Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
jam

Bewertungen

Insgesamt 397 Bewertungen
Bewertung vom 28.07.2020
Ostfriesische Mission / Rupert undercover Bd.1
Wolf, Klaus-Peter

Ostfriesische Mission / Rupert undercover Bd.1


gut

Rupert mantelte sich groß auf. Alle sollten es hören. Er war zurückgekehrt, und ab jetzt wehte hier ein anderer Wind: „Mein Name ist Marius Müller- Westernhagen, äh, ich meine, Frederico Müller-Gonzalés.“

Seite 22



Jahrelang wollte Rupert zum BKA, jetzt ergibt sich unerwartet die Chance: Eine Undercover-Aktion, die nur er durchführen kann. Er hat wenig Zeit, sich zu entscheiden – und noch viel weniger Zeit, um sich auf diese lebensgefährliche Rolle vorzubereiten und die größten Drogenbosse auffliegen zu lassen.



Ich lese gerne ungewöhnliche Krimis, habe bis jetzt aber noch keinen von Klaus-Peter Wolf gelesen. Somit war mir die eigenwillige Figur des Rupert auch nicht bekannt. In seiner frauenfeindlichen Machoart von vorgestern machte er auf mich gleich zu Beginn einen wenig sympathischen Eindruck. Er findet sich unerwartet gut ein in seine Rolle als Spross einer großen Gangsterfamilie und stolpert unbehelligt durchs Milieu.



Viel mehr Sorgen um seine Unversehrtheit als er selbst macht sich sein Team rund um Ann Kathrin Klassen und Weller, die für einen Rupert-Roman einen großen Teil der Seiten einnehmen. Generell werden wir an viele Nebenschauplätze geführt. Ich bin ein Fan von Cosy-Crime, mag dieses Drumherum an sich gerne. Hier stand es in einem für mich schwer vereinbaren Gegensatz zu einem lauernden Sadisten und seinen Foltermethoden, der harten Gangster-Realität und den manchmal doch sehr komischen Szenen.

Manchmal hatte ich das Gefühl, dass diese Nebenschauplätze auch von der Haupthandlung ablenken sollten. Denn Rupert begegnet mit exakt null Hintergrundinformation wichtigen Drogenbossen, Freunden von Frederico und dessen ehemaligen Kindermädchen. Wie er da nicht aufflog, ist mir auch nach Beendigung des Buches ein Rätsel und wäre wohl bei mehr Szenen seiner Undercover-Mission noch unglaubwürdiger gewesen.

Die Geschichte selbst ist interessant, manchmal von einem fast schon slapstickhaften Humor gezeichnet, der mich ein Stück weit gut unterhalten hat. Die große Rahmenhandlung steht der tragenden Rolle des Sadisten und seines Opfers etwas nach, bringt aber auch einige interessante Verbrecherideen ans Licht.


Fazit: Eine etwas unausgewogene Geschichte, die zwischen schrägem Humor und brutaler Folter wechselt.

Bewertung vom 12.07.2020
Prost, auf die Wirtin
Kalpenstein, Friedrich

Prost, auf die Wirtin


ausgezeichnet

„Also, so ein fescher Herr Kommissar“, schmachtete sie Tischler noch an (…). Spätestens jetzt war auch Tischler klar, dass binnen der nächsten vierundzwanzig Stunden jeder Bürger aus Brunngries wissen würde, dass ein neuer Sheriff in der Stadt war. Die Guten, aber auch die Bösen.
Seite 81/82

Inhalt:
Hauptkommissar Tischler hat noch nicht mal seinen ersten Arbeitstag angetreten, da wird er auch schon an einen Tatort gerufen. Franziska Leidinger, die Wirtin vom Brunnen, wurde ermordet, erschossen aus nächster Nähe. Wer wollte der allseits beliebten Franzi etwas Böses, und warum?
Zusammen mit dem manchmal etwas tollpatschigen Kollegen Fink macht er sich an die Befragungen, und merkt schnell, dass nicht alle so freundlich sind, wie sie auf den ersten Blick scheinen. Das, aber auch der Dorfklatsch erschweren seine Ermittlungen.

Meine Meinung:
Herzlich willkommen in Brunngries! Ganz in der Nähe hat Tischler seine Jugend verbracht, und kehrt jetzt als gstandener Kommissar zurück. Er ist schon ein recht eigenwilliger Kerl, der Tischler, mit einem exklusiven Geschmack aber dem Herzen auf dem rechten Fleck. Ich muss zugeben, ich mochte ihn, seine Kleiderwahl und sein Auto von Anfang an. Auch, dass er sich des unterschätzten Fink annimmt und auch mal über dessen kleinere und größere Patzer hinwegsieht. Denn die haben auch für die nötige Lockerheit gesorgt, die so ein Provinzkrimi bietet und für die ich sie so liebe!
Abgesehen von dem Fall, der dann doch nicht so klar ist, wie man anfangs meint, erfahren wir auch einiges über Tischlers Jugend und seine Vergangenheit bietet noch viel Raum für Spekulationen – und nächste Teile, bei denen ich sicher wieder mitermitteln werde!
Brunngries bietet alles, was man von ländlicher Idylle erwartet, urige Bewohner, Strizzis und echte Bösewichte. Vor allem aber gute Unterhaltung und die Basis für kommende ebenso spannende Fälle!

Fazit: Ein unterhaltsamer, spannender Krimi mit viel Leberkäs und anderen lokalen Bsonderheiten!

Bewertung vom 05.07.2020
Frau im Glück
Feyerabend, Charlotte von;Beyer, Anja Saskia

Frau im Glück


ausgezeichnet

„Wir können aus eingefahrenen Denkmustern rauskommen und tatsächlich unser Gehirn trainieren, dem Schönen und den kleinen Glücksmomenten mehr Beachtung zu schenken. Die Blume am Wegesrand wahrnehmen, die Hundekacke, in die man nicht getreten ist, und die lecker duftende Tasse Schokolade, die zudem noch die Hände an einem kalten Wintertag wärmt.“
Seite 255

Was ist Glück und wo bekomme ich es her?
Mit dieser Frage haben sich die beiden Autorinnen Anja Saskia Beyer und Charly von Feyerabend lange beschäftigt. Und sich dabei im Ping-Pong-Prinzip Glücks-Challenges zugespielt. Und sie haben wirklich alles gegeben, von Yoga über Entrümpeln, da wurden Ängste überwunden, mit den bloßen Händen in der Erde nach Glück gebuddelt und Haustiere angeschafft!
Und die zwei haben sehr humorvoll und unterhaltsam darüber berichtet, wie es ihnen mit der jeweiligen Herausforderung ging. Ist man wirklich glücklicher, wenn man 14 Tage jeden Abend gemeinsam in die Federn springt? Oder täglich meditiert, es wie die Schweden mit lagom hält oder Glücksunterricht in der Schule besucht?

Es ist hier die bunte Mischung und die locker-flockige Art, in der darüber berichtet wird, die es ausmacht! Jede Menge fundierte Tipps, die Lust machen, mal etwas Neues auszuprobieren, Altes loszulassen oder einfach mal bewusst nichts zu tun!
Ich selbst bin beim Lesen kopfüber reingepurzelt, habe mich sehr gut unterhalten, laut gelacht und den einen oder anderen Tipp zum Beherzigen mit herausgenommen!
Gegen Ende bekommen wir auch noch einen Schnellkurs „Hormone für Anfänger“ und auch die alten Philosophen lassen sich blicken. Und gerade, als ich mir dachte, jetzt wird’s doch ein wenig „trocken“, wurde ich noch mit schnellen Glückstipps erfrischt!
Listen mit den besten Songs und Filmen zum Gute-Laune-Machen, ein Kurzüberblick in nachhaltiges Handeln – leicht gemacht und noch einige Rezepte zum Nachbacken, die garantiert schon beim Durchlesen aufheitern!

„Glück ist kein Geschenk der Götter, sondern die Frucht unserer Einstellung“ (Erich Fromm)
Und mit diesem Buch macht man viele große und kleine erste Schritte, seine Einstellung zu verändern!


Fazit: Ein bunter, unterhaltsamer, lockerer Ratgeber, der dennoch fundiert zum Nachdenken und Nachleben anregt – ein Glück, ihn gefunden zu haben!

Bewertung vom 18.06.2020
Ein Schotte kommt selten allein
Müller, Karin

Ein Schotte kommt selten allein


ausgezeichnet

„Ich wäre ja gerne wieder einmal spontan… aber doch nicht so ungeplant und aus heiterem Himmel!“
Seite 149

Eigentlich will Janne sich nach einem fürchterlichen Tag nur noch daheim verkriechen – doch es ist ihr 40igster Geburtstag und es wartet eine große Überraschung auf sie! Ihre Freundinnen schicken sie auf eine Reise – 11 Tage quer durch Schottland, auf den Spuren von Braveheart, Highlander, Outlander und Co. Mit im überfüllten Reisebus: Nörgler, Superfans und ein blauer Funko-Pop namens Melly.
Ist es da wirklich ein Versehen, dass Janne im falschen Bus landet, an der Seite eines liebenswerten Schotten?!

Schon lange nicht mehr hat mich ein Buch dermaßen gut unterhalten! Janne ist eine entzückende Person, ein wenig überdreht und nach einigen schmerzhaften Erfahrungen mit Männern sehr vorsichtig geworden. Das gepaart mit ihrer Klugscheißeritis, die ihr selbst durchaus bewusst ist, macht es ihr nicht leicht, in die bunt gemischte Reisetruppe zu finden. So eine durchgetaktete Pauschalreise mit strengem Programm ist ja auch nicht für Jederfrau! Oft verliert sie sich in ihren eigenen Gedanken, versucht, ihr Hirn ein wenig auszubremsen und locker zu lassen. Doch lange Zeit gelingt ihr das nicht. Ihre Zwiegespräche mit ihr selbst waren so humorvoll geschrieben, dass ich öfters laut loslachte! Erst als alles richtig schief läuft, beginnt sie langsam, ihre Auszeit zu genießen – und die Gegenwart von Alex. Er bemüht sich oft rührend um sie, scheint aber auch etwas zu verschweigen.
Immer wieder spürt man, wie Janne unter sich selber ein wenig leidet, eigentlich lockerer sein will, das aber durch die erlittenen Verletzungen nicht kann. Da ich selber eine Festhalterin an alten Wunden bin, konnte ich sie durchwegs gut verstehen und habe mit ihr mitgelitten!

Die beiden vor der Kulisse Schottlands, an Drehorten von Outlander und magischen Plätzen zu beobachten, war für mich echtes Urlaubsvergnügen! Neben durchaus kritischen Betrachtungen der ausartenden Anstürmen an Fans, die sich nicht immer respektvoll verhalten, spürt man immer wieder die Liebe der Autorin zur „Feuer und Stein Saga“, ihren Respekt vor Diana Gabaldon und ihr historisches Interesse am wunderschönen Schottland.
Ich selbst habe die Bücher vor Jahren verschlungen, die Serie aber noch nie gesehen. Und so war es für mich auch eine Reise in meine eigene Vergangenheit, und Jesus H. Roosevelt Christ, was habe ich sie genossen!
Und diejenigen von euch, die sich grad fragen, von was ich da schreibe: Es ist nie zu spät, die „Feuer und Stein Saga“ von Diana Gabldon zu lesen, aber ihr könnt getrost vorher zu diesem Buch greifen. Es gibt zwar viele Anspielungen, aber auch ohne die Reihe zu kennen, werdet ihr mithalten können und euch gut unterhalten!

Fazit: Eine Hommage an Jamie und Claire, ein Reisebericht, eine Entwicklungsgeschichte und eine absolut entzückende Romanze – das alles humorvoll und unterhaltsam zwischen zwei Buchdeckel zu bringen, ist nicht einfach, aber gelungen!

Bewertung vom 09.06.2020
Kleine Schritte mit großer Wirkung
Junge, Miriam

Kleine Schritte mit großer Wirkung


ausgezeichnet

„Wir alle streben nach Zufriedenheit und Glück im Leben. Manchmal stehen wir uns dabei selbst im Weg.“
Seite 153

Wie wir uns mit kleinen Veränderungen selbst ein wenig aus der Bahn gehen und unsere Ziele verfolgen können, zeigt uns dieses Buch.
Aber Miriam Junge beginnt mit weitaus wichtigeren Fragen: Was ist dir wichtig, was möchtest du überhaupt verändern und warum? Sind es wirklich DEINE Ziele, oder möchte man zB abnehmen, weil man glaubt, dass andere einen dann lieber haben, ansehnlicher finden?
Sie erklärt anschaulich, warum Gewohnheiten an sich nichts Schlechtes sind und wie man unliebsame mit kleinen Schritten loswerden kann. Denn jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt und so kann man auch große Ziele angehen, in dem man mit kleinen Kurskorrekturen beginnt. Sie beantwortet auch die Frage, warum man damit langfristig wohl erfolgreicher sein wird, als mit einem überwältigend großen, an dessen Erreichung man verzweifelt.
Immer wieder stellt sie dem Leser kleine Aufgaben, die jeder für sich individuell erfüllen kann. Und an denen man sieht, dass es oft wirklich Mini-Gewohnheiten sind, die den Unterschied machen.

Für mich war es ein durchaus hilfreiches Buch, in dem leicht verständlich viele interessante Aspekte wie Glaubenssätze, Achtsamkeit, die Macht der Wiederholung oder auch Belohnungen angesprochen werden. Und dabei muss es nicht immer das sprichwörtliche Löffelchen voll Zucker sein. Manche Themen kannte ich und habe bereits ausführlicher darüber gelesen, manches war mir neu.
Ergänzt wird das Buch immer wieder mit hilfreichen Listen, Vorschlägen, wie man sich Ruhe schaffen kann, wie man sich mit Kleinigkeiten belohnen kann.

Miriam Junge bittet oft darum, sich auch Notizen zu den erwünschten Zielen und erreichten Erfolgen zu machen. Ich habs so gar nicht mit Listen, meist beginne ich sie gar nicht und wenn, liegen sie nach kurzer Zeit unbeachtet wo herum. Aber der Grundgedanke blieb und jetzt, nachdem ein wenig Zeit verstrichen ist, seit ich die letzte Seite umgeblättert habe, merke ich, dass ich ein kleines, angenehmes Morgenritual entwickelt habe, das ich in kleinen Schritten erweitere.

Gesammelt ergibt „Kleine Schritte mit großer Wirkung“ einen bunten Strauß voller Möglichkeiten und Gedankenansätzen, aus dem man sich die für sich passenden rausnehmen kann.

Bewertung vom 06.06.2020
Katerminator
Fielstedde, Kerstin

Katerminator


ausgezeichnet

„Ian starrte auf den kleinen Blutstropfen an seinem Ballen, der in seinen Augen immer größer wurde. Alles wurde rot. Die nächste Vision war im Anmarsch.“
Seite 35

Dies ist der zweite Teil der I-Cats, ein Buch, das schwer in ein Genre zu packen ist. Fabel, Gesellschaftskritik, Krimi, Spionageroman, das alles ist Katerminator und doch noch viel mehr!

Es schadet nicht, wenn man den ersten Teil gelesen hat, aber auch als Quereinsteiger kann man dank versteckt eingebauter Zusammenfassungen der Handlung gut folgen. Im ersten Teil wurde ein Trupp zusammengewürfelt, der unterschiedlicher nicht sein könnte. Da haben wir den an Schlafkrankheit und Visionen leidenden Kater Ian, seine kampferprobte Schwester Indy, die Agentin eines Katzengeheimbundes (KGB) ist, den kränkelnden Schneuzi, der mit ihr aus einer Versuchsanstalt ausgebrochen ist und den sie seither adoptiert hat. An ihrer Seite kämpfen der wohlgepflegte Papillon eines Modezaren, ein kleiner Teil eines Regenwurmes, ein aus Afrika stammender Vogel und eine Minenratte, die von einem durchgeknallten Maulwurf Sumo zu ihnen desertierte.
Sie alle verfolgen ein gemeinsames Ziel – das eigene Fell zu retten, klar, und nebenbei den tierischen Geheimdiensten, denen sie verpflichtet sind, wichtige Informationen zu liefern.
Denn Sumo ist viel gefährlicher und vernetzter, als es auf den ersten Blick scheint. Er beliefert die ganze Welt mit Waffen, gerne auch chemischer Natur.
Und genau das ist es auch, was mich seit dem ersten Band so fasziniert. Dieser Zusammenhalt, der oft eigenwillige Situationen schafft. Wenn eine Katze einem verletzten Vogel aus größter Gefahr hilft, Hunde und Katzen Seite an Seite gegen eine große Bedrohung antreten und zusammenstehen.

Auf ihrer Flucht landen die ICats bei den Freimaunzern, einer Katzensekte, die im Geheimen lebt und sich streng von moderner Technik abschottet. Und wie man hier schon merkt, der Vergleiche mit Menschen und ihren Marotten gibt es viele. Auch mit Kritik an all der schönen neuen Welt wird nicht gespart, und so musste ich bei dem ein oder anderen eingestreuten Nebensatz loslachen, und auch schlucken und ein wenig nachgrübeln.

Ich liebe Kerstin Filedsteddes Feder, ihre Art, mit Worten zu spielen, sucht ihresgleichen. Jeder Name, jede Redewendung hat ein Wortspiel in sich, sei es der verwirrte chinesische Heiler-Kater Konfusius oder die manipulierende Hohepriesterin der Freimaunzer, Djann Dark.
All das macht „Katerminator“ extrem interessant und abwechslungsreich zu lesen. Auch wartet sie mit vielen Verfolgungsjagden auf, jede einzelne spannend und durchdacht, mit unerwarteten Wendungen.

Leider viel zu schnell sind die Seiten verflogen und ich freue mich schon auf den dritten Teil!

Fazit: Ein extrem interessanter und abwechslungsreicher Agentenroman mit tierischen Helden und einem unglaublichen Wortwitz sowie aktueller Gesellschaftskritik!

Bewertung vom 26.05.2020
Limonensommer
Fülscher, Susanne

Limonensommer


sehr gut

„Schwört ihr?“ (…)
„Was?“ (…)
„Dass wir immer beste Freundinnen bleiben“, fuhr Judith fort. (…)
Es klang zwar wie ein Spaß, aber Judith meinte es ernst. Ein Leben ohne Katharina und Lene – unvorstellbar!
(Seite 6)

1989 unvorstellbar, aber 20 Jahre später Realität. Aus dem einstigen Kleeblatt sind drei sehr unterschiedliche Frauen geworden, die keinen Kontakt mehr zueinander haben. In Zeitsprüngen und in der Gegenwart erfahren wir aus wechselnden Perspektiven, wie es zu diesem Zerwürfnis kam. Und was aus den drei Mädchen, die 1991 unbedingt Schauspielerinnen werden wollten, geworden ist.

Alle drei talentiert, doch wie man im Verlauf der Geschichte merkt, mit sehr unterschiedlichen Eigenschaften. Zu Beginn scheinen sie fast ident, doch man merkt immer mehr, wie sehr die dominante Katharina die Gruppe beherrscht und ihre Träume zu denen der anderen werden.
Doch das Leben hat anders entschieden, Lene hat einen wunderbaren Job gefunden, der ihrer ruhigen Art, aus dem Hintergrund zu wirken, gerecht wird. Katharina ist, wie sie selbst sagt, beruflich unter ihren intellektuellen Möglichkeiten geblieben – und man hat das Gefühl, dasselbe denkt sie auch bei ihrer Partnerwahl.
Einzig Judith hat es geschafft, sie ist Schauspielerin geworden, hat gerade für eine ganze Serie unterschrieben – und noch immer das Gefühl, nicht zu „reichen“, nicht schön, fleißig, talentiert genug zu sein. Nach dem Tod ihrer Mutter beginnt sie nachzudenken, über früher, über die verlorene Freundschaft. Mit Hilfe ihrer Tochter macht sie sich auf die Suche nach ihren Freundinnen von damals. Erst mal nach Lene, mit der das Zerwürfnis nicht ganz so groß war.
Zwischen Judith und Katharina scheint es mehr zu klären zu geben, der Auslöser dafür: Robert. Meine Achillesferse in der Geschichte, denn Robert ist ein Kaliber von Mann, den ich nachgeschmissen nicht nehmen würde. Ich fand ihn so dermaßen unsympathisch, dass ich die um ihn entfachte Rivalität absolut nicht nachvollziehen konnte. Auch er ist mit dem Alter reifer, gesetzter und genügsamer geworden, aber richtig warm wurde ich bis zuletzt nicht mit ihm.

Verspricht das Cover und der Titel eine sommerlich-zitronig-frische Geschichte, so war es für mich eher ein verregneter Herbsttag einen Großteil des Buches lang, so einer zum melancholisch unter die Decke kuscheln und Tee trinken. Hautnah erleben wir, was die Mädchen auseinandertrieb, welche Schicksalsschläge sie einstecken mussten. Und das stimmte mich doch sehr traurig, vor allem, dass sie in all der Zeit nie versucht haben, ein klärendes Gespräch zu führen.
Letzten Endes landen wir aber im Sommer Italiens und es ist wieder eine traurige Gelegenheit, die sie dann doch noch zusammenführt. Und auch bei den Charakteren wendet sich das Blatt, denn wenn man die Details kennt, versteht man (bis zu einem gewissen Grad) auch Katharina und ihr oft oberflächliches und überhebliches Gehabe.
Susanne Fülscher versteht ihr Handwerk, ihre Worte fließen nur so dahin, manchmal mit schönen Strudeln aus tiefsinnigen Sätzen durchzogen. Leider konnten in diesem Buch die Protagonisten nicht ganz mithalten – aber ich werde sicher wieder mal zu einem ihrer Bücher greifen!

Fazit: Eine nachdenklich stimmende Geschichte über verlorene Freunde, vergangene Sommer, verstrichene Gelegenheiten und Konflikten, die so lange nicht angesprochen wurden, bis es (fast) zu spät ist.

Bewertung vom 20.05.2020
Das Glück ist lavendelblau
Mai, Pauline

Das Glück ist lavendelblau


ausgezeichnet

„Das Innere des Hauses war erfüllt vom Duft des Lavendels: Überall hingen getrocknete Bünde an den Zimmerdecken und vermischten sich mit dem intensiven Holzgeruch.“
Prolog

Penelope, kurz Pepe, steckt mitten in einer Krise, mit ihrem Freund Oskar gibt es nur Streit und ihren Job hat sie hingeschmissen. Da erfährt sie, dass ihre geliebte Großmutter einen Unfall hatte und im Krankenhaus liegt. Für Pepe gibt es kein halten, sie packt ihre Koffer und reist in die Provence, um sich um ihre Großmutter Mamie und deren Pensionsgäste zu kümmern. Und findet dabei wieder zurück zur Liebe –zu der Gegend, in der sie ihre Kindheit verbracht hat, zum Backen und letzten Endes auch wieder zu einem Mann…

„Das Glück ist lavendelblau“… und das Leben voller Farben und Schattierungen. Und von denen hat uns Pauline Mai jede Menge in dieses Wohlfühlbuch gepackt! Was auf der ersten Seite nach einer locker-leichten Liebesgeschichte aussieht, hat doch so viel mehr in sich. Da werden psychische Probleme ebenso wie alte Familienstreitigkeiten und historische Ungerechtigkeiten in die Handlung mitverwoben – eben genauso, wie auch das Leben ist! Wunderschön, aber nicht immer einfach!
Das macht das Lesen zu einem vielschichtigen Vergnügen, bei dem man nicht nur an der Oberfläche herumdümpelt. Für mich sind die Seiten nur so dahingeflogen, ich habe jede davon genossen! Pauline Mai schreibt sehr lebendig und ihre Protagonisten sind so real, deren Handeln immer nachvollziehbar.

Pepe ist einfach nur entzückend, eine liebenswerte junge Frau, die schon früh Bekanntschaft mit den Härten des Lebens machen musste und dennoch weich geblieben ist. Sie würde für ihre Mamie und ihre Familie alles geben. Gerade damit konnte ich mich gut identifizieren und auch ihre Leidenschaft fürs Backen macht sie so sympathisch!
In der Pension wird sie schnell zum guten Geist, der ihre außergewöhnlichen Gäste versorgt und auch sowas wie Familienanschluss bietet. Denn gerade gibt es nur zwei Pensionsgäste, Henry und seinen Großvater Leo, die die Gegend genießen möchten, aber auch zu Freunden werden. Und die kann Pepe gut gebrauchen!
Denn ihr bester Freund Jonas ist im fernen Berlin und kann sie nur am Telefon unterstützen, wenn sie sich Sorgen um den Gesundheitszustand ihrer Großmutter macht – oder Angst vor einem Zusammentreffen mit ihrem Vater hat…
So wie das Leben hält auch hier die Geschichte die eine oder andere Überraschung parat!

Und über allem liegt der Duft von Lavendel, sah ich die wogenden Felder vor mir und wollte eigentlich nur die Schuhe ausziehen und barfuß durch die lilanen Wolken gehen…

Fazit: Ein Buch wie das Leben – wunderschön, aber nicht immer einfach! Jede Seite lesenswert!