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hamburger.lesemaus
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Bargfeld-Stegen

Bewertungen

Insgesamt 333 Bewertungen
Bewertung vom 26.10.2022
Die Welt kippt
Tschischwitz, Heiko von

Die Welt kippt


sehr gut

Wichtiges Thema
„Jeder Einzelne von uns acht Milliarden hat ein Gehirn, das leistungsfähiger ist als das jeder anderen Spezies auf der Erde. Gemeinsam aber taugen wir zu nichts, verhalten uns dümmer als jedes Tier und versenken den Karren mit Vollgas im Dreck." (S.109)

Die Welt kippt
Heiko von Tschischwitz

2024: Die junge Klimaaktivistin Tessa Hansen lernt bei einer Debatte die Finanz-Investorin Shannon O’Reillly kennen. Wider Erwarten erkennt Tessa, das Shannon und sie die gleichen Ziele verfolgen - beide wollen eine Klimakatastrophe verhindern, doch Shannon hat eine ganz andere Strategie und verfolgt diese ohne Skrupel. Beide Frauen beginnen eine Affäre, die auf eine harte Probe gestellt wird, als Shannon in ein klimaneutrales Projekt der Chinesen investiert.

Der von den Grünen gestellte Bundeskanzler kann sich gegen die konservativen Koalitionspartner zum Thema Klimawandel nicht durchsetzen. Schon lange hat Deutschland den Zug verpasst Vorreiter alternativer Energien zu sein. Eines Tages stellt er fest, dass das Klimaproblem zu gross ist und ohne Chinas Hilfe nicht gelöst werden kann.

China verfolgt unterdessen eigene Ziele und kauft 1500 Quadratkilometer Wüste im Sudan. “Derjenige, der die globale Energieversorgung kontrolliert, beherrscht am Ende die Welt.“ (S.219)

Der Autor Heiko von Tschischwitz, Gründer von Licht-Blick, dem ersten und größten Ökostromanbieter, hat hier ein beeindruckendes und wichtiges Debüt geschrieben.

Zu Beginn hatte ich Schwierigkeiten in das Buch zu finden: Die Personen waren mir zu oberflächlich beschrieben und wenn ein Mann über Gefühle schreibt, die zwei Frauen beim Sex empfinden, stellen sich mir die Nackenhaare auf, aber nachdem die einzelnen Handlungsstränge dann zusammenliefen, konnte mich das Buch überzeugen. Die Sicht aus den verschieden Blickwinkeln, gerade im Bereich der Politik und die vielen Klima-Informationen, waren hoch interessant. Auch das Ende mit dem Plot gefiel mir.

Fazit:
Der Autor schafft es uns wachzurütteln, ohne mit dem Finger auf uns zu zeigen oder und zu maßregeln - ES IST 5 VOR 12 UND ES GIBT DEN KLIMAWANDEL!
Leseempfehlung von mir!

Bewertung vom 15.10.2022
All I (don't) want for Christmas / Love Songs in London Bd.1 (MP3-Download)
Krüger, Tonia

All I (don't) want for Christmas / Love Songs in London Bd.1 (MP3-Download)


ausgezeichnet

All I (don’t wan’t) for Christmas
Tonia Krüger

Ach, da ist es wieder: Ein etwas kitschiges Cover und eine Liebesgeschichte - mag ich doch eigentlich gar nicht. Aber mittlerweile sollte ich aufhören diesen Satz immer zu wiederholen, denn in der Vergangenheit haben mir doch so einige Liebesgeschichten gefallen und für das Weihnachtsflair mag ich Geschichten, die in der Weihnachtszeit spielen und wo ich gerade dabei bin, ich kann es gleich vorwegnehmen:
5 Sterne von mir. So eine liebenswerte Geschichte!

Bewertung vom 07.10.2022
Unsre verschwundenen Herzen
Ng, Celeste

Unsre verschwundenen Herzen


ausgezeichnet

Dystopie oder im Jetzt?

Unsre verschwundenen Herzen
Celeste Ng,
aus dem amerikanischen Englisch von Brigitte Jakobeit

In ihrem Vorwort schreibt Celeste Ng, dass sie eigentlich einen Roman über eine Mutter mit ihrem heranwachsenden Sohn schreiben wollte, doch aktuelle Auseinandersetzungen veränderten ihre Geschichte.

Worum geht es?
Bird war 9 Jahre alt, als er vor 3 Jahren von seiner Mutter Margaret, einer amerikanisch-chinesischen Lyrikerin, verlassen wurde. Seitdem reden sein Vater und er nicht mehr über sie. Sie ist eine persona non grata. Leute sagen, sie sei eine Aufwieglerin, eine, die Demonstranten angeführt hat. Sie ist eine PAOs - Person of Origin - und die Asiaten sind schliesslich an allem Schuld, sagt die PACT.

Damals in Amerika, bevor Bird geboren wurde, gab es goldene Jahre, aber dann kam es zur Krise. Immer öfter konnten Menschen die hohen Mietpreise nicht zahlen. Zwangsräumungen waren an der Tagesordnung. Die Vermieter setzten diese, zusammen mit ihren Möbel, auf die Strasse. Ganze Wohnblöcke waren verlassen. Krankenhausrechnungen konnten nicht mehr bezahlt werden. Die Menschen plünderten. Läden und Fabriken schlossen. Die Strassen waren für keinen mehr sicher. Dann kamen die Pandemien hinzu.
Erst PACT - Preserving American Culture and Traditions Act - stellten wieder Ordnung her. Allerdings mit einem schlimmen Unterdrückungsinstrument: das Herausnehmen von Kindern aus vermeintlich subversiven Familien. PACT versprachen amerikanische Werte zu schützen, doch mit ihnen zogen Misstrauen, Bespitzelung und Rassismus im Land ein.

Eines Tages findet Bird eine mysteriöse Zeichnung im Briefkasten, die seine Mutter angefertigt hat. Zusätzlich sieht er immer öfter den Schriftzug „All our missing hearts“ an Mauern gesprüht, ein Gedicht, das seine Mutter einst verfasst hat. Bird beschliesst die Wahrheit über seine Mutter herauszufinden.

Wow, dieses Buch regt zum Nachdenken an. Ng hat hier eine Dystopie geschrieben, aber so viele Elemente sind aus der Realität. Hat die USA nicht vor kurzem China bezichtigt, Schuld an einem Virus zu haben? Und der Iran wirft heuer der USA Protestunterstützung vor. Und was ist mit unseren hohen Strom- und Gaspreisen? Wo soll das hinführen?
Ng hat hier ein brisantes Buch geschrieben. Ein Buch was trotz kleineren Längen bei mir nachwirken wird.
4½/ 5 Sterne

Bewertung vom 04.10.2022
Das Leuchten der Rentiere (eBook, ePUB)
Laestadius, Ann-Helén

Das Leuchten der Rentiere (eBook, ePUB)


sehr gut

Das Leuchten der Rentiere
Ann-Helén Laestadius,
übersetzt von Maike Barth

Die Sámi Elsa ist neun Jahre alt, als sie beobachtet, wie ihr junges Rentierkalb ermordet wird. Sie hat den Täter erkannt, bestreitet dieses aber später vor der Polizei und ihren Eltern - viel zu gross ist ihre Angst vor dem Täter Robert.

Elsas Eltern sind, wie viele andere Samen auch, Rentierhalter. Die Tiere werden von Generation zu Generation an die Söhne weitervererbt.

Immer wieder kommt es vor, dass Rentiere von Wilderern erst gequält und anschließend getötet werden.
Die Polizei guckt weg. Sie behandeln diese toten Tiere als Sachbeschädigung und legen diese Anzeigen, ohne weitere Ermittlungen, zu den Akten.

Die Samen sind eine Minderheit und es fehlt an gesellschaftlicher Akzeptanz. Ihr heutiges Siedlungsgebiet, Sápmi, erstreckt sich von der Gemeinde Idre in der Provinz Dalarnas län im Süden über die nördlichen Teile Schwedens, Norwegens und Finnlands.

In drei Teilen schreibt Ann-Helén Laestadius ihre Geschichte über Elsa, deren Familie und den Kampf gegen die Unterdrückung, Rassismus und Gleichberechtigung.

Meine Meinung:
Auch wenn das Buch, gerade zu Beginn, kleinere Längen hat, konnte mich das Buch überzeugen.
Der Einblick in den Konflikt der Samen zu ihren Nachbarstaaten hat mich schockiert. Der Rassismus und auch die Tierquälerei der Wilderer waren so realistisch dargestellt, dass ich das Buch zur Seite legen musste.

Die Traditionen der Samen und die Landschaftsbeschreibungen sind wunderbar herausgearbeitet, ich hatte zeitweise das Gefühl mitten im Geschehen zu sein.
Da ich wenig über die Problematik in Fennoskandinaviens wusste, bin ich froh diesen Rückstand aufgeholt zu haben.
Sehr Lesenswert!

Bewertung vom 02.10.2022
Eine Liebe in Pjöngjang (eBook, ePUB)
Stichmann, Andreas

Eine Liebe in Pjöngjang (eBook, ePUB)


weniger gut

Eine liebe in Pjöngjang
Andreas Stichmann ...

… hat es auf die #longlist2022 geschafft. Warum, ist mir ein Rätsel. Die Sprache reicht von poetisch bis gewöhnlich:

„In einer Affenanstrengung streifte der Mond eine Wolke ab, um ihnen zuzusehen.“ (Tolino S. 81)

Möchtet ihr noch ein Beispiel?

„Bald zogen sich rote Striemen über das Fleisch, unter dem sich drachenhaft die Wirbelsäule versteckte. Es war eine Wellnessmassage von unzeitgemäßer Härte. Der Wind feuerte sie kalt und heiß an. In Claudias ausgestreckter Tatze steckte die Schnapsflasche. (Tolino S. 83)

Hmmm … Nicht mein Geschmack von Poesie.

Aber worum geht es überhaupt?

Die 50-jährige Claudia Aebischer reist mit einer Delegation nach Pjöngjang um dort an den Feierlichkeiten, der Eröffnung einer Deutschen Bibliothek, teilzunehmen.
Diese Reise soll ihre Letzte sein, anschließend möchte sie sich zur Ruhe setzen.
Dort angekommen, trifft sie auf Sumni, Germanistin, Dolmetscherin und Agentin der DVRK und verliebt sich in sie. Zwei grundverschiedene Kulturen, die aufeinander treffen.
Ob diese Liebe bestehen kann, müsst ihr selber herausfinden.


Von mir gibt es 2/ 5 Sterne und auch nur deshalb, weil der Autor die karge, distanzierte und empathielose Stimmung einfangen konnte, die in Nordkorea herrscht.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.10.2022
Café Leben (MP3-Download)
Leevers, Jo

Café Leben (MP3-Download)


ausgezeichnet

Café Leben
Jo Leeves,
aus dem Englischen von Maria Hochsieder


Die 32-jährige Henrietta Lockwood führt in London ein Einsiedlerdasein. Sie wohnt alleine, hat weder einen Partner noch Kinder - ihr einziger Kontakt ist ihr etwas verkorkster Hund Dave.
Als gescheiterte Bibliothekarin braucht sie dringend einen Job. Ihr Lebenslauf trägt allerdings nicht dazu bei gute Chancen und Auswahl auf dem Arbeitsmarkt zu haben: lückenhaft und abrupt endeten ihre Arbeitsverhältnisse.
So bewirbt sie sich auf eine eigentlich uninteressante Stellenanzeige eines Hospiz. Dort wird jemand für das Projekt ‚Lebensbücher‘ gesucht. Patienten des Hospiz sollen ihre Lebensgeschichten niederschreiben lassen, '‘denn jeder Mensch hat eine Lebensgeschichte’’, so der Werbeslogan.

Henrietta bekommt den Job. Ihr neuer Arbeitsplatz befindet sich im Café Leben, das sich im Parterre des Hospiz befindet.
Dort trifft sie die 66-jährige Krebspatientin Anni, die nur noch ein paar Wochen zu Leben hat. Annie erzählt ihre Lebensgeschichte, aber sie ist dabei schlecht gelaunt und immer auf Abstand bedacht, fast so, als fände sie es belastend ihre Geschichte zu erzählen. Als sie an dem Punkt ankommt, wo sie vom Tode ihrer Schwester berichtet, versucht sie diesen auf ein paar kleine Sätze zu reduzieren. Auf Rückfragen seitens Henrietta reagiert sie fast aggressiv. Henrietta bemerkt schnell, dass Anni ihr irgendetwas verheimlicht, und beginnt, hinter Annis Rücken, den Tod der Schwester zu recherchieren.

Wer jetzt denkt, dass hier eine schnulzige Geschichte kommt, den muss ich enttäuschen. Die Geschichte entwickelt sich zu einem kleinen Krimi, der wirklich gut aufgebaut ist.
Von Anfang an habe ich den Sprecherinnen des Hörbuchs, Nora Jokhosha, Tanja Fornaro und Heike Warmuth, gerne zugehört. Der Schreibstil der Autorin ist leicht und flüssig.
Alles in einem, wirklich gute Leseunterhaltung.
4½/ 5

Bewertung vom 28.09.2022
Auf See (MP3-Download)
Enzensberger, Theresia

Auf See (MP3-Download)


gut

Yada wächst in einer nicht explizit genannten Zukunft, auf einer schwimmenden Seestatt in der Ostsee, auf. Ihr Vater hat die wabenförmige Insel einst erbaut, um sich und andere vor der chaotischen und untergehenden Welt zu retten.
Ihr Tagesplan ist straff: Online wird sie vormittags von den besten Lehrern unterrichtet, am Nachmittag folgen Sport und dann wieder Unterricht, bis sich das Licht automatisch um 21 Uhr ausschaltet.
Yada ist alleine. Sie hat weder Zugang zum Internet, noch Freunde. Ihre Mutter starb an einer rätselhaften Krankheit und ihr Vater ist viel auf Reisen.

Eines Tages erfährt sie, dass die Angestellten auf dem Angestelltenboot gar nicht freiwillig auf der Seestatt sind. Als ihr Vater wieder auf Reisen ist, sucht sie auf seinem Computer nach Antworten und findet mehr als diese.

Helen ist Künstlerin und Anführerin einer Sekte, dessen Gründung sie eigentlich nie bewusst im Visier hatte - aus Spass hat sie nämlich ein Orakel vorhergesagt und dieses in YouTube gepostet. Als diese Vorhersagen nacheinander wirklich eintrafen, wurde sie von immer mehr Leuten als eine „Wissende“ angesehen.


In mehreren Erzählsträngen und in einem angenehmen und anspruchsvollen Schreibstil erzählt Theresia Enzenberger ihre Dystopie:
- Yada, eine Coming-of-Age-Geschichte
- Helena
- Ein sogenanntes Archiv, wo historische Geschehnisse erzählt werden
- Zu einem späteren Zeitpunkt: Yada und Helena gemeinsam


Währen mich zu Beginn die Handlung und der Handlungsort, besonders der von Yada, wirklich packen konnte, so liess mein Interesse ab dem Zusammentreffen von Yada und Helena ganz plötzlich nach.
Die versprochene Dystopie blieb aus. Alles was am Anfang dramatisch wirkte, löste sich in Luft auf. Wirklich schade.

Nüchtern und eher empathielos liest die Autorin selbst ihre Geschichte. Die Stimme hätte mich bei jedem anderen Buch gestört, hier passte sie allerdings perfekt.

Leider konnte mich das Buch nicht durchgängig überzeugen.
3 /5

Bewertung vom 22.09.2022
Ein simpler Eingriff
Inokai, Yael

Ein simpler Eingriff


sehr gut

Meret ist Krankenschwester und das mit Leib und Seele. Als eine neue Methode entwickelt wird, den meist weiblichen Patientinnen mit Hilfe eines kleinen Eingriffes die Wut zu nehmen, ist Meret die bevorzugte Assistentin des Operateurs. Mit Hilfe eines spitzen Werkzeuges bohrt der Arzt ein Loch in den Kopf, dieser Eingriff ist schmerzfrei, nur hinterher könnten kleinere Probleme auftreten. Anschliessend hat die Patientin dann keine starke Persönlichkeit mehr und fügt sich so besser in ihr neues Leben ein.

Während Meret zu Beginn noch an diese neue Technik glaubt, kommen ihr im Laufe der Geschichte immer mehr Zweifel …

Gleichzeitig verliebt sich Meret in ihre Kollegin Sarah. Eine Liebesgeschichte beginnt, die unbedingt geheim gehalten werden muss, denn auch "so eine Störung und Neigung wie die Ihre, muss nicht unbehandelt bleiben“. (S.177 Tolino)

Ein simpler Eingriff
Yanel Inokai

Eine gute und fein erzählte literarische Geschichte.
Mich konnte dieser Roman überzeugen. Kurze Kapitel in einem schmalen Buch und auf jeden Fall zu Recht auf der #longlist2022
4/ 5

Bewertung vom 21.09.2022
Verbrenn all meine Briefe
Schulman, Alex

Verbrenn all meine Briefe


ausgezeichnet

Verbrenn all meine Briefe
Alex Schulman

Alex Schulman hat schon immer gespürt, dass in seiner Familie eine ganz besondere grosse Wut steckt.
Erst als seine eigenen Kinder heulend vor ihm stehen und sie regelrecht Angst vor ihm haben, wird ihm das bewusst.
Bei einer Familienaufstellung stellt er fest, dass alle Familienmitglieder mütterlicherseits völlig zerstritten sind. Die Ursache hierfür ist sein Großvater Sven Stolpe. Dieser war ein berühmter schwedischer Schriftsteller, hoch gelobt für seine Bücher. Doch in Wirklichkeit war er ein Tyrann, ein cholerischer Narzisst, exzentrisch, ein Mann ohne Empathie und ein Ehemann, der seine Frau beleidigt, gedemütigt und gewalttätig bedrängt hat.

Alex Schulmann beschreibt seine Geschichte in drei Erzählsträngen:

- 1932: Das Ehepaar Stolpe zieht vorübergehend in die Sigtuna-Stiftung, dort will Sven ungestört an einem Theaterstück schreiben. Die 24-jährige Karin Stolpe lernt den (noch) unbekannten Dichter Olof Lagercrantz kennen und verliebt sich in ihn. Ihre Liebe entfacht sofort, aber ihr Ehemann Sven demütigt sie vor allen Leuten und zwingt sie dazu mit ihm abzureisen.
Karin und Olof schreiben sich Briefe. Wird Karin ihren grausamen Mann verlassen?

- 1988: Der kleine Alex besucht regelmässig seine Großeltern. Er liebt die Nähe zu seiner liebevollen Oma. Seinen Großvater hingegen fürchtet er. Immer wieder bekommt der junge Alex mit, wie der Grossvater seine Frau unter Druck setzt. Eines Tages findet er Briefe in dem Schrank seiner Grossmutter. Zu spät bemerkt er, dass er einen großen Fehler machte, als er die Briefe seinem Grossvater zeigte.

- Alexander heute: Seine Großeltern sind bereits tot und er versucht alles über sie in Erfahrung zu bringen, indem er Svens Tagebücher, Bücher und Briefe, die ein gewisser Olof verfasst hat, liest, wodurch er Karins und Svens Lebenslüge aufdeckt.
Hierbei stellt er erstaunlicherweise fest, dass sich alle Bücher seines Großvaters mit nur einem Thema beschäftigen, nämlich mit dem Ehebruch seitens der Frau.

Ich habe dieses Buch wirklich gerne gelesen und mich keine Minute gelangweilt. Alex Schulman ist eine wunderbare Familienbiografie gelungen, dennoch muss ich sagen, dass es ein ganz kleines bisschen hinter meinen Erwartungen blieb, da ich sein letztes Buch so geliebt habe.
In Schweden wird dieses Buch, welches 2018 erschien, gerade verfilmt und ich kann mir einen Film zu diesem Buch sehr gut vorstellen.
Ständig hatte ich einen muffeligen Ernest Hemingway vor Augen, der hier Sven Stolpe hiess.
Leseempfehlung von mir.
4½/ 5

Bewertung vom 21.09.2022
Diese eine Entscheidung
Tuil, Karine

Diese eine Entscheidung


ausgezeichnet

Brisante Geschichte

Diese eine Entscheidung
Karine Tuil,
aus dem Französischen von Maja Ueberle-Pfaff


Alma ist 49 Jahre alt und hat drei Kinder, sie ist Ermittlungsrichterin in der Abteilung Terrorismusbekämpfung in Paris. Sie koordiniert ein Team, bestehend aus elf Anti-Terror Richtern und Staatsanwälten. Diese Richter agieren im Verborgenen. Sie führen Ermittlungen durch, sie befragen Verdächtige und deren mutmaßliche Komplizen, sie sprechen mit den Angehörigen der Opfer. Sie erheben keine Anklage, sie befassen sich nicht mit der Schuld. Ihre Aufgabe ist die Beweiserhebung und die Klärung des Sachverhalts, sie entscheidet am Ende darüber, ob ein Verdächtiger freigelassen oder in Haft bleibt.

Der 21-jährige Abdeljalil Kacem ist gemeinsam mit seiner jungen Frau Sonia und deren Baby an der Grenze von Syrien in die Türkei festgenommen wurden. Beide haben vor über einem Jahr Frankreich verlassen, ohne ihre Familien vorab zu informieren. Angeblich wollten sie nicht mehr in einem Land der „Ungläubigen" wohnen, ihre Idee war es, in Syrien für eine humanitäre Hilfe zu arbeiten. Dem jungen Paar gefiel es aber nicht in Syrien, ''sie hätten sich das anders vorgestellt'', ''man habe sie auch räumlich voneinander getrennt''. Sie wollten sofort zurück, doch Soldaten hatten ihnen ihre Pässe abgenommen.

Rückkehrer aus Syrien werden automatisch verhaftet. Alma und ihren Kollegen obliegt es, herauszufinden, ob Kacem zu einem Krieger oder Schläfer des IS ausgebildet wurde.
Auf Kacems Handy befinden sich Videos von Enthauptungen. Vor der Ausreise aus Frankreich wurde er plötzlich extrem religiös und Sonia konvertierte zum Islam.
Die Entscheidung, ihn aus der Haft zu entlassen, ihn als ungefährlich einzustufen, könnte bei einer Fehleinschätzung für viele Menschen in Frankreich fatale Folgen haben.

Tuil schreibt ihr Buch in zwei Erzählsträngen:
- Die Befragung des Inhaftierten Kacem
- Das berufliche und persönliche Leben der Richterin Alma

Karine Tuil hat hier ein ganz besonderes Buch, mit einem hoch brisanten, zeitgenössischem Thema geschrieben. Gut recherchiert, mit viel Gefühl baut sie in den ersten Seiten den Spannungsbogen auf, der bis zum Ende nicht abbricht. Das Buch liest sich wie ein Krimi und ich interpretiere aus der Danksagung am Ende des Buches heraus, dass einiges hier in der Geschichte auf einer wahren Begebenheit beruht.

Dieses Buch hat den Weg zu mir nur durch einen Zufall gefunden und leider muss ich auch sagen, dass ich an dem Buch, bezüglich des eher unscheinbaren Covers, wahrscheinlich vorbeigelaufen wäre.
Ich bin jetzt doppelt froh, dass ich dieses Buch lesen durfte, denn dieses ist ein absoluter #highlight.
5+/ 5

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.