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hundeliebhaber

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Insgesamt 391 Bewertungen
Bewertung vom 01.02.2023
Der Traum beginnt / Die Wintergarten-Saga Bd.1
Roth, Charlotte

Der Traum beginnt / Die Wintergarten-Saga Bd.1


sehr gut

Nina von Veltheim wächst in Brandenburg auf Gut Neu-Mahlen auf. Gemeinsam mit ihrer Familie wartet sie 1917 auf die Rückkekhr ihres Vaters, der von der Front für Heimaturlaub zu ihnen kommen soll. Statt ihres Vaters taucht ein junger Soldat auf, der der Familie die Todesnachricht überbringt und sie so in tiefe Trauer stürzt. Nina stand schon immer gern im Mittelpunkt, inszenierte sich für ausgedachte Auftritte und träumt seit jeher davon, auf großen Theaterbühnen zu stehen. Nach dem Tod ihres Vater legt ihr Zwillingsbruder Carlos nun sämtliches Geld zusammen, um Nina nach Berlin ans Theater zu bringen, damit sie dort ihre Träume wahrmachen kann. In Berlin erlebt sie einen holprigen Neuanfang, lernt jedoch nach kurzer Zeit Sonia und Jenny kennen, mit denen sie die von Männern dominierte Theaterwelt erobern möchte.

Bisher habe ich noch kein Buch von Charlotte Roth gelesen, habe jedoch viel Positives über ihren flüssigen Schreibstil und ihre sorgfältige Recherche und glaubhafte Einbindung gehört. Daher war die Wintergarten-Trilogie der ideale Anlass für mich, die Autorin kennenzulernen.
Ihren Schreibstil empfinde ich als sehr angenehm, konnte mich auch gut in die Goldenen Zwanziger in Berlin einfühlen und nahm ihr diese Atmosphäre ab. Allerdings blieb Nina als Figur lange Zeit recht blass für mich und ich empfand einige Passagen als Längen.

Der Glanz des Theaters, die politische Situation und das Auftreten der Männer gegenüber Frauen waren gut dargestellt und ließen so auch den Widerstand und die Kampfbereitschaft der drei Frauen nachvollziehbar lesen. So zeichnen sie Mut und ein starkes Auftreten aus.

Die wechselnden Perspektiven und die unterschiedlichen Zeitebenen, auf denen erzählt wurden, regten meinen Lesefluss an und gestalteten mir so kurzweilige Lesestunden.
Ein solider Auftakt der neuen Trilogie, würde ich sagen.

Bewertung vom 01.02.2023
Café Leben
Leevers, Jo

Café Leben


sehr gut

Nachdem Henrietta Lockwoods letzte Arbeitsstelle ein abruptes Ende nahm, macht sie sich auf die Suche nach einem neuen Job. Empathie ist nicht gerade ihre Stärke, aber da sie gern schreibt, bewirbt sie sich dennoch für das Projekt "Lebensbuch". Ihre Aufgabe ist, die Lebensgeschichten der krebskranken Patient*innen, denen der Tod kurz bevorsteht zu hören und in einem Buch zu verarbeiten. Ihre erste Patientin ist die 66-jährige Annie Doyle, die eine ganz eigene Vorstellung davon hat, welche Lebensgeschichte sie Henrietta erzählt. Die möchte jedoch die ganze Wahrheit hören und geht auf eigener Faust der Frage nach, was damals mit Annies Schwester - die ertrunken sein soll - tatsächlich passiert ist. Und um Annies gesamte Lebensgeschichte zu erfahren gibt es nur eine Möglichkeit: Sie muss über ihren Schatten springen, sich selbst Annie gegenüber öffnen und ihre eigene Geschichte erzählen, die Tragisches beinhaltet.

Ausgehend vom Klappentext wusste ich nicht, ob es sich um eine sehr ernste, tragische oder auch humorvolle und schöne Geschichte handelt. Ich würde sagen, es enthält alle Aspekte. Annie Doyle hatte kein leichtes Leben und auch Henrietta musste einiges durchmachen, was beide verbindet. Sie holen alte Erinnerungen hervor, verarbeiten sie und kommen sich dadurch näher.
Mich haben sowohl Annies als auch Henriettas Geschichte bewegt. Dabei mag ich sowohl den Schreibstil von Jo Leevers sowie die wechselnden Erzählperspektiven sehr gern. So erfahren wir abwechselnd immer mehr über die beiden Frauen und ihre Lebensweisen und Vergangenheiten.

Ein berührender Roman über den Tod, das Aufspüren von negativen Erinnerungen und das Reflektieren über das Leben.

Bewertung vom 29.01.2023
Liebewesen
Schmitt, Caroline

Liebewesen


ausgezeichnet

Caroline Schmitts Schreibstil würde ich als intensiv beschreiben. Sie changiert zwischen sehr speziellem Humor, Tatkraft und Euphorie, Depression, Aufbruch und Stillstand. Und das alles geht wechselnd Hand in Hand und konnte mich von Beginn an begeistern.
Lio ist jung, hat nie eine Beziehung geführt und hat eine starke abstoßende Haltung zu Sex. Ihre Freundin und Mitbewohnerin Mariam möchte sie jedoch immer wieder zu Dates überreden und schubst Lio so in Max' Arme. Was als absurdes und komisches Date beginnt, entfaltet sich langsam zu einer ehrlichen und offenen Liebe - mit Höhen, Tiefen und immer neuen Herausforderungen, was das Zulassen und Benennen von Gefühlen angeht. Endlich fühlt Lio annährend, was wohl auch andere Menschen beim Sex fühlen, traut sich in der Beziehung aufzublühen und nimmt sich und ihren Körper an.
Bis sie ungewollt schwanger wird und sich erneut mit sich, ihrem Körper und vor allem ihrer Vergangenheit auseinandersetzen und eine Entscheidung treffen muss.

Ich mag Lios Sichtweise, ihre Perspektive und ihren Ton sehr gern. Es wird schnell klar, dass sie sich selbst als verkorkst sieht und auf der Suche ist. Ihre Kindheit und Jugend ist geprägt durch ihre kalte, gewaltvolle Mutter, ihren gleichgültigen Vater und ein traumatisches Erlebnis, das sie lange nicht aufgearbeitet hat. Max hingegen kämpft gegen seine Depressionen an, bringt Buntes in Lios und seine Beziehung und tänzelt trotzdem immer wieder am Abgrund.
Mit "Liebewesen" hat Caroline Schmitt nicht nur einen fantastischen Neologismus geschaffen, sondern auch ein brillantes Debüt vorgelegt. Sie thematisiert queere Liebe, Missbrauch, Beziehungsängste, -sorgen und -sehnsüchte sowie Identitätsfragen und Kinder(nicht)wunsch.
Bereits nach den ersten Seiten hat sie mich vollständig in ihren Sog gezogen, ich habe Lios und Max' gemeinsame Zeit wie im Rausch verfolgt und wurde mit vielen Gedanken und Gefühlen zurückgelassen.

Ein fantastisches Buch, das eine wichtige Stimme für unsere Gesellschaft und all die immer noch tabuisierten Themen sind.

Bewertung vom 29.01.2023
The Dark
Haughton, Emma

The Dark


sehr gut

Nach einem schrecklichen Unfall, das ein schweres Trauma bei der Notärtzin Kate North hinterlassen hat, zögert sie bei einem neuen Jobangebot nicht lange: In der UN-Forschungsstation in der Antarktis ist der Stationsartz Jean-Luc beim Klettern im Eis verunglückt und die Station braucht dringenden Ersatz. Nahezu sofort sagt Kate zu. Sie lebt sich langsam in der Station und der eisigen Kälte und Dunkelheit der Antarktis ein und lernt die anderen Crewmitglieder kennen. Als ein Crewmitglied tot aufgefunden wird und aus medizinischer Sicht offensichtlich ermordet wurde, ist für Kate ganz klar: Der Tod von Jean-Luc war kein Unfall, sondern ebenso ein Mord und unter ihnen befindet sich der*die Mörder*in von mindestens zwei Personen.

Emma Haughton hat mit "The Dark" einen spannenden Locked-Room-Thriller in der Antarktis geschrieben. Das Setting des ewigen Eises, der Dunkelheit und der Isolation während des Winters bilden das ideale Setting für die Dramatik und die aufreibende Suche nach dem*der Mörder*in und den Zusammenhängen. Denn jedes Crewmitglied kam mit Geheimnissen in die Antarktis und versteckt diese sorgfältig vor den anderen. Die monatelange Dunkelheit und die Eingeschlossenheit in der Forschungsstation bringt die Crew an ihre Grenzen. Das zusätzliche Misstrauen und die Angst, jede*r könnte der*die Mörder*in sein, erwschwert die Situation eklatant.
Dabei sind die psychische Belastung sowie die Landschaft der Antarktis sehr anschaulich beschrieben und die Spannungskurve nimmt zunächst langsam zu, steigt jedoch zum letzten Drittel massiv an.
Emma Haughton überzeugte mich mit starken Figuren, einem spannenden Plot und einem finalen Showdown am Ende, der alles entblättert und die schlimmen Zusammenhänge offenlegt.

Wer Locked-Room-Settings mag, kann sehr gern zu "The Dark" greifen und mitbibbern und mitfiebern.

Bewertung vom 25.01.2023
Die Sehnsucht nach Licht
Naumann, Kati

Die Sehnsucht nach Licht


sehr gut

Seit Luisa denken kann, ist der Berbau fester Bestandteil ihres Alltags und ihres Familienlebens. Denn seit Generationen arbeiten die Mitglieder der Familie Steiner im Bergbau. Während ihre Vorfahren als Bergarbeiter unter Tage schufteten, ist Luisa nun im Besucherbergwerk im Schlematal im Erzgebirge tätig und möchte ihre Leidenschaft und ihr Interesse am Bergbau an die Besucher*innen weitergeben. Als ein Junge sie bei einer Führung nach Verschollenen fragt, muss Luisa an ihre Vorfahren denken - denn nicht alle der Steiners sind aus dem Berg zurückgekehrt. Der Verbleib ihres Großonkels, der vor Jahrzehnten verschollen ist, ist bis heute unklar. Und mit den Nachforschungen nach ihrem Großonkel kommen auch andere Teile der Familiengeschichte ans Licht.

Kati Naumann hat mit "Die Sehnsucht nach Licht" einen schönen Generationenroman in Zeiten des Bergbaus geschaffen. Während Luisas Erlebnisse und Recherchen im Jahr 2019 stattfinden, setzt die Erzählung über Wilhelm Steiner im Jahr 1908 ein, thematisiert seine Kindheit, seine Jugend und seine Ehe bis zum Tod 1989 - das Jahr, in dem die Berliner Mauer fällt und Luisa geboren wird. Da auf wechselnden Zeitebenen - Gegenwart und Vergangenheit - sowie aus verschiedenen Perspektiven erzählt wird, bekommen wir die einzelnen Schicksale, Beziehungen und Entwicklungen der Steiners-Familienmitglieder detailliert geschildert. Durchzogen sind die Erzählungen von gut recherchierten historischen Daten und Ereignissen. So thematisiert Naumann auch die Entwicklung des Bergbaus, wirtschaftliche und gesellschaftliche Veränderungen durch den Krieg, die Entwicklung des Kurgeschäfts und des Radonwassers sowie die Zeit der sowjetischen Besatzung.
Ihr Schreibstil ist sehr flüssig und ich konnte leicht in die Familiengeschichte und die einzelnen Figurengeschichten eintauchen. Einige Figuren blieben etwas oberflächlicher oder weniger greifbar als andere, die Geschehnisse und Familiengeheimnisse jedoch jederzeit interessant und gut zu verfolgen.

Wer historisch untermauerte Gesellschaftsromane mag und sich für Bergbau im Erzgebirge interessiert, ist mit "Die Sehnsucht nach Licht" sicherlich gut bedient.

Bewertung vom 25.01.2023
In your arms / Catching up with the Carters Bd.3
Schaper, Fam

In your arms / Catching up with the Carters Bd.3


sehr gut

Mit dem dritten und abschließenden Teil "In your arms" der "Catching up with the Carters"-Reihe schließt Fam Schaper direkt an die Geschehnisse des zweiten Bands an und erzählt aus Athenas Perspektive.
Auch wenn das Buch Teil der Reihe ist und natürlich auf Geschehnisse und Figuren der Vorgängerbände verweist, ist es in sich abgeschlossen und kann auch unabhängig von den anderen beiden Büchern gelesen werden.

Nun, da nach Aphrodite auch Adrian die Dreharbeiten zu "Catching up with the Carters" verlassen und somit die festen Familienstrukturen verlassen hat, ist Athena am Set einsam. Ihre Mutter, Evelyn Carter, führt die Dreharbeiten seit Jahren mit harter Hand und hat sehr starke Vorstellungen davon, was die einzelnen Familienmitglieder für die Show machen müssen, damit die Einschaltquoten steigen und die Show weiterhin Schlagzeilen macht und beliebt bleibt. Das bedeutet neben Unwohlsein auch enormen Druck. Diesen sieht Athena vor allem bei ihrer Nichte Poppy, die quasi in die Serie hineingeboren und damit aufgewachsen ist. Für Athena ist ganz klar: Die Dreharbeiten müssen verändert werden, damit sie die Familie Carter Retten kann - und das nicht nur Poppy zuliebe. Während sie also in ihren Augen die Lage am Set durch Änderungen entspannt, sieht Sam - Produktionsassistent und Sohn des Produzenten - ihre Handlungen als Sabotage. Denn auch er hat ein Ziel: Mit seiner Arbeit am Set muss er sich und sein Können bei seinem Vater unter Beweis stellen, damit er in seine Fußstapfen treten kann.

Im Vergleich zu den anderen beiden Bänden finde ich die Story um Athena und Sam tatsächlich am wenigsten intensiv und nahbar. Fam Schaper thematisiert hier vor allem die (naive) Hoffnung, die Familienstruktur durch Beendigung oder Veränderung der Serie aufzulocken und die einzelnen Beziehungen zu retten. Zunächst mochte ich Athena, ihre Motivation und ihren Einsatz ganz gern. Sobald sie sich jedoch mit Sam anfreundete und ihre Motive stärker betont wurden, konnte ich diese nicht mehr so sehr greifen. Alles wirkte so konstruiert und teilweise an den Haaren herbeigezogen. Da ging Fam Schaper zuvor reflektierter und tiefer vor. Dass ich mit Athena und Sam sowie dem Abschluss der Reihe nicht ganz so viel anfangen konnte, kann auch an der Liebesbeziehung zwischen den beiden liegen. Irgendwie machte die Entwicklung von Freundschaft zu Liebe/Beziehung für mich wenig Sinn, weil beide so konträre Ziele hatten und die Entwicklung so plötzlich kam, ohne nachvollziehbaren Funken oder ausschlaggebende Handlung.

Obwohl mich dieser Band am wenigsten berührt oder mitgenommen hat, fand ich den Abschluss der Reihe ganz nett und die Einblicke in das Set und die Dreharbeiten natürlich wieder interessant.

Bewertung vom 22.01.2023
NIGHT - Nacht der Angst
Sager, Riley

NIGHT - Nacht der Angst


ausgezeichnet

Emily beschließt, recht überstürzt das College zu verlassen. Seit ihre Mitbewohnerin und enge Freundin Maddy von einem Serienmörder, dem sogenannten Campus-Killer, ermordet wurde, hält sie es am Campus und in ihrem Zimmer nicht mehr aus. Zu groß sind ihre Schuldgefühle, dass sie Maddy allein in der Bar gelassen hat, sie im Streit auseinandergingen und ihre letzten Worte an Maddy gemein und grässlich waren. Sie will so schnell weg wie nur möglich und Unterschlupf bei ihrer Grandma in Ohio finden. Als sie am Schwarzen Brett eine Mitfahrgelegenheit bei Josh ergattert, kann sie ihr Glück kaum fassen. Doch nur wenige Zeit nachdem sie bei ihm eingestiegen ist, merkt sie, dass er ihr nicht die Wahrheit gesagt hat. Charlie ist sich sicher, dass sie ins Auto des Campus-Killers gestiegen ist und sich in großer Gefahr befindet.

"Night" ist seit langem mal wieder ein Thriller, der mich total gepackt hat und den ich in zwei Schüben verschlungen habe. Dass Charlie nicht sicher in Joshs Auto ist und sich dringend aus seinen Fängen befreien sollte, ist schnell klar. Wie sie das schaffen soll und ob sie die Nacht im Auto überlebt, ist für die Leser*innen genauso unklar wie für Charlie selbst. Daher habe ich die Geschehnisse im Auto, die Dialoge mit Josh und die möglichen Fluchtmöglichkeiten für Charlie mit größter Anspannung verfolgt. Der flüssige Schreibstil, die sich langsam bedrohlich aufbauende Spannung sowie die kurzen Kapitel haben den packenden Effekt nur verstärkt.

Ein packender Pageturner, dessen Ausgang lange Zeit nicht absehbar und überraschend für mich war.

Bewertung vom 19.01.2023
Dark Clouds
Falk, Thilo

Dark Clouds


sehr gut

Thilo Falk thematisiert in "Dark Clouds" die Gefahren und Auswirkungen, die durch Extremwetter - hervorgerufen durch den Klimawandel - entstehen und wie Deutschland mit diesen Konsequenzen kämpfen mus.
In einem Zeitraum weniger Wochen ergeignen sich europaweit Extremwetter - unter anderem Starkregen, Sturmfluten und Erdrutsche. Abflüsse können das Wasser nicht mehr ableiten, die Stromversorgung kippt, U-Bahn-Stationen werden überflutet und Menschen müssen ihre Heimat verlassen und suchen sichere Unterschlüpfe.
Fjella Lange, Wolkenkundlerin, und Arian Fischer, IT-Spezialist, und Phillip Graf, Schadensgutachter, beschäftigen die Extremwetter ebenfalls und wissen, dass nur wenig Zeit bleibt, um dagegen anzukämpfen. Für sie ist klar, dass es sich hier nicht um Einzelfälle handelt, sondern ein großer Umschwung in Form einer Katastrophe im Anmarsch ist und dass die Politik, Geld und Macht hier einen großen Einfluss haben.

Thilo Falk erzählt von den Ereignissen aus verschiedensten Perspektiven, was zum einen Spannung erzeugt und zum anderen Hintergründe und Fakten aus verschiedenen Sichten und mit unterschiedlichen Ansätzen darstellt. Dabei spielen die Handlungen in verschiedenen Regionen Deutschlands und lassen bei Politiker*innen und Behörden nur begrenzt Handlungen folgen.
"Dark Clouds" überzeugt sowohl durch den spannenden, flüssigen Schreibstil als auch durch die gut recherchierten Abläufe und Umfeltfakten. Die Flut im Ahrtal 2021 hat gezeigt, dass die geschilderten Katastrophen in diesem Buch nicht ausschließlich Fiktion sind.
Wer Klima-Thriller, unterfüttert mit Fachwissen, mag, kommt hier definitiv auf seine*ihre Kosten.

Bewertung vom 19.01.2023
Der Junge im Fluss
Kolee, Nestor T.

Der Junge im Fluss


weniger gut

Nestor T. Kolee erzählt in "Der Jung im Fluss" von Ben, der auf einer kleinen Insel in einem kleinen Haus lebt und dort sämtliche Erinnerungen an seine Vergangenheit aufbewahrt und sich nicht von Andenken daran trennt. Er möchte alles festhalten und bewahren, alles soll bleiben, wie es ist. Als sein Bruder auf die Insel zurückkehrt, ahnt Ben Böses. Denn immer, wenn sein Bruder zurückkommt, ist jemand gestorben. Und dieses Mal soll Ben mit ihm mitkommen - nach Damai, einem Ort, an dem die Zeit stillsteht und den auch schon sein Großvater aufsuchte. Dort beginnt Bens Suche nach dem Ich.

Zunächst fiel es mir leicht, mich auf Bens Geschichte und sein Inselleben einzulassen - Gedanken zu lesen, die das eigene Ich und den Sinn des Lebens anreißen und die Art, mit Vergangenheit umzugehen und/oder an ihr festzuhalten. Es hat einen philosophischen Unterton, erinnerte mich jedoch auch an Bücher wie "Das Cafe am Rande der Welt", was ich abgebrochen habe, weil es mir zu viel war. Und auch dieses Gefühl setzte hier bald ein. Bens Begegnungen wirken fantasievoll und ich konnte ihnen nicht mehr gut folgen.
Mir gefällt der Ansatz, dass Ben aus seinem gewohnten Leben ausbricht, ein Abenteuer wagt und dazulernt. Allerdings konnte mich die Umsetzung nicht fesseln und hat mich recht bald verloren. Ich konnte mich einfach nicht genug darauf einlassen und mir fehlten Tiefgang und weitere Entwicklungen oder Anregungen, die ich gut für mich mitnehmen kann.

Ich kann mir vorstellen, dass "Der Junge im Fluss" viele Leser*innen begeistert und bereichert - mich leider nicht.

Bewertung vom 08.01.2023
Die letzte Party / Ffion Morgan Bd.1
Mackintosh, Clare

Die letzte Party / Ffion Morgan Bd.1


sehr gut

Am Lake Mirror findet jedes Jahr das traditionelle Neujahrsschwimmen statt, dem mit großer Begeisterung beigewohnt wird. Doch in diesem Jahr endet das Schwimmen noch, bevor jede*r überhaupt im Wasser ist. Denn mitten im See treibt eine Leiche - die Leiche des bekannten Opernsängers Rhys Lloyd, der nun wieder in sein Heimatdorf Cwm Coed zurückgekehrt ist und die noble Ferienanlage "The Shore" gebaut hat. Diese kommt nicht bei allen Dorfbewohner*innen gut an und ist manchen sogar ein Dorn im Auge.
Um alle Bewohner*innen zu vereinen, veranstaltete Rhys Lloyd eine große Silvesterparty - sicherlich nicht in dem Bewusstsein, dass diese mit seinem Tod enden wird.

Allein das Cover und der Klappentext haben meine Neugier geweckt. Außerdem habe ich mir auch eine Portion sarkastisch-zynischen britischen Humor gewünscht, den ich an der einen oder anderen Stelle auch bekommen habe.
Clare Mackintosh beginnt mit "Die letzte Party" eine neue Serie mit dem Ermittler-Duo Ffion Morgan, selbst aus dem walisischen Dorf, und Leo Brady, der von der britischen Seite aus agiert. Da sich beide bereits aus einer pikanten Situation kennen, müssen sie sich erst einspielen und eine gute, gemeinsame Dynamik entwickeln. Für mich haben die beiden direkt auf Anhieb sämtliche Sympathiepunkte gesammelt und ich habe sie im Laufe der Ermittlungen immer mehr ins Herz geschlossen.

Die Ermittlungen gestalten sich nicht leicht: Ffion kennt die Dorfbewohner*innen, schließlich handelt es sich dabei um Nachbar*innen, Bekannte und teilweise auch Freund*innen. Alle werden befragt, jede*r hat fast schon eine eigene Version der Geschehnisse und Ffion und Leo müssen herausfinden, wer die Wahrheit sagt und was wie zusammenpasst - schließlich ist erstmal jede*r verdächtig und viele hätten ein plausibles Motiv.

Der Aufbau - auf einer Ebene werden die Ermittlungen und das aktuelle Geschehen berichtet, auf der anderen Ebene werden Rückblicke aus der Vergangenheit und besagter Silvesternacht geschildert - gefiel mir sehr gut. So gibt es diverse Fäden, die mit der Zeit ein Netz bilden und ich mir die ganze Zeit über die Frage gestellt habe, wer es denn nun gewesen ist. Mit der Zeit bekam ich ein Gesamtbild und konnte miträtseln. Was mir auch gut gefallen hat, waren die walisischen Ausdrücke, die ganz authentisch und natürlich eingearbeitet wurden.

Der Fall war spannend und barg einige Wendungen. Ich mochte die Ermittler*innen sehr und freue mich auf die Fortsetzung!