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Insgesamt 1496 Bewertungen
Bewertung vom 21.08.2023
Sylter Welle (MP3-Download)
Leßmann, Max Richard

Sylter Welle (MP3-Download)


ausgezeichnet

Der Lerge erzählt – und das wunderbar!

Was kann man ohne zu lügen antworten, wenn man gefragt wird, wen von den ganzen Menschen aus der Familie man wirklich lieben würde, wäre man nicht mit ihnen verwandt? Krasse Frage, aber man sollte echt mal darüber nachdenken!

Das Lied von der Beerdigung hat mich sehr angesprochen – und seltsamer Weise gleichzeitig traurig gemacht und auch getröstet. Auch die vermeintlich harte Oma mit ihren Sprüchen, die cooler sind, als sie selbst merkt, hat mich schnell für sich gewonnen. Ja, wieso sollte sie denn Mitleid mit dem Enkel haben, wenn er selbst genug davon für sich hat? Zumal sie so fair ist, dass sie dessen Mitleid auch nicht braucht, weil auch sie genug für sich selbst davon hat.

Es geht gar nicht so sehr um außergewöhnliche Ereignisse, sondern eher um all die kleinen alltäglichen und täglichen Begebenheiten. Leßmann erzählt gleichzeitig urkomisch, wie auch mit ganz viel Liebe über Ticks und Eigenarten, die es in jeder Familie so oder ganz ähnlich gibt. Dabei bemerkt man, dass man all die Dinge, die einen doch schon urewig an diversen Personen nerven, genau das sind, was man an ihnen auch liebt.

Ich hatte leider nie eine solche Verbindung zu einer meiner Omas, aber ich bin alt genug, um gesehen und erlebt zu haben, wie sich Menschen im Alter verändern, was Lebenserfahrung bedeutet und auch mit den Menschen macht und Abschied von beiden Eltern genommen haben zu müssen. So überzogen die eine oder andere Episode erscheint, der Kern ist doch wahr. Der lakonische und gern auch mal ironische Unterton zeigt nur, wie viel Liebe der Autor in seinen Texten versteckt hat. Vielleicht sehe, empfinde und lese ich das alles deshalb ein wenig anders. Obwohl es hier eigentlich um den sanften Abschied von den Großeltern geht, ist es ein wunderbares Buch. Auf alle Fälle fühle ich mich durch die Story tatsächlich bereichert. Das muss erst mal einer schaffen!

Man muss sich allerdings komplett frei machen und einfach nur treiben lassen, um ausschließlich den Augenblick wirken zu lassen. Die scheinbar einzelnen und unabhängigen Geschichten ergeben ein Ganzes und kleine Einzelheiten ergeben mit der Zeit Sinn, weil wieder darauf zurückgekommen und ein Kreis geschlossen wird. So zeigt und Leßmann auf unbeschreiblich liebevolle Art und Weise, dass Familie eben doch mehr ist, als nur gleiches Blut. Und ohne die Großeltern gäbe es uns ja auch gar nicht. Fünf Sterne!

Bewertung vom 21.08.2023
Der Schwimmer
Norton, Graham

Der Schwimmer


ausgezeichnet

So gut kann ein kurzer Krimi sein!

Helen, pensionierte Lehrerin und Seele von Mensch, lebt in einem kleinen Häuschen an der irischen Küste. Dass ihre Schwester seit drei Jahren bei ihr wohnt, liegt daran, dass Helen bei deren Besuch meinte, sie könne so lange bleiben, wie sie wolle. So lange war das allerdings dann doch nicht geplant, nur kann Helen ihre Schwester Margaret nun schlecht rauswerfen. Als sie auf ihrer Terrasse liegend eines Tages einen rotbärtigen und –haarigen Mann im Meer schwimmen sieht, denkt sie sich wenig dabei. Doch als sie nach einem Nickerchen wieder aufwacht, ist der Mann weg, seine Kleidung jedoch liegt noch am Strand. Helen versucht, herauszufinden wer dieser Mann war und was geschehen ist. Dabei hilft ihr Patrick, der charmante Wirt des Pubs.

So sehr dies ein Cozy Crime ist, so sehr geht die Geschichte auch ans Herz. Ich finde Helen einfach zauberhaft und möchte ihr so gern sagen, dass sie Margaret doch endlich rauswerfen soll. Ich wünsche ihr die ganze Zeit einen mutigen Ausbruch aus ihrer Liebenswürdigkeit an falscher Stelle, wünsche ihr alles Glück dieser Erde und einen neuen Start. Die Spannung kommt bei mir auch durch diese Punkte zustande, nicht nur durch den eigentlichen Kriminalfall, die Spurensuche, das Recherchieren. Jeder Charakter in dieser Story ist einzigartig und wunderbar beschrieben, ohne zu viele Worte zu benötigen.

So kurz dieser Kurzkrimi auch ist, er beinhaltet alles, was man für beste Unterhaltung benötigt. Helens Ermittlungen werden teilweise auch durch Zufälle vorangetrieben, doch da stehen ihr die männlichen Ermittler in so manchem Thriller in nichts nach. Die Entwicklungen sind stimmig und das Ende doch ein kleines Highlight mit einer überraschenden, aber passenden und glaubwürdigen Lösung. Die kleine Lady hat mir ganz große Freude bereitet – was doppelt so lange Storys nicht immer schaffen. Deshalb ganz klare fünf Sterne und ein besonderes Lob an die Sprecherin Lina Beckmann, die Stimmung und Situation ausgezeichnet mit ihrer Stimme transportiert.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.08.2023
Nachts erzähle ich dir alles
Landsteiner, Anika

Nachts erzähle ich dir alles


sehr gut

Loslassen ist gar nicht so einfach

Das alte Familienanwesen in Frankreich soll Léa Zuflucht bieten. Sie liebt ihr kleines Café, aber eine zerbrochene Beziehung hat sie doch sehr aus dem Tritt gebracht. Am Abend ihrer Ankunft begegnet sie Alice und sie verbringen ein paar schöne Stunden miteinander, bis die junge Frau mit den Worten geht, sie hätte noch eine Verabredung. Am nächsten Tag erfährt Léa, dass Alice noch in der Nacht ums Leben kam. Ihr Bruder Émile meldet sich bei Léa, weil er hofft, sie könne ihm seine Fragen beantworten. In vielen Gesprächen legen beide ihre Seelen offen und heilen aneinander. Doch es tauchen Geheimnisse und Erkenntnisse auf, die beide vor noch mehr Fragen stellen.

In sanfter, ruhiger Sprache lässt Anika Landsteiner den Leser an der Geschichte teilhaben. Da ist Léa, die ihre eigenen Entscheidungen in Frage stellt und im Familienanwesen Klarheit finden möchte. Da ist Alice, die ihr an ihrem ersten Abend in Frankreich begegnet und in der Nacht in der Badewanne stirbt. Da ist Émile, der Bruder von Alice, der so viele Fragen hat. Und da sind Marianne, Léas Mutter, und Claire, deren beste Freundin und wohl eigentlich auch große Liebe. Alles ganz besondere Frauen. Kein Wunder, dass durch Émile, einer der wenigen Männer, die in diesem Buch eine Rolle spielen, ganz besonders hervorsticht, zumal er Influencer und Model ist.

Die Themen, die nach und nach in den Vordergrund rücken, sind alles andere als sanft und ruhig, werden aber durch diese besondere Erzählweise sehr einfühlsam und ohne den Drang, zu überzeugen, sehr sachlich und intensiv zugleich dargelegt. Schwangerschaft, die Entscheidung dafür oder dagegen, Liebe in all ihren Varianten und Beziehungen zwischen Müttern und Kindern, Freundinnen untereinander und Beratern zu Beratenden, hier werden all diese Themen vermeintlich locker und nebenbei eingewoben, doch am Ende des Buches merkt man, wie tief die Geschichte doch geht, wie sehr sie nachhallt und in einem arbeitet. Vor allem lehrt es, dass Dinge nie so sind, wie sie scheinen, und man miteinander reden muss, um die Wahrheit zu erkennen und sich nicht ein falsches Bild zu machen. Ich möchte sagen, die Reise von Léa nahm ein paar ungeplante Abstecher und führte sie an ein Ziel, das genau das ist, was sie wollte und dennoch komplett anders.

Mir hat das Buch sehr gefallen und obwohl mir Stil, Sprache und Figuren angenehm waren, reicht es nicht für fünf Sterne. Ich kann es gar nicht so richtig in Worte fassen. Es ist ein Gefühl. Obwohl ich mich an einigen Stellen mit der einen oder anderen Protagonistin identifizieren kann (und mein Mann tatsächlich zehn Jahre jünger ist als ich), fehlt mir noch etwas für den fünften Stern. Also gebe ich vier Sterne.

Bewertung vom 18.08.2023
Polen vegetarisch
Korkosz, Michal

Polen vegetarisch


ausgezeichnet

Rozkoszny!

Ein „echter“ Vegetarier bin ich nicht, aber ich merke, wie ich immer weniger Fleisch konsumiere und auf leckere Gerichte ohne Fleisch zurückgreife. Davon gibt es viele und noch schöner wird die Auswahl, wenn man sie mit Länderküche vermischt. Das hier vorliegende Kochbuch zur polnischen Küche gefällt mir außerordentlich gut, zumal die Gerichte kein bisschen das Fleisch vermissen lassen – sie sind fleischlos perfekt, selbst für Flexitarier!

Obwohl Michal Korkosz so viel jünger ist als ich, hat er genau das für sich entdeckt, was ich seit ein paar Jahren auch selbst festgestellt habe: Die Nostalgie gehört auch in die Küche und ist das „Gewürz“, das oft für den Genuss verantwortlich ist und uns glücklich macht. „Erinnerung ist für mich der sechste Geschmackssinn“ trifft es wunderbar und „kulinarische DNS“ ist ein Ausdruck, der mir sehr gefällt, weil er die Sache doch auf den Punkt bringt. Schon hier wusste ich, dass dieses Kochbuch ein Glanzstück in meiner Sammlung sein wird, das ich immer wieder zu Rate ziehen werde und mich gar nicht enttäuschen kann. Hier kocht ein junger Mensch ganz so, wie ich es liebe!

Schon optisch haben wir es hier mit einem Highlight zu tun. Das Cover ist fröhlich und bunt, aber auch traditionell. Die Rezepte sind klar und strukturiert. Neben der Zutatenliste finden sich die Zubereitungsschritte und diese sind klar und deutlich, leicht verständlich. Hin und wieder hätte ich vielleicht noch eine kleine Nachfrage gehabt, allerdings nie so schwerwiegend, dass ich nicht ohne Antwort weiter kochen oder backen hätte können. Zu jedem Rezept gibt es mindesten ein Foto, bei einigen auch eine ganze Fotostrecke (z.B. beim Hefezopf für die Flechtanleitung). Dass nicht nur Lebensmittel, die man sowieso schon vorrätig hat, verwendet werden, wird kaum wundern. Doch gibt es Tipps, was man anstelle der original Zutaten verwenden kann, da einige Produkte doch relativ schwer zu bekommen sind. Für mich ist das mehr als okay und kein Kritikpunkt.

Die Einteilung ist themengebunden, was natürlich sehr stimmig ist. Frühstück; Brot & Gebäck; Suppen; Hauptgerichte; Salate & Beilagen; Piroggen, Knödel & Co.; Desserts & Kuchen; Marmelade, Eingemachtes & Co. sind so leicht aufzufinden und nachzukochen oder –backen. Jedes diese Kapitel startet mit einer Seite Text über polnische Traditionen und Gewohnheiten und die Rezepte. Mir gefallen diese Einstimmungen sehr gut. In jedem Kapitel finde ich tolle neue Anregungen, über die ich mich sehr freue. Klar, es gibt auch welche, die meinen Geschmack so gar nicht treffen. Das liegt vor allem daran, dass es Lebensmittel gibt, die ich nicht (gerne) esse. Dafür kann das Buch aber so wenig, wie der Autor!

Besonders überrascht haben mit die Sauerkrautpuffer, der Sauerkrautsalat mit Apfel und Karotte und der Tomatensalat mit Meerrettich. Da ich schon länger und gern und viel koche, habe ich große Freude daran, ein Rezept hauptsächlich als Orientierung zu sehen und rundum ein bisschen selbst kreativ zu werden. Dazu regt Michal Korkosz auch an. So macht das Kochen für mich noch mehr Spaß. Zudem werden hier ausschließlich Lebensmittel verwendet, die man leicht bekommt. Am exotischsten ist vielleicht das kalt gepresste Rapsöl. Das lässt sich aber problemlos durch hochwertiges natives Olivenöl extra ersetzen.

Keine Frage, mein Repertoire an fleischlosen Rezepten ist mit diesem Buch deutlich gewachsen. Mir gefällt es super gut, ob als Buch für vegetarische Gerichte, polnische Küche oder Überraschung für Gäste – es bietet mir so viel und steht deshalb auch im Regal der griffbereiten Kochbücher und muss nicht erst hervorgesucht werden. Fünf Sterne!

Bewertung vom 12.08.2023
Nova - Aufbruch in die Wildnis
Wagner Lloyd, Megan

Nova - Aufbruch in die Wildnis


sehr gut

Vom großen Mut einer kleinen Katze

Seit Nova zu Ma Millie gefunden hat, lebt sie bestens versorgt bei der alten Dame. Doch dann wird Millie krank und Nova weiß, dass nur sie Hilfe holen kann. Die kleine Katze macht sich auf den Weg durch den Wald in die Stadt. Ihr Mut schwindet schnell, doch da lernt sie eine schlaue Füchsin kennen, die ihr den Weg zeigen will.

Die Geschichte ist in 38 Kapitel plus den Epilog unterteilt. Jedes Kapitel für sich ist überschaubar, nicht zu lang. Doch da viel in diesen kurzen Kapiteln geschieht, werden mehrere davon hintereinander weg gelesen. Die Schrift ist groß und der Zeilenabstand gut. Jedes Kapitel hat auch ein Bild, passend zu dem, was folgt. Allerdings sind es keine 38 unterschiedlichen Bilder, sondern eine Reihe von Bildern, die sich immer wiederholt. Mir persönlich gefallen diese Bilder nicht ganz so sehr. Ich weiß, alles was mal da war, kommt auch wieder, aber sie erinnern mich wirklich an die Bilder in Kinderbücher in meiner Kindheit – und die ist ein halbes Jahrhundert her!

Die Sprache ist einfach und die Sätze nicht zu lang. Das wäre also für Achtjährige genau richtig. Mir kommen aber viele Szenen für diese Altersgruppe zu verstörend und verängstigend vor. Es dauert meiner Meinung nach immer zu lang, bis sie aufgeklärt werden oder es sichere Punkte gibt. Auch wenn man Kinder nicht ewig vor den harten Seiten des Lebens schützen kann, finden sich hier doch für meinen Geschmack zu viele zu harte Momente.

Mir fällt es schwer, dieses Buch zu bewerten. Die Geschichte verläuft stimmig, aber in meinen Augen eben zu beängstigend für Kinder der Zielgruppe. Andererseits werden Themen angesprochen, über die Eltern mit Kindern früher oder später sprechen sollten und so kann das Buch, in Begleitung gelesen, der Einstieg dazu sein. Es vermittelt auch sehr gute Erkenntnisse: Auch unterschiedliche Tiere können Freunde werden und wenn man zusammenhält, ist man erfolgreicher.

Dennoch stören mich eben ein paar Details und deshalb gebe ich vier Sterne.

Bewertung vom 07.08.2023
Rattensommer
Pickel, Juliane

Rattensommer


ausgezeichnet

Ein Jugendroman, so schwer, wie die Teenagerzeit – aber auch so wunderbar!

Sonny und Lou sind beste Freundinnen, seit sie denken können. Dieser in jeder Hinsicht extreme Sommer verändert aber schlicht alles – die Hitze, der Gestank, die Gefühle und die Tatsache, dass Hagen Bender aus dem Gefängnis entlassen wurde. Bender, der Sonnys Mutter ermordet hat. Sonny, die das noch längst nicht verarbeitet hat, und noch mehr aufdreht auf als sonst. Im stillgelegten Freibad sind Sonny und Lou in ihrer eigenen Welt, doch die ist gerade dabei, auseinanderzubrechen.

Dieser Jugendroman packt so vieles in relativ wenige Seiten, dass mir fast der Atem stockt. Dabei ist jeder Satz ein kleines Kunstwerk für sich. Juliane Pickel trifft das Gefühlschaos von Teenagern außerordentlich gut und weiß auch gekonnt, Extremsituationen zu schildern. Das alles lässt sie von der 15jährigen Lou erzählen, sodass es noch gewaltiger beim Leser ankommt. Juliane Pickel zeigt die Stärke, die in jedem Jugendlichen steckt, auch wenn dieser sich klein und schwach fühlt. Sie zeigt, dass Mut Kraft verleiht und Angst keine Schwäche ist. Das alles in einer Sprache, die für mich wahre Poesie ist.

Wirklich sympathisch verhält sich Sonny in dieser Geschichte nicht, doch kann ich ihr Verhalten verstehen. Sie hat ein Trauma erlebt, von dem sich Erwachsene nur schwer erholen, da ist es kein Wunder, dass sie als Teenager überfordert ist. Wie sie ihre Wut und Angst kanalisiert, ist nicht immer richtig. Doch ist richtiges Handeln nicht immer leicht und ohne Hilfe – gerade in ihrem Fall – schon gar nicht.

Der Ort, in der die Geschichte spielt, bleibt ohne Namen. Das gefällt mir, denn so kann sich jeder Leser ohne Probleme selbst einen Ort ausdenken. Den eigenen, einen Nachbarort, ganz weit weg – egal!

Es wird eine ganze Reihe von schwergewichtigen Themen im Buch angeschnitten. Das macht es zu einer nicht wirklich leichten Lektüre, dennoch liest sie sich weg wie nix. Jede einzelne Figur im Buch hat ihr Päckchen zu tragen, da ist niemand ohne Sorgen und Probleme. Wie im richtigen Leben, oder? Keine heile Welt, aber eine Welt, die trotz allem ihre schönen Seiten hat. Die Spannung ist durchgehend hoch, bis zu einem fulminanten Ende, das noch mal ganz heftig aufdreht.

Das Ende ist stimmig, aber nicht das klassische Happy End. Genau passend zum Buch, würde ich behaupten. Genau deshalb finde ich es von Anfang bis Ende gelungen, rund und einfach nur perfekt. Obwohl ich weit von der Zielgruppe der Leser ab 14 Jahren entfernt bin, habe ich das Buch absolut genossen. Es regt zum Nachdenken und Hinsehen an, es bewegt, geht unter die Haut und hallt stark nach. Von mir deshalb ganz klare fünf Sterne!

Bewertung vom 06.08.2023
Das Klippenmädchen (MP3-Download)
Childs, Jill

Das Klippenmädchen (MP3-Download)


sehr gut

Das schweigende Mädchen

Seit vielen Jahren sind Caroline und Sophie Freundinnen. Auch als Caroline in Hongkong lebt, bleiben sie per Mail in Kontakt. Auch wenn die Mails seltener werden, so ist da doch dieses Band, das beide verbindet. Genau deshalb nimmt Sophie Carolines Einladung an, sie in ihrem neuen Zuhause zurück in England zu besuchen und so lange zu bleiben, wie sie möchte. Im Herrenhaus an der Küste ist viel Platz. Da Sophie gerade eine schwere Zeit durchmacht und noch dazu auf die Regelung des Nachlasses ihrer Eltern wartet, nimmt sie an. Erstaunt stellt sie fest, dass Caroline diese Einladung wohl vergessen hatte, denn niemand holt sie ab. Sie nimmt ein Taxi und als sie ankommt, vermutet sie, dass sie gar nicht willkommen ist. Doch die kleine Lucy, Carolines Tochter, scheint sie zu brauchen und so bleibt Sophie.

Ein wenig zieht sich die Story, bis sie weit in der Mitte so richtig in Fahrt kommt. Bis auf die kleine Lucy lockte mir sehr lange niemand Sympathien heraus. Bei Caroline schwankte ich lange Zeit und auch ihre Krankheit war für mich unerklärlich. Da sollte doch ein Arzt helfen können, dachte ich mir. Da dies erst sehr spät aufgeklärt wird, störte das meine Konzentration doch sehr. Caroline war mir lange Zeit einfach zu devot, ihr fehlt komplett jedes Selbstvertrauen. Das Schweigen von Lucy kennt man als Thrillerfan und möchte daher alle Figuren im Buch (es sind übrigens erstaunlich wenige, was ich sehr zu schätzen weiß!) schütteln, sie fragen, was mit ihnen los ist, wenn sie nicht merken, dass die Kleine ein Trauma erlebt haben muss.

Die Perspektiv- und Zeitenwechsel sind manchmal nicht ganz so leicht zu überblicken. Nur langsam kommt die Story in Fahrt. Die Hinweise und kleinen Wendungen kommen immer ein klein wenig zu spät, es wird für meinen Geschmack zu viel zu sehr in die Länge gezogen, ohne dass es der Story dienlich ist. Ich habe die ganze Zeit überlegt, was mit Caroline nicht stimmt, worin all die seltsamen Vorfälle begründet liegen könnten. Das klingt nach Spannung, doch war dieses Band wirklich bald überdehnt. Der Schluss dagegen ist wirklich grandios und hätte besser kaum sein können.

Alles in allem bin ich nicht hochbegeistert, aber auch alles andere als enttäuscht. Für mich ist dies ein Thriller, der an der einen oder anderen Stelle gestrafft werden könnte, aber insgesamt vier Sterne verdient. Jasmin Shaudeen hat ihren Job gut gemacht. Ohne sie hätte ich möglicher Weise weniger Spaß an der Story gehabt.

Bewertung vom 31.07.2023
Dunkle Tiefen
Kay, Elizabeth

Dunkle Tiefen


weniger gut

Vier rothaarige Mädchen

Die drei Schwestern Jess, Ella und Lydia, die seit langem keinen Kontakt mehr zueinander haben, treffen sich nach vielen Jahren auf dem Cottage wieder, an dem vor zwanzig Jahren ihre jüngste Schwester Rosa den Tod fand. Doch wer hat die Einladungen geschrieben? Keine der drei will es gewesen sein. Zudem geschehen merkwürdige Dinge und die Nachbarin scheint auch nicht gerade gut auf die drei zu sprechen zu sein. Jede der Schwestern hütet ein Geheimnis, das wird schnell klar. Doch wozu das Treffen?

Der Klappentext hat mich gelockt und anfangs schien auch ein toller Plot auf mich zu warten. Doch leider wurde ich sehr schnell aller Illusionen beraubt. Die Geschichte verläuft sehr wirr und unzusammenhängend, rein gar nichts ergibt einen Sinn und sympathisch ist mir nicht eine Figur! Die Zeitsprünge, die mal in die Vergangenheit, mal in ein paar Tage zuvor führen, machen das Wirrwarr nicht gerade besser. Die Geschichte in die Weihnachtszeit zu verlegen, ist ein Kniff, der bei mir schon mal gar nicht ankommt. Der immer wieder erwähnte Geist war irgendwann einfach nur noch lächerlich und nervig. Sehr lange tritt die Story auf der Stelle, weil im Grunde alle Figuren von wunderbar zu unerträglich stilisiert werden, jede ihr eigenes Drama in sich trägt und als Entschuldigung vorbringt und die vielen schlimmen Geheimnisse einfach nur noch nerven.

Die Autorin hat hier viel gewollt und leider nichts davon erreicht. Da hilft auch das stürmische Wetter nicht mehr weiter, um die Dramatik und Spannung zu erzeugen, die ein Thriller benötigt. Noch dazu ging es mir schon bald wie der Nachbarin – die drei Schwestern auseinanderzuhalten ist mir immer wieder misslungen. Das Ende ist unbefriedigend und auch nicht ganz vollständig. Es fehlen doch einige Auflösungen – aber das war mir dann schon egal, denn ich war froh, dass es endlich vorbei war.

Schade. Das ist eins dieser Bücher, die ich doch besser hätte abbrechen sollen, um die Lesezeit für ein anderes, gutes Buch zu nutzen. Viel schlechter kann ein Thriller kaum sein. Zwei Sterne.

Bewertung vom 29.07.2023
Kochen zu zweit. Band 2
Trettl, Daniela;Trettl, Roland

Kochen zu zweit. Band 2


ausgezeichnet

Es geht lecker weiter!

Schon der erste Band hat mich total begeistert. Dieser steht dem ersten in nichts nach. Da Dani und Roland Trettl so ein tolles Paar abgeben und beide unfassbar sympathisch sind, ist es echt schade, dass es bei ihnen beziehungstechnisch nicht mehr klappt und sie da getrennte Wege gehen. Ich fände es toll, wenn sie beruflich noch ein Team bleiben könnten.

Die beiden haben das Buch diesmal ein klein wenig anders unterteilt. Nach einem Blick hinter die Kulissen folgen die Themen Snacks; Vorspeisen; Salate & Suppen; Pasta & Co; Hauptdarsteller Geflügel; Hauptdarsteller Schwein & Rind; Hauptdarsteller Fisch & Meeresfrüchte; Hauptdarsteller Gemüse; Nachspeisen.

Ich mag die kleinen Frotzeleien zwischen den beiden sehr. Das ist nie giftig, sondern richtig liebevoll und mit Verständnis. Auch wenn’s insgesamt schief ging, daran lag es sicher nicht. Die Fragen und Antworten machen die beiden nahbar und man findet sich auch öfter mal selbst darin. Super sympathisch, nicht abgehoben, bodenständig und vor allem genussfreudig.

Es werden einige relativ exotische Zutaten verwendet. Ich habe davon natürlich nicht alles da und möchte sie auch nicht unbedingt alle zukaufen. Deshalb habe ich es Dani gleich getan und sie ersetzt, also das Rezept dann entsprechend umgewandelt. Geht fast immer gut, vor allem, wenn es sich, wie beim Rührei Spezial, um Rehpfeffersalami handelt. Die habe ich durch meine Lieblings Pfeffersalami ausgetauscht. Auch bei den Pilzen habe ich geschummelt, den Knoblauch durch frischen ersetzt und die Gewürz- und Pfeffermischung ebenfalls ausgetauscht. Mir hat’s trotzdem super geschmeckt!

Bei den Fotos und Rezepten läuft mir einfach das Wasser im Munde zusammen – selbst bei den Rezepten, die Zutaten enthalten, die ich persönlich nicht mag. Dazu gehören Avocado, Schweinefleisch (und auch Schinken, Speck und Würstchen), Pilze außer Champignons und Meeresfrüchte. Die beiden zaubern tolle Speisen und ich habe kein Problem damit, mir die vorgenannten Zutaten weg- und Ersatz dazu zu denken. Klappt beim Umsetzen auch immer mehr oder weniger perfekt.

Ein wenig stören mich die Zutaten und Gewürze, die man ganz subtil am Ende zum Bestellen findet. Das ist mir nach reiflicher Überlegung aber keinen Sterneabzug wert, denn ich bin kreativ genug, selbst zu würzen, andere Mischungen zu machen oder zu kaufen. Auch dass die eine oder andere Zutat exotischer ist, als man sich das wünscht, schmälert die Freude an diesem wunderschönen Kochbuch bei mir nur marginal. Darum bleibt es bei mir bei fünf Sternen!

Bewertung vom 24.07.2023
Mord & Croissants / Ein Brite in Frankreich Bd.1
Moore, Ian

Mord & Croissants / Ein Brite in Frankreich Bd.1


sehr gut

Ein Engländer in Frankreich

Richard Ainsworth lebt in Frankreich, wo er ein kleines Bed & Breakfast führt, obwohl er eigentlich gerne lange schläft. Er hat seine Hühner nach Diven alter Filme benannt hat. Haustiere duldet er nicht in seiner Pension, doch dann steigt Valerie d’Orçay mit ihrem „Taschenwolf“ Passepartout bei ihm ab, ein Gast verschwindet spurlos und Ava Gardner (die Henne, nicht die Schauspielerin) wird ermordet. Das ist zu viel für Richard, aber er ist gezwungen, auf eigene Faust zu recherchieren. Valerie ist sofort mit dabei und die beiden so unterschiedlichen Individuen finden Erstaunliches heraus!

Dies ist ein Cozy Crime, der so cozy ist, dass man fast schon zu sehr entspannt. Es gibt eine Menge lustiger Szenen, die an Klamauk grenzen. Auch sind die Figuren sehr stark überzeichnet. Natürlich ist das gewollt, wirkt aber insgesamt dann doch etwas bemüht. Hier merkt man dann, dass der Autor Ian Moore ein Comedian ist.

Viele der Figuren sind extrem klischeehaft gezeichnet, aber auch hier erkennt man insgesamt die Absicht dahinter. Das ist dann mehr Humor als Krimi und sollte dann auch so deklariert werden, um Enttäuschungen zu vermeiden. Spannung ist vorhanden, aber nicht sehr hoch gehalten. Kleine und feine Wendungen wiegen hier mehr und machen den Charme des Buches aus.

Insgesamt ist dies kein echter Pageturner und auch nicht unbedingt ein hitverdächtiges Buch, aber für die nette Auszeit vom Alltag mit ein bisschen Seele baumeln lassen und humorvoller Lektüre ist es genau richtig. Ich gehe zudem davon aus, dass sich die Reihe im Laufe der Zeit insgesamt steigern wird und dieser Auftakt nicht alles Potenzial verbraucht hat, das darin steckt. So einige lose Fädchen wollen doch weitergesponnen werden, allen voran die Sache mit dem Buch, das Richard schreiben möchte und seiner Ehefrau, die in England geblieben ist. Daher gebe ich vier Sterne, zu denen auch Johannes Steck mit seiner Art, das Hörbuch einzulesen, stark mit beiträgt.