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MB
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Rösrath

Bewertungen

Insgesamt 390 Bewertungen
Bewertung vom 12.06.2022
Und doch so fern
Di Paolo, Paolo

Und doch so fern


sehr gut

Das Ende als Anfang. Zweifelsohne hat Paolo di Paolo mit 'Und doch so fern' ein Buch geschrieben, welches man nicht so einfach aus der Hand legen und abhaken kann, stellt es doch auch die Frage nach unserer Herkunft; und dabei geht es nicht um die eine Herkunftsfamilie, der man entstammt - vielmehr handelt es sich um ein Spiel mit Möglichkeiten. So weiß niemand vor seiner Geburt, was später mal seine Geschichte, seine Familiengeschichte und wer die eigenen Eltern gewesen sein werden. Anhand von drei ungewollten Schwangerschaften dekliniert der Autor genau diese Möglichkeiten durch und verwendet dabei sowohl die Perspektive der werdenden Mütter wie auch die der Väter. Das Leben (so auch der Titel des Schlusskapitels) als ein Spiel. Und am Ende kommt dann schließlich das poetische Ich des Autors als weitere Perspektive hinzu - und hier laufen dann die drei Geschichten zusammen: Das potische Ich des Autors - zur Welt gebracht durch die Mütter aus den drei Geschichten; offen bleibt, durch welche von den dreien die Geburt erfolgte - jede hätte es sein können, so läuft das Spiel des Lebens! Der Außerirdische, so lässt der Autor sein poetisches Ich sich am Ende bezeichnen, ist durch die Geburt zu einem Irdischen geworden. Die Geschichte ist sehr gut und sehr sinnvoll aufgebaut, allerdings erschließt sich dies erst im letzten Kapitel, was es den Lesenden 'unterwegs' nicht immer ganz leicht macht; aber dafür entschädigt die sehr poetische Sprache. Lesenswert!

Bewertung vom 11.06.2022
Das Fundbüro der verlorenen Träume
Paris, Helen Frances

Das Fundbüro der verlorenen Träume


gut

Anrührig...
Manchmal überlege ich ja, ob die Covergestalter auch nur eine leise Ahnung haben, was der Inhalt der Seiten ist, für die sie den Auftrag haben, den Umschlag zu gestalten. Eine lilafarbene Damenhandtasche, eine aufgeblühte Tulpe... alles ein wenig sehr süßlich gehalten; ich muss zugeben, schon allein wegen dieses Buchcovers hätte ich den Roman "Das Fundbüro der verlorenen Träume" von Helen Frances Paris nie und nimmer in die Hand genommen. Dabei hat das Buch einiges zu bieten. Über den Inhalt kann man sich grob mittels des Klappentextes informieren. Es geht um Verluste. Auf der einen Ebene um die Arbeit von Dot in einem Fundbüro. Man ahnt als Leser allerdings sehr schnell, dass das Fundbüro 'nur' die Symbolebene der Geschichte ist. So ist es die größte Freude von Dot, die im Fundbüro gelagerten Gegenstände - fast schon zwanghaft - zu systematisieren und sich dafür zu engagieren, sie ihren Besitzern wieder zuführen zu können. Man wird das Gefühl nicht los, dass Dot auf diese Weise versucht, das eigene entglittene Leben wieder unter Kontrolle zu bekommen. Auf der tieferen Ebene geht es darum, wie es Dot gelingt, wieder in Kontakt mit den eigenen erlittenen Verlusten zu kommen: Ihr Vater hat sich suizidiert und ihre Mutter geht ihr immer mehr durch die Demenz verloren; und selbst ist sie alleinstehend und kinderlos, im Gegensatz zu ihrer Schwester. Ins Rollen kommt die Geschichte, als sie einem älteren Herren hilft, die verlorene Ledertasche seiner verstorbenen Frau zurückzubekommen und durch den neuen Chef die wohlvertraute Struktur an Dots Arbeitsplatz verlorengeht. Ja - das zentrale Thema ist das Wieder(zu sich) finden. Die Geschichte ist auf jeden Fall anspruchsvoller als das Cover es vermuten lässt.

Bewertung vom 29.05.2022
New York und der Rest der Welt
Lebowitz, Fran

New York und der Rest der Welt


sehr gut

Smile!
Die Textsammlung der Kolumnistin Fran Lebowitz wirkt zuweilen gemäß des Mottos 'Masse vor Klasse' - doch in der Tat, in der Masse der Kurztexte, Kolumnen und Glossen gibt es viel Klasse zu entdecken; und die Erfolgswahrscheinlichkeit dafür, einen wahren Schatz heben zu dürfen, ist eine wesentlich höhere, als bei der berühmt-berüchtigten Nadel im Heuhaufen. Entstanden ist eine Textsammlung, die man immer wieder zur Hand nehmen kann und sollte - an einem Stück unlesbar, weil man nämlich in einen wahren Leserausch geriete und es ein Zuviel des Guten wäre und jedes Zuviel ja bekanntlich den Genuss schmälerte. Was gibt es zu entdecken? Amüsantes, Nachdenkenswertes, auch aus der Zeit Gefallenes (... es sind die älteren Texte), Lästerliches, Bösartiges und ungemein vieles präzise auf den Punkt Gebrachtes. Die ungeheure Themenvielfalt enthüllt eine Fran Lebowitz, die eine hochanalytische Beobachterin ihrer Zeit ist. Kultur, Mode, Karriere, ganz viel New York und Lebensart, Ernährung, Älterwerden... Die Autorin scheint einfach zu allem etwas zu sagen zu haben, bleibt dabei aber nicht an der Oberfläche. Wer beim Anblick in den Spiegel Furcht empfindet, der sollte dieses Buch nicht lesen, weil er genau diesen des öfteren vor Augen gehalten bekommen wird. DIE Konstante bei Fran Lebowitz ist: 1. Sie mag keine Polyester-Anzüge. 2. Sie liebt normales Essen, weil für sie Salat keine Mahlzeit ist sondern ein Lebensstil ist. 3. Sie mag Aufzählungen. 4. Wo man dieses Buch griffbereit halten sollte: Auf der Toilette - weil es nämlich das leidige Geschäft ungeheuer befruchten wird!

Bewertung vom 27.05.2022
Die sieben Schalen des Zorns
Thiele, Markus

Die sieben Schalen des Zorns


ausgezeichnet

Unterhaltsames Lesen mit Gewinn!
Während des Lesens habe ich lange gerätselt, wie der Titel des neuen Romans von Markus Thiele "Die sieben Schalen des Zorns" zu verstehen ist. Bibelfeste Leser:innen werden sofort verstanden haben, dass es hierbei um die Offenbarung des Johannes geht. Der Arzt Dr. Max Keller erlebt sich als Opfer mehrer (genauer gesagt sechs), traumatischer Schicksale und beschließt schließlich, sich selbst gegen das Schicksal zu stellen: Er leistet seiner geliebten, schwer demenzerkrankten Tante aktive Sterbehilfe und macht sich damit nach geltendem Recht strafbar. So gelingt es dem Autor, in einem gut und komplex komponierten und bis zuletzt spannenden Plot Fragen der Moral, der Ethik und der Rechtsprechung einzubinden - beste Unterhaltung, welche wichtige Fragen zur Würde des Menschen thematisiert. Das Buch regt stark zm Weiterdenken an: "Es wird Zeit, den Tod endlich als das zu akzeptieren, was er ist - ein Bestandteil des Lebens." "Der Tod war immer weit weg, solange man lebte und gesund war. Und dann stand er plötzlich vor der Tür." Und eine Rechtsprechung kann immer nur den Anspruch haben, auch gerecht zu sein, wenn sie nicht nur starre Gesetzesanwendung ist, sondern stets auch den situativen Kontext berücksichtigt und bereit ist, sich weiter zu entwickeln. Ganz nebenbei wird deutlich, dass der Autor - selbst Jurist - sich auch intensiv mit dem Krankheitsbild der Demenz auseinandergesetzt hat. Und für die Demenz bedeutet dies - so lässt der Autor den Staatsamwalt bei Gericht sagen -, den Wunsch des noch intakten Ich der sich noch in der Frühphase der Erkrankung befindlichen Person (nachdem die Diagnose feststeht) nach einem würdigen Sterben zu berücksichtigen, weil bei fortgeschrittener Demenz genau diese Instanz nicht mehr verfügbar ist. Keine goße Literatur - aber eine differenzierte Auseinandersetzung mit herausfordernden Fragen des Lebens! Unterhaltsames Lesen mit Gewinn!

Bewertung vom 27.05.2022
Luftpolster
Biertimpel, Lena-Marie

Luftpolster


sehr gut

Ein wichtiges Buch!
Die namenlose Protagonistin, offensichtlich anfang zwanzig, eine von drei Töchtern in einer nicht unproblematischen Familie, weist sich freiwillig in eine psychiatrische Klinik ein, nachdem sie mit dem Suizidversuch ihrer Schwester nicht klargekommen ist. In kurzen, auf den Leser sehr distanziert wirkenden Sätzen erfahren wir aus der Ich-Perspektive einiges über den Klinikalltag, über den Therapieverlauf und über die Vorgeschichte der Hauptperson. Die Sprache und auch die Kürze der einzelnen Abschnitte und Kapitel, wie auch die inhaltlichen Sprünge sind Sinnbild für eine zersplitterte Seele - und genau wie die Protagonistin sich aus vielen Teilen neu zusammensetzen muss, so müssen wir als Leser:innen ebenso die Einzelteile zu einem Gesamtbild zusammenfügen. Die verwendete Sprache scheint mit Ausdruck der Distanz zu sein, die die Protagonistin zu sich selbst hat - und zum Schutz vor der Welt wäre sie natürlich auch gerne eingehüllt in eine 'Luftpolster'-Folie. Und der Klinikaufenthalt ist ihr eine Art Luftpolster - die Rückkehr ins eigene Leben lässt sie sich ersteinmal als schutzlos erleben. "der arztbrief ist sehr lang. ich lese gierig. die sprache ist kurz und abgehackt. viele wörter sind abgekürzt und einige medizinische begriffe verstehe ich nicht. es wird beschrieben, wie es mir bei der aufnahme ging und wie es mir jetzt geht. es ist wirklich passiert. dann sehe ich meine diagnosen. ich halte die luft an. es sind vier diagnosen. es sind vier wunden." Ich wünsche diesem schmalen Buch eine große Leserschar!

Bewertung vom 21.05.2022
Amelia
Burns, Anna

Amelia


gut

Absurdes Durcheinander...
An "Amelia" von der irischen Autorin Anna Burns werden sich die Geister scheiden - und auch ich war ziemlich hin und her gerissen, ob das Buch nun genial oder ziemlich daneben ist. Es lässt sich eigentlich auch kein durchgängiger roter Faden erkennen - bis auf die Tatsache, dass Amelia (die Titelgeberin) beginnend mit ihrem achten Lebensjahr und Tochter der ziemlich durchgeknallten und auch gewalttätigen Familie Lovett immer wieder, aber nicht in jedem Kapitel, auftaucht. Apropos 'Kapitel': Die Erzählweise zur Geschichte ist eine chronologische, reicht vom Jahr 1969 hinein bis ins Jahr 1994 und orientiert sich damit natürlich am Nordirland-Konflikt. Die brutale Gewalt (bloody sunday) auf den Straßen spiegelt sich auch wider in den innerfamiliären Gewaltexzessen. Natürlich ereignen sich in einem verrückt-absurden Konflikt auch verrückt-absurde Dinge - aber muss es deshalb auch ein so verrückter Roman werden? Die einzelnen Geschichten hätten mehr miteinander verbunden werden können, das hätte dem Werk sicher gut getan; ich muss allerdings gestehen, dass es immer wieder auch, gerade wegen ihrer offensichtlichen Absurdität, sehr lesenswerte Passagen gibt. Man mache sich also sein eigenes Bild...

Bewertung vom 20.05.2022
Für diesen Sommer
Klönne, Gisa

Für diesen Sommer


sehr gut

Gut so!
"Es ist gut so." Mit diesen Worten endet Gisa Klönnes Roman "Für diesen Sommer". Und wer würde sich nicht wiederentdecken, in diesem mit viel Gespür für Familiendynamik und Zeitgeschichte geschriebenen Roman. Gisa Klönne schneidet viele bedeutende Lebensthemen an, die die Leser:innen nachdenklich stimmen; da ist das eigene Älterwerden und das Altsein; da ist der Drang nach Unabhängigkeit (von der Familie) und das Zurückgeworfen werden auf die Familie, weil die Betreuung des alten Vaters übernommen werden muss; da ist die Zeit des eigenen Aufbruchs, der Rebellion gegen die Familie und gegen eine Welt, die sich nicht um Frieden und Ökosysteme kümmert; da ist der schon bald nach der Geburt verstorbene Bruder, der nie Erwähnung finden durfte. Und all dies wird für Franziska Roth zu einem persönlichen Thema, als sie nachhause zurückkehren muss, weil ihre Mutter Johanne verstorben, ihr Vater Heinrich unterstützungsbedürftig und ihre Schwester Monika wegen eines Burnout in einer Klinik ist. Ein so ganz anderer Sommer, in dem die jüngere Tochter Franziska nicht nur gefordert ist, sich mit ihrem eigenen Leben und ihrer Herkunftsfamilie retrospektiv auseinanderzusetzten, sondern auch eine Entscheidung treffen muss, ob sie - wie so oft vorher in ihrem Leben - die Flucht ergreift oder bei ihrem Vater verbleibt. Sehr lesenswert!

Bewertung vom 17.05.2022
Wo die Wölfe sind
McConaghy, Charlotte

Wo die Wölfe sind


ausgezeichnet

Absolut mitreißend!!!
Wer bereits den Erstling 'Zugvögel' gelesen hat, der wird auch von Charlotte McConaghys neuem Roman 'Wo die Wölfe sind' begeistert sein. Die Autorin hat eine Botschaft, erreicht die Emotionen ihrer Leserschaft und kann wunderbar schreiben. Und auch dieser Roman ist - wie sein Vorgänger - nicht einfach nur eine Geschichte, sondern auch eine Botschaft an uns Menschen. An uns Menschen, die sich schon längst von der Natur und damit auch von sich selbst entfernt und entfremdet haben, die zwar über einen Verstand verfügen, der sie aber nicht daran hindert, Gewalt gegen andere auszuüben. So stellt die Autorin in ihrem Buch auch die Frage, wer eigentlich die Bestie ist - der Wolf oder die Menschen. Inti Flynn ist Wolfsbiologin und hat eine seltene Erkrankung (?) - die Mirror-Touch-Synästhesie; beobachtet sie bei anderen Menschen heftige Gefühlsreaktionen wie Schmerzen, dann erlebt sie es selbst an ihrem Körper nach. Von den Menschen enttäuscht kommt sie zusammen mit ihrer Zwillingsschwester in die schottischen Highlands, um dort im Rahmen eines Projektes wieder Wölfe anzusiedeln; und den Wölfen fühlt sie sich näher als den Menschen; selbstverständlich kommt es zu Konflikten mit den Einheimischen, die um ihre und die Sicherheit ihres Viehs fürchten. Es ereignen sich Todesfälle bei Mensch und Vieh, doch wer waren die Täter? Inti befreundet sich mit dem Dorfpolizisten Duncan, um eine Erklärung zu finden und übt sich gleichzeitig an ihm, wieder Vertrauen zu den Menschen aufzubauen. Ein bewegender Roman, der uns auffordert unser Menschsein mit der Natur neu zu überdenken: "Und wenn man sein Herz dafür öffnet, die Natur wieder wilder werden zu lassen, öffnet man sein Herz natürlich auch dafür, selbst wilder zu werden." Großartig - absolut mitreißend!!!

Bewertung vom 06.05.2022
Rolling Stones - Alle Songs
Margotin, Philippe;Jean-Michel Guesdon

Rolling Stones - Alle Songs


ausgezeichnet

Große Band - dickes Buch!!! Mit 760 Seiten ist 'Rolling Stones - Alle Songs' ein Schwergewicht. Ähnlich wie ich damals als Kind gescheitert bin mit meinem Vorhaben, ein Lexikon von A bis Z durchzulesen, um mich richtig schlau zu machen, so wird man bei diesem Wälzer mit einem vergleichbaren Vorhaben ebenfalls scheitern... Aber so sollte man dieses absolute Hammerbuch auch nicht verstehen. Seit ca. zwei Wochen ist dieses fantastische Nachschlagewerk mein täglicher Begleiter geworden. Schon beim ersten Durchblättern war ich sehr erfreut über das ausgegrabene Archiv-Material: Bilder der Gitarren, Eintrittskarten, eine Fülle von überraschenden Zusatzinfos! Ich kann eintauchen in die Zeit der Entstehung der einzelnen Songs, die chronologisch sortiert sind und sich über das Register auf den letzten Seiten des Buches zusätzlich gut finden lassen. Und was ich täglich mache - das wollte ich ja eigentlich erzählen: Ich nehme mir jeweils einen Song vor, höre ihn mir an und lese die entsprechenden Seiten zu dem jeweiligen Song... wer hat ihn geschrieben? Wer hat mitgewirkt? Wie ist es zu dem Song gekommen? Wie war der Aufnahmeprozess im Studio? So wird nicht nur Song für Song, sondern auch jedes Album der Stones besprochen. Was ja dann irgendwie doch wieder so ein Projekt für mich ist, wie damals mit dem Lexikon - nur eine Spur 'geiler' - weil es um gute Musik geht. Für Fans ist dieses Werk ein absolutes MUSS... und alle anderen könnten zu Fans dieser Band werden! Um es nochmal zu unterstreichen: Bin restlos BEGEISTERT!!!!!!!!!!!!!!!!!

Bewertung vom 06.05.2022
Die Wächterinnen von New York
Jemisin, N. K.

Die Wächterinnen von New York


gut

Idee gut...
Eines muss man der Autorin N.K. Jemisin schon lassen - "Die Wächterinnen von New York" ist ein sehr ambitioniertes Vorhaben. Die großen Städte der Welt haben ein Eigenleben... und das gilt natürlich gerade auch für New York. Jede Großstadt ist aber auch ein Moloch, hat in ihrer 'Ungeheuerlichkeit' auch etwas Bedrohliches, was die Menschen verschlingen kann - auch in 'Big Apple' kann man sich verlieren und verloren gehen. Und im Untergrund von New York lauert das abgrundtief Böse, was tatsächlich versucht, die Stadt und ihre Menschen zu vernichten. Das drohende Unheil kann nur verhindert werden durch einen Zusammenschluss von fünf Personen und dem 'Avatar von NY' - nur wenn sie sich als Team zusammenfinden, kann das drohende Schicksal noch abgewendet werden. Die fünf Protagonist:innen sind im wahrsten Sinne des Wortes die Verkörperung einzelner Stadtteile... die Stadtteile zu Menschen werden zu lassen, so die Eigenarten, das Spezifische der einzelnen Stadtteile zu vermenschlichen, das ist der gut gemeinte Versuch der Autorin. Und natürlich sind die zu Menschen verkörperten Stadtteile sehr verschieden, was den notwendigen Teambuilding-Prozess selbstverständlich erschwert. Diese eigentlich sehr gute Idee ist allerdings nicht ganz so leicht nachvollziehbar und auch ein Spannungsbogen will sich nicht so recht entwickeln - vielmehr 'plaudert' die Geschichte so vor sich hin und verhindert so, dass das Buch ein Pageturner wird. Ein Schuss 'Psychologier der Großstadt', ein bisschen Grusel und 'Realitätsverschiebungseffekte'... und es braucht die Hälfte des Buches, bis sich die Wächterinnen überhaupt gefunden haben. Wie gesagt: Idee gut - Umsetzung nicht ganz so...