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Mel.E
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Mein Blog: http://melbuecherwurm.blogspot.de/

Bewertungen

Insgesamt 1270 Bewertungen
Bewertung vom 04.07.2019
Der Klavierspieler vom Gare du Nord
Katz, Gabriel

Der Klavierspieler vom Gare du Nord


ausgezeichnet

Es ist eine Zufallsbekanntschaft, die dazu führt, das sich das Leben des talentierten Mathieu Malinski ändern könnte, wenn es denn sofort begreifen würde. Mathieu liebt klassische Musik und scheint ein gewisses Talent zu haben, was Pierre, der Direktor des Konservatoriums für Musik in Paris sofort erkennt. Er bietet Mathieu die Chance seines Lebens und dieser müsste sie nur ergreifen.
Das Zusammenspiel von Musik und Lebensgeschichten ist dem Autor wunderbar gelungen,da trotz großer Schwierigkeiten dennoch eine gewisse Harmonie spürbar wurde. "Der Klavierspieler vom Gare du Nord" ließ mehrfach die Musik, von dem dieser Roman handelt ganz intensiv erscheinen, wobei die Entwicklung, die Mathieu erlebt, oftmals zu erschlagen scheint. Es hat ein klein wenig etwas vom Tellerwäscher zum Millionär, obwohl der Weg dahin, zunächst gegangen werden muss. Mathieu kommt aus ärmlicheren Verhältnissen und unterstützt seine Mutter auch finanziell, da diese Alleinerziehend, im Krankenhaus Nachtdienste schiebt. Gabelstaplerfahren ist allerdings nicht seine Berufung, was man durch Rückblicke auf seine Kindheit mehrfach erkennen kann. Ohne Noten lesen zu können, spielt Mathieu nach Gehör und lässt dadurch sehr viel Begabung und Liebe zur Musik erkennen. Statt Hip-Hop oder Rap zu hören, hört er klassische Musik über Kopfhörer, so als ob es ihm vor seinen Freunden peinlich wäre. Mathieu ist in vielen Bereichen seines Lebens anders als die jungen Männer seines Alters, aber dennoch versucht er sich anzupassen, was ihn auf schiefe Bahnen treibt und es für Pierre leichter macht, ihn ins Konservatorium für Musik einzuschleusen. Dort bekommt er Unterricht und kann seine natürliche Begabung noch verfeinern.
"Der Klavierspieler vom Gare du Nord" ist ein Zusammenspiel von lauten und leisen Tönen, dessen wahre Schönheit sich nach und nach entwickeln konnte. Liebes - und Lebensgesschichten sind gekonnt ineinander verflochten und geben Einblick in das Leben der Reichen und Schönen und denen, die sich das Überleben erkämpfen müssen, bis dann der Tag kommt, an dem Mathieu die Chancen, die sich ihm bieten nur ergreifen muss, da sie direkt vor ihm ausgebreitet liegen. Falscher Stolz kann oftmals sehr im Wege stehen und auch wenn einiges für mich sinnig erscheint, ist doch eine große Hoffnung auf eine gewisse Verbesserung der Lebensumstände greifbar. Der Weg dorthin ist steinig. Aber wer sagt denn, das das Leben eines Pianisten einfach ist? Es ist harte Arbeit und fordert eine gewisse Leistung, verbunden mit Übungen der Fingerfertigkeiten, bis hin zu starken Schmerzen beim Klavierspielen. All dieses wird verbunden mit einer großen Liebe zu Musik, die letztendlich zum Erfolg führt.
Ich vergebe sehr gerne eine Leseempfehlung, wobei ich eingestehen muss, das mir das Ende des Romans viel zu abrupt erschien und ich noch weiter hätte eintauchen können in das Geschehen und die Verwandlung, die hoffentlich noch weiter mit Mathieu geschieht. Ein klein wenig mehr Worte hätten dem Roman nicht geschadet, um harmonischer und ausgeglichen zu wirken. 4,5 Sterne in meiner Bewertung für "Der Klavierspieler vom Gare du Nord" möchte ich dennoch vergeben, da ich das Lesen genossen habe und mir die Einblicke in dieses musikalische Highlight sehr gelungen dargestellt worden ist.

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Bewertung vom 02.07.2019
Das Labyrinth des Fauns
Funke, Cornelia;Del Toro, Guillermo

Das Labyrinth des Fauns


sehr gut

"Das Labyrinth des Fauns" hat mich definitiv überfordert, da menschliche Grausamkeit vorherrscht und es mich zutiefst erschüttert hat. Cornelia Funke meistert es, Sadismus und fantastische Elemente miteinander zu verknüpfen und webt dadurch eine Story, die regelrecht unter die Haut geht. Meine Erwartungshaltung war aufgrund des wunderschönen Covers sehr hoch. das, was sich unter dem Buchumschlag verbirgt, begeistert mich definitiv noch mehr, denn es erinnert mich ein klein wenig an "Die Schöne und das Biest". Die Buchgestaltung und die Illustrationen, die die Story begleiten sind wahrhaft schön und geben der Story eine gewisse Macht, da immer wieder der Wunsch aufkeimt, Ofelia ein besseres Leben zu bieten, fernab vom Krieg und der Angst um die Mutter, die ihr Denken und Handeln bestimmt.
Ein Wohlfühleffekt während des Lesens stellte sich allerdings durch das beschriebene Grauen nicht ein. Mir war vor Beginn dem Lesen nicht bewusst, dass ich mich in Spaniens Geschichte befinden werde. Krieg ist immer grausam und manche Menschen sind aufgrund ihrer Stellung nicht mehr in der Lage menschenwürdig zu handeln. Leben wird ausgelöscht, ohne mit der Wimper zu zucken oder Bedauern darüber zu empfinden. Da wo manche Menschen ein Herz haben sollten, besitzt Ofelias Stiefvater ein Herz aus Stein. Er ist brutal und lebt seinen Sadismus komplett aus. Foltern, Mord und nur den Gedanken im Kopf, einen Sohn gezeugt zu haben.
Es erfüllt mich mit einer großen Traurigkeit, da Ofelia sich in eine Traumwelt flüchten muss, um Glück und Freude zu empfinden. Nach und nach entsteht ein fantastisches Bild über den Faun und das Königreich, welches Ofelia verlassen hat. Am Ende siegt die Liebe und Ofelia erhält die Wertschätzung, nach der sie sich ihr Menschenleben lang gesehnt hat, dennoch kann ich mir eine gewisse Trauer nicht verwehren. "Das Labyrinth des Fauns" ist insgesamt mit sehr viel Traurigkeit verknüpft, sodass mir das Lesen mitunter schwer gefallen ist. Vielleicht liegt es oftmals an der Stimmung die man selbst in den Momenten des Lesens hat?
Da der Roman dem Meisterwerk "Pans Labyrinth" von Guillermo del Toros nachempfunden ist, ist für mich nach dem Lesen klar, das mich der Film psychisch komplett überfordern würde, da die dargestellte Gewalt mir sehr nah ging und mich mitunter wirklich überfordert hat. Schlimm ist, das es Menschen gibt, die erbarmungslos und kaltblütig handeln und es sich dabei dann nicht um eine fiktive Geschichte handelt. Krieg und erbarmungsloses Morden werden wir immer im Weltgeschehen finden, vielleicht ist es das, was mich überfordert? Auch wenn ich eine barbarische und sehr brutale Grundstimmung wahrnahm, möchte ich dennoch eine Leseempfehlung vergeben, denn Cornelia Funke hat "Das Labyrinth des Fauns" zu einer gewaltigen Geschichte verholfen, die mich hier und da an Harry Potter erinnert hat oder auch letztendlich an die biblische Geschichte von Abraham und Isaak. Insgesamt gesehen ist der Roman definitiv gelungen, wobei ich wie schon erwähnt mehr Fantasy erwartet hätte und das Verhalten von Menschen im Krieg, 1944 mich total erschlagen hat durch Brutalität und Sadismus. Mir kamen zum Ende hin oftmals die Gedanken, das missbrauchte Kinder sich in Fantasiewelten flüchten, um innerlich überleben zu können und vielleicht ist das auch das Ziel des Buches? Die erwähnten Illustrationen und die fantastischen Elemente beleben den Roman und geben ihm ein klein wenig Schönheit inmitten der Gewalt und Traurigkeit. Schön ist es zu lesen, das es immer wieder Menschen gibt, die sich unauffällig denen widmen, die Hilfe benötigen, auch wenn es bedeuten kann, selbst ihr Leben zu verlieren. Hier und da wird es immer wieder Widerstände geben und oftmals werden den "Bösen" in einer Geschichte das heimgezahlt, was sie anderen angetan haben. In "Das Labyrinth des Fauns" wirkt das Ende authentisch und stellt mich auch auf eine gewisse Art und Weise zufrieden.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.06.2019
Ein kleines Buch vom Leben auf dem Land
Ravatn, Agnes

Ein kleines Buch vom Leben auf dem Land


sehr gut

"Ein kleines Buch vom Leben auf dem Land" erschien vor einigen Tagen und wirkte durch Titel, Covergestaltung und Klappentext sehr ansprechend auf mich. Ich erwartete ein Buch, bei dem ich mich zurücklehnen und entspannen kann, wobei dieses Wohlgefühl leider ausblieb. Es ist ein Buch, welches gut geschrieben ist, aber das Leben auf dem Land leider nur sehr oberflächlich behandelt. da es eher dazu dient, den Augenmerk auf Schreibblockaden und Kindererziehung zu richten. Meine Erwartungen blieben komplett unerfüllt.
Positiv ist, das die 144 Seiten schnell gelesen sind und das Buch daher nicht als Zeitverschwendung angesehen werden kann, sondern einem netten Zeitvertreib dienten. Erst zum Ende hin, als feststeht, das die Familie das Anwesen kaufen möchte, wird es ländlicher. Mir fehlte das anschauliche und lebendige innerhalb der Buchseiten, die ich mir erhofft hatte, wenn ich mich auf ein Buch über Landleben einlassen möchte.
Aufgrund des Covers erwartete ich Blumen oder Pflanzen oder zumindest einen Hauch davon. Auch Tiere, die das Landleben normalerweise ausmachen sind kaum vorhanden. Nur das Schlachten von Schafen wird in einigen Nebensätzen erwähnt und die hohe Qualität des Fleisches. Ehrlich gesagt war es mir zu wenig und hinterlässt mich daher zwiegespalten, da ich den Sinn des Romans nicht erkennen kann. Ist es eine Selbstdarstellung?
Da das Buch nur 144 zu lesende Seiten hat und mir der Inhalt leider etwas suspekt war, vergebe ich eine eingeschränkte Leseempfehlung und 3,5 Sterne. Ich bin sehr gespannt, wie "Ein kleines Buch vom Leben auf dem Land" auf die Leserschar wirken wird. Für mich eben leider nicht das, was ich erwartet hätte. Schade eigentlich!

Bewertung vom 23.06.2019
Mein Mann, der Rentner, auf Tour statt Kur
Schmidt, Rosa

Mein Mann, der Rentner, auf Tour statt Kur


sehr gut

Es ist einfach amüsant in das Leben von Rosa und Günther Schmidt einzutauchen, da es sehr vom Alltag ablenkt und immer wieder für ein Schmunzeln während des Lesens sorgen konnte. "Mein Mann, der Rentner, auf Tour statt Kur" ist eine gelungen Fortsetzung, wobei es nicht zwingend notwendig ist, den ersten Band der Rentnerreihe gelesen zu haben, da die Bücher in sich abgeschlossen sind und man sich zügig an das Leben der Familie Schmidt gewöhnen kann. Manches allerdings wird weniger spaßig erscheinen, wenn man den vorherigen Roman "Mein Mann, der Rentner und dieses Internet" nicht kennt, da doch einige Rückblenden oder Personenbezüge einfließen. Um sich einmal so richtig zurückzulehnen und herauszufinden, welche Urlaubsreise nun die bessere Wahl war, ist "Mein Mann, der Rentner, auf Tour statt Kur" wirklich bestens geeignet. Spontan würde ich natürlich die Kreuzfahrt nennen, da diese mich zunächst eher interessieren würde, als Camping, aber selbst diese Reise entwickelt ihren eigenen Charme und kann letztendlich punkten.
Die Schmidts sind absolut gelungen dargestellte Rentner und auch wenn ich dem Rentenalter noch einige Jahre entfernt bin, kann ich mir tatsächlich vorstellen, auch so herrlich amüsant auf die jüngere Generation zu wirken. Es hat unglaublich Spaß gemacht mit Rosa und Günther zu verreisen. Ich habe erst einmal in meinem Leben auf einem Campingplatz übernachtet, wobei dieses in einem alten Wohnwagen in Spanien war und nicht in einem Luxus-Wohnmobil, daher ist mir bekannt, wie viel Überwindung es kostet in den Duschhäusern zu duschen, denn auch ich finde fremde Haare in Duschen widerlich und kann mir Rosas Entsetzen sehr gut vorstellen, wobei man sich natürlich an alles gewöhnt und auch Rosa sich hinterher den Gepflogenheiten der Camper anpasst.
Die Wette ist aus der Feder von Julia, der Tochter der Schmidts entsprungen, die ihre Eltern regelrecht herausfordert, nicht vor dem Fernseher zu versauern. Die Herausforderung dabei ist, die Reise zu planen, durchzuführen und den jeweiligen anderen zu überzeugen. Welche Reise wird letztendlich siegen? Klar ist, das Rosa und Günther jede Menge neue Leute kennen lernen und beide Reisen ihren eigenen Charme entwickeln. Zudem kommen dann noch der eine oder Faux Pas hinzu, die dem Roman den Charakter einer Komödie geben. Mir hat es sehr gefallen und daher würde ich "Mein Mann, der Rentner, auf Tour, statt Kur" als ideale Urlaubslektüre weiterempfehlen. Es macht einfach gute Laune und der Spaßfaktor ist genial hoch. Rosa, die sich darin verrennt unbedingt David Garrett zu treffen, benimmt sich wie ein verliebter Teenager und wertet die Story dadurch um einiges auf Günther bleibt sich treu und ist dennoch der Charmebolzen schlechthin, nämlich gar nicht ☺ Zwei Protagonisten, die sich selbst treu bleiben und von einem Chaos in das Nächste schlittern, sind mir sehr sympathisch und ich hoffe, das es einen weiteren Band der Rentnerreihe geben wird. Leseempfehlung!

Bewertung vom 04.06.2019
Ramona Blue
Murphy, Julie

Ramona Blue


sehr gut

"Ramona Blue "ist definitiv ein sehr außergewöhnlicher Roman, der mich begeistern konnte. Ein junges Mädchen mit blauen Haaren und einer Größe von 1,90 sucht den Sinn des Lebens. Von der Mutter verlassen, lebt sie mit ihrer älteren Schwester Hattie und ihrem Vater in einem Trailerpark. Zukunftspläne hat sie keine und dennoch steckt in ihr großes Potential. Was sie noch so besonders macht, ist ihr großes Herz. Sie war von Anfang an für mich Sympathieträgerin. Ihre sexuelle Gesinnung ist dabei Nebensache, denn es erschlägt oder erdrückt nicht. Es ist und bleibt eine Story über eine starke Persönlichkeit, die reift innerhalb der Buchseiten und sich komplett weiterentwickeln kann. Nicht alle in diesem Roman dargestellten Personen sind dazu fähig, sondern werden in ihrem Dasein bestehen ohne voranzukommen, aber Ramona hat irgendwann ein Ziel, welches sie verfolgen wird und das ist das Schöne an einem Buch, das es vieles gibt, was man in Gedanken weiterspinnen kann, auch wenn das Buch beendet ist. "Ramona Blue" gehört zu dieser Art von Büchern, die definitiv ein Happy End bereithält, indem man der Protagonistin alles Gute für die hoffentlich besseren Zukunft wünscht. Wobei ich nicht abwerte in einem Trailer zu wohnen, denn wie man liest, kann auch dort Familie stattfinden, auch wenn es beengt ist und man wenig Privatsphäre hat. Was mich mehr stört ist die Tatsache, dass Ramona sich immer für Hattie verantwortlich fühlen wird und dabei sich selbst vergisst.
Der Jugendroman ist für junge Leser_innen ab 14 Jahren empfohlen und dem kann ich nur voll und ganz zustimmen, da viele Aspekte und behandelte Themen genau an die Zielgruppe angepasst sind. Ebenso wie "Dumplin" zeigt die Autorin eine Protagonistin, die sich nicht nach der Gesellschaft und deren Schönheitsideal ausrichtet, was absolut herausragend ist. Manchmal wünschte ich mir, ich wäre weniger angepasst und würde mich mehr aus der Masse hervorheben. Es braucht Mut und ein gewisses Standing, was Ramona definitiv besitzt und damit bei mir ganz gewaltig punkten konnte.
Ich möchte gerne eine Leseempfehlung aussprechen, ich gleich ab der ersten Seite verzaubert war von "Ramona Blue", da sie sehr straight ihren Weg geht und dennoch bereit ist, Dinge zu überdenken und sich darauf einzulassen. Es beinhaltet viele Veränderungen und Ziele, die sich nach und nach entwickeln. Manchmal sind es Erfahrungen und der Umgang mit anderen Menschen, die dazu führen, sich weiterzuentwickeln und aus Gewohnheiten auszubrechen. Ramona gelingt dieses innerhalb der Story, wobei Liebeskummer und Verletzungen offen machten, sich auf Neues einzulassen. Letztendlich eine sehr mutige und offene Story, die sicherlich nicht nur junge Leser_innen begeistern wird.

Ich habe ganz bewusst darauf verzichtet den Inhalt des Buches wiederzugeben, da die Story wirklich wunderschön ist und wichtige Dinge über Ramona, ihr Umfeld und die eingefügte Liebesgeschichte(n) selbst gelesen werden sollte.

Bewertung vom 01.06.2019
Unbarmherzig / Gina Angelucci Bd.2
Löhnig, Inge

Unbarmherzig / Gina Angelucci Bd.2


sehr gut

"Unbarmherzig" glänzt durch einen hohen Spannungsbogen, der sich bis zum Ende hin halten konnte. Gegenwart und Vergangenheit werden gekonnt miteinander verknüpft und geben dadurch sehr viel Raum für eigene Spekulationen, Mir hat es sehr gefallen in Familientragödien einzutauchen, die erst nach und nach sichtbar werden, um dann letztendlich einen gewaltigen Showdown abzuliefern. Manche Verletzungen sind nicht heilbar und können nicht ewig vertuscht werden. Auch wenn nicht alles geklärt wird, so ist das Ende des Krimis dennoch gelungen und konnte mich zufrieden stellen. Manchmal nimmt man Geheimnisse mit ins Grab. Sterben wäre vielleicht um einiges einfacher, wenn man Dinge vorher geklärt weiß und vielleicht auch Vergebung für Gräueltaten findet.
Leichenteile werden gefunden und es gibt schnell Mutmaßungen darüber, wer diese beiden Personen sein könnten. Gina Angelucci wird hinzugezogen, um diesen Fall zu klären, obwohl es eben auch viele Menschen in Altbruck gibt, denen eine Aufklärung nicht in den Kram zu passen scheint. Vergangenes wird aufgerollt und zeigt sehr deutlich, das das Leben im Krieg nicht für alle ein Honigschlecken war. Flüchtlinge, Vertriebene und eben auch diejenigen, die sich an der Armut anderer bereichern. Ein hartes Los, welches gekonnt dargestellt wurde. Manches liest man mit einer regelrechten Wut im Bauch. Einige Personen kommen in dieser Darstellung besser weg als andere und es gibt eben auch diejenigen, die besser die Klappe gehalten hätten, dann wären sie vielleicht noch am Leben. Wie heißt es so schön? Jeder ist seines Glückes Schmied? Wer anderen vor den Kopf stößt und sich durch Gemeinheiten der Demütigung eines anderen nicht bewusst ist, ist leider nicht der nette Mensch für den andere ihn gehalten haben. Mir hat sehr gefallen, wie die Autorin urplötzlich Menschen in einem anderen Licht darstellen, die vorher fast schon heilig gesprochen wurden.
Die vielen Verknüpfungen der Personen, die diesen Krimi lebendig halten, ist sehr gelungen. Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung, da ich mich ab der ersten Seite auf Story und Menschen einlassen konnte. Gina Angelucci ist mir sehr sympathisch und ich freue mich, weitere Krimis mit ihr zu lesen. Sie wirkt stark und durch ihre Lebenssituation sehr authentisch, was sie direkt liebenswert gemacht hat. "Unbarmherzig" verdeutlicht, das Menschen über Leichen gehen, um ihr Ziel zu erreichen, dabei aber letztendlich nicht vom Glück gesegnet sind und sich ihr Leben lang mit Ängsten plagen oder durch brutale Ehemänner ihre Strafen erhalten, die ihnen von einem Gericht entsagt sind. Manchmal empfindet man hier und da ein klein wenig Schadenfreude, wobei dieses sicherlich von der Autorin herbei geführt wurde. Ein großartiger Krimi, der äußerst stimmig Gegenwart und Vergangenheit miteinander verknüpft.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.05.2019
Die Lüge
Edvardsson, Mattias

Die Lüge


sehr gut

"Die Lüge" ist ein Konstrukt aus Unwahrheiten und einem hohen Spannungsbogen, der verwirrt und den Leser / die Leserin ab der ersten Seite an der Nase herumführt. Es begeistert mich sehr, dass der Autor verschiedene Sichtweisen nutzt, um den Plot absolut undurchsichtig erscheinen zu lassen. Letztendlich wird der Mord aufgeklärt und auch wenn es nicht überrascht, so ist es doch schlüssig und zu erwarten. Es geht um Schuld und Sühne, zudem um ein Verbrechen, da Männer sich Dinge herausnehmen, wozu sie nicht berechtigt sind. Strafe hätte anders aussehen können, aber um einen Krimi / Thriller zu schreiben, ist dieses gerechtfertigt. Für mich war es nicht nur ein Roman, da die Story das Thema einer Abhängigkeit, Manipulation und auch Obsession aufgreift, die sich nach und nach dahingehend entwickelt und mir daher die Genre Roman nicht passend erscheint.

Es begegnen uns Lebenslügen, aber eben auch Lügen, die Stella davor schützen sollen des Mordes an Chris, mit dem sie eine Beziehung eingegangen ist, obwohl er um einiges älter ist als sie. Für Stella scheint es lediglich ein Flirt zu sein, der sie aus ihrem langweiligen Alltag beschäftigt hält. Vielleicht ist es aber doch mehr? Es bleibt verworren bis zum Ende und auch wenn hin und wieder einige Längen das Lesen erschweren, ist das Konstrukt der Lügen absolut gigantisch und spannend erzählt. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Eltern - Kind - Beziehung und die Freundschaft zu Amina entwickelt, denn die Lösung scheint nah und dennoch sehr fern, bis irgendwann die Wahrheit erzählt wird und man einen Eindruck in Kindheit und Jugendzeit von Stella bekommt. Es beschwert die Thematik sehr und gibt Hinweise auf Schmerz, welches meiner Meinung nach falsch gelöst wurde. Verschweigen und aussitzen kann nicht immer die Lösung sein. Ist Stella durch ihr Erleben deshalb unangepasst und schnell an ihre Grenzen gekommen? Ist sie eines Mordes fähig? Zweifel an ihrer Unschuld werden vielfach gestreut und es ist letztendlich ein AHA - Erlebnis, sobald die Wahrheit der Tatnacht in den Fokus gerückt wird.

Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung an "Die Lüge", da ich oftmals nah dran war zu begreifen und doch immer wieder auf falsche Fährten geführt wurde. Der Spannungsbogen bleibt hoch und gibt Einblicke in die menschliche Psyche, welches letztendlich sinnig erscheint und letzte Zweifel ausräumt. Das Ende überzeugt und auch die Einblicke in die Empfindungen von Adam, Stella und Ulrika ergeben eine gelungene Auflösung. Liebe und Schutz des eigenen Kindes definiert jedes Elternteil anders und dennoch ist das erzielte Ergebnis eine Folge vieler Lügen und Verwirrungen, die daher die Beweislage entkräften. Manchmal will auch niemand die Wahrheit wirklich wissen?

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.05.2019
Dry
Shusterman, Jarrod;Shusterman, Neal

Dry


ausgezeichnet

Nachdem ich "Dry" von Neal und Jarrod Shusterman beendet habe, war ich voll schlechten Gewissens, als ich meine Blumen im Garten begossen habe, zumal Wasser im Roman ein riesiges Thema ist, welches mich zutiefst beschämte, da ich oftmals kopflos mit diesem wertvollen Nass umgehe. Für mich ein Buch, welches viele Ecken und Kanten hat, aber dennoch sehr begeistert, da es nachdenklich stimmt und in mir noch einige Tage nachgewirkt hat. Manches liest sich wie ein Thriller, denn nach dem Tap-Out bricht regelrecht ein Ausnahmezustand aus. Jeder wünscht sich zu überleben. Wie lange lässt es sich ohne Wasser aushalten, ohne den Verstand zu verlieren?
Ich hatte nach "Scythe" des Autors eine enorm hohe Erwartung, daher kann ich ohne Zögern eine Leseempfehlung für "Dry" aussprechen, obwohl es sich komplett von den anderen Büchern unterscheidet, die ich vom Autor gelesen habe. Es handelt sich um ein sehr beklemmendes Zukunftsszenario und wirkte auf mich nicht unbedingt fiktiv, denn wer sich mit dem Klimawandel beschäftigt, weiß, dass Quellen versiegen und wir vielleicht tatsächlich irgendwann ohne Wasser auskommen müssen. Menschen, die innerlich vertrocknen, dehydrieren und eines qualvollen Todes sterben. Krankheiten die längst vergessen sind, brechen aus und fordern Menschenleben. Mir hat das düstere sehr gefallen, auch wenn es unbequem und beängstigend zu lesen war.
Im Prinzip ist sich jeder selbst der Nächste und das wird relativ schnell deutlich. Menschen gehen über Leichen um an das kühle und erfrischende Nass zu gelangen. Es erschreckt und ist mitunter dennoch nachvollziehbar.
Dry" ist hochgradig brisant und beinhaltet ein doch recht aktuelles Thema. Ich konnte mich relativ schnell auf die Story einlassen. Es fehlt zwar der Wohlfühlmoment, dennoch kann ich eine gewisse Begeisterung nicht leugnen, zumal das Autorenduo es geschafft hat, eine geniale Grundidee spannend und authentisch darzustellen. Die Emotionen und Gewaltbereitschaft, die Menschen überfällt ist gelungen und überzeugend. Letztendlich glänzen natürlich auch die Protagonisten, wobei nicht alle Sympathieträger bleiben, da Durst Menschen zu Wasserzombies macht und auch vor den Protagonisten nicht halt macht. Ein absolut realistisches Unterfangen bildhaft dargestellt. Katastrophen lassen sich nicht planen und nachdem die Wasserquellen (auch in den Supermärkten) versiegen, ist jeder auf sich selbst gestellt. Hier wird ein bunter Haufen Menschen zusammengewürfelt, die nicht zueinander passend erscheinen und letztendlich zu großen Teil dann doch miteinander harmonieren. Insgesamt gesehen konnte mich die Story packen und daher vergebe ich sehr gerne eine Leseempfehlung, natürlich könnten hier und da Abstriche gemacht werden, aber es wäre meckern auf hohem Niveau und dazu fehlt mir tatsächlich die Lust. Ich hoffe niemals, das ich jämmerlich dürsten müsste und dabei meine Erziehung vergesse und bereit bin über Leichen zu gehen, das nehme ich definitiv mit, wobei ich natürlich nicht sagen kann, wozu ich bereit sein werde, um meine Familie zu schützen. Emotional gesehen bin ich begeistert und meine hohen Erwartungen konnten sich komplett erfüllen.

Bewertung vom 19.05.2019
Szenen aus dem Herzen
Thunberg, Svante; Thunberg, Greta; Ernman, Malena; Ernman, Beata

Szenen aus dem Herzen


ausgezeichnet

Die Weisheit eines jungen Mädchens - Klimaschutz leider nur am Rande
"Szenen aus dem Herzen" war komplett anders, als ich es mir vorgestellt hätte, dennoch war ich sehr fasziniert von der Lebensgeschichte der Familie Thunberg, der sich nicht ausschließlich mit dem Klimaschutz beschäftigt, sondern eben große Facetten des Asperger Syndroms und ADHS behandelt. Beide Mädchen der Familie sind betroffen und werden daher auch unterschiedlich erlebt. Da ich bedingt durch meine Ausbildung mehrfach mit dem Asperger Syndrom konfrontiert wurde, spricht mich "Szenen aus dem Herzen" schon alleine dadurch an, da ich Greta und Beata sehr authentisch erfahre. Mehrfach fällt innerhalb des Buches das Wort Behinderung, aber ich nehme es eher als Bereicherung wahr, denn gerade Greta schafft es ihre Eltern zu sensibilisieren, was mich sehr beeindruckt. Auch wenn es nur ein kleiner Teil der Menschheit ist, der zum Nachdenken angeregt wird, ist schon viel erreicht. Böse Stimmen, die das Buch als Mittel zur finanziellen Bereicherung ansehen, haben es leider nicht verstanden und scheinbar auch überlesen, dass alle Einnahmen an gemeinnützige Zwecke gespendet werden. Wo also ist da ein Gedanke des Kommerz zu finden?

Ich vergebe definitiv eine Leseempfehlung an "Szenen aus dem Herzen" und kann ohne schlechtes Gewissen eine fünf Sterne Rezension schreiben, da ich überwältigt bin von dem Wissen, welches sich Greta und Beata aneignen. Ich selbst konnte viele neue Gedanken hinzugewinnen und es stimmt mich sehr nachdenklich, wenn ich mein eigenes fahrlässiges Verhalten der Umwelt gegenüber betrachte. Diese Welt hinterlassen wir unseren Kindern und Kindeskindern und müssten uns einfach schämen, welchen Raubbau wir mit der Natur betrieben haben. Klar hätte ich mir Lösungen gewünscht, die weitere Katastrophen verhindern oder auch deutlich mehr über Klimaschutz, Klimagipfel und anderem. Der Fokus liegt definitiv auf dem Familienleben und den Wandel den Greta und Beata innerhalb ihrer Familie erzeugen, dennoch liest sich das Buch fast von selbst, hinterlässt nachdenklich und zeigt auf, das die, die nach uns kommen, vielleicht anders agieren als wir es taten, da sie den Wert unserer wunderbaren Erde erkannt haben.

Bewertung vom 13.05.2019
Der Bücherdrache / Zamonien Bd.8
Moers, Walter

Der Bücherdrache / Zamonien Bd.8


sehr gut

Ich war bisher kein Fan des Autors Walter Moers gewesen, da ich mich bisher seinen Werken nicht gewidmet hatte. "Der Bücherdrache" hat mich allerdings vom Klappentext her sehr angesprochen, sodass ich mich auf das Hörbuch gerne einlassen wollte. Es ist definitiv Fantasy der Extraklasse und wer Nathaviel in seinen Katakomben des Ormsumpfs lebend kennengelernt hat, wird ebenfalls fasziniert sein und den Duft von Büchern in der Nase haben. Anscheinend kennt er auf alle Fragen eine Antwort und erinnert daher ein klein wenig an die Raupe aus "Alice im Wunderland". Ein Drache ist normalerweise zum Fürchten, aber das was ich kennen lerne ist ganz anders und wenig beängstigend. Letztendlich ist "Alles nur eine Geschichte in einer Geschichte oder alles was wir sehen und schauen ist nur ein Traum in einem Traum." (Zitat aus dem Hörbuch im Prolog) Für mich ein gelungener Einstieg in die Art der ausschweifenden, plastischen Erzählungen des Autors, gespickt mit Fantasy, Büchern und jede Menge Wortwitz.
Andreas Fröhlich verleiht den Figuren inmitten ihrer Eigenarten eine Stimme und lässt sie somit lebendig erscheinen. Mir stand ein Bücherdrache und Hildegunst Zwei, ein Buchling direkt vor Augen. Ein Buchling winzig und klein und dem gegenüber ein Drache. Die Neugier von Hildgegunst Zwei hätte auch einen anderen Ausgang nehmen können, aber Nathaviel ist friedlich gestimmt. Wer das Hörbuch hört, muss auf die Illustrationen, die wohl innerhalb der Bücher anzutreffen sind nicht verzichten, denn das Inlet ist ebenfalls schön gestaltet und zeigt die Bilder die optisch das Buch aufwerten würden.
Ein sehr gelungenes Hörbuch mit einer doch sehr außergewöhnlichen Geschichte, einem Märchen über Bücher. Bücher, die auch in meinem Leben sehr präsent sind, wobei ich nicht wie ein Buchling alles was ich lese auswendig kann oder selbst ein Buch schreiben könnte. Hildegunst Zwei hat ehr viele Träume und Wünsche und wird letztendlich sehr ermutig die Katakomben des Ormsumpfs verlassen und sicherlich nicht sofort zur Tagesordnung übergehen können, denn innerlich hat durch die Gespräche mit Nathaviel Veränderungen stattgefunden. Der Buchling wird seinen Weg gehen und für weitere Überraschungen sorgen. Für mich ist definitiv klar, dass "Der Bücherdrache" nicht das letzte Hörbuch für mich war, da mich die Atmosphäre, die von Zamonien ausgeht, begeistert zurücklässt. Gerne eine Hörempfehlung!