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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Hornita
Wohnort: 
Augsburg

Bewertungen

Insgesamt 610 Bewertungen
Bewertung vom 13.08.2023
Diese paar Minuten
Habringer, Rudolf

Diese paar Minuten


ausgezeichnet

Intelligent konstruiert;
In 12 Kurzgeschichten, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben, werden viele ganz unterschiedliche Leben und Schicksale in einer Momentaufnahme behandelt. Alle haben das Motiv gemeinsam, dass sich ein Leben innerhalb weniger Minuten maßgeblich verändern kann. Man fängt irgendwann an, Zusammenhänge zwischen den Geschichten zu ahnen. Der Schreibstil, der mir zu Beginn unruhig erschien, ist mir nach einiger Zeit gar nicht mehr aufgefallen, da mich der Inhalt gefangengenommen hat. Die Buchidee fand ich sehr charmant, es ist interessant in andere Leben hineinzuschauen, da man von außen vieles nicht weiß oder falsche Schlußfolgerungen zieht. Normalerweise lese ich Bücher kein zweites Mal, aber dieses ist so raffiniert konstruiert, dass man als Leser beim zweiten Lesen noch profitieren kann, weil man die Kunst, wie alles miteinander verwoben wurde, dann erst vollumfänglich erkennt und richtig zu schätzen weiß.

Bewertung vom 13.08.2023
Kommissar Jennerwein darf nicht sterben / Kommissar Jennerwein ermittelt Bd.15 (eBook, ePUB)
Maurer, Jörg

Kommissar Jennerwein darf nicht sterben / Kommissar Jennerwein ermittelt Bd.15 (eBook, ePUB)


sehr gut

Untypischer Fall;
Da ich nur einige der ersten Jennerwein-Bücher gelesen habe, kann ich nicht sagen, wie sich die Reihe zuletzt entwickelt hat. Dieses Buch scheint mir auf jeden Fall sehr untypisch zu sein, auch deutlich humoriger und weniger sachlich als die ersten Bände. Jennerwein ist im Urlaub, gleichzeitig ist ihm ein Auftragsmörder auf den Fersen und er kann einem VR-KI-Fall nicht widerstehen. Dieser Fall ist ausgesprochen modern und interessant, man lernt vieles über die technischen Möglichkeiten, aber er hat gar nichts mit einem klassischen Kriminalfall zu tun. Das finde ich nach 15 Fällen eine gute, abwechslungsreiche Idee. Mir scheint, dass der Autor die Details gründlich recherchiert hat und grundsätzlich finde ich den Fall ansprechend. Allerdings ist er etwas in die Länge gezogen und weniger VR-KI-Details hätten auch ausgereicht. Der Auftragsmörderteil ist mir etwas zu viel Klamauk. Die Sprache ist gehoben, intelligent, gewitzt und unterhaltsam. Die humorige Wortwahl und der Sprachwitz heben sich angenehm von der Masse an Krimiliteratur ab.

Bewertung vom 08.08.2023
Wikinger
Haywood, John

Wikinger


ausgezeichnet

Unterhaltsam und informativ;
Das Buch ist in einem ungewöhnlichen, aber sehr erfrischenden Stil geschrieben. Als Leser wird man direkt angesprochen, als würde man zu Zeiten der Wikinger sich für deren Beruf interessieren und sich einer Karriereberatung unterziehen. Deshalb konzentriert sich der Inhalt auf den Teil der Wikinger-Raubzüge und nicht auf ihr Leben zu Hause. Es gab viel Neues und Informatives für mich und die Struktur der einzelnen Kapitel und ihr Aufbau mit Informationen und „Tipps“ für die Praxis haben mir gut gefallen. Oft schwingt eine leichte ironische Note mit, das macht das Lesen sehr unterhaltsam. Die Vielzahl der Illustrationen macht es sehr anschaulich. Besonders hat mir das Kapitel über die möglichen Raubziele gefallen, es liest sich wie ein Reiseführer für Wikinger. Im Anhang gibt es noch eine Landkarte, ein Glossar und weiterführende Literaturhinweise. Insgesamt ist es ein schönes Buch, dass Geschichtswissen leicht verdaulich vermittelt.

Bewertung vom 08.08.2023
Wisting und die Tote am Wegesrand / Wistings schwierigste Fälle Bd.1
Horst, Jørn Lier

Wisting und die Tote am Wegesrand / Wistings schwierigste Fälle Bd.1


ausgezeichnet

Toller Plot;
Der Einstieg in diesen Krimi über die Ermittlungen einer Crowdsolving-Webseite finde ich ausgesprochen gelungen und abwechslungsreich. Ich habe viel darüber erfahren, was alles möglich ist, wenn viele Personen mit unterschiedlichsten Perspektiven und Möglichkeiten zusammenarbeiten. Die Hobby-Ermittler und ihre Möglichkeiten fand ich sehr gut beschrieben. Die Mischung von internationaler Handlung, zeitgemäßen Online-Dingen und klassischen Ermittlungsmethoden mit Ausdauer, Fleiß und Logik hat mir gut gefallen. Der Schreibstil ist sachlich und fokussiert und die Handlung beschränkt sich auf das Wesentliche. Der Fokus liegt auf dem Fall und das Privatleben des Ermittlers kommt nur vor, sofern es für die Handlung relevant ist oder den Charakter grob skizziert – genau so mag ich das. Für mich war es der erste Fall von Wisting und das erste Buch von Jørn Lier Horst, aber sicher nicht das letzte.

Bewertung vom 08.08.2023
Mattanza
Fabiano, Germana

Mattanza


ausgezeichnet

Schicksal einer Insel ;
Es wird die Geschichte einer italienischen Insel erzählt, auf der das Leben jahrhundertelang von der Mattanza, dem Thunfischfang, und den damit verbundenen Traditionen geprägt war. Die Inselbewohner als Schicksalsgemeinschaft werden toll beschrieben, ich hatte beim Lesen richtig Bilder der Leute und der Insel vor Augen. Auch die Personen in ihren tradierten Rollenbildern werden gut dargestellt, selbst die Umstellung auf eine Frau lässt sich zur Not durch eine Familientradition rechtfertigen. Der unterschiedliche Veränderungsdruck, der von außen auf die Insel einwirkt und das Leben eindringlich verändern wird, wird sehr glaubhaft und nachvollziehbar geschildert. Mir hat dieser Roman über die Mattanza und das Schicksal der Insel sehr gut gefallen. Die alte Tradition kommt zeitlos und doch überholt rüber, man kann die Entwicklung sehr gut nachempfinden. Der Schreibstil hat mir gut gefallen. Ich werde gerne wieder etwas von der Autorin lesen.

Bewertung vom 06.08.2023
Simone
Reich, Anja

Simone


ausgezeichnet

Intensiv und bereichernd;
Über 20 Jahre nach dem Tod der Freundin macht sich die Autorin auf die Suche nach den möglicherweise versteckten Ursachen und Gründen. Es wird die Lebensgeschichte Simones und auch ihrer Eltern und Großeltern beleuchtet und was das für Simones Kindheit bedeutet hat. Die Lebensläufe der Familienmitglieder im politischen Umbruch nach dem Ende der DDR werden ebenso wie Simones Lebensstationen gründlich aufbereitet. Die Autorin hat nichts unversucht gelassen, um dem Charakter ihrer Freundin näher zu kommen und durch Gespräche mit anderen Freunden und Bekannten sich ihr auch aus unbekannter Perspektive genähert. Hinsichtlich aller erdenklicher Ansatzpunkte lässt die Autorin Experten zu Wort kommen und so entsteht langsam ein besseres Bild von Simone, auch wenn sich nicht alles auflösen lässt. Ich habe auch einige mir bisher unbekannte Details aus der DDR-Zeit erfahren und die Bedeutung der Umbrucherfahrungen für eine ganze Gesellschaft. Der Schreibstil ist einwandfrei und mich hat dieses sehr intensive Buch wirklich bereichert.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.08.2023
Die Akte Madrid / Lennard Lomberg Bd.2
Storm, Andreas

Die Akte Madrid / Lennard Lomberg Bd.2


gut

Mehr Politik als Krimi oder Kunst;
Dies ist bereits der zweite Fall für Lennard Lomberg und bis auf kleine Anspielungen und wiederkehrende Personen wird der erste Fall nicht erwähnt. Man kann also jedes Buch für sich lesen. Der Fall des spanischen Gemäldes ist interessant und die Einblicke in die spanische Geschichte waren lesenswert. Daher ist es ein guter Fall, der zwar in sich logisch ist, aber keine richtige Ermittlung und auch nicht besonders spannend. Politisches hat die Überhand und dominiert das Buch. Die Sprache fand ich gewöhnungsbedürftig, zu gewollt mondän, mit vielen französischen und spanischen Sätzen, einfach zu übertrieben. Auch der Satzbau ist umständlich. Es werden zu viele unnötige Details eingeflochten und als Leser weiß man nicht, was sich zu merken lohnt und was nicht. Es gibt sehr viele, ja zu viele Perspektiv- und Zeitwechsel und man muss sich extrem auf die Zeit- und Ortsangaben in den Überschriften konzentrieren, um zu sehen, wie der jeweilige Abschnitt im Verhältnis zu den vorherigen steht. Das ist sehr umständlich und mindert leider das Lesevergnügen. Mehr Geradlinigkeit hätten Handlung und Sprache gut getan. Trotz der guten Grundidee hat das Buch in der Umsetzung deutlich Luft nach oben.

Bewertung vom 06.08.2023
True Crime Starnberger See
Hofmann, Ulrike Claudia

True Crime Starnberger See


ausgezeichnet

Anschauliche Kriminaldokumentation;
Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen, da es ein erfrischend anderes True Crime Buch ist. Es dokumentiert die Art und Weise, wie in den 1950er Jahren Kriminalfälle bearbeitet wurden. Die Erzählweise ist sehr interessant, da man von der Autorin kritisch durch die Originalakten geführt wird. Diese machen durch ihre Sprache und die detailliert beschriebenen Lebensumstände der Zeugen und des Opfers die damalige Zeit erlebbar. Es ist auch faszinierend zu lesen, wie sich im Laufe der Ermittlungen die Zeugenaussagen ändern bzw. erweitern und so den Fokus der Ermittlungen verändern. Auch die Gründlichkeit und Akribie der damaligen Ermittler hat mich angenehm überrascht – ebenso wie von der Autorin benannte “blinde Flecken”. Die Sprache der Autorin ist sachlich und neutral und durch kleine Exkurse bietet sie wissenschaftlich aufbereitet Hintergrundinformationen. Es gibt nur wenige Fotos, aber auch die fand ich sehr interessant. Am Ende bietet die Autorin einen Lösungsvorschlag für den ungelösten Kriminalfall an, der plausibel ist und mir gut gefallen hat. Davon abgesehen lässt sie dem Leser Raum, sich eine eigene Meinung zu bilden. Es ist erfrischend, dass hier ein Fall präsentiert wird, der nicht schon von der aktuellen True Crime Welle behandelt wurde und andere Aspekte des Falles in den Vordergrund bringt.

Bewertung vom 02.08.2023
Greta Garbo / Ikonen ihrer Zeit Bd.10
Lüding, Kristina

Greta Garbo / Ikonen ihrer Zeit Bd.10


sehr gut

Eine Ikone, die greifbarer sein könnte;
In diesem Buch wird das Leben Greta Garbos mit dem Fokus auf ihre Schauspielkarriere erzählt. Es beginnt in ihren Teenagerjahren in Stockholm und endet mit dem relativ frühen Ende ihrer Karriere. Die erste Hälfte des Buches, die sehr ausführlich die jungen Jahre behandelt, empfand ich als etwas blass und deutlich schwächer als die zweite Hälfte. Laut Nachwort hält sich die Nacherzählung nah an der Realität, die Person der Greta Garbo bleibt für mich aber unnahbar und ungreifbar. So bleibt die Erzählung etwas oberflächlich, obwohl auch Gefühle und Empfindungen beschrieben werden. Mir hat etwas gefehlt, vielleicht mehr Details über ihre Familie und die Lebensumstände, mehr über ihr Leben nach der Karriere. Möglicherweise sind hierfür wenig Quellen verfügbar, aber der Mensch Greta Garbo war für mich wenig greifbar, dazu hätte es dann wohl mehr Fiktion gebraucht. Dank der besseren zweiten Hälfte hat das Buch für mich den Sprung von drei auf vier Sterne geschafft. Der Schreibstil ist angenehm und lässt sich gut lesen.

Bewertung vom 02.08.2023
Elternhaus (eBook, ePUB)
Mank, Ute

Elternhaus (eBook, ePUB)


sehr gut

Was viele durchmachen;
Es geht in diesem Roman tatsächlich um die Immobilie mit ihren Wert ebenso wie auch um einen Sehnsuchtsort, der Erinnerungen weckt. Die Kindheits- und Lebenserinnerungen der Schwestern Petra und Sanne werden pointiert und nachvollziehbar geschildert und treffen den jeweiligen Zeitgeist sehr gut. Auch das Klassenbewußtsein wird mit vielen kleinen Details (z.B. Blockflöte statt Klavier) vermittelt. Mir hat gut gefallen wie in Rückblenden die Kindheit im gemeinsamen Elternhaus mal ganz anders erlebt wird und mal gleiche Erlebnisse triggert, das ist sehr gut charakterisiert und beschrieben. Die Schwester Gitti bleibt etwas blass. Die Eltern in jungen Jahren sind gut getroffen, aber im Alter irgendwie gespenstisch und nicht wirklich präsent. Für mich unerwartet lag der Fokus sehr auf der Zeit nach dem Umzug der Eltern und ich hätte mir mehr Details zur Entscheidungsfindung gewünscht und tatsächlich auch eine Auseinandersetzung der Beteiligten darüber. An dieser Stelle erschien mir die Figur der Sanne in Teilen nicht realistisch, da sie sich sehr anmaßend verhält. Der Schreibstil ist angenehm und das Buch ist eine interessante Lektüre.