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Benutzername: 
Elohym78
Wohnort: 
Horhausen

Bewertungen

Insgesamt 385 Bewertungen
Bewertung vom 31.10.2016
Brüder für immer
Kromhout, Rindert

Brüder für immer


sehr gut

Die beiden Brüder Julian und Quentin haben das Glück, unbeschwert auf dem Anwesen Charleston in mitten einer ländlichen Idylle aufwachsen zu dürfen. Von ihrem Baumhaus aus beobachten sie die Welt, bestehen in den umliegenden Wäldern unzählige Abenteuer und dürfen ohne Ängste und Nöte älter werden und ihren Lebensweg finden. Keine Zwänge, kein Druck, keine Bestimmung, einzig die, die sie sich selber auferlegen. Und doch hält selbst in diese friedliche Welt Mussolini, Hitler und Stalin Dank der Industrialisierung Einzug. Die Welt verändert sich und mit ihnen auch die Menschen.

Das Cover zeigt die beiden Brüder Julian und Quentin von hinten. Wobei der eine Bruder gut sichtbar ist und der andere im Hintergrund fast verschwindet. Ich finde es wunderbar zu Titel und Inhalt des Buches gewählt, da es die beiden Kinder zeigt in ihrer schier grenzenlosen Freiheit, die sie auf dem Landsitz Charleston erleben durften.

Rindert Kromhout ist in meinen Augen ein begnadeter Autor. Selten hat mich ein Buch so berührt und gedanklich beschäftigt. Quentin beschreibt die Highlights eines jeden Jahres, die ihn und seinen Bruder beschäftigten und prägten; den Lebensweg den sie nahmen und die Umwege, die sie schweren Herzens in Kauf nehmen mussten.
Die Brüder wachsen zu dieser Zeit in ungewöhnlichen Verhältnissen auf, was ihnen natürlich nicht bewusst ist. Ihr Vater lebt mit wechselnden Freundinnen in London, während ihre Mutter mit ihrem Liebhaber Duncan und den Kindern auf dem Landsitz Charleston verweilt. Doch Duncans Interessen liegen eher beim männlichen Geschlecht und so kommen und gehen auch hier die Liebhaber. Ich finde es sehr goldig die anfängliche Naivität der Kinder zu sehen. Obwohl, naiv sind sie eigentlich nicht, sie nehmen jeden wie er ist, ohne Vorurteile oder Ressentiments. Bei den wenigen Freunden die sie haben, sind sie beliebt mit ihrer ungewöhnlichen Familiensituation, aber Nachbarn und Außenstehende verurteilen sie. Quentin schildert dies nicht wortwörtlich, sondern eher verdeckt. Aus meiner Sicht, also aus der eines außenstehenden Erwachsenen, wird dies deutlich, aber aus seiner, aus der Sicht eines glücklichen Kindes, nicht. Kromhout spielt regelrecht mit seinen Worten. Mal locker leicht, mal sehr bewegend und tief gehend.
Die Handlung und die Charaktere gehen eine untrennbare Einheit ein. Wo das eine beginnt, hört das andere auf und umgekehrt. Rindert Kromhouts Buch ist eine Hommage an das Leben, die Liebe und das Sein. Aus den Augen eines Kindes, das langsam erwachsen wird, bis hin zu einem jungen Mann, der seinen Lebensweg gerade betreten hat.


Mein Fazit
Rührend! Anrührend! Berührend!

Bewertung vom 31.10.2016
Die Akte Zodiac Bd.1 (eBook, ePUB)
Geschke, Linus

Die Akte Zodiac Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Ein brutaler Mord an einem Pärchen gibt der Polizei von Köln Rätsel auf. Denn weder ein Täter, noch überhaupt ein Motiv sind erkennbar, wie sehr das Ermittlerduo Eva Lendt und Oliver Lamprecht auch suchen. Von allen Seiten wird der Druck stärker und so schaltet sich Fallanalytiker Dr. Marco Brock ein, der bei den beiden Polizisten Missmut auslöst. Zumindest bei Eva, die mit seiner Art nicht zurechtkommt. Doch Brock scheint dem Fall eine neue Richtung geben zu können, erkennt er doch eine Ähnlichkeit zwischen dem heutigen Fall und den Morden des Zodiac, der Amerika in den sechziger Jahren in Angst und Schrecken versetzt hat. Doch wie kommt der Wahnsinnige jetzt ausgerechnet nach Köln? Wenn sich Brocks Vermutungen bestätigen sollten, waren die Morde erst der Anfang...


Das Cover ist in blutrot gehalten und das weltbekannte Zodiac-Emblem ziert das Bild. Es ist schlicht und gefällt mir gerade deswegen ausgesprochen gut! Manchmal ist weniger mehr, denn es wird alles gesagt, was in dem Buch vorkommt: Eine blutige Mordserie.


Linus Geschke hat einen interessanten, lebendigen und spannenden Schreibstil, der mich sofort fesselte. Ohne Probleme konnte ich in die Ermittlung einsteigen und fühlte die steigende Resignation der Polizei, den mordlustigen Übermut des Täters und die panikartige Verzweiflung der Opfer. Gerade diese unterschiedliche Schilderung der Gemütszustände fand ich spannend und waren mit ein Grund, warum ich so an sein Buch gefesselt wurde. Fast hatte ich das Gefühl, dass Geschke mit mir spielte; wenn die Bedrohung zu stark wurde und meine Phantasie sich verrannte, schwenkte er in eine andere Richtung. Nicht nur, um mich gefühlsmäßig runter zu holen, sondern auch, um meine Gedanken in einer Richtung zu lenken, an die ich zuvor nicht gedacht hatte.
Als Gegenpol schilderte der Autor Auszüge aus den Fallakten der damaligen Mordserie des Zodiac; nüchtern, trocken und von weit außen. Merkwürdigerweise berührte dieser wahre Fall mich gedanklich lang nicht so sehr, wie der Fiktive aus Köln. Gerade diese Mischung gab dem Buch nochmals eine interessante Spannung.


Die Protagonistin Eva Lendt hat es mir besonders angetan. Auf den ersten Blick wirkt die Polizistin wie eine starke Frau, die mit beiden Beinen fest im Leben steht, aber sie scheint auch eine weiche, verletzliche Seite zu haben, die ihr eventuell mal im Weg stehen könnte. Verbissen arbeitet sie an der Mordserie und sieht sich von dem Fallanalytiker Marco Brock in ihrer Kompetenz bedroht. Nur schwer gelingt es ihr, ihn eben nicht als Bedrohung zu sehen, sondern seine überheblich vorgetragenen Gedanken anzunehmen und umzusetzen.
Den Fallanalytiker Dr. Marco Brock fand ich wunderbar unsympathisch. Seine arrogante Art finde ich schrecklich und bin gerade deswegen von seiner Person angetan. Ich habe das Gefühl, dass diese merkwürdige Charakterschwäche in seiner Vergangenheit begründet ist. Auch er scheint sein Päckchen zu tragen.
Als Gegenpol zu diesen beiden doch recht schwierigen und komplizierten Protagonisten ist Evas Kollege, Oliver Lamprecht wunderbar! Er ist ein Sympathieträger. Stets gut gelaunt, ist er mit sich und seinem Leben zufrieden, lacht gerne und unterstützt seine Chefin, soweit es ihm möglich ist.
Aber egal wie Linus Geschke seine Charaktere gestaltet hat, eins haben alle gemeinsam: Sie wirken auf mich authentisch, lebendig und glaubwürdig. Ihre Handlungen konnte ich stets nachvollziehen, mit ihnen leiden, leben und lachen und eine Verbindung zu ihnen aufbauen.

Mein Fazit
Eine süchtig machende Thriller-Serie!

Bewertung vom 31.10.2016
Der Angstmann / Max Heller Bd.1
Goldammer, Frank

Der Angstmann / Max Heller Bd.1


sehr gut

Dresden in den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs: Ein brutaler Serienmörder, den alle nur den Angstmann nennen, treibt in der Stadt sein Unwesen. Während die Leitung der Polizei es schnell als Taten von Juden lapidar abtut, ermittelt Kommissar Max Heller mit vollem Einsatz. Er glaubt nicht an einen Juden und gefährdet auch sein Leben mit dieser Einstellung; denn wer anderer Meinung ist, dem winkt schneller die Deportation, als man gucken kann. Als Dresden im Februar 1945 dem Erdboden gleich gemacht wird, stirbt auch der Angstmann.
Angeblich...

Das Coverbild ist düster gehalten. Es zeigt ein Fahrrad, das an einer kaputten Mauer gelehnt da steht, der Schatten eines Mannes ist im Hintergrund zu erkennen. Die ganze Zeit über rätsel ich, ob der Schatten bedrohlich auf mich wirkt, also den Angstmann zeigt, oder eher mich aus dem Schatten heraus beschützt, dementsprechend Max Heller darstellt. Es passt sehr gut zum Buch und war mit ein Grund, warum ich zu dem Buch gegriffen habe.

Für mich gibt es nichts langweiligeres als Kriminalromane. Aber der von Frank Goldammer hat mich nicht nur überrascht, sondern regelrecht umgehauen, begeistert und fasziniert! Es ist nicht so sehr die Handlung, die mich fesselte, sondern die Kulisse, die der Autor gewählt hat.
Dresden in den letzten Tagen des Krieges ist düster und beklemmend. Die ständige Angst vor Bomben, der nagende Hunger, die Hilflosigkeit der Bevölkerung, die Winterkälte und als Krönung noch ein wahnsinniger Serienmörder. Eine Mischung, die mich absolut nicht mehr los ließ und die ich selbst mit in mein reales Leben nahm. Gegen all die aufgeführten Dinge kann man irgendwas unternehmen, aber gegen die Bespitzelungen, die in der Bevölkerung herrschten, die permanente Bedrohung durch die Regierung, dass setzt einem zu. Selbst eine offensichtliche Mordermittlung kann im Zuge des Andersdenkens katastrophale Auswirkungen annehmen.
Jeder von uns kennt die verwischten schwarz-weiß Bilder von der Zerstörung Dresdens. Jeder weiß, wie schrecklich so ein Bombenhagel ist. Theoretisch zumindest, Dank der Massenmedien. Aber als ich Goldammers Schilderungen dieser Nacht las, konnte ich nicht anders, als zu weinen. Er schilderte es so, wie wenn er, oder ein naher Angehöriger dabei gewesen sei. Unfassbar realistisch.
Die Mischung zwischen Tatsachen und Mordermittlung ist Goldammer sehr gut gelungen. Voller Spannung ermittelte ich mit Max Heller, lebte mit ihm in den Zeiten des Krieges, erlebte Grauen und auch schöne Dinge.

Mit Max Heller hat der Autor einen Sympathieträger geschaffen, den ich mir gerne als Vorbild nehme. Ein geradliniger Polizist, der auf der Suche nach Recht und Gerechtigkeit ist, so schwer das zu dieser Zeit auch sein mag. Er kuscht nicht vor der Obrigkeit, weiß allerdings genau wo seine Grenzen liegen. Ein mehr als schwieriges Unterfangen in den Zeiten des Dritten Reichs, doch er schafft den Spagat und überlebt. Heller ist kein Parteimitglied und den Hitlergruß übt er nur unter Zwang aus, muss auf der anderen Seite aber darauf achten, seine Familie nicht zu gefährden.


Mein Fazit
Ein wirklich außergewöhnlich guter Kriminalroman!

Bewertung vom 31.10.2016
Mooresschwärze: Thriller
Shepherd, Catherine

Mooresschwärze: Thriller


sehr gut

Als die erste Frauenleiche gefunden wird, herrscht Entsetzen unter der Kölner Polizei. Wer kann eine so junge Frau so übel zurichten und dann für die Nachwelt drapieren? Gerne wäre Rechtsmedizinerin Dr. Julia Schwarz der Sache auf den Grund gegangen, doch auf dem Transport wird die Moorleiche, wie alle sie nennen, von Unbekannten gestohlen. So bleibt Dr. Schwarz erst bei der zweiten Leichen die Möglichkeit einer Untersuchung. Und was sie findet, lässt alle bisher gekannten Mordfälle in den Hintergrund treten. Selten hat ein Mörder so brutal gemordet und seine Opfer hergerichtet, wie dieser es tut. Dr. Julia Schwarz und ihr Partner Kriminalkommissar Florian Kessler machen erbitterte Jagd auf ihn und ahnen nicht, in welche Abgründe ihr Weg noch führt.


Das Coverbild zeigte eine Frau von hinten und ist in schwarz-weiß gehalten. Einzig die Schrift ist in einem blutigen Rotton, der die Grausamkeit der zu erwartenden Handlung noch unterstreicht. Die Frau steht in einem Moor und ist einzig mit einem Nachthemd bekleidet. Von der Stimmung finde ich es zwar gut zum Inhalt des Buches gewählt und auch das Thema Frau im Moor findet man wieder, aber trotzdem gefällt es mir nicht so hundertprozentig. Auf mich wirkt die Frau eher wie eine Geistererscheinung und nicht wie eine Person, die für einen längst vergangenen Gott geopfert werden soll.


Catherine Shepard schreibt kraftvoll, spannend und doch voller Gefühl. Man merkt deutlich, dass sie sich nicht nur mit der Handlung befasst hat, sondern sich auch mit ihren Charakteren intensiv beschäftigt und ihnen eine Stimme verleiht, die gehört werden wird. Ihre bisherigen Werke kenne ich leider nicht, nutze dieses Buch jedoch als Einstiegsdroge, denn ihr packender Schreibstil macht süchtig! Handlung und Personen gehen eine intensive Verknüpfung ein, so dass keins ohne das andere existieren kann, allerdings dominiert auch nichts. Mir gefällt das sehr gut.
Im Mittelpunkt der Geschehnisse steht eine Mordserie, die an Grausamkeit ihres Gleichen sucht. Ein wahnsinniger Killer hat es auf junge Frauen abgesehen und opferte diese in perfiden Ritualmorden, die an Abartigkeit ihres Gleichen suchen. Selbst Polizei und Rechtsmedizin stehen vor einem Rätsel. Voller Tatenrang und Elan begleitete ich das Ermittlerteam bei seinen Ermittlungen und stellte eigene Überlegungen an. Doch wenn meine Gedanken zu weit voraus rasten, fing Shepherd mich gekonnt wieder ein und lotste mich in die richtige Richtung. Während des Lesens eigene Überlegungen anstellen, mache ich sehr gerne; eigene Gedanken zu lassen und abschweifen lassen nicht alle Autoren zu, aber ich denke, dass Catherine Shepherd dies gerne macht, um mit ihren Lesern zu spielen.

Wenn ich die Handlung schon toll fand, so gefielen mir die Charaktere fast noch besser. Sowohl die Rechtsmedizinerin Julia Schwarz, als auch Kriminalkommissar Florian Kessler haben sympathische und authentische Ecken und Kanten. Beide mag ich, entdeckte allerdings auch Seiten an ihnen, die ich eben nicht mag. Sie sind mit Sicherheit keine Charmebolzen oder Sympathieträger, aber genau deswegen gefallen sie mir so gut. Sie haben ihre Vergangenheit mit der sie leben müssen und doch blicken sie voller Zuversicht in die Zukunft.


Mein Fazit

Spannend von der ersten bis zur letzten Seite!

Bewertung vom 11.09.2016
Die Tage, die ich dir verspreche
Oliver, Lily

Die Tage, die ich dir verspreche


sehr gut

Statt sich ihres Lebens zu freuen und aller Welt dankbar zu sein, dass sie wieder gesund ist und die Transplantation erfolgreich überstanden hat, versinkt Gwen in Selbstzweifeln. Wurde ihr das Herz freiwillig gegeben, kann sie den Erwartungen ihrer Eltern, ihres Bruders und ihres Freundes gerecht werden? Hat sie das alles verdient? Als die Zweifel zu stark werden, sieht Gwen nur eine Möglichkeit des Entkommens: Sie sucht jemanden, der ihr Herz nimmt und bringt sich um.

Das Cover ist recht schlicht in Weiß gehalten und ein paar vereinzelte Mohnblumen zieren es. Ich finde es sehr schön, zeitlos und in seiner Schlichtheit berührt es mich. Die Mohnblume symbolisiert Liebeskummer und Leid an sich, soll aber auch Trost spenden. Passt also mehr als gut zu Titel und Inhalt des Buches.

Lily Oliver hat mit ihrem berührenden Werk ein wahres Kleinod geschaffen. Sie geht sehr gefühlvoll, aber auch direkt mit dem schwierigen Thema Transplantation um. Dabei stellt sie nicht den Tod in den Vordergrund, sondern das Leben. Ich finde es schön, dass Oliver eben nicht von Friede, Freude, Eierkuchen und der ewigen Dankbarkeit erzählt, sondern von den Zweifeln. Gerade junge Menschen, die noch auf der Suche nach Orientierung sind und mit so einem schweren Schicksalsschlag zurechtkommen müssen, sind verunsichert, voller Angst und Selbstzweifel. Ihre Protagonistin Gwen sieht sich in eine Schublade gezwungen, die sie beim besten Willen nicht ausfüllen kann und auch gar nicht will. Gwen sieht nur eine Möglichkeit: Sie möchte sterben und ihr Herz verschenken. Als sich Noah meldet, reist sie zu ihm. Doch Noah hält Gwen für einen Fake, bis sie vor ihm steht.

Die Geschichte der beiden und wie sie das Leben gemeinsam meistern ist berührend. Denn auch Noah trägt sein Päckchen und wandelt ziellos durchs Leben. Bis Gwen sein ganzen Denken ausfüllt. Die beiden Protagonisten sind so authentisch, dass ich fast das Gefühl hatte, ich würde sie kennen und Lily Oliver von Freunden erzählen, die es wirklich gibt.

Mein Fazit
Ein schönes Buch, was im wahrsten Sinne des Wortes ans Herz geht.

Bewertung vom 08.09.2016
Noah will nach Hause
Guskin, Sharon

Noah will nach Hause


ausgezeichnet

Dass ihr Sohn Noah schon immer anders war, wusste Janie Zimmerman. Er hasst Wasser, ja hat panische Angst vor diesem Element. Es geht so weit, dass er alles zusammenbrüllt und zu ersticken droht vor lauter Aufregung. Auch erzählt Noah von seiner anderen Mama und den Erlebnissen, die sie zusammen hatten. Das Kind vermisst diese andere Mutter schmerzlichste. Janie zerrt ihren Sohn von Arzt zu Arzt, um dieses merkwürdige Verhalten therapieren zu lassen. Doch keiner findet die Ursache und kann helfen. Bis sie an den Forscher Dr. Jerome Anderson gerät, der sich mit dem Thema Wiedergeburt befasst...

Das Cover zeigt ein kleines Haus im Dunkel der Nacht. Eine Rauchsäule schlängelt sich aus dem Kamin, die Eingangstür steht einladend offen und bittet den Besucher herein. Ich finde es merkwürdig zu dem Buch gewählt. Es ist kein Foto, sondern ähnelt eher einer Zeichnung und wirkt auf mich wie ein Comic. Mir fehlt irgendwie der Ernst und die Tiefgründigkeit. Wenn ich nicht von der Leseprobe so begeistert gewesen wäre, wäre ich an dem Buch vorbei gegangen.

Sharon Guskin hat mit ihrem Roman bei mir einen Nerv getroffen. Der Gedanke an Wiedergeburt ist unheimlich und Dank der vielen Beispiele verdeutlicht, unterstreicht die Autorin dies. Um ehrlich zu sein hatte ich ein flaues, ja mulmiges Gefühl beim Lesen. Ich hatte es mir nicht so intensiv vorgestellt. Vor allem, weil für meinen Geschmack das Coverbild eher etwas märchenhaftes hat und es gerne mehr in die Realität verankert hätte sein können. Ich komme damit nicht zurecht, mit dem Gedanken an Wiedergeburt und finde ihn nicht nur unheimlich, sondern erschreckend. Ich weiß nicht, ob es wirklich diese ganzen Beispiele gibt, aber da tausende, ja Millionen von Menschen daran glauben, wird es wohl auch Belege dafür geben.

Die Geschehnisse um den kleinen Noah und seine angeblichen Erinnerungen an ein früheres Leben sind sehr stark mit den Protagonisten verwoben. Handlung und Personen sind für mich unmöglich einzeln zu betrachten, wie das in anderen Büchern schon mal der Fall ist. Mal springt die Autorin in die Vergangenheit, mal ist sie in der Gegenwart; mal ganz eng mit Noah, dann beschäftigt sie sich intensiv mit Jerome Anderson oder Noahs früherem Bruder Charlie. Die Springe sind jedoch nicht hart, sondern greifen dezent ineinander über, so dass ich nie Gefahr lief, den Faden zu verlieren. Guskin schreibt absolut spannend, aber auch besonnen. Eine tolle Mischung!

Mein Fazit
Ein nachdenklich stimmendes Buch. Packend von der ersten bis zur letzten Seite!

Bewertung vom 08.09.2016
Verführt / Calendar Girl Bd.1
Carlan, Audrey

Verführt / Calendar Girl Bd.1


sehr gut

Nachdem ihr Vater wegen seiner Spielschulden zusammengeschlagen wurde und im Koma liegt, sieht Mia Saunders nur einen Weg um seine Schulden zu begleichen und ihre Familie zu retten: Sie schließt sich dem Escort-Service Exquisite Escorts ihrer Tante Millie an, um schnell zu Geld zu kommen. Ihre Tante vermietet die junge Frau jeweils für vier Wochen an einen reichen Interessenten. Mia erhält hunderttausend Dollar und jeweils einen dicken Bonus, wenn sie mit den Männern auch das Bett teilt. Doch eine Hure will Mia garantiert nicht sein; wenn sie sich einem Mann hingibt, dann aus Liebe!

Das Cover ist in rosa und an den Rändern sind rote Amaryllis. Ich finde es nicht wirklich ansprechend und habe mich eher an dem Klapptext und der Leseprobe orientiert. Für mich hätte das Bild aussagekräftiger sein können. Die Blume bedeutet stolze Winterschönheit und Einzelkämpferin, passt also gut zum Inhalt des Buches, aber für meinen Geschmack hätte man mehr daraus machen können, irgendwie plastischer. Es kann auch an der Farbkombination liegen, die mir nicht zusagt.

Audrey Carlan hat eine lesenswerte Serie um das Escort Girl Mia Saunders geschaffen. Lebendig, fröhlich und mit viel Leidenschaft schildert sie das Leben von Mia Saunders. Aufgrund persönlicher Umstände, sieht Mia sich gezwungen, bei ihrer Tante Millie im Escort Service zu arbeiten. Natürlich mit gemischten Gefühlen, da sie diese Tätigkeit eher als Prostitution ansieht, statt als ehrenhaften Beruf. Doch in ihren Verträgen wird extra der Sex ausgenommen.
Doch was sind das für Männer, die sich für 100.000 $ ein Escort Girl leisten, aber keine normale Frau an ihrer Seite haben? Wes, Mias Januar-Kunde ist ein berühmter Hollywood Autor, jung, reich, liebenswürdig und alles andere als unansehnlich. Schnell fasst Mia Vertrauen zu ihm. Und mehr. Doch der Januar verfliegt wie nichts und der Februar steht vor der Tür.
Natürlich knistert das Buch vor Erotik. Allerdings ist es auch genau nur das: Ein erotischer Roman und keine vulgäre Erzählung. Carlan achtet darauf zwar viel zu beschreiben, aber mehr noch im Verborgenen zu lassen. Viel mehr heizt sie die Phantasie ihrer Leser an und überlässt ihnen den letzten Kick. Dies gelingt ihr meiner Ansicht nach auch dadurch, dass sie jeden Monats-Mann individuell gestaltet und ich schon mit Mia mit fiebere, wenn es wieder los geht.

Ihre Protagonistin stellt die Autorin interessant und authentisch vor. Mias Start ins Leben war alles andere als einfach; ihre Mutter verließ die Familie, als Mia klein war. Sie übernahm die Rolle der Mutter für ihre kleine Schwester und sorgte für ihren trinkenden und spielenden Vater. Trotzdem ist sie nicht verbittert, sondern sprüht förmlich vor Lebenslust. Allerdings blickt sie mit Argwohn auf Männer, da sie Angst vor Enttäuschung hat. Mir gefällt diese Mischung aus Lockerheit und innerer Stärke gut. Carlan bringt mir ihre Figur nah und ich konnte schnell eine Beziehung zu ihr aufbauen.

Mein Fazit
Ein lebendiger Roman voller Esprit und knisternder Erotik! Ich freue mich schon auf die Fortsetzung!

Bewertung vom 26.08.2016
Von Anbeginn des Tages / Poldark Bd.2
Graham, Winston

Von Anbeginn des Tages / Poldark Bd.2


gut

Endlich ist Ruhe in die Ehe von Ross und Demelza Poldark eingekehrt. Die Gemüter haben sich ob der unpassenden Hochzeit zwischen einem Adligen und seiner Dienstmagd beruhigt. Um ihr Glück perfekt zu krönen, kommt ihre Tochter Julia zur Welt. Doch schon droht das nächste Unheil, denn der Absatz von Kupfer sinkt immer weiter und Ross sieht nur eine Möglichkeit: Er muss mit anderen Leidgeprüften eine eigene Gesellschaft gründen, um nicht ganz im Ruin zu enden. Doch kaum ist an dieser Front eine kurze Kampfpause eingekehrt, flammt an anderer Stelle Unruhe auf.

Das Cover zeigt das hübsche Gesicht Demelzas. Glücklich scheint sie in die Zukunft zu blicken. Darunter ist ein Küstenabschnitt zu sehen, Ein Reiter steht auf einer Klippe und blickt in den Sonnenuntergang. Ich finde das Coverbild gut zum Buch gewählt, da es Aufbruch, Ruhe und Glück symbolisiert. Aber durch das Meer auch eine ungezügelte Kraft, die nicht von Menschenhand zu beeinflussen ist. Also alles, was in dem Buch auch zu finden ist.

Teil eins von Winston Graham hatte mir nicht so gut gefallen, aber die sprunghafte Unruhe, die mich dort gestört hatte, konnte ich in diesem Band zum Glück nicht mehr finden. Bzw. nur an wenigen Stellen und da hat es mich nicht gestört. Vermutlich wäre es mir überhaupt nicht aufgefallen, wenn ich nicht danach gesucht hätte. Auch die Handlung gefiel mir wesentlich besser, denn für mich war diese strukturierter und damit auch spannender und packender. Sie knüpft nahtlos am ersten Band an. Graham geizt mit Rückblicken, was mir auf den ersten Blick natürlich gut gefiel, da die Geschehnisse noch sehr present waren. Doch ich könnte mir vorstellen, dass wenn eine längere Zeit vergangen wäre, der ein oder andere erklärende Satz hilfreich gewesen sein könnte.

Auch bei den Charakteren konnte ich für mich eine deutliche Verbesserung herauslesen. Schneller und intensiver war die Verbindung, die ich zu den Protagonisten eingehen konnte und ja, auch sympathisch wurden sie mir endlich. Trotzdem vermisse ich einen gewissen Tiefgang der Personen und auch Abwechslung. Für meinen Geschmack ähneln sie sich ziemlich und ich könnte nicht sagen, dass ein Charakter heraussticht und mich begeistern konnte.

Mein Fazit
Leider werde ich kein Fan der Serie, da sie mir zu oberflächlich ist und mich nicht recht berühren konnte.

Bewertung vom 26.08.2016
Die Geheimnisse der Küche des Mittleren Westens (eBook, ePUB)
Stradal, J. Ryan

Die Geheimnisse der Küche des Mittleren Westens (eBook, ePUB)


sehr gut

Eva Thorvald wird von ihrer Tante und ihrem Onkel groß gezogen, da ihr Vater verstorben und ihre Mutter abgehauen ist. Sie ist ein eigenbröderlisches Kind, dass mehr die Umgebung auf sich wirken lässt, als selber zu agieren. Doch Eva hat einen Plan und diesen verfolgt sie, ohne auch nur ein einziges Mal vom Weg abzukommen. Sie will die beste Köchin Amerikas werden.

Das Cover zeigt auf der einen Seite eine Moonglow-Tomatenranke in einer schimmernden, orangenen Pracht. Auf der anderen Seite sind Chocolate-Habanero-Chilis. Beide Pflanzen vereinen sich unten und bilden eine Einheit. In der Mitte des Covers befindet sich ein kleines Ruderboot mit einem Pärchen, das sich gegenübersitzt, ein stolzer Hirsch beobachtet die Szene. Ich finde das Cover sehr schön zum Inhalt des Buches gewählt, da es für mich liebevolle Weichheit und feurige Liebe widerspiegelt. Gegensätze in trauter Zweisamkeit. Wunderbar ausgewogen.

J. Ryan Stradal überzeugte mich mit seinem Buch! Der Schreibstil war ruhig, aber fesselnd und unglaublich intensiv. Die Handlung an sich ist gar nicht so spektakulär, aber die Charaktere lassen das Buch zu etwas ganz besonderem werden.
Die Protagonistin Eva steht im Mittelpunkt, vielmehr ihr Lebensweg und die Menschen, die sie bis an ihr Ziel, Meisterköchin zu werden, begleitet haben. Besonders spannend zu beobachten war, dass es nicht aus Evas Sicht erzählt wurde, sondern von den Personen, die ihr auf ihrem Weg Beistand geleistet haben. Und da ist ganz interessant, dass die jeweilige Stimmung intensiv eingefangen wurde.
Es begann mit den Eltern Lars und Cynthia Thorvald. Cynthia verlässt ihre Familie, da sie weder Mann noch Kind haben möchte, sondern viel mehr ihre Freiheit genießen will. Doch die Liebe Lars' zu seiner Tochter, reicht für zwei und das spricht aus jeder einzelnen Seite des Buches.
Der Sprung zu Evas Cousine Braque war da schon fast ein Kulturschock! Denn Braque ist vulgär, nutzt eigentlich nur Schimpfworte und ist voller Hass und Wut auf die Welt. Auch dies bringt Stradal meisterhaft rüber.
Eigentlich ist das ganze Buch mehr ein Puzzle, jedes Teilchen fügt sich perfekt und nahtlos ineinander, so dass zum Schluss das Gesamtbild entsteht.

In dem Buch tauchen einige Rezepte auf, die mich zum Nachkochen reizten. Hab ich auch gemacht und es wurde lecker!

Mein Fazit
Ein richtig schönes, bewegendes Buch! Lebendig!

Bewertung vom 26.08.2016
So wie die Hoffnung lebt
Ernst, Susanna

So wie die Hoffnung lebt


sehr gut

Nach einem langen Krankenhausaufenthalt kommt Jonah Tanner in ein Kinderheim. In ein besonderes, denn hier sind nur Kinder mit einer schwierigen Vergangenheit. Dort lernt er den Weg zurück ins Leben. Mit Hilfe der Erzieher, aber ganz besonders mit Hilfe von Milow, der schnell sein bester Freund wird und von Katelyn Christina Williams. Katie ist durch eine Tragödie verstummt und nur Jonah gegenüber öffnet sie sich. Aus einer kindlichen Freundschaft wird mit den Jahren Liebe. Bis das Schicksal erneut zuschlägt.

Das Cover ist in einem hellen Blauton gehalten. Mitten drauf prangt ein riesiges, knallrotes Luftballonherz, an dem ein Mädchen hängt. Um ehrlich zu sein, trifft es meinen Geschmack überhaupt nicht und wenn ich nicht die Leseprobe gelesen hätte, wäre ich an dem Buch einfach vorbei gegangen. Auf mich wirkt das Bild kitschig. Doch hier wird wirklich deutlich, dass man - ganz speziell ich - sich nicht von Bildern beeinflussen lassen sollte. Denn das Buch ist sehr tiefgründig und wunderschön und man sollte ihm wirklich eine Chance geben!

Schon in der Leseprobe hat Susanna Ernst mich von ihrem wunderschönen, berührenden Schreibstil überzeugen können. In dem Buch bestätigt sich ihre einfühlsame Art, die mir wirklich sehr nah ging. Sie schildert harte Schicksalsschläge weich und gefühlsbetont, so dass ich mit den Tränen kämpfte. Ohne Probleme tauchte ich in die Geschichte ein und ließ mich von Ernst führen und ihre Protagonisten auf ihrem schweren Lebensweg begleiten.

Jonah Tanner kommt nach dem Tod seiner Familie in ein Kinderheim. Er muss sich dort eingliedern, ob er will oder nicht. Seine anfängliche Angst und Unsicherheit schildert die Autorin so deutlich, dass ich mit dem Jungen fürchtete, lachte, lebte und neuen Lebensmut fasste. Dabei hatte ich nicht das Gefühl, dass Ernst mich in eine Richtung schiebt, sondern sie bot mir den Weg an und ich folgte ihr mehr als bereitwillig. Das Heimleben schilderte sie bildlich und lockerte es durch viele kleine Begebenheiten auf.

Besonders gut haben mir die Wechsel in der Sprache gefallen. Als ihre Protagonisten noch Kinder und Jugendliche waren, war die Sprache einfacher, mehr wörtliche Rede, kurz das Leben erschien machbar und zukunftsorientiert. Als das Erwachsensein zuschlug, wurde es ernst, tiefer und auch die Spannung nahm zu. Das lag nicht nur an dem Lebensweg, den Jonah und Katie eingeschlagen hatten, oder besser gesagt an der Art zu leben, die ihnen das Schicksal auf ticktierte, sondern auch an dem Reifungsprozess, den wir alle im Alter eben durchmachen. Das ist der Susanna Ernst wirklich toll gelungen.

Getragen wird das Buch nicht so sehr von der Handlung, sondern vielmehr durch die beiden Charaktere Jonah und Katie, die das Werk zu einem unvergesslich schönen Leseereignis machen. Natürlich sind die Schicksalsschläge in der Kindheit und auch die im späteren Leben Wegweiser für sie, aber beide wären ohne die Liebe zueinander, nicht dort, wo sie jetzt stehen. Der Glaube an den jeweils anderen berührte mich tief. Selten haben mich Figuren so bewegt wie diese beiden.

Mein Fazit
Ein wunderschönes Buch!