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ech
Wohnort: 
Bochum

Bewertungen

Insgesamt 671 Bewertungen
Bewertung vom 03.04.2023
Friesendämmerung
Dünschede, Sandra

Friesendämmerung


sehr gut

Stimmungsvoller Krimi aus dem hohen Norden

In diesem Kriminalroman schickt die Autorin Sandra Dünschede ihren Ermittler Dirk Thamsen von der Polizeistation Niebüll in seinen bereits fünfzehnten Fall. Wie immer wird er dabei von seinen Kollegen und Freunden tatkräftig unterstützt.

Für mich war es die erste Begegnung mit dem sympathischen Ermittler und dem gut aufeinander abgestimmten Ensemble um ihn herum und ich hatte nicht das Gefühl, dass mir hier wesentliche Vorkenntnisse aus den bisherigen Bänden fehlen würden, auch wenn ich sicherlich nicht jede Anspielung auf vorangegangene Ereignisse direkt verstanden habe. Grundsätzlich werden aber alle für das Verständnis erforderlichen Informationen zu den Protagonisten und ihrer Vorgeschichte gut in die laufende Handlung eingebunden, ohne dabei den Lesefluss zu stören.

Als auf dem Golfplatz von Stadum die Leiche von Johannes Petersen gefunden wird, scheint der Fall schnell gelöst zu sein. Der Chef eines Entsorgungsunternehmens hat sich eine ordentliche Anzahl an Feinden geschaffen, aus denen sich schnell ein mutmaßlicher Täter abzeichnet, der sich dann auf dem Polizeirevier das Leben nimmt. Doch der deshalb von Selbstvorwürfen geplagte Dirk Thamsen hat da noch so seine Zweifel und auch sein Freund Haie Ketelsen verfolgt mal wieder seine ganz eigenen Spuren.

Mit einem packenden Schreibstil, einigen überraschenden Wendungen und reichlich Lokalkolorit aus dem hohen Norden treibt die Autorin ihre gut aufgebaute Geschichte voran, legt dabei geschickt ein paar falsche Fährten und liefert am Ende eine absolut schlüssige Auflösung, die keine wesentlichen Fragen offenlässt. Getragen wird das Ganze von gut gezeichneten und vielschichtig angelegten Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen, von denen besonders Haie der Geschichte seinen ganz besonderen Stempel aufdrückt und dabei auch ein wenig Humor in das Geschehen mit einbringt.

Wer auf spannende Kriminalromane mit reichlich Lokalkolorit steht, wird hier gut bedient und unterhalten. Mein erstes Buch der Autorin wird mit Sicherheit nicht mein letztes bleiben.

Bewertung vom 31.03.2023
Mordseebrand / Caro Falk Bd.4
Johannsen, Emmi

Mordseebrand / Caro Falk Bd.4


ausgezeichnet

Gut aufeinander abgestimmte Mischung aus Krimispannung, Humor und Urlaubsfeeling

Mit diesem Buch legt die Autorin Emmi Johannsen, die unter ihrem Klarnamen Christine Drews bereits zahlreiche überzeugende Krimis und Thriller veröffentlicht hat, den vierten Band einer Krimireihe vor, die deutlich humorvoller daherkommt, wie sonst bei ihr üblich. Dennoch kommt dabei auch die Spannung nicht zu kurz und so ergibt sich insgesamt eine gelungene Lektüre für den nächsten Strandurlaub.

Grundsätzlich sind hier keine Vorkenntnisse aus den ersten drei Bänden erforderlich, um das Buch lesen und nachvollziehen zu können. Alle dafür erforderlichen Informationen zu den Protagonisten und ihrer Vorgeschichte werden gut in die laufende Handlung eingebunden, ohne dabei den Lesefluss zu stören. Um die Entwicklung der Figuren und die eine oder andere Anspielung auf vergangene Ereignisse in Gänze genießen zu können, empfiehlt es sich aber schon, die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen.

Als Caro Falk Zeugin wird, wie die historische Bimmelbahn auf der Insel Borkum spektakulär entgleist, gibt es für sie und ihren Partner Jan Akkermann gleich wieder reichlich zu tun. Während die Passagiere den Vorfall nahezu unbeschadet überstehen, wird in den Trümmern der Bahn die Leiche des Lokführers gefunden, der allerdings offenbar bereits vor dem Unglück ums Leben gekommen ist. Und so nehmen Caro und Jan die Ermittlungen auf und stellen schnell fest, dass es im Umfeld des Opfers durchaus das eine oder andere Mordmotiv gibt. Und da zu Hause nur ihr frühpubertierender Sohn Julius und ihr nerviger Ex-Mann Nils warten, ist Caro für die Abwechslung durchaus dankbar.

Mit einem lockeren Schreibstil treibt die Autorin ihre gut aufgebaute Geschichte voran und bietet dabei eine gut aufeinander abgestimmte Mischung aus Krimispannung und Humor, die mir erneut viel Spaß bereitet hat und beim Lesen auch schnell reichlich Urlaubsfeeling erzeugen konnte. Mit einigen überraschenden Wendungen lenkt die Autorin dabei die Ermittlungen immer wieder geschickt in eine neue Richtung und liefert am Ende eine schlüssige und zugleich überraschende Auflösung, bei der ich feststellen musste, mit den meisten meiner zwischenzeitlichen Mutmaßungen doch ziemlich falsch gelegen zu haben. Getragen wird das Ganze von gut gezeichneten und vielschichtig angelegten Charakteren in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen.

Wer auf lockere, aber dennoch spannende Urlaubslektüre mit sympathischen Charakteren steht, wird hier ein weiteres Mal bestens bedient.

Bewertung vom 27.03.2023
Ohne Strom - Jenseits deiner Grenzen (Band 3)
Mattzick, Markus

Ohne Strom - Jenseits deiner Grenzen (Band 3)


ausgezeichnet

Gelungene und kompromisslose Fortsetzung der Dystopie mit einem beängstigenden Szenario

Im dritten Band seiner packenden Dystopie führt der Autor Markus Mattzick das beängstigende Szenario einer Welt, die vom einen auf den anderen Moment ohne Strom auskommen muss, konsequent fort und konnte mich damit erneut auf ganzer Linie überzeugen und begeistern. Von dem landesweiten Stromausfall, dessen Ursachen weiterhin im Dunkeln liegen, sind auch Batterien und Akkus betroffen, so dass die Menschheit hier quasi 150 Jahre in die Vergangenheit zurückgeworfen wird und sich einer für sie völlig neuen Situation stellen muss. Immer wieder stellt man sich beim Lesen die Frage, wie man sich selbst hier verhalten bzw. wie weit man selbst in einer solchen Situation gehen würde.

Obwohl das Buch direkt an die Geschehnisse von Band 2 anknüpft, braucht man grundsätzlich keine Vorkenntnisse aus den ersten beiden Bänden, um die Geschichte lesen und nachvollziehen zu können. Alle hierfür erforderlichen Informationen zu den Protagonisten und ihrer Vorgeschichte werden gut in die laufende Handlung eingebunden, ohne dabei den Lesefluss zu stören. Um die Entwicklung der Figuren und die eine oder andere eingestreute Anspielung auf frühere Ereignisse in Gänze genießen zu können, empfiehlt es sich aber doch, die Reihe in der richtigen Reihenfolge zu lesen.

Im Gegensatz zu den ersten beiden Bänden wählt der Autor diesmal drei neue Erzählperspektiven, die durchaus frischen Wind in das Geschehen bringen. Nadine wird als Quasi-Bürgermeisterin von Umbach mit neuen Problemen und Herausforderungen konfrontiert, die den dringend nötigen Zusammenhalt im Ort extrem auf die Probe stellen. Gordon, der dunkelhäutige Freund von Laura Kinzig, sieht sich urplötzlich Anfeindungen ausgesetzt, die zur echten Bedrohung werden. Und der Mayor Bernd macht sich auf dem Weg zu seinem Geheimversteck und hofft, dort etwas über das Schicksal seiner beiden Töchter zu erfahren. Darüber hinaus sind hier aber auch die weiteren und bereits aus den beiden vorherigen Bänden bekannten Protagonisten aus Umbach wieder mit von der Partie.

Mit einem packenden Schreibstil und einigen überraschenden Wendungen treibt der Autor seine gut aufgebaute Geschichte weiter voran und erzählt sie abwechselnd aus der Perspektive seiner drei Hauptfiguren, die, wie auch die weiteren Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen, gut gezeichnet und vielschichtig angelegt sind. So ergibt sich ein umfassender und schonungsloser Blick auf das komplexe Geschehen, das erschreckend realitätsnah rüberkommt und sich dann auch immer weiter zuspitzt, bis sich die Spannung schließlich in einem furiosen Finale entlädt, bei dem aber doch ein paar Fragen offenbleiben.

Wer auf spannende und kompromisslose Dystopien steht, wird hier bestens bedient und unterhalten. Auf die Fortsetzung der Reihe bin ich nun schon sehr gespannt.

Bewertung vom 22.03.2023
Die Lichtstein-Saga 4: Enyas
Erdmann, Nadine

Die Lichtstein-Saga 4: Enyas


ausgezeichnet

Packender und absolut würdiger Abschluss der Lichtstein-Saga

Mit diesem Buch legt die Autorin Nadine Erdmann den packenden und absolut würdigen Abschlussband der Lichtstein-Saga vor, der mich erneut auf ganzer Linie überzeugen und begeistern konnte.

Man kann das Buch grundsätzlich auch ohne Vorkenntnisse aus den ersten drei Bänden lesen und verstehen. Alle dafür erforderlichen Informationen zu den Protagonisten und ihrer Vorgeschichte werden gut in die laufende Handlung eingebunden, ohne dabei den Lesefluss zu stören. Um die Entwicklung der Figuren und die eine oder andere Anspielung auf frühere Ereignisse in Gänze genießen und nachvollziehen zu können, empfiehlt es sich aber schon, die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen. Und da die Geschichte direkt an den Cliffhanger am Ende des dritten Bandes anknüpft, sollte man zumindest dieses Buch bereits kennen.

Liv, Ari, Kaelan und Noah, die Auserwählten Cayaniels, deren Aufgabe es ist, alle vier Lichtsteine nach Burgedal zu holen, um mit dem Engelslicht den Übergang zur Schattenwelt, dem Reich der Dämonen, zu sichern, haben nun bereits drei ihrer Missionen erfolgreich absolviert. Bevor nun die Reise zu den Zwergen und zu Enyas, dem Stein der Erde, ansteht, müssen sie aber zunächst die schockierenden Enthüllungen über Noahs wahre Herkunft verdauen. Besonders Noah hat mit den neuen Informationen und den vorherigen Lügen schwer zu kämpfen. Doch die Zeit drängt, da die Dämonen in Konstantin längst einen Verbündeten unter den Menschen gefunden haben, der ihnen helfen soll, die magische Grenze zu durchbrechen. Und die Fertigstellung des dafür erforderlichen Portals steht unmittelbar bevor.

Mit einem gewohnt packenden Schreibstil treibt die Autorin ihre gut aufgebaute Geschichte voran und entwickelt dabei auch diesmal wieder von Beginn an eine unheimliche Sogwirkung, die mich mit jeder Seite tiefer in das tolle Setting hineingezogen hat. Die Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen sind durchgehend gut gezeichnet und vielschichtig angelegt, gerade die Hauptfiguren wachsen einem hier noch einmal ein ganzes Stück mehr ans Herz. In einem fulminanten und höchst dramatischen Finale werden die letzten Geheimnisse überzeugend geklärt, so dass am Ende weder Fragen noch Wünsche offenbleiben.

Der mehr als gelungene Abschlussband einer Saga mit hohem Suchtpotential konnte mich noch einmal bestens unterhalten, so dass ich das Buch am Ende mit größter Zufriedenheit, aber auch ein klein wenig Wehmut zuklappen konnte.

Bewertung vom 20.03.2023
Menschen und andere seltsame Wesen
Monika Loerchner;Leveret Pale

Menschen und andere seltsame Wesen


sehr gut

Abwechslungsreiche Anthogie mit 22 kurzweiligen Geschichten aus dem phantastischen Bereich

In dieser Anthologie bieten Monika Loerchner und Leveret Pale alias Nikodem Skrobisz in 22 abwechslungsreichen Kurzgeschichten einen bunten Querschnitt ihres schriftstellerischen Schaffens.

Ein launiger Dialog der beiden Autoren bietet einen guten Einstieg in das Buch, bevor wir es dann, wie der Titel schon treffend beschreibt mit Menschen und anderen seltsamen Wesen zu tun bekommen. Dabei finden sich hier im Wesentlichen Geschichten, die entweder dem Horror-, Mystery- oder Fantasy-Genre zuzuordnen sind, oftmals handelt es sich aber auch um einen Mix aus diesen Genres. Dabei geht es zuweilen schon recht heftig zur Sache, auch an Blut wird nicht unbedingt gespart. Die Geschichten zeichnen sich aber auch durch Humor, der zuweilen auch ziemlich schwarz ausfällt, böse Schlusspointen und recht skurrile Protagonisten aus.

Wie immer kann in einer solchen Sammlung nicht jeder Beitrag den persönlichen Lesegeschmack zu 100 Prozent treffen. Meine persönlichen Favoriten sind hier der gemeinsame Beitrag „Sommerwind“, die Geschichten „Unter Menschen“, „Im Wald“ und „Im Fluss“ von Monika Loerchner und „Die Erdbeersahnemorde“ von Leveret Pale. Aber auch die übrigen Geschichten haben ihren ganz eigenen Reiz und bieten durchgehend einen sehr hohen Unterhaltungswert. So konnte mich diese Anthologie auch durchaus neugierig auf die weiteren Werke aus der Feder der beiden Autoren machen.

Wer auf spannende und abwechslungsreiche Geschichten aus der breiten Palette des phantastischen Genres steht, sollte in dieser Anthologie auf jeden Fall den einen oder anderen Beitrag ganz nach seinem Geschmack finden.

Bewertung vom 16.03.2023
Taupunkt
Hansen, Thore D.

Taupunkt


sehr gut

Eindringlicher Roman mit einem beängstigenden Szenario zur Klimaentwicklung, dass erschreckend realitätsnah rüberkommt

Mit diesem Buch legt der Autor Thore D. Hansen einen eindringlichen Roman vor, der sich mit dem Thema Klimawandel beschäftigt und dabei ein beängstigendes Szenario entwirft, das zudem erschreckend realitätsnah rüberkommt. Angesiedelt ist das Geschehen in der Gegenwart bzw. einer näheren Zukunft, bei der offenbleibt, ob sie schon im nächsten Sommer einsetzt oder doch erst in einigen Jahren.

Im Mittelpunkt der Geschichte stehen die Brüder Tom und Robert Bayer, sowie ihre Töchter Janne und Mareike. Der Wissenschaftler Tom hat das auch im Weltklimarat umstrittene Phoenix-Programm entwickelt, das radikale Maßnahmen vorsieht, um die Auswirkungen des Klimawandels im Rahmen zu halten und das Überleben der Menschheit zu sichern. Der Landwirt Robert leidet unterdessen extrem an den Folgen der Dürre, fühlt sich von der Welt und besonders von seinem Bruder im Stich gelassen und flüchtet in die Welt der Leugner ds Klimawandels und in den Alkohol, während seine Tochter Janne immer mehr zur engagierten Klimaaktivistin wird. Während Janne von Toms Kompromisslosigkeit begeistert ist und in ihm ein Vorbild sieht, ist dessen Tochter Mareike vom Engagement ihres Vaters genervt und auch überfordert, sie will lieber das Leben genießen und die Gefahren des Klimawandels am liebsten komplett ausblenden.

Diese doch ziemlich extremen Charaktere lässt der Autor in seiner gut aufgebauten Geschichte aufeinanderprallen und wirft sie dabei in ein Geschehen, bei denen die Probleme der Zukunft immer mehr zu einem Problem der Gegenwart werden, das den Zusammenhalt der Menschen und insbesondere auch der Familie Bayer unbedingt erforderlich macht. Während die vier Hauptprotagonisten insgesamt gut gezeichnet und vielschichtig angelegt sind, hätte die eine oder andere Nebenfigur vielleicht doch etwas mehr Tiefe vertragen können. Dass die Geschichte zudem an der einen oder anderen Stelle ein wenig überfrachtet wirkt und der Autor auch manchmal etwas zu dick aufträgt, ändert nichts daran, dass er mich mit seinem packenden Schreibstil und den bildhaften Beschreibungen, die das Kopfkino ordentlich ankurbeln, schnell in seinen Bann ziehen konnte. So bietet das Buch neben einer spannenden und atmosphärisch dichten Geschichte auch viel Stoff zum Nachdenken und wirkt dadurch auch über sein Ende hinweg noch länger nach.

Bewertung vom 08.03.2023
The 0/00-Files

The 0/00-Files


sehr gut

Hochprozentige Kurzgeschichten, die garantiert keine Kopfschmerzen verursachen

In dieser Anthologie bieten 11 Autorinnen und Autoren hochprozentige Geschichten rund um das Thema Alkohol, die auch garantiert keine Kopfschmerzen oder andere üble Nachwirkungen erzeugen. Gänsehaut vom Gruseln und Bauchschmerzen vom Lachen sind allerdings nicht so ganz auszuschließen.

Die einzelnen Beiträge sind sehr abwechslungsreich und nähern sich dem Grundthema mit unterschiedlichen Stilmitteln. So finden sich hier Geschichten, die entweder dem Horror-, Mystery- oder Fantasy-Genre zuzuordnen sind, oftmals handelt es sich aber auch um einen Mix aus diesen Genres. Dabei geht es zuweilen schon recht heftig zur Sache, auch an Blut wird nicht unbedingt gespart. Die Geschichten zeichnen sich aber auch durch Humor, der zuweilen auch ziemlich schwarz ausfällt, und böse Schlusspointen aus.

Wie immer kann in einer solchen Sammlung nicht jeder Beitrag den persönlichen Lesegeschmack zu 100 Prozent treffen. Meine persönlichen Favoriten sind hier die Geschichten „Drunken Dragon Tattoo“ von Hanna Nolden, „Prager Absinth“ von Tina Skupin, „Dinner for Six“ von Mark G. Rummel und die ziemlich abgedrehte Superhelden-Story „Die letzte Schlacht der Alkohelden“ von Jörg Fuchs Alameda, die der Anthologie einen krönenden Abschluss beschert. Aber auch die übrigen Geschichten haben ihren ganz eigenen Reiz und bieten durchgehend einen sehr hohen Unterhaltungswert.

Wer auf spannende und abwechslungsreiche Geschichten steht und dem Thema Alkohol durchaus etwas abgewinnen kann, sollte in dieser Anthologie auf jeden Fall den einen oder anderen Beitrag ganz nach seinem Geschmack finden.

Bewertung vom 06.03.2023
Eddies Coup
Willem, J. H.

Eddies Coup


sehr gut

Kleiner, aber feiner Krimi aus Hamburg

Bei seinem Debüt legt der Autor J. H. Willem gleich einen kleinen, aber feinen Kriminalroman aus Hamburg vor, der mich gut und spannend unterhalten konnte. Die Idee zu diesem Buch, das zugleich den Auftakt einer Reihe bildet, entstand während sich der Autor mit Heftromanen beschäftigt hat. Dies erklärt auch den mit 132 Seiten eher geringen Umfang, der durchaus an einen Heftroman erinnert. Zudem begeistert sich der Autor nach eigenen Angaben für gut gemachte Fernsehserien mit horizontaler Erzählweise, auch dies ist in dieses Buch durchaus mit eingeflossen.

Im Mittelpunkt steht der ehemalige Kriminalhauptkommissar Adam Starck, der nach einem tragischen Vorfall, bei dem seine Partnerin ums Leben gekommen ist, in den Vorruhestand versetzt wurde. Als sein Nachbar Eddie ermordet wird und seine früheren Kollegen den Fall allzu schnell als Einbruchversuch eines Junkies, der dann aus dem Ruder gelaufen ist, einstufen, nimmt sich Adam der Sache an und wird dabei von der Computerexpertin Lizzie, einer Freundin des Toten, unterstützt. Schnell merken die beiden, dass Eddie nicht der harmlose Student war, für den ihn alle gehalten haben.

Mit einem packenden Schreibstil und einem hohen Erzähltempo treibt der Autor seine gut aufgebaute Geschichte voran und liefert am Ende eine absolut schlüssige Auflösung, die beim aktuellen Fall keine wesentlichen Fragen offenlässt. Darüber hinaus werden aber doch ein paar Erzählfäden gesponnen, die dann in den nachfolgenden Bänden fortgesetzt werden sollen bzw. müssen. Dass wir hier den Täter von Beginn an kennen, sorgt in Sachen Spannung für keinerlei Probleme, die Aufdeckung der Hintergründe liefern dennoch reichlich Nervenkitzel und sorgen für einen gut funktionierenden Spannungsbogen, der bis zum Ende hält. Während die beiden Hauptfiguren Adam und Lizzie, die die Reihe auch im Wesentlichen tragen sollen, insgesamt gut gezeichnet und durchaus vielschichtig angelegt sind, fällt die Charakterisierung bei den Nebenrollen doch wesentlich oberflächlicher aus und bietet auch das eine oder andere genretypische Klischee. Dies konnte meinen Lesegenuss aber nur unwesentlich trüben, am Ende überwiegen die positiven Eindrücke doch bei weitem.

Wer auf spannende und temporeiche Krimis steht, wird hier gut bedient und unterhalten. Auf die weiteren Bände der Reihe bin ich nun schon sehr gespannt.

Bewertung vom 06.03.2023
Knochen & Dampf
Jülicher, Jasmin

Knochen & Dampf


ausgezeichnet

Packender Steampunk-Krimi mit einem faszinierenden Setting

Mit diesem Buch legt die Autorin Jasmin Jülicher einen sehr gelungenen Steampunk-Krimi vor, der mich auf ganzer Linie überzeugen und begeistern konnte. Dabei entführt sie uns in das Deutsche Autonome Kaiserreich, dass von einer allumfassenden Mauer umgeben ist, die offenbar nicht nur Schutz vor äußeren Feinden bieten soll. Zeitlich ist die Geschichte dabei im 19. Jahrhundert angesiedelt.

Mary Parker wurde als Generalin im Dienst der kaiserlichen Armee bei einem Anschlag, den sie im letzten Moment verhindert hat, so schwer verletzt, dass sie nach ihrer Genesung den Dienst quittieren musste. Nun versucht sie, als Privatdetektivin über die Runden zu kommen. Als im Ossarium des kaiserlichen Palastes ein überzähliges Skelett gefunden wird, beauftragt der Kaiser persönlich Mary, die Identität der Leiche und die Umstände des Todes zu klären. Mit dem jungen Forensiker Max Jung an ihrer Seite stürzt sich Mary in die Ermittlungen und stößt auf dunkle Geheimnisse, die den Frieden im Kaiserreich in größte Gefahr bringen könnten.

Mit viel Einfallsreichtum präsentiert uns die Autorin ihr außergewöhnliches Setting und bestückt es mit einer ganzen Riege gut gezeichneter und vielschichtig angelegter Charaktere in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen. Der packende Schreibstil hat mich mit jeder Seite tiefer in die gut aufgebaute und atmosphärisch dichte Geschichte hineingezogen und bis zum Schluss nicht mehr losgelassen. So bekommen wir am Ende auch eine überzeugende und schlüssige Auflösung präsentiert, die keine wesentlichen Fragen offenlässt.

Wer auf spannende Krimis mit einer ordentlichen Portion Steampunk steht, wird hier bestens bedient und unterhalten. Das faszienierende Setting bietet auch durchaus noch ausreichend Stoff für weitere Geschichten mit dem ungleichen Ermittlerpaar Mary Parker und Max Jung.