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Traeumerin109

Bewertungen

Insgesamt 221 Bewertungen
Bewertung vom 22.06.2016
Unfertig
Boppart, Andreas

Unfertig


sehr gut

Jesusnachfolge für Normale

Genau darum geht es Andreas Boppart in seinem Buch: Dass auch Gläubige, die sich für völlig normal und gewöhnlich halten, Jesus nachfolgen können. Wenn sie nämlich darauf warten wollen, bis sie bereit sind, werden sie wohl nie damit anfangen. Wir als Menschen sind nicht nur in unserem Charakter, sondern auch in unserem Glauben unfertig.Oft konzentriert sich unser Bild von Jesus nur auf bestimmte Aspekte, vielleicht auch nur auf das Verbreiten des Evangeliums oder auf die gute Tat. Genau dieses Unfertigsein aber ist es, an dem wir durch die Nachfolge arbeiten können.

Der Autor hat einen sehr lockeren und witzigen Schreibstil, der mich schnell angesprochen hat. Er geht auf viele wichtige Aspekte unseres Glaubens ein, und hat mich durch das eine oder andere auf jeden Fall zum Nachdenken gebracht, wenn nicht sogar überzeugt. Dennoch hatte ich
stellenweise auch das Gefühl, mit dem was da steht überhaupt nichts mehr anfangen zu können. Wenn Bücher zu missionarisch sind, besteht die Gefahr, dass der Leser sich unter Druck gesetzt fühlt, auch wenn er schon gläubig ist. Gerade dann ist eine solche Radikalität, wie sie hier gefordert wird, schwer umzusetzen. So ist zumindest mein Gefühl. Wer sich für in keinster Weise bedeutend, sondern eher durchschnittlich hält, wird nicht unbedingt beschließen, sich voll und ganz auf das Wagnis der Nachfolge einzulassen. Wer hingegen in sich die Sehnsucht nach dieser absoluten Nachfolge spürt, für den hält das Buch mit Sicherheit einige wertvolle Anregungen bereit.

Gut finde ich es auch immer, wenn ein christliches Buch nicht nur von bereits Gläubigen gelesen werden kann, sondern auch von denen, die vielleicht noch auf der Suche sind. Da dieses Buch aber auch nicht den Anspruch darauf erhebt, das leisten zu können, ist es ok, wenn das hier eher nicht passieren wird.

Einige der Kapitel fand ich, wie gesagt, auch richtig gut. Wenn es beispielsweise um den „point of no return“ geht, an dem wir schlagartig feststellen, dass wir etwas ändern müssen. Oder auch ganz allgemein der Umgang mit unserem Normalsein, unserem Durchschnittlichsein – der natürlich, wie wir alle wahrscheinlich zur Genüge erfahren haben, meistens ganz und gar nicht einfach ist. Wie gerne wären wir nicht etwas Besonderes, hätten einen stärkeren Charakter oder ganz einfach andere, uns erstrebenswert erscheinende Eigenschaften. Dieses Thema wird von Andreas Boppart hier sehr ausführlich behandelt, da es sich fast durch das gesamte Buch zieht.

Also, mein Gesamteindruck: Für gläubige Christen, die auf der Suche nach einem Weg zu einer stärkeren, intensiveren Nachfolge sind, auf jeden Fall lohnenswert.

Bewertung vom 15.06.2016
Die Tür ist offen
Ortberg, John

Die Tür ist offen


ausgezeichnet

Nicht ganz, was ich geplant hatte

So könnten wir versuchen, unser Leben in sechs Worten zu beschreiben. Wie oft stellen wir uns auf etwas ein, erwarten einen ganz bestimmten Verlauf der Ereignisse, und dann kommt doch alles ganz anders. Genau darum geht es John Ortberg in seinem Buch. Er versucht uns näher zu bringen, worum es eigentlich geht, wenn wir Entscheidungen treffen müssen. Oft haben wir die Wahl, durch welche offene Tür in unserem Leben wir gehen werden, und diese Wahl macht uns genauso oft Angst. Was, wenn wir etwas verpassen? Oder vielleicht entscheiden wir uns für die falsche Tür, weil wir keine klare Vorstellung haben, wie Gottes Wille in diesem Fall aussieht? Was auch immer es ist, das uns vor der Entscheidung zurückschrecken lässt, meistens vergessen wir dabei etwas Wesentliches: Es gibt weder die eine richtige Tür, die uns ein glückliches Leben garantiert, noch müssen wir besondere Fähigkeiten mitbringen. Das einzige, was wir tun müssen, ist unsere Zaghaftigkeit zu überwinden und von ganzem Herzen zu springen.

Mit diesem Buch hat der Autor mir aus der Seele gesprochen. Zunächst einmal ist sein Schreibstil eine gute Mischung aus einer klaren und verständlichen Sprache und der nicht zu vernachlässigenden gesunden Portion Humor. Immer wieder werden wir als Leser dazu aufgefordert, zu lernen und daran zu wachsen, unser Leben aus einer neuen Perspektive zu betrachten. Viele wichtige Punkte, mit denen sich wohl die meisten von uns Tag für Tag konfrontiert sehen, werden hier in einer Art aufbereitet, der wir uns schlecht entziehen können.
Unter anderem geht es um die vielen, vielen Chancen, die wir im Laufe unseres Lebens haben, egal in welcher Hinsicht, und was wir damit anstellen. Das ist mit Sicherheit eines DER zentralen Themen in jedem ernsthaften Entwicklungsprozess. Eine offene Tür als Symbol grenzenloser Möglichkeiten, etwas Sinnvolles zu tun, das große Abenteuer unseres Lebens zu erfahren – wann können wir das so sehen und uns dementsprechend verhalten? Wir haben diese Tür nicht aufgestoßen, meistens hätten wir sie niemals an der Stelle erwartet und fühlen uns deshalb schon gar nicht darauf vorbereitet. Und was, wenn wir tatsächlich hindurchgehen? Sofort plagt uns die Reue und Überlegungen, dass es uns mit einer anderen Tür bestimmt besser ergangen wäre, scheinen vorprogrammiert. Aber das sind sie nicht! Worauf es ankommt, ist die Einstellung mit der wir durch Türen gehen. Wir müssen springen, uns mit unserem ganzen Herzen auf das einlassen, was uns dahinter erwartet! Gott hat diese Tür für uns geöffnet.

An vielen Stellen habe ich einfach mich selbst wiedergefunden und es war mit Sicherheit nicht alles angenehm, was mir beim Lesen aufgefallen ist. Treffe ich wirklich siebzig bewusste Entscheidungen jeden Tag und bin mir dessen dann doch nicht so bewusst? Da ergibt der weise Satz „Das Leben ist die Summe unserer Entscheidungen“ doch gleich viel mehr Sinn. Wir gehen jeden Tag durch Türen, und merken es nicht einmal, oder noch schlimmer: Wir gehen vorbei und haben keine Ahnung, dass da eine Tür sein könnte. DANN verpassen wir wirklich etwas, denn Türen machen immer etwas mit uns, sie helfen uns zu wachsen, über uns hinauszuwachsen.

„Vielleicht machen offene-Tür-Menschen mehr Fehler, haben aber weniger zu bedauern.“

...ja, vielleicht. Mit Sicherheit. Deshalb möchte ich versuchen, nachdem dieses Buch mich auf so wunderbare Weise daran erinnert hat, immer ein wenig mehr dem JA zugewandt zu sein und endlich oder wieder irgendwann ein offener-Tür-Mensch zu sein. Ein wunderbares Buch über gelebten Glauben.

Bewertung vom 10.06.2016
Bedingungslos geliebt
Keller, Timothy

Bedingungslos geliebt


sehr gut

Das Gleichnis von den zwei verlorenen Söhnen

Timothy Keller beschäftigt sich in seinem Buch mit dem altbekannten Gleichnis vom verlorenen Sohn aus der Bibel. Nur schaut er viel genauer hin, als konventionelle Auslegungen dies tun: Normalerweise wird diese Geschichte dahingehend interpretiert, dass ein Mensch, der verloren war, durch Gottes Liebe und Vergebung, welche völlig kostenlos gewährt werden, wieder aufgenommen wird.
Hier jedoch habe auch ich das Gleichnis zum ersten Mal aus einem ganz anderen Blickwinkel gesehen. Es gibt nicht nur einen, sondern zwei verlorene Söhne, auch der ältere Bruder, dem gemeinhin keine allzu große Bedeutung beigemessen wird, hat sich von seinem Vater abgewandt. Diese Erkenntnis erschließt uns ganz andere Möglichkeiten, das Ganze zu betrachten. Diese Möglichkeiten schöpft der Autor in seinem Buch sehr schön aus. In klarer und prägnanter Sprache macht er uns darauf aufmerksam, dass es nicht nur einen Weg gibt, sich von Gott abzuwenden. Es gibt nicht nur den Weg der Selbstfindung, den der jüngere Sohn beschritten hat. Da ist auch noch der Weg der Moralisierung, des peinlichst genauen Befolgens aller Regeln. Ein Weg, auf dem man sich auf den ersten Blick nichts vorwerfen kann. Doch ist das wirklich so?

„Um wirklich Christen zu werden, müssen wir auch die Gründe bereuen, aus denen wir je etwas richtig gemacht haben.“

Dieses Zitat beschreibt es sehr treffend. Wichtig ist nicht, dass wir gut sind, sondern warum wir gut sind und für wen wir es sind: Für Gott oder für uns selbst. Das Phänomen der älteren Brüder dieser Welt, die sich moralisch nichts vorzuwerfen haben, ist weit verbreitet. Auch ich konnte nicht anders, als mich selbst an der einen oder anderen Stelle wiederzufinden: Diese Erwartungshaltung, wenn ich das Richtige tue, dann möchte ich bitte auch mit einem schönen Leben dafür belohnt werden, ist denke ich weit verbreitet. Sie begeht allerdings den Fehler, dass wir uns selbst zu unseren eigenen Erlösern und Richtern aufschwingen, und somit Gott keinen Platz mehr lassen. Und, noch viel schlimmer: Meistens sind wir uns nicht dessen bewusst, dass wir das, was wir vermeintlich für Gott tun, nur für uns selbst tun. Somit fällt es dem jüngeren Sohn, dem scheinbar Verloreneren einfacher, zurückzukehren, weil er sich dessen bewusst ist, dass er verloren ist.

Ein gelungenes Buch darüber, was das Evangelium uns sagen möchte. Vielleicht gibt es noch mehr solcher Gleichnisse, bei denen man genauer hinschauen könnte.
Von mir gibt es nur vier Sterne, weil mir das Buch zwar insgesamt wirklich gut gefallen hat und ich einiges daraus mitnehme, aber den Wow-Effekt, den ein richtig geniales und überzeugendes Buch für mich beim Lesen haben muss, habe ich ein bisschen vermisst. Trotzdem kann ich es euch nur weiterempfehlen.

Bewertung vom 09.06.2016
Bis ins Ziel
Caine, Christine

Bis ins Ziel


weniger gut

Immer weiter laufen

Christine Caine versucht uns in ihrem Buch zu mobilisieren, uns für Gott und seinen allumfassenden Plan einzusetzen. Dazu vergleicht sie unser Leben mit einem Staffellauf: Wir befinden uns permanent im Wechselraum, halten unsere geöffnete Hand hin, um einen Stab, sprich eine Aufgabe in Empfang zu nehmen. Hin und wieder müssen wir die erhaltenen Stäbe auch wieder abgeben. Dabei kann es vorkommen, dass wir uns der Aufgabe ganz und gar nicht gewachsen fühlen, geschweige denn dass wir das Gefühl haben, bereit dazu zu sein. Aber das ist nicht nötig, wenn wir uns auf Gott verlassen, anstatt uns nur auf unsere eigene Schwäche zu konzentrieren.

Dieses Buch habe ich mit sehr zwiegespaltenen Gefühlen gelesen und muss ehrlich sagen: Am Schluss war ich froh als ich fertig war. Die Autorin schreibt gut und einprägsam, keine Frage. Ihre Botschaft ist anschaulich und unglaublich wichtig. Dennoch hatte sie irgendwie nicht so besonders viel zu sagen. Wenn es mir zwischendurch passiert ist, dass ich einen Absatz nur überflogen habe, unbewusst, diesen dann nochmal bewusst gelesen habe, ist mir aufgefallen: Wirklich verpasst hätte ich nichts. Ich möchte betonen, dass dies natürlich nur mein persönlicher Eindruck ist. Aber ich fühlte mich von diesen ständigen Wiederholungen sehr schnell nicht mehr angesprochen. Das Bild an sich, also das Leben als Staffellauf, fand ich am Anfang gelungen. Dass aber ständig nur von „Wechselraum, Stabübergabe, Staffellauf“ die Rede war, war mir einfach irgendwann zu viel. Wenn man das Bild einmal eingeführt hat, ist es nicht nötig, in jedem zweiten Satz darauf zurückzukommen.

Auf der anderen Seite streut die Autorin immer wieder zwischendurch Beispiele für Begegnungen und Veränderungen ein, die sie erfahren hat. Diese beziehen sich hauptsächlich auf ihre Arbeit im Rahmen des A21-Projekts. An dieser Stelle zunächst einmal meinen höchsten Respekt vor dem, was sie da auf die Beine gestellt hat. Auch in ihrem Leben davor zeigt sich ja immer wieder ein bemerkenswertes Zusammenspielen von Gelegenheiten, die sie ergriffen hat und Aufgaben, die sie angenommen hat und an denen sie auch gewachsen ist. Diesen ganzen Aspekt fand ich in dem Buch wiederum sehr schön. Hier zeigt sie uns einfach klar und deutlich, ohne dabei herablassend zu werden, wie sie persönlich den Kampf für Gott kämpft. Wir alle haben solche Momente, in denen sich scheinbar eine unglaubliche Möglichkeit bietet, aber sind wir wirklich bereit dazu? Was, wenn wir versagen? Genau darum geht es Christine Caine. Es ist nicht wichtig, sich bereit zu fühlen. Es ist wichtig, die Aufgabe anzunehmen und etwas zu tun, während man auf Gott vertraut.

Insgesamt habe ich zu dem Buch einfach nicht den richtigen Zugang gefunden, und war demnach auch nicht zufrieden, wie das Thema aufbereitet war. Von mir bekommt das Buch zwei Sterne.

Bewertung vom 04.06.2016
Perle um Perle
Witka, Ines

Perle um Perle


sehr gut

Das Geheimnis der Perlen

Margarete entdeckt durch Zufall im Schaufenster eines Antiquitätenhändlers eine Perlenkette, die sie auf beängstigende Art in ihren Bann zieht. Schon bald lernt die schüchterne und unbeholfene junge Frau den Besitzer der Kette kennen. Dieser ist begeisterter Sammler erotischer Kunstobjekte aus den verschiedensten Zeiten und Ländern. Zögerlich lässt Margarete sich auf ein Spiel ein, dessen Preis auf der einen Seite intime Geheimnisse aus ihrem Leben und auf der anderen Seite die herrlichen Perlen sind. Es ist auch ein Spiel um Macht und Begehren, in dessen Verlauf die Beziehung zwischen den beiden immer enger wird…

Dieses Buch hat mich überrascht, muss ich zugeben. Normalerweise bin ich erotischen Romanen gegenüber eher skeptisch, weil fast alles, was ich bisher in diese Richtung gelesen habe, unglaublich flach und einfallslos war. Aber hier war das anders: Es ist eine Geschichte, die sich zwar auch um Erotik dreht, aber auf eine sehr feinsinnige, fast zärtliche Art und Weise, die mich sehr angesprochen hat. Es geht vor allem um die Verdrängung und Wiederentdeckung der eigenen Sexualität, ein sehr spannendes und wichtiges Thema im Leben einer jungen Frau. Außerdem steckt in dem Buch noch viel mehr drin: Die Macht der Psyche, dunkle Geheimnisse, Missbrauch, Schuld und Verlust, Selbst-Bewusstsein, usw. Die Liste ließe sich fortführen.

Margarete als Hauptfigur hat mich überzeugt, da sie in ihren Zweifeln und Verwandlungen größtenteils sehr authentisch wirkt. Manchmal fragt man sich zwar, woher dieser plötzliche Wandel auf einmal kommt, aber dann passt er doch wieder irgendwie ins Bild. Herr Steinfels, der Antiquitätenhändler, scheint eine mysteriöse Persönlichkeit zu sein, den man nicht so ganz durchschauen kann. Seine Besessenheit von Margarete, die er anscheinend als eines seiner Sammlerstücke ansieht, wirkt hin und wieder beängstigend, aber macht die Geschichte natürlich auch aufregend. Margarete selbst muss sich erst zu einer freien und verführerischen jungen Frau entwickeln, bevor sie merken kann, worauf das alles hinausläuft.

Viel mehr möchte ich auch eigentlich gar nicht verraten, nur soviel noch: Probiert es einfach aus, es warten noch sehr viele Geheimnisse auf euch, faszinierende Geschichten, Lügen und Täuschungen und nicht zuletzt immer wieder Ausflüge in die Kunstgeschichte und die Hintergründe der verschiedensten erotischen Sammlerstücke. Die Bilder selbst wirken auf mich, wenn ich sie mir im Internet anschaue, zwar recht ordinär und in keinster Weise anziehend, aber wie Herr Steinfels von ihnen spricht, ist etwas ganz anderes.

Insgesamt vergebe ich vier Sterne.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.05.2016
Gegen den Strom
Kang, Timothy

Gegen den Strom


gut

Gott, bitte rette mich!

„Dort, wo niemand lange überlebt, ringt ihm ein Freund ein Versprechen ab: „Wenn du hier rauskommst, musst du der Welt davon berichten.“ Timothy Kang überlebt. Und erzählt seine Geschichte. Es ist die Geschichte der vergessenen Menschen Nordkoreas.“

Was Armut, Hunger, Kälte und Schmerzen wirklich bedeuten, muss Timothy Kang früh erfahren. Auch was sie mit den Menschen machen, was sie mit ihm machen. Wer im diktatorischen Nordkorea überleben will, der kann es sich fast nicht leisten, an andere zu denken. Gemeinsam mit seiner Mutter flieht Timothy nach China, doch er wird wieder abgeschoben und landet in einem Arbeitslager, das normalerweise die allerwenigsten lebend verlassen. Unter unvorstellbaren Bedingungen verliert er doch nie sein Vertrauen in Gott, und er schafft das Unglaubliche: Er überlebt und kommt frei. Wird er es schaffen, dem System endgültig zu entkommen?

Ein in vielerlei Hinsicht sehr bedrückendes Buch. Ich muss gestehen: Ich hatte keinen blassen Schimmer, was in Nordkorea für Zustände herrschen, bevor ich dieses gelesen habe. Jede Seite hat mich aufs Neue geschockt und fassungslos zurückgelassen. Es könnte ein Weckruf sein, für all die, die wie ich ahnungslos weit weg von all dem leben. Aber das Buch möchte uns nicht ermahnen, es ist eher eine sanfte, wenn auch eindringliche Bitte, nicht die Augen zu verschließen, sie nur ein kleines bisschen weiter aufzumachen.
Was der junge Timothy erlebt hat, kann man eigentlich nicht beschreiben, und doch tut er es. Er selbst schreibt, dass ihm bei der Erinnerung die Tränen kamen. Man spürt jede einzelne von ihnen. Die ganze Geschichte hat bei mir dennoch keinen niederschmetternden, sondern eher einen hoffnungsvollen und tröstenden Eindruck hinterlassen.

Zwischenzeitlich habe ich mich gefragt, ob wirklich ein Mensch all das erleben kann, ohne zu verbittern. Timothy hat es geschafft, weil er immer auf Gott vertraut hat und sich nicht gescheut hat, diesen immer wieder um Hilfe anzurufen. Stellenweise erzählte er in doch recht distanzierter Art und Weise von dem Erlebten. Wenn der Sprache die Worte fehlten, dann lag das glaube ich daran, dass es keine anderen Worte gibt um das Leiden zu beschreiben, und dass dies die einzige Möglichkeit war, damit umzugehen.

Timothys Hauptanliegen ist es, seinen Landsleuten das Evangelium zu verkünden und ihnen Gott näher zu bringen. Genau da allerdings hatte ich so meine Schwierigkeiten mit dem Buch. Es ist doch ziemlich missionarisch, und vermittelt meiner Ansicht nach ein recht starres Gottesbild. Das Bild eines Gottes, dem ich persönlich mich nie anschließen könnte, weil ich nicht glaube, dass es Gott auf unsere Sünden ankommt. Ich verbinde mit Gott, wenn überhaupt, erstmal einfach nur Liebe, und das Gefühl, gefunden zu sein. Das habe ich in dieser Geschichte nicht gefunden, daher war ich schon etwas verwirrt. Schließlich glaube ich Timothy, dass er das alles so erlebt hat. Aber die ganzen Wunder, die er beschreibt, was Gott zu ihm gesagt hat...ich weiß nicht, aber es hat mich nicht überzeugt. Irgendetwas fehlte.

Da sich dieses Unerklärliche, was fehlte, durch das gesamte Buch zog, bekommt es von mir trotz der bewegenden Schilderung der Lebensumstände in Nordkorea nur drei Sterne.

Bewertung vom 26.05.2016
Weißer Zug nach Süden
Bayer, Thommie

Weißer Zug nach Süden


sehr gut

Nette kleine Geschichte

Chiara braucht einen Neuanfang, irgendwo wo keiner sie kennt. Daher entschließt sie sich, das Angebot ihrer Freundin Leonie anzunehmen, und für eine Weile in deren Leben zu schlüpfen, in ihrer Wohnung zu wohnen und ihre Putzjobs zu übernehmen. Einer ihrer neuen Auftraggeber fasziniert Chiara dabei auf ganz besondere Weise. Schon allein in seiner Wohnung fühlt sie sich sofort wohl, aber dann entdeckt sie jede Woche auf seinem Schreibtisch eine scheinbar eigens für sie geschriebene Kurzgeschichte. Diese Geschichten kann eigentlich nur jemand geschrieben haben, der ihre Gedanken lesen kann, aber das ist unmöglich. Oder?

Eine kleine Geschichte in einem sehr ansprechenden Schreibstil, sowohl präzise als auch einfühlsam. Dabei finde ich die Idee allein schon sehr gelungen, Kurzgeschichten auf diese Art und Weise innerhalb einer Geschichte einzubauen. Dazu kommt die etwas ungewöhnliche Form des Ganzen, welche mir erst ganz am Ende, auf der letzten Seite, bewusst wurde. Eine erfundene Figur, die beinahe ahnt, dass sie nur eine erfundene Figur ist. Auf jeden Fall sehr faszinierend.

Die Hauptfigur, Chiara, mochte ich sofort. Ihre Gedanken und Gefühle sind sehr schön und authentisch beschrieben, sodass ich mit mir mitfühlen und mich mitwundern konnte.

Allerdings einen kleinen Abzug muss ich machen: Teilweise ging mir alles ein bisschen schnell, und beispielsweise die abwesende Freundin, Leonie, hat mich nicht überzeugt. Vielleicht war es auch Absicht, zu der Abwesenden keinen Zugang zu bekommen, aber was sie auch sagte oder schrieb, es blieb ein wenig unverständlich. Ihre schnellen Gemütsveränderungen waren fast nicht begründet.

Dennoch fand ich dieses kleine Büchlein sehr schön zum Lesen, es bewies zwischendurch erstaunlich viel Tiefgang. Deshalb gebe ich ihm noch vier Sterne.

Bewertung vom 26.05.2016
Eva
Young, William P.

Eva


ausgezeichnet

Erlebe selbst, wie alles begann

Auf einer Insel zwischen den Welten wird ein Container mit 12 Leichen an Land gespült – und in einem Versteck findet sich eine junge Frau, die ebenfalls dem Tode nahe ist. John, der Bewahrer, nimmt sie mit in die Zuflucht, wo er lebt. Dort machen sich die Heiler und Gelehrten ans Werk und flicken sie wieder zusammen. In einem merkwürdigen Dämmerzustand verbringt Lilly, so heißt die junge Frau, Monate auf der Insel, und macht Bekanntschaft mit Eva, der Mutter aller Lebendigen. Gemeinsam mit dieser wohnt sie einer faszinierenden Geschichte bei: Der Schöpfung unserer Welt. Dies alles wirkt jedoch keineswegs wie ein Traum, sondern unglaublich real. Sobald Lillys Zustand sich langsam bessert, erfährt sie, dass sie dazu bestimmt ist eine Zeugin zu sein: Eine Zeugin der Anfänge. Was hat es damit auf sich und was wird Lilly bezeugen?

Eine wirklich faszinierende Geschichte, welche mir auf ganz neue und spektakuläre Art und Weise den Schöpfungsmythos näher gebracht hat. Klar ist dies eine Geschichte, die ich aus der Bibel kenne, aber so lebendig und aus nächster Nähe erzählt, habe ich sie bisher noch nie gefunden.
Die rätselhafte Zwischenwelt, auf der sich alles abspielt, mag vielleicht am Anfang noch etwas verwirren, weil es dem Leser genau wie Lilly überhaupt nicht klar ist, wo sie sich befindet und was das alles bedeutet. Aber das legt sich schnell, und fast erscheint diese Zwischenwelt realer als die Erde, die wir alle kennen. Die Figuren habe ich ebenso schnell liebgewonnen.

Mit kraftvollen Worten und intensiven Gerüchen, Farben und Klängen tauchen wir ein in diese Geschichte, die uns nicht mehr loslassen wird. Ich zumindest hatte beim Lesen eine Gänsehaut. Zum einen weil die altbekannte Geschichte von Adam und Eva mich in dieser Art so unglaublich berührt und zum Nachdenken gebracht hat, was es bedeuten könnte, wirklich von Angesicht zu Angesicht mit Gott zu leben. Zum anderen weil alles immer wieder von der Beschreibung einer himmlischen, alles verändernden und heilenden Liebe durchdrungen ist, die beim Lesen eine Sehnsucht geweckt hat, so etwas ebenfalls zu spüren.

Zusammenfassend kann ich dieses Buch nur weiterempfehlen, auch für nicht ganz so Bibelfeste ein spannendes und lohnendes Erlebnis. Von mir bekommt es daher fünf Sterne.

5 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.05.2016
X-World
Arndt, Jörg

X-World


schlecht

Leider überhaupt nicht überzeugend


Der Programmierer Ron soll für einen neu entwickelten Cyberhelm das passende Spiel erschaffen. Voller Begeisterung macht er sich an die Arbeit, und erschafft eine Cyberwelt, die X-World, der unseren sehr ähnlich. Mit von der Partie ist auch sein kleiner Sohn, der begeistert die neuentstandene Welt erkundet. Das Ziel soll eine friedliche Parallelwelt sein. Doch sein Gegner Lutz beginnt, für Unruhen zu sorgen und reißt die Herrschaft in X-World an sich. Wenn Ron seine schöne Idee retten will, bleibt ihm nur eine Möglichkeit…

Dieses Buch hat mich leider sehr enttäuscht. Am Anfang konnte die Geschichte zwar noch mit ein wenig Spannung aufwarten, aber auch schon da haben mich die Charaktere nicht wirklich überzeugt. Sie hatten einfach keine Tiefe und wenn z.B,. Ron über seine Gefühle nachdachte oder sprach, dann waren das nur Worte, die für mich als Leser kaum etwas transportieren konnten. Dadurch wirkten die Personen unnahbar und hölzern, und das finde ich sehr schade.
Hinzu kam, dass die ganze Geschichte für mich überhaupt nicht in sich schlüssig war. Am Ende spielte sie nur noch in der Cyberwelt, und der am Anfang noch gut gelungene Wechsel zwischen beiden Welten fand einfach nicht mehr statt.
Die Idee, die Geschichte aus der Bibel in eine modernere Story zu packen, finde ich im Prinzip gut. Hier jedoch passte das Gesamtbild nicht, sodass einige Stellen wie an den Haaren herbeigezogen wirkten. Vor allem zum Schluss hin wurde alles immer unglaubwürdiger.

Alles in allem muss ich sagen: Sehr schade, ich hatte mir mehr erhofft. Mehr als einen Stern kann ich leider nicht geben.