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Cybergirl
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Frankfurt

Bewertungen

Insgesamt 459 Bewertungen
Bewertung vom 31.08.2022
Drei Tage im August
Stern, Anne

Drei Tage im August


ausgezeichnet

Jeder Mensch braucht Hoffnung

Während der Olympischen Spiele im Sommer 1936 hat sich Berlin noch weltoffen gezeigt.
Doch die Zeiten werden immer dunkler.
Elfies einzige Zuversicht ist ihre Arbeit in der Chocolaterie Sawade.
Hier umgeben von edlen Aromen, Nougat und Marzipan findet Elfie Trost.
Ihre Nachbarn hingegen haben immer mehr unter Gewalt und Ausgrenzung zu leiden.
Inspiriert durch Madame Conte und ihrer Geschichte einer verbotenen Liebe begibt sich Elfie auf die Suche nach einer verschollenen Rezeptur für eine besonderen Praline:
Dabei fragt sie sich, ob sie es wagen kann auch ihrer eigenen Sehnsucht zu folgen.

„Drei Tage im August von Anne Stern ist eine Liebeserklärung an Berlin.
An ein Berlin wie es einmal war und nie wieder sein wird.

1936 bei den Olympischen Spielen zeigte sich Berlin noch als eine weltoffene Stadt.
Doch mittlerweile verändert sich das Straßenbild, immer mehr Geschäfte und Restaurants verschwinden.
Auch Franz Marcus soll seine Buchhandlung, nur weil er jüdischen Glaubens ist aufgeben.
Dabei hat er sich mit seinem Geschäft ein Traum erfüllt und den soll er jetzt aufgeben.
Seit der braune Schlamm die Städte in Deutschland flutet wird das Leben für viele immer beschwerlicher.

Elfie ist der gute Geist der Chocolaterie Sawade.
Hier umgeben von zarten Aromen, Schokolade, Nougat und Marzipan kann Elfie ihrer Schwermüdigkeit für kurze Zeit entrinnen.
Mit schön dekorierten Schaufenstern und feinen Köstlichkeiten versucht sie dem Leben ihrer Nachbarn in der Prachtstraße „Unter den Linden“ etwas Normalität zu geben.

Elfie ist mir während des Buches sehr ans Herz gewachsen.
Mit ihrer Schwermütig fühlt sie sich nur die Stunden in denen sie in der Chocolaterie Sawade sein kann wohl.
Sie steht aber auch für die Hoffnung, den die gibt Elfie nicht auf.
Als sie inseriert durch die Geschichte von Madame Conte dem Geheimnis einer verbotenen Liebe und dem einer besonderen Praline auf die Spur kommt möchte sie auch ihrer Sehnsucht folgen.

Anne Stern ist mir durch ihre Hulda Gold Reihe gut bekannt.
Schon da hat die Autorin bewiesen wie viel sie über die Geschichte Berlins weiß.
So vermittelt Anne Stern auch in „Drei Tage im August“ wieder einiges an Historie.
Man spürt förmlich die Veränderung die in der Stadt vor sich gehen.
Geschäfte verschwinden, Künstler die die Stadt ausgemacht haben sind plötzlich nicht mehr da.
Berlin und besonders die Prachtstraße „Unter den Linden“ stehen dabei beispielhaft für ganz Deutschland.

Die Charaktere die Anne Stern zum Leben erweckt sind immer etwas ganz besonderes.
Sie sind liebenswert, interessant und voller Hoffnung.

Die Geschichte hat sehr viel Tiefgang und hat mich schnell in ihren Bann gezogen.
Sie vereint die Süße und das Bittere wie die Aromen aus der Chocolaterie Sawade.
Und sie zeigt auf wie wichtig es ist nie die Hoffnung aufzugeben.

Einmal angefangen konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen.
So habe ich es auch an zwei Abenden ausgelesen.

Anne Stern ist für mich eine ganz große Geschichtenerzählerin.

Bewertung vom 31.08.2022
Ein dunkler Ort / Felix Bruch Bd.1
Goldammer, Frank

Ein dunkler Ort / Felix Bruch Bd.1


ausgezeichnet

Zwei außergewöhnliche Ermittler

In Dresden ist ein Mädchen verschwunden.
Es gibt nur einen Hinweis.
In direkter Nachbarschaft ist vor zwei Jahren schon einmal ein Mädchen verschwunden und nach zwei Wochen einfach unversehrt wieder aufgetaucht.
Was damals passiert ist und wo das Mädchen war konnte nie ermittelt werden.
Das Mädchen schweigt bis heute und die Eltern verweigern jede Befragung des Kindes.
Das ungewöhnliche Ermittlerduo Felix Bruch und Nicole Schauer übernehmen den Fall.

„Bruch – Ein dunkler Ort“ ist der erste Band der Felix Bruch Reihe von Frank Goldammer der im Wunderlich/Rowohlt Verlag erschienen ist.
Frank Goldammer ist mir von seiner Max Heller Reihe und seiner neuen Reihe Kriminaldauerdienst Ost-West gut bekannt. Beide Krimireihen sind eher historische Kriminalromane.
Jetzt begibt der Autor sich in die Gegenwart.

Ich hatte zu Beginn so meine Schwierigkeiten mit den beiden Ermittlern.
Felix Bruch ist Ermittler der Dresdner Mordkommission.
Sein Partner ist bei einem Unfall im Fahrzeug verbrannt, Felix wurde aus dem Fahrzeug geschleudert und kam mit ein paar kleineren Verletzungen davon.
Jetzt wird ihm Nicole Schauer an die Seite gestellt.
Aber Felix ist ein Einzelgänger.
Er redet kaum und gibt keine Empfindungen preis.
Er wirkt hochgradig psychisch gestört und ist Tablettenabhängig.
Man kann nie vorausahnen was er als nächstes tut.
Einzig sein guter Instinkt berechtigen sein Dasein bei der Kriminalpolizei.

Nicole Schauer hat wegen einer Beziehung um eine Versetzung nach Dresden ersucht.
Jetzt wurde der Versetzung stattgegeben, die Beziehung ist aber mittlerweile beendet.
Auch Nicole Schauer ist keine einfache Person.
Bei ihr hängt die Gewaltbereitschaft ziemlich niedrig. Ein falsches Wort kann dazu führen, dass sie ihrem Gegenüber die Nase bricht.
Nun sieht sie sich Felix Bruch, ihrem neuen Kollegen gegenüber was ihr die Arbeit nicht gerade erleichtert.
Doch Nicole versucht einen Zugang zu Felix zu bekommen.

Dass sind die zwei Ermittler in groben Zügen.
So wie Nicole sich langsam Felix angenähert hat, so habe ich mich den Beiden auch angenähert.
Man erfährt Kleinigkeiten aus ihrer Vergangenheit. Von Nicole etwas mehr als von Felix. Der ist wie schon gesagt sehr verschlossen.
Ich denke in den weiteren Bänden der Reihe werden die Geheimnisse um Nicole und Felix schon noch gelüftet werden.

Der Fall ist recht mysteriös und spannend.
Ein Mädchen ist verschwunden, ganze Hundertschaften suchen die Gegend erfolglos ab.
Der einzige Anhaltspunkt bleibt der Polizei verschlossen.
Das vor zwei Jahren verschwundene Mädchen schweigt.
Die Eltern verweigern jede Befragung.

Derweil ranken sich Gerüchte um ein altes Haus in dem es spuken soll.
Die alte Frau die darin gestorben ist soll eine Hexe gewesen sein und immer noch ihr Unwesen treiben.

Frank Goldammer baut gekonnt Spannung auf und legt so einige falsche Fährten.
Es gibt viele mögliche Szenarien.
Nur was wirklich passiert ist, dass entblättert sich erst ganz am Ende.

Ich bin schon gespannt auf die folgenden Bände der Krimireihe und darauf Felix und Nicole noch besser kennenzulernen.

Bewertung vom 30.08.2022
Ingeborg Bachmann und Max Frisch - Die Poesie der Liebe / Berühmte Paare - große Geschichten Bd.3
Storks, Bettina

Ingeborg Bachmann und Max Frisch - Die Poesie der Liebe / Berühmte Paare - große Geschichten Bd.3


ausgezeichnet

Ein großartiger Roman

1958 begegneten sich Max Frisch und Ingeborg Bachmann in Paris.
Max Frisch ist bodenständig, ein Genussmensch und ein international gefeierter Dramatiker.
Ingeborg Bachmann ist der Lyrikstar der Gruppe 47 und gilt als bedeutende Schriftstellerin.
Für Max Frisch war es Liebe auf den ersten Blick. Ingeborg Bachmann hingegen ist sehr sensibel und über ihre Trennung mit Paul Celan noch nicht hinweg.
Ingeborg Bachmann gibt ihre Freiheit auch für die Liebe nicht auf.
So beginnt eine Beziehung die von Eifersucht geprägt ist.

In ihrem Roman „Die Poesie der Liebe“ erweckt Bettina Storks zwei große Literaten zum Leben.
Vier Jahre dauerte die Beziehung mit vielen Höhen und Tiefen zwischen Ingeborg Bachmann und Max Frisch.
Die Beziehung wird abwechselnd aus der Sicht von Ingeborg und Max erzählt.
Hier kommt sehr gut zum Ausdruck wie verschieden die zwei Liebenden waren.
Max ist 15 Jahre älter als Ingeborg und lebte zum Zeitpunkt des Kennenlernens in Scheidung.
Er ist der eifersüchtige Part der Ingeborg gerne binden möchte.
Ingeborg die noch unter der Trennung von Paul Celan leidet braucht ihre Freiheit, lässt sich aber auf eine Beziehung mit Max ein.

Beide, Ingeborg Bachmann und Max Frisch werden den LeserInnen in diesem Buch sehr nahe gebracht.
Zwei große Schaffenskünstler, deren beider Leben von Erfolg gekrönt ist.
Man lernt beide gut kennen und kann sich gut in die jeweilige Person hineinversetzten.
Ingeborg braucht für ihre Arbeit die Freiheit und einen gewissen Glamour.
Max ist nicht bereit ihr das immer zuzugestehen.
So erlebt man hautnah eine große Liebe und viel Leidenschaft aber auch Hass und Misstrauen.
Bis hin zum bitteren Ende einer Liebe.

Für mich ist Ingeborg Bachmann die Verletzlichere, die eindeutig unter der Trennung mehr gelitten hatte, ja sich nie richtig davon erholt hatte.
So habe ich mich in diesem Buch auch Ingeborg Bachmann immer näher gefühlt. Hat mich ihr Teil der Geschichte mehr berührt.
Vielleicht auch weil mir die Werke von Ingeborg Bachmann vertrauter sind.

Das Buch ist in vier Teile unterteilt.
Dazu hat die Autorin Gedichte von Ingeborg Bachmann und Max Frisch verwendet.
„Liebesanflug“, „Liebesflüge“, „Sturzflug“ und „Gebrochene Flügel“
Passendere Überschriften hätte es nicht geben können.

Bettina Storks hat mich schon mit einigen Romanen begeistert.
Ihr feinfühliger Schreibstil, ihre Leidenschaft für ihre Protagonisten denen man bis in die tiefste Seele schauen kann.
All das hat die Autorin auch in „Die Poesie der Liebe“ zum Ausdruck gebracht.
Beim Lesen hat man das Gefühl Ingeborg Bachmann und Max Frisch persönlich begegnet zu sein.
Ein großer Roman über zwei große Persönlichkeiten.
Ein echtes Lesehighlight.

Bewertung vom 28.08.2022
Die Passage nach Maskat
Rademacher, Cay

Die Passage nach Maskat


sehr gut

20er Jahre Krimi gepaart mit einem interessanten Reisebericht

Es ist der letzte Sommer der 1920er Jahre.
Noch ahnt niemand von der Weltwirtschaftskrise.
Auf dem Ozeanliner Champollion bestimmt der Luxus das Leben, zumindest in der 1. Klasse.
So beginnt der Ozeanliner auch im Spätsommer 1929 in Marseille seine Reise die über Port Said, den Suezkanal, Jemen, Omandie bis in den Orient führt.
An Bord sind eine Nackttänzerin aus Berlin, eine adelige englische Lady, ein nur scheinbar naiver amerikanischer Ingenieur und die Hamburger Kaufmannsfamilie Rosterg die nach Maskat reisen um Gewürze einzukaufen.
Begleitet wird die Familie Rosterg von Theodor Jung, dem Ehemann der Tochter Dora.
Theodor Jung ist Fotoreporter der Berliner Illustrierten und soll einen Reisebericht verfassen.
Theodor Jung hat keinen leichten Stand in der Familie Rosterg. Doras Eltern und ihr gewalttätiger Bruder verachten ihn und auch der Prokurist, der scheinbar ein Auge auf Dora geworfen hat, hat höchst ein ironisches Lächeln für ihn übrig.
Nach ein paar Tagen auf See ist Dora plötzlich verschwunden.
Für Theodor Jung beginnt ein Alptraum, den die Familie behauptet Dora sei nie an Bord gewesen. Es gibt auch sonst keinerlei Anzeichen, dass Dora jemals das Schiff betreten hatte.

„Die Passage nach Maskat“ ist ein Kriminalroman gepaart mit einem Reisebericht aus der Feder von Cay Rademacher.
Der Autor ist mir durch seine Provence Krimis mit Capitaine Roger Blanc gut bekannt.

Am Anfang ist es eigentlich eine ganz normale Seereise mit den unterschiedlichsten Passagieren.
Wie zu dieser Zeit üblich gibt es verschiedene Klassen an Bord.
Wir befinden uns in der 1. Klasse mit kurzen Abstechern in die 3. Klasse wo ein Schläger, der Theodor Jung nicht unbekannt ist untergebracht ist.
Man lernt die Familie Rosterg mit all ihrer Überheblichkeit kennen.
Spürt die Spannung zwischen Dora und Theodor Jung.
Kaum meint man die Eheleute nähern sich langsam wieder an verschwindet Dora.
Es scheint als sei Theodor der einzige Mensch auf dem Schiff der davon überzeugt ist, dass Dora an Bord war. Selbst in der Passagierliste taucht Dora nicht auf.
Theodor Jung ist davon überzeugt, dass Dora auf dem Schiff festgehalten wird.

Cay Rademacher erzeugt Spannung gepaart mit großer Verwirrung.
Ich habe mich gefragt, was jetzt stimmt, wer die Unwahrheit sagt.
War Dora an Bord und die Familie haben zusammen mit dem 1. Offizier einen Komplott geschmiedet?
Oder hat sich Theodor Jung die Anwesenheit seiner Frau nur eingebildet?
Mehr möchte ich von Inhalt nicht verraten, alles mehr wäre gespoilert.

Zu dem eigentlichen Kriminalfall kommt noch ein spannender Reisebericht. Die Fahrt durch den Suezkanal, der Besuch der Pyramiden und dem Tal der Könige.
Alles sehr gut der Zeit der Handlung angepasst.

Der Schreibstil von Cay Rademacher ist sehr visuell. Der Autor beschreibt die Ausstattung des Luxusliners sehr anschaulich.
Man konnte sich das Schiff mit seiner ägyptisch anmutenden Dekoration sehr gut vorstellen.
Auch die Reiseroute war gut nachzuverfolgen. Die Beschwerlichkeiten die zu dieser Zeit gegeben waren kamen gut zum Ausdruck.

Wer einmal eine andere Seite des Autors kennenlernen möchte, Krimis und auch Reisen liebt der liegt mit diesem Buch genau richtig.

Bewertung vom 25.08.2022
Denk ich an Kiew
Litteken, Erin

Denk ich an Kiew


ausgezeichnet

Ein Buch das jeder lesen sollte

Covertext:
1929. Behütet und geliebt wächst Katja in einem Dorf bei Kiew auf. Ihre Familie ist nicht reich, kann sich aber von ihrer eigenen Hände Arbeit ernähren. Bis Stalins Handlanger die Dorfbewohner zwingen, dem Kollektiv beizutreten. Wer sich weigert, wird mitgenommen und nie wieder gesehen. Anfangs gibt es für Katja dennoch auch glückliche Stunden. Sie ist in den Nachbarssohn verliebt und ihre Schwester in dessen Bruder. Doch schon bald muss Katja sich jeden Tag Mut zusprechen, um weiterzumachen angesichts des Schreckens um sie herum.

Jahrzehnte später entdeckt Cassie im Haus ihrer Großmutter in Illinois ein Tagebuch. Nie hat diese über ihre ukrainische Herkunft gesprochen. Seit einiger Zeit aber verhält sie sich merkwürdig. Sie versteckt Lebensmittel und murmelt immer wieder einen Namen, den keiner aus ihrer Familie je gehört hat: Alina …

„Denke ich an Kiew“ von Erin Litteken ist ein Buch das mich so berührt hat wie selten ein Buch zuvor.

Die Geschichte hat zwei Zeitebenen.
2004 flüchtet Cassie ins Haus ihrer Großmutter um dort über den frühen Tod ihres Mannes hinwegzukommen.
Ihre kleine Tochter spricht kaum noch so tief steckt sie in der Trauer.
Die Großmutter hingegen verhält sich immer seltsamer.
Sie fängt an ukrainisch zu sprechen und Namen zu nennen die Cassie noch nie gehört hat.
Auch Lebensmittel versteckt die Großmutter, als ob sie einen Vorrat anlegen wollte.
Von der ukrainischen Vergangenheit der Großmutter weiß Cassie bis dahin nichts. Die Großmutter hat nie davon erzählt.
Da fällt Cassie ein Tagebuch der Großmutter in die Hände.

Die zweite Zeitebene erzählt aus dem Leben der Großmutter in den frühen 1930er Jahren in der Ukraine.
Man lernt Katja und ihre Familie kennen.
Sie leben zwar in einfachen Verhältnissen sind aber eine glückliche Familie.
Bis Stalins Handlanger in das Dorf eingefallen sind.
Diese wollen den radikalen Kommunismus in der Ukraine mit aller Gewalt durchsetzten.
Wer sich weigert dem Kollektiv beizutreten verschwindet auf Nimmerwiedersehen.
Man kann sich die Grausamkeit kaum vorstellen die hier beschrieben wird.
Gewalt und Hunger sind an der Tagesordnung.
Die Schreckenstaten die an diesem Volk verübt werden sind kaum zu ertragen.
Man kann gut verstehen, dass der Hass auf Russland bis heute Bestand hat.

„In ihrem Roman „Denke ich an Kiew“ erzählt Erin Litteken eine Geschichte aus der Vergangenheit die zur Zeit aber wieder sehr aktuell ist.
In einem Nachwort erzählt die Autorin, dass die Geschichte ihrer Urgroßmutter sie zu diesem Buch inspiriert hat.

Ich muss sagen, ich habe bisher noch kein Buch mit Handlungsort Ukraine gelesen. Auch war mir vor dem Krieg nicht klar wie wichtig dieses Land für die Welternährung ist. Eine wahre Kornkammer.

Erin Litteken beschreibt die Grausamkeiten die am ukrainischen Volk verübt wurden sehr eindringlich.
Dabei ist die Geschichte gut verständlich und flüssig zu lesen.
Man sollte allerdings ein Taschentuch in der Nähe haben.

Ich finde das Thema ist heute so aktuell, dass das Buch eigentlich jeder lesen sollte.

Bewertung vom 10.08.2022
Die Rückkehr der Kraniche
Fölck, Romy

Die Rückkehr der Kraniche


ausgezeichnet

Familiengeschichte über drei Generationen in der Elbmarsch

Die Schwestern Grete und Freya treffen nach langer Zeit wieder aufeinander.
Ihre Mutter Wilhelmine hatte einen Schwächeanfall und das führt die Töchter zurück in das Elternhaus.
Auch Gretes Tochter Anne kommt um bei ihrer Großmutter zu sein.
Die Atmosphäre ist angespannt, die Frauen haben sich wenig zu sagen.
Sie müssen sich ihrer Vergangenheit stellen und ihre Chance zu einem Neuanfang nutzen.

Die Protagonisten sind sehr gut gezeichnet. Es handelt sich um 4 Frauen aus 3 Generationen. Sie sind stark und mutig.
Ich mochte alle 4 Frauen gerne.
Jede hat ihre Stärken und ihre Schwächen.

Freya lebt in Berlin und wurde gerade von ihrem Freund verlassen. Den Traum von einer eigenen Familie muss sie erst einmal begraben.

Grete lebt auch alleine, ist aber nie von der Heimat weggekommen.
Als alleinerziehende Mutter hat sie sich stets für ihre Tochter Anne gesorgt und dann hat die Mutter Hilfe gebraucht.

Anne hat ein angespanntes Verhältnis zu ihrer Mutter. Grete hat ihr nie erzählt wer ihr Vater ist.

Romy Fölck, die selbst in der Elbmarsch lebt beschreibt die Umgebung sehr eindrucksvoll.
Ihren Charakteren hat sie richtig Leben eingehaucht. Man kann sich die einzelnen Personen gut vorstellen.
Es ist schön mitzuerleben wie die Frauen sich recht langsam annähern und versuchen ihre Dämonen zu bekämpfen.

Ich kenne die Autorin bisher nur durch ihre spannende Krimireihe die auch in der Elbmarsch spielt.
In ihrem Roman „Die Rückkehr der Kraniche“ hat die Autorin eine ganz andere Seite ihrer schriftstellerischen Kunst gezeigt.
Der Schreibstil ist fesselnd manchmal richtig poetisch.

„Die Rückkehr der Kraniche“ ist eine wunderbar geschrieben Familiengeschichte.
Ich wünsche mit mehr solcher Geschichten von Romy Fölck.

Bewertung vom 26.07.2022
Die Familie
Krupitsky, Naomi

Die Familie


sehr gut

Ein Leben im Kreise der „Familie“

Antonia und Sofia, zwei völlig unterschiedliche junge Frauen und doch sind sie beste Freundinnen.
Im Mafia-Milieu aufgewachsen, müssen sie sich gewissen Regel der „Familie“ beugen.
Als Antonias Vater ein Leben außerhalb der „Familie“ plant verschwindet er plötzlich.
Das Verschwinden des Vaters belastet die enge Freundschaft zwischen Antonia und Sofia.
Jeder versucht seine eigenen Wege zu gehen.
Doch in einer schicksalhaften Nacht wird sowohl ihre Freundschaft als auch die Loyalität gegenüber der „Familie“ auf eine harte Probe gestellt.

„Die Familie“ ist der Debütroman von Naomi Krupitsky.
Das Buch ist in 5 Kapitel unterteilt und behandelt die Jahre 1928-1948.
Im Mittelpunkt der Geschichte stehen Sofia Colicchio und Antonia Russo.
Man erfährt von der Kindheit der Mädchen, die in enger Freundschaft zusammen aufwachsen.
Sie wachsen im Mafia-Millieu auf, dem die Väter angehören.
Der Boss ist Tommy Fianzo an. Er sieht alle Mitglieder als große Familie an.
Ein Aussteigen ist nicht vorgesehen und wird geahndet.
So auch an Antonias Vater der von einem Leben außerhalb der Familie träumt.
Das zerstört zeitweise auch die enge Freundschaft zwischen Sofia und Antonia.

„Die Familie“ ist eine Coming-of-age-Geschichte mit recht viel Spannung.
Am meisten hat mich die Sprachen von Naomi Krupitsky begeistert.
Die Autorin versteht sich auf eine ganz besondere Weise auszudrücken.
Auch ihre Beschreibungen sind sehr eindringlich.
Bei mir hat ganz schnell ein Kopfkino eingesetzt.
Die Geschichte ist sehr facettenreich.
Man erlebt das Aufwachsen der Freundinnen, die Regeln im Mafia Milieu und auch die Kriegszeit mit all ihren Veränderungen.

Auch wenn das Buch Stellenweise ein paar Längen aufweist habe ich den Roman sehr gerne gelesen.

Bewertung vom 25.07.2022
Das letzte Grab / Carla Winter Bd.1
Erler, Lukas

Das letzte Grab / Carla Winter Bd.1


ausgezeichnet

Sehr spannender Krimi

Die Frankfurter Rechtsanwältin Carla Winter hat alles erreicht.
Sie hat ein Haus am Stadtrand und eine Kanzlei mit betuchten Klienten.
Doch mit der Nachricht, dass ihr Exmann in der Türkei einen tödlichen Unfall hatte gerät ihr Leben aus der Bahn.
Als sie aus der Türkei zurückkommt findet sie ihre Wohnung verwüstet vor und im Schlafzimmerschrank ist die Leiche ihres Geliebten.
Auch Carla wird von einem Killer gejagt.
Er fordert von ihr eine geraubte babylonische Statue aus dem Irak zu beschaffen.
Es stellt sich die Frage, was hatte ihr Exmann mit dem Raubkunstschmuggel zu tun.
Um eine Antwort zu finden muss Carla wieder in die Türkei reisen.
Und sie muss einen alten Klienten um Hilfe bitten, der auf der anderen Seite des Gesetzes steht. Dabei ahnt sie nicht, dass sie Opfer eines perfiden Spiels ist.

„Das letzte Grab“ ist ein spannender Kriminalroman von Lukas Erler.

Die Protagonisten kommen sehr authentisch rüber.
Die Rechtsanwältin Carla Winter war mir sympathisch. Ich habe sehr mit ihr mitgefühlt.

Das Thema Kunstraub wird sehr interessant geschildert.
Bisher habe ich zu diesem Thema noch nicht viel gelesen.
Für mich waren es aus diesem Grund viele interessante Neuigkeiten die ich gelesen habe.
Das Buch lässt ahnen, dass der Autor viel Zeit und Mühe in die Recherche gesteckt hat.

Lukas Erler baut sehr schnell Spannung auf und hält diese auch bis zum Ende.
Sein Schreibstil ist flüssig und leicht verständlich.
Die Kapitel sind relativ kurz und somit schnell gelesen.

„Das letzte Grab“ ist ein sehr spannender Kriminalroman den ich empfehlen möchte.

Bewertung vom 19.07.2022
Träume / Das Tor zur Welt Bd.1
Georg, Miriam

Träume / Das Tor zur Welt Bd.1


ausgezeichnet

Ich bin begeistert

Das Tor zur Welt – Träume ist der erste Band zur Reihe „Die Hamburger Auswandererstadt“ von Miriam Georg.

Wie schon mit ihrer hanseatischen Familiensaga „Elbleuchten“ und „Elbstürme“ hat Miriam Georg mich wieder begeistert.

Hamburg mit ihren Auswanderhallen ist das Tor zur Welt und für viele die letzte Hoffnung.
Hier treffen auch Claiure und Ava aufeinander. Zwei Frauen die unterschiedlicher kaum sein können.

Ava lebt in recht einfachen Verhältnissen. Sie arbeitet täglich bis zum Umfallen auf dem Moorhof im Alten Land. Ihr Traum ist es ihre Familie, die vor ihrem inneren Auge schon verblast ist in Amerika wiederzufinden.
Der Besitzer des Hofes entschließt sich nach Amerika auszuwandern und Ava soll nur etwas Handgepäck mitnehmen.
Dann steht sie plötzlich alleine da.

Claire Conrad ist so ganz anders als Ava.
Sie ist reich und schön.
Claire will sich aus den Zwängen die, die Gesellschaft ihr aufzwingt befreien.
In den Hamburger Auswanderhallen treffen die zwei Frauen aufeinander.

Es macht betroffen zu lesen, wie viele Menschen da in den Auswanderhallen auf ihre Ausreise warten.
Für ihre Hoffnung auf ein besseres Leben im gelobten Land haben viele ihr letztes Hab und Gut gegeben.
Um so schlimmer, dass es Menschen gibt die daraus Profit schlagen wollen und sich an der Not der Menschen bereichern.

Miriam Georg erzählt die Geschichte aus der Sicht von Ava und Claire.
Der Schreibstil der Autorin ist emotional und leicht verständlich.
Die Zeit der Handlung spiegelt sie gut wider.
Die Protagonisten sind gut gezeichnet und sympathisch.

Das Ende ist relativ offen und ich freue mich schon auf den nächsten Band.

Bewertung vom 16.07.2022
Poppy. Dein Kind verschwindet. Und die ganze Welt sieht zu. / Emer Murphy Bd.1
Getz, Kristine

Poppy. Dein Kind verschwindet. Und die ganze Welt sieht zu. / Emer Murphy Bd.1


ausgezeichnet

Wie viel darf man von sich preisgeben

Klappentext:
Emer Murphy, krankgeschriebene Kommissarin bei der Polizei Oslo, soll sich erholen und an ihre Psychopharmaka gewöhnen. Durch die Medien erfährt sie von einer Entführung: Das zweijährige Mädchen Poppy ist verschwunden, nachdem seine Mutter, eine berühmte Influencerin, ein Bild der Tochter vor dem Haus der Großeltern gepostet hat. Der Fall berührt etwas in Emer. Entgegen der ärztlichen Empfehlung beginnt sie, wieder zu arbeiten. Um ihre außergewöhnliche Intuition wieder spüren zu können, setzt sie ihre Medikamente ab und riskiert einen Rückfall. Sie begreift als Erste, dass bei dieser Entführung nichts ist, wie es scheint. Und gleichzeitig erinnert Poppy sie an etwas, das sie längst vergessen wollte.

„Poppy: Dein Kind verschwindet. Und die ganze Welt sieht zu “ ist der Debütroman von Kristine Getz und der erste Band der neuen Emer-Murphy-Reihe

Das Thema ist aktuell, brisant und spannend.
Es stellt sich die Frage, wie viel darf ich im Internet von mir preisgeben und wird hoffentlich so manchen nachdenklich stimmen.

Lotte Wiig ist Influencerin, sie verdient Geld damit, dass sie bestimmte Produkte im Internet postet.
Damit nicht genug, sie veröffentlicht auch Bilder von ihrer zweijährigen Tochter.
Ein beliebtes Motiv das viele Likes einbringt.
Bis eines Tages das Mädchen verschwunden ist.

Die Kommissarin Emer Murphy ist krankgeschrieben als sie von der Entführung durch die Medien erfährt.
Emer ist eine Ermittlerin die mir gut gefällt. Sie ist willensstark und lässt sich nichts vormachen.
Doch zur Zeit sind ihre Empfindungen stark durch Psychopharmaka die sie einnehmen soll gestört.
Emer Murphy lässt die Medikamente kurzerhand weg und stürzt sich in den Fall des vermissten Mädchens.

Kristine Getz erzählt die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven.
Am Anfang lässt sie ihren LeserInnen Zeit sich mit den Protagonisten vertraut zu machen.
Man erfährt viel vom Alltag der Familie Wiig.
Und man lernt Emer Murphy kennen, die zu Beginn durch die Medikamente zugedröhnt ist.
Bei mir wechselten die Gefühle zu den Charakteren immer zwischen Sympathie und Antipathie, je nach dem aus welcher Perspektive es gesehen wird.
Auf jeden Fall hat jeder von ihnen ein schweres Päckchen zu tragen.

Mit ihrem Thriller „Poppy: Dein Kind verschwindet. Und die ganze Welt sieht zu “ geht die Autorin an die Grenzen des psychisch erträglichen.
Die Atmosphäre ist durchweg dunkel.
Beim lesen wechselnden meine Gefühle zwischen Wut, Trauer und Angst. Ich hatte fast durchweg einen Kloß im Hals.
Das Buch hat aber solch eine Sogwirkung, dass ich es trotz allem nicht aus der Hand legen konnte.

„Poppy“ ist ein äußerst spannender Thriller mit sehr viel psychologischen Tiefgang.
Ich möchte ihn allen Thrillerfans empfehlen. Man muss aber in der Verfassung sein dieses Buch lesen zu können.