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katikatharinenhof

Bewertungen

Insgesamt 998 Bewertungen
Bewertung vom 20.01.2024
Moritz Möhre sucht die schönste Farbe der Welt

Moritz Möhre sucht die schönste Farbe der Welt


ausgezeichnet

Zauberhaftes Kinderbuch fürs Osterkörbchen

Moritz Möhre ist ganz aufgeregt, denn nicht nur die ersten Sonnenstrahlen des Frühlings wärmen sein Hasenfell. Es ist sein erstes Osterfest, an dem er selbst auch die Eier anmalen darf. Aber der kleine Hase steht vor einer schwierigen Frage: Wie soll sein Ei aussehen ? Welche Farbe ist wohl die schönste von allen ? Moritz Möhre hoppelt davon und macht sich auf eine aufregende Suche nach der schönsten Farbe der Welt...


Bei diesem bezaubernden Kinderbuch schlagen automatisch die kleine Kinderherzen höher, denn hier stimmt einfach alles, um Jungen und Mädchen glücklich zu machen. Die liebevolle Gestaltung des Buches fängt schon beim Cover an, setzt sich über Vor- & Nachsatzblatt fort und breitet auf den Seiten eine kunterbunte, frühlingshafte Hasenwelt von den Kleinsten aus, die sie von der ersten Seite an mitnimmt in eine spannende und lehrreiche Geschichte.

Gemeinsam mit Moritz Möhre hoppeln Vorlesende und Zuhörende durch die Seiten und entdecken dabei, wie die Natur im Frühling aus ihrem Winterschlaf erwacht und welche kleinen und großen Wunder sie für uns bereit hält. Der Storch kommt von seiner langen Winterreise zurück und baut ein kuscheliges Nest aus braunen Ästen für seinen Nachwuchs. Der Igel ist aus dem Winterschlaf erwacht und erfreut sich an dem strahlenden und wärmenden Gelb der Frühlingssonne. Die Bienen summen aufgeregt über die Wiese und Naschen vom Nektar der lilafarbenen Krokusse und die Marienkäfer freuen sich über das helle saftige Grün der Blätter an den Bäumen und dem Gras auf der Wiese.

Moritz Möhre vermittelt Kindern sehr schön die Farbenvielfalt und zeigt ihnen, wie lebhaft und bunt der Frühling ist. Das Vorlesen wird durch den kleinen Hasenjungen zum echten Naturabenteuer.

Ein zauberhaftes kleines Buch fürs Osterkörbchen.

Bewertung vom 20.01.2024
Ostern to go
Groh Verlag

Ostern to go


sehr gut

Perfekt als Gastgeschenk oder Mitbringsel

Damit die Einladung zum Osterbrunch oder zum Kaffeekränzchen mit den Nachbar:innen nicht unnötig Kopfzerbrechen bereitet, gibt es im Groh Verlag eine wirklich zauberhafte Geschenk-Idee: Ostern to go.

Die Geschenkbox aus stabilem Naturkarton ist mit einem österlichen Motiv bedruckt und verbirgt zwei niedliche Überraschungen, die ein Lächeln auf die Lippen zaubern. Eine Stumpenkerze im Miniaturformat mit dem dekorativen Schriftzug "Ach du dickes Ei" und ein kleiner Osterhase aus Lärchenholz warten in einem Nest aus naturfarbener Holzwolle.

Die Kerze hat einen sicheren Stand, allerdings ist sie nicht extra in Holzwolle verpackt, sodass sie durch den Transport ein paar Macken abbekommen hat. Minimale Löcher und Kratzer sind im Wachs vorhanden.

Die Hasenfigur ist sehr deutlich erkennbar, die Umrisse sind klar definiert und sauber ausgeschnitten. Das Holz ist sehr glatt geschliffen, sodass die Maserung dekorativ zum Vorschein kommt. Die Kanten sind ohne vorstehende Grate, sodass sich kein Holzsplitter lösen kann. Einzig die Stelle, an der der Kopf des Hasen in den Rumpf übergeht, ist noch leicht sägerauh.

Die beigefügte Karte eignet sich hervorragend, um ein paar nette Worte als Ostergruß zu verfassen.

Insgesamt eine wunderschöne Geschenkidee.

Bewertung vom 20.01.2024
Auweia, die Eier!

Auweia, die Eier!


ausgezeichnet

Actionreicher Spielspaß für kleine Küken

Kleine Osterküken aufgepasst, denn jetzt geht es richtig rund in eurem Nest. Mit "Auweia, die Eier" könnt ihr nämlich zusammen mit euren Eltern dem Osterhasen dabei helfen, die vielen bunten Eier zu verstecken.

Die frühlingsbunten Karten lassen sich leicht aufstecken und sind auch von kleine Kinderhänden gut zu halten, allerdings ist die Pappe etwas dünn, sodass die Karten recht schnell knicken und auch schon mal das eine oder andere Eselsohr erhalten, daher erfolgt hier ein halbes Sternchen Abzug.Fröhliche und niedliche Zeichnungen sprechen die Kinder direkt an und greifen das Osterthema mit Lämmchen, Ostereiern, Huhn und votwitzigen Osterhasen schön auf.

Die Spielregeln sind leicht verständlich erklärt und lehnen sich an das beliebte Familienspiel "Uno" an. Es gibt wenig Interpretationsspielraum, damit keine Diskussionen entstehen, somit ist Spielspaß direkt vorprogrammiert.

Die Hasenkarten (Aussetzen, Zwei Karten ziehen, Eine Karte abgeben, Wilder Kartentausch oder Joker - hier darf bestimmt werden, in welcher Farbe das nächste Ei bemalt werden soll, sprich welche Farbe ausgespielt wird) bringen richtig Schwung und Abwechslung in den Spielablauf. Ganz wichtig: Wer nur noch eine Karte auf der Hand hat, muss "Auweia" rufen :)

Ein kurzweiliges Familienspiel, bei dem garantiert keine Langeweile an Ostern aufkommt.

Bewertung vom 18.01.2024
Hitler, Stalin, meine Eltern und ich
Finkelstein, Daniel

Hitler, Stalin, meine Eltern und ich


ausgezeichnet

Bemerkenswerte Familiengeschichte

In Zeiten, in denen der Rechtsruck deutlicher denn je zu spüren ist, kann es einfach nicht genügend Lektüre geben, die daran erinnert, wie wichtig es ist, das Vergangene nicht zu vergessen. Ein wichtiger und sehr emotionaler Beitrag zu diesem Thema ist Daniel Finkelsteins Buch "Hitler, Stalin meine Eltern und ich", in dem er die ergreifende und bewegende Geschichte seiner Familie zugänglich macht.

Vielleicht es es grade der persönliche Bezug, das direkte Betroffensein von Finkelstein, warum dieses Buch so eindringlich, emotional und außergewöhnlich fesselnd geschrieben ist. Es ist die Art und Weise, wie der Autor die Ereignisse formuliert und damit seine Leserschaft an die Seiten bindet. Zum einen dringt er in das Innerste seiner Leser:innen vor, in dem er mit ungeschönten Worten und sehr plastischen Bildern das grausamste Verbrechen gegen die Menschlichkeit schildert und zum anderen ist er einfühlsam und bedächtig, um seine Familienmitglieder nicht zusätzlich zu dem erlittenen Leid und Unrecht noch zu verletzen.

Es ist eine Geschichte, die von Hoffnungslichtern erzählt, als es keine Hoffnung mehr gab und die die Leser:innen dazu bewegt, nachzudenken. und sich intensiver mit der Thematik zu befassen. Nicht nur über das Gelesene, sondern über das, was gerade passiert, denn Geschichte darf sich nicht wiederholen.

Finkelsteins Buch ist keine Abrechnung, sondern Mahnmal, liebevolle Erinnerung und eindringliche Warnung zugleich.

Bewertung vom 17.01.2024
Der Schacherzähler
Pinnow, Judith

Der Schacherzähler


ausgezeichnet

Ein absolutes Lesehighlight

Bisher hat der ältere Herr einfach nur griesgrämig seinen Alltag verrichtet. Seine Mitmenschen sind ihm eher Last als Freude. Einzig das Schachbrett bietet im Abwechslung und Ablenkung. Als er, wie jeden Tag, auf seinen Stammplatz im Park sitzt und ein neugieriger kleiner Junge vor ihm steht, weist er ihm zunächst barsch ab. Aber Janne lässt sich nicht so einfach abspeisen und bleibt hartnäckig. Aus dem Griesgram wird Oldman und Janne gelingt es nach und nach, das Herz des Mannes für sich zu gewinnen. Es wird deutlich, dass sich die beiden gut tun. Aber dann sitzt Oldman nicht mehr auf seinem Stammplatz...


Manchmal gibt es Bücher, die sich mit ganz vielen leisen Worten in das Herz der Leser;innen schleichen und dort ihre geballte Kraft entfalten. Und genau das gelingt Judith Pinnow mit ihrem Roma "Der Schacherzähler", denn sie lässt nicht nur Zug um Zug die beiden männlichen Figuren Nähe entwickeln, sondern öffnet mit jeder Seite den Blick in ihren Alltag und ihr Herz.

Es geht um so viel mehr als um eine Geschichte, denn hier halten ganz besondere Werte im Buch Einzug, die uns leider im Alltag zu oft verloren gehen. Ein achtsames Miteinander, bedürfnisorientiertes Begleiten von Kindern, Empathie und Nächstenliebe werden von der Schreibenden zunächst in kleinen alltagstauglichen Dosen in die Handlung eingestreut, um nach und nach ihre Wirkung zu entfalten, um die Lesenden für diese Themen zu sensibilisieren.

Janne wird von seiner Lehrerin zu Unrecht als sogenannter Systemsprenger abgestempelt, dabei steckt in ihm ein liebenswertes Kind, das mit einer großartigen Auffassungsgabe, sowie einer großen Portion Mitgefühl und Einfühlungsvermögen gesegnet ist. Dieser kleine Junge steckt voller Überraschungen, kindlichen Weisheiten und seiner uneingenommen Sicht auf die Dinge, von der wie als Erwachsene noch unglaublich viel lernen können. Pinnow lässt Jannes Herz sprechen und gibt ihren Leser:innen die Chance, ganz viel von ihm zu lernen und in den eigenen Alltag zu integrieren.

Mit der Figur des Oldman schlägt Pinnow gleich zwei Brücken: Einmal stellt sie eine langsam wachsende Freundschaft zwischen dem alten Mann und Janne her und dann steht Oldman auch noch stellvertretend für unsere eigenen Eltern, die uns manchmal ein Rätsel sind. Miteinander reden ist das Zauberwort, das Zug um Zug die Türen zu lange verschlossenen Herzen öffnet.

Auch die anderen Figuren im Buch begegnen uns häufig im eigenen Alltag und die Autorin öffnet uns mit ihrer märchenhaften Erzählung die Augen, um in unserer täglichen Routine einfach etwas ´genauer hinzuschauen und nicht wertend zu urteilen, sondern auf das zu hören, was unserer Herz und unser Bauchgefühl uns mitteilen.

Ihre Botschaften sind dabei sehr liebevoll formuliert und einfach umsetzbar: Manchmal müssen wir unseren Mitmenschen einfach nur mit ein bisschen mehr Achtsamkeit und Empathie begegnen, um aus dem/der Fremden einen guten Freund werden zu lassen.

Schach spielt in diesem Buch eine große Rolle, wird aber nicht als theoretische und komplizierte Strategie eingebunden, sondern findet in den einzelnen Kapiteln als Anreiz zum Perspektivenwechsel statt, um in die Gefühls- & Gedankenwelt der jeweiligen Figuren hineinzuschlüpfen, um sie besser zu verstehen. Für Janne bedeutet der strategische Ablauf eine Spiels Konzentration, Motivation und logisches Erkennen von Zusammenhängen.

Auch das Rückwärtsdenken von Ursache und Wirkung aus dem Schach wird von Pinnow genutzt, um die Ereignisse im Buch im Rahmen einer (Selbst-) Reflexion zu sehen und daraus die passenden Schlüsse zu ziehen, um die Gegenwart und Zukunft positiver zu gestalten.

Ein leiser Roman, der unglaublich intensiv und gefühlsbetont ist, ohne dabei kitschig zu sein.

Bewertung vom 16.01.2024
Die Brotbäckerin
Raiser, Nadja

Die Brotbäckerin


ausgezeichnet

Im Brot wohnen Licht und Zeit

Für Elisabeth gibt es nichts schöneres, als in der Backstube zu stehen und mit beiden Händen den Teig zu kneten, der später einmal ein schmackhaftes Brot werden soll. Doch nach dem Tod des Vaters steht Konkurrent Gruber vor der Tür und scharrt mit den Hufen, sieht er doch seine Zeit gekommen, um endlich die Backstube Gmeiner zu übernehmen. Seine Forderungen an Elisabeth und ihre Schwester Anna werden immer ungehöriger und er scheut nicht davor zurück, seinen Freund Jakob als Lockvogel einzusetzen. Jakob versucht es allen recht zu machen und schon bald gelingt im der Spagat zwischen Pflichterfüllung seinem Arbeitgeber gegenüber und seinem Herz, das für Elisabeth schlägt, nicht mehr. Zudem steht ein großer Backwettbewerb an, der nicht nur über die Zukunft von Elisabeth und Anna entscheidet...


Riechst du den köstlichen Duft von frisch gebackenem Brot, der sich nach dem Öffnen der Buchdeckel aus den Seiten einen Weg in dein unmittelbares Umfeld bahnt ? Er umfängt dich wie eine liebevolle Umarmung, weckt Kindheitserinnerungen und bedeutet den Startschuss für eine außergewöhlichen Romanze, die im historischen Gewand auf dich wartet.

München im Jahr 1810 ist noch ganz den Traditionen und Standesdünkel behaftet und Frauen in Handwerksberufen absolut undenkbar. Gerade hier setzt Nadja Raiser an und zeigt mit zwei sehr starken weiblichen Hauptfiguren, dass diese als Vorreiterinnen unserer heutigen freien Berufswahl gelten.

Elisabeth, genannt Lisie, will ihren Traum von der eigenen Backstube verwirklichen, sieht sich aber in Georg Huber dem Teufel in Personalunion gegenübergestellt Seine fiesen Intrigen, Klüngeleien und hinterlistigen Tricks suchen seinesgleichen und dienen einzig und allein dazu, Elisabeth in die Knie zu zwingen. Auch wenn Lisie viele Hindernisse und Hürden bezwingen muss, verliert sie nicht den Glauben an das Gute im Menschen und trifft mit Amalie einen warmherzige und seelenvolle Frau, zu der sie eine innige Freundschaft aufbaut.

Auch Jakob schleicht sich langsam, aber beständig, in das Herz der Brotbäckerin und es ist deutlich zu merken, dass er Lisie gut tut. Raiser gelingt es durch ihren sehr detailreichen Schreibstil , die Leidenschaft und die Sorgfalt, mit der Elisabeth das Brotbacken betreibt, auf ihre Leser;innen zu übertragen und so ist es nicht verwunderlich, dass sich schon bald die Wangen rot färben, weil nicht nur die Protagonistin mit Eifer bei der Sache ist, sondern auch die Leserschaft.

Die Reise in das historische München ist nicht nur sehr bildhaft, sondern sie zeigt auch, dass Brot backen zu gleichen Teilen Handwerk und Kunst ist, um mit einer röschen Kruste und einem feinen Geschmack zu überzeugen. Neben der mitreißenden Handlung bietet der Roman auch einen sehr fundierten Einblick in die Kunst des Brotbackens und hält am Ende einige Rezepte aus dem Buch bereit, um die schmackhaften Köstlichkeiten nachzubacken.

"Die Brotbäckerin" öffnet bereitwillig allen Leser:innen die Tür zur Backstube, lässt sie in die fazinierende Welt des Brotbackens eintauchen und lockt nicht nur mit wunderbaren Düften, sondern auch mit Herz und Romantik . Sehr lesenswert !

Bewertung vom 16.01.2024
Mauerträume
Stephan, Kati

Mauerträume


sehr gut

„Die Zukunft gehört denen, die an die Wahrhaftigkeit ihrer Träume glauben.“ (Eleanor Roosevelt)

Irgendwie sind die Dienstagsbesuche von Tante Gundula eine lästige Pflicht für alle. Doch das ändert sich, als Anni am Grenzübergang Tränenpalast ihr heißgeliebtes Notizbuch verliert. Aus der Suche nach dem Notizbuch entwickelt sich nämlich etwas ganz Großes, von dem Anni gar nicht wusste, dass es in ihr geschlummert hat. Auch Annis Schwester Paula hat große Träume, aber die Stasi hat andere Pläne mit ihr. Wird es beiden jungen Frauen gelingen, ihre Träume in einem Staat zu verwirklichen, der seine Bürger:innen zu einem Leben hinter Mauern zwingt ?


Kati Stephan macht deutsch-deutsche Geschichte erlebbar für eine Generation, die komplett ohne Teilung durch die Mauer, Stacheldraht und Grenze aufgewachsen ist. Auch wenn das Sinnbild der Teilung, die Mauer, schon seit mehr als 30 Jahren verschwunden ist, sitzen manchen Mauern noch sehr fest in den Köpfen und genau gegen die geht Stephan mit ihrem Buch vor.

Sie zeigt ein sehr lebendiges Bild vom Leben in einem Staat, der seine Bürger:innen knechtet, sie klein hält und ihnen vorgaukelt, dass alles schön und gut ist, wie sich das die Einheitspartei vorgestellt hat. Zum Glück können die Mitarbeitenden der Stasi weder Gedanken noch Träume ihre Zwangsjacke anziehen und so formen sich nach und nach Wünsche von einem besseren Leben, auch ausserhalb des einengenden Korsetts.

Auch wenn die Charaktere sehr glaubhaft und lebensnah gestaltet sind, können sie manchmal nicht ganz so überzeugen. Mitunter wirkt es, als würden sie mit angezogener Handbremse durch ihre eigene Lebensgeschichte laufen, aus Angst, von der Stasi entdeckt zu werden. Dabei sind es gerade Anni und Paula, die als Hauptfiguren dem Roman eine Stütze sein sollen. Manchmal gelingt es der Scheiben nicht ganz, ihre Gefühls- & Gedankenwelt zugänglich zu machen und die Leser:innen in ihre Schuhe schlüpfen zu lassen.

Das Leben in der DDR mit ihren Nachteilen, aber auch den guten Seiten wird mit allen Höhen und Tiefen skizziert und so erhalten gerade die Generationen, die nach 1989 geboren sind, einen Einblick in die jüngste Zeitgeschichte. Große Träume, geheime Wünsche, fiese Intrigen und das Anziehen der Daumenschrauben finden ebenso einen Platz im Buch wie die Tatsache, dass familiäre Bande am Ende doch zusammenhalten und durch nichts zu erschüttern sind.

Gut zu lesen, gut recherchiert und daher gute 4 Sternchen

Bewertung vom 14.01.2024
Die Töchter des Münterhauses
Grund-Thorpe, Heidi

Die Töchter des Münterhauses


gut

Angespannte Mutter-Tochter-Verhältnisse über mehrere Generationen

Nike hat es nicht leicht, sich gegen die Vorstellungen ihrer mehr als erfolgreichen und dominanten Mutter durchzusetzen. Doch die Renovierung des Amalienhäusls soll den ursprünglichen Charakter des Hauses unterstreichen und nicht, wie von Alissa gewünscht, Luxus und modernes Ambiente in den Vordergrund stellen. Nike ahnt nicht, dass hinter der abgewohnten Fassade eine ganz besondere Geschichte steckt. die mit dem Künstlerkolletiv Blauer Reiter verbunden ist...


Die Gegend rund um Murnau ist mir zwischenzeitlich zu einer zweiten Heimat geworden und so lese ich natürlich jeden Roman, jedes Buch, das es über diese Region zu finden gibt. Gerade was Gabriele Münter betrifft, die wie keine andere die Ortsgeschichte Murnaus geprägt hat, sauge ich alles an Informationen und fiktiven Erzählungen auf wie ein Schwamm.

Der vorliegenden Roman bindet den warmherzigen Charakter von Gabriele Münter wunderschön in die fiktive Rahmenhandlung ein und gibt ihm dadurch etwas Herzliches und Heimeliges, was aber allen anderen Figuren komplett fehlt. Auch wenn Grund-Thorpe von starken Frauencharakteren erzählen möchte, die gegen den Strom schwimmen, gelingt es ihr nicht, diese Figuren auch nahbar und greifbar zu machen. Vielmehr bleiben sie alle wie hinter einer dicken Glaswand eingeschlossen und genau diese imaginäre Kälte verströmen Amalie, Alexandra und Alissa. Ihnen scheint die chronische Gefühlskälte in die Wiege gelegt worden zu sein und das führt dazu, dass sich Ereignisse in der Familiengeschichte wiederholen.

Einzig Gabriele Münter weiß mit ihrer Herzenswärme die Leser;innen von sich einzunehmen und wie eine Lotsin durch die Handlung zu führen. Hier glückt der Autorin, was sie die anderen Romangestalten vermissen lassen - Mensch sein, Nähe, Empathie und Emotionen fließen aus ihr heraus wie die Farben aus ihren Pinseln und so belebt sie das Setting mit ihrer einzigartigen Präsenz.

Die Parts rund um Münter sind wirklich sehr lesenswert, aber die Familiengeschichte, die die Schreibende drumherum strickt, löst sich mehr oder weniger in Nichtigkeiten auf. Selbst Nike im Jahr 2023 kann mitunter die alten Fesseln nicht abstreifen, auch wenn ihr Grund-Thorpe versucht einen weltoffenen und vielfältigen Weg zu ebenen. Allerdings wirken die Themen in Bezug auf die angespannte Mutter-Tochter-Beziehung, gleichgeschlechtliche Liebe, Identitätssuche, Klimakrise und zu gewollt eingestreute kriminalistische Elemente zu aufgesetzt und in vielerlei Hinsicht unglaubwürdig.

Schade, denn mehr als 2,5 Sternchen sind nicht drin.

Bewertung vom 11.01.2024
Morgen ist ein neuer Tag / Die Fernsehschwestern Bd.2
Sauer, Beate

Morgen ist ein neuer Tag / Die Fernsehschwestern Bd.2


ausgezeichnet

Tu das, was du für richtig hältst. Es wird immer jemanden geben, der anders denkt (Michelle Obama)

Die Fernsehwelt verändert sich nachhaltig und Lilly startet so richtig durch. Auch Franka fasst endlich Fuß als Journalsitin und nutzt das neue Medium, um in ihrem Reportagen auf Ereignisse aufmerksam zu machen, die bewegen. Eva jettet immer noch um die Welt und kreiert wunderschönen Bühnenkostüme. Und Annemie begreift, dass sie endlich den letzten entscheidenden Schritt gehen muss, um endlich wieder die Frau zu sein, die sie einmal war. Mittendrin Axel, der als egoistischer Vater und Ehemann meint, seine Sperenzchen treiben zu können, um sich in seinem verdient Erfolg zu sonnen. Aber er hat die Rechnung ohne seine Frau und Töchter gemacht...


Mit dem zweiten Teil ihrer Fernsehtöchter-Saga lässt uns Beate Sauer wieder an der faszinierenden Welt des Fernsehens teilhaben und entführt die Leser:innen auf ihrer Zeitreise in das Jahr 1968. Studentenrevolte, gesellschaftliche Ketten und der Einblick in Glanz und Glamour des Fernsehens werden von ihr äusserst lebendig und mitreißend erzählt.

Mit jedem Kapitel erkunden die Leser:innen gemeinsam mit den Protas die Schauplätze und werden ein Teil der Ereignisse, die noch emotionaler, tiefgehender und aufwühlender sind, als im Vorgängerband. Die Leserschaft spürt förmlich die Anspannung in der Luft, die mal von politischer Brisanz, mal vor Gefühlen knistert und genau diese Mischung erzeugt eine ganz besondere Atmosphäre, regt zum Nachdenken an und sorgt für einen manchmal doch sehr intimem Einblick in die Gefühls- & Gedankenwelt der Figuren.

Die Entwicklung der Charaktere ist sehr glaubhaft und nachvollziehbar geschildert und gerade Annemie macht eine Wandlung durch, die ich ihr nicht zugetraut hätte. Sie lernt das Leben und sich selbst wieder zu lieben und schwimmt sich frei. Auch Franka durchläuft einen Prozess, der sie von Wolke sieben auf den harten Boden der Tatschen holt, aber doch innerlich stärkt.

Was Axel betrifft, so, kann ich nur sprach- & fassungslos mitansehen, wie er über die sprichwörtlichen Leichen geht. Sein übertriebenes Geltungsbedürfnis, sein Machthunger, sein egozentrisches Gehabe und seine infamen Machenschaften bringen bei mir das Fass zum Überlaufen und meine ganze Abneigung und Antipathie schlägt ihm entgegen. Kann denn bitte mal jemand vorbeikommen und diesem Mann Einhalt gebieten ? Was dieser K..brocken sich leistet, geht auf keine Kuhhaut.

Sauer kitzelt die ganze Bandbreite an Emotionen aus ihren Leser:innen heraus, spielt vorzüglich die Klaviatur des Lebens und lädt dazu ein, die neue, jetzt bunte Welt des Fernsehens zu entdecken und sich mit ihren Protas zu identifizieren bzw. sie dahin zu schicken, wo der Pfeffer wächst.

Der Start ins Buchjahr 2024 ist mit diesem Pageturner extrem gut gelungen und die Leser:innen dürfen sich auf ein echtes Highlight freuen. Jetzt nur noch die Kuscheldecke schnappen, eine gemütliche Position im Lesesessel einnehmen und Zeitreise genießen!

Bewertung vom 09.01.2024
Goldmädchenmord / Jensen ermittelt Bd.2
Amsinck, Heidi

Goldmädchenmord / Jensen ermittelt Bd.2


gut

Auch der zweite Band ist leider kein Thriller, aber ein guter Krimi

Wer hat Interesse daran, einer reiche alte Dame vorzeitig das Lebenslicht auszuhauchen ? War es ein tragischen Zufall oder doch eine geplante Tat, die mit Heimtücke ausgeführt worden ist ? Die ersten Vermutungen legen nahe, dass ein Einbrecher wohl für die Unglück verantwortlich sein muss, denn eine sehr wertvolle Halskette fehlt aus dem Schmuckbestand des Opfers. Jungersen ermittelt, steht aber mit der Tochter der Tote eher auf Kriegsfuß. Diese hat nämlich nichts anders zu tun, als Jensen zu beauftragen, ihre Nase in die brisante Angelegenheit zu stecken und Licht ins Dunkel zu bringen. Ein analoges Foto aus den späten 1990ern gibt zudem Rätsel auf. Erst recht, als zwei weitere Opfer zu beklagen sind und weitere Fotos auftauchen...


Scandi-Thirller stehen bei mir normalerweise ganz hoch im Kurs, sind sie doch mit Gänsehautgarantie und Nervenkitzel versehen. Aber wie schon im Vorgängerband kann Heidi Amsick hier nicht die Thrill-Rakete zünden und verwandelt ihr Buch eher in einen handwerklich guten Krimi. Mir fehlen die psychologischen Spielchen, die zwischen Leser:innen, Autorin und Handlung für einen dauerhaft straffen Spannungsbogen verantwortlich sind. Auch empfinde ich die Bedrohungssituationen als vorhersehbar und daher weniger überraschend, sodass die Neugier auf die nächsten Kapitel immer mehr abflaut.

Zwischen Jensen und Jungersen spinnt sich der übliche Schlagabtausch zusammen, während Jungersen doch manchmal recht kopflos wirkt, da ihm die privat Fehde mit seiner Frau doch sehr zu schaffen macht. Einerseits wirkt das Drumherum erfrischend, weil es ein wenig Ablenkung und Zerstreuung bietet, andererseits zieht es das Buch etwas künstlich in die Länge, da viele Wiederholungen zu finden sind.

Lügen, Intrigen, menschliche Abgründe - alles normalerweise Zutaten für eine spannende und mitreißende Handlung. Aber hier versäumt es Amsinck, einen gelungenen Mix aus Anspannung und Entspannung in ihre Story zu packen, um die Rätsel zu lösen und die Zusammenhänge geschickt zu kombinieren. Als Krimi gut zu lesen, aber als Thriller leider ein Fehlgriff.