Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
eiger
Wohnort: 
Berlin

Bewertungen

Insgesamt 272 Bewertungen
Bewertung vom 01.10.2018
Die Themse
Ackroyd, Peter

Die Themse


ausgezeichnet

Die Themse im Fluss der Zeiten

„Die Themse – Biographie eines Flusses“ von Peter Ackroyd, erschienen 2008 im Verlag Knaus, ist ein ganz besonderes Buch. Hier wird die Lebensgeschichte eines Flusses erzählt, der nicht zu den ganz großen Strömen dieser Welt gehört.

Die Themse (Thames) ist ein recht unspektakulärer Fluss, gerade einmal 215 Meilen oder 346 km lang. Ihr Name kommt aus der keltischen Sprache. Das Wort „tam“ bedeutet so viel wie „glatt“ oder „sich ausbreiten“.
Seit mehr als 4000 Jahren leben Menschen an diesem Fluss, der mit der britischen Geschichte untrennbar verbunden ist. Er war Schauplatz von mythischen, historischen, militärischen und kulturellen Ereignissen.

Davon erzählt Peter Ackroyds Biographie auf 557 Seiten in 15 Teilen, die insgesamt 45 Kapitel enthalten. Die Kapitelüberschriften dienen als Wegweiser. Man taucht ein in die Welt der Themse und blickt in den Spiegel der Geschichte und Natur.

Der wunderbare Erzählstil macht es dem Leser leicht die vielen Facetten des Flusses kennen zu lernen. Es wird Wissensvermittlung auf hohem Niveau geboten, ohne den Leser mit steifer Gelehrsamkeit zu langweilen.
Hier liegt ein Sachbuch in bester angelsächsischer Tradition vor. Peter Ackroyd kann man sich als Privatgelehrten vorstellen, der vieles gelesen und studiert hat. Er ist ungemein sachkundig, hat akribisch recherchiert und Freude am Erzählen. Er ist einer der wichtigsten Gegenwartsautoren Großbritanniens und hat viele Sachbücher und Romane verfasst, darunter auch die Biographien zweier Städte: Venedig und London.
Der Autor trägt Fakten und Anekdoten, Wissenswertes und Skurriles akribisch zusammen. Die Kapitel können, müssen aber nicht chronologisch gelesen werden. Man kann die Reise entlang des Flusses je nach Gusto gestalten und einzelne Abschnitte separat lesen.

Aber was wäre der Fluss ohne die Menschen, die an seinen Ufern leben. Wie haben sie mit und von der Themse gelebt? Ausführlich berichtet der Autor von der schweren Arbeit am Fluss, dem Bau von Tunneln und Brücken und dem Kommerz, als die gewaltige Welt der Docks entsteht. Bald ist der Fluss mit seinen Kräften am Ende und wird zur Kloake. Alle Anstrengungen im 21. Jahrhundert werden aber den heiligen Fluss nie wieder in seinen reinen Zustand versetzen können.

Auch Kunst und Literatur zur Themse sind einige Kapitel gewidmet. Die Darstellung von Peter Ackroyd gibt ein wahrhaft umfassendes Bild des Flusses. Das Buch ist angefüllt mit Fakten und Geschichte, Magie und Philosophie, Wirklichkeit und Träumen sowie Poesie und Leidenschaft.

Vervollständigt wird es durch zahlreiche Abbildungen und Karten, die das Buch wunderschön illustrieren. Auch ein umfassendes Register fehlt nicht. Entstanden ist ein echtes Meisterwerk in einer edlen Aufmachung, wenn man das gebundene Buch in den Händen hält. Die silberne Farbe des Covers impliziert Wasser und zeigt eine Zeichnung der Londoner Tower Bridge, einem Wahrzeichen der Themse.
Aus meiner Sicht ist das Buch eine klare Leseempehlung für alle, die schon immer etwas mehr über das sichtbare und unsichtbare Leben an der Themse erfahren wollten.

Bewertung vom 24.09.2018
Kaffeeduft und Meeresluft / Ostseeliebe Bd.1 (eBook, ePUB)
Sommerkorn, Frida Luise

Kaffeeduft und Meeresluft / Ostseeliebe Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Unterhaltsame und kurzweilige Lektüre

„Kaffeeduft und Meeresluft“ von Frida Luise Sommerkorn ist der erste Teil der Trilogie „Ostseeliebe“. Es ist eine leichte und unterhaltsame Lektüre zum Abschalten und Entspannen zwischendurch. Der Erzählstil ist flüssig und leicht zu lesen. Manches in der amüsanten Geschichte ist leider etwas zu klischeehaft dargestellt.

Im Mittelpunkt stehen drei Freundinnen aus Ahrenshoop an der Ostsee. Stine steht kurz vor ihrer Hochzeit mit ihrem Traummann, dem gut aussehenden und gut situierten Arthur. Sie ist Inhaberin eines kleinen Büchercafés, wo sie ihre Gäste mit leckeren Torten und Kuchen verzaubert. Ihr Glück scheint perfekt zu sein.
Plötzlich taucht nach achtjähriger Abwesenheit, der nach Alaska ausgewanderter Exfreund Ben, auf. Er hat sie damals tief verletzt. Es folgen so einige Verwicklungen, denn Stines Herz empfindet noch immer Gefühle für ihn.
Mehr möchte ich über die turbulente Story hier nicht verraten – nur soviel - auf ihre beiden Freundinnen kann sie sich in jeder Situation verlassen.

Das hübsche Cover passt sehr gut zum Buch und weckt Aufmerksamkeit. Die witzig erzählte Geschichte bereitet Lesevergnügen und ist geeignet für Urlaubstage am Strand und gemütliche Stunden im Winter daheim. Aus meiner Sicht gibt es 4 Sterne und eine Leseempfehlung für alle, die gern Liebes- und Frauenromane lesen.

Bewertung vom 22.09.2018
Tod im Emmental
Anwander, Gabriel

Tod im Emmental


ausgezeichnet

Spannend bis zum Schluss

Das Emmental, östlich von Bern gelegen, ist eine hügelige Landschaft, die von Viehzucht und der Herstellung des legendären Emmentaler Käses geprägt ist.
Hier spielt die Handlung des vierten Krimis von Gabriel Anwander, die so gar nicht in diese idyllische Gegend passt. Das Buch ist 2018 im Emons Verlag erschienen. Das schlichte Titelbild ist typisch für diesen Verlag und passt sehr gut zum Buch.

Alexander Bergmann, ein früherer Polizist, ist jetzt als Privatdetektiv tätig ist steht im Mittelpunkt. Er kommt gerade so einigermaßen zurecht und ist froh über jeden neuen Auftrag.
Der Boxclub in Langnau wird durch den ehemaligen Box-Champion Hammer-Joe betrieben. Ausgerechnet seine talentierteste Schülerin, Magdalena, ist verschwunden. Ihre Mutter sitzt im Gefängnis und ihr dem Alkohol verfallener Vater sind nicht gerade die besten Referenzen für sie. Das Interesse der Polizei ist so gut wie nicht vorhanden und Alexander Bergmann erhält einen neuen Fall.

Kaum hat er sich über das persönliche und familiäre Umfeld des Mädchens kundig gemacht, wird sie zwei Tage später schwer verletzt an der Kläranlage aufgefunden.
Eigentlich könnte Alexander jetzt seinen Vorschuss zurück geben und auf den nächsten Auftrag warten, doch er vermutet mehr hinter der Entführung des Mädchens .Er stößt bei seinen Ermittlungen in einem Bordell auf den Verdacht von Frauenhandel. Auch persönlich gerät er ins Visier von Kriminellen und landet brutal zugerichtet, wie Magdalena, im Spital.

Je weiter die Handlung voranschreitet, desto mehr nimmt diese Kriminalgeschichte an Fahrt auf. Gabriel Anwander weiß mit immer neuen Details und überraschenden Wendungen Spannung aufzubauen und zu halten. Dabei ist sein flüssiger Erzählstil ruhig und unaufgeregt. Gerade dieser Kontrast macht den Krimi zu einem besonderen Leseerlebnis.
Die farben- und bildhaften Landschaftsbeschreibungen ermöglichen dem Leser sich alles genau vorzustellen. Manchmal fühlte ich mich direkt in Emmental angekommen. Die handelnden Personen sind sehr gut beschrieben und charakterisiert. Menschenkenntnis und auch eine Prise Humor bereichern den Krimi.
Die Suche nach dem Motiv der Entführung von Magdalena führt Alexander immer näher an gefährliche Kriminelle, die auch vor einem Mord nicht zurück schrecken. Die Gefahr für das Mädchen wird immer größer.
Die Spannung steigt permanent und ein packendes dramatisches Finale mit einer schlüssigen Auflösung fesselt den Leser bis zum Schluss.

Fazit: Mit „Tod im Emmental“ ist Gabriel Anwander ein sehr guter Krimi mit unvorhersehbarer Handlung und überzeugenden Protagonisten gelungen. Die Geschichte war geschickt aufgebaut und wurde logisch zu Ende geführt. Dar Fall war in sich stimmig und das Ende nachvollziehbar.
Mir hat das Lesen dieses Buches viele spannende Lesemomente beschert. Für Liebhaber von Krimis mit viel Lokalkolorit ist dieses Lektüre sehr empfehlenswert

Bewertung vom 13.09.2018
Enkeltrick
Plötner, Astrid

Enkeltrick


ausgezeichnet

Max Teubners persönlichster Fall

„Enkeltrick“ von Astrid Plötner, dem zweiten Fall von Hauptkommissarin Maike Graf und ihrem Kollegen Max Teubner, der 2018 im renommierten Gmeiner Verlag erschienen ist, liegt das Thema der alternden Gesellschaft zugrunde. Viele Menschen werden hilfsbedürftiger und vereinsamen. Die sozialen Kontakte werden oft nach dem Tod eines Ehepartner noch seltener. Häufig wohnen Kinder und Enkel weit entfernt und melden sich nur noch sporadisch. So entsteht ein ideales Umfeld für Trickbetrüger.

Die Autorin zeigt jedoch in diesem spannenden Krimi eine noch viel größere Dimension. Es geht um Hintermänner und bandenmäßige Strukturen, häufig sind es Clans, der organisierten Kriminalität. Sie hat viel und sehr gut zu diesem Thema recherchiert und es gibt in der hier erzählten Geschichte einige Parallelen zu tatsächlichen Ereignissen.

Die komplexe Handlung, die sie sich ausgedacht hat, spielt in der Gegend um Unna. Max Teubner, der hier seit fünf Jahren bei der Polizei arbeitet, wird bei einem Polizeieinsatz von seiner Vergangenheit eingeholt. Niemand von seinen Kollegen kannte den Grund seiner Versetzung aus Dortmund. Mit seiner Dienstwaffe wird ein Mann erschossen und er bleibt verschwunden.

Hält er sich versteckt oder wurde er entführt? Was verbindet ihn mit Paula, die einst in der Enkeltrick-Mafia tätig war? Lebt ihre kriminelle Vergangenheit wieder auf oder ist sie erneut in die Fänge des Clans geraten? Mit der Person von Paula entwirft Astrid Plötner einen psychologisch interessanten Charakter. Der Leser lernt sie als Opfer und Täterin kennen. Es ist spannend sie und ihr Verhalten zu beobachten und zu analysieren.
Maike Graf und ihr Kollege Reinders versuchen mehr zu erfahren. Sie stehen unter enormen Zeitdruck, was durch die datierten Hauptabschnitte verdeutlicht wird.

Aufgelockert wird die angespannte Arbeit der Polizei, durch reichhaltige Informationen zum Privatleben der Ermittler und der Opfer. Ein buntes Kaleidoskop von gut geschilderten und authentischen Charakteren lernt der Leser kennen. Ich konnte mir jeden sehr gut vorstellen.

Zur gleichen Zeit, als die Polizisten versuchen den Mord aufzuklären und ihren Kollegen zu finden, lebt die Enkeltrickmasche wieder auf und es verschwinden noch nicht einmal vermisste Personen. Maike Graf hat jedoch ein untrügliches Bauchgefühl und in einer gewagten Aktion kann sie den Schlüssel zur Lösung finden.
Der Krimi endet mit einem dramatischen Finale, das an Hochspannung nichts zu wünschen übrig lässt. Das Ende ist in sich absolut stimmig und schlüssig.

Mit „Enkeltrick “ ist Astrid Plötner eine außergewöhnliche und spannende Geschichte gelungen, die aber auch nachdenklich macht. Aus meiner Sicht ist der Krimi eine klare Leseempfehlung. Ich freue mich auf weitere Fälle der Unnaer Ermittlerteams.

Bewertung vom 12.09.2018
Ruhe auf den billigen Plätzen
Hutzenlaub, Lucinde

Ruhe auf den billigen Plätzen


ausgezeichnet

Einzigartige Reiseerlebnisse einer Familie

„Ruhe auf den billigen Plätzen“ von Lucinde Hutzenlaub ist 2018 bei Eden Books erschienen. Humorvoll und unterhaltsam erzählt die Autorin Urlaubsgeschichten, die ihre Familie erlebt hat. Bei vier Kindern passiert viel. Die Familienmitglieder haben vom Urlaub eigene Vorstellungen und an konkreten Wünschen jeglicher Art ist auch kein Mangel. Alles unter einen Hut zu bringen ist, fordert schon Organisationstalent und Hingabe an die Familie.

Lucinde Hutzenlaub stellt sich Jahr für Jahr furchtlos diesen Herausforderungen. Manche Geschehnisse lassen sich nur noch mit Humor bewältigen, aber davon haben sie und ihr Mann glücklicherweise genug. Wie könnten sie sonst die kleinen und großen Missgeschicke ertragen, die sich immer wieder ereignen. Sie erzählt davon offen und ehrlich.

Das Buch ist in verschiedene Abschnitte zu Reisearten und –zielen gegliedert und sehr übersichtlich. Die Geschichten, die die unternehmungslustige Familie erlebt, sind einfach köstlich. Manchmal stellte ich mir vor, ich höre Lucinde Hutzenlaub direkt erzählen. Sie schreibt gewandt und flüssig. Es bereitet Freude ihre Schilderungen zu lesen. Man wird unterhalten und nimmt direkten Anteil am Familienleben. Farben- und facettenreich sind die Erlebnisse beschrieben.

Gleichzeitig vermittelt das Buch auch viele nützliche Informationen zu den Reisezielen der Familie. Jedes Kapitel enthält am Ende ein kleines Glossar mit Tipps und Hinweisen für das Internet.
Mir persönlich hat das Buch sehr gut gefallen und ich kann es jedem, der mehr über die Familie Hutzenlaub erfahren möchte, sehr empfehlen. Die witzig und lustig geschriebenen Geschichten machen Appetit auf Urlaub und weitere Bücher der Autorin.

Bewertung vom 09.09.2018
Römisches Fieber
Schnalke, Christian

Römisches Fieber


ausgezeichnet

Der Traum von Rom

„Römisches Fieber“ ist 2018 im PIPER Verlag erschienen. Es ist der erste Roman von Christian Schnalke. Ein wahrhaft gelungenes Debut.

Den Inhalt seines Künstlerromans beschriebt der Autor wie folgt: „Im Jahr 1818 flieht Franz Wercker vor einer unseligen Familiengeschichte und nimmt die Identität eines nach Rom reisenden Dichters an. In Rom wächst er in die Gemeinschaft deutscher Künstler hinein, gewinnt Freunde und findet seine große Liebe. Doch sein Identitätsbetrug bringt ihn in immer drängendere Not, mehrere Morde werden ihm angelastet und die Schlinge um Franz zieht sich gnadenlos zu…“

Rom war, seit der „Italienischen Reise“ von Johann Wolfgang von Goethe, die 30 Jahre zuvor erschien, das Sehnsuchtsziel für deutsche Künstler.

Auch der Protagonist Franz Wercker träumt von einer Schriftstellerkarriere in Rom. Hier in der ewigen Stadt können Künstler ihr Arkadien finden und frei leben, fern von den Zwängen in Deutschland.
Unterwegs bietet sich Franz eine Chance und er nutzt sie. Er wird als Cornelius Lohwaldt tatsächlich nach Rom reisen und seinen Traum leben. Ist dieser Wunsch verwerflich? Meiner Meinung nach hat er eine Gelegenheit genutzt, um den Lauf des Schicksals zu korrigieren, welches ihm bisher nur die Schattenseiten des Lebens geboten hat.

In Rom angekommen lebt er sich schnell in die deutsche Künstlergemeinschaft ein, wo er mit offenen Armen aufgenommen wird. Er gewinnt mit seiner bescheidenen und zurückhaltenden Art Freunde und Anerkennung.
Die Menschen, denen Franz begegnet, werden durch den Autor sehr gut beschrieben, es ist eine Mischung von realen und fiktiven Personen und Eigenschaften. Mehr dazu erfährt der Leser am Ende des Romans.
Christian Schnalke erzählt flüssig und kann den Leser gut in das Rom des 19. Jahrhunderts entführen. Als fundierter Kenner der Kunstgeschichte beschreibt er einfühlsam und detailliert Landschaften, die Stadt und ihre Menschen. Er gewährt dem Leser einen literarischen Schlüssellochblick auf die deutsche Künstlerkolonie und die ewige Stadt.

Doch dann kündigt sich der Besuch von Cornelius Schwester an und seine neue Identität ist in Gefahr. Auch Isolde flieht vor Zwängen in der Heimat und möchte frei und selbstbestimmt leben. Doch gegensätzlicher können Menschen kaum sein. Sie, die egoistische und kalte Frau, die die Karikatur einer Salonière wird und Franz, der warmherzig und aufgeschlossen ist und für die Kunst brennt. Intrigen und Missgunst bestimmen von nun an sein Leben.

Es erwarten den Leser und Franz noch so einige Überraschungen in der temporeich erzählten Geschichte. In einem grandiosen Finale offenbaren sich menschliche Abgründe und wahre Größe.

Der Schreibstil des Autors ist flüssig und facettenreich. Durch immer wieder neue Wendungen bleibt die Spannung erhalten und man fiebert mit Franz. Neben dem Protagonisten sind seine Freunde die Maler Clara und Georg sehr sympathische Künstler, die Franz gewogen sind. Auch die anderen Nebenfiguren aus der Künstlerszene, der Politik und dem Vatikan sind sehr gut charakterisiert und vermitteln ein buntes Kaleidoskop der römischen Gesellschaft. Besonders erwähnen möchte ich noch Morten. Mit ihm ist dem Autor eine Figur gelungen, die mich an Victor Hugos Quasimodo erinnert.

Besonders hat mich die Szene berührt, als Clara seiner Bitte nachkommt und ihn portraitiert. Sie sieht in ihm einen Menschen, der unendlich leidet. Ihr gelingt es sein Vertrauen zu erwerben, denn Clara selbst ist die Verkörperung von Menschlichkeit und Güte.

Die Handlung ist in sich schlüssig und wird sprachlich gewandt erzählt. Nebenbei wird kulturhistorisches Wissen vermittelt und so ist ein wirklich lesenswerter und spannender Künstlerroman entstanden. Ich kann das Buch uneingeschränkt empfehlen.

Bewertung vom 07.09.2018
Unter Gebetsfahnen
Hessenauer, Klaus

Unter Gebetsfahnen


ausgezeichnet

Ein sehr persönliches Nepal-Reisebuch

„Unter Gebetsfahnen“ von Klaus Hessenauer ist 2018 bei Books On Demand erschienen. Der Autor und seine Frau Anne reisen seit über 20 Jahren nach Nepal. Sie haben das kleine Land kennen- und lieben gelernt.
Das Reisebuch der etwas anderen Art beruht auf tiefer Kenntnis von Land und Leuten und deren Geschichte. Er verbindet die Informationen eines Reiseführers mit eigenen Erlebnissen und Erfahrungen.

Am Anfang erhält der Leser Informationen allgemeiner Art zur Landeskunde, die sehr sachkundig und in wunderbaren Worten vermittelt werden. Man kann die Liebe des Autors zu dem Land und seinen Menschen regelrecht fühlen.

Die weiteren Kapitel, die dem Himalaya und den Königsstädten Nepals gewidmet sind, zeichnen sich durch Informationsvielfalt und Schilderung eigener Erlebnisse dort aus.

Der zweite Teil des Buches ist dem Trekking gewidmet. Individuelle Wanderungen mit einem Guide werden sehr detailliert und ausführlich beschrieben. Als fundierter Kenner präsentiert Klaus Hessenauer einfühlsam und facettenreich unterschiedliche Wandermöglichkeiten im Himalaya. In seinen Texten lässt er den Leser buchstäblich mit wandern, wenn er seine Erlebnisse und die Landschaften farben- und bilderreich schildert. So erfährt man wie es in den Lodges wirklich aussieht und wie sehr man unter Regen und Kälte leiden kann.
Seine Begegnungen mit den Menschen der unterschiedlichen Völker in den Dörfern zeugen von Warmherzigkeit und Begegnungen auf Augenhöhe. Die Bewunderung für Meisterung des schweren Alltags der Menschen in den Bergdörfern kann er glaubhaft vermitteln.

Die zahlreichen Tourenbeschreibungen machen Lust auf eigene Erkundungen. Seine touristischen und kulturellen Hinweise auf den Wanderungen wecken Neugier auf Nepal.
Ein Kapitel ist einer Trekking-Tour im „Königreich Mustang“ vorbehalten. Erst seit 1992 ist dieses Gebiet an der Grenze zu Tibet mit einer speziellen Genehmigung zugänglich. Über die Geschichte und die traumhaften Landschaften des Gebiets und seine Bewohner weiß Klaus Hessenauer viel zu berichten.

Dieses besondere Buch mit den wunderbar geschilderten eigenen Erlebnissen ist jedem, der offen für Neues ist und sich auf Unbekanntes einlassen will, zu empfehlen. Der Autor selbst schreibt sein Nepal-Reise(ver)führer ist an „Menschen, die für fremde Kulturen aufgeschlossen sind und potentielle Nepal-Reisende gerichtet“.
Gern vergebe ich 5 Sterne und empfehle das Buch nicht nur Bergfreunden und Trekkingaffinen, sondern allen, die mehr über das kleine Land mit der einmaligen Natur und den einzigartigen Menschen aus erster Hand erfahren möchten.

Bewertung vom 30.08.2018
Mathildas Geheimnis / Die Frauen vom Löwenhof Bd.2
Bomann, Corina

Mathildas Geheimnis / Die Frauen vom Löwenhof Bd.2


ausgezeichnet

Angesiedelt ist die Handlung in Schweden zwischen 1931 und 1945. Im Mittelpunkt dieses Bandes, der in drei Teile gegliedert ist, steht die junge Mathilda. Sie ist in Stockholm aufgewachsen.

Zu Beginn des Romans sind ihre Eltern kurz hintereinander verstorben und die Gräfin Agneta Lejongard vom Löwenhof wird ihr Vormund. Auf dem Gut wird sie mit offenen Armen empfangen und lebt sich wider Erwarten gut ein. Einziger Wermutstropfen, einer der beiden Zwillinge der Gräfin, Magnus, macht ihr das Leben schwer. Er gibt ihr immer wieder zu verstehen, dass sie nicht auf das Gut gehört. Doch Mathilda lässt sich nicht entmutigen und zeigt Stärke, eine Eigenschaft, die ihr noch oft weiterhelfen wird.

Corina Bomann kann wunderbar vom Alltag auf dem Löwenhof erzählen. Sie schildert das Erleben der Jahreszeiten und die wunderschöne Natur farbenreich. Der Leser begegnet Bekannten aus dem ersten Teil und fühlt sich schnell, wie Mathilda, heimisch. Es ist spannend zu erleben, wie sie Reiten lernt und die Pferde liebgewinnt. Zu dem anderen Zwilling, Ingmar, kann sie eine freundschaftliche Beziehung aufbauen. Erfolgreich schließt sie die Handelsschule ab und bleibt auf dem Löwenhof, um Agneta bei der Verwaltung des Gutes tatkräftig zu helfen.

Doch dann erfährt sie, am Tag ihrer Volljährigkeit etwas, was ihr Leben total durcheinander bringt. Ihr Vertrauen zu Agneta wird zerstört und sie verlässt überstürzt das Gut.
Genau solche Wendungen und Überraschungen machen diesen Roman so abwechslungsreich und fesselnd. Die Geschichte Mathildas, die sich allen privaten und beruflichen Herausforderungen stellt, macht es dem Leser leicht, sich mit ihr zu identifizieren. Sie hat Eigenschaften einer modernen jungen Frau, die berufstätig sein will und auf ein erfülltes Privatleben nicht verzichten mag.

Doch der Krieg in Europa wirft seine Schatten auf das neutrale Schweden und ist auch hier in bedrohlicher Nähe. Der Autorin gelingt es die politische Situation gekonnt in die Handlung zu integrieren und auch ernste Themen wie Judenverfolgung, Unterdrückung der Meinungsfreiheit und die Gefahr des Faschismus aufzugreifen.

Corina Bomanns Buch erzählt eine ereignisreiche Geschichte von Intrigen, Erbstreitigkeiten, Missgunst, Bösartigkeit, Liebe, tiefer Freundschaft, Schuld und Trauer. Mathilde ist eine liebenswerte Protagonistin. Die vielen facettenreichen und authentischen Charaktere sowie ein gut ausgedachtes Geschehen bereiten ein wahres Lesevergnügen. Der Schreibstil ist flüssig, spannend und verständlich. So möchte man das Buch kaum aus der Hand legen und die 700 Seiten sind fast zu schnell gelesen.

Aus meiner Sicht ist auch der zweite Band dieser Familiensaga sehr gut gelungen und ich gebe eine klare und eindeutige Leseempfehlung. Ich bin schon sehr auf die weitere Geschichte des Löwenhofs im dritten Buch gespannt.