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Kuehn, S.

Bewertungen

Insgesamt 773 Bewertungen
Bewertung vom 20.07.2023
Scurry 1
Smith, Mac

Scurry 1


sehr gut

Absolut geniale Bilder sprechen für sich
"Scurry" von Mac Smith ist mit "Die totgeweihte Kolonie" der erste Band einer auf 3 Bände angelegte Comic-Reihe. Sehr schade, dass es nicht wie im englischen gleich alle 3 Teile in einem Sammelband gibt, so muss man erst noch auf die Fortsetzungen warten.
Das Buch ist absolut wunderbar gezeichnet und überzeugt auch von der Story her.
In einem verlassenen Haus lebt eine Mäusekolonie, sie senden Späher aus, sammeln Nahrung, halten Versammlungen ab und schmieden Intrigen. Erst so nach und nach bekommt man mit, dass irgendwie die Menschen verschwunden sind und die Mäuse nicht wissen warum und wohin und ob sie wiederkommen.
Dann gibt es auch noch Katzen und auch die sind absolut toll gezeichnet, einzigartig, furchterregend, verschlagen und auf der Jagd.
Die Geschichte beginnt spannend, es gibt so einige Gefahrensituationen und endet mit einem Cliffhanger.
Die Handlung ist noch gar nicht so richtig in Fahrt gekommen, da endet die Episode auch schon, sehr schade.
Ich kann nur noch mal betonen, die Zeichnungen sind grandios, jeder Gesichtsausdruck stimmt, liebevoll coloriert, ganz große Comic-Kunst.

Bewertung vom 20.07.2023
Das Summen. Die Ereignisse am Sequoia Crescent
Tannahill, Jordan

Das Summen. Die Ereignisse am Sequoia Crescent


ausgezeichnet

Subtil und einschleichend
"Das Summen. Die Ereignisse am Sequoia Crescent" von Jordan Tannahill ist eine absolut faszinierende Erzählung.
Im Mittelpunkt steht hier Claire, sie ist Englischlehrerin, verheiratet mit Paul, den sie sehr liebt und hat eine jugendliche Tochter, zu der sie ein gutes Verhältnis hat. Alles in allem also ein normales, glückliches, ja fast langweiliges Leben.
Irgendwann vernimmt sie plötzlich ein Geräusch und geht der Sache nach. Sie durchsucht das ganze Haus, die Nachbarschaft, stellt den Strom ab und findet seine Quelle nicht. Dieses Geräusch verlässt sie nicht wieder, sie hört es Tag und Nacht, kann nicht mehr schlafen, findet keine Ruhe.
Ihre Familie, alle die sie kennt, keiner außer ihr, hört es. Zu Beginn reagieren alle verständnisvoll, aber gerade in ihrem engeren Umfeld kommt es sehr schnell zu ablehnenden, ja heftigen Reaktionen. Gerade ihre Tochter reagiert unerwartet heftig und sogar für eine Jugendliche sehr egoistisch und böse.
Claire lässt sich auch medizinisch untersuchen, ohne Ergebnis. In der Schule trifft sie einen Schüler, der das Geräusch auch hört und hat endlich einen Verbündeten. Letztendlich führt aber gerade das in eine Katastrophe, weil Claire alles verliert, ihre Arbeit, ihre Familie, ihre Freunde.
Sie findet neue Vertraute, aber hier beginnt man jetzt als Leser zu hinterfragen, was ist real, was macht das mit ihr, mit uns. Was geschieht, wenn man so plötzlich in eine Isolation gedrängt wird, aus dem Leben gerissen, das man hatte. Das ist ganz fein geschrieben, alles baut sich logisch aufeinander auf und die Verschiebung beginnt ganz sachte.
Für mich ist dieses Buch meisterlich geschrieben, es hatte mich von der ersten Seite an in seinem Bann, als hörte ich dieses Summen selbst. Ich konnte Claire und ihre Reaktionen immer absolut verstehen und nachvollziehen, wenn auch nicht immer gut heißen. Hier sieht man wieder, wie machtvoll Manipulation sein kann und wo es einen hinführt.

Bewertung vom 20.07.2023
Geschäftsleitung
Russenberger, Andreas

Geschäftsleitung


ausgezeichnet

Tod im Bankenmilieu
"Geschäftsleitung" von Andreas Russenberger ist schon der 4. Teil einer Reihe rund um Humboldt und Muzaton, die im Züricher Bankenmilieu angesiedelt ist. Ich habe jetzt 3 von den 4 Teilen gelesen, denke aber diese Krimis sind auch jeder für sich absolut lesbar und verständlich.
In der Geschäftsleitung der Zürcher Investment Bank kommt es zu Todesfällen, unnatürlichen. Die restlichen Mitglieder der Geschäftsleitung bekommen Angst um ihr Leben, bis fast zur Geschäftsuntüchtigkeit. Die Bank bittet Philipp Humboldt um seine Hilfe, da er selber dort mal tätig war und die Strukturen kennt. So kommt es dazu, dass er diesmal recht eng mit seinem Freund Armand Muzaton von der Kriminalpolizei zusammen arbeitet.
Das Buch ist von der ersten Seite an spannend und schafft es einen so zu fesseln, dass man es am liebsten am Stück lesen würde. Dabei ist es sehr gut geschrieben, tolle Formulierungen werden verwendet, die mitten ins Geschehen ziehen und Bilder bei mir entstehen lassen.
Die Charaktere wirken alle lebensecht, haben Fehler, Schwächen und Vorlieben, es läuft nicht immer alles wie geplant. Mir gefällt auch dieser besondere, augenzwinkernde und feine Humor des Autors, der auch schlimme Szenarien gut erträglich macht.
Umgehauen hat mich auch das Ende nochmal, dass trotz vieler Spekulationen meinerseits es doch schaffte, mich zu überraschen. Klasse und glaubwürdig eingefädelt und durchgeführt.
Was mir auch sehr gefällt ist die Entwicklung der beiden Protagonisten, die sich wie ein roter Faden durch diese Zürich-Krimis zieht. Sehr gerne würde ich die beiden auch noch in weiteren Fällen begleiten.

Bewertung vom 20.07.2023
Wasserstoff
Aurass, Dieter

Wasserstoff


ausgezeichnet

Hochaktuell und vorstellbar
"Wasserstoff" von Dieter Aurass ist ein Wissenschafts-Thriller, der sehr brisant geschrieben ist, ein hochaktuelles Thema anbietet und sich gut liest.
In München kommt es innerhalb eines kurzen Zeitraums zu mehreren mysteriösen Todesfällen. Es können gar nicht alles bloße Unfälle sein und auffällig ist auch, dass sich die Berufs- und Forschungsfelder der Opfer ähneln.
Alles hängt zusammen mit einem Wasserstoffantrieb für die Mobilität und die Entwicklung eines sicheren Speichers für den Wasserstoff. Es wäre der große Durchbruch in der Geschichte der Automobilindustrie. Sehr gut gefällt mir, dass der Autor allgemein verständliche Erläuterungen zu diesem Thema mit einpflegt und diese sich mit jedem Kapitel vertiefen, toll gemacht. So lernt man, neben einer spannenden Lektüre, noch viel dazu.
Die Spannung ist hier von Anfang an sehr hoch, die Charaktere glaubwürdig und die Ermittler lassen sich gut über die Schulter schauen. Man ist hier bei allen relevanten Entdeckungen dabei.
Auch aus Tätersicht werden kurze Kapitel eingestreut, sowas mag ich immer sehr gerne, gerade wenn es trotzdem den Täter nicht entlarvt.
Das Ende wartet noch mit einigen Überraschungen auf, das war ein absolut gutes und spannendes Buch, welches ich sehr gerne weiterempfehle, nicht nur an wissenschaftlich interessierte Leser.

Bewertung vom 16.07.2023
Wenn Worte töten / Hawthorne ermittelt Bd.3
Horowitz, Anthony

Wenn Worte töten / Hawthorne ermittelt Bd.3


sehr gut

Der Mörder auf der Insel
"Wenn Worte töten" von Anthony Horowitz ist ein Kriminalroman in einer ganz besonderen Form, sozusagen ein Krimi im Krimi.
Anthony Horowitz schreibt hier eine neue Krimi-Reihe mit Daniel Hawthorne, Ex-Polizist und Privatdetektiv in der Hauptrolle. Um das Buch zu promoten werden beide auf die Kanalinsel Alderney zu einem kleinen Literaturfestival eingeladen.
Weder die beiden Romanfiguren noch die Leser müssen hier lange warten bis der erste Mord geschieht. Da sich die örtliche Polizei etwas überfordert fühlt, sind die beiden auch schnell in die aktuellen Ermittlungen verstrickt. Und so fast nebenbei entsteht der neueste Band der Krimi-Reihe.
Dieser Roman lebt von den Charakteren, angefangen bei den beiden Protagonisten, die sich noch nicht allzu vertraut sind und über deren Wortwechsel ich mehr als einmal schmunzeln musste.
Auch die anderen Teilnehmer des Festivals und einige der Inselbewohner werden näher beleuchtet und sind schon recht schräge Gestalten. Es macht jedenfalls sehr viel Spaß, hier bei den Ermittlungen und Verhören sozusagen direkt dabeizusein.
Die Verdächtigen ändern sich hier auch öfter nochmal, man kann gut mit rätseln und wird am Ende dann doch noch überrascht. er Fall war jetzt nicht der spannendste, aber dieses ganze drumherum hat mir sehr gut gefallen.
Auch etwas hinter die Kulissen des Verlagswesens zu schauen, sozusagen mit dem Autor des geschriebenen Autors, das fand ich super interessant.
Von der Idee her ein ganz tolles Buch, der Kriminalfall war hier fast zweitrangig.

Bewertung vom 16.07.2023
Mein Leben als einsamer Axolotl
Bondestam, Linda

Mein Leben als einsamer Axolotl


ausgezeichnet

Kindgerecht und ungeschönt
"Mein Leben als einsamer Axolotl" von Linda Bondestam hat dieses wunderbare Kinderbuch geschrieben und illustriert. Wobei es eher anders herum ist, die Bilder tragen die Geschichte, die Wörter unterstützen hier nur.
Geeignet ist dieses Buch ab 4 Jahren und dann nach oben offen, da diese kleine Geschichte sehr berührend für jeden ist.
Ein Axolotl schlüpft, als einziger und vielleicht letzter seiner Art. Er hat erst Freunde, die Tigersalamander, die aber irgendwann das Wasser verlassen. Dann ist er allein und einsam. Er spielt mit den Dingen, die wir Plumpiane ins Wasser werfen und träumt.
Das Axolotl ist ein sehr lieber Erzähler und wir erfahren hier gleich mehr über ihn und seine Artgenossen. Er erzählt, wie er die Veränderung seines Lebensraumes, durch die Folgen der Umweltverschmutzung und des Klimawandels, erlebt und was das mit der Welt macht. Mit der der Menschen und mit seiner.
Die Zeichnungen sind wunderbar und kindgerecht, sie haben viele bekannte Details zum entdecken und überlassen doch so einiges der Fantasie der großen und kleinen Leser.
Es ist eine eindringliche Geschichte, die aufzeigen, aber keine Angst machen möchte, die dazu einlädt mit Kindern über diese wichtigen Themen ins Gespräch zu kommen.
Eine absolute Empfehlung, toll gemacht!

Bewertung vom 15.07.2023
Zwei Fremde
Griffin, Martin

Zwei Fremde


gut

Ganz starke erste Hälfte
"Zwei Fremde" von Martin Griffin ist ein Thriller, der sehr vielversprechend beginnt.
Remie arbeitet den letzten Tag in einem abgelegenen Hotel in den Highlands, dann will sie weg, ein neues Leben beginnen. Durch einen Wetterumschwung kommt es zu einem scheren Sturm und das Hotel wird eingeschneit und von der Außenwelt abgeschnitten. Nicht nur, dass Remie befürchtet, festzusitzen, wird im nahe gelegenen Gefängnis Alarm gegeben. Ein Mörder ist entkommen.
Nacheinander kommen jetzt zwei Polizisten am Hotel an, die vorgeben, den Mörder zu suchen. Doch nur einer von ihnen kann der Polizist sein, der andere ist der Flüchtling.
Das ist so eine spannende Idee, man ist die ganze Zeit mit Remie am Indizien suchen und miträtseln, wer hier lügt und wie man sich schützen könnte.
Die Geschichte ist sehr spannend geschrieben, auch den Schreibstil mag ich. Im Gegensatz dazu werde ich mit den Protagonisten nicht warm, auch Remie bleibt mir fremd und ihr Handeln oftmals unerklärlich.
Im letzten Drittel des Buches fällt für mich die Spannung stark ab, weil mir viele Handlungen und Begebenheiten unrealistisch und weltfremd erschienen.
Im Buch gab es allerdings so viele gute Ideen, die auch gut umgesetzt wurden, dass ich es trotzdem sehr gerne gelesen habe.

Bewertung vom 13.07.2023
Die Nacht des Mondbogens
Sohn, Joachim

Die Nacht des Mondbogens


ausgezeichnet

Die Zeit überwinden
"Die Nacht des Mondbogens" von Joachim Sohn ist eine ganz zauberhafte Erzählung, die uns in eine andere Zeit, an einen anderen Ort entführt. Zum Zauber der Geschichte tragen auch die wundervoll passenden Illustrationen von Holger Much bei. Ich liebe illustrierte Bücher sehr und hier ist das Zusammenspiel von Wort und Bild sehr gelungen.
Die Pensionärin Irène Beaudoire hat eine ganz besondere Beziehung zu Tieren, sie hilft wo sie kann und hat auch einige Exemplare bei sich beherbergt. Nun fliegt ihr auch noch ein sonderbarer Rabe fast direkt in den Schoß. Der Rabe trägt einen Anhänger mit Inhalt, den es so eigentlich gar nicht geben dürfte, da er aus einer anderen Zeit stammt.
Sie nennt den Raben Jacques und füttert ihn mit leckeren Keksen und bald wartet sie täglich auf ihn und tauscht den Inhalt des Anhängers aus.
Die Geschichte entführt uns in eine Nacht der Mondbögen, die es wirklich gibt und nimmt mich beim Lesen gefangen. Irene ist eine sehr sympathische Protagonistin, die Welt um sie sehr detailliert dargestellt.
Wohin die Geschichte führt und wo sie endet möchte ich nicht vorwegnehmen, da dieses entdecken einen großen Zauber ausmacht.
Für mich war das ganz große Unterhaltung mit einer kleinen Geschichte voller Emotionen und Zauber in einer realen, kalten Welt.

Bewertung vom 11.07.2023
Der Bojenmann
Schlenz, Kester;Jepsen, Jan

Der Bojenmann


sehr gut

Spannender Regionalkrimi
"Der Bojenmann" von Kester Schlenz und Jan Jepsen ist ein Krimi, der den Anfang einer sehr spannenden Reihe rund um die Ermittler Thies Knudsen und Dörte Eichhorn und Knudsens Freund Oke "La Lotse" Andersen.
Hier beginnt es mit einem besonders makabren Fund in der Elbe, das Kunstwerk "Bojenmann" wurde quasi über Nacht gegen einen echten Toten ausgetauscht. Und nicht nur das, die Leiche war fachmännisch plastiniert.
Es bleibt leider nicht bei dem einen Toten. Sie alle werden kunstvoll arrangiert aufgefunden und wurden plastiniert. Einiges davon geschieht fast in Sicht von Okes Haus an der Elbe.
Die Spannung hier ist von Anfang an vorhanden, das Buch lebt auch von vielen regionalen Details, die liebevoll geschildert werden und auch von den Gesprächen der Ermittler untereinander und auch die zwischen Thies und seinem Freund. Dabei geht es immer sehr leger zu, umgangssprachlich.
Der Schreibstil ist einfach gehalten, es liest sich leicht und gut. Die Personen werden umfassend vorgestellt und man erfährt im Laufe der Ermittlungen noch einiges über sie.
Ab und an sieht man auch durch die Augen des Täters, was ich als spannende Unterbrechung empfunden habe.
Etwas gestört hat mich hier, dass am Ende nicht alle offenen Fäden zusammen geführt wurden und man damit wohl eine Fortsetzung lesen soll.

Bewertung vom 05.07.2023
Die Erinnerungsfotografen
Hiiragi, Sanaka

Die Erinnerungsfotografen


ausgezeichnet

Die Bilder eines Lebens
"Die Erinnerungsfotografen" von Sanaka Hiiragi ist ein Buch, das still beginnt, sich leicht lesen lässt und dann noch lange nachklingt.
Eigentlich werden hier mehrere Geschichten erzählt, deren Zusammenhang man erst später begreift.
Herr Hirasaki hat ein Fotostudio, aber das ist ein ganz besonderes, denn alle, die ihn dort besuchen, sind verstorben. Sie selber müssen das dann auch erst begreifen und verarbeiten und er hilft ihnen dabei.
Aus jedem ihrer gelebten Jahre dürfen sich die Betroffenen ein Foto wählen, die dann zu einer Art Diashow ihres Lebens zusammengestellt werden.
Es ist auch möglich zu einem ganz besonderem Moment zurückzukehren, um ein neues Foto aufzunehmen.
So begleiten wir hier eine über neunzigjährige Dame, die Zeit ihres Lebens Kinder betreut hat, einen Yakuza, der sich für keine Vergehen zu schade war und ein Kind mit einem schlimmen Schicksal. Nicht zu vergessen auch die Geschichte von Hirasaki selbst.
Über jeden dieser Charaktere erfahren wir Bedeutsames aus ihrem Leben und die Bedeutung des einzelnen Augenblicks. Sehr feinfühlig, fast poetisch werden diese Geschichten erzählt.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen, es hätte gerne noch etwas länger sein dürfen.