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amena25

Bewertungen

Insgesamt 278 Bewertungen
Bewertung vom 18.06.2017
Als wir unbesiegbar waren
Adams, Alice

Als wir unbesiegbar waren


sehr gut

Das wahre Leben

Alice Adams erzählt die Geschichte einer Freundschaft über zwei Jahrzehnte.
1995 stehen die Geschwister Sylvie und Lucien und ihre Freunde Benedict und Eva kurz vor dem Abschluss ihrer Studienzeit. In den letzten Jahren waren sie unzertrennlich, sehen aber völlig unterschiedliche Lebensentwürfe vor sich. Während die zurückhaltende Eva von einer Karriere im Finanzwesen träumt und der unerwiderten Liebe zu Lucien entfliehen will, sieht die lebenslustige Sylvie sich als angehende Künstlerin. Lucien will vor allem das Leben und seine Freiheit genießen. Er will alles ausprobieren, Sex, Alkohol, Drogen, Hauptsache ihn überkommt keine Langeweile. Benedict dagegen liebt schon lange Eva, ist aber zu schüchtern, um sich ihr zu öffnen.
Im Lauf der folgenden Jahre finden sich die Freunde immer wieder in wechselnder Besetzung zusammen - und nicht immer verstehen sie sich. Es kommt zu Differenzen, sogar zu Konflikten, in denen verletzende Wahrheiten ausgesprochen werden, an denen die Freundschaft fast zerbricht. Doch selbst nach jahrelangem Schweigen bringt ein Zufall oder eine Notsituation die Freunde wieder zueinander.
Die 33 Kapitel erzählen einzelne Abschnitte aus den Jahren 1995 bis 2015 in wechselnder Perspektive, häufig aber aus Evas Sicht. Dadurch lernt man Eva am intensivsten von allen vier Figuren kennen und kann ihre Sichtweise am besten nachvollziehen. Lucien oder auch Sylvie dagegen bleiben einem eher fremd und etwas distanziert.
Der Roman erzählt über Freundschaft, Liebe und Treue, allerdings ohne Rührseligkeit. Die Höhen und Tiefen des Lebens führen, zumindest bei Eva, zu der Erkenntnis: Glück ist nicht, wenn alles perfekt ist, sondern dann, wenn es sich ,,richtig“ anfühlt, wenn man ,,angekommen“ ist.
Poetisch, berührend, ohne jeglichen Kitsch.

Bewertung vom 16.05.2017
Die Morde von Morcone / Robert Lichtenwald Bd.1
Ulrich, Stefan

Die Morde von Morcone / Robert Lichtenwald Bd.1


sehr gut

Morde in der Maremma

Der Münchener Anwalt Robert Lichtenwald zieht sich in sein kleines Häuschen in der südlichen Toskana zurück, um sein Leben neu zu ordnen. Seine Frau hat ihn kurz zuvor verlassen und Lichtenwald braucht nun Ruhe, um dies zu verarbeiten und einen neuen Lebenssinn zu finden. Damit entspricht er zwar dem deutschen Klischee der Selbstfinder, allerdings ist Robert Lichtenwald ein ruhiger und sympathischer Zeitgenosse und steht nicht unbedingt im Mittelpunkt des Kriminalromans.
Zwar findet er in Begleitung des Conte, auf dessen Gut sich das Häuschen Lichtenwalds befindet, eine tote Prostituierte, die sich bald als Hermaphrodit herausstellt. Auch wird er zusammen mit dem Conte zunächst von der lokalen und nicht ganz so scharfsinnigen Polizei verdächtigt und festgehalten. Doch sobald die junge und unangepasste Giada Bianchi auf den Plan tritt, bestimmt sie das Interesse des Lesers. Als alleinerziehende Mutter eines Sohnes ist sie vor Jahren aus Rom in das kleine, verschlafene Nest Morcone zurückgekehrt, wo sie sich nun den ganzen Tag im Schreibwarenladen langweilt. Allerdings ist sie auch ausgebildete Journalistin, und so stürzt sie sich mit Feuereifer in die Suche nach dem Mörder, der in immer kürzeren Abständen seine Opfer findet. Mit ihrem lebenslustigen und zupackenden Temperament rüttelt sie den eher zögerlichen und vorsichtigen Robert Lichtenwald aus seinem Phlegma auf. Die beiden geben ein sympathisches und unterhaltsames Ermittlergespann ab und natürlich dürfen sich zwischen den beiden auch zarte Gefühle entwickeln.
Die Krimihandlung selbst wirkt etwas zu konstruiert und weit hergeholt. Dennoch wird man mit der anschaulichen Beschreibung der Dorfbewohner und ihrer Eigenheiten, so manchem aktuellen Seitenhieb und der wunderbaren Atmosphäre der südlichen Toskana amüsant und kurzweilig unterhalten.

Bewertung vom 04.05.2017
Wenn das Eis bricht / Profilerin Hanne Bd.1
Grebe, Camilla

Wenn das Eis bricht / Profilerin Hanne Bd.1


ausgezeichnet

Subtil und raffiniert


Mehr als 600 Seiten umfasst dieser Psychothriller und ist also ausdauernden und geduldigen Lesern zu empfehlen. Geduld braucht man auch deshalb, weil nicht so sehr viel passiert, sondern Erinnerungen und Gedanken den Hauptteil des Buches ausmachen.
Drei Personen erzählen in der Ich-Perspektive, sodass man als Leser radikal auf deren Sicht beschränkt wird. Da ist zum einen Emma, eine junge Verkäuferin, die ein heimliches Verhältnis mit ihrem Chef hat. In Rückblenden erfährt man von ihrer traurigen Kindheit in einem lieblosen, konfliktbeladenen Elternhaus. Zum anderen der Ermittler Peter, der absolut bindungsunfähig ist, aber auch selbst darunter leidet. Außerdem kann er immer weniger Sinn darin erkennen, Morde und andere Verbrechen aufzuklären.
Als in der Wohnung des reichen Geschäftsmannes Jesper Orre die Leiche einer unbekannten Frau gefunden wird, erinnert dies Peter und seine Kollegen an einen alten Fall. Vor 10 Jahren war die Leiche eines Mannes auf dieselbe Art und Weise in Szene gesetzt worden und dieser alte Fall konnte nie aufgeklärt werden. Deshalb wird die Kriminalpsychologin Hanne, die auch beim damaligen Fall an den Ermittlungen beteiligt war, wieder hinzugezogen. Sie ist die dritte Figur, aus deren Perspektive erzählt wird. Sie leidet an beginnendem Alzheimer und versucht, ihr Leben neu zu ordnen.
Durch die abwechselnden Perspektiven, die sich auch zeitlich aufeinander zu bewegen, erhält man nach und nach einzelne Puzzlestückchen. Die Ich-Perspektive der Figuren führt dazu, dass man eine sehr genaue und sehr ehrliche Innensicht auf sie bekommt, was aber nicht unbedingt zur Identifikation mit ihnen führt. Stellenweise ist man sogar abgestoßen oder man fühlt mit und will helfen. So z.B. Peter, der mit seiner Ex-Frau und seinem 15-jährigen Sohn nicht klarkommt und lieber alles verdrängt oder vor sich herschiebt, als endlich zu handeln.
Trotz der eher ruhigen Erzählweise ist die Handlung packend und spannend, da man auch als Leser nicht weiß, wessen Sicht man nun eigentlich trauen soll und wann das Eis tatsächlich bricht.

Bewertung vom 04.05.2017
Der Freund der Toten
Kidd, Jess

Der Freund der Toten


sehr gut

Schräg und poetisch

Im abgelegenen irischen Dorf Mulderrig kommt im Jahr 1976 ein junger, abgerissener Kerl mit langen Haaren und Lederjacke an. Dichter oder Großmaul, denkt der Wirt, und hat damit nicht so ganz Unrecht. Mahony ist Kleinganove, Hippie und eine Art Lebenskünstler, der in seinem Geburtsort Mulderrig das Verschwinden seiner Mutter vor 26 Jahren aufklären will. Doch die Dorfbewohner sind sehr misstrauisch und reserviert und wollen die Wahrheit, die wohl so mancher ahnt, lieber unter einem fest verschlossenen Deckel halten. Wer nun meint, eine Art Krimi vor sich zu haben, wird schon auf den ersten Seiten eines Besseren belehrt. Denn Mahony sieht die Toten, und das ist nicht im übertragenen Sinn gemeint. Er sieht sie in den Ecken der Bar, im Wald oder durch die Wände schweben, manchmal verraten sie ihm etwas, manchmal auch nicht. Das macht das Buch zu einer sehr bizarren, aber auch sehr poetischen Geschichte. Eine Art modernes Märchen, in dem auch von Mord- und Totschlag detailreich erzählt wird.
Im Dorf leben aber auch liebenswerte Gestalten, allen voran Mrs Cauley, eine exzentrische alte Schachtel, die trotz ihrer Gebrechlichkeit das Dorf fest im Griff hat. Sie ist der festen Überzeugung, dass Mahonys Mutter damals ermordet wurde und versucht mit allen Mitteln, die Wahrheit herauszufinden, um die Dorfbewohner zu ärgern und weil sie Mahony ins Herz geschlossen hat. Oder die junge Shauna, die Mahony ein Zimmer vermietet und sich Hals über Kopf in den charmanten, aber windigen Fremden verliebt.
Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Die eine spielt Ende der 40er, Anfang der 50er Jahre mit der Mutter Mahonys, der rebellischen Orla Sweeney im Fokus, die andere 1976 rund um Mahony und seiner Suche nach Wahrheit. Dabei kommt es immer wieder zu sehr skurrilen Situationen und Dialogen, Abschweifungen und Nebenhandlungen, was das Buch sehr originell und andersartig macht. Allerdings muss man sich die Mühe machen, sich auf die sehr poetische Sprache und die stellenweise sehr schräge Handlung einzulassen.

Bewertung vom 23.04.2017
Gefährliche Ernte / Perez Bd.2
Sola, Yann

Gefährliche Ernte / Perez Bd.2


sehr gut

Der 2. Fall für den Hobbyermittler

Perez, Restaurantbesitzer, Delikatessenschmuggler und Lebemann ermittelt in seinem 2. Fall an der Côte Vermeille im äußersten Südwesten Frankreichs.
Im Weinberg seines Vaters Antonio wird ein Toter gefunden, gestorben an einer Überdosis Heroin. Perez kennt den Toten: vor 20 Jahren hat der Marokkaner als Ernthelfer im Weinberg seines Vaters gearbeitet. Perez kann nicht glauben, dass aus dem bescheidenen, freundlichen Mann ein Drogenabhängiger geworden ist. Pikant für Perez ist allerdings, dass die Polizei nun im Weinberg seines Vaters ermittelt, was für ihn und seine Geschäfte eine Katastrophe bedeuten könnte. Denn eine Grundlage seines wirtschaftlichen Wohlergehens gründet sich auf der geschickten Vermarktung seines Weines Creus. Dieser Wein, sehr edel, sehr teuer und sehr gefragt, wird gar nicht aus Spanien importiert, wie Perez gerne verkündet, sondern aus dem Weinberg des Vaters. Bald wird ein zweiter Toter gefunden und es stellt sich heraus, dass beide Männer Brüder waren. Perez versucht, die Ermittlungen der Polizei möglichst von sich und seinem Vater abzulenken, und ermittelt gleichzeitig in Eigenregie, unterstützt von seinem Koch und Freund Haziem und seiner Lebensgefährtin Marianne. Durch sie kommt er auch in Kontakt mit Flüchtlingen aus Nordafrika, die per Schiff an der Côte Vermeille anlanden und in primitivsten Aufnahmelagern untergebracht werden. Offenbar hat auch der Front National, die rechtsextreme Partei Frankreichs, seine Finger mit im Spiel.
Perez ist ein sympathischer Hobbyermittler, mal aufbrausender Choleriker, mal behäbiger Genießer. Wie auch im ersten Band macht der eigentliche Kriminalfall nur einen Teil der Handlung aus. Perez weitläufiger Bekanntenkreis, seine Familie inklusive Exfrau, heiratswilliger Tochter, Lebenspartnerin, störrischem Vater usw. begleiten die Ermittlungen genauso wie die farbenfrohen Beschreibungen der Landschaft oder der Eigenheiten der Bewohner Banyuls.
Wer einen leichten Regionalkrimi sucht, wird gut unterhalten, einen hochspannenden Thriller sollte man allerdings nicht erwarten.

Bewertung vom 22.04.2017
Sie werden dich finden
Rayburn, James

Sie werden dich finden


sehr gut

Filmreife Action


Die frühere CIA-Mitarbeiterin Kate Swift lebt seit zwei Jahren unter falschem Namen in einem abgelegenen Städtchen in Vermont. Seit sie korrupte Machenschaften des CIA öffentlich gemacht hat, gilt sie als Verräterin. Ihre Tarnung fliegt auf, als sie an der Schule ihrer sechsjährigen Tochter Suzie einen Amoklauf verhindern kann, indem sie die Täter erschießt. Ihr ist klar, dass sie sofort mit ihrer Tochter fliehen muss, will sie am Leben bleiben.
Ihre Flucht führt sie nach Thailand, wo sie sich Hilfe von ihrem früheren Mentor Harry Hook erhofft. Doch der hat mit sich und seinem Leben genug eigene Probleme, die er lieber im Alkohol ertränkt. Eher widerwillig lässt er sich doch noch auf Kate und ihre Tochter ein und entwickelt einen riskanten und etwas makaberen Plan. Für Harry Hook selbst bietet die Rettungsaktion eine Chance, seinem Leben wieder eine neue Richtung und einen Sinn zu geben.
Die Handlung wird in neunzig kurzen, knappen Kapiteln erzählt, die immer wieder andere Personen in den Fokus rücken. Dadurch bleiben Spannung und Dynamik stets hoch. Allerdings sind die Figuren und die Konflikte sehr amerikanisch und actionmäßig angelegt und erinnern an James Bond Verfilmungen. Für mehr Lesegenuss hätte ich mir eine stärkere kritische Reflexion der Hauptfiguren gewünscht. Vor allem Kate Swift wirkt sehr kühl und distanziert und in ihrer Mutterrolle nicht immer überzeugend.
Sehr anschaulich und authentisch dagegen sind die Beschreibungen der Atmosphäre in Thailand, was sicherlich daran liegt, dass der Autor James Rayburn selbst dort lebt.
Actionreich und spannend, aber mit zu wenig Tiefgang.

Bewertung vom 17.04.2017
Die unbekannte Schwester / Carlotta Fiore Bd.3
Prammer, Theresa

Die unbekannte Schwester / Carlotta Fiore Bd.3


sehr gut

Chaotische Carlotta


Früher hat Carlotta Fiore als Kaufhausdetektivin gearbeitet und nebenbei undercover ermittelt. Nun steigt sie offiziell bei der Polizei ein, und das sogar ohne die Ausbildung abgeschlossen zu haben. Kein Wunder, dass die Kollegen ihren Einstieg misstrauisch und missgünstig beäugen. Ein paar besonders gehässige Kolleginnen spielen ihr sogar zur Begrüßung eine Opernaufnahme vor: die einzige, in der Carlotta zusammen mit ihrer Mutter, der weltberühmten Maria Fiore, singt – und dabei hörbar kläglich versagt. Doch Maria Fiore ist nicht Carlottas wahre Mutter. Die hatte Carlotta als Vierjährige entführt und gegen ihre echte Tochter, Henriette ,,ausgetauscht“. Dieses Geheimnis soll unbedingt ein Geheimnis bleiben. Doch dann verschwindet Henriette. Und gleich bei ihrem ersten Fall im offiziellen Polizeidienst findet Carlotta bei einem Toten eine Notiz: mit ihrem Namen und dem Datum ihrer Entführung.......
Zu Beginn ist es noch recht amüsant, wie chaotisch Lottas erster Arbeitstag bei der Polizei beginnt – sie versteckt sich vor den hämischen Kollegen auf dem Klo und wird dabei auch noch ertappt. Im Verlauf des Krimis wird die Handlung aber zunehmend überladen und verwickelt. Etwas mühsam setzt man sich als Leser die Mosaiksteinchen der Vergangenheitsbewältigung von Lotta selbst und von ihrem Vater Konrad zusammen.
Nicht ganz nachvollziehbar ist, warum Lotta so sehr darauf bedacht ist, ihre Vergangenheit vor sich und aller Welt zu verbergen. Carlotta öffnet sich, unter anderem mithilfe einer Psychotherapeutin, sehr langsam ihrer verdrängten Vergangenheit, was auch für den Leser etwas Licht ins Dunkel bringt. Allerdings wird man ohne Vorkenntnisse aus den ersten beiden Bänden sich wohl schwer damit tun, die vielen Zusammenhänge und Andeutungen zu verstehen und einzuordnen. Zum Ende hin nehmen Tempo und Spannung zu, allerdings wirken manche Situationen etwas konstruiert.
Spannend, aber stellenweise zu überfrachtet und leider nicht so überzeugend wie die ersten beiden Bände.

Bewertung vom 07.04.2017
Gefährlicher Lavendel / Leon Ritter Bd.3
Eyssen, Remy

Gefährlicher Lavendel / Leon Ritter Bd.3


sehr gut

Späte Rache

Le Lavandou im Frühling: da denkt man an wärmende Sonnenstrahlen, glitzerndes Meer am noch leeren Strand, ein bisschen Boule mit den Einheimischen mit anschließendem Café oder Rosé... Dieser Müßiggang ist Leon Ritter, dem deutschen Pathologen, der seit einiger Zeit in Hyères am Rechtmedizinischen Institut arbeitet, leider nicht lange vergönnt. Als er eine Leiche obduzieren muss, findet er Spuren brutaler Folter, die zeigen, dass das Opfer möglichst lange leiden sollte. Und schon bald muss er das nächste Opfer obduzieren, mit ähnlichen Folterspuren. Die Gendarmerie Nationale um Commandant Zerna hat schnell einen Verdächtigen ausgemacht, muss sie sich doch auch gegen die Einmischung aus Toulon zur Wehr setzen. Doch Leon Ritter hat einen ganz anderen Verdacht. Die Toten, angesehene Bürger der Gemeinde, verbindet offenbar ein Geheimnis aus der Vergangenheit. Und einige Personen wollen unbedingt verhindern, dass dieses Geheimnis näher untersucht wird.
Leon Ritter, der in den Vorgängerbänden teilweise noch recht brav und gemütlich aufgetreten ist, zeigt hier deutlich mehr Charakter. Als Deutscher und als Rechtsmediziner, der sich eigentlich nur um Obduktionen und deren Auswertung zu kümmern hat, wagt er sich mit seinen Ermittlungen in Bereiche vor, die ihn eigentlich nichts angehen. Capitaine Isabelle Morell, seine Lebengefährtin und stellvertretende Polizeichefin, hält zwar zu ihm, doch auch sie wendet sich von Leon Ritter ab, als eine junge Frau behauptet, die heimliche Geliebte Ritters zu sein. So steht Leon irgendwann allein da und bringt sich damit in höchste Gefahr.

Die Atmosphäre Südfrankreichs ist gut eingefangen, wird aber nicht überstrapaziert, da stets der Fall im Vordergrund steht. Die Handlung ist durchaus spannend mit teilweise überraschenden Wendungen, das Ende gestaltet sich allerdings übertrieben dramatisch. Etwas störend finde ich, dass außer Leon Ritter offenbar niemand in der Lage ist, den Fall aufzuklären.

Bewertung vom 02.04.2017
Die Grausamen
Katzenbach, John

Die Grausamen


ausgezeichnet

Gefährliche Cold Cases


Was macht man mit gescheiterten Kollegen, die man gerne loswerden will, die man aber nicht einfach so entlassen kann? Man gründet eine neue Abteilung, in die man die Versager abschiebt – in diesem Fall die Abteilung für Cold Cases, also alte, ungelöste Fälle, für die sich eh kaum jemand interessiert.
Gabriel Dickinson hat bei einem Segelunfall seinen Schwager verloren, worauf sich seine Frau von ihm getrennt hat. Obwohl schuldlos an dem Unglück, fühlt Gabriel sich schuldig, verfällt dem Alkohol und verwahrlost zunehmend. Marta Rodriguez-Johnson hat dagegen ihren Kollegen versehentlich im Einsatz erschossen und diese Schuld bis heute nicht überwunden. Beide geben ein wahrlich famoses Gespann ab: problembeladen, unsicher und verschlossen. Nur zögerlich entwickeln sich Vertrauen und Respekt zwischen ihnen und allmählich wachsen sie zu einem wirklichen Team zusammen. Als sie auf vier 20 Jahre alte, ungelöste Fälle stoßen, fallen ihnen merkwürdige Parallelen auf. Offenbar stehen diese vier Fälle in einem Zusammenhang mit dem Verschwinden der damals 13-jährigen Tessa, das auch nie aufgeklärt wurde. Je tiefer Gabe und Marta graben, desto mehr bringen sie sich selber in Gefahr. Offensichtlich hat jemand ein sehr starkes Interesse daran, dass die ungelösten Fälle auch ungelöst bleiben.
Der Leser taucht ein in Gabriels und Maritas problembeladene Welt, teilt ihre Gedanken und fühlt mit ihnen. Und man freut sich, dass ausgerechnet die beiden vermeintlichen Versager einem Netz aus Lügen und Vertuschungen auf die Spur kommen und damit ihrem eigenen Leben eine neue Perspektive geben.
Ein spannender, verwickelter Krimi mit überraschenden Wendungen.