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Danni89

Bewertungen

Insgesamt 230 Bewertungen
Bewertung vom 14.10.2014
Auch die Liebe hat drei Seiten
Rehlein, Susann

Auch die Liebe hat drei Seiten


sehr gut

Nachdem sich die nach eigenen Angaben exakt 23,7 Jahre alte Lisbeth gezwungenermaßen mitten in Berlin-Kreuzberg findet, um dort ihr neues Leben anzufangen, steht sie vor einer Menge Herausforderungen, denn Lisbeth ist nicht nur ausgesprochen menschenscheu, sie verspürt dazu noch den Zwang, alles und jeden „durchzuzählen“.
Die ihr sehr fehlenden Gesellschaft ihres Lieblingsschafs Paul ersetzt Lisbeth dort alsbald mit dem Kreuzberger Urgestein (und Namensvetter) Tattoo-Paul, welcher sie in seine kuriose Hausgemeinschaft zu integrieren versucht und ihr stets mit Rat und Tat zur Seite steht, wenn sie zum Beispiel mal wieder Probleme mit ihrem Diktator von Chef hat. Und als wäre das alles nicht schon genug, muss Lisbeth dann auch noch erfahren, dass ihre Tante Ruth Haus und Gut, wo Lisbeth fast ihr ganzes Leben verbracht hat, verkaufen will – und zwar an keinen geringeren als ihre verloren geglaubte Jugendliebe „Drops“.
Das sind dann alles doch ein paar zu viele Veränderungen für Lisbeth und so wird der Leser Zeuge, wie die junge Frau zwischen stundenlangem Fluchtschlafen und einer Vielzahl Leberwurstbroten mit Fanta in allerlei (mal mehr, mal weniger) komische Situationen gerät und einfach nur versucht, dabei nicht vollkommen durchzudrehen.

Titel, Cover und Klappentext lassen in erster Linie auf einen klassischen Frauen- oder Liebesroman schließen, was meines Erachtens aber insgesamt nicht auf den Roman zutrifft, denn die Liebe an sich steht wider allen ersten Eindrücken nicht im Mittelpunkt der Romans. Vielmehr geht es um die Selbstfindung und Persönlichkeitsentwicklung einer jungen Frau, die mit ihren (milde ausgedrückt) Ticks so eigentlich gar nicht in den Großstadtdschungel Berlin-Kreuzberg passt.
Wenn ich den Roman also in einem Wort beschreiben müsste, so wäre dieses Wort völlig genre-untypisch, nämlich „unvorhersehbar“. Die Handlung selbst konnte mich dabei allerdings dennoch nicht wirklich überzeugen, da meiner Ansicht nach eigentlich nicht sehr viel (wirklich Interessantes) passiert. Das, was allerdings passiert, geschieht meist vollkommen unerwartet und ist teilweise einfach nur schräg, was ich als sehr unterhaltsam empfunden habe. Lisbeths Ticks und ihre ganz eigene Sicht auf die Welt sind einfach herrlich und man kann sich nur wundern, was man im Alltag so alles zählen könnte - wenn man müsste.

Insgesamt würde ich diesen Roman daher nicht unbedingt empfehlen, wenn man auf der Suche nach einer typischen Liebesgeschichte ist. Vielmehr sollten diejenigen dieses Buch lesen, denen die Eigenheiten der Protagonistin nach Lektüre des Klappentextes irgendwie sympathisch sind, die über Situationskomik herzhaft lachen können und/oder diejenigen, die sich einfach nur gerne vor Kreuzberger Kulisse unterhalten lassen wollen, denn unterhaltsam ist dieses Buch allemal.

Bewertung vom 14.10.2014
Eine gefährliche Gabe / Die Spione von Myers Holt Bd.1
Vaughan, Monica M.

Eine gefährliche Gabe / Die Spione von Myers Holt Bd.1


ausgezeichnet

Der 12-jährige Held des Buches „Die Spione von Myers Holt“ hat wirklich keine einfache Kindheit gehabt. Seit dem Tod seines Vaters vor sieben Jahren musste er sich um seine chronisch depressive Mutter, sowie um all das kümmern, was als Erwachsene eigentlich in ihrem Zuständigkeitsbereich fällt. So gerät Chris insbesondere in der Schule oft in Schwierigkeiten, während er versucht, Rechnungen zu begleichen und für sich und seine undankbare und teilnahmslose Mutter etwas zu Essen zu organisieren.
Als er an seinem Geburtstag jedoch Miss Sonata begegnet, die ihn einem Eignungstest für eine besondere Schule unterzieht, soll sich Chris' Leben schlagartig ändern, denn er bringt alle Voraussetzungen mit, die die Myers Holt sucht. Nach einigem Hin und Her landet Chris dann also mit fünf weiteren 12-Jährigen an dieser besonderen Schule, wo er erfahren muss, dass sie alle die GABE besitzen, also die Fähigkeit, in das Bewusstsein anderer einzudringen und ihre Gedanken zu manipulieren. So sollen die Kinder an der Myers Holt nicht nur mit besonderen Lernmethoden für das Leben geschult, sondern auch bei der Nutzung ihrer GABE trainiert werden, wobei sie sich im Gegenzug dazu bereit erklären, als MI18 – einer Untergruppe des britischen Geheimdienstes MI5 – im Auftrag der Regierung tätig zu werden … und ihr erster gefährlicher Auftrag lässt nicht lange auf sich warten…

„Die Spione von Myers Holt“ konnte mich – auch wenn ich nicht mehr zur Alterklasse der eigentlichen Zielgruppe zähle – wahrlich begeistern.
Nach einem dreißig Jahre in der Vergangenheit spielenden Prolog, der auf den historischen Hintergrund der Myers Holt Akademie eingeht, wird die Geschichte rund um den von Beginn an sympathischen Christopher Lane erzählt, wobei sich immer mal wieder ein Kapitel einem zweiten Handlungsstrang widmet, welcher nach und nach immer mehr mit der Haupthandlung verwoben wird, was sowohl die Spannung als auch das Interesse des Lesers konstant aufrecht erhält.
Nach einem ersten Blick auf den Klappentext fallen einem natürlich die Parallelen zu Harry Potter auf: Ein 11- bzw. 12-Jähriger, der eine besonders schwere Kindheit durchmachen musste, um dann zu entdecken, dass er besonders ist und dessen Leben sich durch den Besuch einer speziellen Schule schlagartig zum Besseren wendet. Damit endet der Vergleich dann aber auch schon, denn so fantasievoll und bezaubernd die Myers Holt auch gestaltet und beschrieben ist, so sehr geht die Geschichte auch in eine völlig andere Richtung: Nicht Magie ist hier das Stichwort, sondern die Kraft des Geistes.
Fantastisch ja, zauberhaft definitiv auch, aber eben nicht im wörtlichen Sinne.
Und wenn es sich hierbei um den Auftakt einer Trilogie handelt, dann freue ich mich auf jeden Fall schon auf die folgenden Bände!
Abschließend kann ich dieses Buch also auch über das Zielgruppenalter von 11-13 Jahren hinaus nur wärmstens empfehlen. Wer Harry Potter mochte und/oder einfach nur gerne in eine fantasievolle Welt abtauchen und eine spannende, schön geschriebene Geschichte verfolgen möchte, wird dieses Buch mit Sicherheit gerne lesen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.10.2014
Zucker, Zimt und Liebe
Horstmann, Virginia

Zucker, Zimt und Liebe


ausgezeichnet

Unterteilt auf die Kapitel „Kleine süße Sünden“, „Für den Kuchenteller“, „Aus der Keksdose“, „Französische Tartes & American Pies“ und „Im Schokoladenhimmel“ laden in Virginia „Jeanny“ Horstmanns Erstlingswerk „Zucker, Zimt und Liebe“ insgesamt rund 80 Rezepte zum Nachbacken ein.

Dank der äußerst ansprechenden Bilder der Backwerke wollte ich auch sogleich etwas ausprobieren und durfte mich zunächst einmal positiv über die reelle Auswahl wundern, denn eine Vielzahl der beinhalteten Ideen lässt sich ohne besonders ausgefallene Zutaten zubereiten und verspricht dabei dennoch ein raffiniertes Ergebnis, so dass man vieles auch ganz spontan backen kann (bzw. will).
Für mich ist die Wahl in diesem Fall auf einen Apfelmus-Kuchen gefallen, welcher unheimlich schnell anhand der einfachen und verständlichen Beschreibungen zusammengerührt war und dafür wirklich super lecker und unglaublich saftig. (Zwar habe ich mangels ungesüßtem Apfelmus den Zuckeranteil ein wenig reduziert, aber das tut dem Rezept insgesamt ja keinen Abbruch.)
So war ich schon nach dem ersten Rezept begeistert und habe mich nur wenig später dann schon an die Kakao-Cantuccini gemacht. Wieder relativ wenig Arbeit und auch wenn ich zugeben muss, dass mein Ergebnis nicht 100%ig der Abbildung glich, so war es geschmacklich wirklich großartig.

Und so kann ich nach diesen zwei Rezepten praktisch schon mal den Schluss ziehen, dass ich keines von beidem zum letzten Mal gemacht habe und mich auch schon auf die weiteren Naschwerke freue, die dieses Buch so anbietet.
Was mich dann auch zu meinem Gesamteindruck des Werkes bringt: Ich besitze bereits eine recht große Auswahl an Koch- bzw. Backbüchern und muss sagen, dass ich nur wenige jemals in den Händen hatte, wo mich so viele Rezepte derart angesprochen haben, dass ich sie unbedingt einmal nachbacken wollte wie bei „Zucker, Zimt und Liebe“. Da ich trotz meiner allgemeinen Backleidenschaft mit Hefe zugegebenermaßen ein wenig auf Kriegsfuß stehe, ist mir persönlich auch sehr positiv aufgefallen, dass verhältnismäßig wenige Rezepte einen Hefeteig benötigen und so sind es in meinem Fall auch tatsächlich fast nur diese Rezepte, die ich nicht unbedingt nachbacken wollen würde.

Auch optisch ist dieses Buch natürlich ein Sahnestück im Bücherregal – aber in meinen Augen leider auch nur da. Der Buchumschlag ist liebevoll und ansprechend gestaltet, was im Übrigen auch für das gesamte Werk mitsamt Lesebändchen gesagt werden kann. Jedoch finde ich es insbesondere bei Koch-/Backbüchern eher unpraktisch und unschön, wenn sie in ein Cover eingeschlagen sind – welches dann in diesem Fall auch noch anders bedruckt ist als das eigentliche Buch darunter. Aber dabei handelt es sich eben um eine ganz persönliche Meinung, welche sich nicht negativ auf die Gesamtqualität des Buches auswirkt.

Besonders gut gefallen hat mir hingegen die persönliche Note, die die Autorin in die Rezepte hat einfließen lassen. Bei den Formulierungen in den Anleitungen wird der Leser oft – im positiven Sinne versteht sich – daran erinnert, dass es sich um das Werk einer Bloggerin handelt, denn teils hat man den Eindruck, man lese kein Backbuch aus dem Schrank, sondern die Rezeptempfehlung einer Freundin. So konnten mich vereinzelte Schreib- und/oder Ausdrucksweisen durchaus zum Schmunzeln bringen.
Ebenfalls erwähnenswert sind die nahezu jedem Rezept voran- oder nachgestellten Anmerkungen der Autorin, welche entweder kleine Anekdoten zu den Rezepten und/oder weiterreichende Tipps für weitere Variationen oder Ähnliches beinhalten. Auch dies hebt das Buch von Kollegen im Verkaufsregal auf angenehme Weise ab.

Insgesamt würde ich für „Zucker, Zimt und Liebe“ eine absolute Kaufempfehlung aussprechen: Egal ob Backanfänger(in) oder mehr als geübte Hobbybäcker(in) – die Ideen sind vielfältig, die Umsetzung größtenteils denkbar einfach und die Ergebnisse dabei einfach wundervoll!

Bewertung vom 14.10.2014
Kann denn kochen Sünde sein?
Long, Guillaume

Kann denn kochen Sünde sein?


sehr gut

Untertitelt ist Guillaume Longs Buch „Kann denn Kochen Sünde sein?“ mit „Ein Comic für Genießer“ und diese Beschreibung trifft dann doch eher ins Schwarze als die Bezeichnung Kochbuch.
An ein kurzes Vorwort in Textform reihen sich eine Vielzahl kurzer Comic-Geschichten verschiedener Kategorien, kapitelweise unterteilt in die vier Jahreszeiten. Dabei handelt es sich dann beispielsweise um Anekdoten zu Küchenutensilien, Entstehungsgeschichten von Kochrezepten oder schlichtweg Informatives rund um das Thema Essen und Trinken. Diese Bildergeschichten sind in meinen Augen nahezu durchweg unterhaltsam und stets auf irgendeiner Ebene interessant, was das Lesen durchaus kurzweilig gestaltet.

Von den dabei jedoch recht wenigen Rezepten werde ich aller Wahrscheinlichkeit nach aber keines nachkochen, denn es handelt sich dabei eher nicht um genaue Anleitungen, sondern vielmehr um wage Anregungen – was in dieser Form allerdings gut in das Gesamtkonzept des Buches passt.

Einzig die Kategorie „Nicht Verwechseln“, in welcher Kochbergriffe von mutmaßlich leicht verwechselbaren Begriffen des Alltags abgegrenzt werden, konnte mich nicht überzeugen: Im französischen Original mag diese Rubrik zwar durchaus Sinn und Spaß gemacht haben, bei der deutschen Übersetzung hingegen ist zwangsläufig beides verloren gegangen, da die dort umschriebenen französischen Begriffen im Deutschen eben keine zu verwechselnden „Teekesselchen“ sind.

Insgesamt würde ich „Kann den Kochen Sünde sein?“ als kulinarisches Comic-Buch weiterempfehlen. Wer allerdings wirklich ein Kochbuch sucht, sollte sich anderweitig umsehen. Als Comic ist es jedoch allemal informativ und unterhaltsam.

Bewertung vom 14.10.2014
Echt easy, Frau Freitag!
Frau Freitag

Echt easy, Frau Freitag!


gut

Ohne auch nur einen der vorherigen „Frau Freitag“-Romane gelesen zu haben, habe ich mich vom neuesten Band durchaus unterhalten gefühlt: Humorvoll, leicht ironisch und alles in allem einfach kurzweilig wird in „Echt easy, Frau Freitag“ vom Alltag einer Berliner Lehrerin erzählt.

Da es sich bei diesem Buch eben um eine Sammlung zusammenhängender Kurzgeschichten handelt und die Kapitel dementsprechend zahlreich und relativ kurz gehalten sind, ist es bequem möglich, immer mal wieder zwischendurch ein Stückchen weiterzulesen, ohne dabei den Faden zu verlieren. So ließ sich der Roman für mich zwischen vielem Schmunzeln und Stirnrunzeln schnell weglesen, ohne dass mir dabei etwas als besonders positiv oder erwähnenswert negativ aufgefallen wäre.

Insgesamt ist „Echt easy, Frau Freitag“ bestimmt auch außerhalb der Menge eingefleischter „Frau Freitag“-Fans als unterhaltsame Lektüre für zwischendurch zu empfehlen, sofern einen das Thema verrückter Schulalltag eben anspricht.

Bewertung vom 14.10.2014
Das Geheimnis der Totenmagd
Neeb, Ursula

Das Geheimnis der Totenmagd


gut

Im Frankfurt des Jahres 1509 arbeitet die Tochter des örtlichen Totengräbers Katharina Bacher als Totenwäscherin; ein Beruf, der nicht gerade als ehrbar angesehen wird. Jedoch setzt Katharina ihr verpönter Berufsstand weniger zu, als ihre unglückliche Ehe mit dem Nachtwächter Ruprecht. Als sie eines Tages von der Hurenkönigin mit der Waschung einer tot aufgefundenen Gildenschwester, der Hübscherin Hildegard Dey, beauftragt wird, stellt Katharina fest, dass diese nicht, wie von den Stadtbütteln konstatiert, ertrunken, sondern erdrosselt worden ist. Wenig später wird ihr Vater, der Totengräber Heinrich Sahl, in der Nacht von Allerseelen Zeuge eines unheimlichen Rituals auf dem Friedhof und findet am darauffolgenden Tag die Leiche einer jungen Frau, der Patriziertochter Mechthild Stockarn, im Beinhaus. Auch sie scheint ermordet worden zu sein und der Verdacht fällt schnell auf den Totengräber. Nur Katharina ist davon überzeugt, dass ihr Vater unschuldig ist und setzt alles daran, den wahren Mörder zu finden.
Neben den Erlebnissen von Katharina ist der erste Teil das Romans immer wieder durchzogen von Berichten eines jungen Mönches, der das Manuskript der Offenbarung Jakobus fand, und von Aufzeichnungen über "König Tod", einem Mann, der die Pest überlebte und auszog, um die Menschen den Tod zu lehren ...

"Das Geheimnis der Totenmagd" stellt wohl eine Mischung aus historischem Kriminal- und Liebesroman dar, was meiner Meinung nach hätte besser gelingen können, da ich finde, dass sich hier gerade diese beiden Ebenen der Geschichte teilweise gegenseitig etwas im Weg stehen: Für einen "schönen" Liebesroman kommt dieser Aspekt zu kurz und kann ohne eine tiefere Ebene zu erreichen als äußerst kitschig und vorhersehbar abgestempelt werden. Auch durch diese schnulzigen Episoden schafft es der Roman zumindest bei mir nicht, ein Gefühl der Spannung aufzubauen. Zwar erscheint der Verlauf der Geschichte durchaus interessant und plätschert so vor sich hin, aber als fesselnden Pageturner würde ich das Buch keinesfalls bezeichnen.
Schließlich noch ein Satz zum Schreibstil: Die Autorin versteht sich darin, eine Atmosphäre zu schaffen und alles detailreich zu umschreiben, ohne dass es einem dabei allzu langatmig vorkommt, aber nach rund 400 Seiten könnte man sich vielleicht auch mal nach dem einen oder anderen Satz ohne Adjektiv sehnen.

Insgesamt kann ich den Roman als vielleicht etwas seichte, aber dennoch unterhaltsame Lektüre im historischen Gewand empfehlen, solange man seine Erwartungen nicht allzu hoch schraubt. Wenn man allerdings auf der Suche nach einer mitreißenden Kriminalgeschichte ist, würde ich weiter suchen.

Bewertung vom 14.10.2014
It's Gintime
Jonas, Melanie;Jürgen Kaffer;Schulze Lohoff, Margitta

It's Gintime


sehr gut

Bereits ein erster Blick in „It's Gin Time“ verschafft dem Leser den Eindruck, dass es sich eben nicht um ein staubtrockenes Sachbuch handelt. Natürlich kommt auf insgesamt rund 140 Seiten der informative Teil über den berühmten Wacholderschnaps keineswegs zu kurz, aber der Fokus liegt dennoch auf dem Unterhaltungswert.

Die Autoren haben es sich zum Ziel gemacht, dem Leser das „Lebensgefühl Gin“ zu vermitteln und haben dies – natürlich abhängig davon, wie hoch man seine Erwartungen setzt – auch auf eine gewisse Weise geschafft. Aufgeteilt in die vier Kapitel „Sunset“, „Dusk“, „Midnight“ und „Dawn“ entführen sie den Leser eben sogar wörtlich in eine Nacht der Welt des Gins. Eingeleitet wird jedes Kapitel dabei mit einigen Bildern, die die Ausgangsstimmung des Kapitels widerspiegeln sollen, bevor dann in relativ kurzen Artikeln von verschiedenen Autoren auf alle möglichen Aspekte des Gins eingegangen wird. So werden neben klassischen Informationen etwa über den Anbau oder die Zusammensetzung des Gins auch viele kleine Anekdoten rund um die Spirituose erzählt, wobei die Darreichungsform stets variiert und das Lesen damit nie langweilig wird. So wird eine „Informationsflut“ etwa durch das Einfließen von Interviews oder die clevere Nutzung von Randbemerkungen und nicht zuletzt durch das Abdrucken diverser Cocktail-Rezepte sichtlich aufgelockert – wenngleich es für meinen Geschmack von letzteren eindeutig zu wenig gab, dafür dass es sich um ein Buch handelt, das sich einem klassischen Cocktail-Bestandteil gewidmet hat.

Auch darüber hinaus habe ich noch einige weitere kleine Kritikpunkte: Zum Einen mag das etwas andere Format des Buches vielleicht ebenso innovativ wie die Grundidee an sich sein, mir persönlich gefällt es allerdings nicht, denn für meinen Geschmack ist es für ein gemütliches Schmökern zu unhandlich.
Außerdem beinhaltet das Buch für mich zu viele reine Bilderseiten. Mit Sicherheit sollen diese eben dazu beitragen, „das Lebensgefühl Gin zu vermitteln“, aber ich finde, eine (höchstens zwei) solcher Doppelseiten mit Bildern von Gingläsern, Gin-Trinkern sowie dem dazu passenden Essen und der dem aktuellen Thema entsprechenden Atmosphäre pro Kapitel wären völlig ausreichend gewesen, zumal diese Seiten auch nicht sich vom Rest des Buches abhebend in Hochglanz gedruckt worden sind.

Dies sind allerdings nur kleine Mankos, die der Gesamtqualität des Buches in meinen Augen nur wenig Abbruch tun.
Insgesamt wurde mit „It's Gin Time“ und seinem angenehmen Softcover mit praktischem Lesebändchen aber eine innovative Idee von den Autoren gut umgesetzt mit dem Ergebnis eines tollen Geschenkbuchs für Gin-Liebhaber.

Bewertung vom 14.10.2014
Plötzlich Shakespeare
Safier, David

Plötzlich Shakespeare


weniger gut

"Au Mann, ich war ja so etwas von einem Frauenklischee!" ... So heißt es gleich auf der ersten Seite und nach 314 weiteren Seiten bleibt mir nur zu sagen: Ja, Rosa, das bist du!

Die Protagonistin Rosa ist unzufrieden mit ihrem Leben, besonders nachdem sie erfahren hat, dass ihr Ex, den sie immer noch zu lieben glaubt, heiraten will - und sie zerfließt daher in Selbstmitleid. Nach einer Hypnose findet sich Rosa nun nicht nur im London des Jahres 1596, sondern auch noch gemeinsam mit der Seele Shakespeares in dessen Körper wieder. Selbstverständlich lernen sich die beiden im Verlaufe der Geschichte immer besser kennen, auch wenn sie dabei das eine oder andere Mal etwas aneinander geraten. Nun muss Rosa nicht nur versuchen, die Probleme, in die sich Shakespeare hinein manövriert hat, als er noch Herr seines eigenen Körpers war, zu lösen, so gut es eben geht, sondern sie muss auch die Wahre Liebe finden, denn dies ist ihr einziger Weg zurück in ihr altes Leben ...

Zwar liest sich das Buch flüssig und locker weg und einige seltene Male brachte mich die Situationskomik zum Schmunzeln, insgesamt bediente der Roman für meinen Geschmack aber eindeutig zu viele Klischees. Auf mich wirkte die Handlung oft unbedingt zum Komischen hin konstruiert und das hat mein Lesevergnügen doch stark beeinträchtigt. Schade eigentlich, denn die Idee an sich fand ich durchaus interessant und auch der Klappentext hat meine Neugier geschürt. Doch leider blieb die Umsetzung für meinen Geschmack um Einiges hinter den Erwartungen zurück - sowohl in Hinblick auf den Inhalt als auch auf den Unterhaltungswert.

Bewertung vom 14.10.2014
Vater, Mutter, Tod
Langer, Siegfried

Vater, Mutter, Tod


ausgezeichnet

Ich empfinde es als unheimlich schwierig, einen kurzen Überblick über den Inhalt des Buches zu geben, ohne dabei etwas Entscheidendes zu verraten, dass das Lesevergnügen trüben könnte. Aus diesem Grunde hier nur der Klappentext, um einen kleinen Eindruck zu vermitteln:

Wenn dir das Liebste genommen wird - was würdest du tun?
Ein Vater, der große Schuld auf sich lädt.
Eine Mutter, die alles tun würde, um ihren Sohn zurückzubekommen.
Ein kleiner Junge, der tot in einer Berliner Wohnung liegt.
Eine Frau, deren Erinnerungen sie betrügen.
Kommissar Manthey sucht nach den Zusammenhängen. Er will ein Kind retten - um jeden Preis. Und stößt auf einen Abgrund aus Verzweiflung und Wahn.

Der Autor versteht es, in jedem einzelnen Kapitel genau das richtige Maß an Informationen für den Leser zu verarbeiten, dass sowohl die Spannung, also auch dessen Neugier geschürt wird. Dabei verwendet er einen leicht eingängigen Schreibstil, ohne dabei in endlose Beschreibungen abzudriften, so dass die Spannung wirklich von Zeile zu Zeile getragen wird. Die insgesamt meist relativ kurz gehaltenen Kapitel stellen dabei nicht den chronologischen Handlungsablauf nach, sondern springen immer wieder zwischen den Sichtweisen einiger Protagonisten hin und her. Wo der jeweilige Abschnitt zeitlich in das Gesamtgeschehen einzuordnen ist, ist immer jeweils zu Beginn des Kapitels angegeben - meist gemessen am Zeitpunkt der "Katharsis", laut Duden dem "Sichbefreien von psychischen Konflikten und inneren Spannungen durch emotionales Abreagieren" und das beschreibt es ziemlich treffend. Erst nach gut der Hälfte des Buches beginnt sich dem Leser langsam, Stück für Stück der Zusammenhang der sprunghaften Geschehnisse zu offenbaren. Dieser Aufbau, einige geschickt gesetzte Überraschungseffekte, die tiefgründige Darstellung der Hauptcharaktere und das inhaltliche Gesamtkonzept machen diesen Thriller zu einem bemerkenswerten Vertreter seines Genres.

Es ist schon lange her, dass mich ein Thriller von der ersten bis zur letzten Seite derart fesseln konnte, ohne dabei für meinen Geschmack auch nur eine dramaturgische Schwachstelle aufzuweisen. Bei "Vater, Mutter, Tod" handelt es sich wirklich um einen Pageturner erster Klasse - einmal angefangen, wird man das Buch nicht mehr aus der Hand legen wollen. Vielen Dank, Herr Langer, für dieses ausgezeichnete Lesevergnügen!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.