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Benutzername: 
Katjuschka
Wohnort: 
Gießen

Bewertungen

Insgesamt 238 Bewertungen
Bewertung vom 04.03.2019
Die Fliedertochter
Simon, Teresa

Die Fliedertochter


sehr gut

In "Die Fliedertochter" reist die junge Paulina im Jahr 2018 für ihre "Wahloma" Antonia von Potsdam nach Wien. Toni, wie alle sie nennen, hat eine mysteriöse Hinterlassenschaft erhalten, fühlt sich aber selbst nicht fit genug für die Reise. 
Bei der "Erbschaft" handelt es sich um das altes Tagebuch einer gewissen Luzie Kühn. Um herauszufinden um was es sich hier überhaupt handelt, beginnt Paulina zu lesen - und wird immer tiefer hineingezogen in das Leben dieser jungen, aufstrebenden Schauspielerin.....

1936: Luzie, deren Eltern bereits verstorben sind, lebt bei ihren jüdischen Großeltern. Sie hat erste Erfolge am Theater, beschließt aber nach Wien zur Schwester ihres Vaters zu ziehen. Sie will unbedingt vermeiden, dass die Großeltern ins Blickfeld der erstarkenden Nationalsozialisten rücken. 
Bei Tante Marie wird sie als die lange vermisste Tochter vorgestellt und zu ihrer aller Sicherheit auch adoptiert. 
Lange währt die Ruhe jedoch nicht. Das judenfeindliche Verhalten der Bevölkerung nimmt auch in Wien immer mehr zu und als Hitler den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich verkündet beginnt ein Grauen, welches sich keiner auch nur annähernd vorstellen konnte.

Teresa Simon beschreibt in ihrem Roman die Geschichte einer jungen Frau, die in den dunkelsten Stunden Europas nicht nur um ihr eigenes Leben bangen muss.
Die Beschreibungen Wiens dieser Zeit sind nicht immer leicht zu lesen. Hat sich Österreich jahrzehntelang als erstes Opfer von Nazi-Deutschland verkauft, und sich erst sehr spät mit der eigenen braunen Vergangenheit auseinandergesetzt, werden hier nun unsägliche historische Fakten eingearbeitet, die einem mehr als einmal den Atem stocken lassen.
Was die selbsternannten Herrenmenschen ihren unliebsamen Mitmenschen angetan haben, ist mit Worten kaum zu beschreiben.
Beim Thema Euthanasie und Zwangssterilisation kann einem richtig übel werden.
Durch den extrem fesselnden Schreibstil ist man gefühlt selbst in diesem dunklen Wien und erlebt die Schrecken fast hautnah mit!

Genau wie Paulina, haben auch mich Luzies Tagebucheinträge sofort in Bann gezogen.
Die immer mehr auftretende Gewalt wird unglaublich bildhaft geschildert. Die Gefühle von Luzie und die Angst um ihre Lieben, auch wegen der gefälschten Identität, sind fast greifbar beschrieben.
Aber nicht alles ist grausam. Luzie erlebt die Liebe, findet Freunde.
Sehr lange ist nicht klar, wie ist es Luzie ergangen? Was ist aus ihr geworden? 
Und natürlich: Was für eine Verbindung gibt es zwischen Luzie und Antonia?
So sehr wie ich bei Luzie mit ihr gelebt, geliebt und gelitten habe, konnte ich bei Paulinas Erzählstrang dann etwas durchatmen.
Ist deren Geschichte, die tatsächlich sogar mit der von Luzie verflochten ist, zwar interessant, hat sie mich dennoch nicht so gefesselt, wie die von Luzie.
Allerdings kann man dies auch nicht erwarten, denn der historische Teil dieses Buches ist von unglaublicher Wucht! Mehr als einmal musste ich tief durchatmen.

Ich liebe die Stadt Wien sehr. Das hat sich nach der Lektüre nicht geändert.
Aber ich werde jetzt den einen oder anderen Ort mit anderen Augen sehen, neu erfahren.
Ob ich die jubelnden Menschen vor meinem geistigen Auge sehen werde, wenn ich nächstes Mal am Heldenplatz stehe?
Auf jeden Fall werde ich ins Café Demel gehen, eine Melange trinken und an all jene denken, die dies nicht mehr konnten.
Es gibt immer ein Stück Himmel um den Kopf zu heben....!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.03.2019
Morgenröte / Gut Greifenau Bd.3
Caspian, Hanna

Morgenröte / Gut Greifenau Bd.3


sehr gut

GUT GREIFENAU - MORGENRÖTE ist der dritte Teil einer historischen Trilogie. Sie kombiniert reale, spannende Geschehnisse innerhalb Europas mit einer fesselnden Familiensaga. 

Automatisch begibt man sich bei der Lektüre auf eine faszinierende Reise durch Zeit und Raum! 


Innerhalb der kompletten Geschichte stehen sowohl die Grafenfamilie, als auch die Dienerschaft des gräflichen Gutes im Mittelpunkt der Handlung.

Die Erzählweise ist sehr "nah". Soll bedeuten, man ist jederzeit direkt an der Seite des gerade agierenden Protagonisten.

So erlebt man die unterschiedlichen Situationen und die Probleme der Menschen in dieser chaotischen Zeit hautnah mit.

Auch werden die verschiedenen Sichtweisen auf das Geschehen im Land sehr deutlich und klar beschrieben.

Sehr spannend waren für mich außerdem ein paar Vorgänge im Zusammenhang mit der russischen Revolution, die mir komplett neu waren!

Mir persönlich hat auch sehr gut gefallen wie die historischen Fakten, quasi wie nebenbei, in die Handlung eingeflossen sind. Oder soll ich sagen, wie die Handlung sich den historischen Fakten gemäß verändert, angepasst hat? Jedenfalls war der Umbruch der Zeit, das Aufbrechen alter Gefüge, ein wesentlicher Bestandteil des Geschehens.

Auch hat mich fasziniert wie die Autorin ihre Protagonisten an den sich veränderten Lebensumständen hat wachsen - oder auch hat zerbrechen lassen!


Obwohl sehr viele Personen die Geschichte tragen, ist sie keinerzeit überladen oder gar verwirrend.

Eher haben die nebeneinander erzählten, sich oft verzahnenden Erzählstränge, die Handlung noch vielfältiger, noch interessanter gemacht.


Ich denke jeder hat seine Lieblingsfiguren innerhalb der Geschichte - die Auswahl ist groß:

Die liebenswerte, langsam erwachsen werdende Komtess, der uneheliche Sohn des Grafen, die sozialistische Dorflehrerin, das schüchterne Hausmädchen,.... 

Und natürlich gibt es die "love to hate" Antagonisten:

Die arrogante, herzlose Gräfin, der dubiose Pastor, der gar nicht prinzliche Prinz....


Auch wenn die Geschichte zum Abschluss der Trilogie ein schönes und stimmiges Ende hatte, fiel es mir doch schwer Gut Greifenau zu verlassen.

Zu gern würde ich weiter miterleben, ob sich die angedeuteten Pläne, Träume und Hoffnungen verwirklichen.

Was aus ihnen allen wird, in der neuen Republik Deutschland....



***Da dieser dritte Teil direkt an den Vorgänger anschließt, sollten die drei Bände unbedingt in der richtigen Reihenfolge gelesen werden!*** 

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.01.2019
Nachtfeuer / Gut Greifenau Bd.2
Caspian, Hanna

Nachtfeuer / Gut Greifenau Bd.2


sehr gut

NACHTFEUER ist der zweite Teil der historischen "Greifenau-Trilogie". Das Buch funktioniert sicher auch separat, aber ich würde empfehlen Teil eins ABENDGLANZ vorher zu lesen. Und bei dem spannenden Cliffhanger ist Teil drei MORGENRÖTE sowieso ein Muss!


Im Mittelpunkt dieser Upstairs-Downstairs Geschichte stehen wieder die Mitglieder der Grafenfamilie von Auwitz-Aarhayn, sowie das Personal des Gutes. 

Die Auswirkungen des Krieges trifft die Menschen ganz unterschiedlich. Es ist spannend zu lesen, wie auf der einen Seite das einfache Volk teilweise hungert und friert, während zur gleichen Zeit die "bessere Gesellschaft", besonders der Adel, zumindest zuerst, keinerlei Einschränkungen erfährt.

Auch wird der Unterschied zwischen Stadt- und Landbevölkerung sehr realistisch beschrieben.

Die historischen Fakten rund um die Geschehnisse im Vorfeld der russischen Revolution sind hervorragend recherchiert. Die deutsche Beteiligung, bzw. Finanzierung der Bolschewiki, die den Aufstieg Lenins (und damit auch aller darauf folgenden Entwicklungen, wie Sturz des Zaren, Entstehen der Sowjetrepublik) erst möglich gemacht haben, wird hier sehr anschaulich und faszinierend geschildert.

Die persönlichen Entwicklungen und die Lebensumstände der Protagonisten werden während des weiter andauernden Krieges nachhaltig beeinflusst.

Mir hat sehr gefallen, das dem Grafensohn Konstantin eine sozialistisch eingestellte Frau an die Seite gestellt wurde, die sein Denken und Fühlen stark beeinflusst. In seiner kaisertreuen Familie ein persönlicher Konflikt, der die Zerrissenheit des deutschen Volkes klar spiegelt. Und auch die Entwicklung der naiven jungen Katharina, die sich langsam zu emanzipieren scheint, ist ein Sinnbild für das Erwachen eines neuen Selbstbewusstseins der Menschen auf der Straße!

Persönlich hat mir gefallen, dass alle Protagonisten, egal ob "Herrschaft" oder "Gesinde", eine eigene, gut ausgearbeitete Vita hatten. So hat man jederzeit die Möglichkeit, sich in die jeweiligen Lebensumstände einzufühlen. Besonders intensiv empfand ich dabei die eine oder andere, teilweise tragische Lebensgeschichte des Personals im Haus der Familie von Auwitz-Aarhayn.


Das Ende dieses zweiten Teiles der Greifenau-Trilogie ist ein heftiger Cliffhanger, der viele Fragen offen lässt. Zum Glück muss man auf den Folgeband nicht lange warten!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.12.2018
Abendglanz / Gut Greifenau Bd.1
Caspian, Hanna

Abendglanz / Gut Greifenau Bd.1


sehr gut

"Gut Greifenau - Abendglanz" ist der erste Teil einer Trilogie im Stile der TV-Serie Downton Abbey.
Schauplatz ist hier Hinterpomnern im Jahr 1913.
Im Mittelpunkt steht die Familie von Auwitz-Aarhayn und das auf dem Gutshof lebende Gesinde.
Der Schreibstil und das Erzähltempo sind detailliert und eher ruhig, einer Trilogie angepasst.
Die Beschreibungen von Personen und Handlungen zeugen von einer sehr intensiven Recherche und scheinen mir dadurch historisch perfekt gelungen.
Die Ereignisse und Umstände der Zeit sind sehr gut in die Geschichte eingebunden, ohne zu sehr im Fokus zu stehen.
Nach und nach lernt man die Personen kennen und mir hat dabei der Wechsel "upstairs-downstairs" besonders gut gefallen - bekommt man so den unterschiedlichen Alltag zwischen der Grafenfamilie und dem einfachen Volk hautnah mit!
Es gibt verschiedene, wichtige Protagonisten und dadurch unterschiedliche Handlungsstränge. Aber dies ist zu keiner Zeit verwirrend oder "zu viel" an Geschichten in der Geschichte.
Das Ende des Buches lässt ein paar Fragen offen im Raum stehen und macht Lust auf Teil 2!

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.07.2018
Nie wieder Amore!
Hennig, Tessa

Nie wieder Amore!


sehr gut

Moni, Witwe und Apothekerin im Ruhestand, bekommt Post von einer ihr unbekannten jungen Frau aus Sizilien. Lena hat beim aufräumen in Taormina einen alten Schmalfilm und Liebesbriefe der jungen Moni gefunden. Und angeblich lebt der ursprüngliche Empfänger dieser Briefe noch! Dabei ist Moni jahrelang davon ausgegangen Vincenzo, ihre große Liebe, sei kurz nach ihrer Rückkehr aus Italien verstorben.

Moni, die keine Lust auf Altrsresidenz und Norwegen-Kreuzfahrt mit Tochter Tanja hat, packt kurzerhand die Koffer und reist zusammen mit ihrem Enkel Jan (als Aufpasser!) nach Messina.
Auf der Suche nach Vincenzo lernt sie aber zuerst Francesca kennen. Die will zusammen mit Lena in ihrem Elternhaus eine Sprachschule eröffnen. Aber die Behörden legen den beiden immer wieder Steine in den Weg. Oder hat etwa tatsächlich die Mafia ihre Finger im Spiel?
Nicht mit Moni! Und vor allem: Nichts mit Ruhestand! Die Suche nach Vincenzo tritt immer mehr in den Hintergrund, denn zur Ruhe kommen die neuen Freunde nicht. Und dann will auch noch Tanja ganz genau wissen was da in Bella Italia so vor sich geht....

Mit "Nie wieder Amore" ist Tessa Hennig wieder ein toller Roman mit einer "Best Ager"-Protagonistin gelungen.
Moni muss man einfach lieben. Nach einer nicht besonders glücklichen Ehe will sie es noch einmal wissen. Warum weiter Kompromisse machen? Warum tun, was man von ihr erwartet? Dann doch lieber alte Träume entstauben! Der Gedanke an eine Zukunft im "Zwischenlager" Seniorenresidenz hat ihr sowieso nie gefallen und im sonnigen Sizilien tun sich plötzlich ganz neue Möglichkeiten für sie auf...
Aber auch Lena, Francesca und Tanja sind starke Frauenfiguren bei dieser lustigen und gleichzeitig spannenden Reise nach und durch Sizilien.
Nicht zu vergessen ist auch die "rauchende Dame" Ätna, bei der Moni regelmäßig Rat sucht.

Der Plot hat mich eine kleine Weile an den Film "Briefe an Julia" erinnert (zufälliger Fund eines alten Briefes, Reise mit dem Enkel nach Italien um die große Liebe zu suchen, Orangenplantage statt Weingut). Aber zum Glück ging es dann schwerpunktmäßig doch in eine ganz andere Richtung!

Der Schreibstil der Autorin ist einfach nur genial. Man ist sofort Teil der Handlung und will am liebsten mit der Protagonistin befreundet sein!
Die Beschreibungen von Sizilien waren sehr bildhaft - ich konnte mir die verschiedenen Orte sehr gut vorstellen und in Gedanken durch die "Perle Siziliens", den kleinen Ort Taormina, spazieren.
Und auch die Bewohner wurden sehr liebenswert geschildert, selbst der "Mafiosi" war einem irgendwann sympathisch.
Natürlich kommt auch, trotz anderslautendem Buchtitel, Amore nicht zu kurz. Und das nicht nur bei Moni....

Wer also Lust auf eine Sommerlektüre hat die einen zum lächeln bringt und gleichzeitig die Reiselust weckt, der ist hier genau richtig!
Ich spreche also sehr gerne eine Leseempfehlung aus !

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.06.2018
Lavendelträume
Diechler, Gabriele

Lavendelträume


sehr gut

Nach dem Tod von Mutter Barbara entdeckt Julia ein geheimes Schließfach. Darin befindet sich Barbaras Lieblingsparfum und eine Karte mit einer zauberhaften Liebeserklärung auf französisch.
Sie beschließt nach Südfrankreich zu fahren, den Parfumeur Antoine Lefort zu suchen - und herauszufinden, was diesen mit ihrer Mutter verbindet.
Auch braucht sie etwas Abstand zu ihrem Verlobten Frank. Denn Julia fühlt sich mitschuldig am Unfall der Mutter und Frank sagt ihr für ihr Gefühl zu häufig, sie solle endlich "abschließen".
In dem kleinen Ort Roquefort-les-Pins in der Nähe von Grasse trifft sie aber nur noch Nicolas Lefort, den Sohn von Antoine. Er ist ein bekannter Maler, hat aber lange Zeit ebenfalls als Parfumeur gearbeitet.
Mit Nicolas lernt Julia die Welt der Düfte kennen und lernt dabei viel über die Entwicklung und den spannenden Herstellungsprozess der Parfums.
Und in der traumhaften Landschaft der Provence, und unter den sympathischen Menschen dort, fühlt Julia sich endlich wieder etwas freier und auch verstanden. Denn schließlich hat auch Nicolas gerade einen geliebten Menschen verloren.
Und gemeinsam entdecken die beiden die Verbindung von Barbara und Antoine, die weit in die Vergangenheit zurück reicht und ihrer beider Leben grundlegend verändert!

In "Lavendelträume" schreibt die Autorin so bildhaft, dass man beim lesen schon fast meint den Lavendel zu riechen, den Wind und die Sonne auf der Haut zu spüren, so sehr fühlte ich mich in die berühmte Parfumstadt Grasse "entführt".
Mit hat es auch sehr gefallen (quasi nebenbei und unaufdringlich) sehr viel über Parfum zu erfahren und ich werde jetzt sicher mein eigenes Parfum anders wahrnehmen und außerdem zukünftig mit neuen Gedanken eine Parfümerie betreten.
Die Protagonisten waren durchweg unglaublich sympathisch. Ich habe mich mit Julia sofort identifizieren können und in Nicolas habe ich mich mehr oder weniger schockverliebt.
Aber auch Julias Freundin Maren war einfach süß. Ihre Art macht sie zu einer perfekten Freundin für alle Lebenslagen :-)
Natürlich kommt es zu dem erwarteten Happy-End. Der Weg dahin ist geheimnisvoll, emotional, romantisch und am Ende sogar spannend.
Die Geschichte ist einfach schön, liest sich mit einem Lächeln - und weckt Urlaubgsgefühle!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.06.2018
Zwischen dir und mir das Meer / Farben des Sommers Bd.2
Herzog, Katharina

Zwischen dir und mir das Meer / Farben des Sommers Bd.2


sehr gut

Lena lebt seit der Trennung von ihrem Freund Ole bei ihrer Oma Hilde auf Amrum. Ihre Mutter Mariella ist beim Baden im Meer vor einigen Jahren verstorben, der Vater hat sich seit deren Tod sehr zurückgezogen.

Zu ihrer Schwester Zoe, die als echte Globetrotterin in der Welt unterwegs ist, hat sie kaum Kontakt.

Auf dem Heimweg von ihrer Arbeit im Hospiz trifft Lena eines Tages auf den Italiener Matteo Forlani, der ihr irgendwie bekannt vorkommt.

Als sie ihn am Tag darauf noch einmal sprechen will, hat er Amrum schon verlassen. In seinem Hotelzimmer ist eine Mappe zurückgeblieben in der sich Bilder einer jungen, strahlenden Mariella befinden!

Wie kommt Matteo an diese Fotos? 

Spontan beschließt Lena an die Amalifiküste zu fahren - die Heimat ihrer Mutter. Vielleicht kann sie dort endlich etwas über die Vergangenheit erfahren, über die Mariella immer geschwiegen hat.

Kurzentschlossen schließt sich Zoe der Fahrt an und die unterschiedlichen jungen Frauen haben vielleicht sogar die Möglichkeit einen alten Streit zu beenden.

An der Amalifiküste erfährt Lena nach und nach immer mehr über Mariella und ihren Vater, der für Salvatore Forlani gearbeitet hat.

Und auch über die Geschwister Forlani: Francesca und Alfredo, genannt Alfi.

Gemeinsam mit Matteo kann Lena ein Geheimnis der Freundinnen Mariella und Francesca lüften. Auch kommt ein tragisches Ereignis der Vergangenheit ans Tageslicht und erklärt den plötzlichen Weggang Mariellas aus Italien 


"Zwischen dir und mir das Meer" ist nicht ausschließlich die sommerleichte Liebesgeschichte, die man erwartet. Es geht zwar vorrangig um Liebe und Freundschaft - aber auch immer wieder um Verlust und Tod.

Der Schreibstil ist sehr angenehm leicht und man kann das Buch im Prinzip in einem Rutsch durchlesen (und dabei einen Limoncello genießen!).

Die Beschreibungen der Amalifiküste mit ihren schon nach Urlaubsträumen klingenden Orten (Salerno, Ravello, Scala, Positano....) lädt einen geradezu ein, diese wunderschöne Gegend zu besuchen.

Man riecht förmlich die Zitronen, hört das Meer rauschen!

Die Personen sind gut und bildhaft beschrieben. Lena war mir ab und an etwas zu steif, Zoe zu cool - und dadurch manchmal gedankenlos.

Leider muss ich sagen, die Geschichte hätte auch ohne Zoe funktioniert. Ich könnte mir vorstellen, dass es eine Folgeband mir ihr als Hauptperson geben wird!

Die Vergangenheit rund um Mariella und Francesca fand ich, gerade zum Ende hin, sehr spannend.

Gefallen hat mir das halboffene Ende, welches Raum für eigene Überlegungen lässt....

2 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.06.2018
Das weiße Blut der Erde
Haigh, Tara

Das weiße Blut der Erde


sehr gut

1898 macht der Adoptivvater der jungen Ella, ein ehemaliger Seemann, auf dem Sterbebett Äußerungen, die darauf hindeuten, dass sie nicht aus einem Waisenhaus, sondern aus dem fernen Malaja stammt.
Auch andere Dinge aus der Vergangenheit scheinen nicht der Wahrheit zu entsprechen.
Kurz entschlossen reist sie mit Rudolf, einem Freund der Familie,  auf einem Schiff nach Asien um die wahren Umstände ihrer Geburt zu erfahren und nach ihrem biologischen Vater zu suchen.
Auf der Kautschuk-Plantage der Fosters scheint sie der Lösung um ihre Herkunft näher zu kommen und mit Heather, der Tochter des verstorbenen Richard Foster, scheint von Beginn an eine besondere Beziehung zu bestehen.
Ist dieser Richard Foster Ellas Vater und Heather somit ihre Halbschwester?
Nicht jeder ist ihr wohlgesonnen und es scheint Menschen zu geben, die das Geheimnis um Ellas Geburt kennen und die versuchen ihre Nachforschungen zu blockieren.
Aber sie lernt auch Menschen kennen, die ihr helfen wollen und die sie unterstützen. So z.B. den deutschen Kaufmann Otto oder die chinesische Pensionswirtin Lee.
Ella trifft auf der Suche nach ihrer Vergangenheit zufällig auf einen jungen Einheimischen und verliebt sich fast sofort in ihn.
Amar arbeitet auf der Plantage und mit ihm lernt sie Malaja von einer ganz anderen Seite kennen - und lieben!
Durch Amar kommt Ella mit dem beginnenden Widerstand der Malayen gegen die britischen Besatzer in Kontakt.
Und als ein vermeintlicher Freund sich als Betrüger herausstellt, der sie belogen und ausgenutzt hat, wird es dramatisch für Ella und Amar.

Mir hat "Das weiße Blut der Erde" sehr gefallen.
Die Geschichte handelt nicht nur von Ellas Suche nach Vorkommnissen aus der Vergangenheit, sondern auch von der Aufdeckung eines Familiengeheimnisses, zwei ungeklärten Todesfällen, einer Liebesgeschichte und gibt dazu noch, zumindest kleine, Einblicke in die Geschichte Malaysias.
Das alles macht es zu einem spannenden Lesegenuss!
Auch wenn sich für mich schon recht früh die Lösung um Ellas Familie abzuzeichnen begonnen hatte, gab es noch genügend offene Fragen über den genauen Hergang der vergangenen Geschehnisse, um das Buch zu einem Pageturner zu machen.
Ella wird als forsche junge Frau beschrieben und war mir von Anfang an sympathisch. Manche Handlungen schienen mir für die damalige Zeit dann aber doch schon sehr, sagen wir, fortschrittlich. Eine Kombination aus naiv, mutig und selbstbewusst!
Mich hat etwas gestört, wie einfach Ella ihre Vergangenheit (und die Beziehung zur Adoptivmutter) hinter sich gelassen hat und sich alles nur noch um ihr Leben in Malaja zu drehen schien.

Nach "Weit hinterm Horizont", ein weiterer wunderbarer Roman über eine junge Frau auf der Suche nach ihren Wurzeln vor historisch interessanter Kulisse!
Bitte mehr davon!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.04.2018
Die Fäden des Glücks
Fischer, Julia

Die Fäden des Glücks


ausgezeichnet

Carlotta ist die älteste von drei Töchtern der alleinerziehenden Mimi, Gewandmeisterin an der Oper in Turin.

Umgeben von schönen Stoffen aller Art ist es geradezu selbstverständlich für sie Schneiderin zu werden. 

Carlotta ist etwas molliger als es das vermeintliche Schönheitsideal des 21. Jahrhunderts verlangt. Aber das ist ihr egal. Sie steht selbstbewusst zu ihren Rundungen.

In ihrem Laden Cenerentola (Aschenputtel), den sie mit ihren Schwestern gemeinsam betreibt, schneidert sie Kleider, die ihren Trägerinnen einen ganz besonderen Zauber verleihen.

Vielleicht weil sie kleine individuelle Botschaften, versteckt unter dem Futter, in ihre Werke einstickt....?


Mit 18 erbt Carlotta die Weberei ihres bis dahin unbekannten Vaters und trifft fast zur gleichen Zeit ihren Freund Daniele aus Kindertagen wieder. Fast vergessene Gefühle werden wach...

Danieles Vater Vincenzo möchte Carlotta die Weberei abkaufen und ein Museum daraus machen. Er plant dazu außerdem noch, das Familiengeschäft an Daniele zu übergeben, der die Zentrale nach Mailand verlegen wird.

Ist Daniele der richtige Mann für Carlotta? Will sie ihre Heimatstadt Turin wirklich verlassen und mit ihm nach Mailand gehen?

Was wird aus ihren Träumen die Welt zu bereisen?


Der Roman besticht durch seinen gefühlvollen, fast schon poetischen Schreibstil und die bildhaften und farbenprächtigen Beschreibungen der Stadt Turin. 

Man möchte durch die Strassen und Parks der Stadt streifen, in die Oper gehen, oder in einem der zahlreichen Cafés einen Bicerin trinken - die traditionelle Kaffeespezialität Turins.

Hervorzuheben ist unbedingt eine bemerkenswert detaillierte Recherche in der Welt der Stoffe und der Welt der Oper! Die Schilderungen waren faszinierend!

Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, was den Erzählfluss noch lebendiger macht und einem gleichzeitig die Protagonisten noch näher bringt. 

Die selbstbewusste, liebenswerte Carlotta muss man sofort ins Herz schließen!

Angetan haben es mir aber auch Mimi, ihre eher unkonventionelle Mutter, und ihr langjähriger Verehrer Gino. Und natürlich Pasquale, der Butler des reichen Vincenzo Giordano.

In Vincenzo selber habe ich mich sogar (fast) sofort verliebt!


Gefallen hat mir auch der Epilog, beantwortet er noch offene Fragen (z.B.: "Was wird aus Pasquale" und "Wer ist die Dame im maigrünen Kleid"?)


Ich habe mich beim lesen nach Turin geträumt, denn die Autorin erzeugt mit ihren Worten eine zauberhafte, warmherzige Geschichte, die einen umhüllt wie ein zart gewebter Plaid.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.04.2018
Die Insel der Zitronenblüten
Campos, Cristina

Die Insel der Zitronenblüten


sehr gut

Die aus Mallorca stammende Marina lebt mit ihrem deutschen Freund in Äthiopien - beide arbeiten bei "Ärzte ohne Grenzen". Seit einem Streit mit ihrem schrecklichen Schwager vor 14 Jahren, bei dem ihre Schwester Anna ihr nicht beigestanden hatte, hat sie mit dieser keinen Kontakt mehr.
In dieser Situation erben die Schwestern gemeinsam ein Haus, eine Getreidemühle und eine Bäckerei von der ihnen völlig fremden Maria Dolores.
Marina kehrt nach Mallorca zurück um die Umstände der Erbschaft zu ergründen und dabei vielleicht auch das Verhältnis zur Schwester zu verbessern.

Marina und Anna sind sehr unterschiedlich. Auch sind sie sehr verschieden groß geworden.
Anna war immer das Lieblingskind der Mutter - Marina dagegen wurde sogar auf ein Internat "abgeschoben".
Anna heiratet (den unsympathischen) Armando, bekommt Tochter Anita, ist aber eigentlich immer mehr oder weniger unglücklich.
Marina hat nie ein wirkliches Zuhause gefunden und reist rund um die Welt zu den Kriesenherden der Welt. Irgendwann begleitet von ihrem Lebensgefährten Mathias. Sie ist im Prinzip zufrieden, aber rastlos.

Die Beschreibungen der Lebensumstände der beiden Schwestern sind sehr detailliert und bildhaft beschrieben.
Man erlebt sowohl die Gluthitze und die teils dramatischen Situationen von Marina in Äthiopien, als auch den traurigen, ja trostlosen Alltag von Anna, hautnah mit.
Nach Marinas Ankunft in Valdemossa taucht man in die ruhige Schönheit Mallorcas ein.
Beim lesen kann man die Bäckerei direkt vor Augen sehen, das frisch gebackene Brot riechen!

Die Charaktere sind realistisch beschrieben, die Handlung ist in einem eher ruhigen Erzählstil geschrieben.
Das ist passend zur Geschichte, in der Marina langsam hinter das Geheimnis von Maria Dolores und ihrer ganzen Familie kommt.

Das Ende ist etwas traurig, denn Anna stirbt (wie man bereits im allerersten Absatz des Buches im Prolog erfährt).
Marina aber hat ihr persönliches Zuhause gefunden - auch wenn sie es sich in der Vergangenheit so wahrscheinlich in der nie vorgestellt hatte....

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.