Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Bella von www.bellaswonderworld.de
Wohnort: 
Karlsruhe
Über mich: 
Ich bin 31 Jahre alt und mein größtes Hobby ist das Lesen. Ich verschlinge alle möglichen Titel querbeet durch die verschiedensten Genres. Meine Leseleidenschaft teile ich mit anderen Lesebegeisterten auf meinem Blog www.bellaswonderworld.de

Bewertungen

Insgesamt 1143 Bewertungen
Bewertung vom 18.03.2021
Die Geschichtensammlerin
Kramer, Jessica Kasper

Die Geschichtensammlerin


sehr gut

Beschreibung

Die zehnjährige Ileana liebt Geschichten, Märchen und Gedichte, sie schreibt sie auf und sammelt diese Texte wie Schätze. Doch Ileana lebt im kommunistischen Rumänien des Jahres 1989, in dem die Menschen in ständiger Angst leben, Lebensmittel immer knapp sind und zu jeder Zeit der Strom ausfallen kann. In dieser Zeit sind Geschichten ein gefährliches Gut, sodass Ileanas wertvolle Sammlung von ihrem Vater vernichtet wird und sie schließlich zu ihren Großeltern aufs Land geschickt wird, um dort in Sicherheit zu sein. Doch die Securiatate dringt nur wenig später bis in die Wäldern der Karparten vor, so dass Ileana genauso schlau und listig sein muss wie ihre Namensvetterin aus ihrem geliebten Märchen, um ihre Familie zu retten.

Meine Meinung

Die Bücher aus dem Wunderraum Verlag sind nicht nur von der speziellen Aufmachung, Hardcover mit Leinenrücken und Lesebändchen, immer etwas Besonderes, sondern auch die Geschichten zwischen den Buchdeckeln wissen ihre Leser*innen zu verzaubern.

Jessica Kasper Kramer verwebt in ihrem Debütroman »Die Geschichtensammlerin« Erzählfäden aus dem historischen Genre mit rumänischer Folklore und märchenhaften Passagen zu einem fesselnden zeitgenössischen Roman. Die Geschichte ist im Jahr 1989 in Rumänien angesiedelt und trägt sich somit im Jahr der blutigen Revolution gegen den neostalinistischen Diktator Ceaușescus und die kommunistische Politik des Regimes zu.

Als Erzählerin und Hauptprotagonistin fungiert die zehnjährige Ileana, die nach der jüngsten Prinzessin aus ihrem Lieblingsmärchen benannt wurde, tatsächlich gab es wirklich einmal eine rumänische Prinzessin mit diesem Namen (es gibt allerdings keinen Bezug zum Märchen im Roman). Als Tochter eines Literaturprofessors liegt ihr die Liebe zu Geschichten bereits in den Genen und so schreibt und sammelt Ileana Erzählungen und Märchen in einer glitzernden Mappe, die ihr alles bedeutet.

Die Kindheit der Geschichtensammlerin ist alles andere als unbeschwert, denn in dem kommunistisch geführten Rumänien herrscht eine raue Atmosphäre der Angst, welche Jessica Kasper Kramer eindrucksvoll in ihren Zeilen einfängt und damit für Gänsehaut sorgt. Auch die Lebensumstände, wie Missstände in der Versorgung mit Lebensmitteln, Stromengpässe, kaum warmes Wasser und die ständige Furcht vor Spitzeln der Securiatate belauscht zu werden, sind Bestandteil des beklemmenden Settings.

Tatsächlich entdeckt Ileanas Familie in ihrer Wohnung eines Tages Abhörwanzen. Die gefährliche Geschichtensammlung vom Vater verbrannt, mit dem Nötigsten im Gepäck, wird Ileana in den Zug gesetzt, der sie von Bukarest zu ihren Großeltern aufs Land bringt. Alleine in der unbekannten Umgebungen ist sie auf die Hilfe ihrer völlig unbekannten Verwandten angewiesen. Doch das Mädchen wird an diesem abgelegenen Ort mit seiner mystischen Aura, die Geschichten über Hexen und Wölfe glaubhaft werden lässt, herzlich aufgenommen und findt eine Freundin, auf die sie sich auch in schweren Zeiten verlassen kann.

Die bedrückenden Kapitel werden immer wieder von den Erzählungen, die Ileana sammelt und natürlich dem Märchen über die listige Prinzessin aufgelockert, welche perfekt mit der historischen Geschichte verschmelzen. Jessica Kasper Kramers Erzähl- und Schreibstil hat mir wirklich gut gefallen, doch an manchen Stellen bricht die Verwendung von zu moderner Sprache und Redewendungen die Buchmagie, denn Wörter wie beckackt, verzapft oder Schiss haben, wollen nicht so recht zum nostalgischen Bild dieser Zeit passen und verleihen dem Werk etwas Entrücktes.

Fazit

»Die Geschichtensammlerin« ist ein bemerkenswertes Romandebüt, das mit einer fesselnden Mischung aus Historie, Folklore und Märchen begeistert.

--------------------------------

© Bellas Wonderworld; Rezension vom 22.07.2020

Bewertung vom 18.03.2021
Isola 1
Fletcher, Brenden

Isola 1


sehr gut

Meine Meinung

Ich liebe Fantasy-Geschichte, egal ob in Roman-, Film- oder Comic-Format, und so bin ich natürlich auch nicht um das Werk des Kreativ-Teams um Brenden Fletcher, Karl Kerschl und Michele Assarasakorn mit dem Titel »Isola« vorbei gekommen.

Die deutsche Ausgabe enthält die im Original erschienenen Einzelkapitel 1 bis 5 plus einen Prolog sowie eine Hintergrundstory und gesammelte Cover-Illustrationen.

Ich muss zugeben, dass es, ähnlich wie bei komplexen Fantasy-Romanen, ein paar Seiten beanspruchte, um in die Geschichte vollkommen eintauchen zu können. Fletcher und Kerschl werfen ihre Leser*innen nämlich ohne lange Vorreden in die Story. An einem verregneten Abend sitzt eine Kriegerin vor einem Zelt in dem ein Tiger schläft, sie bewacht ihn, und ihrer liebevollen Geste, sie deckt ihn zu, scheint darauf hinzudeuten, dass sie etwas für ihn empfindet.

Seite für Seite wird etwas mehr von der Geschichte aufgedeckt. Bei der Kriegerin handelt es sich um Captain Rook, die Anführerin der königlichen Garde, die ihre Königin Olwyn, die in einen Tiger verwandelt wurde, auf der Suche nach Isola begleitet. Denn an diesem geheimnisvollen Ort erhoffen sich Rook und Olwyn Hilfe in ihrem Bestreben einen bevorstehenden Krieg zu verhindern.

Rook und Olwyn kommen durch Sümpfe, Wälder und Ruinenstädte – das alles wird atemberaubend von Kerschls Illustrationen und MSassyKs stimmiger Kolorierung eingefangen. Durch das gelungene Zusammenspiel der ausdrucksstarken Bilder, die in flexiblen Panels und Splash-Pages daherkommen, und der atmosphärischen Farbgebung wird ein Großteil der Geschichte erzählt und dennoch bleibt genügend im Dunkeln, sodass bei mir die Neugier auf den Folgeband unheimlich gesteigert wurde.

»Isola« hat mich in erster Linie durch das wunderschöne Artwork, welches durch die individuelle Panelführung fast schon Filmcharakter verliehen bekommt und die lebendigen Farben überzeugt. Bei diesem tollen Beispiel graphischer Erzählkunst kann man fast schon darüber hinwegsehen, dass sich der Handlungsrahmen dieses ersten Bandes noch etwas zurückhaltend zeigt.

Fazit:

Ein magisch-düstereres Comic-Erlebnis, das ein grafisches Fest für die Augen liefert.

--------------------------------

© Bellas Wonderworld; Rezension vom 19.07.2020

Bewertung vom 18.03.2021
Die Krone der Dunkelheit / Krone der Dunkelheit Bd.1
Kneidl, Laura

Die Krone der Dunkelheit / Krone der Dunkelheit Bd.1


ausgezeichnet

Beschreibung:

Das Land der Menschen,Thobria, ist nicht nur durch eine Grenze von Melidrian, dem Land der Fae, getrennt, sondern auch eine Mauer schützt die Menschen vor den Elva, den grausamen magischen Kreaturen, die die Grenzlande besiedeln. Die Mauer wird von unsterblichen Wächtern bewachen, welche dafür sorgen, dass die Magie auf dem Land der Fae bleibt und die Menschen sicher sind.

Vor Jahren wurde Prinzessin Freyas Zwillingsbruder entführt. Seither sucht sie nach ihm und verstößt dabei sogar gegen das Magieverbot. Als Freya eine Spur findet, weist diese jedoch in die Welt der Fae, und sie fasst sofort einen waghalsigen Plan, der sie zunächst hinter Gefängnismauern führt. Währenddessen unternimmt Ceylan, eine mutige junge Frau die alles durch die Elva verlor, alle nötigen Anstrengungen, um als erste Wächterin ausgebildet zu werden und endlich Rache für ihr Leid nehmen zu können.

Meine Meinung:

Laura Kneidl startet mit ihrem Roman »Die Krone der Dunkelheit« eine fesselnde High-Fantasy Tetralogie, welche alleine schon durch die ansprechende Aufmachung der Klappbroschur auf sich aufmerksam macht. Die Oberfläche über der Abbildung des Sandes ist leicht beflockt und es gibt eine schöne Kartenabbildung sowie in der Mitte des Romans illustrierte Portraits der neun wichtigsten Protagonisten.

Schon nach wenigen Seiten hatte ich Gefallen an dem Setting gefunden, welches in eine Welt entführt, die sich Menschen und Fae, getrennt durch eine Mauer, teilen. Die Menschen in Thobria bringen Magie mit dem Bösen in Verbindung und tatsächlich gibt es in den Grenzgebieten gefährliche Kreaturen, die dort ihr Unwesen treiben während die Fae hingegen ein intrigantes Ränkespiel vorantreiben.

Geschickt wechselt Laura Kneidl die Erzählperspektiven zwischen der menschlichen Prinzessin Freya, der mutigen Wächter-Novizin Ceylan, dem ehemaligen Kommandant der Wächter Larkin und einigen mehr, so dass ein komplexer Eindruck der einzelnen Schicksale, Ziele und Beweggründe entsteht, und die Geschichte einen immer mehr gefangen nimmt. Klar schwingt bei der Geschichte auch etwas Game-of-Thrones-Pathos mit, aber gerade durch die polarisierenden weiblichen Protagonistinnen Freya und Ceylan werden unglaublich willensstarken Frauen in den Mittelpunkt gerückt, was mir besonders gut gefallen hat.

Im Vordergrund des Romans stehen die Handlungsstränge von Prinzessin Freya, die sich auf die gefährliche Suche nach ihrem entführten Bruder macht und dabei einen gefährlichen Weg einschlägt und die Geschichte von Ceylan, welche durch einen Angriff der Elva zur Waise wurde, sich bisher durchs Leben geschlagen hat und nun alles dafür gibt, als Wächter-Novizin ausgebildet zu werden, um sich an den magischen Bewohnern von Melidrian zu rächen.

Laura Kneidl vereint in ihrem Auftaktband zur Tetralogie um »Die Krone der Dunkelheit« alle Zutaten, die für einen unterhaltsamen, spannenden und mitreißenden Fantasy-Roman benötigt werden. Interessante Charaktere mit Ecken und Kanten, starke Protagonistinnen und humorvolle wie auch actionreiche Kampfszenen runden das Gesamtkonvolut ab. Am Ende bleibt noch einiges offen, daher werde ich auch schon bald zum bereits veröffentlichten Nachfolgeband »Magieflimmern« greifen.

Fazit:

Gelungene Charaktere, ein absolut mitreißendes Story-Telling und ein gewagter Plot, der immer für eine Überraschung zu haben ist, lassen bei diesem phantastischen Auftakt zu einem magischen Fantasy-Epos keine Langeweile aufkommen.

--------------------------------

© Bellas Wonderworld; Rezension vom 17.07.2020

Bewertung vom 18.03.2021
Tatacoa (eBook, ePUB)
Zeller, Thomas

Tatacoa (eBook, ePUB)


gut

Beschreibung:

Daniel kommt zu seinem Onkel nach Kolumbien, wo er für ihn als Tourguide mit einer jungen Touristen-Gruppe durch die Tatacoa-Wüste reist. Als drei Personen aus seiner Reisegruppe verschwinden begibt sich der 19-Jährige zusammen mit Amelia, deren Vater ebenfalls als vermisst gilt, auf die Suche. Diese führt sie tief unter die Wüstenoberfläche und schon bald gelangen sie zu einem alten Bergwerk, in dem eine kriminelle Bande ihr Unwesen treibt. Die Eindringlinge bleiben nicht unbemerkt und scheinen durch ihre Bildung genau an diesen Ort gelotst worden zu sein, um für den Drahtzieher unter der Erdoberfläche etwas zu finden, von dem schon die Sagen der Ureinwohner berichten…

Meine Meinung:

Der Roman »Tatacoa: Gefangen unter der Wüste« von Thomas Zeller ist eine Mischung aus Jugendroman, Thriller, SciFi und Horror und entführt seine Leser*innen in die kolumbianische Wüste Tatacoa, die ihren Namen den einstmals dort lebenden Schlangen zu verdanken hat.

Der flüssige Schreibstil von Thomas Zeller hat sehr gut zu dem Genremix gepasst und führt schnell zu einem temporeichen Spannungsroman, der sich allerdings oftmals in sehr technischen Beschreibungen verliert, denen meine Vorstellungskraft nicht immer ganz folgen konnte. Es werden Tunnelgänge, Höhlen, Konstrukte und Gerätschaften beschrieben, die sich in dem labyrinthartigen Bergwerk unter der Wüste verstecken. Der Romanstoff würde sich in meinen Augen sicherlich auch sehr gut für einen unterhaltsamen Teenage-Horror-Streifen eignen.

Die Geschichte lässt sich gut lesen, wirkt jedoch auch sehr konstruiert und besteht fast nur aus einer Reihe gefährlicher Situation, die sich die Klinke in die Hand geben, sodass kaum Raum für eine detaillierte Ausarbeitung der Protagonisten bleibt. Daher fällt es schwer eine Beziehung zu den einzelnen Charakteren aufzubauen und ihr Handeln ist nicht immer nachvollziehbar.

»Tatacoa: Gefangen unter der Wüste« ist der perfekte Roman für alle, die eine spannende Geschichte mit Thrill & Horror in einem bedrückenden Setting unter der Wüstenoberfläche und ohne viel Drumherum genießen wollen.

Fazit:

Genau die richtige Lektüre zum Abschalten an einem heißen Sommertag!

--------------------------------

© Bellas Wonderworld; Rezension vom 16.07.2020

Bewertung vom 18.03.2021
Jedes Mal, wenn wir uns in der Eisdiele treffen, explodiert dein verdammtes Gesicht (eBook, ePUB)
Mellick, Carlton

Jedes Mal, wenn wir uns in der Eisdiele treffen, explodiert dein verdammtes Gesicht (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Meine Meinung

Als ich entdeckte, dass der Festa Verlag wieder etwas Neues von Carlton Mellick III, dem Begründer und Meister des Nischen-Genres »Bizarro Fiction«, gibt, war ich gleich Feuer und Flamme! Der »Bizarro Fiction« gehören Laut Beschreibung zumeist zeitgenössische Erzählungen an: die sich häufig der Elemente des Absurdismus, der Satire und des Grotesken sowie Pop-Surrealismus und Genre-Fiktion bedienen, um subversive, seltsame und unterhaltsame Werke zu schaffen.

Seine bisher im deutschen (ebenfalls bei Festa) erschienenen Titel »Die Kannibalen von Candyland«, »Ultra Fuckers«, »Der Baby-Jesus-Anal-Plug« und »Adolf im Wunderland« lassen bereits erahnen, dass die Geschichten grenzenlos durchgeknallt sind. So überrascht es kaum, dass sich auch die neuste Veröffentlichung mit dem wohlgemerkt gekürzten Titel »Jedes Mal, wenn wir uns in der Eisdiele treffen, explodiert dein verdammtes Gesicht« in diese Riege der Absonderlichkeiten einreiht.

Die zuckersüße Aufmachung des Büchleins ist fast perfekt gelungen und lässt im Ansatz erahnen, welch erwärmend groteske Lovestory sich zwischen den türkis-gelben Buchdeckeln versteckt. Jedoch ist es ein wenig Schade darum, dass das abgebildete Mädchen überhaupt nicht zu Carlton Mellicks expliziter Beschreibung seiner Protagonistin (rote Zöpfe, grüner Lippenstift etc.) passt. Der grandiosen Story über die erste tief empfundene Liebe, die das gesamte Leben eines Teenagers auf den Kopf stellt und zu den ersten stark empfundenen Gefühlen führt, ist eigentlich harmlos – oder doch nicht?

Bei Carlton Mellick III wird nämlich genau jene Situation zu einem schwierigen Unterfangen. Ethan verliebt sich unsterblich in die Außenseiterin Jill, die durch ihre Spinnenfreunde zu dem Spitznamen »Spiderweb« kam. Obwohl sich alle Mitschüler vor »Spiderweb« gruseln und sie sonderbar finden, ist sie für Ethan das süßeste Mädchen an der Schule und er liebt sie mit all ihren Eigentümlichkeiten. Doch richtig gefährlich wird es erst, sobald »Spiderweb« starke Emotionen verspürt, wie etwa bei einem ersten Date oder vor dem ersten Kuss – dann explodiert ihr ganzes verdammtes Gesicht, sodass die Fetzen fliegen.

Ich liebe diese verdammt abgefuckte Geschichte, in der eine hinreißende Mischung aus Humor und Horror dargeboten wird, mit all ihren kuriosen Facetten! Aber am meisten liebe ich Mellicks unvergleichlich bildlichen Erzählstil, der die Gehirnwindungen ordentlich durchdreht. Außerdem bricht der Autor eine Lanze für alle Außenseiter, denn durch Ethan vermittelt er, dass diese genauso, oder sogar aufgrund ihrer Besonderheit, umso liebenswerter sind.

Die bizarre Geschichte bietet auf jeden Fall einen extrem guten Unterhaltungswert, auch wenn sie garantiert nichts für die Otto-Normal-Leser*innen ist. Aber alle, die gerne ihren literarischen Horizont erweitern möchten und nicht vor einer experimentellen Mischung zurückschrecken, sind bei Mellick und seinen surrealen Kombinationen hervorragend aufgehoben.

Fazit:

Carlton Mellick III bedient sich in »Jedes Mal, wenn wir uns in der Eisdiele treffen, explodiert dein verdammtes Gesicht« einem Mix aus Teenie-Romanze, Horror und skurriler Zutaten aus dem Absurditäten-Kabinett und sorgt damit für ungebremsten Lesespaß.

--------------------------------

© Bellas Wonderworld; Rezension vom 15.07.2020

Bewertung vom 18.03.2021
Schloss der Tiere. Band 1
Dorison, Xavier

Schloss der Tiere. Band 1


ausgezeichnet

Meine Meinung:

Weltbekannt ist George Orwells gesellschaftskritische und dystopische Fabel »Farm der Tiere«, und auch wenn ich die literarische Vorlage bisher noch nicht gelesen habe, ist mir die Geschichte durch den Zeichentrickfilm noch vage im Kopf.

Xavier Dorison hat sich mit seiner auf vier Bände ausgelegten Comic-Reihe »Schloss der Tiere« dem Thema angenommen und mit der küstlerischen Unterstützung von Félix Delep, der mit »Miss Bengalore« sein Erstlingswerk vorlegt, eine wahrhaftige Hommage zu Orwells Klassiker aufs Papier gezaubert.

»Alle Tiere sind gleich. Aber manche sind gleicher als die anderen.«
Farm der Tiere, George Orwell

Gleich zu Beginn erlebt man hautnah die Auswirkungen der gnadenlosen Herrschaft auf dem von Menschen verlassenen und von Tieren regierten Bauernhof mit. Das Huhn Adelaide behält eines ihrer Eier für sich und verweigert die Abgabe an den Präsidenten und seine Hundemiliz.

Die repressive Gewalt der Republik, bei der die schwächeren Tiere von Stier Sivlio und seinen Hunden unterdrückt werden, bringen das Huhn ohne Umwege an den Pfahl, um dort von der Miliz zerfleischt zu werden.

Die Härte des Regimes, zu hohe Abgaben und der eigene Hunger sorgen bei einigen der Zwei- und Vierbeinigen Untertanen für immer größeren Unmut. Miss Bengalore ist alleinerziehende Katzenmutter und arbeitet für den Lebensunterhalt ihrer Familie bis zur Erschöpfung. Doch so kann es nicht weitergehen, das sieht auch ihre gute Gänsefreundin Magerite so.

Der Duft von Rebellion liegt in der Luft. Als die kleine Ratte Azelar an den Hof kommt und die Tiere mit einer Schattenspiel-Geschichte unterhält, die erst so richtig bewusst macht, in welcher Lage sie sich befinden, zettelt Miss Bengalore eine friedliche Revolution an. Zusammen mit dem Hasen-Gigolo Cäsar und unter der Anleitung Azelars sagt Miss Bengalore dem brutalen Regime, mit Köpfchen und Humor, den Krieg an.

Xavier Dorison hat seine Fabel mit prägnanten Tier-Charakteren bevölkert, die besonders durch das ausgezeichnete Minenspiel mit grotesker Menschlichkeit erfüllt werden. Im Kontrast dazu steht die Unmenschlichkeit der Diktatur durch Stier Silvio. Die Zeichnungen von Félix Delep sind unglaublich eindrucksvoll, denn er erzählt mit seinen Bildern fast mehr, als es der Text vermag. Von diesem Künstler werden wir bestimmt noch hören bzw. lesen. Ich freue mich schon sehr darauf, zu erfahren, wie es mit Miss Bengalore und ihrem Kampf für Gerechtigkeit weitergehen wird.

Die Geschichte ist leicht verständlich aufgebaut und den Panels lässt sich intuitiv folgen, sodass sich »Schloss der Tiere – Miss Bengalore« auch wunderbar für alle die den Einstieg in die Comic-Welt wagen wollen eignet.

Fazit:

Eine Fabel die geschickt mit den Emotionen der Leser*innen spielt und dabei einer Diktatur der Ausbeutung und Unterdrückung den Spiegel unter die Nase hält. Von der ersten bis zur letzten Seite Spannung und grandiose Illustrationen garantiert!

--------------------------------

© Bellas Wonderworld; Rezension vom 13.07.2020

Bewertung vom 18.03.2021
Gefährten der Hoffnung
Krämer, Jörg

Gefährten der Hoffnung


weniger gut

Beschreibung:

Die Welt wurde durch Zombie-Mutanten zerstört, nur wenige Menschen haben überlebt. Einer von ihnen ist der ehemalige Soldat Erik, der unverhofft seiner großen Liebe, Irinskat, begegnet. Doch als Irinskat und ihre Tochter Nanuk entführt werden, wird sein Glück auf einen Schlag vernichtet. Zusammen mit seinem treuen germanischen Bärenhund Odin, zu dem er eine telepathische Verbindung pflegt und dem Waldkauz Zach, macht sich Erik auf die Suche nach seiner Familie.

Unterwegs begegnen sie der italienischen Kriegerin Giada, die durch die Mutanten alles verlor und nun auf Rache sinnt. Giada schließt sich Eriks Truppe an und schon bald ergeben die beiden Menschen ein eingespieltes Kampf-Team. Doch ob sie Irinskat und Nanuk retten können, steht in den Sternen…

Meine Meinung:

Jörg Krämers Low Fantasy Roman »Gefährten der Hoffnung – Eriks Suche« spielt in Deutschland und bedarf daher keiner genaueren Umschreibung für die landschaftliche Einordnung oder gar zusätzlicher Karten. Dies und der einfach gehaltene Erzählstil gestalten einen leichten Einstieg in die Geschichte um den ehemaligen Soldaten Erik und seine tierischen Freunde Odin und Zach.

Die Grundidee der Geschichte hat mir gut gefallen, denn in einer von Zombie-Mutanten zerstörten Welt findet Erik in dem germanischen Bärenhund Odin einen Verbündeten, zu dem er sogar eine enge telepathische Verbindung hat. Außerdem erzählt Jörg Krämer die Geschichte zu einem großen Teil aus der interessanten Perspektive des Walkauz Zach, der einen hoch in die Lüfte und mit auf Nahrungsfang nimmt. Gerade die Kapitel mit Zach als Erzähler empfand ich als ungemein unterhaltsam, da seine Gedanken immer wieder von der Verliebtheit zu einer gewissen Kauz-Dame durchzogen werden.

Jörg Krämers Geschichte sorgt zwar für kurzweilige Unterhaltung, ist mit ihren 236 Seiten jedoch recht knapp bemessen und lässt noch viel Luft nach oben erkennen. Der Autor hat neben den Mutanten, die Roks genannt werden, weitere interessante Details, wie leuchtende Runen-Schwerter, Kampfsport und einen Feuervogel eingewebt. Das zusammen birgt so viel Potenzial, allerdings hätte ich mir bei diesem Umfang gewünscht, dass die Einzelheiten dazu näher erläutert worden wären, was im Gesamten eine bessere Verbindung zur Story hätte schaffen können. Alternativ dazu hätte man die Geschichte natürlich auch etwas kompakter mit weniger Details machen können.

Für einen Fantasy Roman war mir die Sprache fast schon zu einfach gehalten, und manche Stellen waren etwas holprig zu lesen. Auch der Bereich »Show don’t tell« kann sicherlich noch besser ausgearbeitet werden. Die Kapitel wechseln sich kontinuierlich von der Perspektive des Kauzes in der Gegenwart mit der Erzählungen von Eriks Vergangenheit ab. Dieser Aufbau hat für Abwechslungsreichtum gesorgt und dazu beigetragen, dass man auf jeden Fall weiterlesen wollte und das, obwohl ich mich mit keinem der Protagonisten identifizieren konnte.

Der Ansatz von »Gefährten der Hoffnung – Eriks Suche« ist wirklich gelungen, doch leider konnte mich die Geschichte aufgrund der bereits angesprochenen Punkte handwerklich leider nicht überzeugen.

Fazit:

Eine kleine und feine Fantasy-Geschichte bei der besonders die Kauz-Perspektive polarisierend hervortritt, die sonstige Ausarbeitung aber noch einige Wünsche offen lässt.

--------------------------------

© Bellas Wonderworld; Rezension vom 11.07.2020

Bewertung vom 18.03.2021
Bald sind wir wieder zu Hause
Bab Bonde, Jessica

Bald sind wir wieder zu Hause


ausgezeichnet

Meine Meinung:

Tobias, Livia, Selma, Susanna, Emmerich und Elisabeth haben eines gemeinsam: Sie sind geprägt durch die schrecklichen Erfahrungen in ihrer Kindheit, die das Nazi-Regime und dessen Rassenwahn zu Verantworten haben. Die sechs Zeitzeugen werden nicht müde, an diese geschichtsträchtige Epoche mit all ihren Gräuel zu erinnern und ihre Geschichte zu erzählen.

Die Schriftstellerin Jessica Bab Bonde und der schwedische Illustrator Peter Bergting haben die Kindheitserinnerungen dieser Frauen und Männer nun in einen Comic mit dem Titel »Bald sind wir wieder zu Hause« zusammengefasst und machen die Erzählungen bildhaft für Kinder und Erwachsene gleichermaßen zugänglich.

Die Erzählungen von Tobias, Livia, Selma, Susanna, Emmerich und Elisabeth werden nacheinander wiedergegeben und wirken durch die unterschiedlich gefärbten Eindrücke der Kindheitserinnerungen, die sich jedoch im Leiden, quälenden Hunger und den Transporten zu Arbeitslagern, Vernichtungslagern und Konzentrationslagern sowie den fürchterlichen Erlebnissen dort, auf erschreckende Weise gleichen.

Besonders gut gefallen hat mir, dass zum Abschluss jeder Erinnerung ein paar hoffnungsvolle Worte über das weitere Schicksal der Überlebenden einen Lichtschimmer in all der Finsternis verleihen. Keiner von ihnen hat sich von der Dunkelheit gefangen nehmen lassen, sondern sie haben einen lieben Menschen gefunden, geheiratet, Kinder und Enkelkinder bekommen und tragen mit der Wachhaltung und Verbreitung ihrer Erinnerungen dazu bei, dass die Schrecken des Holocaust niemals vergessen werden.

Peter Bergtings Zeichnungen entfalten durch ihre Schlichtheit sowie die triste graubraune und graublaue Farbgebung eine ganz besondere Stimmung. Die Hauptakteure sind stilistisch so dargestellt, dass sie auch ohne die Maßnahmen der Nationalsozialisten (Entfernung der Haare, Enteignung aller Habseligkeiten inklusive Kleidung und Schuhe) kaum voneinander zu unterscheiden sind. Dies schlägt auch eine visuelle Brücke zu den ähnlichen Erfahrungen der Holocaust-Überlebenden. Text und Zeichnungen geben die Geschichten der sechs jüdischen Kinder wieder, ohne dabei etwas zu beschönigen, zu bewerten oder zu erklären – es sind authentisch und nüchtern geschilderte Erlebnisse vom Leben im Ghetto, den menschenunwürdigen Gefangenentransporten zu den Vernichtungslagern sowie den entsetzlichen Todesmärschen.

Leser*innen die sich nicht davor scheuen, in die bedrückende Geschichte des Zweiten Weltkrieges einzutauchen, werden hier mit beklemmenden und erschreckenden Kindheitserinnerungen daran erinnert, wie kostbar Freiheit und Menschenrechte sind und wie wichtig es ist mit Geschichten von Zeitzeugen »Gegen das Vergessen« vorzugehen. Bab Bonde und Bergting ist mit »Bald sind wir wieder zu Hause« ein eindrucksvolles Werk gelungen, dass sich an kleine und große Leser*innen richtet und sich durch die puristische Machart bestens für Comic-Einsteiger eignet.

Fazit:

In »Bald sind wir wieder zu Hause« haben Jessica Bab Bonde und Peter Bergting das düstere Kapitel »Holocaust« für Kinder- und Jugendliche im modernen Comic-Format, ausdrucksstark aufbereitet, sodass diese auch für Erwachsene sehr lesenswert ist!

--------------------------------

© Bellas Wonderworld; Rezension vom 10.07.2020

Bewertung vom 18.03.2021
Shanghai Dream
Thirault, Philippe

Shanghai Dream


sehr gut

Meine Meinung:

Im Splitter Double wurden die zwei Bände des Comics »Shanghai Dream« des französischen Autors Philippe Thirault und des portugiesischen Illustrators Jorge Miguel zusammengefasst. In ihrer Geschichte über die Auswüchse des Rassismus und Antisemitismus im Zweiten Weltkrieg wurde mir eine kaum bekannte Perspektive eröffnet – die Flucht der verfolgten Juden nach Shanghai.

Der ehemalige Regieassistent Bernhard Hersch und seine Frau Illo, die vor der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten Drehbücher schrieb, sind geschockt von den Ereignissen der Reichspogromnacht und den immer drastischeren Maßnahmen gegen ihr Volk. Bisher wähnten Sie sich in trügerischer Sicherheit, da ihr Vater ein hochdekorierter Held des Ersten Weltkrieges ist. Doch als sich die Lage zuspitzt, können Sie auch die militärischen Auszeichnungen und Verdienste nicht länger schützen.

Aufgrund der gesundheitlichen Verfassung von Illos Vater hatte die Familie bis zuletzt von einer Flucht abgesehen, doch nun beschließt die Familie sich dem Strom der Verfolgten, darunter zahlreiche Wissenschaftler und Künstler, anzuschließen und den Weg ins Exil einzuschlagen. Jedoch sind längst die üblichen Ziele aus dem Dritten Reich nicht mehr ohne gültiges Visum zu erreichen. Damals wurde die chinesische Stadt Shanghai zu einem, mir bisher weitgehend unbekannten, Fluchtpunkt für die jüdische Bevölkerung – diese letzte Chance nutzten Bernhard und Illo.

Ein letztes Mal lässt der alte Kriegsveteran seine Beziehungen spielen, erhält jedoch nur zwei Tickets für die Schiffspassage in den rettenden Hafen Shanghais. Mit dem Traum, Illos letztes vielversprechendes Drehbuch auf die Kinoleinwand zu bringen, im Gepäck, ahnt Bernhard noch nicht, dass er schon bald völlig auf sich alleine gestellt sein wird.

Die Hoffnung auf ein besseres Leben im Fernen Osten zerplatz jedoch direkt nach der Ankunft im Hafen Shanghais. Obwohl die Stadt von den mit dem Deutschen Reich verbündeten Japanern und anderen Besatzungsmächten regiert wurde, wurden die Juden auch auf Drängen der Nazis nicht verfolgt. Die Lebensumstände für die Flüchtlinge waren allerdings auch an diesem weit entfernten Ort äußerst hart. Bernhard hat jedoch einen starken Willen und kämpft mit allen Mitteln darum, ihren Traum zu verwirklichen und Illos Drehbuch zu verfilmen.

Das kreative Team Thirault und Miguel haben mit »Shanghai Dream« eine unglaublich intensive und mitreißende Geschichte vorgelegt, die die Gräueltaten des NS-Regimes lebendig werden lässt. Die detaillierten Zeichnungen von Jorge Miguel heben die bedrückende und angsterfüllte Stimmung, die die Eingrenzung und Verfolgung eines ganzen Volkes während des Zweiten Weltkrieges entfacht haben, besonders ergreifend hervor. Sehr schön finde ich, dass in der fiktiven Geschichte ein weniger bekannter Fluchtort in den Mittelpunkt gerückt wird und auch die Position der Filmszene aufgegriffen wird.

Mit »Shanghai Dream« tragen Thirault und Miguel einen wichtigen Beitrag »Gegen das Vergessen« bei und erinnern daran, wie zerbrechlich die Freiheit tatsächlich ist und welch hohes Gut die Menschenrechte sind. Um diese Aspekte zu unterstreichen hätte ich mir allerdings noch etwas Anhangmaterial oder zumindest ein Vor- oder Nachwort gewünscht, in dem die historischen Bezüge zu der fiktiven Geschichte und deren Hintergründe deutlich gemacht werden.

Fazit:

Ein beeindruckendes wie auch berührendes Werk über die Flucht vor der Verfolgung und dem Traum einen Film zu verwirklichen.

--------------------------------

© Bellas Wonderworld; Rezension vom 07.07.2020

Bewertung vom 18.03.2021
Unfollow
Jüliger, Lukas

Unfollow


sehr gut

Meine Meinung:

Die Graphic Novel »Unfollow« ist mein erster Kontakt mit Lukas Jüligers Artwork, das sich durch mangaeske Zeichnungen und einen ausgeprägten Stil mit Wiedererkennungswert auszeichnet. Jüliger verzichtet vollkommen auf die übliche Panelführung und Sprechblasen, sondern reiht die Bilder untereinander an und lässt von einer auktorialen Erzählstimme durch die Geschichte des Klima-Influencer und Öko-Gruru »Earthboi« führen.

Zunächst kommt etwas Verwirrung auf, denn unweigerlich fragt man sich als Leser*in, wer denn da spricht und über das Leben von Earthboi, dessen Erinnerungen bis zum Kambrium zurückreichen und der als Inkarnation der Natur verstanden werden kann, berichtet. An dieser Stelle bitte am Ball bleiben, denn sobald sich der Blickwinkel erweitert und einem klar geworden ist, dass die Fangemeinschaft des Influencers, die sich mit Jüngern oder Sektenmitgliedern vergleichen lassen, die Erzählenden sind, bekommt die Geschichte noch einmal eine ganz neue Note.

Nach einer Kindheit die durch Besuche beim Kinderpsychologen und Psychiatrieaufenthalte geprägt ist, bricht der Junge mit der besonderen Verbindung zur Natur aus einer dieser Einrichtungen aus und folgt seiner Bestimmung. Um den Menschen die verheerenden Auswirkungen der Ausbeutung des Planeten Erde vor Augen zu führen, benutzt er die sozialen Medien und wird damit zum neuen Phänomen im World Wide Web.

Doch wie kann die Menschheit die nahende Klimakatastrophe abwenden, ohne dabei die Weltordnung völlig umzukrempeln?

»Earthboi« passt mit seinem digitalen Instrument und seiner Anpassung als stylische Influencer-Ikone ohne Frage in die moderne Zeit wie kein anderer, aber auch ihm fehlt noch der nötige Funke, um einen Prozess in Gang zu setzen, der die Welt verändert. Ein wichtiges Instrument hat er jedoch schon an der Hand: unzählige Follower und Anhänger.

»Earthboi« die Installationskünstlerin Yu kennenlernt, scheint das fehlende Puzzle-Stück gefunden. Gemeinsam gründen sie eine Art Öko-Kommune, die durch VIP-Besuche die nötige Aufmerksamkeit und Vermarktung erfährt. Die Botschaft der Gemeinschaft verbreitet sich immer rasanter. Doch Earthboi hat in Yu jemanden gefunden, der ihn menschlicher und für weltliche Genüsse verführbar macht. Das gefällt den Hardcore-Jüngern aber überhaupt nicht und so kommt es zu Differenzen im Paradies.

Lukas Jüliger legt mit »Unfollow« eine Graphic Novel vor, die sich durch die strukturierte Aneinanderreihung von Text und Bildern auch für Comic-Einsteiger anbietet. Zudem wird die Aufmerksamkeit durch die großflächige Kolorierung in Blau und zarten Rot-Tönen auf das Wesentliche gelenkt.

Lukas Jüliger wirft mit seiner kritischen Erzählung das Scheinwerferlicht auf die gegenwärtige Gesellschaft und gibt damit Denkanstöße. Trotz des wichtigen Themas und der gelungenen Umsetzung, die mit subtiler Spannung an die Seiten zu fesseln weiß, kam mir das Ende etwas zu abrupt und unrund daher.

Fazit:

»Unfollow« gleicht einer utopischen Fabel, die die Klimakrise und die bizarren Auswüchse der Social-Media-Kultur in einer Geschichte vereint.

--------------------------------

© Bellas Wonderworld; Rezension vom 06.07.2020