Handlungen von der Glaubensgemeinschaft genau und wertend betrachtet werden, das hatte ich so nicht erwartet. Fasziniert hat mich, dass Surie und ihr Mann Yidel mir trotz dieser fremden Ansichten schnell sehr nah kamen. Das Buch wird auf eine wunderbar einfühlsame Art und Weise erzählt und ich konnte akzeptieren, dass ihre Religion ihr Leben auf diese Weise bestimmt. Umso spannender wird es, als Surie ihre unerwartete Schwangerschaft mit 57 sie aus der Bahn zu werfen droht. Ihre schwankende Gefühlswelt, ihre Ängste und Sorgen, gingen mir sehr nah.

Das Buch ist ein rundherum perfektes Wohlfühlbuch. Das Cover ist passend und zieht den Blick des Interessierten an. Der Titel könnte nicht treffender gewählt sein. Und der Schreibstil wirft den Leser mit einem liebevollen Blick in diese Welt und ist zu jeder Zeit warmherzig und aufmerksam. Für mich war diese Autorin und diese Geschichte eine wahnsinnig schöne Neuentdeckung.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.04.2021
Die Bücherfrauen
Tilghman, Romalyn

Die Bücherfrauen


gut

Von diesem Buch hatte ich mir mehr erwartet. Cover und Titel und Inhaltsangabe haben mich richtig hibbelig auf die Geschichte gemacht. Umso enttäuschender, dass mich weder die Personen noch der Plot fesseln konnten. Die drei Hauptdarstellerinnen blieben trotz blumiger ausführlicher Beschreibungen flach und unzulänglich um nicht zu sagen austauschbar. Die historischen Fakten sind nicht uninteressant aber zu wenig und zu ungenau erzählt. Der Nährwert der Geschichte ist einfach zu dünn. Es stellt sich die Frage, ob nur meine Erwartungen zu hoch waren oder doch das Buch zu sehr gehypt wurde. Kein Buch, was mir im Gedächtnis bleiben wird.

Bewertung vom 02.04.2021
Gespenster
Alderton, Dolly

Gespenster


gut

Gespenster ist ein Buch, welches mich nur teilweise abgeholt hat. Schön finde ich das Cover und den Titel. Und spannend ist das Familienleben, welches von einem an Demenz erkrankten Vater bestimmt wird. Überhaupt hat es ein paar interessante Nebenfiguren, die der Geschichte Farbe und Abwechslung geben. Nicht gefallen hat mir irgendwie die Hauptdarstellerin. Mit 32 die erste eigene Wohnung kommt sie mir oft unreif oder zu nachgiebig vor. Sie ist keine, die unbedingt Probleme in die Hand nimmt. Sie lamentiert gerne und lässt sich von allen möglichen Leuten sagen, was sie zu tun oder zu lassen hat. Das Thema Online-Dating wird vorhersehbar behandelt. Dass ein Mr.Right sich plötzlich als totale Niete herausstellt und sie der Sache nicht auf den Grund gehen will, hat mich genervt. Ich fand das feige und etwas unrealistisch. Es ist kein Liebesroman und deshalb hat es auch nicht das entsprechende Ende. Ich gebe zu, ich bin schwierig bei solchen Romanen. Ich bin da immer etwas zickig, mag es weder zu flach noch zu schmalzig. Hier ist es mir oft etwas zu oberflächlich. Ich habe Nina nicht alle Gefühle so abgekauft. Vielleicht war mir auch einfach der Schreibstil zu gewollt locker und bemüht auf Heiterkeit, dadurch verwässerte der Tiefgang für mich. Nur die Vater-Tochter-Storylinie, die war wirklich Klasse.

Bewertung vom 01.04.2021
Nur vom Weltraum aus ist die Erde blau
Stephan, Björn

Nur vom Weltraum aus ist die Erde blau


ausgezeichnet

Zur Zeit lese ich Coming-of-Age-Romane wahnsinnig gerne. Nach Wells und Arenz jetzt Stephan. Und auch hier bin ich wieder hocherfreut. Denn der Autor findet ganz eigene Töne. Diesmal in einer Plattenbausiedlung Anfang der 90ger. Die Wiedervereinigung steckt allen Erwachsenen noch in den Gliedern, nichts ist so schön, wie sie es sich ausgemalt hatten. Mitten drin die neue Generation. Teenager, die Lust aufs Leben haben. Die sich nach Freiheit und dem Unbekannten sehnen. Und an den Ketten des Alten zerren. Dort trifft Sascha auf die unbändige Juri. Und während er eher der stille Kopfmensch mit der Lust an schönen Worten ist, zieht das Mädchen ihn mit in ein Abenteuer vom Erwachsenwerden und heraus aus dem Alltagstrott und der Depression des Vaters.

Ein wunderbarer Roman - kraftvoll und still zugleich. Voll schöner Sprachbilder und Menschen, die man nicht so schnell vergisst. Ich habe das Buch sehr genossen. Der tolle Titel und das Cover haben nicht zu viel versprochen.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.