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Benutzername: 
orfe1975
Wohnort: 
Bonn

Bewertungen

Insgesamt 219 Bewertungen
Bewertung vom 18.09.2015
Shadodex - Fantasy und Mystery
Ickelsheimer-Förster, Bettina

Shadodex - Fantasy und Mystery


sehr gut

Abwechslungsreiche und zum nachdenken anregende Fantasy und Mystery-Kurzgeschichten

Cover:
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Das Cover hat mich sofort inspiriert. Es zeigt auf dunklem, unheimlichem Hintergrund eine Wolke, die mit etwas Fantasie auch ein Geistwesen darstellen könnte. Es sagt alles und doch nichts über den Inhalt, lässt alles schön nebulös und geheimnisvoll erscheinen.

Inhalt:
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Das Buch beinhaltet 10 Kurzgeschichten, bei denen für jeden Geschmack was dabei ist:
teils in Richtung Sci-Fi, teils "klassische" Fantasiegeschichten mit Elfen, ein
bisschen Grusel und Horror, etwas Philosophie und einiges irgendwo dazwischen. Zu
jeder Geschichte gibt es eine passende schwarz-weiß Illustration, durch die man noch
tiefer in das Geschehen eintauchen kann.

Mein Eindruck:
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Da die 10 Kurzgeschichten unterschiedliche Arten von Fantasy/Mystery
abbilden, ist für jeden Geschmack etwas dabei. Teilweise sind sie sehr unheimlich
und lassen einen erschaudern, so dass man erstmal eine Pause bis zur nächsten
Geschichte braucht, teilweise sind sie eher rätselhaft als unheimlich.

Aber alle Geschichten haben etwas gemeinsam, das mir sehr gut gefallen hat: Sie sind
zwar in sich abgeschlossen, beinhalten aber alle Aspekte, die den Leser zwangsläufig zum Nachdenken anregen, sowohl die Geschichte selbst betreffend als auch Themen wie Umweltschutz oder religiöse/philosophische Aspekte werden so geschickt und gut eingebunden, dass man es beim Lesen gar nicht merkt, es einem hinterher aber eine Weile keine Ruhe lässt.

Für mich war dies mal eine andere Art von Kurzgeschichten in dem Bereich, die ich sehr genossen habe. Da die Art der Geschichten sehr variierte, waren nicht alle Geschichten nach meinem Geschmack, aber definitiv der überwiegende Teil davon!

Fazit:
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Eine etwas andere und sehr bereichernde Art von Grusel- und Fantasy-Geschichten!

Bewertung vom 17.09.2015
Ich schenk dir Hoffnung
Wunnenberg, Kathe

Ich schenk dir Hoffnung


gut

Kreativ Hoffnung schenken mit Hilfe von Denkanstößen

Cover und Aufmachung:
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Das Cover besteht aus einer schönen Fotocollage mit Symbolen für die vielen Möglichkeiten, anderen Menschen beizustehen. Auf Vorder- und Rückseite sind teilweise die gleichen Bilder, es erinnert ein bisschen an Memory-Karten und passt damit hervorragend zum Buch, das einen zum Nachdenken anregt und immer wieder die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten kleiner Gesten aufzeigt. Beispiele hierfür sind jemanden anrufen oder einfach eine Einladung zum Gespräch beim Kaffee ausprechen. Sehr schön gemacht!

Inhalt:
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Die Autorin Kathe Wunnenberg ist Gründerin einer amerikanischen, christlichen Frauenbewegung, den "Hoffnungsträgerinnen". Sie schildert hier, wie sie dazu kam bzw. zeigt anhand eigener Erfahrung und der von
anderen, wie man Menschen, die in eine schwere Lage geraten sind, Hoffnung schenken und sie trösten kann. Durch Denkanstöße am Ende eines jeden Kapitels regt sie dazu an, eigene kreative Gedanken rund um dieses Thema zu entwickeln.

Der Inhalt gliedert sich so in 3 Teile auf:
1) Wie ich HOffnung für mich entdecke
2) Wie Hoffnung mich trägt
3) Wie ich anderen Hoffnung schenken kann.

Meine Meinung:
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Meine Erwartung an das Buch war, eine Art "Werkzeugkasten" zu bekommen, so dass ich bei bestimmten Problemen die entsprechenden Trostmöglichkeiten nachschlagen kann. Dazu kam ich aufgrund des
Stichwortverzeichnisses mit allen möglichen Arten von Problemen in alphabetischer Reihenfolge. Diese Erwartung wurde nur teilweise erfüllt.

Der erste Teil war für mich eher eine Enttäuschung. Die Autorin befasst sich darin (zu) sehr ausgiebig mit dem Thema, wie und warum sie zur Hoffnungsstifterin geworden ist. Zwar war mir im Vorfeld klar,
dass dieses Buch in erster Linie von einer Christin für christlich orientierte Menschen geschrieben wurde. Aber mir waren einige Aussagen hier zu extrem, teilweise fühlte ich mich von Bibelversen erschlagen
und konnte einige Einstellungen und Handlungsweisen nicht nachvollziehen. Grund hierfür dürften auch die unterschiedliche Gesinnung von (häufig extremer eingestellten) Amerikanern und Deutschen sein.

Mit dem zweiten Teil wurde es etwas besser. Hier wurde u. a. häufig darauf eingegangen, dass Helfer auch der Hilfe benötigen und diese annehmen sollten. Manche Dinge schafft man gemeinsam mit anderen besser, so dass es einfacher ist und man auch für anderen mehr erreichen kann, wenn man sich als "Hoffnungsträger" mit anderen möglichst gut vernetzt. Zudem gehört zum Helfen auch eine gute Eigenorganisation. Hier waren viele gute praktische Tipps rund um dieses Thema enthalten.

Im dritten und letzten Teil geht es dann letztendlich zu den eigentlichen Problemen und den kreativen Hoffnungideen. Auch wenn nicht alle Lösungsansätze für einen passend sind, regt dieser Teil durch viele
Beispiele aus der Praxis sehr gut zur eigenen Ideenfindung an.

Wer Ideen sucht, um andere in schwierigen Lebenslagen zu unterstützen, erhält hier anhand vieler Beispiele und Denkanstöße gute Inspiration. Für stark christlich gesinnte Menschen werden hierzu noch die
passenden Bibelstellen als Bestärkung angeführt. Aber auch alle anderen können das Buch für sich gut nutzen, wenn sie einfach die (weltliche) Kernaussage aus dem ganzen für sich ziehen.

Da die Autorin Gründerin einer Frauenbewegung sind, richtet sich das Buch ausschließlich an HoffnungsträgerINNEN, was man auch anhand der angeführten Beispiele merkt. Ich (als Frau) finde das etwas einseitig und schade, ich hätte es gut gefunden, auch die andere Seite etwas mehr vertreten zu sehen.Dennoch können m. E. durchaus auch Männer von dieser Lektüre profitieren!

Fazit:
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Liefert gute Ideen und Denkanstöße zum Trösten, aber teilweise auch zu extrem amerikanisch und bibelorientiert

Bewertung vom 25.08.2015
Mit dem Wasserwerfer zum Dalai Lama
Goldstein, Mario

Mit dem Wasserwerfer zum Dalai Lama


gut

Mit dem Wasserwerfer zum Dalai Lama

Spannende Reiseidee - mäßiger Bericht

Cover und Optik:
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Vorne ist eine Fotomontage vom Dalai Lama, dem Autor sowie vom Wasserwerfer vor
bergiger Landschaft. Bei genauer Betrachtung wirkt das Bild etwas künstlich, passt
aber zur beschriebenen Reise sehr gut.
Innen ist vorne eine Karte der Reise, hinten im Buch eine technische Zeichnung des
Wasserwerfers (kurz WaWe) enthalten. Beides ist auf nostalgisch getrimmt und ist
optisch daher sehr schön anzusehen und macht Lust auf das Buch.
Das Buch selber ist mit einem Papiereinband sowie einem Lesezeichenbändchen versehen,
was es sehr hochwertig wirken lässt. Dazu tragen auch eine Menge schöner Fotos von
der Reise bei, die in guter Qualität im Buch zu finden sind.

Inhalt:
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Der Autor Mario Goldstein hat einen alten Wasserwerfer gekauft und zum Wohnmobil
umrüsten lassen. Gemeinsam mit seinem Bruder macht er sich quer durch verschiedene
Länder auf die Reise, um zum Dalai Lama zu gelangen. Ziel ist die Übergabe von
"Friedensbüchern": Bücher mit Friedensbotschaften von hauptsächlich Kindern, aber
auch Erwachsenen aus ganz Deutschland.

Mein Eindruck:
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Die Idee an sich, ein ehemaliges Polizeifahrzeug als Friedensmobil umzufunktionieren
und damit eine so lange Reise zu machen, um Friedensbotschaften an den Dalai Lama zu
übermitteln, finde ich spitze.
Stellenweise liest sich das Buch auch sehr spannend. Vor allem die Grenzübergänge
oder Begegnungen mit Soldaten und der Polizei sind sehr detailliert beschrieben und
man fiebert mit, wie es ausgehen wird, ob es weitergeht oder ob jemand zu Schaden
kommt. Auch bestimmte Wegstrecken, die mit dem WaWe extrem schwer zu bewältigen sind,
lassen einen Kurve für Kurve, Wendemanöver für Wendemanöver mitzittern.

Neben diesen kurzweiligen, spannenden Stellen gibt es aber leider auch sehr eintönige
Stellen, an denen ich das Buch schon fast wieder aus der Hand legen wollte. Zwar ist
es interessant, was der Autor über die Lebensumstände in den bereisten Ländern und
über die Leute schreibt, denen er dort begegnet. Aber die Art, WIE er es beschreibt,
liest sich teilweise monoton, wie eine bloße Aneinanderreihung von Tatsachen und
Feststellungen. Hier hätte ich mir etwas mehr "Pepp" gewünscht.

Ein Teil der Reportage handelt auch von den privaten Problemen, die den Autor während
der Reise beschäftigen. Zwar ist dies menschlich und sicher auch ein Teil, der
dazugehört. Aber die Art, wie diese Probleme Raum einnehmen, ist mir beim Lesen etwas
auf die Nerven gegangen, weil sich der Autor hier leider öfter wiederholt als zum
Verständnis notwendig gewesen wäre. Dafür erwähnt er später das Thema so gut wie gar
nicht mehr und eine weitere Erläuterung, wie das vorher ausgewälzte Problem denn nun
wirklich gelöst wurde, bleibt aus. Besser wäre gewesen, das Thema gar nicht oder nur
am Rande zu erwähnen und sich dafür mehr auf die Reise und die Leute in den Ländern
zu konzentrieren.

Die Fotos in dem Buch sind sehr anschaulich. Leider sind sie m.E. sehr ungünstig
verteilt: Sie tauchen immer konzentriert auf, ein Teil der Fotos bezieht sich auf
lange zuvor Gelesenes, ein Teil auf das, was noch zu lesen sein wird. Ich hätte es
besser gefunden, die Fotos in den Kapiteln vorzufinden, zu denen sie gehören. Hätte
viel Hin- und Herblätterei erspart und den Lesefluss weniger gehindert.

Fazit:
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Tolle Reiseidee, Ausführung teils sehr spannend, teils leider auch nervig und monoton - bedingte Leseempfehlung.

Bewertung vom 17.08.2015
Die Kupferkönigin
Söder, Peter

Die Kupferkönigin


gut

Amüsanter Kurzkrimi mit kleinen Schwächen

Cover:
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Das Cover mit der Schattenhand, die ein Messer hochhält, erinnert an Klassikerkrimis wie denen von Pater Brown. Somit passt es gut zu der hier vorgestellten Mischung: Pfarrer unterstützt Kommisar bei Ermittlung.

Inhalt:
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Der Pfarrer Paul Sieder und Kommissar Hammersberger wohnen im gleichen Haus und sind sich von vorneherein sympathisch. Als in ihrer Nachbarschaft eine Frau ermordet wird, begeben sich beide in die Mordermittlungen. Dabei entwickelt sich nebenher eine Freundschaft zwischen den beiden unterschiedlichen Männern.

Mein Eindruck:
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Der Anfang (ca. die ersten 8 Kapitel) gestaltete sich für mich sehr holprig vom Satzbau. Die erste Begegnung von Kommissar mit dem Pfarrer ist dramaturgisch m. E. etwas willkürlich gestaltet. Die Charaktere wirken anfangs etwas oberflächlich, schwer durchschaubar. Man ist nur dabei, nicht mittendrin.

Das ändert sich jedoch glücklicherweise im weiteren Verlauf: Die Ermittlungen kommen in Schwung, es werden div. Spuren ausgelegt, mit denen der Leser zum mitdenken verführt wird. Teilweise überschlagen sich die Ereignisse, gegen Ende vermag das Buch einen tatsächlich zu fesseln. Und dank kleiner eingestreuter Sätze mit Augenzwinkern, wird man des Öfteren zum Schmunzeln verführt und lernt nach und nach die Protagonisten auch besser kennen und mögen.

Soweit hätte dieser Krimi eine sehr gute Lektüre sein können. Leider gibt es auch einige kleine Schwachstellen.

Schade ist, dass die stellenweise zunächst schnell aufgebaute Spannung ebenso schnell wieder aufgelöst wird. Dramaturgisch hätte ich mir von dem Krimi mehr erwartet. Zwischendurch wird der Überraschungsmoment gut genutzt, dann aber alles wieder viel zu schnell aufgelöst. Man merkt dem Krimi leider die Kürze der Seiten an, es macht den Eindruck, es sollte viel reingepackt werden auf ein Budget von wenigen Seiten. Die Art der Ermittlung bzw. auch die Handlungen der Personen wirken stellenweise sehr unlogisch und unglaubwürdig. Es sind einfach zu viele "Zufälle" im Spiel, die zur Lösung führen.

Fazit:
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Unterhaltsamer Kurzkrimi, gespickt mit ein wenig Humor, etwas Spannung und leider einigen stilistischen Schwächen.

Bewertung vom 06.08.2015
Mein Gang durch die Hölle
Wum, Renée

Mein Gang durch die Hölle


sehr gut

Gefangen im Netzwerk des Bösen - Botschaft zum Hin- statt Wegschauen

Cover:
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Die Person auf dem Cover, nur als Schatten erkennbar, will offenkundig raus, wird aber durch eine Wand, die für den Betrachter transparent ist, aufgehalten. Man ahnt hier schon, dass diese Person unfreiwillig gefangen wurde und es passt auch zu der beklemmenden Stimmung, die in der Geschichte entsteht.

Mein Eindruck
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Das Buch geht unter die Haut, schockiert und lässt einen mit Grauen zurück. Die Misshandlungen Kobys werden sehr eindrücklich geschildert, als stünde man selbst daneben. Die Schilderungen gehen einem an die Nieren, man fragt sich immer wieder, was denn jetzt noch passieren könnte und dann folgt noch Schlimmeres.
Furchtbar ist, dass es viele Mittäter gibt, viele schauen einfach weg, aus Angst, Bequemlichkeit oder weil sie selber einen Nutzen draus ziehen wollen oder nicht wollen, dass ihr guter Ruf (oder der Ihrer
Anstalt) beschädigt werden. Erschüttert hat mich leider auch, dass viele Eltern von dem allgemein vorherrschenden Missbrauch nichts bemerkt haben (wollen). Und dass das Rechtssystem in vielen Fällen leider eher auf der Täter- als auf der Opferseite steht, hat mich sprachlos zurückgelassen.

Der Titel passt sehr gut zum Inhalt, Koby befindet sich wirklich in einem Netzwerk des Bösen. Nachdem er das Internat hinter sich gebracht hat, widerfahren ihm in seiner Ausbildungsstätte sowie im
Sportverein ähnliche Schikanen und Misshandlungen. Er wird eingesperrt in Eiseskälte oder in einem Kofferraum mit Stromschlägen, wenn er zu weit an den Rand gerät. Auch hier will ihm keiner Glauben, jeder
vertraut den Betreuern, die alle miteinander verbandelt sind, keiner glaubt den Opfern (außer Koby sind es viele andere), keiner will etwas gehört oder gesehen haben. Und viele Opfer schweigen, weil sie das
Erlebte nicht noch mal durchmachen wollen durchs Erzählen, weil sie Angst vor den Tätern haben oder weil sie schlicht Angst haben, dass ihnen ohnehin keiner glauben wird.
Die Geschichte, die sich so (mit anderen Namen) tatsächlich ereignet hat, sollte jeder lesen. Sie ist aufrüttelnd, schockierend und zeigt, wohin wegschauen und nicht handeln führen kann. Es sollte an jeder
Schule diskutiert werden im Rahmen von Mobbing-Kampagnen.

Leider fehlt der Geschichte noch ein wenig der sprachliche Schliff. Manches wird zu oft wiederholt, hier hätte eine Wiedergabe der ohnehin schon schlimmen Taten gereicht. Manchmal hatte ich ein wenig den
Eindruck der "Bevormundung" des Lesers: Man wurde durch die indirekte Beurteilung der Autorin gleich in eine Gedankenschiene dirigiert, in die man vielleicht ohne diese explizite Lenkung auch alleine
gefunden hätte. Auch Grammatik und einige Satzbauten sind leider falsch, wobei das Lektorat hier noch mal gründlich nacharbeiten sollte. Einige Mitleser dieses Buches haben bemängelt, es sei nicht in der
Ich-Perspektive geschrieben worden und man hätte zu Koby dadurch zu viel Distanz. Diese Meinung teile ich nicht. Durch die Gräueltaten fühlt man auch so schon genug mit. Einzig fehlt es manchmal an
erklärenden Stellen, die nachvollziehen lassen, warum Koby so handelt. Auch ein Epilog/Ausblick über Koby am Ende wäre nicht schlecht gewesen oder ein Hinweis, in welchem Land das ganze stattfindet. Dafür,
dass es sich um eine wahre Geschichte handelt, hätte ich mir noch mehr Erläuterungen an manchen Stellen gewünscht, die Kobys Inneres und wie sein Alltag jetzt aussieht, besser nachvollziebar machen. Auch hätte ich thematische Überschriften mit entsprechenden Kapiteleinteilungen gut gefunden, das hätte dem ganzen einfach noch mehr Struktur gegeben.

Fazit:
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Inhaltlich sehr empfehlenswert, sprachlich und aufbautechnisch könnte noch einiges verbessert werden.

Bewertung vom 31.07.2015
Gloria und die Liebenden von Verona
Klaus, Marlene

Gloria und die Liebenden von Verona


sehr gut

Kurzweiliger Krimi in schön altmodischem Ambiente

Cover und Aufmachung des Buches:
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Das Cover macht direkt Lust zu Lesen: Eine Sepia-Fotografie des alten Verona mit Rotschleier, einer altmodischen Schusswaffe darüber und der Titel umrahmt von Schnörkeln, wie man sie aus alten Büchern kennt.

Die Buchseiten sind mit rotem Schnitt, das verleiht dem Taschenbuch etwas edles, knistert beim ersten umblättern und hat dadurch eine schöne Gänsehaut bei mir verursacht.
Im Inneren des Buches sind die Kapitelanfänge mit passenden schwarz-weiß-Skizzen versehen, man wird also schon optisch immer wieder ans victorianische Zeitalter erinnert.

Inhalt:
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Die Engländerin Gloria reist mit ihrer Tante nach dem Tod ihres Geliebten durch Verona, um sich abzulenken. Sie wird jedoch zufällig in einen Mordfall reingezogen, dem sie sich annimmt, da er sie sehr an ihr eigenes Schicksal erinnert: bei einem Duell zwischen zwei Freunden wurde einer der beiden erschossen, der andere ist unauffindbar verschwunden. Die Verlobte des Verschwundenen glaubt an dessen Unschuld und vertraut sich Gloria an. Beim Fund der Leiche ist auch Lord Lyndon zufällig anwesend, der Gloria von ihrem Ermittlungsvorhaben abbringen will. Der Lord ist Gloria aus ebendiesen und noch weiteren Gründen zunächst sehr unsympathisch und sie ermittelt auf eigene Faust, der Lord taucht dabei aber immer wieder an ihrer Seite auf.

Mein Eindruck:
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Ich habe den 210 Seiten-Krimi an einem Abend verschlungen! Die ersten beiden Kapitel waren etwas holperig zu lesen. Man hatte den Eindruck, die Autorin bemühe sich zu sehr, die damalige Sprache auch beim beschreibenden Text einfließen zu lassen. Ein paar Sätze wirkten dadurch gekünstelt. Dies ändert sich jedoch schnell, so dass der weitere Teil des Romans sehr angenehm zu lesen ist. Man fühlt sich - nicht
zuletzt durch viele Beschreibungen aus einem alten Baedecker-Reiseführer - direkt ins alte Verona katapultiert. Schön sind auch die Verweise auf andere (Krimi)Literatur, die zur damaligen Zeit erschienen
sind und die Anspielungen auf "Romeo und Julia", das literarische Liebespaar, das mit Verona zwangsläufig assoziert wird. Überhaupt finde ich die Idee sehr intessant, dass dies der Auftakt einer neuen

Krimireihe ist, in der literarische Liebespaare als Motto für den Krimifall genommen werden. Der Mordfall an sich ist in meinen Augen nachvollziehbar und wird glaubwürdig aufgelöst in einem sehr
überraschenden und spannenden Showdown. Ich habe schon anspruchsvollere Krimis gelesen, aber hier wird bewiesen, dass man auch im überschaubaren Rahmen mit wenigen Personen und in kurzer Zeit einen

unterhaltsamen Krimifall bestreiten kann. Für alle Fans von Romanzen ist die Entwicklung zwischen Gloria und dem Lord als neues victorianisches Ermittlerduo eingeflochten. Am Anfang sind sie wie Katz und
Maus, später kommen sie sich langsam näher, es bleibt aber noch viel weiteres Entwicklungspotenzial für die nächsten Bände, von denen ich mir viele Wünsche, da mir die beiden in diesem Debütkrimi von Frau
Klaus schon sehr ans Herz gewachsen sind!

Fazit:
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Schöne kurzweilige Krimiunterhaltung im historischen Verona mit literarischen Anspielungen und einem sympatischen Ermittlerteam.Auftakt zu einer interessanten Krimi-Reihe!

Bewertung vom 23.07.2015
Mein Überlebenslauf
Admiral, Eva-Maria

Mein Überlebenslauf


sehr gut

Aufwühlend und bewegend - leider manchmal zu oberflächlich

Titel und Cover:
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Auf dem Cover ist ein Porträtfoto der Autorin, die den Leser direkt anschaut und lächelt. Das hat mich direkt angesprochen. Das Wortspiel aus "Überleben" und "Lebenslauf" gefiel mir, es macht neugierig, wie die Autorin es geschafft hat, ihr Leben zu meistern.

Inhalt:
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Frau Admiral ist eine bekannte österreichische Schauspielerin, die schon viel im Theater, aber auch im Fernsehen zu sehen war. In diesem Buch schildert sie ihren Lebensweg von ihrer unglücklichen Kindheit an, der auch nachher nicht leichter wird.

Aber sie findet glücklicherweise Menschen, die sie so lieben, wie sie ist und unterstützen. Sie findet ihren Glauben zu Gott und erkämpft sich so den Weg zur Schauspielerin und zu einem selbstbewussten eigenen Leben.

Mein Eindruck:
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Ich kannte die Schauspielerin vorher nicht, aber mich hat der Klappentext sehr berührt, der den Weg einer Frau zeigt, der das Leben viele Steine in den Weg gelegt hat, die sich dadurch aber nicht aufhalten ließ, ihren Weg zu gehen und gelernt hat, immer das Beste in allem zu sehen. Zusammengefasst hat sie es gegen Ende mit dem schönen Spruch "Gott kann aus dem Falschen etwas noch viel Richtigeres machen, als das Richtige je gewesen ist."

Dabei spielt der Glaube auch eine Rolle, aber man kann das Buch als jemand, der nicht
christlich gesinnt oder gar gläubig ist, auch sehr gut lesen: Es geht in meinen Augen
vorrangig um die Person Frau Admirals und wie sie ihr Leben auch in psychischer und
physischer Hinsicht meistert. Anfangs kämpft sie sich auch ohne Glauben durchs Leben,
erst mit der Zeit findet sie eine weitere Unterstützung darin.

Das Buch schildert alle Stationen ihres Lebens: wie sie als ungewolltes Kind,
ungeliebt von den eigenen Eltern aufwächst, später Schikanen im Internat über sich
ergehen lassen muss und sich trotzdem ihren Weg bis zur Schauspielerei erkämpft.
Schließlich ist sie sogar sehr erfolgreich und hat liebe Freunde und einen lieben
Mann an ihrer Seite, der sie in jeder Hinsicht unterstützt. Trotzdem ist ihr Leben
geprägt von Krankheit und psychischem Zweifeln durch den Kampf, den ihre Eltern mit
ihr führen. Durch ihren Glauben zu Gott findet sie immer wieder einen Anker, der sie
die guten Seiten in allem sehen und weitermachen lässt.

Mich hat das Buch sehr aufgewühlt. Zum einen, weil ich teilweise Frau Admirals Leben
sehr gut nachvollziehen konnte,ich habe mitgefühlt und war unfassbar, wie herzlos
manche Menschen sein können. Manchmal habe ich aber auch gelacht und geschmunzelt,
weil Frau Admiral es versteht, einige Dinge fast kindlich naiv und somit zu Herzen
gehend zu schildern. Letztendlich ist das Buch m. E. nach aber zu kurz bzw.
oberflächlich geraten. Es liest sich wie ein Schnellgalopp durch ihr Leben. Viele
Dinge werden genannt, viele Fragen blieben daher bei mir beim Lesen offen. Ich hätte
mir etwas mehr Ausführlichkeit gewünscht.

So schreibt Sie z. B. Briefe an Ihre Großmutter "Mumi", die sie zeitweise als Einzige
unterstützt und versteht. Leider wird nichts über die Reaktion verraten, was "Mumi"
ihr antwortet und wie sie ihr somit tröstend beisteht. Das habe ich als Lücke
empfunden. Auch hätte ich es mir gewünscht, wenn noch etwas mehr zur Sprache gekommen
wäre, warum sie bestimmte Dinge macht oder wie ihr Mann einige Dinge empfindet. Ich
verstehe, dass sie wahrscheinlich andere Persönlichkeiten schützen wollte. Aber
vielleicht ein paar wenige Sätze, wie Ihr Mann z. B. mit ihrer Krankheit umgeht,
wären schön gewesen.

Fazit:
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Eine Biografie, die bewegt, anrührt, aufwühlt, nachdenklich macht, Fragen stellt und
Anregungen gibt auch fürs eigene Leben. Leider teilweise etwas zu knapp erzählt.

Bewertung vom 22.07.2015
Tochter des Drachenbaums
Aernecke, Susanne

Tochter des Drachenbaums


gut

Schöne Idee, nicht so gute Umsetzung

Cover:
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Das Cover ist sehr edel gestaltet (vor allem für ein TB). Dadurch, dass das Tor vorne ausgeschnitten und der Hintergrund durch ein dahinter geklapptes Blatt dargestellt ist, wirkt alles wie in 3D, als würde man tatsächlich aus einem Torbogen raussehen. Es ist wirklich sehr liebevoll gezeichnet und passend zur Geschichte, man bekommt gleich einen guten stimmungsvollen Eindruck und somit Lust, sich gleich in die Geschichte zu stürzen. Wirklich topp gelungen!

Inhalt:
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Kurz gesagt geht es um die Leben von 2 Frauen, Iriomé, eine Heilpriesterin der Kanaren zur Zeit der spanischen Inquisition und Romy, einer Ärztin in der Gegenwart. Die Leben beider Frauen sind auf geheimnisvolle Weise durch Wiedergeburt miteinander verwoben. Zudem geht es im Leben beider Frauen um den Schutz einer wichtigen Heilpflanze sowie die Suche nach der Liebe.

Mein Eindruck:
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Die Überschrift im Klappentext "Ein Kampf auf Leben und Tod, den nur die Liebe entscheiden kann" verspricht viel Spannung und Dramatik.
Diese baut sich im Buch allerdings nur langsam auf. Auf den über 500 Seiten ist das erste Drittel sehr träge, im zweiten Drittel kommt langsam Schwung in die Sache, dafür kommt im letzten Teil so viel Action auf einmal, dass es fast zu viel des Guten ist.
Die beiden Frauen sind zwar miteinander seelenverwandt, dennoch liest sich die Geschichte von Iriomé weitaus spannender als der Part von Romy. Während die Heilpriesterin eine starke Persönlichkeit mit Vorreiterrolle für die Geschichte ist, wirkt Romy wie ein naiver Teenager, der wie eine Marionette agiert.

Insgesamt kommt die Ärztin mir sehr unscheinbar vor und kann mich nicht überzeugen, Iriomé schon eher.
Die Handlungen und sowie die Verknüpfung beider Leben, erscheint an vielen Stellen sehr konstruiert und zu dick aufgetragen und die Handlungsweisen, insbesondere von Romy, sind stellenweise unglaubwürdig.

Dennoch lernt man einiges über die Ureinwohner der Kanaren und die Zeiten der Inquisition, am Ende des Buches kommt noch eine kurze Übersicht über die wahren historischen Personen, was mir gut gefallen hat. Insgesamt ist es eine Mischung aus Historie, Fantasy und Schnulzroman.

Das Buch vermag insgesamt gut zu unterhalten, insbesondere die Vergangenheitsgeschichte ist sehr lesenswert. Dennoch gibt es viele Längen, einige logische Ungereimtheiten und m. E. unnötigen Wiederholungen. Man hätte auch mit weniger als 500 Seiten die Geschichte straffer und somit spannender erzählen können.

Die Idee ist gut, die Umsetzung gefiel mir nicht so gut, daher nur eine mittlere Bewertung.

Fazit:
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Mischung aus Historienroman, Fantasy und ein bisschen Schnulzroman, unterhaltsam, aber mit einigen unnötigen Längen.

Bewertung vom 21.07.2015
Chillen, killen, campen

Chillen, killen, campen


sehr gut

Gute Urlaubsunterhaltung, nicht nur für den Campingplatz

Cover:
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Auf den ersten Blick ist es trügerisch idyllisch: ein Wohnwagen mitten in einer Landschaft. Genauer betrachtet, entdeckt man jedoch, dass dort das Böse lauert, symbolisiert durch das Kreuz auf dem Wohnwagen und das Skelett, das zum Fenster rausschaut.Somit vermittelt es gleich die passende Stimmung für die folgenden Kurzkrimis.

Mein Eindruck:
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Die Herausgeberin Regine Kölpin hat insgesamt eine gute Mischung aus 29 Kurzkrimis gewählt, die alle im Campermilieu stattfinden.
Für jeden ist etwas dabei: von makaber über skurril bis hin zu horrormäßig und teilweise psychopathisch wird alles geboten, ebenso die Schauplätze betreffend, die sich nicht nur in Deutschland, sondern auch im Ausland befinden.

Bei einer solchen Mischung kann es immer passieren, dass einige Geschichten den ein
oder andern mehr ansprechen bzw. einem auch mal nicht gefallen. Auch wenn für mich
ein paar schwächere Geschichten dabei waren, war die Sammlung für mich eine schöne
und sehr unterhaltsame Urlaubslektüre - die nicht nur auf dem Campingplatz genossen
werden kann!

Ich für meinen Teil bin kein Campingfan und nach der Lektüre überlege ich natürlich
doppelt, ob ich dies je ausprobieren werde, aber das soll jeder selbst beurteilen,
ein Lesegenuss ist mindestens in großen Teilen für jeden garantiert!

Fazit:
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Kurzkrimis, die für spannende Unterhaltung im Urlaub, nicht nur beim Campen sorgen.

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