Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
KristallKind

Bewertungen

Insgesamt 248 Bewertungen
Bewertung vom 09.11.2021
Das Flüstern des roten Ahorns
Dakota, Kate

Das Flüstern des roten Ahorns


gut

Hannahs Großmutter Dora hat einen Unfall und benötigt Hilfe in ihrer Pension. So reist die junge Frau in ihre kanadische Heimat Quesnel, auch um den Gründen ihres belastenden Familienstreites auf den Grund zu gehen. Allerdings gestaltet sich ihr Vorhaben gar nicht so einfach, denn Dora gibt sich sehr geheimnisvoll. Hannah ahnt noch nicht, dass dieser bedeutende Sommer ihr Leben verändern wird.

Ich muss gestehen, dass ich an diesem Cover nicht vorbeikam! Diese wunderbaren Farben und die Landschaft luden dazu ein, mich mit diesem Buch näher zu beschäftigen. Wunderschön.
Allerdings muss ich sagen, dass der Beginn des Romans die Atmosphäre des Covers für mich ganz und gar nicht transportieren konnte. Die Figuren zeigten sich allesamt wütend, gemein oder genervt, und für meinen Geschmack wurden auch zu wenige Einblicke in die örtliche Landschaft gewährt.

Selbst wenn eine traumatische Erfahrung innerhalb der Familie verarbeitet werden musste, und ich in gewissem Maß Verständnis für einen inneren Aufruhr der Charaktere hatte, war ich anfangs erschrocken über das Verhalten der Beteiligten. Hannah war mir sehr unsympathisch, genau wie Nick, und ich konnte überhaupt nachvollziehen, warum diese beiden sich verabredeten. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich das tolle Cover überhaupt nicht in Einklang mit der Geschichte bringen.

Nach und nach hat sich meine Sicht auf die Figuren etwas verändert, allerdings nicht komplett. Vielleicht lag es daran, dass mich der Schreibstil der Autorin nicht so richtig abholen konnte. Ich kam emotional nicht richtig an die Charaktere ran, was für mich immer enorm wichtig ist. Kurz gesagt, ich habe mir mit dieser Geschichte etwas anderes versprochen.
Viele Fragen und Geheimnisse, die im Laufe der Handlung auftauchten, wurden am Ende geklärt. Natürlich war es dann doch noch schön, einen harmonischen Abschluss mitzuerleben. Trotzdem rangiert dieser Roman für mich eher im Durchschnitt.

„Das Flüstern des roten Ahorns“ konnte mich nicht recht begeistern, was hauptsächlich an der Atmosphäre und den Figuren lag. An für sich ist die Idee gut. Möge sich jeder selbst ein Bild davon machen.

Bewertung vom 07.11.2021
Die Petrus-Verschwörung / Peter de Haan Bd.1
Windmeijer, Jeroen

Die Petrus-Verschwörung / Peter de Haan Bd.1


gut

Im niederländischen Leiden wird bei Ausgrabungen ein Artefakt gefunden, das ein gesamtes religiöses Weltbild auf den Kopf stellen könnte. Dem Archäologen Peter de Haan wird dieses Fundstück in die Hände gespielt, wobei er ist sich sehr bewusst ist, in welcher Gefahr er von nun an schwebt.

Der Autor begann seine Erzählung sehr spannend und rasant. Schon in den ersten Kapiteln gab es Szenen, in denen die Bedeutung des aufgedeckten Geheimnisses klar wurde. Man spürte die Brisanz der Situation, in der sich die Protagonisten befanden, und ich musste in diesem Zusammenhang mehrmals an Werke von Dan Brown denken.

Mir gefiel die Idee einer alternativen Sichtweise auf die letzten Tage Jesu, die in Briefen der Apostel Petrus und Judas offenbart wurden. Ich finde es immer originell, wenn sich ein Autor einem alten Dogma annimmt und dazu eigene fiktive Theorien entwickelt. In diesem Thriller überraschte mich die außergewöhnlich moderne und bodenständige Darstellung der Erlebnisse der Apostel in der Passionszeit, die ich interessiert verfolgte.

Die Charaktere konnten mich allerdings nicht richtig erreichen. Auch wenn jede Figur seine eigenen Schicksalsschläge im Laufe der Handlung enthüllte, blieben sie mir bis zum Ende fremd. Vielleicht lag es an der für mich zu stark präsentierten Religiosität, die mir spätestens ab der Hälfte des Buches zu viel wurde. Ich fühlte mich deshalb irgendwann etwas fremd in diesem Thriller, was mir den Lesespaß bis zum Ende hin weitestgehend nahm.

„Die Petrus-Verschwörung“ gefällt sicherlich vielen Lesern von Dan Brown. Eine originelle Idee, die mit viel Bibelwissen unterlegt wurde, meiner Meinung nach aber auch einiges an Know-How über die Fundamente verschiedener Konfessionen voraussetzt.

Bewertung vom 29.10.2021
Das kleine Chalet in der Schweiz / Romantic Escapes Bd.6
Caplin, Julie

Das kleine Chalet in der Schweiz / Romantic Escapes Bd.6


sehr gut

Diese Katastrophe konnte nun wirklich niemand vorhersehen: Mina hat ihren Heiratsantrag an ihren Freund gründlich durchdacht und lädt viele Bekannte dazu ein. Doch der Angebetete reagiert entsetzt, weil er Mina mit deren besten Freundin betrügt. Tief getroffen und gedemütigt plant sie einen Ortswechsel und fährt zu ihrer Tante in die Schweiz. Doch schon auf dem Weg dorthin lächelt die Welt Mina wieder ins Gesicht. Sie lernt im Zug nämlich einen gutaussehenden und humorvollen Mann kennen, der ihr nicht so schnell aus dem Kopf gehen will.

Krönchen richten und weitergehen. Die Protagonistin perfektionierte dieses Motto mit ihrer sympathischen Art und ihrem Willen nach vorne zu schauen. Der vor positiver Energie sprühende Schreibstil der Autorin erschuf Minas charmanten Charakter in einzigartiger Weise, und ich fand es daher überaus passend in dieser Geschichte keinen passiv-wütenden Bad Boy als Flirtpartner für die sympathische Hauptfigur vorzufinden, sondern einen respektablen jungen Mann, der ihr Wertschätzung entgegenbrachte und in den richtigen Momenten Zurückhaltung zeigte.
Im Grunde gefielen mir alle Figuren dieses Romans. Sie zeigten sich alle sehr individuell und teilweise auf authentische Weise liebenswert schräg. Wobei ich aber zugeben muss, dass ich dieses Konzept der ständig wiederkehrenden Gäste etwas seltsam fand.

Das Essen so sehr in den Vordergrund zu stellen hat mich anfangs erstaunt, dann interessiert und später etwas genervt. Ich mochte die genussfreudige Vorstellung von speziellen Schokoladenspezialitäten sowie Kuchen und Gebäck, aber auch die Einblicke in Minas Beruf, wodurch manche meiner Wissenslücken geschlossen werden konnten. Doch irgendwann kam für mich ein Punkt, an dem mir das alles zu viel und zu detailliert geschildert wurde, auch wenn vieles davon für die berufliche Entwicklung der Hauptfigur notwendig war. Dadurch entstanden für mich Längen in diesem Roman, die ich lieber durch Geschichten mit und um die Nebenfiguren gefüllt gesehen hätte.

„Das kleine Chalet in der Schweiz“ war für mich ein Wohlfühlbuch, und genau richtig für ein paar schöne Lesestunden in der kalten Jahreszeit. Vor allem die zielgerichtete und entspannte Entwicklung der lebenslustigen Protagonistin hatte es mir angetan. Ich würde das Buch sogar als Geschenk ins Auge fassen.

Bewertung vom 25.10.2021
Beyond Eternity / Der Schwur der Göttin Bd.1
Milán, Greta

Beyond Eternity / Der Schwur der Göttin Bd.1


ausgezeichnet

Nayla überlebt auf unerklärliche Weise einen Autounfall. Danach ist in ihrem Leben nichts mehr wie es vorher war. Ihre Grübeleien über die Unfallsituation lassen sie nicht mehr los, ihre Eltern verhalten sich seltsam, und auf ihrer Schule tauchen zwei Typen auf, die wirklich geheimnisvoll zu sein scheinen. Zu einem von ihnen, dem zurückhaltenden Cyrian, fühlt Nayla sich auf den ersten Blick magisch angezogen. Als auch sie selbst letztlich ein Geheimnis hüten muss, drohen ihre derzeitigen Lebensumstände mit einem großen Knall zu platzen.

Mit „Beyond Eternity“ hat die Autorin in mir einen neuen Fan gefunden. Schon das Cover hat mich sehr angesprochen, so edel zurückhaltend und magisch verspielt. Ich gebe allerdings zu, dass ich vor der Lektüre etwas skeptisch war, denn ich hatte in der Vergangenheit mehrere Bücher dieses Genres gelesen, die mich eher langweilten. Doch glücklicherweise habe ich hier für mich ein neues Buchschätzchen entdeckt.

Vor allem Greta Miláns Schreibstil hat mich sehr angesprochen. Sie erzählte Naylas Geschichte auf aufregende Art und Weise ohne zu übertreiben, mit authentischen und meist nachvollziehbaren Entscheidungen der Figuren. Auch wenn mir diese nicht immer gefielen, ich hatte den Raum um die Perspektive zu wechseln und zu verstehen. Naylas Welt erreichte mich in allen Aspekten und ließ mich in die Handlung eintauchen, als wäre ich selbst dabei.
Die Spannung und die heimliche Verliebtheit zwischen den Protagonisten wurde meines Erachtens hervorragend auf den Punkt gebracht. Endlich trat mal wieder ein Paar in mein Bücheruniversum, bei dem es so richtig knisterte. Aber auch die freundschaftlichen Gefühle zwischen verschiedenen Charakteren wurden in dieser Geschichte wertgeschätzt, der Zusammenhalt und die Stärke von Vertrauten auf sensible Weise bewiesen.

Das bedeutende Thema der Befreiung, gekoppelt an Mut, Vertrauen und den damit verbundenen Willen sich von Fesseln zu lösen, wurde meiner Meinung nach fantastisch dargestellt. Vor allem die Phasen, welche die Protagonistin in diesem Prozess durchlebte, waren für mich deutlich spürbar.

Damit fand ich diesen ersten Band der Reihe allgemein sehr ausgewogen und rund, wobei ich wirklich dankbar bin, von seitenlangen Kampfszenen verschont worden zu sein. Allerdings war mir Naylas Abstammungslinie eine etwas zu komplizierte Kiste, aus der ich zwischenzeitlich gedanklich ausgestiegen war. Zum Ende hin wurde mir zwar vieles klarer, aber abfragen darf mich dazu niemand.

„Beyond Eternity“ hat mir sehr gut gefallen. Tolle Figuren, ansprechende Erzählweise und eine mythisch-geheimnisvolle Welt, die es zu entdecken galt. Ich freue mich jetzt schon auf Band 2 dieser aufregenden und bezaubernden Erzählung! / 4,5 Sterne

Bewertung vom 19.10.2021
Drachenprinz / Flame & Arrow Bd.1
Grauer, Sandra

Drachenprinz / Flame & Arrow Bd.1


schlecht

Elfen und Drachen mögen sich nicht sonderlich. In ihrer Heimat Irland wohnen die Völker daher möglichst weit voneinander getrennt. Doch auch dies nützt nicht viel, denn es droht ein Krieg zwischen den Verfeindeten. Die junge Fae Kailey wird nun auf den Drachenprinzen Aidan angesetzt. Sie soll als dessen Mitschülerin am College sein Vertrauen gewinnen, um die Geheimnisse des Drachenclans zu erfahren. Doch Aidans Vater verfolgt ebenfalls eine Strategie und verspricht sich Vorteile durch die Nähe seines Sohnes zu der Elfenkriegerin.

Mich hat diese Geschichte enttäuscht. Ich musste mich durch das Buch regelrecht durchquälen. Das lag vor allem an den Protagonisten, die ich sofort wieder vergessen hatte, nachdem ich das Buch aus der Hand legte. Leider konnte mich tatsächlich nur eine der Nebenfiguren für sich einnehmen, alle anderen schienen mir nichtssagend, oberflächlich oder viel zu bemüht lässig. Vor allem Kailey in ihrem blinden Gehorsam und in ihrer Kampfeslust nervte mich. Sie konnte nur intrigieren, spionieren, mit ihren Waffen spielen, sich knallenge kurze Klamotten anziehen und sich in ihrer Großartigkeit sonnen. Unerträglich. Ich glaube ich habe noch selten eine derart unsympathische Hauptfigur in einer Geschichte entdeckt. Aidan konnte diese negative Aura auch nicht ausgleichen, er wirkte viel zu unscheinbar, stellenweise schon ein wenig einfältig. Aidans Schwester legte ebenfalls eine ganz schön fragwürdiges Verhalten an den Tag, über das ich mich nur wundern konnte. Persönliche Grenzüberschreitungen schien hier Stärke zu demonstrieren, Vertrauen wurde überbewertet und Geheimnisse bewahren galt nicht für jeden. Wer erschafft so viele negative Charakterzüge?

So ist es auch kein Wunder, dass die Handlung einen ziemlich kindischen Verlauf nahm. Ständige Wiederholungen im Kreislauf des Misstrauens und eine mühselige Handlung haben mich lediglich gelangweilt. Ich konnte das Buch nur in Häppchen lesen. Die sogenannten wahren Gefühle zwischen Kailey und Aidan waren für mich nicht spürbar, dafür wurde meines Erachtens von der Autorin nicht genug getan. Die Atmosphäre dieser Geschichte war meiner Wahrnehmung nach nämlich durchweg frostig und aggressiv. Kämpfen, hintergehen, täuschen, lügen und töten für die Karriere – um viel mehr ging es hier nicht.
Die Handlung an sich hat mich nun auch nicht vom Hocker gerissen, es wirkte auf mich alles ein wenig simpel und klischeehaft.

Für mich zählt „Flame & Arrow“ zu meinen Flops des Jahres. Es gibt wesentlich bessere Geschichten dieses Genres. Band 2 hat sich für mich damit erledigt. Keine Empfehlung von mir.

Bewertung vom 19.10.2021
Kant und der sechste Winter / Kommissar Kant Bd.1
Häußler, Marcel

Kant und der sechste Winter / Kommissar Kant Bd.1


sehr gut

Hauptkommissar Kant wird am Weihnachtsabend zu einem Tatort in München gerufen. Dort liegt ein Mann tot auf vereister Fahrbahn. Zeugen berichten, dass der Tote angefahren und später vom Unfallverursacher erwürgt wurde. Die Ermittlungen führen Kants Team in ein Dorf am Ammersee, wo sich so einiges als seltsam erweist. Die verschlossenen Einwohner scheinen etwas zu wissen, doch niemand redet darüber. Keine einfache Situation für den Hauptkommissar, der parallel dazu versucht sein Privatleben auf die Reihe zu bekommen.

Ich habe einige Kapitel gebraucht, um mich auf diesen Kriminalroman einzulassen. Kommissar Kant und auch sein Team blieben mir lange fremd, wobei die Betitelungen, bzw. die Namen für die Figuren nicht gerade hilfreich waren. Die Charaktere der mehrköpfigen Ermittlertruppe wurden einmal mit Nachnamen, ein andermal mit Vornamen angesprochen, was mich stellenweise verwirrte. Kant selbst hätte ich gerne besser kennengelernt, denn als Hauptfigur war mir dieser Charakter zu zurückhaltend, bzw. zu nebulös. Er war mir nicht unsympathisch, aber gefühlt hätte man ihn auch weglassen können. Er erschien mir nicht als Macher, seine Rolle füllte er meines Erachtens nicht ganz aus. Auch das ermittlerische Zusammenspiel des Teams hätte deutlicher sein können. Trotzdem mochte ich die verschiedenen Figuren mit ihren persönlichen Problemen, die durchaus authentisch wirkten. Dies war sicher auch zum Teil dem anschaulichen, lässigen Schreibstil geschuldet, der Natürlichkeit in die dramatische Thematik brachte.

Den Fall an sich fand ich nicht so spektakulär, wie im Buchteaser angekündigt, aber trotzdem spannend. Den Täter hatte ich bis zur Aufdeckung nicht auf dem Schirm. Die Handlung zeigte sich mir jedoch authentisch, ebenso der gnadenlose und zielgerichtete Weg des Mörders. Besonders hat mir allerdings die sensibel behandelte, tragische Lebensgeschichte Melanies gefallen, die in dieser Geschichte Täterin und Opfer zugleich war. Die Orientierungslosigkeit und die Schuldgefühle, die diese junge Frau mit sich trug, wurden sehr gut herausgearbeitet.

„Kant und der sechste Winter“ war für mich ein spannender Auftakt zur Krimireihe. Ich hoffe, der Autor nimmt sich künftig dem Protagonisten etwas mehr an und gibt ihm eine aussagekräftigere Gestalt. Ich denke es lohnt sich, diese Krimireihe weiter zu verfolgen. / 3,5 Sterne

Bewertung vom 07.10.2021
Das Haus der Düfte
Lambert, Pauline

Das Haus der Düfte


ausgezeichnet

Die junge Anouk zieht nach dem zweiten Weltkrieg mit ihrer Mutter Isabell nach Paris, um dort eine Apotheke zu übernehmen. Mit ihrem angeborenen außergewöhnlichen Geruchssinn steht aber schon jetzt für Anouk fest, dass sie später einmal Parfümeurin werden möchte. Jahre später stellt sie sich dann vergeblich in verschiedenen Parfümhäusern der Stadt vor, um ihren Traum zu verwirklichen. Doch eines Tages betritt Stéphane, dessen Familie eine bekannte Duftmanufaktur im südfranzösischen Grasse besitzt, die Apotheke. Recht schnell erkennt er das Talent der jungen Frau und bietet ihr eine berufliche Chance im Familienbetrieb an. Anouk ahnt nicht, dass sie sich bald inmitten in einer Fehde zwischen den alteingesessenen Familien Girard und Bonnet befinden wird.

„Das Haus der Düfte“ entpuppte sich als wahres Buchschätzchen. Vom edel gestalteten Cover über die Idee bis hin zu den Figuren stimmte einfach alles! Ich hatte eindrucksvolle Lesestunden und viel Freude dabei.

Für mich bestach die Geschichte vor allem durch die wunderbare Protagonistin, die zurecht der Dreh- und Angelpunkt vieler schicksalhafter Beziehungen innerhalb einer generationenübergreifenden Familienfehde war. Anouk zeigte sich meist angenehm zurückhaltend, freundlich und wertschätzend, aber auch überaus willensstark, auf eine leise Art und Weise, die ich sehr bewunderte.
Außerdem war ich von der Beschreibung der Düfte, der Duftkompositionen und der damit verbundenen Arbeit positiv überrascht. Meine durch Patrick Süßkinds Roman eher düstere Assoziation mit der Parfümstadt Grasse und dem Beruf des Parfümeurs, wurde mit dieser Geschichte glücklicherweise wieder ins Licht gerückt. Pauline Lambert hat Anouks Welt der Düfte ausgezeichnet detailliert und mit viel Feingefühl beschrieben, ohne ausschweifend oder kitschig zu werden. Tatsächlich wurde mir nun erst klar, welche Kunst hinter jeder Duftkreation steckt.

Auch die Figuren wurden sehr gut ausgearbeitet. Jeder Charakter ergab mit seinen Eigenheiten ein Bild für mich, hineinspüren inklusive, was mich so manche Entscheidungen oder Lebensentwürfe verstehen ließ. Auch die fragwürdigsten Handlungen, die Ecken und Kanten jedes einzelnen, machten somit auf die eine oder andere Weise Sinn.

Die Aufarbeitung des Bruchs zwischen den Familien Girard und Bonnet fand ich geschickt arrangiert. Vor allem die Rolle Anouks als Bindeglied oder Puffer, bzw. als Anker der Versöhnung, wurde zwar gezeigt, aber nicht in den Vordergrund gedrängt. Eine schöne Balance, die durch das äußerst kluge Verhalten der Protagonistin, gewahrt wurde. Allerdings war mir Anouks Familiengeheimnis dann doch ein wenig zu viel an Zufall. Es passte zwar vollkommen in das Geschehen, erschien mir dann aber fast schon zu konstruiert.

Das Ende dieses Romans überraschte mich, da ich auf diesen Ausgang nicht wirklich gefasst war. Aber genau dieser Punkt veranlasste mich noch einmal zu einer Rückschau, wobei ich meine unterschiedlichen Gedanken und Gefühle zu dieser Geschichte sortieren konnte. Letztlich war es für mich ein perfekt unperfekter Schluss, der das Buch nachhaltig in mein Leserherz schloss.

„Das Haus der Düfte“ hat in vielen Aspekten Eindruck auf mich gemacht. Für mich ist es eines der schönsten Bücher meines Lesejahres.

Bewertung vom 26.09.2021
Du hast mir gerade noch gefehlt
McFarlane, Mhairi

Du hast mir gerade noch gefehlt


ausgezeichnet

Seit der Schulzeit sind Eve, Ed, Justin und Susie dicke Freunde. Zwanzig Jahre später sind die vier immer noch unzertrennlich und Eve immer noch heimlich in Ed verliebt. Doch an dem Abend, als Eds Freundin Hester ihm einen Heiratsantrag macht, überschlagen sich die Ereignisse und der Wind steht auf Veränderung.

„Du hast mir gerade noch gefehlt“ ist seit langem mal wieder ein Buch, welches ich am liebsten mehrmals lesen möchte. Mhairi McFarlane brachte absolut authentische Figuren sowie aus dem Leben gegriffene Situationen und verpackte das Ganze mit einer Riesenportion Humor, der genau mein Fall war. Die Gedanken und die Selbstreflexion der Protagonistin Eve empfand ich als derart echt, dass mich so manche Situationskomik oder Tragik in jeglicher Hinsicht fast umhaute. Unerwartet fand ich dazwischen immer wieder außerordentlich kluge Sätze, bzw. Aussagen, die wie ein Stich ins Bewusstsein gingen und mich nachdenklich werden ließen – in positiver Hinsicht. Faszinierend, welches Sammelsurium an Gefühlen sich in dieser charmanten Geschichte bei mir zeigte. Wie oft wollte ich der Protagonistin am liebsten zurufen: „Ja, ja! Genau so ist es!“, oder auch genau das Gegenteil. Ach, ich liebe den Schreibstil der Autorin.

Sehr gefallen hat mir die enge Freundschaft zwischen den Figuren. Egal, was sie durchmachen mussten, sie konnten ihre Freundschaft letztlich immer retten. Es war schön zu beobachten, dass sich diese Clique gemeinsam entwickelte, aber auch gleichzeitig jede Persönlichkeit für sich.
Außerdem fand ich die im Roman angeschnittenen, teils schwierigen Themen mutig, aber gut gewählt. Die daraus resultierenden Herausforderungen, mit denen sich Eve auseinandersetzten musste, drängten auf Lösungen, und man konnte spüren, wie es in der Protagonistin arbeitete, auch ohne aufwändige Erklärung durch die Autorin.

Das Aussehen der Figur Eve konnte ich jedoch bis zuletzt nicht so richtig erfassen. Mein Bild von ihr war mir nicht so klar vor Augen, was mich stellenweise etwas irritierte. Irritiert hat mich allerdings auch der Schluss der Geschichte, weil dieser für mich etwas zu kitschig daherkam und irgendwie nicht so recht zu passen schien. Aber was ist schon perfekt?

Diesen Roman muss man einfach lesen! Authentisch, klug, witzig, direkt und trotzdem so unfassbar einfühlsam. Ich wünsche mir hier sogar eine Verfilmung.

Bewertung vom 22.09.2021
Imperator Bd.1
Meyer, Kai;Surborg, Lisanne

Imperator Bd.1


ausgezeichnet

Rom. Ein paar Verrückte glauben, sie wären die Reinkarnation verschiedener römischer Kaiser. Doch sind diese Leute wirklich verrückt? Leider haben es alle zu großer Macht in vielen einflussreichen Bereichen geschafft und sich nun verschworen, eine von ihnen geglaubte Ordnung wieder herzustellen. Derweil möchte Anna in der Metropole den Mord an ihrer Mutter aufklären und tarnt sich als Paparazzi. In diesem Kreis lernt sie Spartaco kennen, der viele Beziehungen hat und sich in der Stadt gut auskennt. Als sich plötzlich unglaubliche Vermutungen verdichten und mysteriöse, bedrohliche Dinge geschehen, scheint ein Zusammenhang mit dieser okkulten Gruppe nicht mehr unmöglich.

Ich bin begeistert! Bisher kannte ich den Autor lediglich dem Namen nach und hatte noch kein Buch von ihm gelesen. Das wird sich nun ändern, denn Schreibstil und Ideen sind genau nach meinem Lesegeschmack.

Der Klappentext hielt hier definitv, was er versprach. Dieser originelle Fantasy-Thriller glänzte für mich durch die Verbindung verschiedener Elemente. Der Schleier zwischen Realität und Fiktion schien hauchdünn zu sein und ließ Parallelwelten stückchenweise hindurch diffundieren. Hört sich seltsam an, fügte sich aber erstaunlich gut in diese spannende Geschichte. Zentrale Elemente erinnerten mich an den Film „Eyes Wide Shut“, die Paparazzi an den Tod von Prinzessin Di, die Behauptungen der Menschen eine Reinkarnation von Imperatoren zu sein an MK-Ultra-Programme, usw. Am Ende blieb dann doch die Frage, ob die betroffenen Figuren vielleicht einfach nur größenwahnsinnig oder Opfer einer Art Bewusstseinskontrolle wurden. Ich fand die Idee jedenfalls sehr spannend.

Die Protagonisten zeigten sich meines Erachtens recht oberflächlich und wenig präsent. Ich wusste am Ende nicht wirklich viel über sie. Allerdings störte mich das überhaupt nicht, denn die Handlung präsentierte sich so rätselhaft, dass alle ausschweifenden oder tiefgehenden Schilderungen zu einzelnen Charakteren eher störend gewesen wären. Interessant fand ich, dass es verschiedene Handlungsstränge gab, die gleichwertig nebeneinander liefen, sich nur punktuell berührten und sich trotzdem im gleichen mysteriös-magischen Terrain befanden. Einzig die Erlebnisse des Detektivs waren mir dann doch zu verrückt, um im Rahmen dieser Geschichte ernst genommen zu werden.

Leider konnten mir die meisten brisanten Situationen, die Anna und Spartaco bewältigen mussten, kein Gefühl von höchster Gefährlichkeit vermitteln. Ich fand diese Szenen von der Handlung her hochspannend, doch emotional konnte ich nur wenig mitfiebern.

Insgesamt gesehen gebe ich aber eine klare Leseempfehlung. Ein rätselhafter Thriller, mit vielen offenen Fragen, die hoffentlich in einer Fortsetzung beantwortet werden. Ich bleibe auf jeden Fall dran. / 4,5 Sterne

Bewertung vom 22.09.2021
Die letzte Tochter von Versailles
Stachniak, Eva

Die letzte Tochter von Versailles


ausgezeichnet

Véronique wächst in ärmlichen Verhältnissen auf. Eines Tages wird ein Edelmann auf ihre Schönheit aufmerksam und holt sie in seinen Dienst. Das junge Mädchen landet in Versailles und ist nun ganz allein auf sich gestellt. Hier erwarten Véronique viele Herausforderungen. Viel mehr, als eine unschuldige Seele verkraften kann.

Das Cover täuscht! Ein wunderschönes Cover, keine Frage, jedoch hätte ich im Zusammenhang mit dem Klappentext und der Leseprobe eine ganz andere Art von Erzählung erwartet.

Ich bin jedoch nicht enttäuscht. Eva Stachniak führte mich nämlich durch eine Welt voller Entbehrungen, Sehnsüchten und Hoffnungen, welche über Generationen hinweg schicksalshafte Auswirkungen hatte. Der von mir erwartete Prunk des französischen Hofes im 18. Jahrhundert war in diesem Roman lediglich Nebensache und wurde zudem vollständig entzaubert. Die Autorin folgte der unbarmherzigen Lebensgeschichte von Véronique und deren Tochter strikt, ohne jeglichen Glamour, und konnte damit das Dasein der Bevölkerung in den Händen der damaligen royalen Elite abbilden.

Es wurde nichts romantisiert. Ich war emotional gefesselt von der bedrückenden Atmosphäre, der Orientierungslosigkeit der hübschen Protagonistin, deren Einsamkeit in jeglicher Hinsicht und letztlich auch von deren Ohnmacht bezüglich ihres Lebensweges.

Die Ausarbeitung der Figuren fand ich sehr gelungen. Ich hatte den Eindruck mit jedem Charakter selbst eine Art Beziehung zu führen, wobei ich deutliche Grenzen zwischen Sympathie und Abneigung, bis hin zur Abscheu ziehen konnte. Sehr gut gefallen hat mir der in der Geschichte etwas zu wenig beachtete Sohn Marie-Louises, Jean-Louis, der sich ziemlich unscheinbar von seinen verpflichtenden Fesseln befreite und somit auch eine Weiche und endlich eine Wahl hinsichtlich der Zukunft für seine Mutter bereitstellte. Mir ist dieser Part leider etwas zu wenig behandelt worden, und grundsätzlich hat mich auch das letzte Viertel des Buches nicht mehr so sehr mitgerissen. Der deutliche Schwenk auf die politischen Hintergründe der Zeit, veranschaulicht über das fast wahnhafte Verhalten von Marie-Louises Ehemann, haben mein Leserherz emotional von dieser Familiengeschichte getrennt.

Leider klaffte in Véroniques Lebensweg eine große Lücke, was ich wirklich bedauerte. Ich finde, ihr trauriges Los wäre eine Weiterverfolgung wert gewesen. Ebenso wurde in meinen Augen die Freundschaft zwischen dem Dauphin und der jungen Marie-Louise zu abrupt gekappt. Dieser Faden wurde einfach fallengelassen, wo ich ehrlich gesagt irgendeine Art von Abschluss erwartet hätte.

Allgemein gesehen hat mich dieser Roman überrascht. Intensiv, atmosphärisch, maskenlos, aber auch als schwer, rau und bedrückend würde ich „Die letzte Tochter von Versailles“ beschreiben. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung. / 4,5 Sterne