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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
CM94
Wohnort: 
Bielefeld

Bewertungen

Insgesamt 1080 Bewertungen
Bewertung vom 17.08.2024
Death TV
Johnston, Bryan

Death TV


ausgezeichnet

Wie skurril und verzerrt muss eine Realität sein, in der sich Menschen bereiterklären für das Entertainment anderer zu sterben?! Dieses Buch spielt mit dieser Frage und beleuchtet von allen Seiten und schafft damit einen wirklich interessanten Thriller, der von seiner genial angelegten Protagonistin lebt. Sehr spektakulär geplottet!

Zum Inhalt: um ihren Bruder Galen finanziell abzusichern erklärt sich Mentalistin Frankie bereit, sie im TV-Format Death Warrant vor den Augen der Welt töten zu lassen. Nur dass sie danach hypnotisiert wird und nichts mehr davon weiß. Und während Frankie ihr leben scheinbar unberührt weiterlebt, laufen hinter den Kulissen die Vorbereitungen für ihr Ableben.

Das Konzept des Buches fand ich mal eine völlig neue Idee, wie das Leben der Protagonistin weiterlief, während ich mich als Leserin daran aufgerieben habe etwas zu wissen, dass sie selbst vergessen hatte. Dadurch hat man diese anhaltende Erwartungshaltung einer bevorstehenden Katastrophe.

Gleichzeitig bekommt man Einblicke in den Produktionsablauf von Death Warrant, für die ein Menschenleben nur in Quoten gerechnet zählt. Diese Wechsel zwischen harter Produktions-Realität und Frankies fabelhafter Illusionen waren sehr gelungen und haben mich regelrecht um Frankie bangen lassen.

Gleichzeitig entführt das Buch den Leser in die Welt der Bühnenillusionen und auf sehr einnehmende Art werden ein paar der gezeigten Tricks beschrieben, was den Leser kurzzeitig aus der Bubble rund um Death Warrant herausholt und einen Kontrast von fast schon ätherischer Schönheit darstellt.

Das Grand Finale ist spektakulär. Nicht nur Frankies Trick an sich und wie er Teil von Death Warrant wird, sondern auch die verblüffende Wendung innerhalb der Auflösung. Wirklich ein meisterhafter Trick und ein klasse Buch!

Bewertung vom 17.08.2024
Der Honigmann
Huth, Peter

Der Honigmann


ausgezeichnet

Vororte und ihre Gentrifizierung sind ja ein sehr aktuelles Thema, das mich auch direkt angesprochen hat. Gleichzeitig stellen sie aber auch ein spannendes, fragiles soziales Gefüge dar, was hier wunderbar gesellschaftskritisch aufgearbeitet wird. Ein tief beeindruckendes, aber auch beunruhigendes Buch- hat mir richtig gut gefallen.

Zum Inhalt: Fischbach ist das Vorort-Äquivalent zu Bullerbü, schöne gepflegte Grundstücke von der oberen Mittelschicht bevölkert. Man kennt seine Nachbarn, die Kinder können noch unbesorgt unbeaufsichtigt draußen spielen. Doch dann erschüttert ein Gerücht die Idylle und die Bewohner von Fischbach müssen sich fragen, was sie bereit sind zu tun, um ihr Paradies zu beschützen.

Ich fand es total spannend, dass zwischen die eigentlich Handlung Interviews/Zeugenbefragungen mit verschiedenen Bewohnern von Fischbach eingestreut sind. Dadurch bekommt man tiefere Einblicke in das Innenleben der Gemeinde. Die Geschichte bekommt dadurch nochmal eine tiefere Ebene, die mir gut gefallen hat.

Das Mitläufertum der Mutti-Gruppe, die losgetretene Hexenjagd und die drastischen Forderungen wirken wie eine moderne Horrorgeschichte. Dieses sich selbst profilieren im Angesicht einer Krisensituation finde ich so unfassbar abstoßend. Gleichzeitig ist es wahnsinnig authentisch rübergebracht; die Reibungspunkte und stufenweise Eskalation werden schön herausgearbeitet. Und man merkt innerhalb der Geschichte sehr gut wie schnell Sympathien und Stimmungen kippen können.

Dieses Buch hat mich nachdenklich gestimmt und irgendwie ambivalent zurückgelassen. Gar nicht mal unbedingt was das Verhalten des Honigmanns betrifft, sondern die Reaktion der Gemeinschaft auf seine bloße Existenz. Das Buch schafft es, dass man sich nicht nur Gedanken zu diesem Thema macht, sondern auch sein eigenes potentielles Verhalten in solch einem Szenario durchspielt. Wunderbar verletzlich und aufrüttelnd zugleich.

Bewertung vom 17.08.2024
Tote klagen an / Raven & Flyte ermitteln Bd.3
Turner, A. K.

Tote klagen an / Raven & Flyte ermitteln Bd.3


ausgezeichnet

Ich liebe die Reihe um die Obduktionsassistentin Cassie Raven und finde die Fälle werden von Buch zu Buch stärker. Der Fall dieses Bandes führt Cassie an ihre persönliche Grenzen bietet den Hauptfiguren aber auch Raum für erhebliches Wachstum. Einfach nur genial, für mich wieder ein spektakuläres Leseerlebnis.

Zum Inhalt: als eine Wasserleiche ausgerechnet an Cassies Hausboot andockt sieht erstmal alles nach einem unspektakulären Unfalltod aus. Und obwohl Cassie die Verbindung zu ihrem Job aktuell nicht spürt, so lässt sie dich der Eindruck nicht los, dass an dem Leichnam etwas ungewöhnlich ist. Und plötzlich erhält der Fall eine ungeahnte Dimension.

Ich mochte den aktuellen Fall und vor allem die psychologische Tiefe, die er mitbringt, total gerne. Denn vieles was in dem Buch bezüglich Polizeiarbeit, Hierarchien und Image angesprochen wird, ist absolut aktuell und bedauerlicherweise sehr wahr. Ich mag wie offen hier die Probleme im System angesprochen werden und dass sie eine zentrale Komponente des Falls sind.

Cassie und Flyte zeigen sich hier beide erstaunlich verletzlich und machen eine bemerkenswerte Entwicklung durch, was beide Frauen nochmal sympathischer macht und es mir einfach Spaß macht ihre Interaktionen zu verfolgen.

Das Buch ist wieder toll geschrieben und ich wollte es gar nicht aus der Hand legen, so interessant angelegt war der Fall, der viele Wendungen bereithielt. Wieder großartige Unterhaltung mit zentralen, starken Frauenfiguren. Sehr empfehlenswert.

Bewertung vom 17.08.2024
Yoko / Die Rache Bd.1
Aichner, Bernhard

Yoko / Die Rache Bd.1


ausgezeichnet

Das Cover springt einem direkt ins Auge und macht neugierig auf den Inhalt, auch weil es so wenig über diesen preisgibt. Für mich gab es beim Lesen immer wieder diese WTF-Momente, bei denen ich mich erstmal kurz sammeln musste. Das Buch ist eher nichts für schwache Nerven und hat mich ziemlich kalt erwischt. War aber gleichzeitig auch total badass- geniale Kombination, die hier richtig gut funktioniert.

Zum Inhalt: Yoko hat bei ihrem Vater den Beruf der Metzgerin gelernt, nach seinem Tod aber auf Glückskekse umgeschwenkt. Als sie gerade eine Lieferung ausfährt, gerät sie in die Fänge der chinesischen Mafia und von einem Moment auf den anderen ist ihr Leben zerstört. Doch Yoko kämpft sich zurück und schwört Rache zu nehmen.

Dieses Buch strotzt vor plastischen Gewaltschilderungen. Nicht nur körperliche Gewalt wird sehr bildlich dargestellt, auf ihrer Odyssee muss sich Yoko auch mit den Erinnerungen an ihre Vergangenheit befassen, die über sie hereinbrechen und ihr gesamtes Leben in ein anderes Licht rücken. Immer wieder blitzen starke psychologische Elemente durch, die den Leser auf eine Achterbahnfahrt durch Yokos Seele schicken.

Die Protagonistin erscheint abwechselnd schwach und zerbrechlich und dann wieder knallhart und fokussiert. In ihrer Verzweiflung tritt Yoko eine Spirale von Vergeltungsschlägungsschlägen los, bei der sie selbst immer wieder einstecken muss und droht, alles zu verlieren, einschließlich sich selbst. Eine brutale Geschichte über Gewalt, Verzweiflung, Rache und Selbstjustiz.

Das Buch hat mich echt fertiggemacht und gleichzeitig durch seine raue Art mitgerissen. Sehr perfide geplottet und voller unerwarteter Wendungen.

Bewertung vom 02.08.2024
Das Verrückte Orakel / Die magische Bibliothek der Buks Bd.1
George, Nina;Kramer, Jens J.

Das Verrückte Orakel / Die magische Bibliothek der Buks Bd.1


ausgezeichnet

Eine Welt ohne Bücher ist ja für mich völlig unvorstellbar und mutet fast schon dystopisch an, was ich für die Alterskategorie, für die das Buch empfohlen wird, eine sehr mutige Entscheidung der Autoren finde. Ich muss auch sagen, dass ich das politische Komplott, das zum Verschwinden der Bücher geführt hatte, in Anbetracht der Zielgruppe etwas übertrieben angelegt fand. Ansonsten ist hier aber eine phantasievolle, abenteuerliche Geschichte gelungen, mit mutigen Figuren, die einem doch irgendwie auch ans Herz wachsen.

Zum Inhalt: in einer alten, versteckten Villa leben die Buks inmitten von Büchern. Sie sind Buchschutzgeister, deren Aufgabe es ist, die Bücher zu bewahren, die von einer schrecklichen Buchbleiche heimgesucht werden und langsam verblassen. Doch das Orakel der Buks prophezeit die Ankunft von fünf Kindern, die die Bücher retten werden. Nur müssen die erstmal lernen, was Bücher eigentlich sind.

Ich habe das Buch mit meinem Neffen zusammen als Hörbuch angefangen, dem war das ganze aber noch zu abstrakt (er ist etwas jünger als die genannte Zielgruppe), sodass ich allein weitergehört habe. Ich muss sagen, diese Geschichte ist auch für erwachsene durchaus einnehmend und spannend zu verfolgen. Vor allem die Buks sind mit natürlich ans Herz gewachsen, weil wir die Liebe zu Büchern teilen. Was mir besonders positiv aufgefallen war ist, wie natürlich und sympathisch die vier Freunde in ihrer Kindlichkeit dargestellt werden. Sie haben diese Unbeschwertheit und Albernheit, Abenteuerlust und Neugierde, die einfach Spaß macht und wodurch sie sich auch von anderen Figuren innerhalb der Geschichte abheben.

Das Buch ist voller bildhafter Beschreibungen, sodass man sich gut vorstellen kann, was die Kinder sehen und erleben und die neugierig machen, an der Geschichte dran zu bleiben.
Die Geschichte teilweise aus Sicht der Buchgeister zu erzählen fand ich total gelungen und einfach richtig schön zu verfolgen. Auch, dass die Buchgeister selbst so einen intensiven Bezug zu Büchern haben, Lieblingsbücher und -geschichten besitzen und sich entsprechend ihrer Rolle ausdrücken und verhalten, fand ich wunderbar unterhaltsam. Dabei entstehen ein paar schöne Wortspiele und witzige Schlagabtausche. Auch die kindgerechte Situationskomik war sehr treffend rübergebracht und hat bei uns für den einen oder anderen Lacher gesorgt. Das Ende kam für mich sehr überraschend, wo es doch gerade nochmal richtig interessant und spannend wurde und hat an dieser Stelle einen ziemlichen harten Cut dargestellt.

Der Sprecher des Hörbuchs hat seinen Job wirklich toll gemacht und den Figuren Leben eingehaucht. Sich in Kinder und Buks hineinzuversetzen war sicher nicht leicht, aber er hat ihre jeweiligen kleinen Eigenheiten gut rübergebracht und es war sehr angenehm seinem Tempo und der Intonation zu folgen.

Geschichten über Bücher, über die Liebe zu Geschichten und zum Lesen sind immer etwas ganz besonderes und es hat mit total gut gefallen, welchen Stellenwert Bücher innerhalb dieser Geschichte einnehmen und welche Gedanken sich die Buks zum Thema Bücher, deren Ausbleichen und Verschwinden machen. Und wie sehnsuchts- und hoffnungsvoll auf deren Rettung und Rückkehr geblickt wird. Es wird ganz wunderbar dargestellt, was Bücher Menschen geben, was sie bedeuten und wert sind.
Eine Geschichte für alle, egal ob klein oder groß, die Bücher lieben.

Bewertung vom 02.08.2024
Unlock My Heart / Golden Heights Bd.1
Louis, Saskia

Unlock My Heart / Golden Heights Bd.1


sehr gut

Ich habe ja eine Schwäche für College-Romance, kann an solchen Geschichten einfach nicht vorbeigehen. Und ich liebe die Mischung aus Golden Boy/Bad Girl und Partners in Crime Geschichte. Angenehm viele Spannungsmomente für ein Romance Buch mit interessanter, lebendiger Background Story. Hat mir gut gefallen.

Zum Inhalt: eins hat Lexie sich selbst geschworen: sie würde nie wie ihr Vater werden, der nicht nur ein Betrüger ist, sondern auch seine Kinder im Stich gelassen hat. Aber sie hat Rechnungen zu bezahlen und ist wirklich gut im Fälschen von Ausweisen. Nur leider scheint sie dabei auffälliger als gedacht vorgegangen zu sein, denn Golden Boy und Milliardenerbe Logan ist auf sie aufmerksam geworden. Und er hat einen Job für sie.

Logans „armer, reicher Junge“-Gehabe ist mir zwischenzeitlich etwas auf den Geist gegangen. Er kann die Facetten aller anderen anerkennen, nur seine eigenen nicht, was mir dann doch etwas unglaubwürdig erschien. Trotzdem bilden er und Lexie ein gutes Gespann und sehen hinter die Fassaden, die der jeweils andere erreichtet hat.

Vor allem Lexies Background war überzeugend und spannend dargestellt und hat der Geschichte einen packenden Rahmen gegeben , der für zusätzliche Substanz gesorgt hat. Vor allem auch ihr Bruder und Carly bieten einiges an Unterhaltungswert, sodass ein schönes Gleichgewicht zwischen unbeschwerten Momenten und nervenaufreibenden Spannungselementen besteht.

Ich mochte die Dynamik zwischen den beiden Protas sehr gern, genauso wie das Aufeinanderprallen ihrer Welten. Besonders im letzten Drittel ziehen Tempo und Spannung auch nochmal ordentlich an, sodass ich unbedingt wissen wollte, wie die Geschichte ausgeht.

Bewertung vom 02.08.2024
Geile Zeit
Seydack, Niclas

Geile Zeit


sehr gut

"Je länger etwas her ist, desto schöner scheint es. "Dieser Satz aus dem Buch trifft diese nostalgische Reise in die Kindheit und Jugend der Millenials ziemlich auf den Punkt. Anekdoten aus längst vergangenen Jugend, geliebte Erinnerungen und wehmütige Rückblicke- all das strahlt diese Geschichte für mich aus und nahm mich mit in meine eigenen Teeniejahre.

Manchmal schwang bei dieser selbsternannten „geilen Zeit“ aber auch ein fast schon vorwurfsvoll gekränkter Unterton mit, ob der Möglichkeiten, die man vllt nicht hatte, bei dem ich mich dann plötzlich nicht mehr wiedererkannt habe. Was mich bei dieser Reise durch die letzten Jahrzehnte außerdem ein bisschen gestört hat, waren die inhaltlichen Wiederholungen. Einige für den Autor scheinbar einschneidenen Schlüsselereignisse wurden immer wieder referenziert, mir war das oft einmal zu viel.

Vor allem die Popkulturreferenzen haben mich dann aber doch absolut abgeholt. ich hab die erwähnten Songs quasi in meinem Kopf gehört, habe viele der dargestellten Szenen selbst ähnlich erlebt und mich in vielen Punkten wiedererkannt.

Die Kapitel sind angenehm aufteilt, kurzweilig zu lesen und bieten eine nostalgische Unterhaltung mit Kult-Charakter. Schönes Porträt einer Zeit, die auch mir viel gegeben und ich mich mit geprägt hat.

Bewertung vom 28.07.2024
This could be love / Hawaii Love Bd.1
Lucas, Lilly

This could be love / Hawaii Love Bd.1


sehr gut

Ich lese Bücher von Lilly Lucas einfach wahnsinnig gerne, weil sie es nicht nur schafft, mich an wundervolle Orte zu entführen, an denen ich am liebsten für immer verweilen würde, sondern auch Figuren erschafft, die sich wie Freunde anfühlen, sodass mich der Abschied von ihren Geschichten jedes Mal wehmütig zurücklässt. Auch bei diesem Buch habe ich beim Lesen einfach immer wieder gedacht „wie schön“- für mich einfach die Grundstimmung in ihren Geschichten, die einen wie eine Umarmung umschließen.

Zum Inhalt: nach einer Verletzung hat Lou noch nicht wieder zurück in ihre Tennisroutine gefunden und auch ihr Selbstbewusstsein ist nach wie vor angeknackst. Da die US Open vor der Tür stehen, beschließt sie im Tennis Camp ihrer Tante auf Hawaii zu trainieren, denn sie will es immer noch bis ganz an die Spitze schaffen. Angekommen auf Hawaii trifft Lou auf Vince, der dort ein Hostel aufbaut. Und obwohl sich beide stark zueinander hingezogen fühlen, merken sie schnell, dass ihre Welten nicht zueinander passen.

Ich habe das Setting der Geschichte so, so geliebt. Die Autorin schafft es mit ihren Beschreibungen von Orten immer wieder, dass ich mich selbst dorthin versetzt fühle und Hawaii ist ein echtes Traum-Setting, was den Roman auch zur perfekten Sommerlektüre macht. Das Tennis-Thema wird tatsächlich immer Gegensatz dazu eher stiefmütterlich behandelt. Man erfährt zwar, dass Louisa regelmäßig trainiert, bis zum Ende der Geschichte wird das Thema aber sonst nicht groß aufgegriffen. War für mich ok, habe mich da aber vom Klappentext etwas in die irre führen lassen.

Was für mich ein Manko an der Geschichte war: ich hatte das Gefühl, dass die beiden Protas sich eigentlich überhaupt nicht kennengelernt haben. Gespräche zwischen den beiden kann man im Text fast schon suchen. Und ja, natürlich sprühen die Funken, es wird auch etwas spicy, aber mir hat da irgendwie der Tiefgang gefehlt. Auch Vinces Geheimnis, das so groß in der Buchbeschreibung angeteasert wird, wurde mir zu schnell und nebensächlich abgearbeitet. Das wirkte auf mich weniger authentisch und natürlich, als das bei Büchern der Autorin normalerweise der Fall ist.

Die Stimmung gerettet haben für mich wieder die großartigen Nebencharaktere, bei denen es auch in den Folgebänden sicherlich noch einiges zu entdecken gibt, zumindest wurde hier im Text schon viel angedeutet, was sicherlich nochmal aufgegriffen wird. Ansonsten kann ich nur sagen, dass das Buch sich wieder fantastisch liest und ich nur so durch die Seiten geflogen bin. Für mich eine schöne Geschichte, die innerhalb der Lovestory für mich kleine Schwächen hatte.

Bewertung vom 28.07.2024
Kleine Monster
Lind, Jessica

Kleine Monster


ausgezeichnet

Mich hat tatsächlich das eher eigenwillige Cover neugierig gemacht. Kann nicht genau sagen wieso, aber ich kann einfach nicht wegsehen und wollte unbedingt wissen, was es damit auf sich hat. Der Klappentext hat diese Neugier noch weiter angestachelt und ich muss sagen, dass mir echt was entgangen wäre, hätte ich dieses Buch nicht gelesen. Hatte für mich schon den Flair von psychologischem Horror, der sich auf beunruhigende Weise im Hirn einnistet und einen nicht loslässt,

Zum Inhalt: ein Anruf von der Schule und ein Gespräch mit der Klassenlehrerin im Unterrichtsraub der 2B. Es gab einen Verfall zwischen dem siebenjährigen Luca und einer Mitschülerin. Seine Eltern sollen nun Rechenschaft anlegen und Konsequenzen ziehen. Aber worüber? Hatte ihr Sohn überhaupt wirklich etwas getan? Und wenn ja, wäre das dann seine Schuld oder ihre als Eltern?

Der Roman beschäftigt sich mit den emotionalen Abgründen die entstehen, wenn das Vertrauen in das eigene Kind erschüttert wird. Bei wem ist die Schuld zu suchen, hatte es Anzeichen gegeben und wie soll man sich zukünftig verhalten. Wie auf rohen Eiern schleicht Protagonistin Pia um ihre eigene Familie herum und reflektiert dabei ihre eigene Kindheit und Familiengeschichte.

Pias Konflikt zwischen mütterlichem Verständnis, Sorge und Selbstzweifeln wird sehr eindrücklich geschildert. Vor allem auch diese Angst davor, was die anderen denken, vor dem Abgestempelt werden, ist wahnsinnig nahbar. Diesen gesellschaftlichen Druck fand ich gut rübergebracht und die damit verbunden Sorgen authentisch geschildert. Es steht so ein bisschen die Frage im Raum, ob man sein Kind bedingungslos lieben kann und muss. Finde es wahnsinnig spannend, was hier für moralische Dilemma aufgeworfen werden.

Ich weiß gar nicht, welchen Teil der Geschichte ich packender fand, den Struggle von Pia, die sich nun selbst in der Erwachsenenposition wiederfindet, oder die Aufarbeitung ihrer Vergangenheit und des Traumas ihrer eigenen Kindheit. Denn auch da gibt es einiges zu verarbeiten und aufzuarbeiten.

Die Geschichte ist aufwühlend, stimmt aber gleichzeitig auch nachdenklich wie man selbst mit solch einer Situation umgehen würde, die so wenig greifbar ist. Absolut packend zu lesen, nistet sich diese Geschichte im eigenen Kopf ein und klingt dort auch nach beenden des Buches nach.

Bewertung vom 28.07.2024
Cascadia
Phillips, Julia

Cascadia


sehr gut

Zum Inhalt: eine Insel im Nordwesten der USA. Sam lebt mit Ihrer großen Schwester Elena und der schwerkranken Mutter in bescheidenen Verhältnissen. Nur der Traum eines Tages die Insel zu verlassen hält sie bei ihrem lausigen Job auf einer Touristenfähre aufrecht. Als ein Bär auf der Insel gesichtet wird beginnen Tage des Unglaubens und der Angst, die wie die Ankündigung etwas größeren anmuten.

Obwohl das Leben der beiden Schwestern im Fokus steht wird die Handlung allein aus Sams Sicht erzählt. Man merkt ihr an, dass sie die jüngere Schwester ist, die immer noch einige Privilegien genießt und deren ganze Welt auf ihre Schwester Elena ausgelegt ist. Man bekommt tiefe Einblicke in ihre Gefühle und Gedanken, ihre Unsicherheiten und ihren Trotz.

Die Sichtung des Bären steht symbolisch für die Perspektiven und Hoffnungen im Leben der beiden Schwestern. Machte er Sam zu Anfang vor allem Angst, empfindet Elena ihn als Wunder. Für sie ist er ein Hoffnungsschimmer in der Trostlosigkeit des Alltags, der aus Arbeit, unbezahlten Rechnungen und der Pflege der kranken Mutter besteht.

Der rote Faden der Geschichte ist eigentlich der Traum der beiden Schwestern aus ihrem Leben auszubrechen und die Insel ihrer Kindheit zu verlassen. Beide sehnen sich nach einem besseren, unbeschwerteren Leben, müssen aber feststellen, dass der einst kindliche Traum sich für beide in unterschiedliche Richtungen entwickelt hat. Es ist eine Geschichte über Verlust, das Platzen von Träumen und die Bitterkeit der Realität.

Kann es noch Coming of Age sein, wenn die Protagonistinnen Ende Zwanzig/ Mitte Dreißig sind? Denn genauso fühlte sich das Buch stellenweise an: das Enthüllen von Illusionen, das Aufdecken bisher verborgener Unstimmigkeiten und falscher Hoffnungen. Irgendwo zwischen der Reflexion der Vergangenheit und Zukunftsaussichten müssen sich die Schwestern dem Hier und Jetzt stellen.

Ich mochte die Verknüpfung von rauer, offener Landschaft und beengten Familienverhältnissen. Der Konflikt in dem sich Sam befindet ist nicht unbedingt leicht zu lesen, hat mich aber gut abgeholt und die eher prekären Lebensverhältnisse wurden anschaulich und nachvollziehbar geschildert. Es ist ein eher ruhiger, nachdenklicher Roman, der einen fast schon dramatischen Verlauf nimmt. Interessante Kombination, die aber gut funktioniert.