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Benutzername: 
dorli
Wohnort: 
Berlin
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 883 Bewertungen
Bewertung vom 29.04.2019
Zum Teufel mit den fiesen Friesen / Ostfriesen-Krimi Bd.6
Franke, Christiane;Kuhnert, Cornelia

Zum Teufel mit den fiesen Friesen / Ostfriesen-Krimi Bd.6


ausgezeichnet

Christiane Franke und Cornelia Kuhnert erzählen auch ihren sechsten Krimi mit dem Neuharlingersieler Ermittlertrio wieder mit viel Pep und Schwung. Es geht in diesem Buch gewohnt frisch, locker und lebhaft zu – den Leser erwarten neben einer guten Portion Spannung vor allen Dingen Wortwitz und jede Menge Situationskomik.

Auch wenn der Humor und die spannende Verbrecherjagd im Vordergrund stehen, darf eine kräftige Dosis Lokalkolorit natürlich nicht fehlen. Neben einem Ausflug in die Historie des Landstrichs – es geht um die ostfriesischen Häuptlinge – wurde auch der Alltag der Dorfgemeinschaft mit allem, was die Küstenbewohner interessiert und bewegt, in die Handlung integriert. Themen aus Kultur und lokaler Politik werden genauso beleuchtet wie regionale Projekte. Auch auf einige Spezialitäten und Leckereien aus der ostfriesischen Küche nebst Rezepten im Anhang kann sich der Leser wieder freuen.

„Zum Teufel mit den fiesen Friesen“ hat mich durchweg begeistert – ein großartiges Lesevergnügen.

Bewertung vom 29.04.2019
Nur wer die Hölle kennt / Nola van Heerden & Renke Nordmann Bd.4
Wendelken, Barbara

Nur wer die Hölle kennt / Nola van Heerden & Renke Nordmann Bd.4


ausgezeichnet

Martinsfehn/Ostfriesland. Zwanzig Jahre ist es her, dass die ehemalige Springreiterin Verena Matzke, ihr kleiner Sohn Michel sowie Daniela Finke, die auf dem Pferdehof der Matzkes eine Ausbildung absolvierte, bei einer schrecklichen Brandkatastrophe ums Leben gekommen sind. Obwohl damals schnell feststand, dass es sich um Brandstiftung gehandelt hat, wurde der Täter nie dingfest gemacht. Noch heute gehen allerdings viele Dorfbewohner davon aus, dass Verenas damals 15-jährige Tochter Melody das verheerende Feuer gelegt hat. Daher ist es kaum verwunderlich, dass Melody nicht mit offenen Armen empfangen wird, als sie jetzt in ihr Heimatdorf zurückkehrt. Nur ihre frühere Freundin Simone Jakobi freut sich über das Wiedersehen. Simone will ein Buch über die Feuernacht schreiben und verkündet auf ihrer Geburtstagsfeier - zu der sie auch Melody eingeladen hat - lautstark, dass sie den wahren Brandstifter kennt. Kurz darauf brennt wieder ein Haus in Martinsfehn. In den Trümmern wird eine völlig verkohlte Leiche gefunden: Simone.

„Nur wer die Hölle kennt“ ist bereits der vierte Fall für Nola van Heerden und ihren Kollegen Renke Nordmann - dieser Krimi ist aber auch ohne Kenntnis der vorhergehenden Bände bestens verständlich.

Barbara Wendelken hat einen sehr fesselnden Schreibstil. Der Krimi wird spannend erzählt und entwickelt schon nach wenigen Seiten einen Sog, dem man sich als Leser nicht entziehen kann.

Die Handlung spielt auf zwei Zeitebenen. Das gegenwärtige Geschehen mit den Ermittlungen von Nola und Renke im Fall Simone Jakobi wird immer wieder von den Ereignissen im Jahr 1997 unterbrochen. In den Rückblenden erfährt der Leser nach und nach, was in der Zeit rund um den furchtbaren Brand geschehen ist und kann sich ein Bild von den damals beteiligten Personen machen, von denen ein großer Teil auch in dem aktuellen Fall eine wichtige Rolle spielt. Häufige Perspektivwechsel machen es möglich, dass man die damaligen und heutigen Vorgänge aus unterschiedlichen Blickwinkeln beobachten und dabei sehr intensiv an den Gedanken und Gefühlen aller Akteure teilhaben kann.

Falsche Fährten, viele Verdächtige sowie immer neue Hinweise, Indizien und Ereignisse halten das Geschehen lebendig und haben mir viel Platz zum Miträtseln und Mitgrübeln über Motiv und Identität des Täters gegeben.

„Nur wer die Hölle kennt“ hat mich durchweg begeistert – ein abwechslungsreicher, gut durchdachter Krimi, der mir mit seiner fesselnden Handlung ein paar äußerst spannende Lesestunden beschert hat.

Bewertung vom 11.04.2019
Der Gesang der Bienen
Dorweiler, Ralf H.

Der Gesang der Bienen


ausgezeichnet

Münstertal im Schwarzwald, 1152. Das beschauliche Leben des Zeidlers Seyfried gerät völlig aus den Fugen, als seine heilkundige Frau Elsbeth für den Tod von Fronika - der Tochter Gottfrieds von Staufen, des ministerialen Marschalls der Zähringer - verantwortlich gemacht und zum Tode verurteilt wird. Vom zuständigen Gericht bekommt Seyfried eine Frist von zwei Wochen und damit die Gelegenheit, die Fürsprache der Äbtissin Hildegard von Bermersheim einzuholen und das Leben seiner Frau zu retten. Seyfried macht sich unverzüglich auf den Weg nach Bingen…

In seinem historischen Roman „Der Gesang der Bienen“ nimmt Ralf H. Dorweiler den Leser mit auf eine Reise mitten hinein in das 12. Jahrhundert und wartet mit einer tollen Mischung aus Historie, Abenteuer und Spannung auf.

Ralf H. Dorweiler erzählt mit viel Pep und Schwung. Obwohl die Akteure einiges an
Leid ertragen müssen, wirkt die Geschichte farbenfroh und lebendig. Dank der detailreichen Beschreibungen und Schilderungen kann man sich alles bestens vorstellen und wird von der vorherrschenden Atmosphäre schnell eingefangen.

Der Autor hat wenig Mitleid mit seinen Protagonisten. Seyfried bekommt auf der selbst unter günstigen Bedingungen kaum zu schaffenden Strecke nach Bingen allerhand Steine in den Weg gelegt. Und als er endlich angekommen ist, wird seine Geduld auf eine harte Probe gestellt, denn die Äbtissin Hildegard konfrontiert den Zeidler mit allerlei Aufgaben und Bedingungen, bevor sie über sein Anliegen entscheiden will.
Elsbeths Ausharren im Kerker ist natürlich alles andere als ein Zuckerschlecken und auch Seyfrieds 14-jährige Tochter Anna, die gemeinsam mit ihrem Bruder Jasper auf der Staufener Burg abwarten muss, bis Seyfried zurück ist, hat mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen.

Ralf H. Dorweiler erzählt nicht nur die spannende Geschichte rund um Seyfried und seine Familie, er macht den Leser auch mit einem alten Handwerksberuf bekannt: dem des Zeidlers. Ein Zeidler war mit dem Sammeln von Honig und Wachs von wilden Bienen beschäftigt. Die vielfältigen Aufgaben, die Arbeitsweise und die Schwierigkeiten, die bei der Ausübung dieses Berufes auftraten, werden interessant beschrieben und verständlich erläutert.

„Der Gesang der Bienen“ hat mir sehr gut gefallen. Es hat Spaß gemacht, die Akteure durch die für sie sehr aufregende Zeit zu begleiten und ihr Miteinander und Gegeneinander zu beobachten.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.04.2019
Die Erleuchtung der Welt
Wild, Johanna von

Die Erleuchtung der Welt


ausgezeichnet

Neckargemünd, 1425. Die 10-jährige Helena steht am Straßenrand inmitten einer der kurfürstlichen Familie zujubelnden Menschenmenge und bekommt ein unerwartetes Geschenk: Prinzessin Mechthild - erstgeborene Tochter von Kurfürst Ludwig und seiner Gattin Matilde – wirft ihr eine kleine Puppe zu. Welche Bedeutung das kleine Präsent für ihren weiteren Lebensweg haben wird, ahnt Helena zu diesem Zeitpunkt nicht…

Zwei Jahre nach dieser ersten Begegnung mit Mechthild nimmt Helenas Leben eine furchtbare Wendung – ihr Vater, ein Tagelöhner, kann seine Spielschulden nicht begleichen und verkauft Helena an den brutalen Winzer Cuntz Wengerter. Als Magd soll sie die Schulden abarbeiten. Wochenlang ist Helena den Grausamkeiten des Winzers ausgeliefert, bis ihr schließlich die Flucht gelingt und sie Schutz in einem Kloster findet…

Johanna von Wild ist mit „Die Erleuchtung der Welt“ ein ausgezeichnetes Porträt über eine außergewöhnliche Frau des 15. Jahrhundert gelungen: Mechthild von der Pfalz.

Mechthild von der Pfalz war eine gebildete und selbstbewusste Frau, der es wichtig war, freies Denken zu fördern. Eine Büchersammlerin, die sich als Gönnerin von Wissenschaft und Kunst hervorgetan und ihren Sohn Graf Eberhard V. von Württemberg (Eberhard im Bart) bei der Gründung der Universität Tübingen unterstützt hat.

Johanna von Wild hat das Schicksal ihrer Protagonistin Helena eng mit dem Leben und Wirken Mechthilds verwoben. Helena wird im Verlauf des Romans zu Mechthilds Vertrauter und bleibt - bis auf eine mehrjährige Auszeit, die sie nach einem heftigen Streit in Rom verbringt - stets an deren Seite. Doch auch die Nähe zu dem Adelshaus kann nicht verhindern, dass Helena immer wieder von ihrer Vergangenheit eingeholt wird und mit einigen Widrigkeiten zu kämpfen hat.

Die Autorin hat einen angenehm flott zu lesenden Schreibstil und erzählt nicht nur sehr anschaulich von den Höhen und Tiefen in Helenas und Mechthilds Leben, sondern hat auch viele Begebenheiten aus der regionalen Historie - wie zum Beispiel die Teilung Württembergs durch den Nürtinger Vertrag - in ihre Geschichte eingeflochten und damit ein facettenreiches und glaubwürdiges Bild von Zeit und Ort gezeichnet.

„Die Erleuchtung der Welt“ hat mir sehr gut gefallen – eine spannend erzählte Geschichte, die mir nicht nur unterhaltsame Lesestunden beschert, sondern mich auch realitätsnah an einem Stückchen deutscher Geschichte teilhaben lassen hat.

Bewertung vom 09.04.2019
Die Blutchronik
Le Hingrat, Liliana

Die Blutchronik


ausgezeichnet

Edirne, Osmanisches Reich im Mai 1448. Vlad Draculea – seit mehreren Jahren gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Radu in osmanischer Geiselhaft – wird von Sultan Murad entlassen und zum Fürsten der Walachei ernannt. Der 18-jährige Vlad fiebert der Rückeroberung des walachischen Throns entgegen, endlich kann er den Tod seines Vaters rächen. Und damit beginnt sich das Karussell aus grausamen und blutigen Machtkämpfen zu drehen…

In ihrem historischen Roman „Die Blutchronik“ entführt Liliana Le Hingrat den Leser in das 15. Jahrhundert nach Südosteuropa und erzählt die Geschichte des walachischen Fürsten Vlad III. Draculea.

„Die Blutchronik“ ist die Fortsetzung von Liliana Le Hingrats Debütroman „Das dunkle Herz der Welt“ – obwohl die Kenntnis des ersten Bandes nicht unbedingt vonnöten ist, halte ich es für ratsam, die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen, da das Wissen über die vorherigen Ereignisse den weiteren Lebensweg Vlads verständlicher und nachvollziehbarer macht.

Liliana Le Hingrat erzählt in diesem Roman nicht nur die Lebensgeschichte des Vlad Draculeas, sondern nimmt den Leser mit auf eine Reise durch die südosteuropäische Historie. Die Autorin hat dafür die historischen Ereignisse in der Region zwischen Mai 1448 und Dezember 1476 mit einer spannenden fiktiven Geschichte verknüpft und so ein vielschichtiges und glaubwürdiges Bild von Ort und Zeit gezeichnet.

Schnell ist man mittendrin im Geschehen und wird mit einer Welt aus Machtgier, Intrigen, Verrat und Mord konfrontiert. Man merkt dem Roman auf jeder Seite an, dass Liliana Le Hingrat sehr intensiv recherchiert hat. Viele Fakten, die - wie die Autorin in ihrem Nachwort erläutert - durch eigene Interpretationen ergänzt wurden, lassen die politische Situation und das Gerangel um den Thron der Walachei, mit all der Brutalität und Grausamkeit, wie sie in der damaligen Zeit üblich war, vor den Augen des Lesers lebendig werden. Neben den ganzen kriegerischen Handlungen beleuchtet Liliana Le Hingrat aber auch das persönliche Umfeld Vlad Draculeas und zeigt den Fürsten als Ehemann und Vater.

„Die Blutchronik“ hat mir sehr gut gefallen – auch wenn das Ringen um die Macht und die ganzen Kriegswirren nicht immer leicht zu durchschauen waren, war es sehr interessant, das vielfältige Miteinander und Gegeneinander der Akteure zu beobachten und damit einen Einblick in die Geschichte Südosteuropas zu bekommen.

Bewertung vom 08.04.2019
Unsterblich
Franke, Thomas

Unsterblich


ausgezeichnet

In seinem Thriller „Unsterblich“ wartet Thomas Franke mit einer mitreißenden Geschichte über den Wunsch nach Unsterblichkeit und den Gefahren und Abgründen moderner Hirnforschung auf.

Berlin im Mai 2024. Raven Adam und sein Bruder Julian gehörten zu den besten Freerunnern der Stadt, bis ein schrecklicher Unfall im vergangenen September alles verändert hat - die Brüder wollten Julians Sprung von einem Parkdeck auf ein Nachbargebäude filmen, doch Julian rutschte ab und stürzte in den Tod. Obwohl Raven mit Erinnerungslücken zu kämpfen hat, zweifelt er an der Unfalltheorie und beginnt, Nachforschungen anzustellen. Während seiner Suche nach Hinweisen stößt er unter anderem auf einen Hilferuf von Mirja Roth, den Julian eine Woche vor seinem Tod erhalten hat…

In einem zweiten, zeitversetzt beginnenden Handlungsstrang lernt der Leser Mirja kennen. Mirja ist eine Bekannte von Raven und Julian, die im Mai 2023 nach Pará in Brasilien geflogen ist, um dort in einer Dschungelklinik ein Praktikum zu absolvieren. Mirjas Aufenthalt gestaltet sich von Anfang an als mysteriös. Doch bis der Studentin klar wird, dass in der Klinik der renommierten Morgenthau-Stiftung nicht alles so ehrenwert ist, wie es auf den ersten Blick scheint, ist es für eine Rettung schon fast zu spät…

Thomas Franke versteht es ausgezeichnet, die Spannung schon nach wenigen Seiten auf ein enorm hohes Level zu katapultieren. Der Thriller wird anschaulich erzählt und besticht neben einer dramatischen Handlung und ausdrucksstarken Figuren vor allen Dingen durch die gekonnte Verknüpfung von Fiktion und Realität - es gelingt dem Autor ganz hervorragend, die Grenze zwischen den tatsächlichen Möglichkeiten der modernen Hirnforschung und Science-Fiction verschwimmen zu lassen, so dass man als Leser ständig grübelt, was heutzutage wirklich möglich ist.

Nicht nur Spannung, rasante Action und aufregende Verfolgungsjagden lassen diesen Thriller zu einem Highlight werden, Thomas Franke liefert auch interessanten Stoff zum Nachdenken: Wie weit dürfen Wissenschaft und Medizin mit ihren Forschungen gehen? Wann ist die Grenze des moralisch und ethisch Vertretbaren erreicht? Und was passiert, wenn diese Grenze durch die Gier skrupelloser Menschen überschritten wird?

Trotz häufiger Perspektivwechsel, unterschiedlicher Schauplätze und zahlreicher Handlungsfäden konnte ich dem Geschehen durchweg bestens folgen. Unvorhersehbare Ereignisse und Wendungen halten die Handlung lebendig und sorgen dafür, dass die Spannung bis zur letzten Seite nicht abreißt.

„Unsterblich“ hat mich durchweg begeistert – ein abwechslungsreicher, gut durchdachter Thriller, der mir ein paar äußerst spannende Lesestunden beschert hat. Absolute Leseempfehlung für alle, die mitreißende Geschichten mit Tiefgang mögen.

Bewertung vom 27.03.2019
Grado im Sturm / Kommissarin Degrassi Bd.4
Nagele, Andrea

Grado im Sturm / Kommissarin Degrassi Bd.4


ausgezeichnet

Grado. Emmanuele Mieli wird in einem Supermarkt zufällig Zeuge eines Mordkomplotts. Der Teenager befürchtet, dass einer der potentiellen Mörder ihn gesehen hat und prescht davon. Er geht zur Polizei, doch man glaubt ihm seine Geschichte nicht. Am nächsten Tag ist Emmanuele spurlos verschwunden. Für Commissaria Maddalena Degrassi und ihr Team beginnt eine fieberhafte Suche, während sich am Himmel über Grado etwas zusammenbraut…

In weiteren Handlungssträngen lernt der Leser ganz unterschiedliche Menschen kennen. Neben dem Meteorologe Giuseppe, dem niemand Glauben schenkt, als er einen schweren Sturm vorhersagt und der Krankenschwester Beatrice, die mit Dämonen aus der Vergangenheit zu kämpfen hat, sind in den Tagen vor dem verhängnisvollen Sommertag noch viele weitere Personen mit ihren ganz eigenen Problemen beschäftigt. Dann bricht der Sturm los und plötzlich ist in Grado nichts mehr, wie es vorher war…

„Grado im Sturm“ ist bereits der vierte Fall für Maddalena Degrassi, der Krimi ist aber auch ohne Kenntnis der vorherigen Bände bestens verständlich.

Andrea Nagele zeigt auch in diesem auf einer wahren Begebenheit basierenden Roman wieder, dass sie ein gutes Händchen für psychologisch ausgefeilte Geschichten hat. Fesselnd und wirklichkeitsnah schildert sie die unterschiedlichen Schicksale ihrer Akteure und deren Erlebnisse vor dem Unwetter. Als dann die Katastrophe in Form eines Tornados über die Stadt an der Adria hereinbricht, werden die Beschreibungen der Autorin noch intensiver – man fühlt sich mittendrin in diesem furchtbaren Chaos aus Regenfluten, umherfliegenden Dachziegeln und umstürzenden Bäumen und kann das Entsetzen und die Angst der Menschen deutlich spüren.

„Grado im Sturm“ hat mir sehr gut gefallen – eine mitreißend erzählte Geschichte, die mir ein paar spannende Lesestunden beschert hat.

Bewertung vom 27.03.2019
Das letzte Achtel
Pfeifer, Günther

Das letzte Achtel


ausgezeichnet

Günther Pfeifer hat sich als Handlungsort für seinen fünften Mordbuben-Krimi ein idyllisches Fleckchen im schönen Weinviertel ausgesucht – das Städtchen Retz. Doch die Beschaulichkeit der auf den ersten Blick so bezaubernd wirkenden Ortschaft ist trügerisch, denn hier wird gemordet!

Die spätberufenen Ermittler der Wiener Mordkommission Hawelka und Schierhuber werden von ihrem Chef, dem „Erzherzog“, nach Retz abkommandiert, um undercover als Reporter Licht in das Dunkel eines bizarren Mordfalls zu bringen: Auf einem Feld wurde ein Toter gefunden, in einen nahezu perfekten Kreis um ihn herumdrapiert 37 ebenfalls tote Rohrweihen.

Die Wiener Mordbuben machen sich auf den Weg in die niederösterreichische Weinstadt. Mit im Gepäck haben sie zwei wichtige Anweisungen des Erzherzogs - zum einen muss die Mission absolut geheim bleiben. Und zum anderen sollen die beiden jeden Tag telefonisch Meldung über ihre Fortschritte in dem Fall machen. Klappt natürlich beides nicht so richtig. Aber es kann ja auch nicht alles klappen.

Günther Pfeifer hat sich diesmal eine Überraschung für Hawelka und Schierhuber ausgedacht. Herta Berlakovic, ihres Zeichens Vorsteherin des Administrationsbüros, wird die beiden Ermittler nicht wie gewohnt vom Auskunftsbüro aus mit Informationen versorgen, sondern unterstützt ihre Kollegen tatkräftig vor Ort.

Den Leser erwarten in diesem Krimi neben einer guten Portion Spannung vor allen Dingen Wortwitz, jede Menge Situationskomik und herrliche Dialoge in Mundart. Genauso informative wie amüsante Fußnoten runden das unterhaltsame Paket ab.

Ganz besonders punkten kann Günther Pfeifer mit dem Lokalkolorit. Nicht nur, dass ich mir dank der ausführlichen Beschreibungen alle Schauplätze in und um Retz sehr gut vorstellen konnte, der Autor hebt die lokalen Sehenswürdigkeiten und Besonderheiten - wie zum Beispiel das verwinkelte Kellerlabyrinth unter dem historischen Hauptplatz - besonders hervor, indem er diese geschickt in die Handlung integriert.

„Das letzte Achtel“ hat mich durchweg begeistert – ein großartiges Lesevergnügen.

Bewertung vom 27.03.2019
Venuswalzer / Stella Albrecht Bd.2
Minck, Lotte

Venuswalzer / Stella Albrecht Bd.2


sehr gut

Mit „Venuswalzer“ geht es für die Astrologin Stella Albrecht, ihre Oma Maria und Kommissar Arno Tillikowski bereits in die zweite Runde – die Ruhrpott-Krimödie ist aber auch ohne Kenntnis des vorhergehenden Bandes bestens verständlich.

Diesmal wird Stellas Unterstützung von Andrea „Ruby“ Rubikon benötigt, einer guten Freundin von Journalist Ben Glaeser. Ruby wird seit Wochen von Bauarbeiten an ihrer Hausfassade und ganz besonders von den fiesen Übergriffen eines Malers malträtiert. Als der Handwerker ausgerechnet vor ihrem Fenster vom Baugerüst in die Tiefe stürzt, gerät Ruby in den Verdacht, bei dem Absturz ein wenig nachgeholfen zu haben…

Lotte Minck hat einen flotten, angenehm zu lesenden Schreibstil. Es gelingt ihr ganz ausgezeichnet, mit zahlreichen Klischees, Vorurteilen und überspitzten Darstellungen zu spielen und daraus eine vergnügliche Geschichte zu formen. Der Krimi wird mit viel Witz erzählt, dennoch macht die Autorin deutlich, wie hilflos Menschen manchmal Belästigungen und unhaltbaren Verdächtigungen gegenüberstehen.

Die Akteure, die Lotte Minck ins Rennen schickt, beleben mit ihren Eigenarten die Szenerie und sorgen mit vielen lockeren Sprüchen für eine Menge Schwung und kurzweilige Unterhaltung.

Das Lesen und Mitermitteln hat Spaß gemacht - „Venuswalzer“ ist ein Krimi, der mit liebenswerten Ermittlern und einer großen Portion Humor punkten kann.

Bewertung vom 27.03.2019
Libertys Lächeln
Kollender, Andreas

Libertys Lächeln


sehr gut

New York, im Spätsommer 1901. Auf einer Bank im Battery Park vis-à-vis der Freiheitsstatue sitzt Carl Schurz, deutscher Ex-Revolutionär und ehemaliger Innenminister der Vereinigten Staaten. Die Anfeindungen zweier junger Männer animieren den 72-jährigen Schurz, die bedeutsamsten Stationen seines ereignisreichen Lebens Revue passieren zu lassen.

Carl Schurz war Journalist, Rechtsanwalt, Soldat, Politiker und brillanter Redner. Zeit seines Lebens hat er für die Freiheit aller Menschen gekämpft. Ein rastloser Mann, der sich unermüdlich für Gleichheit, Demokratie und Gerechtigkeit eingesetzt hat. In mehreren Rückblicken berichtet der Freiheitskämpfer von seinen vielfältigen Erlebnissen während der Märzrevolution und des Amerikanischen Bürgerkriegs; er macht den Leser mit seiner Frau Margarethe bekannt und stellt ihm Weggefährten wie Gottfried Kinkel, Abraham Lincoln und Mark Twain vor; und er schildert seine während einer furchtbaren Reise in die Südstaaten gemachten Erfahrungen. Außerdem hinterfragt Schurz sehr kritisch, ob Freiheit um jeden Preis wirklich erstrebenswert ist. Ob das viele Leid und die unzähligen Opfer, die die Kämpfe gefordert haben, gerechtfertigt waren.

Andreas Kollender lässt seinen Protagonisten in kurzen, klaren Sätzen erzählen. Kaum Umschreibungen, wenig Adjektive, keine Abschweifungen, keine Schnörkel. Obwohl ich eigentlich ein Freund von detaillierten und farbenfrohen Beschreibungen bin, hat mir dieser Schreibstil gut gefallen. Er passt zu dem ruhelosen Menschen, den ich in diesem Buch kennengelernt habe. Ich habe mich durchweg von Carl Schurz und seinen Schilderungen mitgenommen gefühlt und konnte seinen Erlebnissen und Gedanken prima folgen.

„Libertys Lächeln“ hat mir sehr gut gefallen – ein Roman, der mir neben einem Blick in die Politik des 19. Jahrhunderts vor allen Dingen eine spannende Reise durch das Leben und die Karriere eines prominenten „Forty-Eighters“ ermöglicht hat.