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Elchi130
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Essen

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Insgesamt 423 Bewertungen
Bewertung vom 08.06.2022
Talberg 2022 / Talberg Bd.3
Korn, Max

Talberg 2022 / Talberg Bd.3


ausgezeichnet

Der Krimi hat mich wieder überzeugt

Bei einem starken Unwetter finden Bewohner von Talberg unter einem großen Baum die Knochen eines Jungen. Dem Dorfpolizisten Adam Wegebauer gelingt es, einen Teil des Skeletts zu bergen, bevor der Sturzbach alles mit sich davon reißt. Doch wer ist dieser Junge? Etwa der vor fast 100 Jahren verschwundene Alfred Hirscher?

Der Autor Max Korn nimmt uns zum dritten Mal mit in das Dorf Talberg. Talberg ist ein abgeschiedenes Fleckchen Erde, wo nichts lange geheim bleibt. Die Bewohner begegnen jedoch allem Fremden mit Misstrauen. In der Talberg-Trilogie haben wir es immer wieder mit den gleichen Sippen, jedoch anderen Generationen zu tun. Band 1 spielt 1933, Band 2 1977 und der dritte Band 2022.

Auch in diesem Buch gelingt es dem Autor wieder hervorragend, uns die Atmosphäre des Dorfes zu vermitteln. Der Ort ist den Naturgewalten schutzlos ausgeliefert. Das Leben in Talberg ist auch im Jahr 2022 nicht leicht. Obwohl der Fortschritt auch vor diesem Ort nicht Halt macht, sind die zentralen Begegnungsstätten immer noch die Kirche und die Kneipe. Doch in dem Dorf regiert immer noch das Misstrauen, die Schwermut und Gewalt. Beim Lesen habe ich die düstere, erdrückende Stimmung genauso wie die Resignation der Bewohner jederzeit deutlich gespürt.

Nach und nach rollt der Autor die Geschehnisse auf, die zu dem Fund des Skeletts im Jahr 2022 führen. Im Mittelpunkt des Buches stehen der Dorfpolizist Adam Wegebauer und seine Familie. Adam hatte eine harte Kindheit, der er zu entfliehen suchte, indem er Polizist geworden ist. Auch seinen Vater, der die beiden Kinder aus dem Haus getrieben hat, lernen wir als Teenager kennen. Nach und nach verstehen wir, welches Erbe in dieser Familie Generation für Generation weitergegeben wird.

Richtig spannend wird die Geschichte erst mit der Ankunft der LKA-Ermittlerin Eva Engler in Talberg. Vorher dümpelt die Geschichte etwas vor sich hin . Adam Wegebauer versucht eher unstrukturiert herauszufinden, wer das Skelett sein könnte. Aber mit der Ermittlerin kommt auch Unruhe ins Dorf und die Handlung gewinnt an Tempo. Nun überschlagen sich die Ereignisse fast. Der Fall wird spannend, erschreckend und auch erdrückend.

Fazit: Auch das dritte Buch „Talberg 2022“ konnte mich wieder überzeugen. Es ist nach anfänglichen Startschwierigkeiten spannend zu lesen. Ich möchte in Talberg nicht leben, treffe im Buch aber viele interessante Figuren.

Bewertung vom 29.05.2022
Die Toten von Rungholt
Nellen, Kerstin

Die Toten von Rungholt


ausgezeichnet

Konnte mich mit ihrem Erstlingswerk überzeugen

1362 geht die nordfriesische Siedlung Rungholt in den Fluten eines Unwetters unter. Um dieses Ereignis ranken sich Mythen und Legenden – und nun auch der Mystery Krimi „Die Toten von Rungholt“ der Autorin Kerstin Nellen. Im Juni 2013 wird der LKA Mitarbeiter Piet Boekhoff zu einem im Watt gefundenen Toten in Wyk auf Föhr gerufen. Als er zusammen mit Polizeihauptkommissar Jan Johansen beim Fundort einen Blick auf den Toten wirft, ist er, wie sein Kollege, erst einmal fassungslos. Schnell wird Ihnen klar, dass sie es hier mit einem besonderen Verbrechen zu tun haben.

Bereits nach ein paar Sätzen hatte mich Kerstin Nellen von ihrem gefühlvollen und bildhaften Schreibstil überzeugt. Ich habe mich sofort in der Geschichte angekommen und Zuhause gefühlt. Manchmal waren mir die Szenen zu ausführlich beschrieben. Aber aufgrund des schönen Erzählstils war dies nicht wirklich störend.

Die Geschichte wird auf mehreren Zeitebenen geschildert. Das erfordert ein wenig Konzentration, zumal dadurch auch die Anzahl der Figuren höher ist als bei anderen Krimis. Ich fand es jedoch sehr spannend, zu erfahren, was in dem jeweiligen Jahr passiert ist und wie die Ereignisse aus der Vergangenheit mit denen der Gegenwart zusammenhängen. Zum Teil haben mich die Geschehnisse so in ihren Bann gezogen, dass mein Herzschlag sich erhöhte. Denn an der einen oder anderen Stelle waren die Schilderungen ein wenig gruselig.

Besonders beeindruckt hat mich, dass der Autorin die Verknüpfung von unserer normalen Welt mit den geisterhaften Ereignissen so gut gelungen ist, dass ich gebannt war, ob und wie die Polizisten diesem übernatürlichen Geschehen das Handwerk legen können. Ich lese für mein Leben gerne Fantasyromane. Geschichten, in denen Geistererscheinungen eine Rolle spielen, kann ich im Allgemeinen nicht viel abgewinnen. Doch in diesem Krimi wirkte auch das Übernatürliche so natürlich, dass ich es keinen Moment als störend empfunden habe.

Das Einzige, was nicht mein Fall war, war, dass zwischendurch Plattdeutsch gesprochen wurde. Das unterbricht meinen Lesefluss und daher empfinde ich es als störend.

Fazit: Ein spannendes Buch, das durch seine tolle Erzählweise besticht. Ich würde mich über weitere Bücher der Autorin freuen.

Bewertung vom 29.05.2022
Tiefes, dunkles Blau
Kobler, Seraina

Tiefes, dunkles Blau


weniger gut

Zu viele Beschreibungen, zu wenig Handlung

Der Arzt einer Kinderwunschklinik, Dr. Moritz Jansen, wird tot aus dem Zürichsee gefischt. Die Seepolizistin Rosa Zambrano soll zusammen mit dem Ermittler Martin Weiss von der Kriminalpolizei in dem Fall ermitteln. Doch ist sie dafür die richtige Person? Denn ihre Schwester und deren Frau waren ebenso Kundinnen bei Dr. Jansen, wie sie selbst…

Als Leserin kommt man gar nicht darum herum, die tiefe Verbundenheit der Autorin Seraina Kobler mit Zürich zu bemerken. In ihrem ersten Zürich-Krimi mit der Ermittlerin Rosa Zambrano nimmt sie uns immer wieder mit auf eine Führung durch die Stadt. Dabei kommt nach meiner Meinung die Krimihandlung viel zu kurz in diesem Buch. Auf den ersten 100 Seiten beschäftigen sich nach einer wohlwollenden Schätzung etwa 10 Seiten mit dem Verbrechen und dem Auffinden der Leiche. Die restlichen Seiten liefert uns die Autorin Landschafts- und Stadtbeschreibungen, beschreibt Wohnungseinrichtungen, Dekorationsartikel und Nahrungsmittel. Da mich solche Beschreibungen maßlos langweilen, war ich versucht, das Buch einfach abzubrechen. Was ich nicht getan habe.

Nach dem ersten Drittel des Buches starteten zum Glück endlich die Ermittlungen zu dem Toten und seinem Umfeld. Sofort schöpfte ich Hoffnung, da das Buch erst einmal spannender wurde. Zudem nahmen die im ersten Drittel ausufernden Beschreibungen auch endlich ab.

Bei ihrem ersten Krimi hat sich die Autorin einem sehr kontroversen Thema zugewandt. Es geht um Genforschungslabore und die Fragen, welche Versuche gesetzlich erlaubt sind und was ethisch vertretbar ist. Leider hat sie diesem wichtigen Thema jedoch nicht den Raum eingeräumt, den sie den oben genannten Beschreibungen gewährt hat. Das Thema wurde in meinen Augen nur angerissen und hätte mehr Tiefe verdient.

Auch die Ermittlungen weisen für einen Kriminalroman große Lücken auf. Zum Ende des Buches kann man sich durchaus fragen, warum der Arzt nun eigentlich sterben musste. Wiederholt hatte ich den Eindruck, dass es der Autorin nicht gelungen ist, die Arbeit der Polizei handwerklich auszuarbeiten. Denn Erkenntnisse erlangen die Ermittler zum Teil per Geistesblitz während anderer Tätigkeiten.

Die Figuren konnten bei mir ebenfalls nicht punkten. Obwohl wir über die weibliche Hauptfigur ein paar Dinge erfahren, ist es mir nicht gelungen, eine emotionale Verbindung zu ihr einzugehen. Ich konnte die Fakten zur Kenntnis nehmen, aber Nähe zu ihrer Person ist nicht entstanden.

Für mich ist somit der erste Krimi um die Ermittlerin Rosa Zambrano auch mein letzter Krimi mit ihr.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.05.2022
Die Knochenleser
Ross, Jacob

Die Knochenleser


sehr gut

Leise erzählter Krimi, der vor allem kulturell interessant war

Der Detective Superintendent Chilman stellt sich auf der Karibikinsel Camaho sein eigenes Team an Ermittlern zusammen. Dabei rekrutiert er sehr gerne Menschen, die bislang Kleinkriminelle waren oder am Rande der Gesellschaft gelebt haben. Zu ihnen gehört auch Michael "Digger" Digson. Nichts lag ihm ferner als Polizist zu werden. Doch Chilman überzeugt ihn schließlich und schickt ihn zur forensischen Ausbildung nach London. Als Chilman in den Ruhestand geht und erwartet, dass seine bisherige Abteilung seinen wichtigsten Fall löst, geraten die Dinge außer Kontrolle...

Das Buch "Die Knochenleser" zeichnet sich durch seinen besonderen Schreibstil aus. Es wurde bei der Übersetzung versucht, den Slang, der auf der karibischen Insel gesprochen wird, einzudeutschen. Dabei entsteht eine eigenwillige Sprache. Diese ist jedoch beim Lesen leicht verständlich. Erzählt wird die Geschichte aus der Perspektive von Michael "Digger" Digson. Die Beziehungen, die er zu seiner Umwelt pflegt, wirken generell sehr speziell. Doch gerade dieser Blick auf die Insel und seine Bewohner macht einen Teil des Charmes aus, den dieses Buch versprüht. Doch genau dieser Erzählstil führte bei mir regelmäßig dazu, dass ich den Eindruck hatte, es mit einer mir vollkommen fremden Kultur zu tun zu haben. Das bedeutet auch, dass es oft einen Subkontext gab, den ich nicht entschlüsseln konnte. Das erschwerte mir das Verständnis für die Zusammenhänge immer wieder.

Trotzdem hat mir der Blick auf Digger, sein Leben und seine Arbeit sehr gut gefallen. Ich habe es sehr interessant gefunden, das Weltbild, die Kultur und die Vorgehensweise der Figuren zu erkunden. "Die Knochenleser" ist weniger ein klassischer Kriminalroman als vielmehr ein Blick auf eine fremde Kultur und ihre Eigenheiten. Und diese Sicht findet auch auf die Ermittlungsarbeit der Polizei statt.

Für mich ein außergewöhnliches, wenngleich nicht immer ganz verständliches Buch. Auf jeden Fall hat es mich neugierig gemacht und ich bin auf weitere Bücher mit und über Digger gespannt.

Bewertung vom 25.05.2022
Auf den ersten Sprung verliebt / Zimt Bd.5 (1 MP3-CD)
Bach, Dagmar

Auf den ersten Sprung verliebt / Zimt Bd.5 (1 MP3-CD)


ausgezeichnet

Süßes Buch

In der Buchreihe „Zimt“ gibt es unzählige Parallelwelten zu unserer Welt und in jeder Welt führen wir ein eigenes Leben, das sich oft nur wenig von dem Leben in unserer Welt unterscheidet. Vicky und ihr Freund Konstantin springen regelmäßig von unserer Welt in Parallelwelten. Während sie sich dort befinden, landen ihre Parallel-Ichs in unserer Welt. Bei ihrem Sprung in eine neue Parallelwelt treffen sie auf Finn, der genau weiß, dass sie aus einer anderen Welt stammen und sie damit erpresst und unter Druck setzt.

Die Idee, dass die Protagonisten nicht in der Zeit hin- und herspringen, sondern in parallele Welten, hat mir sehr gut gefallen. Ich liebe die Zeitreisebücher von Eva Völler und Kerstin Gier. Dieses Buch „Zimt – Auf den ersten Sprung verliebt“ hat mich an die beiden Zeitreisereihen erinnert und unterscheidet sich doch aufgrund der anderen Ausgangslage.

Der Erzählstil ist leicht und locker und sehr humorvoll. Wir erleben das Abenteuer aus der Sicht von Vicky, der weiblichen Hauptfigur der Reihe. Dabei haben mir ihre Kommentare zum Erlebten und den anderen Personen oft super gefallen. Die Autorin Dagmar Bach hat in dieser Serie tolle Figuren erschaffen. Da sind Vicky und Konstantin, die beide trotz ihrer Beziehung selbstständige Persönlichkeiten bleiben und dem anderen Raum und Zeit für andere Interessen und Freundschaften lassen. Vickys Mutter ist eine zugewandte, verständnis- und liebevolle Person. Ihr Vater kämpft damit, Vicky loszulassen und ihren Freund Konstantin zu akzeptieren. Aber es gibt auch skurrile Figuren, wie z. B. Vickys Großeltern sowie ihre Tante Polly und deren Partner Frank.

Da es sich bei diesem Buch um den ersten Teil der zweiten Staffel handelt, kann ich mich jetzt darauf freuen, die Bücher der ersten Staffel zu lesen bis im Herbst der zweite Teil der zweiten Staffel erscheint.

Das Hörbuch wird von Christiane Marx gesprochen. Ich habe sie als sehr passend für die Geschichte empfunden. Sie konnte mir die Emotionen der Personen gut vermitteln. Ebenso hat sie die Geschichte spannend und humorvoll erzählt.

Fazit: Ein tolles Buch (nicht nur) für Fans der Edelstein-Trilogie von Kerstin Gier und der Zeitenzauber- sowie Time School-Reihen von Eva Völler.

Bewertung vom 25.05.2022
DAS BRENNEN DER STILLE - Goldenes Schweigen (Band 1)
Brandt, Sandy

DAS BRENNEN DER STILLE - Goldenes Schweigen (Band 1)


ausgezeichnet

Eine Dystopie, die mir gut gefallen hat

Durch die Lügen der Menschen wurde die Welt zugrunde gerichtet. Jetzt besteht sie in „Das Brennen der Stille – Goldenes Schweigen“ nur noch aus wenigen bewohnten Städten und einer endlosen Wüste, in der das Überleben kaum möglich ist. Jedes gesprochene Wort erscheint unlöschbar auf der Haut des Sprechenden als geschriebenes Wort. Das höchste Gut dieser Welt ist jedoch die makellose Haut der schweigenden Elite. Denn wer schweigt, lügt nicht. Und so hat die Religion das Schweigen zum höchsten Gut erklärt. Olive gehört zur schweigenden Herrscherschicht und ist selbst unter ihr eine Besonderheit, denn ihre Haut zeichnet nur ein einziges Wort. Kyles Haut dagegen ist über und über mit Worten beschriftet. Er zählt zur niederen Klasse. Eines Tages werden sie beide von denselben Kidnappern entführt. Doch wer kann ein Interesse daran haben, zwei Personen aus unterschiedlichen Schichten zu entführen?

Den Weltenaufbau des Buches finde ich sehr interessant. Schon zu Beginn wird klar, dass die schweigende Elite in einer Scheinwelt lebt. Sie lässt andere Menschen für sich sprechen, fühlt sich jedoch trotzdem allen anderen Menschen, die nicht ihrem Kreis angehören, überlegen. Olive wird als Person ohne eigenen Willen eingeführt. Sie erscheint naiv, weltfremd und wie eine Marionette. Doch gerade sie ist die Figur, die mich im Laufe des Buches am meisten beeindruckt. Denn sie entwickelt sich zu einer mutigen, willensstarken Frau. Kyle dagegen, der die Härte des Lebens schon wiederholt kennengelernt hat, hat das Vertrauen in andere Menschen verloren. Und genau darüber stolpert er in der Geschichte immer wieder. Aber auch ihm ist meine Sympathie zugeflogen. Obwohl ich ihm zwischendurch ganz gerne mal einen kräftigen Tritt verpasst hätte, da er zu dummen Entscheidungen neigt.

Mir hat die Geschichte, in der zwei Menschen aus völlig verschiedenen Lebenswelten aufeinander angewiesen sind und nur gemeinsam überleben können, sehr gut gefallen. Die Erzählung lebt von den Geheimnissen der Figuren und den Intrigen, in die die Protagonisten verwickelt werden. Manche Lösung und Wendung konnte ich erraten. Aber es gab auch überraschende Entwicklungen. Beides hat dazu geführt, dass mein Interesse an dem Buch erhalten blieb. Wenn ich auf die richtige Spur geraten war, habe ich mich sehr gefreut. Wenn die Geschichte mich jedoch überrascht hat, wollte ich unbedingt wissen, was noch kommt.

Der angenehme, bildhafte Schreibstil hat mir das Lesen zudem leicht gemacht. Über der gesamten Erzählung liegt stets ein Hauch von Gefahr. Doch weder die Figuren noch ich als Leserin wusste, aus welcher Richtung die größere Gefahr lauerte.

Bewertung vom 24.05.2022
Ein unendlich kurzer Sommer (MP3-Download)
Pfister, Kristina

Ein unendlich kurzer Sommer (MP3-Download)


sehr gut

Schöne Urlaubslektüre

Lale flieht vor ihrem Leben und landet zufällig auf dem Campingplatz von Gustav. Sie bleibt hier und hilft Gustav dabei, den Platz auf die nächste Saison vorzubereiten. Und genau hier landet auch Christophe. Er hat vor kurzem seine Mutter verloren und in ihren Unterlagen einen Brief gefunden. Einen Brief an seinen Vater. Einen ganz anderen Mann als der, der ihn aufgezogen und den er geliebt hat.

Schon der erste Satz ist einfach unglaublich: „Wir waren unendlich, du und ich und der Sommer.“ Damit hatte die Autorin Kristina Pfister mich sofort für ihr Buch gewonnen. Dieser erste Satz in Verbindung mit dem Buchtitel „Ein unendlich kurzer Sommer“ sorgte bei mir für eine Wohlfühlatmosphäre gepaart mit Melancholie. Denn im Hintergrund schwang bei mir beim Hören der Geschichte immer der Abschied mit. Der Abschied von „dir und mir und dem Sommer“.

Das Buch erzählt von Freundschaft, Liebe, Selbstfindung, aber auch von Verlust, Trauer und Wut. Dabei sind mir die Figuren sehr schnell ans Herz gewachsen. Der brummelige und miesepetrige Gustav, der naive, junge Flo, die überfürsorgliche, bemutternde Monika, ebenso wie die beiden Hauptfiguren Lale und Christophe und noch viele mehr. Die Figuren haben Ecken und Kanten, sie haben gute, aber auch nervige Eigenschaften. So, wie Menschen nun einmal sind.

Die Atmosphäre des Buches lässt mich den Sommer, den Campingplatz und die vielen Menschen deutlich spüren. Alles wirkt lebendig und bunt und doch schwebt über allem auch immer der Verlust, die Trauer und das Ende.

Ich habe mir „Ein unendlich kurzer Sommer“ als Hörbuch angehört. Gelesen von Vanida Karun. Sie gehört zu meinen Lieblingssprecherinnen, weil sie es immer schafft, die Geschichte lebendig und abwechslungsreich zu lesen. Doch bei diesem Hörbuch bin ich mir nicht sicher, ob ihre Stimme nicht dafür gesorgt hat, dass die beiden Hauptfiguren Lale und Christophe in meiner Vorstellung stets etwa 10 Jahre jünger erschienen, als sie im Buch tatsächlich waren. Auch, wenn ich ihre Stimme liebe, bin ich mir nicht sicher, ob eine ältere Stimme nicht besser geeignet gewesen wäre.

Fazit: Ein Buch, dem man sich ganz hingeben kann. Sehr gut geeignet für den Urlaub, wo man Zeit hat, sich darauf einzulassen.

Bewertung vom 23.05.2022
Du bist das Licht in meiner Welt
Stopp, Emily

Du bist das Licht in meiner Welt


gut

Rosarote Welt

Vor fünf Jahren ist Finn, der beste Freund von Enna, ohne Erklärung plötzlich aus ihrer Welt verschwunden. Als Enna jetzt zum Studieren nach Starfall zieht, steht Finn unversehens wieder vor ihr. Und obwohl die Vergangenheit nicht geklärt ist, verstehen sie sich sofort wieder und setzen ihre Freundschaft fort.

Die Autorin Emily Stopp hat in ihrem Buch „Du bist das Licht in meiner Welt“ Figuren geschaffen, die mir als Leserin sofort ans Herz gewachsen sind. Ganz egal, ob es sich um die beiden Hauptfiguren oder um die Nebenfiguren handelt. Ebenso schön sind die Schilderungen des Ortes Starfall. Sofort möchte man an diesen harmonischen, lieblichen Ort ziehen und hier sein Leben verbringen. Insgesamt fühlte ich mich sowohl mit der Stadt als auch mit den Personen in eine rosarote Traumwelt versetzt. Alles ist ein bisschen zu perfekt. Besonders zum Ende des Buches gleitet das Erzählte für mich etwas ins Kitschige ab.

Die Einführung in die Geschichte ist meiner Meinung nach zu ausführlich geraten. Sehr detailliert wird der Alltag von Enna geschildert, egal ob sie ihre Kartons auspackt, im Badezimmer ihre Morgentoilette erledigt oder sich auf einen Rundgang durch Starfall begibt. Zum Glück werden die Alltagsszenen mit fortschreitender Handlung weniger. Doch die Ausführlichkeit der Szenen bleibt zum großen Teil erhalten. Auch hier hätten die Beschreibungen für mich gerne kürzer ausfallen können.

Die Freundschaften zwischen den Figuren mag ich sehr. Allerdings hatte ich ein paar Mal den Gedanken, dass Finns Gedankengänge und auch seine Aussagen oft dem Wunschdenken der Autorin entsprungen sind. Bestimmte Begriffe oder Aussprüche passen eher zu einer Frau als zu einem Mann.

Fazit: Eine süße Liebesgeschichte, die schön zu lesen ist. Allerdings ist mir die Welt zu zuckersüß und die Szenen sind mir oft zu ausführlich beschrieben.

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Bewertung vom 23.05.2022
Terra di Sicilia. Die Rückkehr des Patriarchen / Die Carbonaro-Saga Bd.1
Giordano, Mario

Terra di Sicilia. Die Rückkehr des Patriarchen / Die Carbonaro-Saga Bd.1


sehr gut

Der Schreibstil war genau mein Fall

In dem Buch „Terra di Sicilia“ von Mario Giordano erzählt uns der Autor die Lebensgeschichte von Barnaba Carbonaro. Barnaba wurde 1880 in sehr armen Verhältnissen in einem kleinen sizilianischen Dorf geboren. In jungen Jahren schon schwört er sich, dass er nicht arm bleiben wird. Im Laufe seines ereignisreichen Lebens häuft er dann auch mehrere Vermögen an und verliert sie wieder.

Besonders begeistert hat mich an diesem Buch der Erzählstil des Autors. Die Schilderungen sind sehr bildhaft. Teilweise habe ich den Schreibstil fast poetisch gefunden und immer wieder steckt er voller Metaphern. Zwischendurch blitzt auch wiederholt der Schalk durch die Erzählung, sodass auch der Humor nicht zu kurz kommt.

Inhaltlich verknüpft Mario Giordano die Lebensgeschichte seines Ururgroßvaters mit wichtigen historischen Ereignissen und bekannten Persönlichkeiten der jeweiligen Zeit. Der Autor verwebt gekonnt reales Geschehen mit mythischen Vorkommnissen bzw. Erscheinungen.

Doch gerade die Abwechslung im Erzählstil und die Gradwanderung zwischen den Genres sorgen für einen unterhaltsamen Roman, der nur selten Längen aufweist. Erzählt wird uns das Geschehen auf zwei Zeitebenen. Zum einen befinden wir uns in München im Jahr 1960, wo der 80-jährige Patriarch seinen Sohn Nino und dessen Familie besucht. Zum anderen verfolgen wir Barnabas Leben von der Geburt bis zu den Ereignissen des Jahres 1960. Geschickt fädelt der Autor Geheimnisse ein, deren Auflösung mich als Leserin nicht losgelassen haben, sodass ich immer weiterlesen musste, um endlich das Rätsel gelöst zu bekommen.

Fazit: eine bewegte Lebensgeschichte erzählt in einem besonderen und abwechslungsreichen Erzählstil.

Bewertung vom 14.05.2022
Rolling Stones - Alle Songs
Margotin, Philippe;Jean-Michel Guesdon

Rolling Stones - Alle Songs


ausgezeichnet

Ich kriege einfach nicht genug

„Rolling Stones Alle Songs – Die Geschichten hinter den Tracks“ ist ein 760 Seiten umfassendes Werk über die Lieder der Stones. Wir erfahren die Hintergründe zu jedem Lied und die Besonderheiten bei der Aufnahme. Ergänzt wird das Ganze immer wieder mit kleinen Randnotizen, die auch dem eingefleischten Fan noch bisher nicht bekanntes Wissen vermitteln. Dazu kommen Fotos – der Rolling Stones, der Musiker, die sie inspiriert haben, von Zeitgenossen, die ihnen nahestehen oder standen. Immer wieder gibt es auch Hinweise auf die Instrumente, mit denen die Musiker ihre Songs entstehen ließen.

Kennt ihr das? Ihr wollt nur kurz etwas auf Facebook nachsehen und wenn ihr das nächste Mal auf die Uhr schaut, ist schon wieder eine Stunde um? So geht es mir mit diesem Buch. Ich möchte nur kurz etwas nachschauen über ein Album oder einen Song der Band. Und schon blättere ich von Song zu Song, von Bild zu Bild, tauche immer mehr ab in die Welt und Musik der Rolling Stones. Das wird nie langweilig und es gibt immer wieder noch etwas zu entdecken, was man beim vorherigen Mal überlesen, übersehen, überblättert hat.

Besonderen Spaß macht dies, wenn ich zeitgleich noch die Musik dieser Generationen verbindenden Band höre. Dann fühle ich mich sowohl der Musik als auch dem Buch noch mehr verbunden.

Für mich als Mensch, der auch Spaß an Kleidung und Mode hat, war es ein besonderes Vergnügen, die äußere Entwicklung der Band auf den Fotos zu beobachten. Trugen sie in den 1960er Jahren noch brave Anzüge, fielen sie in den 1970ern durch schrille Outfits auf. In den 1980ern sehen wir die Band mit den typischen hochtoupierten Frisuren dieser Zeit. Und heute trägt jeder, was er gerade mag und was ihm gefällt. Das ist für mich nicht nur ein Zeichen für die Entwicklung der Band, sondern für eine Veränderung in der Gesellschaft.

Das einzige Manko des Buches ist, dass es aufgrund seiner Größe und Dicke sehr unhandlich ist. Es eignet sich nicht zum Lesen auf dem Sofa, Gartenstuhl oder im Bett. Am besten lässt es sich am Tisch lesen. Doch hierfür hätte sich ein Hardcover-Buch besser geeignet, dass man einfach aufschlagen und liegenlassen kann. Denn bei diesem broschierten Exemplar muss man das Buch immer mit der Hand offenhalten, weil es sonst wieder zuschlägt. Doch das ist jammern auf hohem Niveau.

Denn ich liebe dieses Buch und werde es bestimmt immer wieder aus dem Regal nehmen, um noch kurz etwas nachzuschlagen und dann wieder lange und ausgiebig darin zu lesen und die Musik dieser einzigartigen Band zu hören.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.