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Isabel von Belles Leseinsel
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Mainz
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Bewertungen

Insgesamt 585 Bewertungen
Bewertung vom 14.01.2014
Sekundentod
Mattfeldt, Petra

Sekundentod


sehr gut

Eine gute Mutter

Hauptkommissar Falko Cornelsen wird zu einem grausamen Tatort gerufen. Eine bekannte Thriller-Autorin wurde nach ihrer eigenen Romanvorlage getötet, mit Sekundenkleber wurde ihr der Mund verschlossen und die Nasenlöcher verstopft. Bei der Durchsicht der bisherigen Bücher der Autorin kommt Cornelsen ein grausamer Verdacht, der sich bald erhärtet: Ein Serienkiller tötet nach den Romanvorlagen der toten Autorin Rebecca Ganter.

Falko Cornelsen ist ein etwas ungewöhnlicher Ermittler. Mithilfe von Autosuggestion steigert er an Tatorten so seine Konzentration, dass er alles um sich herum ausblenden und sich nur auf das Wesentliche konzentrieren kann. Auch versetzt der Profiler sich hierdurch in den Täter hinein. Seine eigenwilligen Ermittlungsmethoden werden von seinen Kollegen akzeptiert, da sie äußerst erfolgreich sind. Der Mittvierziger aus Norddeutschland hat eine beneidenswert hohe Aufklärungsrate. Und diese Ermittlungsmethoden benötigt Cornelsen nun auch dringend bei dem aktuellen, äußerst verzwickten Fall.

Durch einen entscheidenden Hinweis weisen die Spuren des Täters vom Norden Deutschlands in das rheinische Düsseldorf. Mit dem dort zuständigen Kriminaloberkommissar Harald Kunst arbeitet Falko Cornelsen bald eng zusammen, doch eine eindeutige Spur zu dem Mörder tut sich dennoch lange nicht auf. Dafür tauchen immer mehr Opfer des Serientäters auf. Neben den Ermittlungen der Kommissare verfolgt man in einem weiteren Erzählstrang auch die Taten eines Entführers. Dieser kidnappt schwangere Frauen und hält sie unter sehr unwürdigen Umständen gefangen. Inwieweit diese Entführungsopfer in Verbindung mit dem Mord an der Thriller-Autorin stehen, ist einem lange Zeit unklar. Doch je länger die Ermittlungen andauern und je mehr Details die Kommissare über das Leben von Rebecca Ganter herausfinden, lassen diese einen dann doch einige Vermutungen anstellen, die sich schlussendlich bestätigen. Doch dieses Wissen schmälert keineswegs die Spannung für den Rest des Krimis.

Petra Mattfeldt verzichtet in ihrem Krimi nicht auf blutrünstige Details, die eher schon an einen Thriller erinnern. Die Story beginnt mit dem Fund der toten Autorin und Petra Mattfeldt steigert praktisch von der ersten Seite an kontinuierlich die Spannung. Nur ganz selten flacht diese mal ein wenig ab, wenn die Autorin einem Einblick in das Privatleben ihres Ermittlers gibt. Dieser ist mit einer Kinderärztin verheiratet und führt offensichtlich eine glückliche Ehe. Aber eine vollkommen konfliktfreie Beziehung gönnt Petra Mattfeldt ihrem Kriminalhauptkommissar dann doch nicht. Die Krimihandlung entwickelt sich recht komplex und interessant, stellenweise werden einige Szenen der Leichenfunde sehr detailliert geschildert, was schon einen starken Magen erfordert. Mit ihrem einnehmenden, fesselnden Schreibstil gelingt es der Autorin zudem sehr gut, ihren Krimi packend zu erzählen und ihre Leser somit problemlos an die Geschichte zu binden.

Durch das regelmäßige Einblenden in das Privatleben von Falko Cornelsen lernt man diesen recht schnell kennen. Cornelsen lebt zwar für seinen Beruf, genießt aber auch sein Privatleben. Petra Mattfeldt schildert ihn als sehr sympathischen Menschen, der ein fairer und kollegialer Vorgesetzter ist, sein Team tatkräftig unterstützt und hartnäckig wirklich jeder noch so kleinen Spur nachgeht. Da der Fokus sehr auf den Profiler ausgelegt ist, bleibt sein Team im Gegenzug etwas blass. Es sind zwar interessante Charaktere, welche Petra Mattfeldt ihrem Ermittler zur Seite stellt, aber man erfährt viel zu wenig, als dass man eine konkrete Vorstellung über sie erhalten könnte.

Fazit: Gelungener Krimi mit einem etwas eigenwilligen Protagonisten und einer vielschichtig angelegten Story, welche bis zum Schluss sehr spannend bleibt.

Bewertung vom 13.01.2014
Der verbotene Fluss
Goga, Susanne

Der verbotene Fluss


ausgezeichnet

Unangenehme Ereignisse in Berlin veranlassen die junge, selbstbewusste und sehr sympathische Charlotte ihre Gouvernanten-Stelle aufzugeben und den großen Schritt Richtung England zu wagen. In der Nähe von London auf Chalk Hill hofft sie, die Erlebnisse in Berlin endlich vergessen und hier ein neues Leben beginnen zu können. Die liebenswerte, neugierige wie wohlerzogene Emily rührt sofort ihr Herz und Charlotte unterrichtet die Kleine mit Freuden, unternimmt auch nach dem Unterricht einige Streifzüge durch die Gegend mit ihr. Doch es lässt sich nicht verbergen, dass Emily schwer unter dem Tod ihrer geliebten Mutter leidet, umso unverständlicher für Charlotte, dass Sir Andrew sogar seiner Tochter verboten hat, den Namen ihrer Mutter jemals wieder zu erwähnen. Ihre Trauer scheint die Kleine in ihrem Träumen zu verarbeiten, die mit der Zeit immer heftiger werden, zudem geschehen recht seltsame Dinge auf Chalk Hill, die Charlotte keine Ruhe mehr lassen. Sie entdeckt rätselhafte Spuren, ein Tor in den düsteren Wald scheint für Emily von Bedeutung zu sein und der Fluss Mole darf im Hause des Parlamentsabgeordneten nicht erwähnt werden.

Atmosphärisch dicht ist der Roman umgesetzt. Vor dem inneren Augen sieht man mühelos das herrschaftliche Anwesen mit dem angrenzenden Wald und dem rätselhaften Tor wie auch das kleine Örtchen mit seiner Pfarrkirche und dem Teehaus. Ende des 19. Jahrhunderts war Spiritismus in England en vogue. Überall fanden Séancen statt, Wahrsager und Medien hatten Hochkonjunktur und somit auch Hochstapler. Susanne Goga geht in ihrem Roman auf dieses Thema ebenfalls ein, lässt auch einige historische Persönlichkeiten mitspielen, wodurch dem Buch zudem eine etwas gruselige, mysteriöse Stimmung anhaftet. Auch ihre Protagonistin kommt hiermit in Berührung, doch die rational denkende und praktisch veranlagte Charlotte glaubt nicht an Geistescheinungen und Stimmen aus dem Jenseits. Doch offensichtlich ist es genau das, was ihren Schützling so sehr belastet. Als der Journalist Tom hinzugezogen wird, ein bekennender Agnostiker, ist Charlotte froh, endlich jemanden zum Reden gefunden zu haben. Beide suchen nach einer „normalen“ Erklärung für Emilys Verhalten und sehen sich immer wieder mit dem Phänomen der Geisterscheinungen konfrontiert.

Nach gut der Hälfte dieses fantastischen düsteren, beklemmenden und äußerst fesselnden Romans hatte ich eine Ahnung davon, warum Sir Andrew so hartnäckig schweigt, was schlussendlich der Auslöser für die weiteren Geschehnisse ist, allerdings überhaupt keine davon, wie Susanne Goga dies plausibel umsetzen könnte. Mit meiner Vermutung lag ich richtig und die Lösung der erschütternden Ereignisse erklärt die Autorin am Schluss ihres wunderschönen Romans absolut nachvollziehbar. Die Geschichte lebt zwar von der rätselhaften, gruseligen und durchaus auch spannenden Stimmung des Buches, aber auch die Charaktere sind hervorragend ausgearbeitet und überzeugen bis in die kleinste Nebenrolle jederzeit. Gut gefiel mir, dass Susanne Goga die Gruseleffekte eher im Hintergrund lässt, wodurch ständig Zweifel aufkamen, wie die Ereignisse sich nun interpretieren lassen. Und somit ging es einem ständig wie Charlotte und Tom: Man glaubt nicht an übersinnliche Fähigkeiten, aber die Geschehnisse weisen dennoch genau daraufhin.

Fazit: Atmosphärisch dicht umgesetzter Roman, mit einer schaurig schönen und jederzeit packenden Story, welche zudem sehr gut den Zeitgeist Englands Ende des 19. Jahrhunderts einfängt.

Bewertung vom 07.01.2014
Luna, Seelengefährtin
Seul, Michaela

Luna, Seelengefährtin


ausgezeichnet

Der beste Freund des Menschen … für Michaela Seul ihre Seelengefährtin. Diese ist die mittlerweile 12-jährige Labrador-Hündin Luna mit ihrem lackschwarzen Fell. Als kleiner Wollknäuel kam Luna zur Autorin und sollte eigentlich eine Italienerin werden. Nach dem Tod ihres Mannes macht Michaela Seul einige Zeit danach Urlaub bei Freunden, deren Hündin gerade trächtig ist. Spontan ist für die Autorin klar, eines der Hundebabys wird ihre Luna. Wieder zuhause wird alles für die neue Mitbewohnerin hergerichtet und bewusst freie Zeit eingeplant, um den Welpen entsprechend einzugewöhnen. Doch dann kommt alles anders als gedacht. Die Hündin der Freunde kann ihre Jungen nicht austragen, also muss ein Welpe in der Nähe gefunden werden, schließlich ist alles schon vorbereitet. Bekanntlich sucht sich ja der Hund sein Herrschen oder Frauchen selbst aus und so ist es auch bei Luna. Durch Zufall erfährt Michaela Seul von einem Labrador-Wurf und als sie auf dem Gnadenhof ankommt, um sich die Welpen anzusehen, hat der schwarze Wollknäuel ihr schon längst die Entscheidung abgenommen.

Fortan stellt Luna das Leben von Michaela Seul komplett auf den Kopf. Früher trug die Autorin gerne luftige Sommerkleider und High Heels, nun ist praktische Outdoorkleidung samt geschmacksneutraler Wanderschuhe angesagt. Und nachdem Luna einen Ohrring verschluckt hat und ihre Chefin daraufhin ihre Hinterlassenschaft durchforsten muss, ist auch Schmuck tabu. Aber nicht nur äußerlich verändert sich Michaela Seul. Luna macht aus ihr auch gefühlsmäßig einen anderen, offenherzigeren Menschen: Plötzlich stehen Namen in ihrem Adressbuch, die früher niemals den Weg dorthin gefunden hätten. Na ja, bis Luna dieses dann in ihrem jugendlichen Übermut zerfleddert. Vor Luna war Michaela Seul auch nie eine große Spaziergängerin gewesen, nun muss die Autorin bei Wind und Wetter raus, egal ob es wie aus Kübeln schüttet. Wichtig ist der Autorin von Anfang an, dass Luna aufs Wort hört und somit ist auch der Besuch der Welpenschule Pflicht. Hier sind das eingespielte Team bald als Streber verschrien, denn Luna ist von Anfang an auf Michaela Seul fixiert. Sehr zum Ärgernis der Hundetrainerin lernt der intelligente, neugierige Labrador schneller als alle anderen Hunde die notwendigen Befehle. Und wie wohl jeder Hund, reagiert auch Luna natürlich auf das Gefühlsleben ihrer Chefin: geht es Michaela Seul gut ist auch Luna glücklich.

Doch dies ändert sich für Michaela Seul erst einmal, als Luna mit 11 Jahren von einer Schlange gebissen wird. Bei den nun folgenden Untersuchungen wird in Lunas Milz ein Tumor festgestellt, selten leben Hunde nach dieser Diagnose noch länger als ein paar Wochen. Und zum ersten Mal muss sich Michaela Seul mit dem Gedanken auseinandersetzen, wie ein Leben ohne Luna aussehen könnte. Unvorstellbar und doch unabwendbar. Verständlicherweise gehen ihre Gedanken fortan oft zurück in die Vergangenheit, schöne und traurige Erinnerungen dringen an die Oberfläche.

Mit dem Schlangenbiss beginnt Michaela Seul ihre Geschichte von Luna und im Verlauf des Buches zieht die Autorin ein Resümee über das Leben mit ihrer Seelengefährtin, erzählt zwischendurch aber auch, wie das Leben nach der Diagnose Milztumor weitergeht. Es sind wunderschöne, witzige, berührende, nachdenkliche, tiefsinnige und manchmal auch traurige Momente, die eines ganz deutlich machen: Michaela Seul und Luna verbindet eine tiefe, innige Freundschaft. Die Große und das Kind light sind ein perfekt eingespieltes Team.

Fazit: Eine Liebeserklärung an alle Hunde und im Besonderen an Luna und eine Geschichte, die auch Nicht-Hundebesitzer absolut begeistern wird.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.01.2014
Versunkene Gräber / Joachim Vernau Bd.4
Herrmann, Elisabeth

Versunkene Gräber / Joachim Vernau Bd.4


ausgezeichnet

Hagens Vermächtnis

Beim Mittagessen hat Rechtsanwalt Joachim Vernau ein seltsames Zusammentreffen mit einer polnischen Anwältin. Zuzanna Makowska vertritt Vernaus Freund Jacek, der in der Nähe von Poznań einen Mann getötet haben soll. Zuzanna ist nun auf der Suche nach Vernaus Ex-Partnerin Marie-Luise, die möglicherweise Zeugin der Tat geworden sein könnte, doch Marie-Luise ist spurlos verschwunden. Vernau ist entschlossen, die Unschuld seines alten Freundes zu beweisen und reist kurzerhand nach Polen. Eine erste Spur ergibt sich auf einem alten Friedhof und bald muss Vernau erkennen, dass der Grund für den Mord in der Vergangenheit zu finden ist.

Mit dem erschütternden Liebesbrief eines geflohenen Soldaten, welcher die ganzen Gräuel der letzten Tage des 2. Weltkriegs wiederspiegeln, beginnt Elisabeth Herrmann ihren Kriminalroman. Inwieweit der Schreiber des Briefes mit dem heutigen Mord in Verbindung steht, bleibt lange Zeit im Dunkeln. Im Verlauf des Romans kehrt die Autorin immer wieder zum Schicksal dieses Mannes zurück und so ganz langsam erkennt man die Zusammenhänge der damaligen Geschehnisse zu dem ungelösten Fall. Und je länger die Geschichte andauert, umso vielschichtiger wird sie. Elisabeth Herrmann hat das Thema des Buches akribisch recherchiert und ihre Informationen darüber bringt die Autorin äußerst anschaulich, interessant und sehr eindringlich in den Krimi ein.

Zumeist verfolgt man die Recherchen von Joachim Vernau, der seine Erlebnisse selbst schildert. Fest von der Unschuld seines alten Freundes Jacek wie auch von Marie-Luise überzeugt, schlägt Vernau gerne auch einmal recht unkonventionelle und manchmal auch nicht ganz legale Wege ein, um dies auch zu beweisen und vor allem die Wahrheit über den rätselhaften Mord zu erfahren. Rätselhaft deswegen, da Opfer und der mutmaßliche Täter ganz offensichtlich absolut keine Berührungspunkte haben und sich somit nie begegnet sind. Und dann gibt es noch den geheimnisvollen Friedhof am Rande von Jaceks Weingut, aus dessen versunkene Gräber des Nachts ein Geist steigen soll.

Oftmals begleitet man aber auch Zuzanna Makowska bei ihrer Arbeit in Polen. Anfangs ist die junge Rechtsanwältin von der Schuld von Jacek fest überzeugt, die Indizien sind einfach zu eindeutig. Entsprechend genervt reagiert sie auf Vernaus ständige Anrufe und dessen Sturheit. Doch je mehr sich Zuzanna mit dem Fall beschäftigt, umso mehr Zweifel treten auch bei der energischen wie zielstrebigen Anwältin auf. Somit wechselt auch die Geschichte regelmäßig die Handlungsorte und man findet sich mal im quirligen, lebendigen Berlin, mal in der ruhigen ländlichen Idylle rund um Jaceks Weinberg in Polen und den umliegenden Ortschaften und Städten wieder.

Wie erwähnt entwickelt sich der Krimi äußerst vielschichtig und absolut unvorhersehbar. Dabei versteht es Elisabeth Herrmann hervorragend in einer ruhigen, eingängigen Schreibweise ihre Geschichte von Anfang an sehr spannend und fesselnd zu erzählen. Und trotz der Ernsthaftigkeit des Themas blitzt immer wieder ein wunderbar spitzfindiger Humor auf. Gerade die Szene als Vernau seiner Mutter schmackhaft machen möchte, dass ein Wochenende in einer Seniorenresidenz durchaus seinen Reiz haben könnte, regt immer wieder zum Schmunzeln an.


Fazit: Hochspannender Krimi mit einer sehr komplexen Story und äußerst sympathischen, detailreich beschriebenen Charakteren.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.01.2014
Malavita (deutsche Ausgabe)
Benacquista, Tonino

Malavita (deutsche Ausgabe)


sehr gut

Eine schrecklich nette Familie

Das ruhige Örtchen Cholong-sur-Avre in der Normandie erhält Zuwachs. Spätabends zieht die vierköpfige Familie Blake in ihr kleines Häuschen ein. Mutter Maggie engagiert sich sofort bei der örtlichen Gemeindearbeit, die Teenagerkinder Belle und Warren besuchen die nahegelegene Schule und Vater Fred Blake verbringt seine Zeit mit dem Schreiben eines Buches. Eine nur einfach nette Familie? Weit gefehlt. Die Blakes sind im Zeugenschutzprogramm der USA. Fred Blake alias Giovanni Manzoni war in Newark ein großer Mafiaboss, der gegen andere Mafiosi ausgesagt hatte. Klar, dass diese auf Rache aus sind. Doch die regelmäßigen Umzüge verwischen immer wieder die Spuren der Familie, bis eines Tages der Zufall den Mafiosi in den USA zur Hilfe kommt.

Tonino Benacquista lässt es langsam angehen in seiner Mafia-Komödie. So nach und nach stellt er einem seine vierköpfige Familie vor, wobei die Hauptfigur Fred Blake anfangs eher ein wenig unscheinbar bleibt. Doch dies ändert sich bald. Denn Blake ist keiner, der lange ohne Aufmerksamkeit auskommt, was fatal für Menschen im Zeugenschutzprogramm ist. Per Zufall entdeckt der ehemalige Mafia-Boss im neuen Haus eine alte Schreibmaschine und beginnt fortan seine Memoiren zu schreiben. Hierdurch erfährt der Leser auch so nach und nach die Gründe dafür, warum die Blakes sich nun im Zeugenschutzprogramm befinden. Den Nachbarn erzählt Blake allerdings, dass er ein Buch über die Landung der Alliierten schreibt. Ein Schriftsteller in der Nachbarschaft! Die Einwohner von Cholong-sur-Avre sind begeistert. Als dann auch noch ständig bräunliches Wasser aus den Leitungen des Hauses läuft, nimmt das Schicksal endgültig seinen Lauf.

Rabenschwarzer Humor zeichnet diese Komödie aus. Da ist es auch ganz normal, dass Mutter Maggie, als sie mitbekommt, wie der Besitzer des kleinen Supermarktes über die Esskultur der Amerikaner herzieht, seinen Laden kurzerhand in Flammen aufgehen lässt. Einer italienischen Mama zu unterstellen, sie könne nicht kochen, nur weil sie nach Erdnussbutter gefragt hat! Das geht gar nicht! Auch die Kinder Belle und Warren finden sich schnell in ihrer neuen Umgebung zurecht und gerade Warren träumt schon davon, der nächste Mafia-Boss zu werden. Dafür geht der 14-jährige sehr geschickt vor. Aber auch der wunderschönen 17-jährigen Belle kann in der Schule niemand etwas vormachen. Selbstbewusst marschiert die junge Dame durchs Leben.

Auch wenn die Blakes sich bemühen, jeder Aufmerksamkeit aus dem Weg zu gehen, liegt es einfach in ihrem Naturell, genau diese zu erregen. Und so ist das Ende ihres Aufenthaltes in Cholong-sur-Avre einfach nur eine Frage der Zeit. Locker, leicht und herrlich verschmitzt erzählt der Autor das Leben der Familie Blake in der Normandie. Und mit jeder Seite, die man umschlägt wird die Geschichte spannender und unterhaltsamer bis sie dann auf die unvermeidliche Katastrophe zusteuert.

Seine Charaktere beschreibt Tonino Benacquista interessant und facettenreich. Maggie ist eine typische italienische Mama, die gerne ihre Familie mit neuen italienischen Gerichten überrascht, sich an Wohltätigkeitsveranstaltungen beteiligt und sich schnell in die Gemeinschaft des Ortes einlebt. Da das Buch bereits verfilmt wurde, hatte ich zwar Michelle Pfeiffer immer vor Augen, aber so recht übereinstimmen wollte sie mit der Beschreibung der Maggie im Buch dann doch nicht. Ganz anders sah es da wieder bei Fred Blake aus. Dieser ist eher ein wenig wortkarg, verkriecht sich am liebsten im Bademantel den ganzen Tag mit grimmiger Miene hinter seiner Schreibmaschine und taut nur auf, wenn er sich der Aufmerksamkeit seiner Umgebung sicher ist. Dann kann Blake die tollsten, aberwitzigsten Geschichten erzählen. Sehr zum Leidwesen der FBI-Beamten, die ständig in seiner Nähe sind. Und wehe, ein Nachbar reizt ihn einmal, da kommt der Mafia-Boss an die Oberfläche. Eine Paraderolle für Robert de Niro.

Bewertung vom 31.12.2013
Die Orpheus-Prophezeiung
Buslau, Oliver

Die Orpheus-Prophezeiung


sehr gut

Die schwarze Violine

Kurz vor ihrem Konzert in Berlin erhält die erfolgreiche Geigerin Mara Thorn einen seltsamen Anruf. Am Ende der Leitung ist definitiv ihr Manager und väterlicher Freund John Gritti. Doch außer ein paar Geräuschen und zwei Stimmen kann Mara nichts verstehen. Während der kurzen Pause ihres Konzerts erfährt Mara, dass Gritti bei einem Autounfall kurz vor Potsdam tödlich verunglückt ist. Doch Mara glaubt nach dem seltsamen Anruf nicht mehr an einen Unfall. Als Alleinerbe von John Grittis Vermögen kündigt dessen Bruder Al der jungen Geigerin schon am nächsten Tag kurzerhand alle Verträge auf. Plötzlich völlig auf sich allein gestellt, geht Mara der Frage nach Johns Tod nach. Hat dieser etwas mit ihrer schwarzen Violine zu tun, die sie an ihrem 18. Geburtstag von einem Unbekannten geschenkt bekam? Bald schon weiß Mara nicht mehr, wem sie noch trauen kann, denn ganz offensichtlich haben mehrere Personen sehr großes Interesse an ihr und ihrer Geige und plötzlich steht sie im Kreuzfeuer zweier konkurrierender Gegner.

Orpheus, der Sänger und Dichter der griechischen Mythologie und somit auch die Orphiker sind Grundlage der spannenden wie auch ein wenig mystisch angehauchten Story und natürlich spielt die Musik auch eine entscheidende Rolle. Allerdings hält sich dies alles im Rahmen. Oliver Buslau hat einen packenden Thriller geschrieben, den auch Leser mögen werden, die sich nicht sonderlich mit Musik beschäftigen. Gut dosiert, verständlich und jederzeit unterhaltsam bringt der Autor sein Fachwissen wie auch die notwendigen Informationen in die Geschichte ein. Dreh- und Angelpunkt des Thrillers sind zum einen die Parallelen von Orpheus Handlungen in Bezug auf Jesus wie auch den Einfluss, welcher die Sagengestalt für die Opernwelt hat.

Somit spielt auch die katholische Kirche eine entscheidende Rolle in der Geschichte wie auch eine mysteriöse orphische Gesellschaft. Doch der Schwerpunkt des Thrillers liegt eindeutig bei der Stargeigerin Mara Thorn und ihren abenteuerlichen Erlebnissen. Neben dem Rätsel um ihre schwarze Violine ist Mara zudem auch noch auf der Suche nach ihrer eigenen Vergangenheit. Mara ist ein Waisenkind, wer ihre Eltern sind, weiß sie nicht. Doch ganz offensichtlich standen ihre Eltern in enger Verbindungen zu einer orphischen Gesellschaft. Berlin bleibt nicht die einzige Stadt, in die Oliver Buslau seine Protagonistin führt, sondern auch Wien und Italien werden zu Handlungsschauplätzen. Und diese Reise quer durch Europa, immer auf der Suche nach einem geheimnisvollen, verborgenen Ort, der all ihre Fragen beantworten könnte, gestaltet sich für die junge Geigerin ziemlich gefährlich und rätselhaft. Ihr zur Seite stehen bald der rätselhafte Orpheus, der per Chat mit ihr in Verbindung tritt und ein junger Buchhändler, der offensichtlich auch einiges über die Orpheus-Sage und um das Geheimnis ihrer Geige weiß.

So entwickelt sich die Story von Anfang an sehr mysteriös, undurchsichtig, temporeich und spannend. Ist Mara anfangs noch eine ziemlich unbedarfte junge Frau Mitte Zwanzig, deren Fokus voll und ganz auf ihrem Mentor John Gritti und ihrem eher rockigen, eigenwilligen Geigenspiel gerichtet ist, muss sie sich nach dem Tod des Managers komplett umstellen. Ihre Erfahrungen, welche sie auf den Straßen Berlins gemacht hat, helfen ihr dabei. Mara ist mit 15 aus dem Haus ihrer Adoptiveltern abgehauen, lebte bis zu ihrer Volljährigkeit auf der Straße und wurde durch ein Internet-Musikvideo von Gritti entdeckt und entsprechend gefördert. Somit ist Mara es gewohnt, mit kleinem Gepäck zu reisen, mit wenig Geld auszukommen und sich alleine durchzuschlagen; was ihr während ihres abenteuerlichen wie gefährlichen Trips sehr zugute kommt.

Fazit: Spannende wie mysteriöse Story über eine rätselhafte Geige und deren geheimnisvollen Macht.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.12.2013
Tatjana / Arkadi Renko Bd.8
Smith, Martin Cruz

Tatjana / Arkadi Renko Bd.8


sehr gut

Ein neuer Fall für Arkadi Renko

Ein milliardenschwerer russischer Gangsterboss wird ermordet, eine Moskauer Journalistin begeht offensichtlich Selbstmord. Beide Fälle scheinen nichts miteinander zu tun zu haben, doch Ermittler Arkadi Renko zweifelt bald an der Selbstmordtheorie der Moskauer Polizei zum Tod der Journalistin Tatiana Petrowna. Seine hartnäckigen wie eigenwilligen Ermittlungen führen den Ermittler bis nach Kaliningrad, dem Heimathafen der Baltischen Flotte.

Zusammen mit seinem Kollegen Victor Orlow ist Arkadi Renko auf der Beerdigung des Mafiabosses Grischa Grigorenko als er auf eine Demonstration am Rande des Friedhofs aufmerksam wird. Die Reporterin Anja Walidowa, mit der Renko eine lockere Beziehung pflegt, demonstriert mit anderen Journalisten. Die Kollegen von Tatiana Petrowna glauben nicht an den Selbstmord der furchtlosen Journalistin. Von Anja erfährt Renko, dass die Leiche der jungen Journalistin auf rätselhafte Weise verschwunden ist. Renko wird misstrauisch und beginnt zu ermitteln. Hierbei fallen dem Ermittler die Tonbandaufzeichnungen von Tatiana in die Hände, die ihn nach Kaliningrad auf die Spur der Russischen Mafia führen.

Im mittlerweile achten Band der Arkadi-Renko-Reihe hält sich Martin Cruz Smith nicht groß mit Nebensächlichkeiten auf und steigt mit der Beerdigung des Mafiabosses gleich in die Geschichte ein und erzählt diese fortan sehr zügig, tiefgründig und packend. Detailreich und eindringlich schildert der Autor seinen Lesern das Leben im heutigen Russland. Korruption an jeder Ecke, freie Meinungsäußerungen – gerade von Journalisten - sind unerwünscht und ein Mord wird durchaus auch mal vertuscht, wenn man über entsprechenden Einfluss verfügt.

In seiner ganz eigenwilligen Art geht Arkadi Renko fortan den Fall um den Tod der Journalistin Tatiana an. Politische und wirtschaftliche Interessen oder Verwicklungen lassen den Ermittler kalt, Renko ist nur an der Wahrheit interessiert, was ihm auch in diesem Fall nicht nur Freunde gewinnen lässt. Doch dies stört den wehmütigen, ja fast schon depressiven Renko nicht, unbeirrt verfolgt er die noch so kleinste Spur und legt sich dabei auch noch mit der russischen Mafia an.

Jederzeit spannend, fesselnd und absolut unvorhersehbar erzählt Martin Cruz Smith seinen neuesten Thriller und zeichnet dabei ein authentisches Bild des heutigen Russlands. Hierbei finden auch einige geschichtliche Ereignisse der letzten Jahre Erwähnung, wie zum Beispiel der erschütternde Unfall des Atom-U-Bootes Kursk oder die Geiselnahme von Beslan, welche der Autor äußerst eindringlich beschreibt.

Fazit: Ein spannender, packender wie aktueller Thriller mit einer komplexen Story und einem Ermittler in Bestform.

Bewertung vom 29.12.2013
Hochsommermord
Frech, Jochen

Hochsommermord


sehr gut

Moritz Kepplingers erster Fall

Seinen Dienstantritt hatte sich der frischgebackene Kriminalkommissar und ehemalige SEK-Beamte Moritz Kepplinger doch ein wenig anders vorgestellt. Kaum auf seiner neuen Dienststelle angekommen, wird er von seinem Chef sofort mit einem Vermisstenfall betraut. Die kleine Manuela Jessen ist spurlos verschwunden, durch unglückliche Umstände wurde sie jedoch erst drei Tage nach ihrem Verschwinden als vermisst gemeldet. Zusammen mit Polizeiobermeisterin Lea Thomann beginnt Moriz im Umkreis der Familie von Manuela zu ermitteln und für beide Polizisten beginnt im drückend heißen Sommer 2013 ein Wettlauf mit der Zeit, denn der Täter hat schon sein nächstes Opfer im Visier.

Jochen Frech ist selbst bei der Polizei und ehemaliger SEK-Beamte und man merkt ab der ersten Seite, dass der Autor somit ganz genau weiß, wovon er schreibt. Allerdings begeht Jochen Frech dabei jedoch nicht den Fehler, seine Leser mit seinem Wissen über die Polizeiarbeit zu überschütten. Gut dosiert, nachvollziehbar und verständlich baut der Autor seine Kenntnisse in seinen fesselnden Debütkrimi ein. So wirkt der gesamte Krimi sehr realistisch.

Die Geschichte lässt der Autor mit einem Prolog beginnen, der seine Leser rund 16 Jahre zurückführt. Hierbei erlebt man mit, wie ein kleines Mädchen beim Spielen tödlich verunglückt. Inwieweit diese Szene in Verbindung mit den aktuellen Geschehnissen steht, erahnt man erst ziemlich zum Schluss des Krimis. Nach dem kurzen Prolog stellt Jochen Frech seinen Lesern dann erst einmal seinen Protagonisten Moritz Kepplinger vor wie auch einige weitere Beteiligten des Krimis. Doch relativ zügig beginnt dann die eigentliche Krimihandlung. Und diese entwickelt sich gut durchdacht, komplex und unvorhersehbar.

Zumeist verfolgt man die Ermittlungen von Moritz und Lea, doch ab und an wechselt Jochen Frech auch den Handlungsstrang und man lernt einen Mann kennen, dessen Identität einem lange Zeit nicht bekannt ist, der jedoch eng in den Fall involviert ist. Inwiefern dies der Fall ist, kann man sich recht bald denken, doch so richtig hilft einem dies bei der Lösung des Falls auch nicht.

Die Story ist packend und spannend erzählt, wobei die Ermittlungsarbeit der Beamten überwiegt, doch ab und an nimmt sich Jochen Frech auch die Zeit einem das Privatleben von Lea wie Moritz ein wenig näher zu bringen. Beide haben so ihre Probleme. Moritz ist frisch getrennt von seiner langjährigen Freundin, die Trennung hat er bisher nicht überwunden. Hinzu kommt, dass Moritz immer wieder an sich selbst zweifelt, der Perfektionist hat Angst, Fehler zu machen und dadurch die Ermittlungen zu behindern. Hinzu kommen immer wiederkehrende Alpträume, Überbleibsel aus seiner Zeit beim SEK. Lea dagegen hat sich aus privaten Gründen in die schwäbische Kleinstadt Süßen versetzen lassen, würde gerne zur Kriminalpolizei wechseln, traut sich dies jedoch nicht so recht zu. So ist die unverhoffte Zusammenarbeit mit Moritz für sie eine ideale Gelegenheit, in die Arbeit bei der Kripo hinein zu schnuppern und dabei ihr kriminalistisches Gespür unter Beweis zu stellen.

Fazit: Ein spannender wie realistisch erzählter Krimi, der durch eine komplexe Story und facettenreich beschriebenen Charakteren überzeugt.

Bewertung vom 26.12.2013
Carte Blanche
Deaver, Jeffery

Carte Blanche


ausgezeichnet

Der Vorfall 20

James Bond ist gar nicht so böse, als der Abend mit einer schönen Frau abrupt endet. Eine verschlüsselte Botschaft wurde abgefangen, die einen bevorstehenden Anschlag ankündigt, dem Tausende von Menschen zum Opfern fallen sollen. Die Britischen Sicherheitsinteressen sind betroffen, was James Bond auf den Plan ruft. Doch bisher war 007 es gewohnt, keinen Regeln zu folgen. Nun ist die Zusammenarbeit mit dem MI6 notwendig. Schnell fällt der Verdacht auf einen weltweit operierenden Eigentümer einer Recyclingfirma, dessen Spur James Bond folgt. Und somit agiert die Spion seiner Majestät bald wieder allein und hat somit seine Carte Blanche: an keine Regeln gebunden.

Jeffery Deaver bedient sich in seinem James-Bond-Roman den bekannten Kriterien, welche einen James-Bond-Roman bzw. Film ausmachen und drückt dennoch seinem Thriller seinen ganz eigenen, unverkennbaren Stempel auf. Es gibt wieder den großen Bösewicht, Bond reist quer durch die Welt (dieses Mal Dubai und Südafrika), es gibt einige Actionszenen und das obligatorische Bond-Girl darf natürlich auch nicht fehlen. Bei ihm ist Q ist kein verschrobener, alter Kauz, sondern ein hochintelligenter junger Tüftler, M ist natürlich auch wieder vertreten und Miss Moneypenny fehlt auch nicht.

Der Autor verlegt die Story zwar in die heutige Zeit und dementsprechend verwendet Bond auch die neueste Technologie, wobei dieses Mal das Bond-Auto nicht zum Einsatz kommt und dennoch hängt seinem Bond auch ein wenig von dem Flair den alten Bond-Filme an. Sein Bond ist eher Sean Connery als Daniel Craig. Zudem erfährt man auch etwas über den privaten Bond, gerade was seine Familie angeht erhält man hier einige interessante Einblicke.

Die Story entwickelt sich äußerst komplex, aber das erwartet man auch von einem Roman von Jeffery Deaver und sie ist durchweg sehr fesselnd und zumeist spannungsreich erzählt. Der Autor legt nach wie vor viel Wert auf Details und so folgt man oft auch Bonds Gedankengängen, wodurch auch die Geschichte immer nachvollziehbar bleibt. Und meint man nach gut der Hälfte des Romans, man hätte hinter die Absichten des Bösewichts geblickt, versteht die Hintergründe der Geschichte und weiß, um was es geht, für den hält Jeffery Deaver noch einige Überraschungen parat. Wirklich bis zu letzten Seite bleibt der Thriller absolut wendungsreich und unvorhersehbar.

Fazit: Eine gelungene Bond-Version, spannend und wendungsreich bis zum Schluss.

Bewertung vom 22.12.2013
Die geheime Braut
Riebe, Brigitte

Die geheime Braut


ausgezeichnet

Das Bildnis der drei Grazien

Brigitte Riebe entführt ihre Leser in das Lutherische Wittenberg. Der Reformator lebt dort mit seiner Frau Katharina von Bora und seinen beiden Kindern im schwarzen Kloster. Wittenberg ist bei den Studenten beliebt und viele der jungen Leute werden bei Luther beherbergt. Entsprechend froh ist Katharina als Jan ihr die beiden ehemaligen Nonnen Susanna und Binea bringt, die den Haushalt Luthers fortan tatkräftig unterstützen. Doch Susanna wie auch Binea haben ihre Geheimnisse. Während Binea am Elbufer einen rätselhaften Fremden kennenlernt, den sie nur den Raben nennt, kämpft Susanna mit ihren Ängsten. Ein schreckliches Ereignis aus ihrer Vergangenheit ist Schuld daran, dass die junge Frau sich nur unwillig auf den Straßen Wittenbergs oder gar auf dem Markt bewegt. Am liebsten flüchtet sie sich hinter die Mauern von Luthers Zuhause.

Sei mit diesen Ereignissen die Neugier nicht schon genug angeregt, kommt auch noch der Auftrag des rätselhaften Fremden mit der Maske hinzu. Und dieser Auftrag entwickelt sich bald schon zu einem wahren Krimi. Die Identität des Mannes mit der Maske bleibt sehr lange ungewiss, die Autorin gibt einem diesbezüglich kaum Hinweise an die Hand, sodass Rätselraten lange Zeit angesagt ist. Gebannt verfolgt man nun die fiktive Entstehungsgeschichte des Gemäldes, welches Brigitte Riebe fesselnd und äußerst spannend zu erzählen versteht. Aber nicht nur der Kriminalfall steht im Fokus, auch die Liebe kommt in dem Roman bei weitem nicht zu kurz, wodurch sich der Roman vielfältig entwickelt.

Hinzu kommt, dass die Autorin perfekt recherchiert einen fast sofort in das Leben Wittenbergs des 16. Jahrhunderts eintauchen lässt. Viele historische Persönlichkeiten, allen voran Martin Luther, seine Frau Katharina wie auch Lucas Cranach der Ältere, sind Hauptbestandteil der Geschichte und so lernt man einiges über das Leben des Reformators wie auch über den Renaissance-Maler Cranach kennen wie auch über deren Familien. Anschaulich und bildhaft verfolgt man fortan deren Alltagsleben, ist aber auch ständig bei den Ermittlungen und den rätselhaften Geschehnissen rund um das Gemälde dabei.

Und auch die weiteren Charaktere sind sehr detailreich beschrieben und überzeugen jederzeit in ihren Handlungen. Im Fokus stehen zumeist Susanna und Binea. Die jungen Frauen sind unabhängig voneinander bei der Entstehung des Bildnisses involviert und gerade die Wandlung, welche die anfangs verängstigte, schüchterne Susana im Verlauf der Geschichte macht, ist absolut glaubwürdig dargestellt. Und so vielschichtig die Charaktere angelegt sind, so unvorhersehbar und überraschend entwickelt sich ebenfalls die Geschichte um das Bildnis der drei Grazien.

Fazit: Ein wunderschöner, farbenfroher Roman zu Zeiten Luthers in Wittenberg, welcher sich im Verlauf zu einem äußerst spannenden Kriminalfall entwickelt und zudem Einblicke in die Arbeit Lucas Cranach des Älteren gibt.