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Ele
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Insgesamt 428 Bewertungen
Bewertung vom 26.07.2021
Tiefer Fjord
Lillegraven, Ruth

Tiefer Fjord


sehr gut

Tiefer Fjord, Thriller von Ruth Lillegraven, EBook 329 Seiten, erschienen im List-Verlag.

Die Thriller-Sensation aus Norwegen

In einer Klinik in Oslo wird ein kleiner Junge von seinem Vater eingeliefert, kurz darauf verstirbt er an seinen Verletzungen. Haarvard der diensthabende Arzt ist überzeugt, dass es sich um Kindesmisshandlung handelt. Kurz darauf wird der Vater, ein pakistanischer Einwanderer in einem Gebetsraum der Klinik erschossen aufgefunden. Zwei weitere Morde geschehen und jedes Mal handelt es sich um Eltern, die nachweislich ihre Kinder misshandelten.
Haarvards Frau Clara, ist Politikerin und will einen Gesetz auf den Weg bringen, dass misshandelte Kinder vor deren Eltern schützt, doch ihre Bemühungen sind vergebens. Bald schon ist Haavard verdächtig und Clara muss ihn entlasten. Doch auch sie hat eine dunkle Vergangenheit.
Das Buch besteht aus vier Teilen, die sich in 75 Kapitel in überschaubarer Länge gliedern. In verschiedenen Zeitebenen wird die Story aufregend und hochspannend erzählt. Jedes Kapitel aus der Sicht eines anderen Charakters, Haarvard, Clara, Sabiya und auch Leif, der Vater Claras erzählen in der Ich-Form. Dadurch hat es die Autorin hervorragend geschafft, die gesamten Geschehnisse in der Vergangenheit und auch in der Gegenwart von allen Seiten zu beleuchten, der Leser bekommt dadurch tiefen Einblick in die Handlungsweise und Innenansichten der Figuren. Obwohl schon zur Hälfte des Buches klar ist, wer für die Morde verantwortlich ist, büßt das Werk in keinster Weise Spannung ein, es beginnt mysteriös und durch geschickte Wendungen bleibt es unglaublich aufregend bis zum unvorhergesehenen Ende. Sogar der allerletzte Satz konnte mich noch verblüffen. Ich kann mir gut vorstellen, dass dem Buch ein weiterer Teil folgen könnte.
Häusliche Gewalt an Kindern ist ein wichtiges Thema und so hat es Lillegraven geschafft ein heikles Thema zum Hintergrund für ihren ersten Thriller zu machen. Auch mich hat das emotionale Thema mitgerissen und tief berührt. Lillegraven findet die richtigen Worte, z.B. die Beerdigung von Lars, dem kleinen Bruder von Clara war so gut geschildert, ich habe den Kummer und die Trauer regelrecht mitfühlen können. Die einzelnen Figuren sind präzise herausgearbeitet, ganz besonders Clara, bei der Lektüre wird deutlich wie wichtig und auch warum, der zweifachen Mutter der Gesetzesentwurf ist, gleichzeitig hat sie mit ihren eigenen Dämonen aus der Vergangenheit zu kämpfen. Die politischen Zusammenhänge haben mich persönlich nicht so sehr interessiert, da ich kein Fan von Politthrillern bin, aber es blieb für mich in einem erträglichen Rahmen. Landschaftsbeschreibungen ziehen den Leser hinein in diese Geschichte. Die Faszination dieser einzigartigen Natur ist in jedem Satz greifbar, das ist der Autorin gut gelungen.
Ein Thriller der unheimlich viel bietet, politische Zusammenhänge, Gesellschaftskritik, Rassismus, eine gute Story in düsterer skandinavischer Umgebung, häusliche Gewalt. Der Wechsel der Zeitebenen hat mich anfangs verwirrt, da aber die Kapitel auch mit Jahreszahlen versehen sind gewöhnt man sich daran. Eine unbedingte Leseempfehlung und von mir 4 Sterne.

Bewertung vom 03.07.2021
Wildtriebe
Mank, Ute

Wildtriebe


sehr gut

Wildtriebe, Roman von Ute Mank, 282 Seiten erschienen bei dtv.


Ein Kampf um Selbstbestimmung, Anerkennung und Freiheit.


Das Wichtigste in ihrem Leben ist für Lisbeth der Bethchens-Hof, eine Großbäuerin zu werden, als ihre Brüder vom Krieg nicht mehr nach Hause gekommen sind, das hätte sie sich niemals träumen lassen. Mit aller ihr zur Verfügung stehenden Kraft, versucht sie den Hof, das Erbe zu erhalten und zu mehren. Eines Tages erscheint mit Marlies eine neue Frau im Haus, die Ehefrau des Jungbauern Konrad. Marlies kann sich mit ihrer neuen Stellung nicht abfinden, sie erträumt sich ein modernes selbstbestimmtes Leben sie will und kann sich der Schwiegermutter nicht ohne weiteres unterordnen. Die beiden tragen stille Kämpfe aus. Lisbeth stellt sich vor, dass alles so gemacht werden müsse wie es schon immer war. Neuerungen die sich Marlies erkämpft werden missachtet und als schlecht empfunden. Keine der beiden Frauen will und kann nachgeben. Als Joanna geboren wird und das einzige Kind der Jungen bleibt, wird es etwas besser, doch die erwachsene Joanna hat andere Pläne und geht ihren eigenen Weg.


Die einzelnen Kapitel sind in angenehmer Leselänge, jedes neue Kapitel beginnt mit einem Großbuchstaben. Ute Mank schreibt auktorial und in einem flüssigen Stil. Etwas befremdlich fand ich jedoch die immer wiederkehrenden abgehakten Sätze, in denen das Verb fehlt, die mir den Lesefluss gehemmt haben. Die einzelnen Frauen sind hervorragend charakterisiert, tiefe Einblicke in Gedanken, Träume und Wünsche sind möglich und doch kann ich die Handlungen der Frauen, vor allem Joannas nicht immer nachvollziehen. Die männlichen Charaktere bleiben jedoch blass. Manchmal habe ich mir gedacht, was Konrad wohl über die Meinungsverschiedenheiten zwischen seiner Mutter und seiner Gattin denkt. Weder er noch sein Vater haben in irgendeiner Weise deeskalierend auf die Frauen eingewirkt. Wobei der Mann von Lisbeth auch „nur“ auf den Hof eingeheiratet hat, vielleicht war das der Grund. Da ich auch in ländlicher Umgebung lebe und mir auch aus der weiteren Bekannt- und Verwandtschaft der Begriff „Bauernstolz“ gängig ist, kann ich die Situation verstehen. Wenn ich an meine Tante denke, die auch in einen größeren Betrieb mit einer ebenso selbstbewussten Altbäuerin eingeheiratet hat, war ihr Leben doch ein ähnliches.


Die Lektüre an sich hat mich gefesselt, spannungsfrei und doch in flottem Tempo habe ich mich durch das Buch gelesen. Emotionslos aber unterhaltsam ging es dahin, völlig ohne kitschig zu sein. Innerlich zustimmend habe ich immer wieder genickt, wenn mir etwas vertraut vorkam. Ganz besonders z.B. die Dorfratschen, die jede aufregende Neuigkeit wie eine Sau durchs Dorf treiben, da hat sich bis heute auch bei uns auf dem Dorf nichts geändert.


Lisbeth kann ich gut verstehen, wurde ihr der Hof doch unerwartet zuteil, Pflichtbewusstsein und Dankbarkeit gegenüber ihren Eltern haben sie bei der harten Arbeit gestärkt, schon früh musste sie Entscheidungen treffen. Doch hätte sie den jungen Leuten, ein eigenes besseres Leben, angefangen mit einer eigenen Wohnung, im großen Haus zugestehen sollen, auch wenn sie selbst gerne noch Tracht trägt, sollte sie der jungen Frau einen moderneren Lebensstil, schicke Kleidung, ihre eigene Methode der Haushaltsführung, oder die der Kindererziehung zugestehen.
Marlies hat lange Zeit gekämpft und dann einfach resigniert, da hätte ich mir gewünscht, dass ihr Konrad, auch gegen seine Mutter, den Rücken gestärkt hätte. Kein Wunder, dass Marlies irgendwann frustriert aufgegeben hat.
Joanna habe ich nicht verstanden, als Kind wurde sie, besonders von der Mutter liebevoll umsorgt. Warum sie ihr mit solcher Kälte begegnet und sich eher der Oma anvertraut, habe ich nicht verstanden. Marlies hat stets nur das Beste für sie gewollt.


Eine interessante Lektüre, gute Unterhaltung, eine Leseempfehlung und 4 Sterne.

Bewertung vom 30.06.2021
Bevor ich dich sah
Houghton, Emily

Bevor ich dich sah


ausgezeichnet

Bevor ich dich sah, Roman von Emily Houghthon, 430 Seiten erschienen im Heyne Verlag.
Nur wenn du verwundbar bist, wird die Liebe dich finden.
Alice erwacht im Krankenhaus, wo sie nach einem Bürobrand, mit schweren Verbrennungen eingeliefert wurde. Sie will mit niemanden sprechen und niemanden sehen, denn sie ist von Narben übersät. Sie vermeidet auch den Blick in den Spiegel, ihr Bett ist durch einen Vorhang vom Rest der Station getrennt. Im Bett neben ihr Alfred, der bei einem Verkehrsunfall sein Bein verloren hat. Er versucht sie aufzumuntern, doch alle Versuche prallen an ihr ab. Erst als sie hört, dass er nachts von schrecklichen Albträumen heimgesucht wird, öffnet sie sich langsam. Die beiden reden sich Nacht für Nacht ihre Sorgen und Ängste von der Seele ohne einander je gesehen zu haben, werden sie Freunde. Vielleicht auch mehr?
Das Buch besteht aus 72 Kapiteln in kurzer Fassung, die mit den Namen der beiden Hauptcharaktere überschrieben sind. Erzählt wird die Geschichte jeweils aus der Sicht von Alfie und Alice. So kann der Leser zu jeder Zeit auch die Gedanken und Sorgen des jeweiligen Parts erfahren, ein Überblick über das Geschehen und die Hintergründe, ist so zu jeder Zeit möglich. Schöne gefühlvolle und auch lustig geführte Wortgefechte machen die Geschichte lebendig. Gedanken erscheinen kursiv gedruckt und werden dadurch deutlich gemacht.
Durch den interessanten Einstieg ins Buch hat sich gleich zu Beginn Lesefluss eingestellt, ich bin ohne Mühe in die Geschichte reingekommen und konnte mich der Sogwirkung die der Plot ausübt nicht mehr entziehen, fast in einem Anlauf habe ich das Buch ausgelesen und mich bestens unterhalten gefühlt. Der emotionale und gefühlvolle Schreibstil hat mich des Öfteren angerührt und mich nachdenkend innehalten lassen. Die Story ist glaubhaft und die Akteure handeln nachvollziehbar. Durchgehens sympathische Charaktere und einige Lieblingsfiguren sind vorhanden, die ich so schnell nicht vergessen werde, Der Engel der Station, die resolute aber treusorgende Schwester Angles, der liebenswerte Mr. Peterson und Sarah die beste Freundin von Alice. Sie alle wollte ich am Ende des Buches nur ganz schwer gehen lassen. Die Charaktertiefe der Handelnden vor allem der beiden Hauptfiguren, hat mich wirklich überrascht. Vor der Lektüre habe ich mir an Spannung kaum etwas erwartet, was kann eine Geschichte in diesem Stil da wohl hergeben? Ich hätte nicht gedacht, dass das Buch mich so fesselt, so berührt und begeistert, voller Zuversicht und Hoffnung, dass alles gut wird. Immer wieder war ich verblüfft was alles so passiert und sich zum Ende hin immer dramatischer gestaltet. Viele Sätze haben mich ganz besonders berührt z.B. dieser auf Seite 195 „Nur eines wurde ihr immer klarer. Wenn sie nicht sterben wollte, musste sie einen Weg zu leben finden.“
Ein einziger Punkt hat mich verblüfft, gibt es in England Krankenzimmer in denen Männer und Frauen miteinander untergebracht sind? Aber ohne diese Tatsache wäre diese wunderschöne Geschichte nicht möglich gewesen. Eine Leseempfehlung für die Fans von gefühlvollen Schicksalsromanen und von mir dafür 5 Sterne.

Bewertung vom 20.06.2021
Fräulein Mozart und der Klang der Liebe / Ikonen ihrer Zeit Bd.4
Maly, Beate

Fräulein Mozart und der Klang der Liebe / Ikonen ihrer Zeit Bd.4


ausgezeichnet

Fräulein Mozart und der Klang der Liebe, Romanbiografie von Beate Maly, erschienen bei Ullstein eBooks.
Das Leben von Maria Anna Mozart, die stets im Schatten ihres berühmten Bruders stand.
Maria Anna Walburga Ignatia Mozart, benannt Nannerl wurde am 30. Juli 1751 in Salzburg geboren, sie war die ältere Schwester des berühmten Musikers Wolfgang Amadeus Mozart. Obwohl sie ebenso talentiert wie ihr Bruder war, stand sie immer im Schatten desselben. Ihr Vater hatte stets nur den Sohn protegiert, er wurde als Musiker und Komponist ausgebildet, Nannerl durfte ihn jedoch nur musikalisch begleiten, seine Stücke spielen und bei vielen Reisen und Auftritten überhaupt nicht in Erscheinung treten. Sogar ihr Lebensglück hat sie für ihren Bruder geopfert. Trotzdem erzählt dieses Buch über die Liebe und Verehrung, die sie ihm stets entgegengebracht hat. Niemand konnte die Noten von Wolferl so leidenschaftlich wie sie spielen, denn nur Nannerl wusste was er beim Komponieren gefühlt hat.
Das Buch besteht aus drei Teilen, die in 31 Kapitel gegliedert sind. Die einzelnen Kapitel sind in überschaubarer und angenehmer Leselänge. Der Überblick in der zeitlichen und räumlichen Abfolge ist durch die Datums- und Ortsangabe am Kapitelanfang gewährleistet. Das Buch besticht durch einen bildhaften und flüssigen Erzählstil, durch die Beschreibung von Kleidern, Frisuren und die Lebensart in damaliger Zeit, hat B. Maly ein hervorragendes Zeitkolorit geschaffen. Ganz besonders, welchen Stellenwert Frauen in der damaligen Gesellschaft hatten. Die Akteure waren ausführlich charakterisiert und beschrieben, so war es einfach, sich jede Figur genau vorzustellen. Somit kann ich der Autorin eine hervorragende Recherchearbeit bestätigen. Die Handlung ist stets nachvollziehbar und die Personen handeln authentisch. Muntere Dialoge z.T. in Mundart, besonders zwischen den Geschwistern, haben mir viel Lesefreude beschert.
Ich bin eine Bewunderin von Mozarts Werken und habe schon einiges über ihn gelesen, doch da ist das Nannerl stets nur am Rande erwähnt worden. Mich hat diese Romanbiografie überzeugt und lässt mich mit Hochachtung über Maria Anna zurück. Hat sie sich doch auf eine reichlich unkonventionelle Art, noch ein Stück des Glücks geholt. Da es sich um eine Romanbiografie handelt, weiß der Leser natürlich nicht was tatsächlich mit den historischen Tatsachen übereinstimmt. Im Nachwort bestätigt die Autorin jedoch, dass gerade die von mir angezweifelten Szenen, sich tatsächlich so zugetragen haben.
An einem einzigen Tag habe ich das Buch zu Ende gelesen, weil ich es einfach nicht aus der Hand legen konnte. Besonders gut gefallen hat mir, dass es im Prolog mit einer Geburt beginnt und im Epilog mit einer Geburt endet. Ich fühlte mich bestens unterhalten und habe noch einiges Wissenswerte dazugelernt. Sicher werde ich mich noch weiter mit dem interessanten Leben der Protagonistin beschäftigen.
Eine absolute Leseempfehlung, besonders an die Leser die gerne mehr über die Schwester Mozarts erfahren wollen. Von mir 5 Sterne.

Bewertung vom 13.06.2021
Der Nachlass
Winner, Jonas

Der Nachlass


gut

Der Nachlass, Thriller von Jonas Winner, 350 Seiten erschienen im Heyne-Verlag.
75 Millionen zu vererben, eine seltsame Familie, ein Wettkampf um das Erbe und nur einer kann gewinnen, wie weit werden sie gehen?
Hedda Laurent liegt im Sterben, noch einmal versammelt sie ihre Familie um sich. Der alte Familiensitz liegt auf einer Insel, in einem See, in Berlin. Sie hinterlässt ein seltsames Testament. Das riesige Millionenvermögen soll zusammenbleiben, 27 Aufgaben gilt es zu bestehen. Wer kann die meisten Challenges für sich entscheiden und erbt am Ende alles? Der Kampf um den Nachlass beginnt.
Das Buch gliedert sich in vier Teile, die in 68 Kapitel aufgeteilt sind, deshalb sind die einzelnen Leseabschnitte auch kompakt und übersichtlich. Belebt wird die Geschichte durch die äußerst mitreißenden Dialoge, Gedanken und Briefe sind durch kursive Schrift deutlich hervorgehoben. Winner erzählt diesen Thriller in mehreren Zeitebenen, die verschiedenen Zeitstränge sind durch Jahreszahlen und Datumsangeben kenntlich gemacht. Dies ist auch nötig, denn im Buch springt die Erzählung immer wieder zurück in die Vergangenheit in vergangene Jahre, oder auch nur ein paar Tage, von dort auch wieder zurück in die Gegenwart und in die Zukunft. Die Sicht der Geschehnisse ist immer wieder von einer anderen Person gewählt. Der Stammbaum vorne im Buch und auch die Liste der Aufgaben am Ende waren absolut hilfreich.
Zuerst einmal, wäre zu erwähnen, dass ich das Buch in zwei Tagen gelesen habe. Spannung ist schon zu Anfang vorhanden und steigert sich immer mehr, Plottwists und ein unerwartetes Ende haben mich verblüfft. Und doch konnte ich das Buch nicht so recht genießen, denn den vorliegenden Plot musste ich immer wieder anzweifeln. Kann es wirklich sein, dass die Familienmitglieder so skrupellos, mitunter auch gegen sich selber handeln? Kann die Familiengeschichte die dem ganzen Verlauf zugrunde liegt tatsächlich so geschehen sein? Da bleiben mir doch, die einen oder anderen Bedenken. Ich finde die Handlungen, der agierenden Personen nicht nachvollziehbar, ja beinahe hanebüchen. Die Figuren sind durchweg unsympathisch, da habe ich keinen wirklich gerne gehabt. Was die ominöse Pfauenfrau mit der ganzen Tragödie zu tun hat, dahinter bin ich auch nicht gekommen, für einen gewissen Gruselfaktor war sie jedoch ganz brauchbar.

Die Auflösung am Ende und die Beweggründe des Täters sind für mich unglaubhaft und zu schnell abgehandelt.
Ich finde es hier nicht einfach ein abschließendes Urteil zu geben. Natürlich handelt es sich um keinen Tatsachenbericht, sondern um eine fiktive Geschichte. Trotzdem kann ich Thriller, die ich nicht ständig nach der Plausibilität hinterfragen muss, mehr genießen. Schade, ich habe mich eigentlich auf ein Buch gefreut, welches die menschlichen Abgründe, besonders wenn es um eine solche Erbschaft geht, so richtig aufzeigt. Auch die zeitliche Abfolge fand ich etwas verwirrend, da werden Personen ermordet, die sich im nächsten Kapitel wieder munter beim Hauchen und Stechen ums Erbe beteiligen, ich habe das zeitliche Durcheinander als Stilmittel unnötig gefunden.
Insgesamt möchte ich 3 Sterne von 5 möglichen vergeben. Leseempfehlung für die Leser, die solche, etwas skurrile Thriller gut finden.

Bewertung vom 07.06.2021
Tollkirschenjahre
Leonhardt, Paula

Tollkirschenjahre


sehr gut

Tollkirschenjahre, Roman von Paula Leonhard, E-Book, 209 Seiten, erschienen bei Ullstein eBooks.
Roman über die Anfänge der Homöopathie.
Die aus Lübeck stammende Selma studiert in Paris Malerei, seit ihrer Kindheit wird sie immer wieder von Kopfschmerzattacken geplagt. Die Behandlungsmethoden der konventionellen Ärzte konnten ihr nicht helfen, deshalb will sie es bei Julius Beermann versuchen, der mit homöopathischen Mittel eine Besserung erzielt, seine Behandlungsart beeindruckt sie. Kurz darauf reist sie nach Lübeck, wo sie den jungen Gustav Klee kennenlernt. Die beiden verlieben sich ineinander, als sie erfährt, dass Gustav bereits verlobt ist, verlässt sie die Heimat und beginnt bei Beermann eine Ausbildung zur Homöopathin, als die Leute über die beiden herzuziehen beginnen, macht ihr Julius ein Angebot, aber sie kann Gustav nicht vergessen.
Die Lebensgeschichte der Malerin Mélanie d’Hervilly hat die Autorin zu diesem Roman inspiriert. Mélanie lässt sich von Hahnemann ebenfalls von Kopfschmerzen heilen, er heiratet sie und bildet sie auch zur Homöopathin aus.
Das Buch ist in drei Teile gegliedert und teilt sich in 33 Kapitel. Jeweils zu Beginn eines Teils ist ein Gedanken einer berühmten Persönlichkeit angeführt. Gedanken und fremdsprachliche Ausdrücke sind kursiv gedruckt und somit deutlich hervorgehoben. Die Autorin hat die auktoriale Erzählform gewählt. Auf diese Weise ist zu jeder Zeit eine vollständige Sicht über das Geschehen möglich. Die Personen sind sehr gut charakterisiert und sie handeln nachvollziehbar, allesamt sind sympathisch. Am besten hat mir Hedwig die Ziehtochter der Protagonistin gefallen, ein kluges Mädchen, das schon sehr früh besonnen und erwachsen agiert.
Dieses Buch hat mich an einem verregneten Sonntag bestens unterhalten, viel zu schnell habe ich es ausgelesen. Homöopathie ist für mich eine bedeutsame, alternative Heilmethode und somit ein spannendes Thema für einen Roman. Besonders wissenswert fand ich die Behandlungen und Ansätze zur Heilung und Linderung der Krankheiten. Dies zeugt von guter Recherchearbeit der Autorin, da hätte ich mir noch viel mehr dramatische Krankheiten und spannende Heilungen gewünscht, etliche Seiten mehr wären schön gewesen. Auch die privaten Erlebnisse der Protagonistin waren immer ziemlich schnell abgehandelt, da hätte ich mir einfach noch mehr gewünscht, weil ich das vorhandene gut fand.
Insgesamt ein schöner Liebesroman mit bedeutsamen Parallelen zu den tatsächlichen Schöpfern der Homöopathie. Eine Leseempfehlung von mir und 4 Sterne.

Bewertung vom 02.06.2021
Ein neuer Anfang / Hebammen-Saga Bd.4 (eBook, ePUB)
Winterberg, Linda

Ein neuer Anfang / Hebammen-Saga Bd.4 (eBook, ePUB)


sehr gut

Ein neuer Anfang, Hebammensaga Teil 4 von Linda Winterberg, E-Book 299 Seiten, erschienen im Aufbau-Taschenbuchverlag.
Der Abschluss der Hebammensaga
Die Zeit des Wirtschaftswunders und des Aufbaus ist gekommen, auch Luise, Edith und Margot sind wieder an der Frauenklinik am Mariendorfer Weg beschäftigt. Luise hat die Position der Oberhebamme übernommen, Edith ist mit ihrer Familie aus der Schweiz zurückgekehrt und auch Margot ist wieder dabei. Eine neue Generation von Hebammen soll ausgebildet werden. Es bildet sich wieder eine Freundschaftsclique von drei jungen Frauen, die den verantwortungsvollen und schönen Beruf der Hebamme ausüben wollen. Jule, Ediths Tochter, die sich bewusst dafür und gegen ein Medizinstudium entscheidet, Marion eine ledige Mutter und Helga deren Eltern sie am liebsten in eine Haushaltungsschule schicken und bald verheiratet und damit versorgt sehen wollen. Die Prüderie der 50er Jahre und die damit verbundenen Umstände, treiben viele junge Frauen in die Hände sogenannter Engelmacherinnen. Mit vereinten Kräften versuchen die Hebammen, gebärenden Frauen und auch den ledigen Müttern beizustehen.
35 Kapitel in angenehmer Länge, mit Ort und Datum überschrieben, ermöglichen es den Lesenden, sich flüssig und stets chronologisch korrekt durch das Buch zu lesen, viel zu schnell war ich wieder einmal bei den letzten Seiten angekommen. Schlagfertige Dialoge zum Teil in Dialekt machen den Roman lebendig. Ein bildhafter Erzählstil ermöglicht es das Setting und auch die Akteure stets vor Augen zu haben. Filme und Hits der 50er sind kursiv gedruckt und vermitteln ein authentisches Zeitkolorit.
Leider konnte der 4. Teil der Hebammensaga bei mir nicht so punkten wie die vorangegangenen Bände, Wiederholungen und immer die gleichen Verwicklungen werden erneut zum Thema. Ein Spannungsbogen kann sich nicht richtig aufbauen, denn sich anbahnende Schwierigkeiten, werden in den jeweiligen Kapitel sofort abgehandelt. Eine mir wichtige Frage (Erklärung ohne Spoilern unmöglich) wird am Ende nicht geklärt. Einzig der Schluss brachte noch etwas Dramatik und Emotionalität in die Geschichte. Aufgefallen ist mir beim Lesen eine Kleinigkeit, der Hinweis auf Mutter Teresa, war zu dieser Zeit noch kein Thema. Gut dargestellt fand ich jedoch die Beschreibung, der Stellung der Frau in der Wirtschaftswunderära, das machte die 50er Jahre zum Jahrzehnt der illegalen Abtreibungen. Verhütung, bzw. Aufklärung waren Tabuthemen. Zwischenmenschliche Kontakte wurden als Verkommenheit diffamiert. Ungewollt und unverheiratete Schwangere und Mütter galten als unmoralisch und unreif, von den Eltern verstoßen, fanden sie oft nur noch in Erziehungsheimen ein Unterkommen, sie wurden von der Gesellschaft ausgegrenzt. Diese Themen werden in vorliegendem Roman allerdings sehr gut beschrieben, diese Information war mir bis dahin gar nicht richtig bewusst.
Ich kann diesen vierten Teil der Saga, insgesamt gesehen, gerne empfehlen. Als Einzelband eher ungeeignet, da im Buch immer wieder aufs Vorgeschehen eingegangen wird. Von mir 4 Sterne.

Bewertung vom 17.05.2021
Die Seele des Bösen - Falsches Spiel / Sadie Scott Bd.15 (eBook, ePUB)
Dicken, Dania

Die Seele des Bösen - Falsches Spiel / Sadie Scott Bd.15 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Die Seele des Bösen – Falsches Spiel, Thriller von Dania Dicken, EBook 286 Seiten, erschienen bei CreateSpace Independent Publishing
Der 15. Teil der Sadie Scott Reihe
Sadie feiert ihren 30. Geburtstag. Familie und Freunde sind versammelt um den Tag gebührend zu begehen, alle nur Sadies beste Freundin Tessa entschuldigt sich mit einer fadenscheinigen Ausrede. Auch in der folgenden Zeit scheint Tessa lieber ihre Zeit mit ihrer neuen Liebe Lindsay zu verbringen. Eines Tages jedoch erreicht Sadie ein panischer Anruf, Tessa bittet sie zu ihr zu kommen. Kurzentschlossen fliegt Sadie nach San Francisco und findet Tessa in einem jämmerlichen Zustand vor. Sie leidet unter Verfolgungswahn und eine toxikologische Untersuchung weist auf Drogenkonsum hin. Kann Sadie ihrer Freundin noch vertrauen und kann sie ihr helfen?
Der 15 Teil der Sadie Scott Reihe hat mir wieder absolut begeistert, spannende, fesselnde Unterhaltung schon von Anfang an. Bis zum fulminanten Ende habe ich in diesem Fall mitgerätselt. Hier besticht die Autorin weniger durch dramatische Thriller-Elemente, als durch psychologische und emotionale Verwicklungen. Immer wieder stellte sich mir die Frage, ist es die Wahrheit was Tessa erzählt, kann man denn die verwirrte Freundin wirklich ernst nehmen? Da steht nun auf einmal die langjährige Freundschaft auf dem Spiel. So spricht doch am Anfang alles gegen Tessa und wer könnte hinter den perfiden Intrigen stecken die ihr passieren? Doch die Fakten sprechen bald für sich und Sadie beginnt zu recherchieren, durch hartnäckige Profiler-Arbeit schafft es die Heldin den psychologischen Hintergrund zu ermitteln, bei diesen raffinierten Schilderungen merkt man deutlich, dass Dania Dicken Psychologie studiert hat, die Aufklärung ist glaubhaft und nachvollziehbar und bringt dem Leser menschliche Abgründe erschreckend nahe.
Als Fan dieser Reihe kennt man die Charaktere schon so gut und die treffend dargestellte familiäre Nähe und Verbundenheit hat mir wieder sehr viel Freude gemacht. Dania Dickens Charaktere sind voller Leben und auch sehr sympathisch, die Bösewichte jedoch sind erschreckend realitätsnah und beeindruckend angsteinflößend. So wird in diesem Teil am Ende schon ein erschreckendes Szenario für kommende Folgen heraufbeschworen. Vorliegenden Teil empfinde ich als Übergang zu den weiteren Teilen der Profilerin-Reihe.
Ich wurde wieder bestens unterhalten und habe den Reader nur ungern aus der Hand gelegt, auch in den Lesepausen hat mich das Geschehen nicht losgelassen. In kürzester Zeit hatte ich das Buch fertig, so sollte sich Lesen anfühlen. Der vielversprechende Cliffhanger am Ende lässt mich schon auf den nächsten Teil fiebern.
Eine absolute Leseempfehlung für Band 15 und die vorangegangenen 14 Teile ebenfalls um auf den vollständigen Lesegenuss zu kommen. 5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 16.05.2021
Sturmvögel
Golz, Manuela

Sturmvögel


ausgezeichnet

Sturmvögel, Roman von Manuela Golz, 333 Seiten, erschienen im Dumont-Verlag
Die Geschichte ihrer Großmutter diente der Autorin als Inspiration zu diesem Roman.
Emmy wurde 1907 auf einer kleinen Insel in der Nordsee geboren, geliebt von ihren Eltern mit einer sehr strengen Großmutter. Als ihre Mutter stirbt und ihr Vater im ersten großen Krieg fällt, muss sie als Dienstmädchen in Berlin ihr Leben bestreiten, Schulbildung hat sie wenig genossen. In Berlin in den wilden 20er Jahren, lernt sie Hauke Seidlitz kennen, einen Sohn aus reichem Hause. Als sie schwanger wird, heiratet er sie. Das haben ihm seine Eltern mit ihrem Standesdünkel nie verziehen. Als Hauke in den 2. Weltkrieg ziehen muss, flüchtet sie vor der grässlichen Schwiegermutter und schafft es sich und ihre Kinder durchzubringen. Emmy nun im reifen Alter, bestimmt ihr Leben noch immer selbst. Da stoßen ihre Kinder auf ein Familiengeheimnis, die alte Dame scheint sehr vermögend zu sein. Doch die Kinder haben ihre Rechnung ohne die Mutter gemacht, noch immer weiß Emmy was sie will.
Diese Geschichte hat mich zutiefst beeindruckt. Spannend und unterhaltsam wird in Rückblicken die Lebensgeschichte von Emmy erzählt. Flüssig, bildhaft und aus der Sicht der Protagonistin. 27 Kapitel in angenehmer Leselänge, einzeln mit Datum überschrieben, ist es für den Leser leicht die chronologischen Abläufe zu überblicken. Alle Figuren sind so voller Leben und hervorragend charakterisiert, mir war es so als ob ich die Handelnden schon lange kennen würde. Meine Lieblingsfigur war natürlich die Protagonistin selbst, das große Mädchen von der kleinen Insel. Laut lustig, anpackend und voller Mut, manchmal auch ein wenig bockig, aber stets sympathisch. Und voll mit Lebensklugheit. Obwohl sie wenig Schulbildung genießen durfte, hat sie stets an sich gearbeitet, wissensdurstig und aufgeschlossen hat sie sich unter der Führung von Hauke zu einer taffen Berlinerin entwickelt. In größter Not, besonders in Kriegszeiten hat sie nicht aufgegeben und für sich und die Kinder gesorgt. Und mit ihrem letzten Willen hat sie einen regelrechten Coup gelandet. Gerade diese Entwicklung und das unerwartete Ende fand ich besonders spannend. Immer wieder musste ich schmunzeln, aber die eine oder andere Träne verdrücken – ein Buch voller Emotionen und Gefühle. Die Stellen im Buch, die die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen beschrieben und auch die Kriegsjahre in Berlin, haben mich ganz besonders gefesselt. Die gesellschaftlichen Abgründe zwischen den „Herrschaften“ und dem Dienstpersonal waren toll geschildert.
Witzige und schlagfertige Dialoge beleben das Buch. Einige Sätze fand ich besonders gelungen, z.B. auf S. 9: „Wenn ich noch lange lebe, bin ich auf meiner eigenen Beerdigung alleine“ oder auf S.243 „Der schönste Gedanke ist der an eine gelebte Liebe“. Am Ende des Buches gibt es ein kleines Glossar welches sehr hilfreich war, die Sprache zu verstehen, die Emmy als Kind auf der Insel gelernt hat. Ein Interview mit der Autorin schließt das Buch sehr passend und informativ ab.
Mir hat das Buch und die Lebensgeschichte von Emmy sehr viel Freude gemacht, deshalb will ich das Buch gerne empfehlen, ganz besonders den Lesern, die aufregende Familienromane mögen. Von mir dafür 5 Sterne.