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Top-Rezensenten Übersicht

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SofieWalden

Bewertungen

Insgesamt 623 Bewertungen
Bewertung vom 30.12.2022
Henny & Ponger
Mohl, Nils

Henny & Ponger


sehr gut

Erfrischend anders

Das erste Mal treffen sich Henny und Ponger in der S-Bahn und warum sie sich überhaupt wahrnehmen, ist ein Zufall. Sie lesen dasselbe Buch. Dann zieht Henny plötzlich die Notbremse und verschwindet. Und irgendwie bleibt Ponger auf der Bescherung sitzen. Doch das ist nicht das Ende ihrer Geschichte, denn Henny sucht Pongers Hilfe, um nach Hause zu kommen, was immer das auch heißen mag. Was folgt, ist eine Art Verfolgungsjagd mit sehr skurillen Männern in Black und gleichzeitig erleben wir einen Roadtrip Richtung Nordsee. Über das Davor, ihre Vergangenheit, ihre Situation, gerade im Leben, man erfährt wenig darüber und dass nur in kleinen Häppchen. Es gibt viele Warums und auch ein bisschen Sci-Fi, was mitschwirrt in dem Geschehen. Und natürlich mögen sich die beiden auch schon sehr, wenn auch Henny von 'Gefühlsduselei' aller Art so gar nichts hält, denn das macht nur Probleme und verursacht Schmerz.
Dieses Buch, es erzählt eine Geschichte, die aus dem Rahmen fällt. Seine Protagonisten sind anders, das Geschehen ist auch nicht immer so ganz von dieser Welt und dazu, natürlich absolut passend, die Sprache, immer genau auf den Punkt. Und bei 200 Kapiteln, die manchmal nur einen Satz lang sind, weiß man endgültig, das 'Übliche' ist hier außen vor. Kann dann auch schon mal schiefgehen, aber hier nicht.
Das Buch verlangt einem als Leser durchaus ab, im Kopf auf 'anders' umzuschalten, aber etwas Herausfordung darf ja ruhig sein. Und mit der Zeit merkt man, diese Geschichte macht richtig Spaß. Spannung, Entwicklung, Gefühle und ein Ende, das uns erlaubt, damit gut klar zu kommen.
Gefällt mir sehr.

Bewertung vom 29.12.2022
Xaver im Uhrenland
Knoblich, Heidi

Xaver im Uhrenland


ausgezeichnet

Xaver, der Junge, der auszog, seinen Traum zu leben

Xaver lebt im Schwarzwald. Er ist dort Hirtenjunge, hat aber einen großen Traum. Er möchte das Uhrenhandwerk erlernen und dann wie die berühmten Schwarzwald-Engländer Uhren in England verkaufen. Ernst nimmt ihn mit diesem Wunsch keiner. Aber dann kommt sein Onkel aus England zu Besuch. Er ist von dem festen Willen des Jungen beeindruckt und bietet ihm an, mit nach London zu kommen. Dort soll er sich beweisen. Bis Weihnachten läuft die Frist. Dann entscheidet sich, darf er seinen Traum leben oder muss er zurück in seine Schwarzwälder Heimat reisen und das tun, was seine Eltern für sein Leben angedacht haben. Xaver gibt alles, obwohl es schwer ist, diese so ganz andere Welt in einer richtig großen Stadt, die englische Lebensweise und dann das furchbare Heimweh. Als er ein Mädchen kennenlernt, ihr Name ist Victoria, wie die Queen, wird alles besser und auch deren Großvater, der sehr gerne in Erinnerungen an die alte Heimat, den Schwarzwald schwelgt, ist Xaver sehr zugetan. Jetzt, mit Freunden im Rücken, wird es für den Jungen leichter. Doch dann passiert ihm ein Fehler, der all seine Träume zunichte machen könnte.
Dieses Buch, es ist richtig schön, eine rührende Geschichte, die dazu aufruft, seine Träume zu leben, mutig zu sein, nicht so schnell aufzugeben und die einem zeigt, wie wichtig der Rückhalt von Freunden ist, um auch schlechte Zeiten zu überstehen. Und neben dem Schwarzwald kommt auch das England der Victorianischen Zeit in dieser Geschichte sehr ausführlich vor. Und das ist sehr interessant, gerade auch wenn man an das 'Weihnachtliche' denkt. Und was diesem Buch einen ganz besonderen Zauber gibt, das sind die tollen Illustrationen, die das Flair dieser geschichtlichen Epoche wunderbar einfängt und die Augen der Kinder und auch der Erwachsenen noch ein bisschen mehr zum Leuchten bringt.

Bewertung vom 28.12.2022
Schwerer als das Licht
Raich, Tanja

Schwerer als das Licht


ausgezeichnet

Ein Ich, eine Insel, die Anderen und eine sterbende Natur

Diese Geschichte handelt von einer Frau. Sie lebt auf einer weitgehend einsamen Insel, einem idyllischen Ort, mit einer traumhaften intakten Flora und Fauna, Südseeklima und sehr weit weg, im Norden, einem Menschenstamm. Das Hier und Jetzt, diese Frau, sie erzählt uns davon, ihr Ich erzählt uns von dieser kleinen selbstgeschaffenen? Utopie, die zu etwas ganz anderem werden soll, mit der Zeit. Die Dinge verlieren ihre Balance, die Natur funktioniert nicht mehr. Zuerst sterben die Pflanzen und die existentielle Bedrohung, die ihr Ich fühlt, sie nimmt sehr schnell zu. Es folgt die Verbarrikadierung. die Lebensresourcen werden weniger und wertvoller und alles wird zum Feind, greifbar gemacht durch die Menschenansiedlung, die, so scheint es, doch wohl existiert. Und langsam beginnt die anfängliche Konkretheit, hier einen realen Lebensentwurf, welchen Umständen auch immer geschuldet, vor sich zu haben, zu verschwimmen und es kommen Zweifel auf, an der Interpretation des Geschehens. Ist hiervon irgendetwas real, spielt sich das alles wirklich ab oder ist dies ein Traum, das innere Aufbäumen gegen vielleicht sich selbst, seinem eigenen kranken Geist. Denn was wissen wir schon, außer, dass wir hier zunehmend nichts wissen. Und soll das so sein oder habe ich als Leser nur den Anschluss verloren, abgehängt von der Vision einer Welt, die eins auf jeden Fall bewirkt, Intensität und ein Gefühl von Unsicherheit und Angst.
Dieses Buch, die Handlung, ist das hier ein Spiel, mit Worten, mit dem Leser als gedanklich aktivem Gegenpart. Es ist auf jeden Fall grandios anders, kunstvoll in seiner Darstellung und in der literarischen Umsetzung sowieso.
Und man selbst, man bleibt zurück, fragend, zweifelnd, verunsichert und auch begeistert, diesem Event beigewohnt zu haben.

Bewertung vom 28.12.2022
Nicht aus der Welt
Köhler, Anne

Nicht aus der Welt


sehr gut

Einfach mal stehenbleiben und dann ausklinken aus dieser Welt, auf Zeit

Wer kennt das nicht, die Fülle des Alltags, der Druck, immer präsent, immer up to date zu sein und dazu die Probleme, mal gewichter, mal banal, die einem die Luft zum Atmen nehmen. Und man fragt sich, wo bleibe ich dabei. Genauso geht es den drei Protagonisten in diesem Buch, das dieses jedem doch sehr nahe Thema aufgreift und daraus eine Geschichte macht.
Denn hier gibt es sie, die wundersame rettende Auszeit, die den Menschen Zeit und Ruhe schenkt und die Möglichkeit, sich neu zu finden, um Kraft zu schöpfen, für den Wiedereinstieg oder vielleicht auch etwas völlig anders. Der Ort, der einem das beschert, ist ein Hotel und sein Chef, der Initiator dieses Traumkonstrukts, heißt Valentin. Er sucht die Menschen aus, Menschen, die es brauchen und lädt sie ein. Und so haben auch Hempel, Linda und Frederike hierher gefunden. Hempel ist eigentlich ohne hohen Ziele unterwegs in seinem Leben, aber um seiner in allen Belangen engagierten Freundin zu imponieren, behauptet er, unbedingt einmal den New York Marathon mitlaufen zu wollen. Und seine Freundin packt es an. Und nun sitzt er sozusagen in der Falle mit diesem irrwitzigen Unterfangen, dass für ihn niemals in Frage kommt. Bei Linda ist es die Höhenangst, die sie ausbremst und schlimme Folgen hat und Frederike wird von ihrer späten Mutterschaft und den ihr sonst aufdoktrierten Erwartungen niedergedrückt. Sie alle drei werden zu Gästen in diesem 'Unterschlupf' und dürfen bleiben, solange sie es benötigen.
Spannend, dieses Szenario und man erwartet viel. Tiefgang, Intensität, Zurückgeworfenheit auf sich selbst, ein nicht mehr weglaufen können und auch wollen vor dem, der man wirklich ist und der man sein will, das wird es sein, was hier 'erlebt' wird und so ist es auch, zu einem Teil. Denn sehr bald ist es mit der Zurückgezogenheit vorbei und stattdessen tritt das Aufeinandertreffen der drei Hauptprotagonisten und was sich daraus ergibt, in den Vordergrund.
Dieses Buch, es ist kurzweilig, auch überaschend lustig und sehr unterhaltsam. Man mag diese Menschen, alles ist gut nachvollziehbar und man kann sagen, es passt. Doch die Geschichte, die man bei dem gegebenen Ausgangsszenario erwartet, ist es nicht.

Ein angenehmes Lesevergnügen, nicht mehr und nicht weniger.

Bewertung vom 27.12.2022
Die Welt schmecken und entdecken - eine kulinarische Weltreise für Kinder von 6 - 11 Jahren
Frattola Gebhardt, Paola;Köksal-Mergner, Leyla

Die Welt schmecken und entdecken - eine kulinarische Weltreise für Kinder von 6 - 11 Jahren


ausgezeichnet

Kinder aus aller Welt öffnen ihre Tür und laden uns ein, einzutreten, auch kulinarisch

Es gibt so viele Länder und über die meisten von ihnen wissen wir sehr wenig. Das soll sich hier ändern. 13 Kinder erzählen uns etwas über ihr Land, in dem sie zuhause sind. Vier Seiten Platz hat jedes dafür und so sind es auf jeden Fall die aus ihrer Sicht wichtigsten Dinge, die uns hier vorgestellt werden. Wir erfahren etwas darüber, was ihr Land besonders macht, wie sie leben, was sie mögen und worauf sie stolz sind. Wir lesen ein paar Worte in ihrer Sprache und wie bei ihnen Schule geht. Und dann kommt es, wir erfahren, wie bei ihnen gegessen wird und zwar so richtig. Denn Essen muss man ja schmecken und nicht nur auf einem Bild anschauen, damit man die Verbindung zum jeweiligen Land auch ein wenig fühlt. Und genau deshalb kann man hier Rezepte aus dem jeweiligen Land nachkochen. Sie sind alle so gestaltet und bildlich dargestellt, dass sie erst einmal schon beim Hinsehen sehr lecker aussehen und dann heißt es 'ans Werk'. Und die Zutaten dazu sind auch nicht so schwer zu besorgen.
Eine wirklich tolle Idee, Kinder, sozusagen auf Augenhöhe mit seinem ebenfalls jüngeren Lesepublikum, als 'Einlader' fungieren zu lassen und noch besser, diese zum Kochen der Gerichte zu animieren, die sie selbst jeden Tag essen. Und da das Auge nun einmal mitisst, hat man sich, allerdings nicht nur bei den Rezepten, hier ganz besonders viel Mühe gegeben und das Team rund um dieses Buch, die Autorinnen selbst und die Illustratorin dieses Werks, haben das ganz toll hinbekommen.
Man freut sich regelrecht darauf, zusammen mit seinen Kindern in Aktion zu treten.

Bewertung vom 27.12.2022
Clarice Bean und die Weihnachtswichtel
Child, Lauren

Clarice Bean und die Weihnachtswichtel


sehr gut

Der weihnachtliche Geist und ganz viel Schönes und Danebengegangenes drumherum

Clarice Bean liebt Weihnachten und zwar nicht nur den Moment, wenn man vor dem Weihnachtsbaum steht und Geschenke auspackt, nein, die möglichst ganz lange Zeit davor, das ist ihr Ding. Wenn der weihnachtliche Geist durch das Haus der Familie schwebt, wenn man darüber redet, was man wem schenkt, wer zu Weihnachten eingeladen wird, -einfach ganz viele natürlich-, wenn gebastelt wird, was das Zeug hält, der allergrößte Weihnachtsbaum gekauft werden muss und die Wichtel- und Rentierdekoration auch wieder dran ist, dann ist das einfach wunderbar. Clarices Kinderaugen leuchten und es fühlt sich alles genau richtig an, obwohl oder vielleicht auch gerade weil bei so vielen Plänen und so viel Famlie auch eine Menge schiefgehen kann und das auch tut. Aber was macht das schon, solange man noch darüber lachen kann. Und am Ende hat es genau so hat sollen sein und Weihnachten macht einfach das beste Gefühl der Welt.
Was für ein schönes lustiges schräges Weihnachtsbuch, mit tollen Illustrationen von der Autorin selbst, die immer genau zu dem passen, was gerade passiert und der leicht ironische Unterton nach British-Art, den, keine Sorge, nur die Erwachsenen überhaupt bemerken und sich dann mächtig darüber amüsieren können, wir sind kollektiv familienbegeistert. Und selbst die Schrift passt sich der Chaotik und dem wusseligen Durcheinander an, durch viele wilde Groß- und Kleinbuchstaben und dazu gern auch einmal schief und queer.
Und wenn es dann auch nur ein bisschen so ist wie bei Familie Bean, dann kann das nur ein ganz tolles Fest werden, mit weihnachtlichem Geist.

Bewertung vom 26.12.2022
Auf der Tonnenseite des Lebens
Leser, Antje

Auf der Tonnenseite des Lebens


sehr gut

Was es mit dem Containern auf sich hat und das Umfeld drumherum

Der 17-jährige Joel lebt sein unaufgeregtes, gerade durch Corona etwas ausgebremste Leben, in einer Durchschnittsfamilie, ohne Not, ohne Geldsorgen und so sind ihm das Containern und die Menschen, die dies, aus den unterschiedlichsten Gründen, tun, eine geradezu fremde Welt. Doch dann zieht Merle, Studentin und Bio-Influencerin, in das Haus ein, in dem auch Joel lebt. Und das eröffnet diesem ganz neue Einblicke. Denn Merle spannt ihn sofort für ihre Projekte ein. So kommt er das erste Mal mit Mülltauchern in Berührung, begleitet zwei von ihnen auf einer ihrer Touren, um weggeworfene Lebensmittel aus den Containern von Supermärkten zu 'retten', wobei retten hierfür nur für eine kleine Gruppe von Aktiven das richtige Wort ist. Denn die Hauptgruppe containert, ganz profan, weil sie arm ist, vielleicht obdachlos, weil sie sich und andere davon ernährt. Joel wacht sozusagen auf, aus seiner eigenen heilen Welt und öffnet sich den Menschen, deren Schicksal er da so hautnah miterlebt. Und die jugendlichen Leser, an die dieses Thema hier, in sehr passender Sprache, herangetragen wird, auch sie sind auf diese Weise sehr nahe dran. Und die rechtlichen Hintergründe, das Containern tatsächlich verboten und somit eine Straftat ist, auch dies wird hier thematisiert. Und dann ist da noch das Gebahren in der Welt von Social Media und Influencertum, in der bei dem Bestreben nach Followern die Wahrheit auch schon mal auf der Strecke bleibt bzw. so manipuliert wird, wie eben gewünscht, um etwas zu schaffen, was einfach Blendwerk und viel Schein und wenig reales Sein in den Focus stellt.
Dieses Buch erzählt von einem Stück echtem Leben, das nur sehr bedingt den Weg in die Öffentlichkeit findet. Die Geschichte dazu ist eine runde Sache, facettenreich und keinesfalls einseitig dargestellt, authentisch und sehr realistisch eingebunden in die Zeit, als Corona unser Leben so total einbrechen hat lassen.. Hier kann man wirklich eine Menge lernen. Und für die Gedanken danach bleibt auch eine Menge hängen.

Bewertung vom 26.12.2022
Die Pinguingang Band 2
Steven, Lundström

Die Pinguingang Band 2


ausgezeichnet

Die Pinguine erforschen wieder ein Stück der Welt und öffnen uns Waibs die Augen

Es sind die Wasserflieger Emma und Frieda, in unserer Sprache mit dem Wort Kaiserpinguine benannt, die sich in dem zweiten Band der Reihe 'Die Pinguingang' aufmachen, um neue Gefilde zu erkunden. Dieses Mal geht es ins 'Land der Vielen Inseln'. Und hier gibt es so unendlich viel zu entdecken, Pflanzen, Tiere, Geschehnisse und herrlicherweise auch viele neue Freunde. Es wird genau unter die Lupe genommen, dieses Stück Welt, es gibt eine Menge Abenteuer zu bestehen und die Fragen nach dem Warum, sie werden nicht weniger. Denn das, was diese Wesen wirklich umtreibt, was sie hinausführt aus ihrer eigenen Heimat, dem Lebensumfeld, das sie als ihr Zuhause empfinden, ist die zunehmende Bedrohung ihrer Welt. Und wer der Verursacher von all dem ist, es wird ihnen zunehmend klar, das sind die Waibs, das Wort für uns in ihrer eigenen Sprache. Und Emma und Frieda wissen, sie können nicht warten, bis auch wir das von alleine verstehen.
Dies ist eine tolle, lehrreiche und einen auch emotional packende Geschichte rund um das Thema unserer Zeit und die Illustrationen dazu bringen einem die tapferen kleinen Helden und ihren Appell noch einmal näher.
Ein wunderschönes Buch und ein überzeugendes Leseerlebnis dazu.

Bewertung vom 25.12.2022
Rusalko
Hensel, Kerstin

Rusalko


ausgezeichnet

Ein Unterwassermärchen mit ganz viel aktueller Themenwelt

Im Unterwasserkönigreich herrscht große Freude. Die Königin hat ein Kind geboren, eine kleine Meernixe und ihr Name soll Rusalka sein. Das Mädchen ist lebhaft und schaut mit viel Freundlichkeit und Offenheit in die Welt. Und trotzdem ist etwas an ihm, was nicht so recht zu der Vorstellung der anderen von einer Nixe passt. Es wird geflüstert und gemunkelt und viele wollen mit Rusalka nichts zu tun haben. Ihre Mutter durchlebt derweil ihre 'eigene Krise' und verlässt die Unterwasserwelt, um vielleicht ihr Glück auf dem festen Land zu finden. Der König benennt den Namen seines Kindes in Rusalko um und aus der Anrede Prinzessin soll Prinzesserich werden. Doch auch das ändert die Probleme der Umgebung, dieses Kind in ihr eingefahrenes Gedankensystem einzugliedern, nicht. Als der Wellengott dann regelrecht erzürnt, weil 'es die gewohnte Ordnung stört', wird Rusalko selbst aktiv und kämpft, unterstützt von seinen neuen Freuden, um Veränderung.
Eine wunderschön illustrierte Unterwasseerwelt und darin eingebunden ein modernes Märchen, dieses Buch überzeugt auf allen Ebenen. Es sind nicht nur aktuellen Themen wie Geschlechterzugehörigkeit, gesellschaftliche Wahrnehmung, Identität und Zugehörigkeit, auch die saloppe lebhafte und schnörkellose Sprache macht das Ganze zu einer stimmigen Geschichte, die unterhält und zudem noch jede Menge Stoff zum Nachdenken und Drüberreden bietet.

Bewertung vom 25.12.2022
Kapitän Grimmbart
Byrne, Ruth Anne;Kasper, Sabi;Wagner, Julia

Kapitän Grimmbart


ausgezeichnet

Ein junger Piratenkapitän, gar nicht so grummelig und tolle Abenteuer dazu

Kapitän Grimmbart ist ein noch sehr junger Piratenchef und er muss immer besonders gut aufpassen, dass er auch schön grummelig und gefährlich rüberkommt, damit ihn seine Crew mit Typen wie Holzbein-Henry und Planken-Peppi auch genügend achtet und seinen Befehlen gehorcht. Gerade haben sie sich, mehr oder weniger, ein schönes neues Schiff erobert, die Callista, und nun kann es so richtig losgehen, auf in die allergruseligsten blutrünstigsten Piratenabenteuer, fast zumindest. Erstmal macht ihnen ein Brett zu schaffen, aus dem immer wieder Blätter wachsen, dann geht die wirklich schöne und auch unerschrockene Penelope für einige Zeit bei ihnen an Bord, ein neuer Klabautermann muss gefunden werden und dann ist da ja noch der Wettbewerb zur 'besten Piratenmannschaft des Jahres'. Also viel zu tun.
Und ich bin mir sicher, die jungen Mitleser-Piratinnen und -Piraten werden sich dieser Mannschaft gerne anschließen und sie begleiten. Und dann werden sie auch merken, dieser Trupp ist gar nicht so böse,denn ihr Kapitän trifft eins ums andere Mal doch recht 'moderne' Entscheidungen. Z.B. ist es ein Piratengesetz, dass Frauen an Bord nichts zu suchen haben und ins Wasser zurückgeworfen werden müssen. Aber Kapitän Grimmbart entscheidet anders. Schließlich sitzt die ganze Mannschaft ja auch schon einmal bei Mama Rosalie, benimmt sich dabei sehr sittsam und freut sich, nach dem schön gesungenen Geburtstagsständchen, über Schokokekse und Bananenschnitten.
Vier spannende und auch lustige Abenteuer rund ums Piratendasein erwarten uns hier, erzählt von vier Autorinnen, wobei jede allein für eine der Geschichten zuständig ist. Und trotzdem liest man das Buch wie in einem Schwung und merkt, dass dies wirklich ein gemeinsamens Herzensprojekt war.
Also, liebe Land-Piratinnen und -Piraten, auf, auf, mit viel Grrr und Arrgh ins Lesegetümmel.
Das wird ein Spaß!