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Angela.Bücherwurm
Wohnort: 
Wülfrath
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 244 Bewertungen
Bewertung vom 29.03.2013
Bretonische Verhältnisse / Kommissar Dupin Bd.1
Bannalec, Jean-Luc

Bretonische Verhältnisse / Kommissar Dupin Bd.1


sehr gut

Bretonischer Charme und ein kauziger Kommissar

Kommissar Dupin wurde von Paris ins bretonische Concarneau strafversetzt. Er gibt sich große Mühe, Land und Leute kennen- und verstehen zu lernen. Doch nach wie vor ist er für die hiesigen Einwohner einfach nur " der Pariser " und wird es wohl auch bleiben. Umso schwieriger gestalten sich seine Ermittlungsversuche, denn die Bretonen sind Fremden gegenüber sehr zurückhaltend und verschlossen.

Aber auch der kaffeesüchtige Dupin ist nicht gerade ein einfacher Zeitgenosse. Er neigt dazu , rasch aufzubrausen und hat einige Mühe, sich in dieser Hinsicht in den Griff zu kriegen. Seine Ermittlungsmethoden sind - besonders für seine Kollegen - auch recht eigenwillig. Seine gewonnenen Erkenntnisse während einer Ermittlung und die Gründe für sein Handeln offenbart er nur spärlich .Seine Mitarbeiter wissen jedoch , wie er zu nehmen ist und unterstützen ihn nach besten Kräften.

So auch im aktuellen Fall. In dem benachbarten, malerischen Ort Port Aven, einer ehemaligen Künstlerkolonie, wurde ein 91jähriger Hotelbesitzer ermordet und Dupin wird mit der Klärung des Falles beauftragt. Wer bringt einen so betagten und angesehenen Mann um ? Dupin steht vor einer schwierigen Aufgabe. Langsam tastet er sich an den Fall heran . Doch nach kurzer Zeit gibt es einen weiteren Toten: den Sohn des Ermordeten .War es diesmal ein Unfall , vielleicht ein Selbstmord oder abermals ein Mord ? War es eventuell sogar derselbe Täter ? Die Vermutung liegt nahe. Dupins Intuition weist ihm schließlich den richtigen Weg und er kommt einer spektakulären Angelegenheit auf die Spur.

Was für ein wunderbarer, ruhiger Krimi , der in seiner Art sehr an ähnliche Fälle von Kommissar Maigret , Chef de Police Bruno oder auch Brunetti und Co. erinnert. Auch wenn die Grundidee zu diesem Buch sicher nichts wesentlich Neues ist, mag ich solche Krimis, in denen die Handlung ohne Brutalität und ohne große Mengen Blut auskommt, sehr. Hier stehen vielmehr der Ermittler mit seinen Methoden , sowie Land und Leute im Vordergrund. Dupin ist - wie viele seiner Kollegen - sehr launisch und eigenwillig , ja fast schon ein wenig kauzig und trotzdem äußerst liebenswert und sympathisch und mit einem soliden Gerechtigkeitssinn ausgestattet. Auch seine Mitarbeiter sind individuelle Charaktere, als da sind : der eifrige Riwal, der zeitweise skeptische Kadeg und nicht zu vergessen, seine kompetente Sekretärin Nolwenn, die ihm immer mit Rat und Tat beiseite steht- auch und besonders wenn es um die Eigenheiten der Einheimischen geht .

Die Beschreibung des kleinen, verträumten, malerischen Ortes und der Landschaft ist sehr stimmungsvoll und macht Lust auf einen Urlaub an der bretonischen Küste.

Für Leser, die einen rasanten, spannungsreichen Krimi erwarten, ist dieses Buch sicher nicht so geeignet. Für alle, die es lieber ruhig und beschaulich mögen und auch eine gute Portion Lokalkolorit genießen möchten , ist dies sicher eine lesenswerte Empfehlung. Ich hoffe jedenfalls, dass Kommissar Dupin in Zukunft noch viele Fälle zu lösen hat.

13 von 16 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.03.2013
Der Frühling / Hyddenworld Bd.1
Horwood, William

Der Frühling / Hyddenworld Bd.1


sehr gut

Die fantastische Welt der kleinen Leute

Hyddenworld ist eine zauberhafte Fantasy-Geschichte, die in zwei Welten spielt. Zum einen gibt es hier die ganz normale Menschenwelt der heutigen Zeit und zum anderen existiert eine Art Paralellwelt: die Welt der Hydden. Die Hydden sind kleinwüchsige Leute ( keine Zwerge ! ) , die im Verborgenen leben und für die Menschen quasi unsichtbar sind. Dennoch gibt es Möglichkeiten, zwischen beiden Welten hin und her zu reisen . Doch nur noch wenige Personen wissen wie . Aber hin und wieder kommt es zu Begegnungen zwischen beiden Völkern.

So auch im Falle von Yakob oder - wie er in der Menschenwelt heißt- Jack. Jack gehört zu den Hydden. Er ist in seinem Volk ein sogenannter Riesengeborener und muss versteckt bei den Menschen leben , da er in seiner Welt in Lebensgefahr ist. So kann er sich an die Welt der Hydden auch zunächst nicht bewusst erinnern, als er eines Tages nach Hyddenworld gelangt, um dort nach dem Mädchen Katherine zu suchen , die von den sogenannten Fyrd entführt wurde. Jack hatte ihr als Kind bei einem Autounfall das Leben gerettet und seitdem verbindet sie eine Freundschaft. Hilfe bei seiner Suche erfährt er unerwarteterweise von einigen Hydden, die seinerzeit von der Friedensweberin beauftragt wurden , über ihn zu wachen , ihn zu beschützen und zu gegebener Zeit wieder zurück nach Hyddenworld zu begleiten. Denn Jack ist dazu bestimmt, eine uralte Prophezeihung zu erfüllen. Doch natürlich hat er auch Feinde, die ihn daran hindern wollen. Und so haben Jack und seine getreuen Gefährten so manches Abenteuer zu bestehen.

Erinnern die ersten Seiten dieses Buches noch an Herr der Ringe, so stellt man jedoch bald fest, dass es sich doch anders entwickelt und nicht wirklich mit Tolkiens Werk zu vergleichen ist. Es hat seinen ganz eigenen Charme und strotzt nur so vor Ideenreichtum. Der Inhalt ist recht komplex, es geschieht viel und es gibt zahlreiche Wendungen. Man muss sich in die Geschichte erst einlesen. Es gibt viele ungewöhnliche, fremde Namen und Begriffe und die Handlungsorte wechseln häufig. Das heißt, man sollte sich für das Buch Zeit und Ruhe nehmen und es aufmerksam lesen. Anderenfalls könnte es schnell passieren, dass man den Überblick verliert. Hilfreich zum besseren Verständnis wäre sicher ein Anhang mit entsprechendem Personenverzeichnis gewesen ( vielleicht eine Anregung für den nächsten Band ? ).

Der Schreibstil ist ansonsten recht bildhaft, manchmal schon fast " blumig " und die Sprache, derer sich der Autor bedient, wirkt stellenweise etwas altmodisch, was aber insgesamt wunderbar zu dieser Welt der Hydden passt.

Die zahlreich auftretenden Charaktere - besonders die Hydden - sind sehr eigenwillig, manchmal skurril und ein bißchen " schräg ", aber allesamt auf ihre Art dennoch liebenswert gezeichnet.

Wer sich auf dieses Buch einlassen kann, kann sich auf einen spannenden, abwechslungsreichen und fantasievollen Roman freuen.

Hyddenworld - Der Frühling ist der erste Band einer Reihe und ich freue mich schon auf die Fortsetzung der Abenteuer von Jack, Katherine und den Hydden.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.03.2013
Nachricht von dir
Musso, Guillaume

Nachricht von dir


ausgezeichnet

Überraschend anders

Madeline und Jonathan begegnen sich in der Cafeteria des Flughafens von New York das erste Mal. Diese Begegnung ist zwar sehr kurz , hat aber weitreichende Folgen. Auf der Suche nach einem freien Tisch in dem Lokal stoßen sie recht unsanft zusammen. Geschirr geht zu Boden und persönliche Gegenstände ,wie z.B. auch ihre Handys, fallen runter. Genervt vom jeweils anderen sammeln sie ihre Sachen wieder zusammen und gehen bzw. fliegen ihrer Wege. Jonathan zurück nach San Francisco, wo er ein kleines Restaurant betreibt und Madeline ist unterwegs nach Paris. Sie hat dort einen hübschen Blumenladen.

Erst als sie zu Hause ankommen, stellen sie fest, dass sie ihre - modellgleichen- Handys vertauscht haben. Natürlich wollen beide schnellstmöglich wieder in den Besitz ihres eigenen Gerätes kommen, beinhaltet es doch recht persönliche Informationen, die nicht unbedingt für Dritte bestimmt sind. Doch getrieben von Neugier, wer der andere denn nun eigentlich ist, stöbern sie jeweils in der Privatsphäre des anderen. Und beide machen erstaunliche, ja fast schon unglaubliche Entdeckungen. Madeline war nicht immer Floristin und Jonathan nicht immer der kleine, unbedeutende Restaurantbesitzer. Durch diese neuen Erkenntnisse sehen sie sich gezwungen, sich doch noch einmal zu treffen und zu reden.

Mehr vom Inhalt dieses Buches möchte ich an dieser Stelle nicht preisgeben, um nichts von der spannenden Wendung, die dieser Roman nimmt, zu verraten.

Beginnt die Geschichte zunächst wie eine weitere witzige und romantische Liebesgeschichte, so macht sie bald eine regelrechte Kehrtwendung und entwickelt sich zu einer rasanten, äußerst spannenden Story. Auch das Cover, der Titel , sowie Klappentext und Leseprobe haben mich eher eine Liebesgeschichte - wie der Autor schon einige geschrieben hat - erwarten lassen. Um so überraschter war ich dann über den Verlauf, den die Handlung schließlich nimmt. Das Buch hat sich als regelrechter Pageturner herausgestellt, ich konnte es nicht mehr aus der Hand legen.

Der Schreibstil des Autors ist anschaulich und flüssig, die Charaktere sind glaubwürdig dargestellt. Besonders die Hauptprotagonisten denken, fühlen und handeln meist sehr überzeugend und sind mit ihren Ecken und Kanten sehr sympathisch. Aber auch von den Nebenfiguren kann man sich ein ausreichend gutes Bild machen. Die wichtigsten Orte des Geschehens sind so beschrieben, dass man das Gefühl bekommt, man wäre mittendrin.

Für mich war dieses Buch ein toller, unterhaltsamer Schmöker, den ich gerne weiterempfehle. Allerdings sollte jemand, der eine reine Liebesgeschichte lesen möchte, vielleicht lieber auf ein anderes Buch von Guillaume Musso ausweichen.

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.03.2013
Verliebt, verlobt, verstrickt
Harding, Robyn

Verliebt, verlobt, verstrickt


gut

Verstrickte Beziehungen

Beth hat gerade ihre 4jährige Beziehung zu Colin beendet, da er ihren Wunsch nach einer " richtigen " Familie nicht erfüllen möchte. Die 33jährige freie Journalistin leidet ziemlich unter der Trennung und führt zur Zeit ein recht zurückgezogenes Leben. Von ihrer Freundin Angie animiert, verlässt sie nach einer Weile ihr Schneckenhaus und nimmt an einem Strick- und Lästerclub teil. Außer den beiden sind noch Nicola, Sophie und Martin mit von der Partie. Die fünf werden schnell gute Freunde und teilen sich gegenseitig ihre kleinen und großen Kümmernisse mit. Beth lernt zur gleichen Zeit auch noch den deutlich älteren ( er selbst behauptet, er sei 48 Jahre alt ) Architekten Jim kennen und verliebt sich in ihn . Ihr Leben scheint endlich wieder auf der Sonnenseite stattzufinden. Durch einen unglücklichen Zufall findet sie eines Tages jedoch heraus, wer Jim wirklich ist. Und abermals scheint ihr ganzes Glück zerstört zu werden, auch der Strickclub droht auseinadnder zu brechen.

Dieser in Ich-Form , aus Beth´ Perspektive geschriebene Roman beginnt recht witzig und vielversprechend. Aber leider plätschert er im weiteren Verlauf dann so weiter vor sich hin und es geschieht nichts wirklich Spannendes oder Unvorhersehbares. Einige Passagen konnten zwar ein zaghaftes Schmunzeln bei mir hervorrufen ( wie z.B. die Stellen, an denen die vier Freundinnen versuchen herauszufinden, ob Martin schwul ist oder nicht ), aber wirklich größere Emotionen hat er nicht erzeugt.

Auch die Protagonisten sind zum Teil recht eingleisig charakterisiert und halten nicht viele Facetten bereit. Man erfährt überwiegend nur Oberflächliches aus ihrem Leben.

Es handelt sich meines Erachtens hier um einen typischen Frauenroman, mit netten Ansätzen, aber ohne Überraschungen oder größeren Tiefgang, den man ganz gut mal zwischendurch lesen kann. Er bietet leichte Unterhaltung, aber mehr auch nicht.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.03.2013
Starters / Callie Bd.1
Price, Lissa

Starters / Callie Bd.1


sehr gut

Die sog. Sporenkriege haben die Welt der 16jährigen Callie Woodland aus den Angeln gehoben. Nichts ist mehr so, wie es mal war, die Seuche hat alles verändert . Ihre Eltern sind tot. Sie sind Opfer der Sporen geworden, da sie nicht rechtzeitig geimpft worden sind. Nur sehr alte Menschen ( z.T weit über hundert Jahre alt ) , die sog. Enders und junge Leute bzw. Kinder, die Starters, haben die Katastrophe überlebt.

Während die Enders in der Regel reich und unbeschwert leben können, fristen die Starters ein ärmliches, trauriges Dasein, vor allem dann, wenn sie außer ihren Eltern keine anderen erwachsenen Angehörigen mehr haben, die sich um sie kümmern. So hat es auch Callie sehr schwer, die sich liebevoll um ihren jüngeren und kranken Bruder Tyler kümmert und aufopfererungsvoll um sein Überleben kämpft.

Als sie nicht mehr weiß, wie und wovon sie die lebensnotwendigen Medikamente für Tyler besorgen soll, beschließt sie eines Tages voller Verzweiflung, sich an Prime Destinations, einer sog. Body Bank zu wenden. Hier können die reichen und alten Enders für viel Geld sozusagen den Körper eines jungen Starters mieten, um sich nochmal selbst jung fühlen zu dürfen. D.h. ihr Bewußtsein übernimmt quasi für eine vertraglich festgelegte Zeit den Körper des gemieteten Starters. Das Bewußtsein des Starters wird derweil in eine Art Schlaf versetzt .

Bei Callie geht jedoch irgendetwas schief, sie erwacht zu früh vor dem Ende der vereinbarten Mietzeit. Sie ist verwirrt und hat Sorge, dass sie nun das vereinbarte und dringend benötigte Honorar für ihren " Job" nicht bekommt. Ihre Verwirrung nimmt noch weiter zu, als sie bemerkt, dass ihre " Mieterin " aber immer wieder von ihrem Bewußtsein Besitz ergreift. Schließlich kann sie die Fremde sogar in ihrem Kopf hören und so mit ihr kommunizieren. Auf diese Weise erfährt sie von einem ungeheuerlichen Vorhaben, dass sie um jeden Preis verhindern muss, nicht zuletzt um ihren kleinen Bruder zu schützen.

Kaum hatte ich die ersten Seiten dieses Buches gelesen, war ich schon in seinen Bann gezogen. Die Vorstellung, dass es nur noch alte und junge Menschen geben könnte, ist erschreckend. Die Idee, dass man mit seinem Bewußtsein einen anderen ( jüngeren ) Körper übernehmen kann ist unglaublich und faszinierend. Die hervorgerufene, zum Teil sehr düstere Atmosphäre ist zu Beginn sehr dicht und beeindruckend. Ich fühlte mich direkt wie in einen Film hineinversetzt.

Leider hat diese extreme Faszination und Spannung bei mir nicht die ganze Geschichte hindurch voll gehalten. Zum Ende hin flacht die spannungsgeladene Stimmung etwas ab. Einige Stellen erschienen mir nicht ganz schlüssig bzw. waren für nicht richtig nachvollziehbar. Und anderes war mir zu schnell durchschaubar, was der Spannung einen leichten Dämpfer gibt. Ich will hier aber nicht zu sehr ins Detail gehen, um nicht zuviel vorwegzunehmen .

Nichtsdestotrotz war das Buch insgesamt spannend und die Lektüre lohnt sich für alle Dystopie-Liebhaber. Auch die Fortsetzung würde ich gerne lesen, nicht zuletzt um zu erfahren, wie sich die Beziehung zwischen Callie und Blake bzw. Callie und Michael weiterentwickelt. Denn inmitten all der Düsternis gibt es natürlich auch noch den Hoffnungsschimmer der Liebe.

Der Schreibstil selbst ist eingängig und flüssig. Die Darstellung der einzelnen Protagonisten ist ganz solide. Ihre Charaktere sind weitgehend gut ausgearbeitet, allerdings fehlte es mir bei dem ein oder anderen an Tiefe. Das Geschehen ist sehr temporeich geschildert, so dass an keiner Stelle Langeweile aufkommt, auch wenn man an der einen oder anderen Stelle vielleicht den Fortgang der Geschichte schon erahnen kann. Es gibt andererseits aber auch einige vollkommen überraschende Wendungen.

Mein Fazit zu diesem Roman ist also :

Die Idee zu dieser Geschichte hat mir ausgesprochen gut gefallen. Die Ausführung ist trotz kleinerer Schwächen ebenso gelungen. Ich empfehle diesen Roman mit durchaus sozialkritischem Hintergrund daher gerne.

4 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.03.2013
Hannes
Falk, Rita

Hannes


ausgezeichnet

Achterbahnfahrt der Gefühle

Hannes und Uli sind schon seit jeher unzertrennliche Freunde. Eines Tages, die beiden sind bereits junge Männer, verunglückt Hannes während einer Motorradtour schwer und fällt ins Koma. Uli ist schier verzweifelt und kann sich ein Leben ohne seinen allerbesten Freund einfach nicht vorstellen. Und so gibt er die Hoffnung auch nicht auf, dass Hannes eines Tages wieder aufwacht und " zurückkehrt ". Er geht ihn beinahe täglich im Krankenhaus besuchen und erzählt von seinem Leben, von seiner Zeit als Zivildienstleistender in einem Heim für psychisch kranke Menschen; er erzählt von all seinen Sorgen und Kümmernissen, von seinen Hoffnungen und Freuden. Er liest ihm aus der Zeitung vor, damit Hannes immer auf dem Laufenden ist. Er macht Hannes Mut und er schimpft aber auch mit ihm. Und um sicher zu gehen, dass nichts von alldem in Vergessenheit gerät und unwiederbringlich verloren geht, schreibt Uli in regelmäßigen Abständen Briefe, die Hannes nach seinem Erwachen dann lesen kann.

Als nach einer scheinbar endlosen Zeit endlich winzig kleine Fortschritte bei Hannes zu erkennen sind - er hat endlich reagiert - ist Uli beinahe euphorisch in seiner Hoffnung und kämpft mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mittel für seine vollständige Genesung. Doch es gibt immer wieder Rückschläge.

Dieser recht kurze Roman besteht aus den Briefen, die Uli an seinen Freund schreibt. Diese Briefe offenbaren alle Emotionen Ulis , wie Trauer, Wut, Verzweiflung, Hoffnung und Schmerz. Die Autorin lässt uns sehr einfühlsam an dieser Achterbahnfahrt der Gefühle teilhaben. Ich habe regelrecht mitgelitten, gehofft und gebangt.

Auch Ulis Erfahrungen mit den Menschen aus dem von ihm liebevoll " Vogelnest " genannten Heim haben mich sehr berührt. Insbesondere, dass Uli hier vollkommen unerwartet eine gewisse Unterstützung und Hilfe in der Bewältigung seines Gefühlschaos findet.

Obwohl das Thema der Geschichte an sich eher traurig ist, vermittelt das Buch dennoch auch sehr positive Gefühle und das Bewusstsein dafür, wie wichtig und wertvoll wahre Freundschaft im Leben sein kann.

Die manchmal sehr trockene und flapsige, aber sehr ehrliche Ausdrucksweise von Uli lässt einen sogar häufig schmunzeln und verhindert somit, dass das Ganze allzu dramatisch und düster wird. Und so schimmert auch immer wieder trotz der schwierigen Umstände die Hoffnung auf ein glückliches Leben durch. In dieser Hinsicht finde ich auch das Cover des Buches sehr gut gewählt: der Blick aus dem Krankenzimmer auf eine in Saft und Kraft stehende Kastanie.

Mich hat die mir als Autorin von Regionalkrimis bekannte Schriftstellerin angenehm mit diesem Werk überrascht. Ich kann dieses gefühlvolle Buch allen wärmstens weiterempfehlen, die sich auf " leichte " Art und Weise gerne mit ernsteren Themen beschäftigen und diesbezügliche Denkanstöße schätzen. Mir wird das Buch auf jeden Fall noch lange in Erinnerung bleiben.

9 von 10 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.03.2013
Dinner for one, Murder for two / Pippa Bolle Bd.2
Auerbach & Keller

Dinner for one, Murder for two / Pippa Bolle Bd.2


sehr gut

Pippa im Lande Shakespeares

Pippa Bolle wird erneut als Haussitterin gebraucht. Diesmal soll sie das Haus ihrer in England lebenden Oma samt Hund, Katze und Hühnerschar hüten. Begeistert und in der Hoffnung auf eine erholsame Zeit macht sie sich von Berlin aus auf den Weg nach Hideaway , nahe Srtatford-upon-Avon , dem Geburtsort Shakespeares, gelegen. Vor Ort erfährt sie dann allerdings, dass ihre Oma ihr eine sehr gut bezahlte Anstellung als Betreuerin und Dolmetscherin einer ziemlich bunt zusammengewürfelten Schauspielertruppe, die anlässlich des Shakespeare-Birthday-Festivals auftreten soll, besorgt hat . Da Pippa grundsätzlich knapp bei Kasse ist und Shakespeare und seine Werke liebt, freut sie sich auf ihre neue Aufgabe. Einziger Wermutstropfen dabei ist, dass zu besagter Truppe auch der deutsche Theaterregisseur Hasso von Kestring gehört. In ihren Augen ein äußerst arroganter, egozentrischer und nicht gerade liebenswürdiger Mensch.

Neben den täglichen Proben, denen sie beiwohnen muss, bestimmen auch Missgunst, Konkurrenzkampf und Eifersüchteleien zwischen den einzelnen Mitgliedern ihren Tagesablauf. Pippa hat es häufig nicht leicht bei den vielen kleineren und auch größeren Reibereien, die sich hier abspielen. Und dann ereignen sich auch gleich noch mehrere Unglücksfälle. Oder handelt es sich gar nicht um Unglücksfälle, sondern um Mord ?

Mit Hilfe der toughen Polizistin Rebecca Davis und einigen wohlgesinnten Dorfbewohnern begibt sie sich an die Aufklärung der Fälle.

Mit viel Humor und typisch britischem Charme hat das Autorenduo mal wieder einen äußerst amüsanten und unblutigen " Krimi " geschrieben. Wobei die Bezeichnung " Krimi" vielleicht nicht ganz dem Charakter des Buches entspricht. Sicher ist die Geschichte auch ganz spannend zu lesen, aber der lustige Teil überwiegt meines Erachtens bei Weitem. Das eigentliche Verbrechen geschieht ja auch erst nach ungefähr der Hälfte des Romans. Dann überschlagen sich die Ereignisse allerdings.

Die Charakterzüge der unterschiedlichen Protagonisten sind sehr vielfältig und allesamt anschaulich und lebensnah herausgearbeitet. Ich konnte mir die Darsteller dieses Stückes bildhaft vorstellen. Auch die Idee, die Personen zu Beginn mit Hilfe von Zitaten aus Shakespeares Werken einzuführen, fand ich gelungen.

Mir hat das Buch einige schöne, heitere Lesestunden beschert und ich freue mich schon auf den nächsten Fall - der ja schon bald erscheinen soll - von Pippa Bolle.

7 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.03.2013
Ewig Dein
Glattauer, Daniel

Ewig Dein


sehr gut

Liebe oder Wahnsinn ?

Judith ist Mitte dreißig, Single und Inhaberin eines kleinen Lampengeschäfts. Unterstützt wird sie hier von ihrem Lehrmädchen Bianca.

Eines Tages lernt Judith zufällig den 42 Jahre alten Architekten Hannes Bergtaler kennen. Auf diese Zufallsbegegnung folgen weitere, bald verabredete Treffen. Obwohl Hannes eigentlich nicht so richtig ihr " Typ " ist, lässt sie sich dennoch auf eine Beziehung mit ihm ein. Hannes schmeichelt ihr mit seiner konventionellen, höflichen, hilfsbereiten und charmanten Art. Auch Freunde und Familie sind sehr von ihm angetan. Er wickelt alle regelrecht um den kleinen Finger.

Doch schon bald fühlt Judith sich in dieser Beziehung unwohl. Sie fühlt sich eingeengt und kontrolliert. Daher beschließt sie, sich wieder von ihm zu trennen. Doch die Trennung verläuft nicht so, wie sie sich das vorgestellt hat.

Mehr vom Inhalt möchte ich an dieser Stelle nicht preisgeben, um die Spannung nicht vorwegzunehmen. Denn was hier als eher harmlose Liebesgeschichte beginnt, entwickelt sich bald in eine ganz andere Richtung und wird richtig spannend. Ich konnte das Buch zum Schluss nicht mehr aus der Hand legen. Allerdings hat der Autor in meinen Augen das Ende der Geschichte, nachdem der Knoten geplatzt war, zu schnell abgewickelt.

Die Darstellung der Hauptprotagonisten fand ich auch recht gelungen. Insbesondere Bianca mit ihrer schnodderigen Art und manchmal etwas eigenwilligen Ausdrucksweise hat mir gut gefallen und mir das ein oder andere Mal ein Schmunzeln entlockt.

Der Schreibstil ist stellenweise zwar etwas gewöhnungsbedürftig- manche Stellen wirken sehr knapp, fast schon abgehackt - , aber dennoch ist das Buch leicht und flüssig zu lesen.

Cover und Buchtitel sind meiner Ansicht nach äußerst passend gewählt.

Alles in allem hat mir dieser neue, etwas andere Roman von Daniel Glattauer gut gefallen, so dass ich nur sagen kann :" Wir werden uns bestimmt nicht aus den Augen verlieren ".

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.