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Havers
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Insgesamt 1378 Bewertungen
Bewertung vom 16.01.2022
Das Versprechen
Galgut, Damon

Das Versprechen


ausgezeichnet

Romane, die sich mit den politischen Verhältnissen in Südafrika auseinandersetzen, gibt es viele, aber keiner ist so brillant wie „Das Versprechen“, der zurecht vergangenes Jahr mit dem Booker Prize ausgezeichnet wurde. Über einen Zeitraum von über drei Jahrzehnten nimmt uns der südafrikanische Autor Damon Galgut mit in eine wohlhabende Farmersfamilie und zeigt uns deren allmählichen Verfall, der ursächlich mit einem nicht eingelösten Versprechen einhergeht.

Ende der achtziger Jahre, die Apartheid neigt sich, zumindest auf dem Papier, dem Ende zu. Die Swarts, weiße Oberschicht, Vater, Mutter und drei Kinder. Rachel, die Mutter, liegt im Sterben und ringt ihrem Ehemann das Versprechen ab, der schwarzen Frau, die sie während ihrer Krankheit hingebungsvoll gepflegt hat, das Häuschen auf dem Land der Familie, in dem sie lebt, zu übereignen. Einzig Amor, die jüngste Tochter, ist Zeugin dieses letzten Wunsches und ein Leben lang von diesem Schuldgefühl des nicht eingehaltenen Versprechens geplagt, denn so schnell es gemacht wird, so schnell wird es auch schon vergessen. Und wie der Putz von den Wänden des einst herrschaftlichen Wohnsitzes bröckelt, so zerfällt auch die Familie in den kommenden Jahrzehnten und löst sich allmählich auf. Es dauert über dreißig Jahre, bis das Versprechen eingelöst und der Wunsch der Sterbenden erfüllt wird.

Die Beschreibung dieser dysfunktionalen Familie auf dem Weg zwischen Schuld und Vergebung steht stellvertretend für die südafrikanische Post-Apartheid Gesellschaft. Beide eint die Suche nach Erlösung, wissend, dass sie ihre Versprechen von Freiheit, Gerechtigkeit, Versöhnung und Gleichheit nicht eingelöst haben. Über dreißig Jahre sind seither vergangen, und dennoch sind die großen Veränderungen in der Regenbogennation bis heute ausgeblieben. Nichts ist gut in Südafrika.

Bewertung vom 14.01.2022
Der Schattenkönig
Mengiste, Maaza

Der Schattenkönig


sehr gut

Was wissen wir über Äthiopien? Nicht viel. Binnenstaat am Horn von Afrika, gebeutelt von Bürgerkriegen, Vielvölkerstaat, dessen Geschicke über viele Jahrzehnte von dem im westlichen Ausland hochangesehenen absolutistischen Herrscher Haile Selassie (1892 -1975), dem Negus Negest, gelenkt wurden. Unterbrochen wurde seine Regierungszeit lediglich während des Abessinienkriegs, in dem er 1936 das Land verließ und ins Exil nach England floh und erst 1941 mit Hilfe der Briten zurückkehrte.

Und über den von 1935 bis 1941 dauernden Abessinienkrieg wissen wahrscheinlich die meisten von uns noch weniger. Im Oktober 1935 marschierten Mussolinis Truppen zur „Gewinnung neuen Lebensraums“ in Äthiopien ein und nahmen das Land völkerrechtswidrig in die Zange. Trotz des Einsatzes von chemischen Massenvernichtungswaffen gelang es ihnen jedoch nicht, weite Teile im Norden, die von abessinischen Patrioten gehalten wurden, unter ihre Kontrolle zu bringen.

Was noch weniger bekannt ist, in den Reihen der Widerständler kämpften auch Frauen an vorderster Front. Und davon erzählt die in Äthiopien geborene amerikanische Autorin Maaza Mengiste in ihrem Roman „Der Schattenkönig“ (2020 auf der Shortlist des Booker Prize) und möchte damit diesen Frauen ein Denkmal setzen.

Hundertprozentig gelungen ist dies allerdings nicht, auch wenn sie Hirut, eine junge Frau in Diensten eines kaiserlichen Offiziers, ins Zentrum rückt. Vielmehr macht es den Eindruck, dass Mengiste den historischen Gegebenheiten nicht die Aufmerksamkeit schenkt, die sie verdient hätten. Der Roman ist eher ein Heldengesang, in dem der abwesende Kaiser glorifiziert wird, obwohl er sein Volk in dieser schwierigen Zeit im Stich im gelassen hat. Denn es ist ein Doppelgänger Selassies, der dessen Rolle übernimmt, hoch zu Ross auf den Schlachtfeldern erscheint, als „Schattenkönig“ den Kämpfenden Mut macht und sie antreibt.

Etwas weniger Heldenverehrung, dafür konzentrierteres Schauen auf die Rolle der Frauen in diesem Krieg, hätte dem Roman sicher nicht geschadet.

Bewertung vom 12.01.2022
Zum Paradies
Yanagihara, Hanya

Zum Paradies


ausgezeichnet

Drei Jahrhunderte, drei Geschichten, ein Roman. Alles miteinander verbunden durch ein Haus am Washington Square, aber auch durch die immer gleichen Namen, die für die Personen verwendet werden, die im Zentrum des jeweiligen Abschnitts stehen. Das lässt zwar auf den ersten Blick eine Kontinuität vermuten, aber weder ähneln sich ihre Lebensumstände noch die Art und Weise, wie sie die Schwierigkeiten und Herausforderungen des Lebens anpacken. Dreimal „Was wäre, wenn“, dreimal die Vereinigten Staaten als Rahmen. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft einer Gesellschaft.

Der Roman hat mich gefordert, und das lag weniger an dem Umfang als vielmehr an der Vielfalt der Themen, die die Autorin verarbeitet. Über allem steht das Sehnen nach Liebe, nach dem persönlichen Paradies. Der Weg dahin, oftmals beschwerlich und mit Hindernissen gespickt.

Hoffnung, Realität, Vision. Scheint im ersten Teil noch alles möglich, werden die Freiheiten in Teil 2 durch das Auftreten und die Verbreitung der stigmatisierenden „Krankheit“ schon merklich eingeschränkt, zumindest für Teile der Bevölkerung. Im dritten Teil, angesiedelt in einer Zukunft, die keine/r von uns so je erleben möchte, hat ein totalitaristisches System die Kontrolle übernommen. Überwachung und engmaschige Vorschriften bestimmen den Alltag, der freie Wille gehört der Vergangenheit an, die Menschen scheinen die Fähigkeit zu lieben verloren zu haben.

„Zum Paradies“ konfrontiert uns nicht nur mit utopischen Aussagen, sondern greift gesellschaftliche Strömungen und Veränderungen auf, die wir in ihren Ansätzen bereits jetzt beobachten können. Yanagihara gibt uns jede Menge Denkanstöße mit auf den Weg. Sie appelliert an uns, die Verhältnisse zu hinterfragen, Privilegien und Ausgrenzung nicht zu akzeptieren, und schlussendlich dafür Sorge zu tragen, dass jedem Menschen der Zutritt zum Paradies gewährt wird.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.01.2022
Totstück
Mina, Denise

Totstück


ausgezeichnet

Bei Margo läuft es momentan nicht rund. Ihre Adoptivmutter ist gestorben und ihre Beziehung steht vor dem Aus. Sie ist schwanger, möchte wissen, wo sie herkommt und sucht deshalb nach ihrer leiblichen Mutter. Die Adoptionsagentur vermittelt ihr den Kontakt zu deren Schwester Nikki, und was diese ihr erzählt, ist für sie mehr als schockierend. Susan war eine drogenabhängige Prostituierte und wurde wenige Monate nach Margos Geburt brutal ermordet. Die Ermittlungen der Polizei? Oberflächlich und ergebnislos. Kein Wunder, ist Susan doch ein „Totstück“, deren Tod niemand kümmert. Ausgegrenzt nicht nur während ihres Lebens, sondern auch noch im Tod.

Nikki bringt es auf den Punkt: „Früher in New York, wenn da Obdachlose umgebracht wurden, haben die Cops die Akte mit dem Vermerk NHI abgelegt: No Humans Involved. Nicht mal menschlich. Wenn unsereins umgebracht wird, nennen sie uns „Totstücke“, als ob wir von vornherein nie wirklich lebendig gewesen wären“. (S. 143).

Margo hingegen, so Nikkis Überlegung, sei schon aufgrund ihres Berufs als Ärztin ein respektiertes Mitglied der Gesellschaft und könnte so dafür sorgen, dass die Ermittlungen wieder aufgenommen werden und der Mörder seiner gerechten Strafe zugeführt wird. Aber sie zwingt sie auch dazu, ihre Weltsicht zu hinterfragen: „.. wahrscheinlich macht man so einen Job doch nur, wenn man irgendwie traumatisiert ist.“ Nikki schließt die Augen. „ARM“ sagt sie entnervt. „Sie war arm...Deshalb haben wir es gemacht.“ (S.142)

Es ist nicht die Suche nach dem Täter, die im Zentrum dieses Romans steht, es ist vielmehr die Frage, wie eine Gesellschaft mit Menschen umgeht, die weder Prestige noch Macht und vor allem keine Lobby haben. Basierend auf einer realen Mordserie unter Glasgows Prostituierten in den Achtzigern stellt Mina die Frage, ob wir es zulassen sollten, dass Status und Privilegien den Wert eines Todesopfers bestimmen, denn „jede/r Tote zählt“. Nachdrücklich empfohlen.

Bewertung vom 06.01.2022
Milch oder Blut
Cody, Liza

Milch oder Blut


sehr gut

Wer einen 08/15 konventionell gestrickten Spannungsroman erwartet, ist bei Liza Cody an der falschen Adresse. Ob nun die Protagonistin aus dem in diesem Genre üblichen Rahmen fällt, oder die Story sich in eine unvorhersehbare Richtung entwickelt…bei dieser Autorin muss man mit allem rechnen, denn sie überrascht immer wieder mit ihrem Ideenreichtum.

Eine Woche im Leben von Seema Dahami, die bei einem Pub-Besuch mit ihren Freundinnen die Bekanntschaft eines älteren Herrn macht. Ein Charmeur der alten Schule, kultiviert, vermögend, ohne Dreck unter den Fingernägeln. Ganz anders als Seema, die ihren Lebensunterhalt als Stadtgärtnerin verdient. Sie kann sich Lazaros Charisma nicht entziehen, genießt das Interesse, das er zeigt, nimmt sein Angebot an, sie in seiner komfortablen Limousine nach Hause fahren zu lassen und lehnt auch das Opiumpfeifchen nicht ab, das er ihr anbietet. Auf sein Drängen hin verabreden sie sich wieder, sie soll einen Dachgarten für ihn gestalten, aber alle diese Treffen finden nachts in seiner Villa statt. Die Warnung einer Freundin schlägt Seema in den Wind, obwohl ihr manches seltsam vorkommt. Die seltsamen Flecken an ihrem Hals, das unerklärliche Nasenbluten und die Fressorgie, bei der sie entgegen ihrer jüdischen Erziehung einen blutigen Cheeseburger verschlingt. Und dann wird auch noch ihre Mutter mit durchschnittener Kehle aufgefunden…

„Milch oder Blut“ ist ein wilder, stellenweise verwirrender Mix aus Krimihandlung, jüdischen Traditionen und Blutsauger-Story, der sich zwischen Realität und Fantasie bewegt und die Grenzen zwischen Lüge und Wahrheit verwischt. Das muss man mögen, und wenn man sich darauf einlassen kann, wird man mit einer ungewöhnlichen, spannenden und unterhaltsamen Geschichte belohnt.

Bewertung vom 05.01.2022
Thirteen / Eddie Flynn Bd.4
Cavanagh, Steve

Thirteen / Eddie Flynn Bd.4


sehr gut

Im englischsprachigen Ausland ist der nordirische Autor und ehemalige Bürgerrechtsanwalt Steve Cavanagh längst kein Unbekannter mehr. Und nachdem er sich bei der Vergabe des Theakston‘s Old Peculier Crime Novel of the Year Award 2019 gegen u.a. Val McDermid, Mick Herron und Liam McIlvanney durchsetzen konnte, bekommt er nun endlich auch hierzulande die Aufmerksamkeit, die er verdient.

Die Ausgangssituation in diesem vierten Band der Thrillerreihe um den Strafverteidiger Eddie Flynn (bisher liegen in der deutschen Übersetzung Bd. 1 und 2 vor) ist genretypisch: Bobby Solomon, Hollywoods neuer Liebling, ist angeklagt, seine Ehefrau und deren Liebhaber ermordet zu haben. Er beteuert seine Unschuld, aber sämtliche Indizien sprechen gegen ihn. Als der mit dem Fall betraute Staranwalt sein Mandat niederlegt, übernimmt Flynn die Verteidigung. Unterstützt von der ehemaligen FBI-Agentin Harper "Leck mich“ überprüft er die vorliegenden Beweise und stößt auf Ähnlichkeiten mit Mordfällen, bei denen sämtliche Täter zweifelsfrei schuldig gesprochen und verurteilt wurden. Aber es gibt ein Indiz, das alle diese Fälle miteinander verbindet…

Da Cavanagh die Story in alternierenden Kapiteln aus der Sicht des Verteidigers sowie des mörderischen Jury-Mitglieds erzählt, bleibt die Spannung permanent auf hohem Niveau. Man ist jederzeit nah an dem aktuellen Geschehen und der Gedankenwelt der beiden Protagonisten, die sich in ihrer methodischen Vorgehensweise gar nicht so unähnlich sind. Aber obwohl „Thirteen“ über weite Strecken mit hohem Tempo aufwartet, gibt es doch auch einige Längen und Ungereimtheiten in diesem Katz-und-Maus Spiel, wie z.B. die Todesfälle innerhalb der Jury. Warum werden diese nicht unter die Lupe genommen und genauer untersucht? Täter und Motiv? Ziemlich schnell offensichtlich. Und dennoch kann man sich der Faszination dieses clever geplotteten Justizthrillers nicht entziehen.

Bewertung vom 05.01.2022
Th1rt3en
Cavanagh, Steve

Th1rt3en


sehr gut

Im englischsprachigen Ausland ist der nordirische Autor und ehemalige Bürgerrechtsanwalt Steve Cavanagh längst kein Unbekannter mehr. Und nachdem er sich bei der Vergabe des Theakston‘s Old Peculier Crime Novel of the Year Award 2019 gegen u.a. Val McDermid, Mick Herron und Liam McIlvanney durchsetzen konnte, bekommt er nun endlich auch hierzulande die Aufmerksamkeit, die er verdient.

Die Ausgangssituation in diesem vierten Band der Thrillerreihe um den Strafverteidiger Eddie Flynn (bisher liegen in der deutschen Übersetzung Bd. 1 und 2 vor) ist genretypisch: Bobby Solomon, Hollywoods neuer Liebling, ist angeklagt, seine Ehefrau und deren Liebhaber ermordet zu haben. Er beteuert seine Unschuld, aber sämtliche Indizien sprechen gegen ihn. Als der mit dem Fall betraute Staranwalt sein Mandat niederlegt, übernimmt Flynn die Verteidigung. Unterstützt von der ehemaligen FBI-Agentin Harper "Leck mich“ überprüft er die vorliegenden Beweise und stößt auf Ähnlichkeiten mit Mordfällen, bei denen sämtliche Täter zweifelsfrei schuldig gesprochen und verurteilt wurden. Aber es gibt ein Indiz, das alle diese Fälle miteinander verbindet…

Da Cavanagh die Story in alternierenden Kapiteln aus der Sicht des Verteidigers sowie des mörderischen Jury-Mitglieds erzählt, bleibt die Spannung permanent auf hohem Niveau. Man ist jederzeit nah an dem aktuellen Geschehen und der Gedankenwelt der beiden Protagonisten, die sich in ihrer methodischen Vorgehensweise gar nicht so unähnlich sind. Aber obwohl „Thirteen“ über weite Strecken mit hohem Tempo aufwartet, gibt es doch auch einige Längen und Ungereimtheiten in diesem Katz-und-Maus Spiel, wie z.B. die Todesfälle innerhalb der Jury. Warum werden diese nicht unter die Lupe genommen und genauer untersucht? Täter und Motiv? Ziemlich schnell offensichtlich. Und dennoch kann man sich der Faszination dieses clever geplotteten Justizthrillers nicht entziehen.

Bewertung vom 04.01.2022
Quick and Good
Ramsay, Gordon

Quick and Good


ausgezeichnet

Mittlerweile tragen immer mehr Kochbuchautoren/-autorinnen dem Umstand Rechnung, dass in der heutigen Zeit kaum noch jemand willens ist, sich für die Zubereitung eines Essens stundenlang in die Küche zu stellen. Wie sonst sollten sich die ständig steigenden Zahlen der verschiedenen Lieferdienste erklären? Und das erklärt auch den Trend der Spitzenköche, Rezepte für den Hausgebrauch zu entwickeln, in denen der Zeitfaktor eine wichtige Rolle spielt. Jamie Oliver kocht in 30 bzw. 15 Minuten, Nigella Lawson peppt mehr oder weniger gelungen Convenience auf, selbst von Alfons Schuhbeck gibt es ein Kochbuch für Gerichte, die nur 20 Minuten Zubereitungszeit benötigen.

Mit seiner neuesten Veröffentlichung „Quick and good“ reiht sich Gordon Ramsay, der umtriebige schottische Sternekoch, in diese Riege ein und verspricht „100 köstliche 30-Minuten-Rezepte“. Und ja, mit einem Minimum an Planung und Vorbereitung funktionieren diese auch. „Wer wenig Zeit zum Kochen hat, sollte in der Küche besonders kreativ sein“ (Einleitung, S. 7). Wenn man diesen Satz beherzigt die richtigen Garmethoden und Zutaten wählt, die mittlerweile in den meisten Supermärkten erhältlich sind, steht einem leckeren und abwechslungsreichen Essen nichts mehr im Wege.

Die Rezepte sind von den Einflüssen verschiedener Küchen geprägt. Neben mediterraner Pasta gibt es natürlich auch asiatische Bowls, eine Vielzahl nordafrikanischer Gemüsegerichte und raffiniert abgewandelte Klassiker. Die Unterteilung ist klassisch: Suppen und Salate, Fisch und Schalentiere, Geflügel, Fleisch, Vegetarische Hauptgerichte, Pasta, Reis und mehr, Dips und Beilagen. Und auch die Süßschnäbel kommen bei den 14 leckeren Desserts nicht zu kurz.

Die Zutaten sind separat aufgelistet, die Zubereitung im Detail beschrieben, ab und an gibt es noch Tipps und Tricks für die Erweiterung des Gerichts, falls man mehr Zeit zur Verfügung hat. Nicht zu vergessen das entsprechende Foto zu jedem Rezept, damit man sich eine Vorstellung davon machen kann, wie das Ergebnis aussehen sollte.

Nicht nur für Herdhelden ein empfehlenswertes Kochbuch mit inspirierenden und leckeren Rezepten, die zügig realisiert werden können und Abwechslung auf den Teller bringen.

P.S. Auch wenn Ramsays Manieren des Öfteren zu wünschen übrig lassen, kochen kann er.

Bewertung vom 25.12.2021
Wie wir töten, wie wir sterben - Shortlist Crime Cologne Award 2022
Arndt, Martin von

Wie wir töten, wie wir sterben - Shortlist Crime Cologne Award 2022


ausgezeichnet

1961: Zwei Agenten mit unterschiedlichem Hintergrund, die bereits in von Arndts Romanen „Rattenlinien“ und „Sojus“ zusammengearbeitet haben. Zwei Handlungsstränge, die auf den ersten Blick nicht miteinander zu tun haben: Dan Vanuzzi, amerikanischer „Freiberufler“ in Wartestellung, mittlerweile im Ruhrgebiet als Show-Boxer in gekauften Kämpfen unterwegs, wird von zwei dubiosen Franzosen engagiert. Er soll in der BRD untergetauchte Mitglieder der algerischen Befreiungsfront FLN aufspüren, denen Kriegsverbrechen zur Last gelegt werden. Zeitgleich sucht Ephraim Rosenberg für den Mossad nach dem mittlerweile entnazifizierten Arthur Florstedt, ehemals KZ-Kommandant von Buchenwald und Majdanek, sowie dessen Helfer Hermod Kaiser, um die beiden in Israel ihrer gerechten Bestrafung zuzuführen.

Die Beweggründe der beiden Protagonisten könnten nicht unterschiedlicher sein. Auf der einen Seite Rosenberg, der seine gesamte Familie und Freunde im Holocaust verloren hat und mit der Scham des Überlebenden kämpft, auf der anderen Seite Vanuzzi, ein Söldner, ein käuflicher Agent, der seine Dienste jedem zur Verfügung stellt, der genug bezahlt. Aber wenn es darauf ankommt, unterstützen sie einander, arbeiten Hand in Hand. Aber was ist mit der persönlichen Moral? Bleibt sie auf der Strecke?

Es ist ein interessantes und weitgehend unbekanntes Kapitel der europäischen Vergangenheit und der deutsch-französischen Beziehungen, das in „Wie wir töten, wie wir sterben“ thematisiert wird. Dass die Algerier sich von dem Joch der Kolonialmacht Frankreich befreien wollten, ist bekannt. Weniger geläufig ist die Tatsache, dass im Zuge des Unabhängigkeitskriegs auch auf deutschem Boden Sympathisanten und Angehörige sowohl der linken Front de libération nationale als auch der rechtsextremen OAS, einer Untergrundorganisation, gegründet von französischen Siedlern in Algerien, aktiv waren, um Unterstützer zu akquirieren und Gelder für die jeweilige Gruppierung auf- und einzutreiben.

Ein informativer und spannender Politthriller über Algerier, Deutsche und Franzosen mit überraschenden Wendungen, die mich an den Seiten kleben ließen. Lesen!

Bewertung vom 21.12.2021
Das Geheimnis
Sandberg, Ellen

Das Geheimnis


weniger gut

Mein erstes Buch von Ellen Sandberg und mit Sicherheit auch mein letztes. Es mag für viele Leserinnen ja eine schöne Abwechslung aus ihrem tristen Alltag sein, wenn ihnen das Leben der Reichen und Schönen mit ihren Pseudoproblemchen vorgeführt wird, aber vielleicht sollte sich die Autorin einmal vor Augen halten, dass es mit der Lebensrealität wenig zu tun hat, welches Designerkleid man morgens aus dem Schrank holt.

Krimis bzw. Spannungsromane können mehr. Mittlerweile gibt es glücklicherweise genügend Auswahl an Autorinnen, die Alltag und gesellschaftliche Problematiken in ihre Plots einarbeiten und dennoch gut unterhalten können. Dazu bedarf es allerdings einen Horizont, der über das bis zum Überdruss abgenudelten Thema von Schuld und Vergebung hinausreicht. Dazu noch dieses Frauenbild, das schlicht und ergreifend aus der Zeit gefallen ist und besser in die fünfziger Jahre passen würde.

Langatmig, seicht, voller Banalitäten – ein Ärgernis.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.