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Raumzeitreisender
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Ahaus
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Buchwurm, der sich durch den multidimensionalen Wissenschafts- und Literaturkosmos frisst

Bewertungen

Insgesamt 743 Bewertungen
Bewertung vom 12.10.2020
Der Ernährungskompass
Kast, Bas

Der Ernährungskompass


sehr gut

Gesunde Ernährung ist möglich

Das Buch enthält die Quintessenz aus zahlreichen ernährungswissenschaftlichen Studien. Bas Kast macht deutlich, von welchen Nahrungsmittel wir mehr essen sollten, weil sie gesund sind und welche wir aufgrund der Nebenwirkungen meiden sollten. Menschen reagieren unterschiedlich auf Stoffe in Lebensmitteln und so kann jeder auf Basis der zusammengestellten Hintergrundinformationen seinen eigenen Essensfahrplan erstellen.

Nicht alle Erkenntnisse sind neu und es kann unterschiedliche Wege geben, sein individuelles Ziel zu erreichen. Positiv ist, dass der Autor undogmatisch an das Thema herangeht und sich jenseits von Ideologien mit Gesundheitsfragen auseinandersetzt. Das Buch ist, wie der Titel schon sagt, ein Kompass, eine Orientierungshilfe für gesunde Ernährung. Jeder muss seinen eigenen Weg finden zwischen Genuss und Gesundheit.

Kast untersucht die Grundstoffe der Nahrung und ihre Auswirkungen auf den menschlichen Organismus, er analysiert verschiedene Diäten, geht auf unterschiedliche Fastenkuren ein und thematisiert den Einfluss des Tag-Nacht-Rhythmus des Körpers auf die Nahrungsaufnahme. Im Epilog stellt er 12 Ernährungstipps zusammen, die das Destillat seiner umfangreichen Untersuchungen darstellen.

Bewertung vom 01.10.2020
Der Pate von Berlin
Al-Zein, Mahmoud

Der Pate von Berlin


sehr gut

"Doch Menschen betrachten Dinge unterschiedlich, und die Entwicklung des Verhältnisses zwischen zwei Leuten erscheint je nach Perspektive in einem anderen Licht." (238)

Die Lebensgeschichte von Mahmoud Al-Zein, der als Jugendlicher aus dem Libanon geflüchtet ist und sich zum "Paten von Berlin" entwickelt hat, ist spannend zu lesen. Im Fokus stehen Familie, Respekt, Autorität, Ehre und Freundschaft, aber auch der brutale Kampf zwischen rivalisierenden Gruppierungen.

Institutionen wie Polizei, Ausländerbehörde, Justiz und Presse kommen bei diesen Betrachtungen schlecht weg. Die Integration, so der Eindruck, ist fehlgeschlagen. Einige Gründe werden genannt. Stattdessen hat die Bandenkriminalität zugenommen. Diese regeln Streitigkeiten meist untereinander.

Der Autor erzählt seine Lebensgeschichte aus seiner Perspektive. Es wäre interessant, zu verschiedenen Ereignissen und Entwicklungen die jeweils andere Seite zu hören. Der Preis für die Macht ist hoch, wie er heute einsieht und auch an die jüngere Generation weitergibt. Dennoch ist seine heutige Rolle nicht transparent geworden.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.09.2020
Der letzte Satz
Seethaler, Robert

Der letzte Satz


gut

Gustav Mahler (1860 – 1911) war ein weltberühmter österreichischer Dirigent und Komponist. In dem Buch beschreibt Robert Seethaler eine Sequenz aus dem Leben des großen Musikers. Es handelt von seiner letzten Schiffsreise von New York nach Europa. Mahler ist krank und gebrechlich. Ein Schiffsjunge betreut ihn.

Mahlers Musik steht nicht im Fokus, sondern der Mensch, der sich dahinter verbirgt. Auf dem Schiff passiert nicht viel, der Roman lebt von den Erinnerungen an sein früheres Leben, an seine Familie und seine nicht immer einfache Art im Umgang mit Mitgliedern des Orchesters.

An Deck des Schiffes dominieren die Gespräche Mahlers mit dem Schiffsjungen. Dieser kennt den Musiker nicht, weiß aber, dass es sich um einen Direktor handelt. Es sind diese Unterhaltungen über das Frühstück, über fliegende Fische oder über den Sonnenaufgang, die den Menschen Mahler skizzieren.

In dem Portrait kommt der Musiker Gustav Mahler zu kurz. Die Ausführungen wirken insgesamt seicht. Der Musiker wirkt verletzlich, melancholisch, nachdenklich. Für ein abgerundetes Bild des berühmten Musikers reicht nicht eine Facette aus der Endphase seines Lebens, sondern ist eine umfangreiche Biographie erforderlich.

Bewertung vom 26.09.2020
Das Versprechen
Dürrenmatt, Friedrich

Das Versprechen


ausgezeichnet

Kurz vor seiner Abreise nach Jordanien wird der fähige Kriminalkommissär Matthäi mit dem Mord an dem jungen Mädchen Gritli Moser konfrontiert. Es gab in den vergangenen Jahren bereits zwei ähnliche Fälle. Handelt es sich um das Werk eines Serienmörders? Der in der Region bekannte Hausierer von Gunten gerät unter Verdacht. Die Indizien sprechen gegen ihn. Dennoch hat Matthäi Zweifel. Er tritt seine Reise nicht an.

Der Titel des Romans bezieht sich offensichtlich auf das Versprechen, welches Matthäi der Mutter des ermordeten Mädchens gegeben hat, den Mörder zu finden. Dieses Versprechen, gepaart mit Matthäis Hang zur Gerechtigkeit führt dazu, dass er von dem Fall besessen ist und zur Aufklärung Maßnahmen ergreift, die Menschen in Gefahr bringen. Er handelt verantwortungslos.

Schuld und Verantwortung spielen in diesem Roman eine zentrale Rolle. Das gilt ebenfalls für die Polizei, die den Hausierer psychisch massiv unter Druck setzt und für dessen Kommandanten Dr. H., der radikale Maßnahmen genehmigt. Schuldig macht sich auch die Bevölkerung von Mägendorf, die sich wie ein aufgebrachter Mob verhält und natürlich der wahre Täter einschließlich seiner Ehefrau.

Der Roman entstand aus einer Drehbuchvorlage zu „Es geschah am hellichten Tag“. Während in dem Film der Kriminalfall im Fokus steht und dieser ein für Krimis typisches Ende nimmt, wollte Dürrenmatt in seinem Roman, der in entscheidenden Szenen vom Film abweicht, die Realität aufzeigen, die von Zufällen geprägt ist und nicht immer zum Erfolg führt. Der Roman ist lesenswert, auch wenn man den Film bereits kennt.

Bewertung vom 24.09.2020
Die Erzählungen und Märchen
Wilde, Oscar

Die Erzählungen und Märchen


gut

Oscar Wilde war ein irischer Schriftsteller, der sich nach seiner Ausbildung in London niederließ. Er war sprachgewandt, extravagant und galt in seinem Umfeld als Dandy. Vielen ist er durch seinen Roman „Das Bildnis des Dorian Gray“ bekannt, der mehrfach verfilmt wurde.

Im vorliegenden Sammelbuch werden Märchen (Hauptanteil), Erzählungen und Gedichte in Prosa vorgestellt. Melancholie, Trauer, Satire, Gesellschaftskritik, aber auch Güte, Humor und Barmherzigkeit sind Elemente, die man in seinen Geschichten vorfindet. Er schreibt sehr verständlich.

Besonders gefallen hat mir „Das Gespenst von Canterville“. Eine amerikanische Familie übernimmt trotz Warnung das englische Spukschloss Canterville und es stellt sich die Frage: Wer hat Angst vor wem? Es ist eine Parodie auf gewöhnliche Gespenstergeschichten.

Bewertung vom 14.09.2020
Schublade auf, Schublade zu
Förster, Jens

Schublade auf, Schublade zu


sehr gut

Sozialpsychologe Jens Förster beschäftigt sich damit, wie wir andere Menschen wahrnehmen und dabei spielen Vorurteile eine große Rolle. Wir packen Menschen, die anders sind als wir selbst, bewusst oder auch unbewusst in Schubladen. Niemand kann sich von Vorurteilen frei machen, dennoch ist es wegen möglicher Diskriminierungen wichtig, sich dessen bewusst zu werden und gegenzusteuern.

Förster erläutert anhand der ABC-Formel (Affect, Behavior, Cognition), wie Menschen sich fühlen, wie sie sich verhalten und wie sie denken. Vorurteile haben etwas mit sozialen Gruppen zu tun. Mit sozialen Gruppen assoziieren wir Eigenschaften (Stereotype), die Zuneigung oder Abneigung beinhalten können. Der Glaube an Stereotype führt zu Vorurteilen und Vorurteile führen zu Diskriminierungen.

Der Autor thematisiert anhand von Beispielen unbewusste und bewusste Vorurteile. Versuche bestätigen, dass allein die Zuordnung zu willkürlich geschaffenen Gruppen zu Diskriminierungen führen kann, da die Identifikation mit der eigenen Gruppe gegenüber den Fremdgruppen unser Selbstwertgefühl steigert. Dabei gilt, dass Mitglieder kleiner Gruppen ein stärkeres Zugehörigkeitsgefühl haben als große Gruppen.

Vorurteile lassen sich nicht aus der Welt schaffen. Dass sie manchmal auch nützlich sein können, kommt in den Ausführungen zu kurz. Der Fokus liegt auf Diskriminierungen von Minderheiten. Förster zeigt konkrete Wege auf, wie man entgegenwirken kann. Diversität kann zu wirtschaftlichen Erfolgen führen. Kontakt zu unterschiedlichen Gruppen ist eine höchst wirksame Strategie, um Vorurteile zu bekämpfen.

"Schublade auf, Schublade zu" ist ein Aufruf gegen das Schwarz-Weiß-Denken. Försters eigene Lebensgeschichte und Erfahrungen sensibilisieren ihn für dieses zeitlose Thema, welches uns alle angeht. Ein gesundes Selbstwertgefühl, Dankbarkeit und Achtung vor der Natur sind gute Voraussetzungen für den Umgang miteinander. Förster will mit diesem Buch Perspektiven eröffnen, wie das gesellschaftliche Leben verbessert werden kann.

Bewertung vom 09.09.2020
Wir müssen reden, Frau Doktor!
Adler, Yael

Wir müssen reden, Frau Doktor!


sehr gut

Beziehungen leben von Vertrauen und Verständnis, das gilt im privaten Umfeld, im Berufsleben und insbesondere auch für die Beziehung zwischen Arzt und Patient. Der Alltag im Krankenhaus und in Arztpraxen sieht häufig anders aus. Gestressten Ärzten und Pflegekräften fehlt die Zeit, sich hinreichend um ihre Patienten zu kümmern. Und nehmen sie sich Zeit, wird diese nicht vergütet. Es gibt Defizite in der Organisation, in der Kommunikation, in der Beratung und Aufklärung und es mangelt an Empathie.

Yael Adler analysiert die Situation im Gesundheitswesen und legt den Fokus auf Mängel in der Beziehung Arzt – Patient. Um die Beziehungsprobleme strukturieren zu können, charakterisiert sie Typen von Patienten und Ärzten und erläutert Typ bedingte Auswirkungen auf die Zusammenarbeit. Reibungsflächen zu kennen ist der erste Schritt, um auch notwendige Veränderungen vornehmen zu können. Wenn das nicht gelingt, muss zu guter Letzt über eine Trennung nachgedacht werden.

Die Autorin schreibt verständlich und erläutert im Zuge ihrer Ausführungen einige Fallbeispiele, in denen das Vertrauen ins deutsche Gesundheitswesen zerstört wurde. Das gilt für fehlende Benennungen von alternativen Therapien, für die Art und Weise, wie schlechte Nachrichten überbracht werden, für erhebliche Mängel in der Fürsorge und für Behandlungsfehler, die nicht zugestanden werden. Umgekehrt weist sie auf schwierige Patienten hin, die den Ärzten das Leben schwer machen.

Es bleibt nicht bei Kritik, sondern die Autorin gibt auch Tipps für den Umgang miteinander und erläutert Rechte und Pflichten der Ärzte und Patienten. Manches liegt am (betriebswirtschaftlichen) System und kann nur politisch geändert werden. Das bietet Stoff für ein eigenes Buch. Eine menschliche Medizin, wie im Nachwort thematisiert, erfordert eine partnerschaftliche Beziehung zwischen Arzt und Patient, eingebettet in Rahmenbedingungen, die den notwendigen zeitlichen Spielraum ermöglichen.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.09.2020
Gegen die Diktatur der Gewinner
Leberecht, Tim

Gegen die Diktatur der Gewinner


ausgezeichnet

Wir leben in einer den Erfolg verherrlichenden inhumanen Leistungsgesellschaft, die dem Diktat der Effizienzsteigerung und Gewinnmaximierung unterworfen ist, in der Gewinner die Regeln vorgeben und Verlierer als Versager gelten. Tim Leberecht spricht in diesem Zusammenhang von einer "Diktatur der Gewinner".

Die Gewinne sind teuer erkauft. Wachstumswahn, Turbo-Kapitalismus, Automatisierung und Digitalisierung führen die Menschheit in eine Sackgasse. Es gibt nur wenige Gewinner, aber viele Verlierer und der Autor macht deutlich, dass es bei der derzeitigen Entwicklung ganzheitlich gesehen nur Verlierer gibt.

Wir haben uns von der Natur und von uns selbst entfremdet. Ein Wechsel der Perspektive ist erforderlich. Der Fokus muss auf die Verlierer der Gesellschaft gerichtet werden, die zunehmend der Mittelschicht angehören. Statt Verlierer zu stigmatisieren, sind Strategien notwendig, wie mit Verlusten konstruktiv umgegangen werden kann.

Diesen Strategien widmet der Autor den größten Teil seines Buches. Er analysiert den Ist-Zustand und beschreibt Strategien für den Einzelnen, für die Gesellschaft und für Unternehmen. Erkenntnisse verschiedener Kulturen fließen dabei ein. Er fordert eine Humanisierung der Arbeitswelt und befürwortet ein bedingungsloses Grundeinkommen.

Die Schwächen des Kapitalismus, gepaart mit einer Technik, die den Menschen gläsern macht, sind hinlänglich bekannt. Leberecht thematisiert nicht, inwieweit wir als biologische Art gar nicht anders können, weil die Evolution uns so geformt hat, wie wir heute sind. Dennoch ist es einen Versuch wert, gegenzusteuern. Verlieren kann zum Gewinn führen.

Bewertung vom 03.09.2020
Echte Helden, falsche Helden
Giesa, Christoph

Echte Helden, falsche Helden


sehr gut

Brauchen wir Helden? Was sind überhaupt Helden? Gibt es Einvernehmen darüber, wer als Held bzw. Heldin infrage kommt?

Publizist Christoph Giesa beschäftigt sich seit mehr als einem Jahrzehnt mit politischen und gesellschaftlichen Fragen, aktuell mit dem Thema "Helden". Die Abgrenzung, was einen Helden ausmacht, ist umstritten. Manch einer wird aus falschen Motiven zum Held gekürt. "Wer zu sehr auf starke Führer setzt, stellt die Demokratie infrage." (12) Giesa möchte eine Debatte unter Demokraten in Gang setzen, diese zu aktivem Handeln bewegen.

Die liberale Mitte ist gefragt, Umdeutungsversuchen der neurechten Szene entgegenzuwirken. Das gilt für Symbole, wie z.B. die deutsche Fahne als auch für politische Ereignisse (z.B. die Wende) und für historische Persönlichkeiten wie Claus Schenk Graf von Stauffenberg und die Geschwister Scholl. Entsprechendes trifft zu hinsichtlich der Vereinnahmung von Johanna von Orléans durch die Rechten in Frankreich.

Nicht jeden Gedanken des Autors muss man kritiklos hinnehmen. Giesa thematisiert die Täter-Opfer-Umkehr u.a. am Beispiel Russlands. Wenn der Autor daran zweifelt, dass sich Russland durch die Nato-Ost-Erweiterung bedroht fühlt (44), braucht er das Verhalten der Nato einfach nur zu spiegeln und auf den Westen zu beziehen. Hinzu kommt die unterschätzte Asymmetrie des Angsterlebnisses. Die eigene Angst wird höher gewichtet, als die Angst, die durch die eigene Bedrohung beim anderen verursacht wird.

Der Autor hat insbesondere die veränderte rechte Szene im Fokus. "Rechte Bewegungen rollen die Demokratie ohne große Gegenwehr auf, weil ein großer Teil der Zivilgesellschaft zu satt ist, um sich nach dem Gepoltere umzudrehen und die Gefahr zu erkennen." (108) Er möchte bei den Demokraten Emotionen wecken und Begeisterung für die Demokratie hervorrufen, ohne nationalistisch zu wirken. Er möchte, dass Polarisierungen als solche erkannt und Sachverhalte differenziert beurteilt werden.

Wer das Volk über schmutzige Geschäfte und Missstände aufklärt ist ein Held. Wer sich unter persönlichem Risiko für Menschenrechte und Meinungsfreiheit einsetzt, ist ein Held. In diesem Sinne ist Carl von Ossietzky ein Held, aber auch Deniz Yücel und Edward Snowden. Manchmal erfolgt die Anerkennung auch erst Jahre später, wenn sich die Rahmenbedingungen verändert haben. Wirtschaftliche und politische Interessen beeinflussen wesentlich, wie Regierungen zu Helden stehen.

Giesas Ausführungen wirken phasenweise belehrend, aber durchgängig aufklärend. Er macht deutlich, dass liberale Rahmenbedingungen nicht selbstverständlich sind, sondern einen ständigen persönlichen Einsatz erfordern. Macht muss wirksam kontrolliert werden, der Einzelne muss sich in die Politik einmischen und darf sich nicht von Schwarz-Weiß-Bildern vereinnahmen lassen. Je mehr Menschen sich für demokratische Spielregeln einsetzen, umso weniger echte Helden sind erforderlich.

Bewertung vom 17.08.2020
Über Leben
Steffens, Dirk;Habekuß, Fritz

Über Leben


ausgezeichnet

In der Erdgeschichte gab es im Abstand von jeweils mehreren 10 Millionen Jahren fünf stark ausgeprägte Faunenwechsel, verbunden mit einem drastischen Artensterben. Das Buch "Überleben" handelt vom sechsten Faunenwechsel, in dem wir uns gegenwärtig befinden und von realistischen Möglichkeiten, diesem entgegenzuwirken.

"Das Lied einer Amsel ist unbezahlbar" (19) Dirk Steffens und Fritz Habekuss beginnen mit einer Liebeserklärung an die Natur, bevor sie nachfolgend den Expansionsdrang des Menschen thematisieren einschließlich seiner katastrophalen Auswirkungen auf die Natur. Wir befinden uns im Anthropozän, dem Zeitalter des Menschen.

Der Homo sapiens ist ein Artenkiller und er ist sich dessen bewusst. So düster die Prognosen in dem Buch auch sind, die Autoren beschreiben auch Lösungsansätze, die ein Handeln des Einzelnen, der Gesellschaft und insbesondere der Politik erfordern. Z.B. könnte das Rechtssystem auf die Natur, auf Flüsse, Meere und Wälder, erweitert werden.

Einzelne Menschen bzw. Unternehmen bereichern sich durch die Ausbeutung der Natur und den Schaden trägt die Allgemeinheit. Das erinnert an die Finanzkrise und die Rettung der Banken durch den Staat. Zudem stößt die ökonomische Expansion zwangsläufig an ökologische Grenzen, die Ressourcen sind endlich.

Die Autoren lassen keinen Zweifel bestehen: Die Ökokrise ist real und sie ist schlimmer als befürchtet. Es ist eine gesellschaftliche Transformation erforderlich, deren Verwirklichung hohe Anforderungen an die Demokratie stellt. Die Autoren benennen positive Beispiele aus der Vergangenheit, die eines gemeinsam haben: Transparenz.

Das Buch besteht zur Hälfte aus düsteren Beschreibungen der gegenwärtigen Situation und zur Hälfte aus Wegen, wie die Ökokrise eingedämmt werden kann. Die Bereitschaft, etwas zu verändern, setzt die Erkenntnis voraus, dass Naturschutz gleichzusetzen ist mit Menschenschutz. Unsere Rolle in der Natur muss neu definiert werden.