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Ritja
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Bücher, Bücher, Bücher...viele Träume und Geschichten, die einem atemlos, traurig, fröhlich oder nachdenklich machen. Sie sind gute und geduldige Begleiter durch das Leben und schaffen Platz für Kreativität und Ruhe. https://buchstabenfestival.blogspot.com/
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Bewertungen

Insgesamt 761 Bewertungen
Bewertung vom 23.04.2021
Mehr Natur im Garten
Gastl, Markus

Mehr Natur im Garten


ausgezeichnet

Eigentlich sollte man davon ausgehen können, dass im Garten Natur ist. Jedoch sind einige Gärten sehr weit weg von Natur und Vielfalt. Dort herrscht der millimeterkurze Rasen, die Steinplatten und die kleinen runden Rondelle mit Blumen, die kein Insekt ernähren.

Markus Gastl veranschaulicht in seinem Buch wie leicht es ist, wieder Leben in den Garten zu bringen. Statt Rasen, der aufwendig gepflegt und umsorgt werden muss, lieber eine schöne Wiese, die nur zweimal im Jahr gemäht wird. In der restlichen Zeit blüht sie einfach. Bunt, wild und mit Schmetterlingen und Insekten verziert.

Einfach mal das Holz in einer Ecke liegen lassen und den kleinen Tieren ganz einfach ein Zuhause bieten. Das geht auch ohne Baumarkthütte zu 49,99€. Oder einheimische Leckereien, also Pflanzen, anbauen, statt Exoten, die die einheimische Biene nicht kennt und von der sie keinen Nutzen hat. Was spricht gegen eine wilde Ecke im Garten, wo die Natur mal zeigen kann, was sie drauf hat? Muss alles steril, klar geordnet und schön sauber sein? Draußen in der Natur? Wirklich?

Das Buch gibt viele Informationen und Ideen für ein gutes Miteinander im Garten und auf dem Balkon. Auch Pflanztöpfe auf Kopfsteinpflaster und öden Straßenzügen können für die Insekten ein Rettungsanker darstellen. Es kostet wenig, bringt aber jede Menge Farbe, Freude und Futter.

Traut euch!

Bewertung vom 07.04.2021
Großstadtgewächs
Vincent, Alice

Großstadtgewächs


sehr gut

Dieses Buch hat mich überrascht. Es passt in keine Schublade. Immer wenn man denkt, dahin passt es jetzt, gibt es einen kleinen inhaltlichen Schlenker und die Schublade springt wieder auf. Es ist ein Roman. Das passt.

Aber es ist kein so richtiger biografischer Roman, obwohl die Autorin aus ihrem Leben erzählt. Alice Vincent beschreibt ihre Zeit als Mittzwanzigerin mit Freund, Eigentumswohnung und festen Job. Sie lebt in London und arbeitet als Redakteurin bei einer britischen Zeitung. Dabei ist sie mehr oder weniger glücklich. Eigentlich sollte sie zufrieden sein, da sie es geschafft hat. Einen festen Job bei der Zeitung.

Es ist keine so richtige Liebegeschichte, obwohl die Autorin von ihrer schmerzhaften Trennung und dem Neustart berichtet. Ihre gewohnten Abläufe werden zerstört, ihr Alltag durcheinander gewirbelt und der Mann an ihrer Seite ist weg. Einfach so. Das muss sie verarbeiten und sich aus ihrer Komfortzone herausbewegen.

Es ist kein Gartenbuch, obwohl hier ganz viele tolle Pflanzen und Naturfakten beschrieben und näher vorgestellt werden. Alice Vincent sucht Halt, Ruhe und Hoffnung und findet sie auf ihrem Balkon. Ihre Pflanzen geben ihr Hoffnung, denn sie kommen trotz schlechten Bedingungen, wenig Pflege und wenig Wissen seitens der Autorin immer wieder und blühen und treiben aus. Sie entdeckt die Parks und die Grünflächen der Stadt. Dabei geht sie auf einzelne Parkanlagen ein, erzählt von deren Entstehung und welche Pflanzen von wem aus welchem Land eingeführt worden. Viel Geschichte und viele interessante Pflanzenfakten gibt es auf diesen Seiten.

Es ist kein Achtsamkeitsroman, obwohl die Autorin von ihren Fluchten in der Natur und ihren Miniauszeiten mit den Pflanzen erzählt. Das Entschleunigen, die Gartenarbeit und die ehrenamtliche Tätigkeit bringen sie zurück, zu sich selbst und zu neunem Mut und Kraft. Ihr wird klar, was wirklich zählt und wagt immer mehr und lernt loszulassen und sich den unbequemen Gedanken zu stellen.

Am Ende klappte ich das Buch zu und stellte fest: es ist ein wunderbarer und gut zu lesender Roman, der es schafft, alles miteinander zu verbinden. Eine gute Mischung aus Lebensgeschichte und Naturfakten. Ich wurde gut unterhalten, habe einiges dazugelernt und hatte ein paar schöne Lesestunden.

Bewertung vom 06.04.2021
12 Farben Grün - Eine Entdeckungsreise durch die Natur
Kluth, Carsten

12 Farben Grün - Eine Entdeckungsreise durch die Natur


gut

Ein Großstädter zieht aufs Land und entdeckt die Besonderheiten der Natur.

12 Farben grün sind 12 Monate im Jahr, in der die Natur ihre grüne Wandelbarkeit zeigt. Carsten Kluth ist begeistert und zeigt es in seinen Texten sehr deutlich. Sein Schreibstil war etwas gewöhnungsbedürftig und ließ sich leider nicht so richtig flüssig lesen, aber mit ein paar Pausen ging es dann doch ganz gut.

Für mich waren die vielen Entdeckungen eher etwas enttäuschend, denn vieles war so banal, dass man sich fragte, warum (be-)schreibt er das jetzt? Vielleicht liegt meine Irritation daran, dass ich in keiner Großstadt lebe und seit Jahren einen Garten habe und somit die Natur schon sehr lange und sehr bewußt wahrnehme. Vielleicht übertreibt er ganz bewusst, um den lesenden Nichtnaturkenner zu motivieren, hinauszugehen und nachzusehen, was er in den Brachen der Stadt entdecken kann.

Ich konnte durchaus seine Begeisterung für die Natur über die Jahreszeiten erlesen, aber sie sprang nicht über. Irgendetwas bremste den Funkenflug und so las ich dieses Buch mit mäßiger Begeisterung. Es kann (wie schon gesagt) daran liegen, dass ich einen anderen Erfahrungsschatz mit der Natur und auch schon sehr viele Bücher zu diesem Thema gelesen habe, dass es mich nicht so sehr fasziniert hat.

Bewertung vom 04.04.2021
Karl, Michaela

"Ich würde so etwas nie ohne Lippenstift lesen"


sehr gut

Ach, herrlich. Einfach abtauchen. Das kleine Schwarze überziehen, die Füße in ein paar High Heels quetschen und dann gehts direkt ins Jahr 1955. New York, die brodelnde und lebensfrohe Stadt, die niemals schläft und Maeve Brennan mittendrin. Sie lebt ihren ganz eignen Stil. Wenn man sich die Bilder im Buch anschaut, schaut man fast einer zweiten Audrey Hepburn ins Gesicht. Doch man darf sich von diesem schönen Gesicht nicht täuschen lassen. Maeve Brennan, eine Irin, die sich in den Kopf gesetzt, in New York erfolgreich zu werden. Sie wird es. Sie arbeitet beim Harper's Bazar umd beim New Yorker mit den Größten der Branche zusammen und sie schreibt. Sie ist intelligent, selbstständig und selbstbewußt. Ihre Literaturkritiken konnten einen Autoren hochleben lassen oder vernichten. Aber sie wollte immer etwas mehr.

Michaela Karl schreibt wunderbare Biografien. Man kann aufgrund der sehr detaillierten Beschreibungen direkt abtauchen und das Kopfkino einschalten. Es funktioniert gut. Allerdings muss man etwas flexibel sein, denn die Autorin springt zwischen den Jahren hin und her. Da das Buch in verschiedene Kapitel eingesteilt ist, kann es passieren, dass man beim Wechsel des Kapitels auch das Jahr noch einmal wechselt. Das ist anfangs etwas verwirrend, aber auch daran gewöhnt man sich. Auch im Text gibt es immer wieder mal Zeitsprünge. Trotz der Sprünge kann man beim Lesen das Lebensgefühl dieser Zeit spüren und nachempfinden.

Für Fans von New York, Literatur und Biografien ist es eine wahre Fundgrube an Details, Fakten und Lebensgefühl.

Bewertung vom 31.03.2021
Federleicht: Wie du loslässt und ein befreites und erfülltes Leben führst. Inneres Aufräumen für mehr Selbstakzeptanz und Selbstliebe I Die besten Be-free-Tools und Übungen der Mentaltrainerin
Pignitter, Melanie

Federleicht: Wie du loslässt und ein befreites und erfülltes Leben führst. Inneres Aufräumen für mehr Selbstakzeptanz und Selbstliebe I Die besten Be-free-Tools und Übungen der Mentaltrainerin


gut

Das Buch von Melanie Pignitter ist ein Sachbuch, ein Ratgeber und ein erster Schritt in Richtung Loslassen. "Federleicht" habe ich mich nach der Lektüre nicht gefühlt, aber zumindest konnte ich ein paar Ideen und Anregungen für mich herausziehen. Das Buch ist schlicht gestaltet, was ich gut fand, da der Fokus nicht auf bunte Bilder und knallige Farben gelenkt wurde, sondern ganz klar auf den Inhalt. Einzig die gelbe Schrift fand ich schwer zu lesen, da hätte ich mir eine dunkle Farbe gewünscht.

Melanie Pignitter erzählt in diesem Buch auch immer wieder von sich selbst, wie es ihr erging und wie lange der Prozess bei ihr dauerte bzw. er noch immer nicht abgeschlossen ist. Das war, für mich als Leserin, gut, denn dann wurde der Druck genommen am Ende des Buches alles zu können.

In den einzelnen Kapiteln tauchen immer wieder auch bekannte Themen wie Minimalismus, Achtsamkeit und Dankbarkeit auf. Sie haben eben auch Einfluss auf das Loslassen. Die Texte fand ich durchaus interessant und anschaulich. Die Übungen dagegen empfand ich als sehr ambitioniert, d.h. wer sich zum ersten Mal mit diesem Thema beschäftigt oder schon in einer mentalen Krise steckt, wird wahrscheinlich mit den Übungen überfordert sein. So gut ich die Idee finde, aber ich glaube ohne professionelle Anleitung und Betreuung wird die Umsetzung der einzelnen Aufgaben schwierig und das Eregbnis ohne Besprechung mit und durch eine geschulte Person wenig hilfreich sein. Nun kommt das Gute zum Schluss. Die Autorin fordert die Leser:innen auf, mit ihr in den Kontakt zu treten. Wer Hilfe braucht, kann bei ihr auch die Begleitung buchen.

Für die kurzen Impulse kann ich den Blog von der Autorin empfehlen. Für mich sind es ideale Denkanstöße und Auffrischungen.

Bewertung vom 28.03.2021
Die Himmelskugel
Jalonen, Olli

Die Himmelskugel


sehr gut

"Die Himmelskugel" hat mich aus der Komfortzone gerissen und mitgezogen ins Jahr 1679 auf eine kleine Insel, deren Frieden durch einen kaltherzigen, brutalen Gouverneur zerstört wird. Für Angus, einen kleinen Jungen, der sehr schnell laufen, noch besser klettern und am besten beobachten kann, werden die Zeiten hart. Die Freundlichkeit geht verloren, Gerüchte tauchen auf, die Gewalt nimmt zu und er hat immer weniger Zeit für seine Studien, die er für Herrn Halley durchführt. Diese Studien schärfen seine Augen, er muss die Bewegungen am Himmel beobachten und dokumentieren. Er lebt für diese Aufgabe und hofft eines Tages in London bei Herrn Halley arbeiten zu dürfen.

Es dauert über die Hälfte des Buches bis er in London ankommt. Die Überfahrt auf einem Schiff startet er als blinder Passagier und beendet sie als Schiffsjunge, der geschlagen und gedemütigt worde. Doch irgendwann steht er auf sicheren englischen Boden und verfolgt mit zähem Willen sein Ziel.

Die Geschichte ist wunderbar und traurig zugleich. Sie nahm mich mit, machte es mir aber nicht leicht. Sehr viel wird über die Bibel, Gott und das Leben nach den Regeln der Bibel geschrieben und es gab lange Passagen, die nicht immer einfach zu lesen waren. Jedoch fand ich die Sätze teilweise sehr sehr gut und so passend. Man spürte die Kälte, den Hunger, aber auch den Eifer und die Zielstrebigkeit von Angus. Seinen Kampf, um die Briefe richtig und vollständig zu übergeben, das Nachhaken und vorsichtige Einfordern und seine Standhaftigkeit, fand ich beeindruckend.

Ganz nebenbei erfuhr man von der Forschung aus dem 17. Jahrhundert. Die Anfänge der wissenschaftlichen Untersuchungen, die Vergleiche untereinander und die gesellschaftlichen Zwänge, die zudem durch den Willen des Königs beeinflusst wurden.

Es ist ein schönes und lesenswertes Buch. Man muss der Geschichte Zeit geben, sich zu entfalten und dann bereit sein abzutauchen. Es ist kein Buch für mal zwischendurch 10 Minuten Lesezeit, aber es lohnt sich einige Zeit zu investieren, um die gelungenen Sätze zu genießen und mit Angus ans Ziel zu kommen.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.03.2021
Ikigai - Die Kunst, zufrieden zu sein
Niimi Longhurst, Erin

Ikigai - Die Kunst, zufrieden zu sein


sehr gut

Das Buch nimmt den Lesenden an die Hand und zeigt auf sehr anschauliche und schöne Art, was das Geheimnis der japanischen Lebensweise ist. Schon die Gestaltung des Buches hat mich sehr angesprochen. Die Mischung aus Fotografien und Illustrationen (von Ryo Takermasa) haben mich begeistert und das Interesse für dieses Thema geweckt. Die vielen kleinen Kapitel geben die Möglichkeit sich langsam und in Ruhe auf kleinen Einblicke einzulassen.

Ich hatte das Gefühl, dass sich schon beim Lesen der Puls beruhigt und man sich etwas mehr entspannt. Die Autorin hat einen wunderbaren Schreibstil, der dafür sorgt, dass man die Inhalte sehr leicht lesen kann und dadurch gut vermittelt bekommt. Inhaltlich war mir einiges schon bekannt, aber trotzdem waren die kleinen Erinnerungen hilfreich, um das Wissen aufzufrischen und den Blick noch einmal dafür zu schärfen.

Sehr positiv empfand ich die kritische Auseinandersetzung mit den Traditionen. Diese wurden nicht idealisiert oder als Allheilmittel dargestellt, sondern die Autorin zeigte auch ihre Schwächen auf. Dadurch wurde man nicht unter Druck gesetzt, dass alles genauso sein muss (wie bei manch anderen Büchern).

Mir hat der Wechsel von Familiengeschichte, Beschreibung von Traditionen und kleinen Übungen gefallen. Einiges kann man gut umsetzen und in den Alltag integrieren, anderes wie z.B. Ikebana finde ich zwar schön und interessant, aber es stellt für mich trotzdem keine Option dar. Jedoch mochte ich die Bilder dazu sehr.

Für mich war es ein schöner Einblick in die japanischen Traditionen (Geheimnisse waren es für mich nicht, da ich diese schon kannte). Allein die schönen Bilder und Illustrationen werden mich immer wieder zu diesem Buch greifen lassen.

Bewertung vom 21.03.2021
Einer muss doch anfangen!
Milstein, Werner

Einer muss doch anfangen!


ausgezeichnet

„Einer muss doch anfangen!“ ist die Geschichte der Familie Scholl mit besonderen Augenmerk auf Sophie Scholl. Wer war Lina Sofie, die sich später selbst mit ph schrieb und auch als Sophie in die Geschichtsbücher einging?

Der Autor hat die Geschichte von Sophie Scholl in kleine gut zu lesende Kapitel eingeteilt. In jedem Kapitel findet man die passenden Fotografien und Bilder von der Familie Scholl und deren Freunden sowie den Wohnorten der Familie. Einiges weiß man aus dem Geschichtsunterricht, aber vieles war mir nicht so bekannt. Das Sophie Scholl mal ein begeistertes Jungmädel war, sogar 1935 Jungmädelschaftführerin wurde und die Zeltlager liebte, wußte ich zum Beispiel nicht. Die Begeisterung von Sophie für den Nationalsozialismus hielt nicht so lange an, aber sie hat mich trotzdem überrascht. Auch wusste ich wenig über die Eltern von Sophie Scholl und welchen Hintergrund sie hatte. Wie entstand der Name „Weiße Rose“? Und wer waren ihre Verbündeten?

Wenn man das Buch liest, ist es ein bisschen wie Geschichtsunterricht in der 6. Stunde. Manchmal etwas trocken und langatmig und dann wieder spannend und durch die Fotografieren nahbar und berührend. Ich fand es interessant zu erfahren, wer die junge mutige Frau mit dem großem Mut und der starken Einstellung war. Das Bild, was ich von Sophie hatte, wurde ausgebaut und erweitert.

Für Jugendliche vielleicht etwas trocken, aber trotzdem lohnenswert zu lesen. Da es viele kleine Kapitel sind, kann man es sich gut einteilen und mit knapp 200 Seiten ist es auch nicht zu viel Geschichte auf einmal. Lesenswert.

Bewertung vom 19.03.2021
Das hatte ich mir grüner vorgestellt
Lehmann, Sebastian

Das hatte ich mir grüner vorgestellt


gut

Wenn Großstädter aufs Land ziehen oder sich einen Garten zulegen, dann gibt es in der Regel einiges zu Lachen. Ich mag solche Geschichten ganz gern, denn sie sind unterhaltsam, kurzweilig und man kann sich ab und an wiedererkennen. Das hat diesmal leider nur teilweise funktioniert.

Der Autor erzählt von seinen Erfahrungen bei der Suche nach einem bezahlbaren Garten (irgendwann und irgendwo in MeckPomm). Gut drei Stunden Fahrt nehmen sie in Kauf, um eine marode Datscha und einen verwilderten Garten ihr eigen nennen zu können.

Die typischen Anfängerfehler werden korrekt durchgezogen und diese brachten mich durchaus zum Schmunzeln, aber der Rest leider weniger. Die Ossi-Wessi-Geschichten bzw. Vorurteile sollten doch nun langsam auch mal vorbei sein, aber hier wurden sie noch einmal aufgewärmt und haben bei mir zu keinem Lachanfall geführt. Auch die Klischees gegenüber den Schrebergartenbesitzern (Feinripp, Hose & Co.) waren nicht liebevoll ironisch, sondern platt. Vorallem das Nachahmen (Hose zu heiß gewaschen, damit sie schön eng sitzt, Sandalen usw.) empfand ich als "Nichtlustig". Vielleicht funktioniert so eine Parodie (wenn es denn eine sein soll) auf der Bühne gut, aber in einem Buch wirkt es eher herablassend als witzig. Das seine eigenen Witze nicht zünden, haben ihn die Handwerker (die er benötigte, da er zwei linke Hände hat) deutlich gezeigt und ich konnte sie gut verstehen.

Ach, das hätte gut werden können. So war es leider, für mich, nur eine nette oberflächliche Geschichte mit wenig Humor. Schade.

Bewertung vom 17.03.2021
Wir bleiben noch
Wisser, Daniel

Wir bleiben noch


gut

Victor Jarno ist nicht der Schnellste. Nein, er ist eher behäbig und verschließt sehr gern die Augen, um nichts wahrnehmen zu müssen. Er will sich mit den Veränderungen der Politik, der Gesellschaft und der eigenen Familie nicht auseinandersetzen. Doch dann trifft er seine Cousine und muss sich allem stellen.

Bei der großen Geburtstagsfeier der Oma treffen die verschiedenen Familienzweige aufeinander und die Stimmung ist alles andere als feierlich. Die Gräben sind schon vorhanden, die verletzten Seelen und die verhärteten Fronten werden weiterhin gepflegt. Als Leser saß ich zwischen den Familienmitgliedern und habe mich unwohl gefühlt. Die negative Stimmung, die gereizten Worte und unterschwelligen Angriffe fand ich bedrückend. Der Humor blitzte nur selten auf und dann war er schwarz und aber trotzdem gut.

Der Rechtsruck ist bei dieser Familie angekommen und Victor, der letzte Sozialdemokrat, fragt sich, wie das passieren konnte. Er blickt zurück, in die Vergangenheit, und stellt fest, dass die Gesellschaft gesättigt ist. Während die Nachkriegsgeneration alles aufbauen musste, konnte die nachfolgende Generation konsumieren. Doch sie sind nicht zufrieden, stellen Ansprüche, schauen nach links und rechts und neiden dem Nachbarn das Haus, das Glück und die Zufriedenheit. Aber warum?

Und dann kommt die Cousine Karoline aus dem Ausland zurück. Sie verlieben sich und die Familie zerreißt es endgültig. Die Gräben werden noch tiefer, das Unverständnis noch größer und die Kommunikation wird eingestellt. Die zerstrittenen Mütter sind schockiert und distanzieren sich von ihren Kindern. Das Liebespaar zieht sich zurück, schwelgt im Glück und zieht in das geerbte Haus der Oma. Doch es dauert nicht lange und die dunklen Wolken ziehen auf.

Das Buch liest sich gut und flüssig (bis auf die SMS-Nachrichten). Der Humor des Autors ist speziell und man muss sich erst daran gewöhnen. Ab und an konnte ich auch lachen, aber größtenteils empfand ich die Geschichte beklemmend, traurig und bedrückend. Dieser Familienzwist ist so real beschrieben, dass man fast schon Gänsehaut beim Lesen bekommt. Je weiter die Geschichte voranschreitet, desto mehr werden die Leben der Mütter ausgebreitet. Es tauchen immer mehr Details über Verletzungen auf, die nie angesprochen wurden, aber Narben hinterlassen haben und dafür sorgten, dass man sich entzweit. Es braucht etwas Muße, um in dieses Buch einzusteigen. Die Langsamkeit der Geschichte hat mich etwas ausgebremst. Manchmal hatte ich das Gefühl, sie bleibt stehen, doch dann ruckelte es weiter.

Ich muss zugeben, dass ich mit den Charakteren nicht so richtig warm geworden bin und am Ende auch ein klein wenig erleichtert war, als ich die letzte Seite umblättern konnte.