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Benutzername: 
Lilofee
Wohnort: 
Berlin

Bewertungen

Insgesamt 267 Bewertungen
Bewertung vom 27.03.2020
Schwarzwälder Kirsch / Christa Haas Bd.1
Franz, Mona

Schwarzwälder Kirsch / Christa Haas Bd.1


sehr gut

Christa ist eine pensionierte Hauptkommissarin und wegen eines
Oberschenkelhalsbruches in das örtliche betreute Wohnen gezogen.
Dort will sie nur kurz verweilen, obwohl sie in Maria Brunn aufgewachsen ist.
Außer dem Backclub" Die Zuckerschnitten" gibt es nicht gerade viel Abwechslung.
Erst als ein Mord geschieht, lebt Christa auf. Das gefällt dem Kriminaloberkommissar
Patrick Lorenz nun nicht so gut. Denn Christa kennt sich aus und ist ihm immer einen Schritt voraus.

Mona Franz nimmt uns mit in den wunderschönen Schwarzwald.
Durch die wunderbare Schreibweise fällt es nicht
schwer sich dort zurechtzufinden. Man hat das Gefühl direkt vor Ort zu sein.
Auch die Charaktere sind sehr liebevoll und sehr echt beschrieben.
Ein ganzes Dorf voller bodenständiger Schwarzwälder und jeder ist irgendwie
in die Sache involviert und damit auch Verdächtig.
Christa Haas ist eine sehr sympathische Frau, die so herrlich unkonventionell
hilft den Mord aufzuklären. Miss Marple lässt grüßen.
Gelungen sind auch die Rückblenden in das Jahr 1961. Dadurch entsteht ein Spannungsbogen
der bis zum Ende auch erhalten bleibt.
Ein Krimi zum mitraten und mal eine Ermittlung aus einem etwas anderen Blickwinkel.
Ein gelungenes Krimi-Debüt.

Bewertung vom 17.03.2020
Rosie
Tremain, Rose

Rosie


gut

Rose Tremain gibt in diesem kleinen, feinen Büchlein nostalgische Einblicke in ihre Kindheit. Sie wächst in einer gutsituierten Familie im Nachkriegs England auf.
Ohne Zorn und Verbitterung beschreibt sie ihr Leben mit einer gefühlskalten Mutter. Die will endlich ihr Leben genießen. Was der Krieg ihr an Lebensfreude genommen hat, will sie nachholen. Da stören Kinder nur. Aber auch die Großeltern sind nicht viel besser. Die Grandma trauert nur um ihre toten Söhne. Lebende Mädchen sind in ihrem Leben eher zweitrangig.
Zum Glück gibt es noch ihre über alles geliebte Nanny. Dort findet sie die Geborgenheit und die Kraft für ihr Leben. Später kommt Rosie in ein Internat und schließt Freundschaften. Dort findet sie letztendlich das, was ihr Leben bestimmen wird. Ihren unbedingten Willen zu Schreiben.
Das alles wird in einem sehr schönen Schreibstil wiedergegeben.
Sachlich, neutral und ohne Verbitterung beschreibt sie ihr Leben und ihre ewige Suche nach Mutterliebe. Jeder Satz sitzt und wiegt schwer.
Da die Autorin nur das erzählt was sie wirklich bewegt, liest sich dieses Büchlein wie ein Roman.
Aufgelockert wird das ganze durch Bilder aus ihrem Privatleben die einem Rosies Familie etwas Näher bringen.
Die Fußnoten mit Hinweisen auf ihre früheren Werke runden das ganze ab.
Eine einfühlsamer und manchmal auch bedrückender Rückblick auf eine schwere Kindheit.

Bewertung vom 16.03.2020
Die Glasschwestern
Hauser, Franziska

Die Glasschwestern


weniger gut

Es geht um Schwestern die an der ehemals deutsch-deutschen Grenze aufgewachsen sind.
Ihr Vater war Glasbläser und er hat diesen Beruf bis zur Wende ausgeführt.
Dunja heiratet und zieht in die Stadt, Saphie blieb im Dorf und leitet mit ihrem Mann ein Hotel.
Was den beiden Schwestern nun widerfährt, ist doch ein mehr als ein Zufall.
Beide Ehemänner sterben gleichzeitig. Daraufhin zieht Dunja aus der Großstadt zurück ins kleine
Grenzdorf ihrer Kindheit und zu ihrer Schwester ins Hotel.

Ein Familienroman über Lebensplanungen und vor allem über Veränderungen. Die Schwestern entwickeln
sich gegensätzlich und haben beide ihre Midlifecrisis so kurz vor dem 40. Geburtstag. Aber auch die
Schwester Lenka und die Kinder von Dunja haben mit sich zu tun. Es geht um Homosexualität, Umweltaktivismus,Kommunen, Selbstfindung bis zu ungeklärten Vaterschaften. Alle müssen sich der Vergangenheit stellen um in Zukunft ruhig Leben zu können.

Die Schreibweise ist sehr schön und die Kapitelüberschriften kleine poetische Highlights.
Die Autorin wollte die Veränderungen und Entwicklungen der Charaktere beschreiben. Dazu hat sie auch ganz besondere Namen ausgewählt. Altdeutsche Monatsnamen, weil auch der Handlungszeitraum ein ganzes Jahr durchläuft.
Auch die Landschaftsbeschreibungen sind wundervoll formuliert.

Leider hat der Roman einige Längen. Vor allen, wenn es um Saphies Gedankengänge geht.
Es ist zeitweilig sehr langatmig und nicht einfach diese komplizierten und verqueren Gedanken zu verfolgen.
Die Autorin verliert sich immer wieder in Nebensächlichkeiten. Das alles bremst den Lesefluss gewaltig
Die Konsequenz ist, man verliert den Faden und die Lust weiterzulesen.

Schade, es sind einige gute Ansätze vorhanden aber im Großen und Ganzen ist es eine Geschichte, die den Leser
nicht in den Bann zieht. Dazu kommen die Charaktere. Sie sind zwar gut gezeichnet, aber man kann sich
nur schwer mit ihnen identifizieren. Menschen, verwoben und verstrickt in ihren Problemen und Sorgen,
scheinen sie manchmal nicht alltagstauglich.
Sie bleiben fremd, es ist schwer sie zu verstehen, sich in sie hineinzuversetzen.
Dieser Roman lässt sich wahrlich schwer in eine Schublade stecken.
Ein recht ungewöhnlicher Roman, der zeigt, was eine Familie alles aushalten muss bzw. kann.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.03.2020
Der Franken-Bulle
Luck, Harry

Der Franken-Bulle


sehr gut

Harry Luck hat eine wunderbare Art zu schreiben.
Der knorrige Horst Müller und seine charmante Kollegin Paulina Kowalska sind wirklich ein köstliches Gespann.
Mit ausgeprägten Humor und großen Sprachwitz wird hier ermittelt. Mit viel Situationskomik begeben
sich die beiden auf Tätersuche. Der Krimi im Krimi gibt dem Fall noch das gewisse Extra.
Der Spannungsbogen ist gekonnt gesetzt, auch wenn es hier weder übermäßig blutig noch dramatisch zu geht.
Ich habe ich mich mit diesem Buch sehr gut unterhalten gefühlt,
habe mit rätseln können und ein tolles Kopfkino gehabt.
Ein gelungener Krimi mit viel Lokalkolorit und sehr unterhaltsamen Charakteren.

4.5 Punkte

Bewertung vom 12.03.2020
Dankbarkeiten
Vigan, Delphine

Dankbarkeiten


ausgezeichnet

Es geht um das Bewusstsein, dass ein Leben immer von anderen abhängig ist und sein wird.
Dass es Versäumnisse geben kann, die unkorrigierbar bleiben.
So wie im Leben der alt gewordenen Michka, die als Kind einst von einer Familie aufgenommen wurde, die in den Wirren des tobenden Krieges von ihrer Mutter verlassen wurde. Einer Jüdin die auf der Flucht war.
Jetzt wohnt Michka in einem Seniorenheim und zunehmend quält sie der Gedanke sich bei ihren Rettern nie bedankt zu haben. Dazu kommt das sie so langsam ihre Worte verliert. Sie, die früher mal so viel mit Worten gearbeitet hat. Immer ist sie auf der Suche nach Wörtern, ersetzt sie durch ähnlich klingende.

Die Autorin beschreibt dieses Schreckliche so behutsam und schön.
Mit Sätzen wie:

Alt werden heißt verlieren lernen.
Das verlieren, was einem geschenkt wurde, wofür man gekämpft hat,
und wo von man geglaubt hat, man würde es für immer behalten.
Sich neu anpassen.
Sich neu organisieren.
Ohne zurechtzukommen.
Darüber hinweggehen.
Nichts mehr zu verlieren haben.
Was bleibt, wenn die Sprache nicht mehr da ist?

Michka hat Angst das alles zu verlieren, ohne sich vorher noch richtig bedankt zu haben.
Es gibt dann auch noch Marie, die schon in der Wohnung für sie sorgte. Michka hat sich viel um Marie gekümmert. Sie war wie eine Mutter für sie, weil Maries eigene Mutter kaum da oder einfach überfordert war.
Und Jérôme, der Logopäde, der Michka zweimal pro Woche besucht und mit Übungen versucht gegen Michkas Vergessen anzukämpfen. Und wie Michka kämpft.
Wort für Wort versucht sie Sätze zu formen, die bisweilen unfreiwilligen Witz entfalten.
Michka hat aber auch zunehmende Ängste alles immer mehr im Vergessen zu verlieren.
Nachts hat sie die schlimmsten Alpträume, die sie nicht zur Ruhe kommen und schlafen lassen.
Aber Michka verstummt nicht. Im Gegenteil. Mit ihren letzten klaren Gedanken ist sie bis zuletzt um das Leben anderer bemüht. Auch, wenn ihr das Formulieren immer schwerer fällt.

In dieser Dreiecksgeschichte wird deutlich was Dankbarkeit bedeutet, wie unterschiedlich sie sein kann.
Dankbarkeit kann am Lebensende eine Herzensangelegenheit sein und sie kann auch bestehende Beziehungen festigen und vertiefen.
Das alles wird in einer wunderschönen Sprache erzählt. Mit wundervollen Charakteren.
Es ist ein sehr einfühlsamer Roman über das Alt werden.
Mit der Message das im Grunde genommen für nichts zu spät ist und schon gar nicht die Hoffnung.
Eine Lesehighlight!

Bewertung vom 06.03.2020
Friedhof der Krustentiere / Thies Detlefsen Bd.8
Koch, Krischan

Friedhof der Krustentiere / Thies Detlefsen Bd.8


ausgezeichnet

Ich habe mich sehr auf diesen 8. Küsten Krimi gefreut und wurde nicht enttäuscht.
Dieses Mal wird es nicht nur spannend, sondern auch richtig gruselig. Eine sehr gelungene Mischung zwischen Friedhof der Kuscheltiere und grauslichschönen Gruselgeschichten. Diese wunderbaren so authentischen Charaktere ziehen einen richtig in den Bann. Der Wortwitz und die Situationskomik ist einfach nur wunderbar. Skurril, Temporeich und gespickt mit köstlich witzigen Dialogen. Man hat das Gefühl dabei zu sein. Das Kopfkino läuft auf Hochtouren. Die Spannung kommt auch nicht zu kurz. Kurzum, ein richtig guter Küsten-Krimi mit ganz viel Humor und Lokalkolorit. Dieses Buch hat mir wunderbare, gruselige Lesestunden bereitet.

Bewertung vom 26.02.2020
Nach Mattias
Zantingh, Peter

Nach Mattias


sehr gut

Mattias ist Tod. Plötzlich und unerwartet ist Mattias ist nicht mehr da. Nie wieder wird man ihn Wiedersehen.
Seine Freundin Amber versucht mit dem Schmerz fertig zu werden. Trauer ist wie ein Schatten.
Der richtet sich nach dem Stand der Sonne, fällt morgens anders als abends. Aber nicht nur Ambers Leben,
sondern das auch von sieben anderen Menschen überkreuzen sich durch Mattias Tod.
Seine Mutter Kristianne möchte die wahre Geschichte ihres Sohnes erzählen.
Sein bester Freund Quentin läuft Kilometer weit gegen die Trauer an.

Der Schreibstil ist wunderbar schnörkellos und sehr eindringlich in seiner Klarheit.
Unprätentiös und lebensnah erzählt, so das es nie rührselig oder kitschig wird.
Die Tatsache, das das Leben von einem Moment zum anderen ein ganz anderes sein kann,
wird hier sehr deutlich dargestellt. Der Autor will das der Blick auf das wirklich wichtige im Leben
geschärft wird. Durch den Tod von Mattias verändern sich auch die anderen Leben. So langsam wird klar
wie wichtig er im Leben der anderen war. Was er für ein Mensch war und vor allem warum er gestorben ist.
Die Charaktere sind sehr lebensecht, so das man richtig in die Geschichte eintauchen kann.
Wir erfahren, was die Charaktere denken und fühlen.
Dadurch wird erreicht, dass sie nicht unzugängliche Fremde bleiben, sondern zu Mitmenschen werden.

Leider bin ich mit einigen von ihnen nicht richtig warm geworden.
Teilweise sind sie unahbar oder auch irgendwie fehl am Platz. Ich merke keine echte Trauer oder große
Veränderungen die durch den Tod von Mattias erstanden sind. Als wenn alles erstarrt ist.

Es ist kein leichter Roman aber so ist das Leben. Das wird hier unverfälscht wieder gegeben.
Es sind nicht nur die Alltäglichkeiten, die dieses Buch lesenswert machen.
Ein Buch das zum Nachdenken veranlasst und lange nachklingt.

Bewertung vom 26.02.2020
Rote Kreuze
Filipenko, Sasha

Rote Kreuze


sehr gut

Mit einer sehr ausdrucksstarken, etwas distanzierten Schreibweise nimmt uns der Autor mit in eine schlimme Zeit.
Sasha Filipenko schafft es auf nur 280 Seiten ein ganzes Leben zu beschreiben. In Kurzen, klaren
Sätzen wird durch die Figur Tatjana das ganze Grauen des Stalinismus deutlich.
Eine spannender und sehr berührender Roman. Dokumentarisch belegt und durch die zitierten Originaldokumente
wird das Grauen noch untermauert. Dokumente an das Rote Kreuz verzweifelte Appelle an die Menschlichkeit.
Diese nüchternen Aufzählungen gehen unter die Haut, machen das Böse greifbar.
Erzählt durch zwei Charakteren, die so echt und kompliziert wirken wie das Leben selbst.
Zwei Welten, zwei Menschen treffen aufeinander. Die eine muss sich alles von der Seele
reden, kämpft gegen das Vergessen und der andere muss sich der Gegenwart stellen. Sein Leben wieder in den Griff
bekommen.
Die Charaktere und der Aufbau sind sehr überzeugend und authentisch. Die beiden Figuren sind wunderbar
gezeichnet und ergänzen sich perfekt. Hier wird die russische Seele perfekt eingefangen.
Z.b. mit den eingefügten Gedichten.

Ich finde es sehr gut, das dieses Thema aufgegriffen wurde. Gerade die Korrespondenz aus den Archiven macht
dieses Buch so interessant. Vor allem jetzt wo Putin alles unter Verschluss hält.
Es wurde Zeit das darüber berichtet wird.
Ein sehr wichtiger Roman. Eine Leseempfehlung.

Diese wunderbaren Sätze sollen noch genannt werden:

Ich frage: "Warum hat Stalin so einen kleinen Kopf?" Den alten hat jemand abgehauen. Wir haben bei der
Behörde einen neuen bestellt, aber mit der Größe ist etwas schiefgegangen.
Das Bild, ein dunkelgraues Quadrat. Was stellt es dar? Mein Leben!
Gott hat Angst vor mir. Zu viele unbequeme Fragen kommen da auf ihn zu.
Stalins Experiment war geglückt, gefangen war der Mensch nicht länger in einem Anstaltsgebäude,
sondern in seinem eigenen Schicksal.

Bewertung vom 04.02.2020
Frankenstich
Drüppel, Katharina;Heinlein, Heike

Frankenstich


sehr gut

Buchhändlerin Felicitas Reichelsdörfer ist verzweifelt. In ihrer Buchhandlung wird ein Toter gefunden.
Dann ist es auch noch ihr Star Autor Georg Neuner der dort regelmäßig seine Bücher vorstellt.
Zu allem Unglück gehört sie auch noch zu den Hauptverdächtigen.
Erster Kriminalhauptkommissar Clemens Satorius von der Erlanger Dienstelle,
ist ein harter Brocken und lässt einfach nicht locker. Um ihre Unschuld zu beweisen, will
Feli bei den Ermittlungen helfen und begibt sich in große Gefahr.

Die Autorinnen nehmen den Leser mit in das schöne Franken.
Der Schreibstil ist sehr flüssig und humorvoll. Es fällt schwer das Buch aus der Hand zulegen.
Atmosphärisch dicht und sehr authentisch wird die Ermittlung geführt.
Es gibt sehr viel Lokalkolorit und die Charaktere sind so schön bodenständig,
lebensfroh und gewitzt. Die fränkische Lebensart wird so wunderbar wiedergegeben.
Auch menschelt es so schön zwischen den Geschlechtern.
Der Hauptkommissar ist mal kein grantelnder Einzelgänger, sondern ein sehr gepflegter junger Mann
dem die Frauenherzen zufliegen. Die junge Buchhändlerin Feli hat ein großes Herz und mag keine
Ungerechtigkeiten. Es macht Spaß die beiden bei den Ermittlungen zu begleiten.
Der Spannungsbogen ist gekonnt gesetzt, auch wenn es hier weder übermäßig blutig noch dramatisch zu geht.
Ein richtig guter Regio-Krimi, der seine Spannung langsam aufbaut.
Ich habe ich mich mit diesem Buch sehr gut unterhalten gefühlt,
habe mit rätseln können und ein tolles Kopfkino gehabt.
Ein gelungenes Debüt, das große Lust auf den zweiten Band macht.

Beste Unterhaltung ist garantiert!

Bewertung vom 28.01.2020
Die Galerie am Potsdamer Platz / Die Galeristinnen-Saga Bd.1
Cedrino, Alexandra

Die Galerie am Potsdamer Platz / Die Galeristinnen-Saga Bd.1


gut

Ein interessanter Roman der in einer aufregenden Zeit spielt. Alice ist eine junge Frau die in
den 1930 Jahren sehr emanzipiert und selbstbestimmt Leben kann. Ihre Familie ist vermögend und sie macht sogar den Führerschein. In den goldenen 20er-Jahren veränderten sich die Rollen von Frauen in der Gesellschaft gravierend. Die 20er-Jahre waren für die Emanzipation der Frau wegweisend.
Feministisch orientiert und selbstbestimmt nahm die arbeitende „Neue Frau“ ihr Leben in die Hand. Das alles wird hier sehr deutlich gemacht. Alice ist eine typische Frau dieser Zeit und sie lebt es auch aus.
Das alte Berlin mit seinen wunderbaren Galerien und Vergnügungsstätten wird noch mal lebendig.
Die Sehnsüchte und Sorgen einer längst vergangenen Epoche leben noch einmal auf.
Im Hintergrund wird schon deutlich, dass die Zeit des Nationalsozialismus angebrochen ist.
Auch deshalb hat mich dieser Roman sehr neugierig gemacht. Stammt doch die Autorin aus der bekannten Kunsthändlerfamilie Gurlitt und lebt auch heute in Berlin. Da gibt es eine Menge an eigener Erfahrungen die auch in diese Geschichte eingeflossen sind. Diese Passagen trotzen so vor Leidenschaft und sind sehr mitreißend geschrieben.
Die Charaktere aber bleiben seltsam blass und irgendwie langweilig.
Da ist keine Leidenschaft, kein Esprit in den Figuren. Es fällt schwer mit ihnen warmzuwerden. Das hat das Lesevergnügen noch um einiges geschmälert.
Am Ende sei noch bemerkt, das ein Stadtplan aus Berlin in dieser Zeit nicht von Nachteil wäre.
Viele der genannten Straßen und Plätze gibt es ja in dieser Form nicht mehr.