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Tialda von bibliofeles.de
Wohnort: 
Saarland
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schwarzromantische Buchliebhaberin

Bewertungen

Insgesamt 239 Bewertungen
Bewertung vom 06.12.2012
Mama, das hast du schon fünfmal erzählt!

Mama, das hast du schon fünfmal erzählt!


gut

Rezension:

Schon beim Titel “Mama, das hast du schon fünfmal erzählt!”, einer Geschichtensammlung, die von Ann-Kathrin Eckardt herausgegeben wurde, musste ich grinsen, weil ich diesen Satz selbst regelmäßig benutze.

Einem eindeutigen Genre lässt sich das Buch nicht wirklich zuordnen – es ist wohl eine Mischung aus auf Erfahrungen basierenden kurzen Geschichten und einem Ratgeber bzw. Sachbuch. Denn einerseits erzählen die sieben Autoren persönliche Anekdoten aus ihrer Kindheit und dem Leben mit den mittlerweile immer deutlicher alternden Eltern und andererseits wurden in diese Erzählungen immer wieder interessante Fakten zum Thema eingebaut.

Klar wird auf jeden Fall, auch wenn die verschiedenen Familienkonstellationen noch so verschieden sind – am Ende werden wir alle älter. So erzählt z.B. Ann-Kathrin Eckardt davon, wie sie ihren Eltern ans Herz legte doch was Sinnvolles mit ihrem Ruhestand anzufangen und Lukas Hillger berichtet von seinem Leben in einer Familie, die der Vater wegen einer anderen Frau verließ. Wlada Kolosowa zog noch einmal bei ihren Hippie-Eltern ein und fand das auf Dauer dann doch nicht so toll wie gedacht und Maik Brüggemeyer hat typische “Du sollst es einmal besser haben”-Eltern und musste sich seinen Traumberuf erkämpfen. Und unter anderem gibt ganz am Ende auch noch eine Geschichte über das Sterben.

Trotz der regelmäßig eingestreuten wissenschaftlichen Infos bleibt aber eine persönliche Note erhalten, denn am Ende jeder Geschichte befindet sich ein Foto vom Autor mit seinen Eltern – teils von früher, teils von heute – und darunter ein kurzer Absatz, der ein persönliches Fazit zum vorangegangenen Text zieht.

So gut wie jeder Leser ab ca. 23 wird sich früher oder später in einem der Texte wiederfinden und bei dem Gedanken “Das kenn ich irgendwoher…” schmunzeln müssen. Anschließend kann man das Buch ja dann an die Eltern weitergeben, die haben oder hatten ja auch irgendwann mal welche.

Fazit:

Nichts weltbewegendes, aber trotzdem nett zu lesen, da man sich und seine Eltern garantiert einige Male selbst darin erkennt.

Bewertung vom 30.11.2012
Das Spiel
Laymon, Richard

Das Spiel


gut

Rezension:

“Das Spiel” ist nach “Nacht” das zweite Buch von Richard Laymon, das ich je gelesen habe und ich muss sagen, es war gut, dass ich meine ‘Laymon-Premiere’ mit “Nacht” hatte, denn mit “Das Spiel” hätte ich ihn als Autor wohl nie so schätzen gelernt, wie es heute der Fall ist.

Der Schreibstil ist gewohnt fesselnd, teils ironisch, so dass man als Leser manchmal schmunzeln muss und sehr leicht zu lesen – er macht einfach Spaß. Erzählt wird in allen 48 Kapiteln aus der dritten Person und in Vergangenheitsform, wobei der Leser dabei ausschließlich die Protagonistin Jane Kerry begleitet.

Die meiste Zeit fand ich Jane ziemlich sympathisch. Wegen ihrer Figur, die ihrer Meinung nach etwas zu weiblich geraten ist, von Selbstzweifeln geplagt, dürfte sich wohl nahezu jede Frau zumindest ein bisschen mit ihr identifizieren können. Ein weiterer Punkt, der sie sehr menschlich macht ist dieser, dass sie sich nie wirklich sicher ist, ob sie nun aus dem “Spiel” aussteigen oder sich auf noch eine Runde einlassen soll – denn es geht recht schnell um richtig viel Geld und dem könnten wahrscheinlich die wenigsten widerstehen.

Bereits im zweiten Kapitel taucht Brace Paxton, ein Mann den Jane ziemlich anziehend findet und der in der Geschichte eine entscheidende Rolle spielen wird, auf. Die beiden lernen sich in der Bibliothek, in der Jane arbeitet, kennen und sie weiht ihn in die Sache mit dem “Spiel” ein. Seltsamerweise fällt es ihm sehr leicht, vor allem die ersten Ortsangaben in den Anweisungen für Jane zu entschlüsseln und die Frage die ich mir über ihn lange Zeit stellte war “Ist er einfach nur wahnsinnig intelligent oder ist er selbst der unbekannte Spielleiter?”

Und hier sind wir auch schon bei dem, der das “Spiel” mit Jane ausrichtet. Er unterschreibt alle Anweisungen mit “Master of Games” und so wird er irgendwann nur noch Mog genannt. Je mehr Jane ihren Mut unter Beweis stellt, umso mehr ist er von der jungen Frau angetan. Er weiß grundsätzlich was sie tut und schafft es sogar die Briefe an sie in ihrem Haus zu deponieren, so findet sie z.B. nach dem Duschen eine Anweisung in ihrem Morgenmantel und später eine Nachricht, die auf ihren Bauch geschrieben wurde, während sie schlief. Ziemlich beängstigend ist dabei, dass sie ihn nie und er sie offenbar immer sieht.

An sich ist die Geschichte, wie ich finde, recht gut. Aber mir sagte irgendwie die Umsetzung nicht so zu. Die Handlung ist für meinen Geschmack zu langsam und zu harmlos, zumindest wenn man in Betracht zieht, dass es sich um einen Roman von Richard Laymon handelt. Sein Können wird in “Das Spiel” leider nicht komplett gezeigt.

Fazit:

Nicht schlecht – aber Laymon hat eindeutig schon Besseres hervorgebracht.

Bewertung vom 23.11.2012
Frostzauber

Frostzauber


sehr gut

Rezension:

Obwohl ich eigentlich kein besonders großer Fan von Anthologien bin, habe ich mich trotzdem an “Frostzauber: Magische Liebesgeschichten”, herausgegeben von Tanja Heitmann, gewagt – denn hier wirkten einfach zu viele Autorinnen mit, die ich gut finde.

Alle Geschichten handeln, wie der Titel schon vermuten lässt, vom Winter und haben damit zu tun, dass der Protagonist bzw. die Protagonistin der Geschichte auf ein magisches Wesen trifft und sich eine Art von Liebe entwickelt. Somit also ein Buch, das perfekt in die (vor)weihnachtliche, kalte Jahreszeit passt.

Eigentlich kann ich mich überhaupt nicht entscheiden, welche Story mir am besten gefällt, jede hat es geschafft, mich mehr oder weniger verzückt aufseufzen zu lassen. Allerdings muss ich sagen, dass “Jenseits des Lichts” von Gesa Schwartz die Geschichte war, die sich schwerer lesen ließ als die anderen, aus dem Grund weil die Autorin Gedanken sehr bildhaft und verschachtelt beschreibt – man muss sich sehr konzentrieren um auf Dauer folgen zu können. Es geht hier um das Mädchen Thordis, die ein Wesen namens Vidar im Wald trifft und mit ihm während eines Schneesturms in einer Höhle ausharren muss.

In Tanja Heitmanns Geschichte geht es um einem jungen Mann, der sich im Spreewald in das Frostmädchen verliebt, das jedem, der es berührt, den Tod bringt und Lilach Mer erzählt von einem seltsamen Zirkus, der nur in der Silvesternacht auftaucht und in dem die Zuschauer zu Darstellern werden. Mechhild Gläsers “Die gefrorene Zeit” handelt von einer Liebe zwischen einem jungen Mädchen und einem Zeitreisenden während Antonia Michaelis über einen zurückgezogenen, sehr einsamen Spieleerfinder schreibt, dessen ‘Sternschnuppenwunsch’ am Weihnachtsabend in Erfüllung geht. Zu guter Letzt gibt es noch eine Geschichte von Jennifer Benkau über ein kleines Volk, das die Kunst des sogenannten Eiswirkens beherrscht.

Ich würde behaupten, für jeden, der auch nur eine der mitwirkenden Autorinnen gerne liest, ist dieses Buch keine Fehlinvestition. Und auf der anderen Seite eignet sich “Frostzauber” gut, um in die Schreibstile hineinzuschnuppern, wenn man noch nichts von einer der Mitwirkenden gelesen hat.

Fazit:

Zauberhaft romantische Fantasygeschichten vor einer Winterkulisse – wie gemacht für gemütliche Abende vorm Kamin.

Bewertung vom 13.11.2012
Weihnachtspunsch & Weihnachtskater
Lind, Christiane

Weihnachtspunsch & Weihnachtskater


ausgezeichnet

Rezension:

“Weihnachtspunsch & Weihnachtskater” von Christiane Lind war in zweierlei Hinsicht eine Premiere für mich – ich hatte bisher weder Tiergeschichten noch ein Weihnachtsbuch gelesen, fand es aber überraschend gut. Bzw. gut ist eigentlich untertrieben – ich war total hingerissen.

Christiane Lind hat einen sehr angenehmen Schreibstil, der sich leicht lesen lässt und sowohl ein Kichern als auch Tränen hervorrufen kann. Man kann sich richtig in die Situationen hineinfühlen und das, obwohl es sich nur um Kurzgeschichten handelt. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass solche derart zu berühren vermögen.

Vor allem hat mich die Vielfalt der Geschichten begeistert. Bei den einen muss man grinsen und manchmal sogar loslachen – vor allem, wenn man selbst mit Katzen zusammenlebt und das beschriebene Verhalten nur zu gut kennt. Wohingegen man bei anderen Storys sehr nachdenklich wird, wenn z.B. ein kleines Kätzchen einen Witwer am ersten Weihnachten nach dem Tod seiner Frau ein bisschen Schwermut nimmt.

Das Buch enthält 7 Geschichten und fast jede hat die Autorin auf eine ihrer eigenen Katzen bezogen, was ich für eine süße Idee halte. Außerdem wurde das Ganze durch kleine schwarze Katzensilhouetten und Weihnachtsmotive, die hin und wieder auf vereinzelten Seiten zu finden sind, abgerundet.

Ich denke, dass Katzenbesitzer am meisten von diesem Weihnachtsbuch angetan sein werden – für alle anderen wird “Weihnachtspunsch und Weihnachtskater” aber zumindest eine gute Unterhaltung in der (vor)weihnachtlichen Zeit sein.

Fazit:

Eine kleine Liebeserklärung gepaart mit der Erinnerung, dass Weihnachten meist nicht mehr das ist, was es eigentlich sein sollte. Einfach nur wundervoll und teils richtig emotional. Ein Muss für Katzenbesitzer.

1 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.11.2012
Unsere schönste Trennung
Foenkinos, David

Unsere schönste Trennung


sehr gut

Rezension:

“Unsere schönste Trennung” von David Foenkinos erschien erstmals 2010 als Hardcover im C.H. Beck Verlag und vor kurzem endlich als Taschenbuch bei dtv, wo das Cover aber um einiges nüchterner aussieht, als das der ersten Auflage.

Der Schreibstil des Autors ist gewohnt berührend, fesselnd, nachdenklich stimmend, teils auch witzig und man liest die Geschichte aus Sicht des Protagonisten – einem Franzosen mit dem urdeutschem Namen Fritz. Doch die deutsche Sprache spielt trotz des Handlungsortes Paris sowieso eine kleine Nebenrolle – denn Fritz hat eine Vorliebe für Frauen, die deutsch sprechen können. Ebenso spielt Allgemeinwissen eine Rolle, denn er arbeitet bei einem Lexika-Verlag und verfasst dort neue Einträge, welche auch zu passenden Gelegenheiten im Text als eigener Absatz untergebracht sind und dann meist ein Schmunzeln provozieren.

Das Hauptthema des Buches ist aber die Beziehung zwischen Alice und Fritz, wobei die beiden auf den ersten Blick überhaupt nicht zusammen passen. Sie kommen aus verschiedenen Welten und das merkt man vor allem ganz deutlich an Alices Beziehung zu ihren Eltern. Sie macht ein kleines Drama daraus, als sie den beiden nach einer kleinen Ewigkeit endlich ihren Liebsten vorstellt und da ihr Vater ein ziemlicher Snob ist und Fritz den falschen Witz an der falschen Stelle bringt, endet dieses Treffen gleich in einem Desaster und der ersten Trennung, was mir Alice und ihre Familie recht unsympathisch machte.

Das andere, jedoch versteckte Thema ist wohl, dass die Geschichte den Leser daran erinnert, dass kein Mensch unfehlbar ist und jeder irgendwann in seinem Leben einmal einen größeren oder kleineren Fehltritt begeht, der sich auf das weitere Leben auswirkt. Ebenso, dass die romantische Vorstellung der einen und großen Liebe, mit der man sein komplettes Leben verbringt, eben in den meisten Fällen genau das bleibt – eine verklärte Vorstellung. Das Leben geht immer weiter, auch nach einer Trennung, und man kann nie wissen, was die Zeit bringt und ob es wirklich eine ‘Trennung für immer’ ist.

Aufgeteilt ist der Roman übrigens in vier Teile, darin nochmals in Kapitel und am Ende gibt es noch einen Epilog, der davon handelt, wie Fritz’ Leben nach der Geschichte weiterverläuft. Wer Bücher von David Foenkinos mag, wird auch mit diesem sehr zufrieden sein – ich liebe seine Art oftmals schmerzhaft treffend zu (be)schreiben. Man erkennt sich als Leser wieder und das macht die Charaktere und den Verlauf sehr glaubwürdig.

Fazit:

Wie aus dem Leben gegriffen – wahnsinnig treffend und authentisch. Wir verlieben uns, um uns wieder zu trennen, um uns wieder zu verlieben, um uns wieder zu trennen …, denn das Schicksal kann sowieso niemand beeinflussen.

Bewertung vom 07.11.2012
Der Architekt
Winner, Jonas

Der Architekt


ausgezeichnet

Rezension:

Der Titel von Jonas Winners erstem in sich abgeschlossenen Psychothriller “Der Architekt” klingt erst einmal sehr unspektakulär und zahm, ebenso wie das Cover auf den ersten Blick recht bedeutungslos wirkt – doch nach Beenden des Buches wird man beides mit ganz anderen Augen sehen und vor allem den schwarzen Raum zwischen den gestreiften Flächen auf dem Titelbild zu deuten wissen.

Die Geschichte beginnt etwas verwirrend. Ein Anwalt bekommt von einem verstört wirkenden Unbekannten das Manuskript zu einem Buch – “Der Architekt” – und dieses Buch liest man nun selbst. Es handelt vom unmotivierten Drehbuchautor Ben Lindenberger, der aus Langeweile dem Prozess von Architekt Julian Götz beiwohnt, welcher unter Verdacht steht, seine Familie erschlagen zu haben. Hierbei kommt Ben die Idee, ein Buch über diesen Fall zu schreiben und tritt mit Götz persönlich in Kontakt.

Man sollte seine Sinne vor allem am Anfang der Geschichte schon zusammen haben, denn hier ist alles ziemlich verschachtelt. Der Anwalt, die Geschichte des Manuskripts, das wir gewissermaßen mit ihm gemeinsam lesen, dann die Beschreibung der Tatnacht, in der das Kindermädchen der Familie die Leichen findet, der Prozess vor Gericht und die Tatsache, dass Ben anfängt in Götz’ Leben herumzuschnüffeln, um sich ein Bild machen zu können, wobei er auf unangenehme Tatsachen stößt. Außerdem gibt es hin und wieder Kapitel, die von einer Jugendlichen namens Mia handeln, die mit einer Freundin eine sehr dubiose Lokalität aufsucht und Furchtbares erlebt, wobei man das sehr lange Zeit nicht einordnen kann und sich immer wieder fragt, wie das eigentlich zur Story gehören soll – hier sei gesagt: Es spielt eine entscheidende Rolle.

Ich muss zugeben, dass ich im ersten Drittel eher schleppend vorankam. Gerichtliche Verhandlungen interessieren mich nicht wirklich und es scheint von vornherein klar zu sein, wie das Ganze ausgeht. Der Schreibstil des Autors ist zwar eigentlich echt gut, aber die Geschichte war mir an dieser Stelle einfach zu fad. Umso überraschter war ich dann, als plötzlich immer mehr Leben in den Verlauf kam, nicht mehr klar war wer den Mord begangen hat – plötzlich wirkt jeder verdächtig – und klar wird, dass die Familie von Götz’ ermordeter Frau ziemlich tief mit in der ganzen Sache drinhängt. Hinzu kommt noch, dass Julian Götz nahezu ein Genie ist, was Architektur angeht, und Wahnsinn und Genie ja laut einer Weisheit sehr nah zusammenliegen, was hier nicht mal so untreffend ist.

Im letzten Drittel konnte ich das Buch nicht mehr zur Seite lege und der Hergang spielte sich wie ein Film vor meinem inneren Auge ab, weil ich so in der Geschichte gefangen war. Ich lese recht viele Psychothriller und bin deshalb einiges gewohnt, aber als ich “Der Architekt” durch hatte, war mein Nervenkostüm schon sehr löchrig. Ich war erschüttert über den Ausgang, vor allem aus dem Grund, weil wir uns immer vor Augen halten sollten, dass es auch in Deutschland Machenschaften gibt, von denen wir denken “Ach… sowas gibts nur im fernen Ausland – aber nicht hier bei uns.”

Fazit:

Nichts für Thrillerfans, die auf einfachem Niveau unterhalten werden wollen, wegen der vielen verschiedenen Handlungsstränge. Leser die sich aber gerne fordern lassen, werden am Ende mit einer Auflösung belohnt, die man garantiert nicht erwartet hätte.

1 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.11.2012
Die vierte Zeugin
Kinkel, Tanja; Schiewe, Ulf; Klaus, Marlene; Burseg, Katrin; Pötzsch, Oliver; André, Martina; Prange, Peter; Müller, Titus; Koschyk, Heike; Falkenhagen, Lena; Leue, Alf; Benedikt, Caren

Die vierte Zeugin


sehr gut

Rezension:

Obwohl “Die vierte Zeugin”, herausgegeben von Heike Koschyk und Alf Leue, bereits der vierte historische Roman ist, der von mehreren Autoren zusammen geschrieben wurde, ist es doch der erste dieser Machart für mich gewesen, den ich jemals gelesen habe.

Richtig extrem im Schreibstil abgehoben hat sich aber nur der Prolog, der von Tanja Kinkel verfasst wurde. Die 20 Kapitel, die folgen, sind wie aus einem Guss – als hätte sie eine einzige Person verfasst und der Epilog spielt zwar in unserer Zeit, unterscheidet sich im Stil aber nicht wirklich von Rest.

In den ersten 16 Kapiteln befinden wir in der Zeit der Revolution, genauer gesagt im Jahr 1534, und beleuchtet wird vor allem der Zeitraum vom 12. bis zum 23. November, während verstärkt auf die Verhandlungstage, an denen die Protagonistin Agnes Imhoff vor Gericht steht, eingegangen wird. Kapitel 17-20 spielen 21 Jahre später und hier steht Agnes’ Tochter Sophie, die zu diesem Zeitpunkt bereits selbst Witwe ist, im Mittelpunkt. Zu dieser Zeit taucht auch ein Mann wieder auf, der dem Prozess ihrer Mutter damals beiwohnte und der diesen wieder aufrollen möchte, um endlich Gerechtigkeit walten zu lassen. Es stellt sich nämlich heraus, dass das Urteil damals aus sehr gewichtigen Gründen von vornherein feststand – aber das erfährt der Leser alles im letzten Drittel des Buches.

Ich fand das Buch zugegebenermaßen vor allem in den ersten Kapitel, die hauptsächlich vor Gericht spielen, ziemlich langatmig. Aber am Ende hat es sich gelohnt dran zu bleiben, denn die Geschichte nimmt langsam immer mehr an Fahrt auf und es stellen sich erst nach und nach die Zusammenhänge der vorgefallenen Geschichte heraus – wie bei einem richtigen Gerichtsfall auch.

Gut gefallen hat mir vor allem, dass in den Epilog der Tag des Einsturzes des Kölner Stadtarchivs eingebaut wurde und sich im Anhang auch noch weitere Infos darüber befinden. Außerdem basiert “Die vierte Zeugin” auf einem historischen Dokument, das beim Einsturz des Archivs sehr beschädigt wurde und erst mit den Einnahmen von Benefizlesungen restauriert werden konnte. Damit ist der Roman vor allem für Leser, die sich für ‘wirklich passierte Geschichte’ interessieren, garantiert eine Empfehlung.

Fazit:

Ein Stück wahre Geschichte in einem gemeinschaftlich verfassten Roman verpackt – das Wissen, dass es wirklich so passiert ist, macht die Story viel interessanter.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.10.2012
Goldmarie auf Wolke 7
Engelmann, Gabriella

Goldmarie auf Wolke 7


sehr gut

Rezension:

Bei Gabriella Engelmanns “Goldmarie auf Wolke 7″ handelte es sich um den ersten Band, den ich aus dieser Jugendbuchreihe lesen durfte, die aber bereits 5 Bände umfasst und in der die Autorin altbekannte Märchen in unsere Zeit ‘umsetzt’.

Der Schreibstil hat mich von Anfang an mitgerissen, und das obwohl er nicht durchgehend gleich bleibt. Er ist in drei unterschiedliche Textarten aufgeteilt. Zum einen wird in der dritten Person aus einer Art anderen Dimension erzählt, zum anderen – und das nimmt übrigens den Großteil ein – wird die Geschichte aus Sicht der Protagonistin Marie erzählt. Außerdem finden sich dazwischen immer wieder einzelne Kapiteln, die von Maries Stiefschwester Lykke als Tagebucheinträge verfasst wurden und mir richtig gut gefallen haben, da sie so authentisch wirken.

Die Charaktere fand ich allgemein sehr sympathisch, selbst die griesgrämige Lykke, die ihre Stiefschwester zu Anfang offensichtlich regelrecht hasst. Versetzt man sich aber in ihre Lage, kann man sie durchaus verstehen, wie ich finde. Marie hingegen ist eine richtige Frohnatur und das obwohl ihr im Leben soviel schlechtes wiederfahren ist. Eine große Rolle spielen außerdem noch Maries beste Freundin, die flippige Julia und Nives, die Chefin des Ladens “Traumzeit”, in dem Marie zu arbeiten beginnt. Obwohl Dylan wohl eigentlich der Traummann im Buch sein sollte, hat mich seine Präsenz eher kalt gelassen. Man erfährt von ihm irgendwie zu wenig, um sich mit ihm ‘anzufreunden’ und die Tatsache, dass er Marie größtenteils traurig macht, trägt auch nicht sonderlich dazu bei.

Ein wenig beeindruckt hat mich die Ortsbeschreibung. Die Geschichte spielt in Hamburg, der Stadt in der die Autorin lebt, und durch die detaillierten Beschreibungen, wo sich was befindet, hatte ich den Eindruck mich ein wenig zurechtzufinden, obwohl ich noch nie in dieser Stadt war. Ob es die beschriebenen Läden und genannten Straßen wirklich gibt, weiß ich zwar nicht, aber ich könnte es mir gut vorstellen – eben wegen der Details.

Ich war also mit meinem ersten Märchenroman von Gabriella Engelmann richtig zufrieden und kann mir durchaus vorstellen, auch nach und nach die Vorgänger zu lesen. Meiner Meinung nach sind die Bücher für Jugendlich und gleichermaßen für Erwachsene geeignet – den ein bisschen Märchen und Magie schadet nie im Leben, ganz egal wie alt man ist.

Fazit:

Bekannte Märchencharaktere in ganz neuen und doch glaubwürdigen Rollen – macht richtig Spaß : ).

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.