Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Lesendes Federvieh
Wohnort: 
München
Über mich: 
Hinter dem Namen Lesendes Federvieh verbirgt sich das Blogger-Duo kathiduck und Zwerghuhn. Wir lesen querbeet alles, was uns zwischen die Finger kommt und veröffentlichen die Rezensionen dazu auf unserem Blog (lesendes-federvieh.de). Dort gibt es übrigens noch viele weitere Beiträge rund ums Thema Buch. :)

Bewertungen

Insgesamt 539 Bewertungen
Bewertung vom 05.12.2020
Das Glück in vollen Zügen
Kirsch, Lisa

Das Glück in vollen Zügen


gut

Marie liebt ihren gemütlichen Bauwagen direkt am Ammersee und pendelt dafür jeden Tag nach München. Für ihren Traumjob nimmt sie das gerne auf sich und stört sich kaum an der Fahrzeit, wenn da nicht die andauernden Verspätungen der Bahn und die seltsamen Angewohnheiten ihrer Mitreisenden wären. In letzter Zeit sticht ihr besonders der Benzin-Neandertaler ins Auge, der lautstarke Telefongespräche mit seinen BMW-Mitarbeitern führt. Dabei sieht er eigentlich ganz gut aus. Auch dem angeblichen Benzin-Neandertaler Johannes ist Marie aufgefallen, doch er traut sich nicht sie anzusprechen. Als sie eines Tages nicht mehr im Zug ist, merkt er, dass er die lebensfrohe Frau mit den blonden Locken unbedingt wiedersehen möchte und begibt sich auf die Suche.

"Das Glück in vollen Zügen" ist mir einerseits aufgrund der amüsant klingenden Inhaltsangabe aufgefallen, zum anderen hat mich der Schauplatz München, Bahn und Umgebung als Ortsansässige und langjährige Pendlerin neugierig gemacht. Gerade in den kalten Herbsttagen hat diese leichte, unterhaltsame Geschichte einen Hauch von Sommer und Wärme in meine vier Wände gebracht, wenngleich sie mich nicht ganz so sehr überzeugen konnte wie erwartet.

Unversehens findet man sich mit Marie am schönen Ammersee wieder, wo es nicht vieler Szenen bedarf um einen Eindruck von der lebenslustigen, naturverbundenen und wortgewandten Powerfrau zu bekommen. Demgegenüber steht der zurückhaltende Johannes, der zwischen neuen beförderungsbedingten Herausforderungen und der Pflege seines an Alzheimer erkrankten und zunehmend eintrübenden Vaters auf der Strecke bleibt. Durch die wechselnden Erzählperspektiven kann man sich sehr gut in die jeweiligen Lebenssituationen und die damit verbundenen Schwierigkeiten hineinversetzen. Wenngleich mir Johannes ein wenig zu blass bleibt und neben der extrovertierten Marie förmlich untergeht.

Einerseits passiert in dieser Erzählung unglaublich viel, gerade was die Nebenstränge angeht, andererseits lässt die sich anbahnende Romanze der beiden doch sehr lange auf sich warten. Aus dem anfänglich aufregenden "Er/sie gefällt mir, ist es auch anders herum?" wird lange Zeit nichts, vielmehr ist es ein frustranes Verpassen an Chancen, das nach einer gewissen Zeit des Mitfieberns und Bangens zumindest bei mir in Genervtheit umgeschlagen ist. Hier wäre weniger vielleicht mehr gewesen, denn die Nebenstränge überstrahlen in meinen Augen die eigentliche Liebesgeschichte.

"Das Glück in vollen Zügen" ist ein unterhaltsamer Roman für zwischendurch, der für meinen Geschmack stellenweise ein paar Umwege zu viel nimmt, aber mit sympathischen Charakteren und Lokalkolorit begeistert.

Bewertung vom 28.11.2020
Brüste und Eier
Kawakami, Mieko

Brüste und Eier


sehr gut

Ein heißer Sommertag in Tokio: Die dreißigjährige Natsuko erhält Besuch von ihrer älteren Schwester Makiko und deren Tochter Midoriko. Makiko möchte sich die Brüste vergrößern lassen. Doch auch die junge Midoriko hat ihre ganz eigenen Probleme in einer Gesellschaft, in der alles Intime ein Tabuthema ist. Schließlich steht auch Natsuko vor der Frage Kind ja oder nein...

Nachdem ich schon so viel über das Buch "Brüste und Eier" gehört, gesehen und gelesen habe, bin ich neugierig geworden, was diesen Hype ausgelöst hat. Das Thema geht uns Frauen alle an, denn nicht nur in Japan, sondern auch bei uns gibt es Diskriminierung, Schönheits- und Jugendwahn und unerfüllter Kinderwunsch.

Im ersten Teil fließt die Geschichte locker, lässig und überbordend dahin. Die Seiten verfliegen in Windeseile. Witzig und unterhaltsam nimmt Mieko Kawakami den Leser mit nach Japan zu Natsuko und den Frauen ihrer Familie. Männer sind in der Betrachtung uninteressant, man kann sich vollkommen auf Makiko, Natsukos Schwester, einlassen, die mit ihrer schwindenden körperlichen Schönheit zu kämpfen hat und ihre Nichte begleiten, die in der Pubertät steckt. Nebenbei lernt man durch die bildgewaltige Erzählweise einiges über japanische Lebensweise und Kultur kennen, was ich grandios finde.

Danach geht es über zum zweiten Teil, der einige Jahre später angesiedelt ist. Nachdem ich einige Seiten gelesen hatte, kam es mir vor, als wäre es ein zweites Buch, ein Folgeroman. Natsuko steht nunmehr selbst im Mittelpunkt, denn ihr Kinderwunsch wird immer dringlicher und eine feste Beziehung möchte sie generell nicht.

Plötzlich ist die rasante Betrachtung, die Lässigkeit einer Ernsthaftigkeit gewichen, welche die japanische Gesellschaft hinsichtlich der Perspektiven von Frauen noch schonungsloser und genauer seziert und darstellt. Die nach außen hin scheinende asiatische Perfektion bekommt eindeutig Risse. Die Autorin schreibt auch hier auf den Punkt genau und durchaus unterhaltsam ohne jemals den Tiefgang und ihre feministische Sichtweise zu verlieren. Schade nur, dass dieser Part im Gegensatz zum ersten Teil stellenweise langatmig und zäh zu lesen war, obwohl es wirklich witzige Szenen gibt, wie beispielsweise das Zusammentreffen mit einem potentiellen Samenspender. Das ist so klasse porträtiert, man möchte keinesfalls an Natsukos Stelle sein.

Ich habe den Roman trotzdem gerne gelesen, weil Mieko Kawakami den Mumm hat Frauenthemen ohne Wenn und Aber anzusprechen und diese schonungslos zu Papier zu bringen.

Bewertung vom 28.11.2020
Die Topeka Schule
Lerner, Ben

Die Topeka Schule


sehr gut

Adam Gordon verbringt sein letztes Schuljahr auf der Topeka High School. Da er ein hervorragender Debattierer ist, hofft er die Landesmeisterschaft zu gewinnen. Seine Mutter Jane ist eine angesehene feministische Schriftstellerin und sein Vater ein angesehener Therapeut in einer psychiatrischen Einrichtung. Adam lebt in einer wohl geordneten weißen Familie der gehobenen Mittelschicht. Da er ein Herz für Menschen hat, die als Außenseiter gelten, freundet er sich mit Darren an, ohne zu wissen, dass dieser ein Patient seines Vaters ist. Er nimmt ihn mit zu seiner Clique, ohne die Folgen zu erahnen...

Ben Lerner ist hier eine vielschichtige Familiengeschichte gelungen, eine die für die heutige amerikanische Gesellschaft steht. Er spricht dabei präzise und messerscharf Themen an, die den Alltag prägen, wie etwa Rassismus, das Miteinander zwischen den Generationen oder etwa die Schwierigkeiten männlicher Heranwachsender ihren Platz in der Gesellschaft zu finden und zu festigen. Ein, wie ich finde, sehr wichtiger Punkt im Miteinander ist die Sprache, und genau dieses Instrument der Kommunikation nimmt im Buch viel Raum ein. Ben Lerner zeigt auf, wie mächtig Sprache sein kann, sowohl im privaten als auch öffentlichem Bereich.

Interessant finde ich seine Ausführungen zur Debattierkunst in den USA, die durch Wettbewerbe an den Schulen sehr früh gefördert wird. Hier zeigt sich sehr deutlich wie manipulativ Sprache eingesetzt werden kann. Ben Lerner hat ein hervorragendes, authentisches Bild der amerikanischen Gegenwart geschaffen. Einen Roman, den man nicht einfach so wegliest, sondern auf den man sich komplett einlassen muss, was sich auch wirklich lohnt.

Das ist durchaus eine Herausforderung, denn der Autor hat doch einen ganz eigenen Schreibstil und auch der Aufbau der Geschichte ist gewöhnungsbedürftig, da auf chronologische Reihenfolge verzichtet wird. Immer wieder wird zwischen den Erlebnissen der Protagonisten hin- und hergesprungen, somit bleibt man als Leser natürlich am Ball, um die einzelnen Handlungsstränge für sich selbst zu strukturieren. Das ist sicher auch so gewollt. Nachdem ich mich nach anfänglichen Schwierigkeiten an die Struktur des Buches gewöhnt hatte, waren auch die Sätze wieder im Fluss und die Seiten verflogen im Nu.

Die Topeka Schule ist ein wichtiges Abbild unserer Zeit. Wer gerne über den Tellerrand hinausblickt und Sprache schätzt, ist bei diesem Buch genau richtig.

Bewertung vom 12.11.2020
Sempre Susan
Nunez, Sigrid

Sempre Susan


ausgezeichnet

Sigrid Nunez, eine der beliebtesten Autorinnen der amerikanischen Gegenwartsliteratur lebte 1976 einige Zeit mit Susan Sontag und deren Sohn David in New York. Ihre Erinnerungen daran hat sie in diesem Buch zusammengefasst...

Sigrid Nunez hat mit ihren Erinnerungen an Susan Sontag ein Portrait der Schriftstellerin gezeichnet, wie man es nicht besser hätte tun können. Feinfühlig, lebendig und ohne etwas zu beschönigen, konzentriert sie sich auf die Zeit in der Susan etwa Mitte vierzig war.

Die Erzählkunst von Sigrid Nunez liegt für mich darin, dass sie die Dinge beim Namen nennt, sie erzählt geradlinig und ohne Umschweife wie sie Susan in dieser Zeit wahrgenommen hat. Dabei schafft sie es Stimmungen einzufangen, die Charaktereigenschaften von Susan mit all ihren Eigenheiten und Eigenschaften darzustellen, ohne wertend zu wirken. Gleichzeitig gibt sie aber auch einen Einblick in ihre eigene Lebenssituation und Erfahrungen als junge Frau Ende der 1970iger Jahre. Gerade das passt perfekt, denn "Sempre Susan" ist keine Biografie von Susan Sontag, sondern ein ganz persönlicher Rückblick von Sigrid Nunez, indem sie dem Leser die Autorin so bildhaft nahebringt, dass man glaubt sie zu kennen. Für mich waren es 141 Seiten reinstes Lesevergnügen.

Bewertung vom 10.11.2020
Es wird wieder Tag
Pradelski, Minka

Es wird wieder Tag


sehr gut

Kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges heiraten Klara und Leon Bromberger. Sie sind die einzigen Überlebenden ihrer Familie. Nachdem ihr Sohn Bärel geboren wurde, scheint ihr Familienglück perfekt. Doch dann trifft Klara zufällig im Park auf eine schwangere Frau, sie erkennt in ihr augenblicklich ihre ehemalige KZ-Oberaufseherin Liliput. Eine Welt bricht für Klara zusammen. Sie steht unter Schock. Leon sieht nur einen Ausweg, Klara muss sich ihren Schmerz und ihre qualvolle Vergangenheit buchstäblich von der Seele schreiben. Zeile um Zeile füllen sich die Seiten...

Minka Pradelski hat mit ihrem Roman "Es wird wieder Tag" eine bewegende Familiengeschichte geschrieben. Auf einfühlsame Art und Weise erzählt sie vom Schicksal jüdischer Familien während und nach dem Zweiten Weltkrieg und gibt ihnen mit Klara, Leon und Bärel ein Gesicht.

Einen Großteil des Buches nimmt dabei Klaras schreckliche Zeit auf der Flucht und im Lager ein. Sie schildert aber auch eindrucksvoll den Versuch Klaras und Leons sich in der Nachkriegszeit wieder ein normales Leben aufzubauen. Doch was ist ein normaler Alltag, wenn überall die Täter ungeschoren weitermachen können, als wenn nichts geschehen wäre. Gerade das hat die Beklemmung, die ich beim Lesen über soviel Grauen und Unrecht verspürt habe, noch verstärkt.

Diese umfassende Erzählweise, also die Geschichte nach dem Ende des Krieges noch weiterzuerzählen, hat mir besonders gut gefallen. In vielen Büchern zu diesem Thema erfährt man nicht mehr, was aus den Geretteten geworden ist und das finde ich immer schade. Absolut neu war für mich der Einstieg in die Thematik des Buches aus der Perspektive des Säuglings Bärel. Das war zunächst gewöhnungsbedürftig, passt aber. Mit seinen glasklaren Bemerkungen trifft er so einiges messerscharf auf den Punkt.

Minka Pradelski hat mit diesem beeindruckenden, spannenden und aufwühlenden Buch ein beeindruckendes Zeichen gegen das Vergessen gesetzt.

Bewertung vom 10.11.2020
Kalmann
Schmidt, Joachim B.

Kalmann


ausgezeichnet

Kalmann Ódinsson lebt in dem kleinen Dorf Raufarhöfn. Er ist ein richtiges Original und liebt sein Dorf, das immer mehr verwaist. Der Fischfang geht stetig zurück, Touristen finden nur selten den Weg in das kleine Küstendorf und wer von den Einwohnern kann, arbeitet in der Stadt. Kalmann selbst führt ein beschauliches Leben, das jedoch komplett auf den Kopf gestellt wird, als er in der Nähe des Dorfes eine Blutlache entdeckt und gleichzeitig der einflussreiche Róbert McKenzie verschwindet. Die Polizei, Journalisten und die litauische Mafia überschwemmen Raufarhöfn und fordern Kalmanns volle Aufmerksamkeit...

Joachim B. Schmidt hat mit "Kalmann" nicht nur einen absolut unterhaltsamen Roman mit Tiefgang geschrieben, sondern dem Leser auch einen wunderbaren Titelhelden geschenkt, der mit seiner ganz speziellen Eigenart herzlich und interessant ist. Seine Welt ist einfach gestrickt, er ist eben wie er ist, ein liebenswerter Kauz, den jeder im Dorf mag und ich als Leserin auch.

Einfühlsam und ruhig nimmt der Autor seine Leser mit in Kalmanns so ganz eigenen Kosmos, er schildert seine Art durch Leben zu gehen ebenso wie seine Gedanken, Sehnsüchte und Gefühle. Genauso intensiv und authentisch beschreibt er die grandiose isländische Natur. Vor dieser eindrucksvollen Kulisse eines winterlichen isländischen Dorfes wird nun ein Vermisstenfall aus Sicht von Kalmann erzählt, man kann sich vollkommen in Kalmanns Perspektive hineinversetzen und so entwickelt diese Erzählweise eine ungeahnte Sogwirkung. Der Roman bleibt durchgehend spannend und überrascht am Ende durch eine nicht vorhersehbare Wendung, die dem Buch den letzten Schliff verleiht.

Joachim B. Schmidt hat hier nicht nur ein erzählerisches Sahnestückchen vorgelegt, sondern bringt dem Leser ebenso gekonnt die Folgen des Klimawandels und die zunehmende Perspektivlosigkeit der isländischen Fischer näher. "Kalmann" ist ein unglaublich schön zu lesendes Buch der leisen Töne, die allerdings noch lange nachhallen werden. Eines meiner Lieblingsbücher dieses doch so turbulenten Jahres 2020.

Bewertung vom 02.11.2020
WimpernschlagMomente
Bittl, Regina

WimpernschlagMomente


sehr gut

Vor acht Jahren wurde bei der erfolgreichen Unternehmensberaterin Rica Wünsche eine akute Angststörung mit Zwangshandlungen diagnostiziert. Die sich wie ein Spinnennetz ausbreitende Angst hat sie dank ihrer in der Therapie verinnerlichten Coping Strategien einigermaßen unter Kontrolle, doch als Rica auf ihren Exfreund Paul und seine schwangere Freundin trifft, gerät ihr Leben erneut ins Wanken. Sie beschließt sich eine Auszeit von ihrem Job zu nehmen, um ihre Gedanken und ihr Leben zu sortieren. Ihre Reise ins Unbekannte entwickelt sich schon bald in ein turbulentes Abenteuer, das ihre Gefühlswelt gehörig durcheinanderbringt.

Psychische Erkrankungen generell, aber besonders Angststörungen im Speziellen sind im belletristischen Genre eine Seltenheit, wenngleich ein nicht unbedeutender Prozentsatz unserer Bevölkerung davon betroffen ist. Deshalb war ich umso gespannter auf Regina Bittls Debütroman "WimpernschlagMomente", in welchem sie der Erkrankung in Gestalt ihrer ausdrucksstarken Titelheldin Rica ein Gesicht gibt.

Was sogleich heraussticht sind die teils unterstrichenen Passagen, was zunächst womöglich ein wenig ungewohnt ist, doch tatsächlich erleichtert es den Lesefluss ungemein. Denn als Teil ihrer Bewältigungsstrategien, um die Angststörung auf ein Minimum zu reduzieren, führt Rica Gespräche mit ihrer inneren Stimme. Dies verleiht der Geschichte zum einen gerade in den Momenten geringer sozialer Kontakte an Lebendigkeit, zum anderen gewinnt man dadurch einen tiefgründigen Einblick in Ricas Gedanken- sowie Gefühlswelt. Stück für Stück beginnt man die Krankheit sowie deren einschneidende Auswirkungen zu verstehen und entwickelt nach dem anfänglich bedrückenden Gefühl ein Verständnis für Rica, ihr Umfeld und ähnlich Betroffene.

Aufgrund des realistischen wie emotional berührenden Schreibstils werden Ricas Ängste und Zwangshandlungen während der akuten Phase förmlich körperlich spürbar und lösen ein beklemmendes Gefühl aus. Dominieren diese eingehenden Schilderungen aus Ricas Vergangenheit zunächst das Geschehen, so werden sie zunehmend zu einem leisen Hintergrundrauschen als sich die herzerwärmende Geschichte von Freundschaft, Liebe und Zusammenhalt, stets gewürzt mit einer guten Prise Humor, in den Vordergrund schiebt.

Mein kleines Highlight waren jedoch die feinen Eigenheiten der Charaktere. Egal ob es sich dabei um den aufmerksamen Kellner in Paris, den sympathischen Seebär Hein oder die liebenswürdige Buchhändlerin Adele handelt, sie alle hatte ich nach wenigen Worten bildlich vor Augen als stünden sie leibhaftig vor mir. Neben Rica und John, deren funkensprühende Chemie die Mundwinkel regelmäßig nach oben zucken lässt, ist mir besonders der charismatische Assistenzarzt Arne mit seiner offenen Art ans Herz gewachsen. Deshalb würde ich mich riesig über eine Fortsetzung seiner Geschichte freuen.

"WimpernschlagMomente" beeindruckt nicht nur durch die mutige wie dezidierte Auseinandersetzung mit dem sensiblen Krankheitsbild der Angststörung, sondern vor allem mit absolut liebenswürdigen Charakteren, einer großartigen Chemie und einem berührenden Schreibstil.

Bewertung vom 29.10.2020
Ein verschneites Weihnachtsfest in Cornwall
Linfoot, Jane

Ein verschneites Weihnachtsfest in Cornwall


sehr gut

Ivy soll für die Schwester ihrer besten Freundin ein Schloss in Cornwall für die Weihnachtstage dekorieren, um es für Instagram perfekt in Szene zu setzen. Das ist genau das Richtige für Ivy, denn so kann sie ihrer Leidenschaft fürs Dekorieren frönen und gleichzeitig kommt sie nicht dazu ständig an ihren Autounfall vor einem Jahr zu denken. Also macht sie sich auf nach Cornwall, doch das vermeintliche Downton Abbey ähnliche Schloss entpuppt sich als Herausforderung, denn von Prunk und Pomp kann hier keine Rede sein. Als sie dann auch noch den Hausherren Bill antrifft, bleibt ihr Herz fast stehen, denn seit sie ihn vor Jahren bei einem Skiurlaub begegnet ist, träumt sie immer noch von ihm. Knisternde Spannung ist also vorprogrammiert...

"Ein verschneites Weihnachtsfest in Cornwall" ist ein mitreißender und wunderbar unterhaltsamer Schmöker, um die Adventszeit auf äußerst angenehme Weise zu genießen. Er besticht aber nicht nur durch einen flotten Schreibstil und eine rasante Handlung, die alles hat, was ein Wohlfühlroman für mich ausmacht, also eine ordentliche Portion Liebe, Knistern, Herzschmerz, Spannung und Humor, sondern ist für Weihnachtsfans ein wahres Paradies auf schwarz-weißen Lettern.

Die sympathische Titelheldin Ivy tobt sich in Sachen Weihnachtsdeko so richtig aus, so dass man sofort mitmachen möchte. Dabei bekommt man eine Fülle von Ideen, um es zum Beispiel vielleicht mal mit etwas anderem Baumschmuck zu versuchen. Aber nicht nur Dekofans kommen auf ihre Kosten, auch Gourmets sind hier gerade richtig, denn die Leckereien, die im Laufe des Aufenthaltes im Schloss aufgefahren werden, hören sich göttlich an. So befindet sich der Leser also in einer bezaubernden Weihnachtstimmung und bekommt noch eine lockere, kurzweilige Geschichte mit liebevoll ausgearbeiteten Charakteren, die dem Ganzen eine Leichtigkeit und Lebendigkeit verleihen, dazu.

Ich habe dieses moderne Weihnachtsmärchen sehr gerne gelesen, Jane Linfoot hat es hervorragend geschafft, dass ich mich in die glitzernde Weihnachtswelt nach Cornwall träumen konnte.

Fazit: Fabelhafter Weihnachtszauber, genau das Richtige für graue Tage

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.10.2020
One Last Song / One-Last-Serie Bd.1 (eBook, ePUB)
Böhm, Nicole

One Last Song / One-Last-Serie Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Riley Maddock träumt davon in New York als Musicaldarstellerin durchzustarten, doch trotz harter Arbeit und zahlreichen Castingrunden kommt sie ihrem Traum scheinbar kein Stück näher. Durch eine Verkettung glücklicher Umstände ergattert sie einen Job als Kellnerin im Bistro der bekannten New York Music & Stage Academy. Dort lernt sie Julian kennen, der mit seiner Band den Durchbruch als anerkannter Musiker bereits geschafft hat. Eigentlich möchte Riley sich ausschließlich auf ihre Karriere konzentrieren und auch Julian schreckt vor einer Beziehung mit jemandem zurück, der ebenfalls auf die Bühne will, doch durch eine schicksalshafte Rettungsaktion und die gemeinsame Liebe zur Musik kommen sich die beiden näher. Als die Liason der beiden an die Öffentlichkeit dringt und alles auseinanderzubrechen droht, muss Riley schmerzlich spüren, welche Schattenseiten mit dem Rampenlicht einhergehen.

Passend zu den herbstlich kalten Temperaturen hatte ich Lust auf ein richtig gutes New Adult Buch, weshalb ich mich vorfreudig auf "One Last Song" gestürzt habe. Wie so oft ist mein Vorsatz nur ein paar Seiten zu lesen leise verpufft, nachdem ich die ersten Szenen gelesen und mich dabei Hals über Kopf in den Charme der Charaktere und ihre Geschichte verliebt habe.

Nicole Böhm mag dabei das Rad zwar natürlich nicht neu erfunden haben, aber das braucht es auch gar nicht. Die Chemie ihrer beiden lebendig skizzierten Protagonisten lässt die Seiten von Beginn an knistern und hat mich mehrmals zum Lächeln gebracht, während ich im Hintergrund den eigens für diese Geschichte geschriebenen Songs gelauscht habe. Obwohl ich alles andere als musikalisch bin, so habe ich doch die starke, mitreißende Liebe für die Musik gespürt, die mit jeder Zeile zwischen den Seiten heraussickert.

Riley lebt die Musik mit jeder Faser ihres Körpers und war mir mit ihrer direkten unkomplizierten Art von Beginn an sympathisch. Auch wenn ich ihre Einstellung ohne professionelle Ausbildung für Broadwayproduktionen vorzusingen ein wenig naiv finde, so habe ich bei jeder Absage dennoch mit ihr mitgelitten. Ihre Charakterstärke, das eiserne Durchhaltevermögen und nicht zuletzt ihr großes Herz sind vermutlich ein paar der Gründe, weshalb diese Geschichte mehr als nur eine oberflächliche Rockstar-Lovestory ist. Trotz einiger Unwägbarkeiten und Vorsätze finden sich Riley und Julian über ihre gemeinsame Leidenschaft, die Musik, und bleiben dabei durchwegs authentisch, echt und vor allem sie selbst.

Mein heimlicher Liebling der Geschichte war jedoch jemand anders: Ethan. Sein Charme ist nahezu blendend hell, doch unter der Fassade des attraktiven, angesagten Frontmanns steckt ein humorvoller Mensch, der alles für seine Freunde tut, aber langsam unter dem enormen Druck zu zerbrechen droht. Deshalb bin ich natürlich unglaublich gespannt auf seine Geschichte, aber auch auf den nächsten Band der Reihe, "One Last Dance", welcher sich um die starke junge Gillian dreht.

"One Last Song" ist der absolut gelungene Auftakt einer vielversprechenden New Adult Reihe, welche sich um das Showgeschäft mitsamt seiner Schattenseiten dreht. Es beeindruckt gleichermaßen mit seiner spürbaren Liebe zur Musik wie mit den liebenswürdigen, ausdrucksstarken Charakteren.