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Benutzername: 
Sabine
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Köln
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Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 404 Bewertungen
Bewertung vom 18.03.2014
Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat
Extence, Gavin

Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat


sehr gut

Dieses Buch ist wirklich außergewöhnlich, eine ungewöhnliche, aber sehr interessante Geschichte mit skurrilen Charakteren.
Dabei ist mir der Einstieg in das Buch nicht leicht gefallen. Nicht, weil es sich schlecht lesen lässt oder weil mich die Geschichte nicht angesprochen hat, sondern des Schreibstils wegen. Er ist zwar flüssig und auch gut zu lesen, aber Gavin Extence verrennt sich immer wieder in Nebensächlichkeiten, kommt von diesem zu jenem und verliert den roten Faden – er findet ihn zwar wieder und nimmt ihn dann auch auf, aber mir war das zu umständlich. So habe ich das erste Drittel des Buches nicht so sehr gemocht.
Der Roman beginnt eigentlich mit dem Ende der Geschichte, Alex Woods wird in seinem Wagen von der Polizei vor Dover angehalten, und nicht nur, dass er in dem Moment einen epileptischen Anfall kriegt, bei ihm wird neben einer großen Menge Marihuana auch noch eine Urne, gefüllt mit menschlicher Asche, gefunden. Wie Alex in diese Situation rutschen konnte, erfährt man beim weiteren Lesen - er blickt auf sein bisheriges Leben zurück und erzählt seine Geschichte.
Und die ist interessant und ungewöhnlich. Von einem Meteoriten getroffen zu werden, ist schon ein Ereignis für sich, die daraus sich ergebende schwer zu behandelnde Epilepsie eine tragische Folge. Beide Themen sind zwar interessant, mir aber ein bisschen zu ausführlich dargestellt. Dabei ist Alex mir zwar sympathisch, aber manchmal hat er mich auch genervt mit seiner altklugen Art und seinen skurrilen Interessen.
Erst als Mr. Peterson in der Geschichte auftaucht, wird es für mich viel interessanter und endlich hat mich der Roman auch gepackt. Mr. Peterson ist ein zurückgezogener älterer Herr, der als übellaunig und ein bisschen spinnert gilt. Zwischen ihm und Alex entwickelt sich eine ungewöhnliche Freundschaft – endlich jemand, der Alex zuhört und ihn ernst nimmt. Ihre Gespräche sind wirklich ein Genuss – zwar geht es auch um ernste Themen, oft ist es aber auch ein witziger, dennoch charmanter Schlagabtausch, bei dem ich häufig schmunzeln musste. Es hat mir großen Spaß gemacht, die Entwicklung dieser ungewöhnlichen Freundschaft verfolgen zu dürfen, und ich bin froh, dass der Schwerpunkt des Buches nicht auf den Meteoriten liegt, sondern eben auf dieser mich wirklich berührenden Freundschaft.
Doch nicht nur Alex und Mr. Peterson waren gut gezeichnet, auch andere Charaktere hatte ich bildlich vor mir: Alex Mutter mit ihrem esoterischen Laden oder seine Freundin Ellie, die sich zwar als coole Gothic-Göre gibt, dennoch aber das Herz am rechten Fleck trägt.
Da man zu Beginn des Buches schon weiß, dass Mr. Peterson sterben wird, war ich natürlich neugierig, wie die Geschichte weitergeht und warum Mr. Peterson sterben wird. Ich will nicht zu viel verraten, aber mit dem, was noch kommt, habe ich wirklich nicht gerechnet und es gibt dem Buch eine wirklich tolle Wendung. Zwischen Alex und Mr. Peterson besteht ein Band, das über den Tod hinaus geht, eine Freundschaft, die nicht nur ungewöhnlich ist, sondern Loyalität über die Grenzen hinweg zeigt. Ich habe das Lesen sehr genossen und finde es gut, ein solch schwieriges Thema in einen solchen Roman zu stecken.

Mein Fazit
Man sollte sich vom ersten Drittel des Buches von dem umständlichen und langatmigen Geschreibsel nicht irritieren lassen, sondern weiterlesen, dann wird man mit einer tollen Geschichte belohnt, die nicht nur von Meteoriten handelt, sondern von Freundschaft und Loyalität über alle Grenzen hinaus. Eigentlich hätte es ein 5-Sterne-Buch sein können, doch wegen des ungelenken Einstiegs muss ich leider einen Stern abziehen – auf jeden Fall aber würde ich das Buch weiterempfehlen!

Bewertung vom 15.03.2014
Die Träumerin von Ostende
Schmitt, Eric-Emmanuel

Die Träumerin von Ostende


sehr gut

Mir war nicht klar, dass sich hinter diesem Titel gleich 5 Erzählungen verbergen, und da ich kein Freund von Kurzgeschichten bin, war ich zunächst etwas skeptisch. Doch schon die ersten Seiten ließen meine Zweifel schwinden und ich bin eingetaucht in die erste Geschichte.
Zum Inhalt der einzelnen Geschichten will ich nicht viel sagen – nur so viel, dass alle 5 Erzählungen interessante und außergewöhnliche Protagonisten haben, die skurril und auch ein bisschen geheimnisvoll erscheinen. Bei „Die Träumerin von Ostende“ weiß man am Ende nicht mehr, was wahr und was erdacht ist, die alte Dame ist wirklich geheimnisvoll und erst im Lauf der Geschichte entdeckt man an ihr völlig ungeahnte Seiten. Bei „Ein perfektes Verbrechen“ lernt man eine Frau kennen, die sich abhängig macht von Ideen und Gedanken anderer, ihnen fast blind folgt – und erst spät erkennt, dass dies auch zu schweren Fehlern führen kann. Nicht so gut gefallen - weil eher vorhersehbar - hat mir „Die Frau mit dem Blumenstrauß“, dies aber verschmerze ich bei den anderen gelungenen Erzählungen.
Ich mag die Art von Eric-Emmanuel Schmitt, eine Geschichte zu erzählen. Mit wenigen Worten schafft er es, interessante Charaktere zu gestalten, mal ist sein Schreibstil poetisch, mal beschreibend, in diesem Buch auch von vielen Dialogen geprägt. Immer aber passt er zur Geschichte und unterstreicht den jeweiligen Inhalt und das, was sie gerade ausmacht. Ich war wirklich erstaunt, wie gut ich in die einzelnen Erzählungen eintauchen konnte, obwohl sie doch nur wenige Seiten lang waren (mit Ausnahme der „Träumerin von Ostende“ – diese Geschichte erstreckt sich über gut 100 Seiten).

Mein Fazit
Gute Unterhaltung für zwischendurch mit interessanten Charakteren und ungewöhnlichen Szenarien – mir hat diese Sammlung von Erzählungen gefallen. Daher von meiner Seite 4 Sterne.

Bewertung vom 13.03.2014
Die Farbe des Flieders
Noble, Elizabeth

Die Farbe des Flieders


sehr gut

Ich habe dieses Buch gerne gelesen und war gefangen in den Geschichten der völlig verschiedenen Frauen. Jede hat ein eigenes Päckchen zu tragen, doch gemeinsam schaffen sie es, auch größere Krisen zu umschiffen. Es geht um Liebe und Betrug, um glückliche und zerstörte Ehen, um Mütter und Kinder und vor allem um Freundschaft.
Das Buch liest sich leicht und flüssig, der Sprachstil ist angenehm und umgangssprachlich – eben so, wie Frauen zwischen zwanzig und fünfzig reden. Die verschiedenen Charaktere sind alle gut gezeichnet und sehr lebensnah, so dass ich mir sie wirklich auch im realen Leben vorstellen kann. Und wie es auch im echten Leben ist, mag man den einen mehr oder weniger.
Clare wünscht sich nichts sehnlicher als ein Kind, doch irgendwie will es nicht klappen und das belastet so langsam die Beziehung zu ihrem Mann. Harriet ist eine selbstbewusste Frau mit einer tollen Familie, dennoch ist sie irgendwie nicht glücklich und macht sich auf die Suche nach dem, was fehlen könnte. Die attraktive Nicole liebt ihren Mann abgöttisch, doch muss sie schmerzlich erkennen, dass er sie schon seit Jahren nach Strich und Faden betrügt. Polly wird bald Großmutter und freut sich ungemein auf das Baby – und ist bereit, dafür ihre Beziehung aufs Spiel zu setzen. Die fünfte im Bunde ist Susan, die sehr unter der Erkrankung ihrer geliebten Mutter leidet, und es kaum übers Herz bringt, sie in ein Pflegeheim abzugeben.
Zu kurz gekommen sind sicherlich die Bücher des Lesekreises. Auch ich hatte gedacht, mehr über die Romane zu erfahren, die im Lesekreis gemeinsam gelesen werden, zumal auch die Kapitel nach den Büchern benannt sind. Doch die Gespräche über die gelesenen Romane sind nur sehr knapp und dürftig, im Mittelpunkt der ganzen Geschichte stehen eindeutig die Schicksale der Frauen – wer also denkt, dass nur über Bücher und Romane diskutiert wird, der liegt völlig falsch und wird wahrscheinlich von diesem Buch enttäuscht sein.
Mir hat „Die Farbe des Flieders“ sehr gut gefallen, ich habe mich wohlgefühlt im Kreis der verschiedenen Frauen und mich fast schon als Teil dieser interessanten Runde gesehen. Ich denke aber, dass dies ein typisches Frauenbuch ist und es wahrscheinlich eher Ältere anspricht, da es doch viel um Ehen und ihre Probleme geht.

Mein Fazit
Es sollte einem klar sein, dass es in diesem Buch weniger um Bücher und einen Lesekreis geht als vielmehr um die Sorgen und Nöte von fünf verschiedenen Frauen – dann jedoch erhält man ein wunderbares Buch zum Eintauchen und Mitfühlen.

Bewertung vom 07.03.2014
Der Koch
Suter, Martin

Der Koch


gut

Die Geschichte um den tamilischen Koch Maravan, der ein Catering für Liebesmenüs anbietet, klingt zunächst spannend und interessant. Und so hat mir auch die erste Hälfte des Hörbuches sehr gut gefallen. Maravan als tamilischer Asylbewerber, der sich mit seiner Kochkunst seinen Lebensunterhalt in der Schweiz verdient, ist mir wirklich ans Herz gewachsen. Er wirkt zwar immer einen bisschen unterwürfig, hat dabei aber sein Herz am richtigen Fleck und steht bei wichtigen Entscheidungen auch seinen Mann. Vor allem sein Kochen von aphrodisierenden Gerichten hat mir gefallen, die Art, wie Suter die Entstehung der Speisen und des gesamtem Menüs beschreibt und letztlich auch, was es dann bei den Genießern bewirkt, hat Spaß gemacht zu hören und zeigt die Leidenschaft des Kochs.
Nicht ganz unbeteiligt an dem Hörspaß ist aber auch der Sprecher Heikko Deutschmann, der durch sein engagiertes Vortragen den Witz und Charme des Hörbuches unterstreicht.
Doch in der zweiten Hälfte schwächelt das Buch für mich – das konnte auch der tolle Sprecher nicht ausgleichen. Zunehmend nutzen jetzt auch politisch aktive Menschen den Catering-Service Maravans, so dass es in der zweiten Hälfte zunehmend auch um weltwirtschaftliche und politische Themen geht. Für den Fortgang der Geschichte ist dies zwar wichtig, mir aber zu weitschweifig und langatmig erzählt. Außerdem wiederholen sich jetzt die Szenen, in denen von Maravans Kochkünsten gesprochen wird, so dass der Charme und Witz, den ich im ersten Teil noch empfunden habe, leider verloren geht.
Das Ende finde ich passend und logisch, zwar nicht überraschend, aber zur Geschichte und den Protagonisten passend, so dass mich dies nicht enttäuscht hat.

Mein Fazit
Eine tolle Idee und interessante Geschichte, die mich gerade in der ersten Hälfte wirklich überzeugen konnte und mich gefesselt hat. Leider flachte das Hörbuch in der zweiten Hälfte ab, da einzelne Passagen zu langatmig waren und sich das Kochen der tollen Liebesmenüs dann doch zu oft wiederholte. Da mir die Idee aber dennoch gefallen hat, das Ende schlüssig war und das Hörbuch durch Heikko Deutschmann toll vorgetragen war, gebe ich trotz der Längen im zweiten Teil 3,5 Sterne.

Bewertung vom 07.03.2014
Sieben Minuten nach Mitternacht
Ness, Patrick; Dowd, Siobhan

Sieben Minuten nach Mitternacht


ausgezeichnet

Lange bin ich um das Buch herumgeschlichen, dachte ich doch, es sei ein Fantasy-Buch – doch das ist es bei weitem nicht! Meine Neugier hat dann irgendwann gesiegt und ich habe doch zu diesem toll gestalteten Buch gegriffen – zum Glück, denn nun bin ich froh, es endlich gelesen zu haben.

Schon bald war klar, dass das Monster im Buch kein einfaches Fantasy-Wesen ist, das dem kleinen Conor etwas Böses will – ganz im Gegenteil, es erzählt Geschichten und begleitet den 13-Jährigen, der seit der Behandlung seiner Mutter große Verantwortung trägt und der kranken Frau hilft, wo er nur kann. Als seine Mutter dann wieder ins Krankenhaus muss, weil es immer schlechter geht und die Behandlung nicht anzusprechen scheint, muss Conor zu seiner Großmutter ziehen – und eigentlich weiß er genau, was das zu bedeuten hat, doch er kann es einfach nicht zulassen. Erst das Monster zeigt ihm einen Weg, das Unausweichliche auszusprechen und dann auch zu akzeptieren.

Die Sprache im Buch ist zwar einfach und schlicht, aber eindringlich und erzeugt eine tiefgehende Atmosphäre. Dazu trägt sicherlich auch die tolle Gestaltung des Buches bei – auf vielen Seiten sind Skizzen, die zum Inhalt passen, dann sogar ganze Doppelseiten mit den eindrücklichen Zeichnungen rund um das Monster. Lange hab ich mir manche Bilder angeschaut, immer wieder gab es etwas Neues in ihnen zu entdecken.

Das Buch hat mich sehr gefesselt, nicht weil es eine rasante Handlung hat oder sehr spannend ist – ganz im Gegenteil: dieses leise Buch löst etwas in mir aus, regt zum Nachdenken an, stimmt traurig und gibt dennoch Kraft – manch einem würde ich auch gerne ein Monster wünschen, das begleitet und hilft, das Unausweichliche zu akzeptieren.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.03.2014
Es wird keine Helden geben
Seidl, Anna

Es wird keine Helden geben


sehr gut

Mich hat dieses Buch überzeugt! Die Geschichte beginnt mit dem Amoklauf und gleich bin ich mittendrin im Geschehen, kann die Angst und Verzweiflung von Miriam spüren. Danach flacht zwar die Spannung ab, dennoch bleibt das Buch packend und schockierend. Selten habe ich die Gefühle einer Protagonistin so nachvollziehen können wie in diesem Buch, Miriams Verzweiflung, ihren Ringen mit sich selbst, ihre Zerrissenheit wird so plastisch dargestellt, dass ich sie wirklich spüren kann.

Dabei drehen sich Miriams Gedanken um immer die gleichen Themen - hätte sie sich um Tobi kümmern müssen und ihn vielleicht retten können, trägt sie selber eine Mitschuld an dem ganzen Amoklauf durch ihre Äußerungen und Aktionen dem Amokläufer gegenüber und natürlich die Frage, wie sie mit dieser Schuld und ohne Tobi überhaupt weiterleben kann und soll.

In Rückblenden bekomme ich Einblick in das Leben Miriams vor dem Amoklauf – sie ist ein ganz normaler Teenager, mit ihren Freundinnen will sie die Welt erobern, mit Tobi ihr ganzes Leben teilen und mit der Situation zuhause – ihre Mutter hat sie verlassen und sie lebt mit ihrem Vater – hat sie sich gut arrangiert.

So kann ich dann auch ihren ganzen Verlust nach dem Amoklauf verstehen, denn nicht nur ist Tobi tot, auch ihren Freunde hat sie verloren, denn jeder ist zunächst mit sich beschäftigt und muss erst lernen, mit der neuen Situation umzugehen. Dies dauert – doch auch Miriam öffnet sich erst nach und nach ihrer Familie und ihrer Psychologin und auch wenn sie selber das Gefühl hat, niemals mehr ein normales Leben führen zu können, ist ihre Entwicklung wirklich toll – und vor allem auch glaubhaft und nachvollziehbar dargestellt.

Dabei hilft ungemein der Schreibstil von Anna Seidl, die beim Schreiben des Buches gerade mal 16 Jahre alt war. Mit kurzen, zum Teil abgehackten Sätzen beschreibt sie das Geschehen und die Gefühle Miriams, dabei ist die Sprache sehr jugendlich und umgangssprachlich. Das macht das Ganze für mich authentisch und glaubhaft.

Ich habe beim Lesen mit Miriam gelitten und gefühlt, vielleicht hätte ich mir ein paar mehr Seiten gewünscht, auf denen das Geschehene, die Gefühle und die Entwicklungen der verschiedenen Menschen beschrieben und aufgearbeitet wird.

Mein Fazit
Ein toller Roman über die Auswirkungen eines Amoklaufs – hier jedoch wird nicht der Täter beleuchtet, sondern die Opfer, und die haben ein ganz schön großes Päckchen zu tragen. Glaubhaft und authentisch erzählt Anna Seidl die Geschichte Miriams – ihre Gefühle, ihre Verzweiflung und letztlich ihren Weg in ein anderes, neues Leben. 4,5 Sterne von meiner Seite.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.02.2014
Hansetochter
Weiß, Sabine

Hansetochter


sehr gut

Der Einstieg in diesen historischen Schmöker ist spannend und macht direkt Lust auf mehr, erfährt man doch im Prolog von einem Besuch Henrikes in einem Hurenhaus – jedoch als Junge verkleidet. Warum es zu diesem Besuch kommt, erfährt man aber erst 500 Seiten später, so dass über dem ganzen Roman eine Spannung und Neugier liegt, wie es denn nun zu dieser Situation gekommen ist.
Das Buch liest sich sehr flüssig, es gibt viele Beschreibungen, insbesondere von Alltäglichkeiten und Handelsbeziehungen, aber auch von der Hansestadt Lübeck und der Umgebung. Manches war mir zu langatmig und hat den Roman ein bisschen in die Länge gezogen, gerade aber der Handel hat mich sehr interessiert und mir viele Informationen geliefert. So konnte ich mir alles genau vorstellen und war mitten in der Geschichte drin.
Die Charaktere sind zwar an vielen Stellen sehr stereotyp gehalten, dennoch sind sie mir ans Herz gewachsen und ich habe mit ihnen gefiebert. Die junge Kaufmannstochter Henrike ist ein liebes und gutmütiges Mädchen, das wissbegierig vieles aus dem Handelsbereich lernen durfte und nun nach dem Tod ihres Vaters sehr unter der Gewalt und Brutalität des neuen Vormunds, ihrem Onkel, zu leiden hat. Sie ist mir wirklich sehr sympathisch, auch wenn sie manchmal ein wenig naiv an die Sache herangeht. Dennoch bewundere ich ihren Mut, sich gegen ihren Onkel zu stellen, wohl wissend, dass sie damit wieder neue Strafen und letztlich auch Leben riskiert.
Adrian, ein belgischer Kaufmannssohn, der in Verhandlung mit Henrikes Vater stand, ist auch ein mir sympathischer Charakter, obwohl er ein bisschen wie ein Held in der ganzen Geschichte wirkt und keine schlechten Eigenschaften zu besitzen scheint. Aber ich mochte sein Beharren, sich in Lübeck einen guten Namen zu machen und natürlich auch seine Bemühungen, mit Henrike den Kampf gegen ihren Onkel zu bestehen.
In dem Roman tauchen noch viele weitere Personen auf, manche davon haben tatsächlich gelebt, manche sind nur erdacht, aber geschickt in den historischen Rahmen eingewebt. Durch ein vorgestelltes Personenregister verliert man trotz der vielen Menschen jedoch nie den Überblick.
Gewünscht hätte ich mir noch eine Karte insbesondere der Seewege und der Handelsrouten, Platz genug hätten die Innenseiten der Klappbroschur ja geboten.

Mein Fazit
Ein angenehm und flüssig zu lesender historischer Roman, der im Milieu der Kaufmänner aus der Hansestadt Lübeck angesiedelt ist. Die Geschichte um Henrike, Simon und Adrian ist interessant und spannend und ganz nebenbei lernt man auch ein bisschen über die Blütezeit der Hansestadt im späten Mittelalter. Mag man also historische Romane und kann sich auch mit vielleicht etwas langatmigeren Beschreibungen anfreunden, dann kann ich dieses Buch durchaus empfehlen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.02.2014
Sieh mich an
Friend, Natasha

Sieh mich an


sehr gut

Ein schöner Jugendroman mit einer wertvollen Botschaft! Mich hatte der Klappentext angesprochen und die Leseprobe dann überzeugt – ich wollte das Buch um die junge Lexi, die durch einen Unfall im Gesicht verletzt wird und dadurch ihre makellose Schönheit verliert, unbedingt lesen. Und ich wurde nicht enttäuscht. Das Buch liest sich sehr angenehm durch den einfachen und der Zielgruppe angepassten Schreibstil. Es ist aus der Sicht der Protagonistin Lexi in Ich-Form geschrieben, das gibt die Möglichkeit, sich in die Person hineinzuversetzen und ihre Gefühle und Gedanken zu verstehen.

Lexi ist ein typisches amerikanisches Mädel, das sich über Schönheit und Coolness definiert. Anfangs mochte ich sie gar nicht, eben genau wegen ihrer Oberflächlichkeit, doch im Laufe der Geschichte ist sie mir zunehmend ans Herz gewachsen. Lexi macht eine wenn auch schmerzhafte, so doch sehr wertvolle Entwicklung durch und wird vom egoistisches oberflächlichen Mädel zu einem selbstbewussten und verantwortungsvollen Teenager. Doch der Weg ist steinig und nur langsam krabbelt sie aus ihrem Tief und erkennt, dass eine innere Schönheit viel mehr wert ist als die reine Äußerlichkeit.

Es geht in diesem Buch um Freundschaft und Familie, um äußerliche Schönheit und innere Stärke und nicht zuletzt auch um die Liebe – ein schönes Buch mit einer wertvollen Botschaft – verpackt in eine ansprechende Geschichte!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.02.2014
Der Geisterbaum
Montefiore, Santa

Der Geisterbaum


ausgezeichnet

Wow – endlich mal wieder ein Buch, in das ich eingetaucht und versunken bin! Zwar bin ich schlecht in die Geschichte reingekommen und die ersten 100 Seiten waren für mich sehr schleppend, aber der Rest des Buches hat mich so sehr gefesselt, dass ich den mühsamen Einstieg verschmerzen konnte.
Der Schreibstil der Autorin hat mir dabei von Anfang an gut gefallen – er ist angenehm und flüssig zu lesen. Beschreibend da, wo Bilder vor meinem Auge entstehen sollen, prägnant und bündig dort, wo es keiner ausführlicher Beschreibungen braucht. Für mich war es wie ein Film, in dem ich mitgespielt habe, ich fühlte mich als der Teil der großen Familie in Argentinien, schien auf der Familienranch Santa Catalina genauso zu Hause wie die Protagonisten.
Leider waren die ersten 100 Seiten sehr mühsam zu lesen, zum Einen weil die sehr große Familie vorgestellt wird, zum Anderen, weil es viel um Pferde und das Polospiel geht. Beides hat mich nicht so angesprochen. Ich konnte jedoch die drei Protagonisten Sofia, Santi und Maria kennenlernen – die mich dann durch das ganze Buch begleitet haben. Dann ist beim Lesen plötzlich der Knoten geplatzt und ich war drin in der Geschichte.
Die Charaktere sind alle toll gezeichnet, sie wirken echt und lebensnah, weil sie Ecken und Kanten haben und nicht einfach nur gut oder schlecht sind. Und das gilt nicht nur für die Hauptcharaktere, sondern auch für die Nebenfiguren – das hat mir wirklich sehr gut gefallen und hat mich mitfühlen lassen in der ganzen Tragödie.
Dabei ist mir Sofia noch nicht mal sonderlich sympathisch. Gerade zu Beginn war sie mir zu anstrengend, zu egoistisch und ihr ständiges Bedürfnis, im Mittelpunkt zu stehen, hat mir nicht gefallen. Sie ändert sich aber im Verlauf der Geschichte und wächst mir dann doch ans Herz, auch wenn ich ihre Handlungen nicht immer verstehen und nachvollziehen konnte. Ihre beste Freundin und Cousine Maria ist dagegen zunächst ein wirklich liebes Mädchen, aber im Verlauf der Geschichte zeigt sie Gefühl und Schwäche, was sie zwischenzeitlich in ein anderes Licht rückt, sie jedoch menschlich erscheinen lässt. Im letzten Drittel aber glänzt sie durch eine Stärke, die ich bewundernswert fand und hat damit einen Platz in meinem Herzen ergattert. Ich könnte jetzt noch über viele Charaktere schreiben, doch das würde den Rahmen sprengen. Für mich waren sie aber alle sehr echt und zeigten im Laufe der Geschichte, die über etwa 25 Jahre spielt, Entwicklung.
Nur wenig werden politische Ereignisse in die Geschichte eingebaut, nur grob ein Rahmen geschaffen. Das hätte vielleicht interessant sein können, mir hat es aber nicht gefehlt und die wenigen Informationen über das Regime und die vorherrschende Diktatur haben mir im Rahmen dieser Familiengeschichte völlig gereicht.

Mein Fazit
Ich liebe Familiengeschichten und „Der Geisterbaum“ hat meine Erwartungen voll und ganz erfüllt. Ein warmes und sehr emotionales Buch, Charaktere, wie sie das Leben schreibt und eine wunderbare Kulisse, die zum Abtauchen einlädt. Durch den sehr angenehmen und flüssigen Schreibstil fliegen die Seiten nur so dahin und der Wälzer war trotz der vielen Seiten viel zu schnell beendet. Einen halben Stern Abzug gibt es nur für den schleppenden Anfang – aber auf jeden Fall ein empfehlenswertes Buch! 4,5 Sterne.

Bewertung vom 13.02.2014
Die Träume des Jonathan Jabbok
Isau, Ralf

Die Träume des Jonathan Jabbok


sehr gut

Mir hat es gefallen! Ich bin kein eingefleischter Fantasy-Leser, aber in diese von Ralf Isau geschaffene Welt konnte ich prima ein- und abtauchen. Er schafft ideenreiche Landschaften, die sich durch die tollen Beschreibungen wie ein Film vor meinen Augen abspielen. Auch die geschaffenen Figuren und Gegenstände mochte ich sehr – alles mit einem Hauch Magie, die mich anspricht und nicht zu viel des Guten ist. Die Figuren sind vielleicht eindimensional, aber sie vermitteln Werte. Es gibt treue und starke Freunde, natürlich auch durchtriebene und böse Feinde. Gerade aber die Freundschaft, die Treue und Loyalität haben mir sehr gefallen. Während Yonathan mir wirklich sehr sympathisch ist und ich mit ihm mit fieberte auf seinen Abenteuern, ist Jonathan manches Mal sehr altklug und vielleicht dadurch ein bisschen anstrengend. Oft aber sind durch seine altkluge Art auch Situationen entstanden, die mich haben schmunzeln lassen und die dem ganzen Buch auch wieder etwas Lustiges geben. So möchte ich also auch auf diesen Charakter im Buch nicht verzichten. Letztlich aber spielt der Großteil der Geschichte in Jonathans Träumen, in dem man den wirklichen liebenswerten Yonathan auf seinen Abenteuern begleitet.

Das Buch liest sich leicht und flüssig und die Seiten fliegen nur so dahin. Die Geschichte ist spannend und rasant und endet (natürlich) eher offen – ich freue mich auf die Fortsetzung und bin gespannt, wie es mit den Jungs weitergeht.

Mein Fazit
Mir hat es gefallen! Die erschaffene Welt ist einfallsreich und liebevoll gestaltet, die Geschichte liest sich flüssig und spannend und die Charaktere sind mir ans Herz gewachsen. Klar – es ist ein Kinder- und Jugendbuch, aber ich hatte Spaß beim Lesen und werde Yonathan auf jeden Fall weiter begleiten!