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Insgesamt 394 Bewertungen
Bewertung vom 20.11.2017
Die Stunde des Wolfs
Hiltunen, Simo

Die Stunde des Wolfs


gut

Als Fan der skandinavischen Krimi-Literatur war ich so gespannt auf dieses Buch und wurde dann leider etwas enttäuscht.
Laut Angabe soll der Autor, Simo Hiltunen, ein finnischer Journalist sein, doch dem Schreibstil und dem sich verlieren in einer Geschichte, merkt man dies nicht an. Immer wieder wird man von einer jetzigen Situation mitten im Text in eine ähnliche, damit zusammenhängende bzw. ausschlaggebende, frühere Situation geworfen. Hier wäre vielleicht, zum besseren Verständnis, der Wechsel des Schriftbilds angebracht gewesen. Dazu noch viele holprige Sätze, die ich manchmal 2-3 lesen musste um sie zu verstehen, dies hat den Lesefluss gestört. Die Protagonisten an sich waren gut angelegt und mit der Hauptperson Lauri Kivi, dem Polizeireporter einer finnischen Zeitung, hat der Autor einen tollen Mann erschaffen, der aber auch sein Päckchen zu tragen hat. Eine schlimme und brutale Kindheit, eine schwierige Ehe mit Paula, wo er kurz vor einer nicht mehr rückgängig zu machenden Katastrophe, rechtzeitig das Weite gesucht hat und eine berühmte Tochter, Aava, die bis heute dachte, das ihr Vater tot sei. Diese privaten Tatsachen und die Suche nach dem Familienmörder haben Lauri ziemlich zugesetzt. Ein starker Charakter, nach außen hart und kompromisslos, aber innerlich zart und sehr verletzlich.

Fazit
Ein Kriminalroman, der meine hohen Erwartungen leider nicht ganz erfüllen konnte. Neben einigen Schwächen, hat mich vor allem der Hauptprotagonist überzeugen und begeistern können. Zudem fand ich die Vorgehensweise der Taten und den Grund dafür spannend erläutert.

Bewertung vom 14.11.2017
M.I.A. - Das Schneekind
Andres, Kathrin;Rai, Edgar

M.I.A. - Das Schneekind


gut

Ein Thriller der einem Angst macht, wie weit die Forschung in das Menschenleben eindringen und es somit bestimmen bzw. vorherplanen kann. In dieser Geschichte wird dieses Thema von allen Seiten beleuchtet und real und vorstellbar erläutert. Sandra, die Hauptperson, kommt diesem Wahn auf die Spur, doch eigentlich erst unfreiwillig nach dem Autounfall, als sie Mia aus dem verunglückten Auto rettet. Doch als sie den erneuten Kontakt zu dem kleinen Mädchen herstellen will, wird sie immer wieder abgewiesen und angelogen. Das wird ihr aber erst bewusst, als in ihrem Umfeld brutale Dinge geschehen, Menschen verletzt oder zu Tode kommen, die Sandra mit eingeweiht hat, sich auf die Spur der Forschungsanstalt zu machen. Je tiefer sie sich mit dem Institut beschäftigt, umso mehr fühlt sie sich verfolgt und unter Druck gesetzt die Finger davon zu lassen. Doch sie lässt sich nicht abwimmeln, denn Mia muss gerettet werden.
An einigen Stellen hätte ich mir mehr Tiefgründigkeit in der Thematik "Der Mensch 2.0" gewünscht, aber wahrscheinlich wäre es dann zu wissenschaftlich und zu unverständlich geworden. Hier hat das Autoren-Duo Rai & Andres den Mittelweg genommen und lag damit völlig richtig. Durch die nicht zu langen Kapitel ist die Story recht flott zu lesen und der angenehme Schreibstil hat sein übriges dazu beigetragen.

Fazit
Ein Buch welches mich als Leserin sehr beschäftigt hat, denn irgendwann könnte es wirklich so geschehen, das Menschen "entstehen", die uralt werden, dabei aber keine Krankheiten und Gebrechen entwickeln. Zudem würde ich es eher als Krimi, denn als Thriller bezeichnen, denn für einen Thriller war es mir etwas zu "soft". Aber als guten Krimi kann man das Buch durchgehen lassen.

Bewertung vom 13.11.2017
Die Frau im hellblauen Kleid
Maxian, Beate

Die Frau im hellblauen Kleid


sehr gut

In einer alten Villa in Wien leben die Altmann-Frauen. Das Oberhaupt ist die alternde Schauspielerin Marianne, die früher große Erfolge mit ihrem Ehemann Fritz in der Filmwelt gefeiert hat. Nun lebt sie sehr zurückgezogen mit ihrer Tochter Vera und Enkelin Sophie unter einem Dach. Alles könnte so harmonisch sein, wäre Vera nicht auf die Idee gekommen, eine Dokumentation über das Leben ihrer Mutter zu machen. Diese ist nicht begeistert, da man sofort spürt, das sie einige Geheimnisse seit Jahren unter Verschluss hält und nicht möchte, das diese jemals ans Tageslicht kommen. Als Marianne dann endlich einwilligt, möchte sie aber, das der Film bei ihrer Mutter, Käthe Schlögel beginnt. Diese fing in den 20er Jahren an, sich von ihrem Elternhaus abzuseilen um ihren Traum auf den Theaterbühnen der Welt zu leben. Wie man sich zur damaligen Zeit vorstellen kann, waren die Eltern nicht gerade begeistert und es kam zum Bruch.
Nun wird in abwechselnden Kapiteln der Werdegang von Käthe erzählt und gleichzeitig sind wir im Heute bei den drei Damen und deren Leben zu Gast. Marianne versucht einiges zu verheimlichen, Vera putzt Klinken um Sponsoren und eine Filmfirma zu finden um die Doku zu drehen und Sophie hat einige Jobs in der Film- und Werbebranche. Hinzu kommt noch eine Liebelei, die leider von Hause aus unter keinem guten Stern steht.
Der Lebenslauf von Käthe, der Mutter von Marianne, ist hervorragend aufgezeichnet worden. Man lebt und leidet mit ihr, möchte ihr unter die Arme greifen und helfen wo man kann. Vor allem in den Jahren der Nazizeit hat es Käthe nicht einfach, denn immerhin muss sie hier eine List anwenden, die, wenn es rauskommen sollte, schlimmste Folgen haben könnte. Diese Zeit hat die Autorin sehr extrem, bedrückend und beängstigend beschrieben, so das ich beim Lesen selbst ein bisschen Angst bekam, wie damals mit den Juden umgegangen wurde, wie menschenverachtend und skrupellos. Eine Zeit die alle, die diese miterleben mussten, bis zum Lebensende verfolgen wird.
Die Story gewährt Einblicke hinter die Kulissen der Filmbranche wo oft Neid, Missgunst, Hass und Abgehobenheit das Leben bestimmen. Es ist nicht immer alles Gold was glänzt.
Der Schreibstil von Beate Maxian ist klar, geradeaus und verständlich, die Protagonisten sind hervorragend und liebevoll herausgearbeitet. Trotz der vielen Personen, die vorkommen, ist die Übersicht nicht verloren gegangen.

Fazit
Ein toller Roman über die Erzählung der Schauspieler-Dynastie, aber mir wurde es an einigen wenigen Stellen zu langatmig und wiederholend. Das ist aber eine persönliche Geschmackssache und soll nicht den Inhalt der Geschichte schmälern. Ich habe mich gut unterhalten gefühlt.

Bewertung vom 12.11.2017
Die Stille zwischen Himmel und Meer
Seck, Kati

Die Stille zwischen Himmel und Meer


ausgezeichnet

Edda Sturm macht Urlaub um sich an der Nordsee der Weite des Himmels und der Unendlichkeit des Meeres zu stellen. Zudem möchte sie die Ängste überwinden und neuen Mut fassen. Nach 12 Jahren entkommt Edda einem Martyrium der schrecklichsten Art. Sie muss danach wieder lernen, die Sonne und den Wind auf der Haut zu spüren. Diese Kapitel, mit den Beschreibungen aus der Kindheit von Edda, haben mich sehr beschäftigt und mitgenommen. Eindringlich, ängstlich und bedrückend fast die Autorin diesen Lebensabschnitt in Worte und Gedanken. Nach einer sehr schwierigen Zeit im "neuen Leben" mit ihrer echten Mutter, fast sie den Entschluss sich ihren Ängsten zu stellen und bucht einen Urlaub an der Nordsee. Edda will wieder die Kontrolle über ihr Leben haben, möchte entscheiden was wann passiert und sich nicht mehr dirigieren lassen. Mit Blick auf das Meer und den nahen Strand bezieht Edda ihr Ferienhaus. Doch wegen eines Fehlers ihrer Vermieterin wurde das Haus doppelt gebucht und Edda wird mit Sebastian konfrontiert, mit dem sie nun eine Not-WG gründen muss, bis er eine andere Unterkunft findet. Nach einiger Zeit merken beide, das der jeweils andere einiges an seelischen und psychischen Ballast mit sich herum schleppt. Mit stummen Einverständnis nähern sie sich an und greifen sich dabei gegenseitig unter die Arme.
Kati Seck kann das Meer und den Himmel beschreiben wie keine Andere. Mit tollen poetischen Ausrücken, Beschreibungen und künstlerischen Sätzen malt sie die Gedanken von Edda vor mein inneres Auge. Zum Glück sind es nicht viele Personen die in der Geschichte vorkommen, aber das muss so sein, denn so haben die, die dabei sind, viel Raum und Platz um sich zu entfalten. Als Leserin bin ich Edda so nah gekommen, wie in letzter Zeit, keinem anderen Buch-Charakter. Sie ist einfach liebenswert, sie teilt die Gedanken, Wünsche und Ängste mit mir und lässt sich so tief in die Seele blicken, das man sich ihr nicht entziehen kann.

Fazit
Eine wundervolle und harmonisch geschriebene Geschichte, über Angst, den Mut, die Liebe und das man niemals aufgeben soll. Jeder Mensch ist liebenswert, auch wenn einige denken sich verloren zu haben.

Bewertung vom 09.11.2017
Leuchte
Bruske, Tanja

Leuchte


ausgezeichnet

Lisa führt Touristen durch Gelnhausen und erzählt deren historische Geschichte. In dieser Zeit trägt sie originalgetreue historische Kostüme und nach solch einer Führung zieht sie sich nicht um, sondern fährt in dieser Tracht nach Hause. Im Wald baut sie einen Autounfall und macht sich zu Fuß durch die neblige Nacht nach Hause. Nachdem sie gestolpert ist, findet sie sich plötzlich neben einer toten jungen Frau wieder. Auf einmal ist der Mörder hinter Lisa her und sie rennt und rennt, bis sie in einen Schacht stürzt und sich im Jahre 1792 wieder findet. Hier beginnt nun die ungewöhnliche Geschichte. Dieser plötzliche Bruch, vom Heute ins Damals ist der Autorin gut gelungen. Die Schreib- und Ausdrucksweise passt sich der Zeit an und auch der Ort, den Lisa ja eigentlich nur aus dem Heute kennt, ist natürlich ganz anders zu sehen. Hier fand ich es interessant zu lesen, das Lisa die aktuellen Erinnerungen behalten hat und hier die Vergleiche ziehen kann, was sich von damals bis heute in ihrer Heimat verändert hat. Sehr lustig fand ich, wie Lisa große historische Ereignisse, die wir ja heute wissen, damals den Mächtigen der Stadt, erzählt hat und diese ihr nicht glaubten. Bis sie eines besseren belehrt wurden, denn alles traf so ein, wie Lisa es vorausgesagt hatte.
Dieser historischer Mystery-Krimi besticht durch die hervorragend, schriftstellerisch hergestellte, düstere und mystische Atmosphäre beim Lesen. An manchen Stellen ist eine Gänsehaut garantiert, wie, wenn die "Leuchte" in Erscheinung tritt, alte Sagen und Traditionen erzählt werden. Doch man muss auch einiges ertragen können, denn die Zeit um 1792 ist nicht gerade eine Zeit in der behutsam mit Verurteilten umgegangen wird und auch nicht gerade zimperlich mit Patienten, die ärztliche Hilfe benötigen. Puuh, hier kann einem schon etwas anders werden beim Lesen. Die historischen Fakten, die Lebensweise in der damaligen Zeit und die Beschreibungen des Marköblers Dorfalltages sind sehr lebhaft, bildlich und glaubwürdig erzählt.
Die Charaktere sind wunderbar ausgearbeitet und es ist wie im wahren Leben, einige kann man leiden, andere weniger. Bei der Protagonistin Magdalene von Hoff, einer adligen Tochter, ist mir oftmals die Hutschnur geplatzt, diese unmögliche und widerliche Person.
Das Ende wiederum war ziemlich unerwartet und ...

Fazit
Ein Buch welches einige Genres miteinander kombiniert. Ein historischer Roman, mit viel Mystik, einer glaubhaften Liebesgeschichte (nicht zu übertrieben, der damaligen Zeit anpassend), Zeitreise- und Krimielementen, die nicht ohne sind.
Ich habe mich wunderbar unterhalten gefühlt, da ich ja sonst eigentlich nicht so die Histo-Leserin bin, aber dieses Buch kann ich weiterempfehlen.

Bewertung vom 02.11.2017
Tod in Deauville
Holin, James

Tod in Deauville


ausgezeichnet

Ich war sehr gespannt auf diesen Normandie-Krimi und bin nicht enttäuscht worden. Das Cover und die Bilder zu Beginn jeden Kapitels haben die Atmosphäre des glamourösen Badeorts gut wiedergespiegelt.
Der Fall an sich spielt im Milieu des Zeitgenössischen Kunstmuseuns, in der Zuhälterei und im Rahmen der Politik. Jean-Fancois Locroix und Eglantine de Tournivire, Beamte des Rechnungshofs, werden Zeugen des Mordes am Buchhalter Bougival des Museums, welches sie überprüfen sollen. Im Rahmen ihrer Arbeit geraten die Beiden immer tiefer in die unpolitischen, internen und dunklen Machenschaften der Museumsdirektorin Bokor. Dies geht soweit, das mit weiteren Toten zu rechnen ist. James Holin lässt neben den Mordfälle auch Einblicke in die dunklen Machenschaften der Politiker zu, wo es z.b. auch um Erpressung geht um in die höheren Ämter aufzusteigen um Neid und Missgunst. Hier merkt man wie die Bombe immer kurz vorm Platzen ist und wie skrupellos die Menschen untereinander sein können, um immer für sich das Beste und optimalste heraus zu holen.
Leider ging mir durch die kritischen Äußerungen und diese längeren Politik-Einblicke der Mordfall manchmal etwas unter, auch wenn das Drumherum hier einen wichtigen Bezug dazu herstellt.
Trotz allem aber, blieb die Spannung erhalten und oftmals musste ich bei manchen Charakterbeschreibungen schmunzeln. Mit wenigen einprägsamen Worten kann der Autor eine Person so beschreiben, das ich als Leserin sofort den passenden Eindruck hatte. Als bestes Beispiel gilt hier die herrische und bestimmende Mutter von Lacroix, die von ihrem Sohn "Der Führer" genannt wird. Mit diesem Humor sollte man umgehen können. Zwischen den Zeilen wird auch der lockere und entspannte Lebensstil der Franzosen sichtbar, sie lieben gutes Essen und leckeren Wein. Da bleibt halt auch mal die Arbeit liegen und die Zeit stehen.
Den Schreibstil von Holin würde ich als gut lesbar, klar und fein bezeichnen, der auch versehen ist mit einer kleinen Liebesgeschichte und einer großen Prise an Humor, der immer wieder mal aufblitzt. Mit dem Kommissar Serano hat er einen coolen, witzigen und liebenswerten Ermittler erschaffen, von dem ich hoffentlich noch weitere Fälle zu lesen bekommen, vor allem nach diesem Ende.

Fazit
Ein gelungener Krimi der Einblicke währt in die Ebenen der Politik, wo es um Macht und Gier geht, oder auch um Leben und Tod. Wer gerne spannende Krimis liest, deren Geschichten im schönen Frankreich spielen, kann sich getrost diesem Buch von James Holin zuwenden.

Bewertung vom 02.11.2017
Die Rückkehr der Wale / Hebriden Roman Bd.1
Morland, Isabel

Die Rückkehr der Wale / Hebriden Roman Bd.1


ausgezeichnet

Der Prolog war schon gleich eindrucksvoll und bewegend geschrieben und ich hatte den Babywal-Retter sofort in mein Herz geschlossen. Er hat sein Leben in die Hand der Natur gelegt und damit riskiert seines zu verlieren um das eines Tieres zu retten. Hier spürte man sofort diese innere Verbundenheit zu den Tieren und der Natur, die sich auch weiterhin durch die Geschichte zieht.
Zu Beginn dreht sich die Story um Kayla die mit ihrem Ehemann Dalziel auf den Äußeren Hebriden am Atlantik lebt. Nach einem Streit herrscht zwischen den Beiden Funkstille, bis Brannan die Insel betritt und das eingefahrene Leben von Kayla vollkommen aus den Angeln hebt. Ihre tief verschütteten Gefühle kehren zurück, doch diese will sie sich zuerst nicht eingestehen, bis sie merkt, das auch Brannan eine tiefere Verbindung zu ihr versucht auszubauen. Die Beiden kommen sich immer näher und beginnen eine geheime Affäre. Doch das ist auf der kleinen Insel mit den Bewohnern, wo jeder jeden kennt, nicht so einfach. Durch die Musik und den Gesang öffnet sich auch Kayla immer mehr und verändert sich. Sie wirkt nicht mehr so traurig, blüht auf und geht aus sich heraus. Zu Hause, bei ihrem Mann Dalziel, sind die Gefühle auf der Strecke geblieben, er widmet sich nach harter getaner Arbeit lieber dem Alkohol als seiner Frau und lässt das diese, durch einige derbe Sprüche, auch spüren. Kayla entfernt sich immer mehr von Dalziel, doch bei ihm dauert es sehr lange, bis er die ersten Anzeichen sieht, das ihm die Ehe durch die Finger rinnt. Ally, Kayla's Schwester hält ihr oftmals den Spiegel vor und fragt, wie lange sie dieses unerfüllte und trostlose Leben weiterführen will? Durch das Auftauchen von Brannan und seinen Gefühlen ihr gegenüber, stellt sich Kayla's Leben auf den Kopf und sie sieht, wie schön, befriedigend und tief erfüllend die Liebe zwischen zwei Menschen sein kann. Dies hat sie viel zu lange schon vermisst und verloren geglaubt. Doch wie soll sie Dalziel sagen, das sie sich trennen möchte? Wie wird er es auffassen? Lässt er sie gehen um sich dem neuen Leben zu widmen? Dazu kann ich nur eines schreiben, die Entscheidungen werden getroffen, aber nicht von Menschenhand.
Das Ende der Geschichte hat die Autorin so gestaltet das ich als Leserin den Raum für eigene Gedanken und Vorstellungen bekommen habe. Meiner Meinung nach, hätte Isabel Morland es nicht besser enden lassen können. Hier könnte man den Titel "Rückkehr der Wale" wieder einsetzen und sich vorstellen, wie es enden muss. Ich würde es Kayla und ihrer Patchworkfamilie wünschen. Das Meer trifft die Entscheidung, bringt somit die Wende des Lebens und die Freiheit mit sich.
Faszinierend und sehr interessant fand ich zudem die mystisch eingeschobenen Abschnitte, die sich um die Sagen der Insel drehten und hauptsächlich um die Selkies. Selkies sind sog. Robbenmenschen, magische Wesen die als Robben an Land kommen, ihr Fall ablegen und dann zu einem Mensch werden.

Fazit
Das Cover ist sehr liebevoll und passend zu Titel und Geschichte gestaltet. Ein Liebesroman, der nicht zu übertrieben schnulzig daherkommt, was ich immer sehr schwierig finde, hier das genau Mittelmaß zu treffen. Isabel Morland ist das wunderbar gelungen. Sie hat mit den schrulligen Dorfbewohnern Charaktere erschaffen die bestimmt genauso auf einer der Inseln leben könnten und das Dorfleben beschrieben, wie sein muss. Sehr atmosphärisch und beeindruckend sind die Landschaftsbeschreibungen, die Gewalten der Natur, aber auch deren Schönheit.

Bewertung vom 28.10.2017
Wovon sie träumten
Davis, Fiona

Wovon sie träumten


ausgezeichnet

Das war mal wieder ein wundervoller Roman über Frauen im Damals und im Heute. Die Erzählungen spielen in den Jahren 1952 und 2016. Da die Kapitel nicht zu lang sind ist es einfach der Story zu folgen.

2016 - New York
Rose lebt mit ihrem Freund Griff in New York, sie ist glücklich hat einen Job in einem StartUp und wohnt in einem Haus das früher ein Wohnheim für junge Frauen war. Einige der Damen von damals wohnen immer noch dort und sind somit direkte Nachbarinnen von ihr. Doch von jetzt auf gleich ändert sich das Leben von Rose, ihr Freund will zu seinen Töchtern und seiner Ex-Frau zurück und zu allem Unglück will er die Wohnung, in der er mit Rose lebte, für seine Familie haben. Rose steht plötzlich vor den Trümmern ihrer Liebe und auch von ihrem Job als Journalistin hat sie sich mehr versprochen. Da bekommt sie die Idee einen Beitrag über das Haus zu schreiben, als es noch eine Wohnstätte für die jungen Damen im Jahre 1952 war. Durch weitere Recherchen kommt sie einem unglaublichen Geheimnis auf die Spur und auch ihr Leben wird wieder in bessere Bahnen gelenkt.

1952 - New York
Die 17jährige Darby McLaughlin kommt nach New York um dort eine Schule für Sekretärinnen zu besuchen. Während der Zeit wohnt sie im "Barbizon Hotel", ein Wohnheim für junge Mädchen. Nach einer schwierigen Eingewöhnungszeit lernt sie Esme kennen, die im Barbizon als Zimmermädchen arbeitet und von einer großen Karriere als Sängerin und Schauspielerin träumt. Von ihr lässt sich Darby leider zu sehr ablenken und in das düstere Club-Milieu einführen. Darby verliert immer mehr die Lust als Sekretärin zu enden, da ihr Esme Flausen in den Kopf setzt das Beide doch berühmt werden könnten. Das geht so lange bis Darby von der Schule fliegt und mit ihrer Mutter streitet, die nun vollends den Kontakt abbricht. Zu allem (Un)Glück verliebt sich Darby in Sam, den Koch des Club's in dem sie sich immer mit Esme herumtreibt. Darby's Welt bricht zusammen, als ein großes Unglück geschieht an dem sie sich die Schuld gibt und als dann auch noch Gerüchte in Umlauf kommen und Sam verschwindet, weiß Darby nicht mehr was sie machen soll. Die großen Träume sind geplatzt wie eine Seifenblase und zurück zu ihrer Mutter kann sie auch nicht. Was nun? Wie soll ihr junges Leben weitergehen?

Diese beiden Erzählungen verbinden sich zum Ende hin und haben mich glücklich und zufrieden das Buch beenden lassen. Die Autorin hat die unterschiedlichen Zeiten sehr atmosphärisch und glaubwürdig verpackt.

Fazit
Ein Roman über junge Frauen die das Leben in der Großstadt entdecken und von ihren Träumen überholt werden, gemischt mit einem Hauch Liebe, Romantik und Krimielementen.

Bewertung vom 28.10.2017
Memory Game - Erinnern ist tödlich
Yap, Felicia

Memory Game - Erinnern ist tödlich


sehr gut

Dieser Thriller ist zwar im Hier und Heute angesiedelt, doch er hat auch leichte futuristische Einschläge zu bieten. In der Geschichte ist ausschlaggebend das es zwei verschiedene Arten von Menschen gibt, die Monos und Duos.
Die Monos können sich nur einen Tag zurück erinnern und die Duos schaffen es immerhin zwei Tage. Beide Menschenarten führen ein iDiary, also ein Tagebuch, wo sie alles, aber auch wirklich alles, eintragen um sich so die Erinnerungen zu erhalten und bei Bedarf diese Info's abzurufen. Dies wird hier, bei einem Mord an einer Frau sehr wichtig. Von Beginn an, bis zur letzten Seite wusste ich wirklich nicht, wer nun die Wahrheit sagt, wer lügt, was wirklich geschehen ist und wer sich was einredet. Meine Anfangsvermutung, wer der Täter sein könnte, wurde nicht bestätigt, aber mit diesem Ende hatte ich nicht gerechnet. Die Geschichte lebt im Grunde davon, das man auf die wenigen Erinnerungen angewiesen ist, die entweder nachgelesen werden, oder die einem erzählt werden, wo man aber auch nicht weiß, stimmen diese nun so, oder nicht.
Die Hauptpersonen sind Mark und Claire, die beiden in den Mordfall von Sophia verwickelt sind, oder nicht? Claire ist ein Mono und Mark ein Duo. Das Paar gerät ins Visier von DCI Hans Richardson, der ermittelt gegen die Beiden, doch auch er ist sich nicht ganz sicher wer nun Sophia ermordet haben könnte. Die Kapitel, die sich mit Sophia, dem späteren Opfer beschäftigen, fand ich sehr interessant. Wie sie ihre Methode hatte um die Männer um den Finger zu wickeln, damit sie an Info's kommt die brisant sind, um diese dann gegen die Männer zu verwenden und um zum ihrem Ziel zu kommen. Raffiniertes Luder. Sie manipulierte die Kerle, heuchelte ihnen Liebe vor um sie dann abblitzen zu lassen. Auch die anderen Vorgehensweisen von ihr fand ich krass.
Zum Ende hin, als DCI Richardson anscheinend den Durchblick hat nimmt es an Spannung nochmals zu und sehr bewegt hat mich, als Mark seine Ehefrau Claire immer mehr in die Ecke drängte und ihr alles an den Kopf warf, was sie jemals getan hat. Oder doch nicht getan hat? Diese hingeworfenen Andeutungen, mit denen sie nichts anfangen konnte, ohne sich zu erinnern.
Diese absolute Ungewissheit trägt das Buch von Anfang bis Ende.

Fazit
Ein Thriller wo man sich drauf einlassen muss und wo man von Anfang bis Ende nichts und niemandem etwas glaubt. Ein tolles Debüt, mit einem überraschenden Schluss, der sich nach einem weiteren Buch anhört.

Bewertung vom 25.10.2017
Das Licht der Insel
Pendziwol, Jean E.

Das Licht der Insel


ausgezeichnet

Ein Roman der mich während des Lesens nachdenklich stimmte und sehr bewegt hat. Eine Geschichte mit Wendungen, die nur das Leben schreiben kann.
Morgan ist jung, lebt in einer Pflegefamilie und muss Sozialstunden in einem Altenheim ableisten. Dort lernt sie durch Zufall die Bewohnerin Elizabeth kennen, die fast blind ist. Nach einigen Schwierigkeiten kommen die Beiden sich näher, denn Morgan fängt an, Elizabeth aus alten Tagebüchern vorzulesen.
Hier wird man rückblickend durch das Leben von den "Zwillingen" Elizabeth und Emily geführt. Durch die alte Logbucheinträge des Vaters, kommt man dem wahren Leben auf die Schliche. Emily und Elizabeth wachsen abgeschieden auf der Insel Porphyry Island auf, der Vater ist dort Leuchtturmwächter und die Familie lebt in einem angrenzenden Haus. Man erlebt Höhen und Tiefen der Familien hautnah mit, man ist dabei, wenn im Winter der Wind um das Haus pfeift, an den Fenstern rüttelt und der Schnee die Insel vollends im Griff hat. Diese Beschreibungen des häuslichen Miteinanders, auf der, von der Aussenwelt, abgeschnittenen Insel und des Alltags sind der Autorin wundervoll gelungen. Ich fühlte mich beim Lesen wie eine stille Beobachterin der Familie, als wenn man heimlich in der Dunkelheit durch ein hell erleuchtetes Fenster in ein Zimmer schaut.
Zum großen Teil wird man von Elizabeth durch die Geschichte geführt, im Heute wie im Damals, denn bei ihr spürt man, das sie mit ihrem Leben, den Geheimnissen die noch zu lüften sind, noch nicht abgeschlossen hat.Trotz ihres hohen Alters ist sie immer noch auf der Suche nach sich selbst. Dieses Ungewisse, das sie umtreibt, hat mich sehr berührt. Zum Ende, wenn alles gesagt ist, schlägt man das Buch zu und die Gedanken drehen sich trotzdem weiter.

Fazit
Durch die intensiven Beschreibungen und Erinnerungen zauberte mir die Autorin viele Bilder in den Kopf, die so wunderbar mit dem liebevoll gestalteten Cover in Einklang zu bringen sind. Der Schreibstil von Jean E. Pendziwol ist berührend, bewegend, gefühlvoll, voller Liebe und Erinnerungen, tief eindringend, aber niemals zu übertrieben.