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Benutzername: 
Lesefee23.05
Wohnort: 
Stepenitztal

Bewertungen

Insgesamt 290 Bewertungen
Bewertung vom 02.08.2020
Morgan's Hall
Flynn, Emilia

Morgan's Hall


ausgezeichnet

Wie schon Band 1 endete auch der zweite Band der Morgan’s Hall Saga mit einem Cliffhanger. Obwohl Band 3 nun nicht direkt an diesem anknüpft, sondern einige Jahre zuvor mit einem Rückblick auf Charles Morgan, Johns Vater startet, ist man als Leser erneut sofort mitten im Geschehen.
Ohne großes Vorgeplänkel beginnt die Geschichte und ebenso schnell wird es interessant und spannend.
Die nächste Generation der Morgans ist herangewachsen und geht ihren eigenen Weg. Die junge Elizabeth beweist im Kampf um das Land ihrer Familie großen Mut und Kampfgeist, muss aber gleichzeitig mit großen Sorgen und Zweifeln kämpfen. Gefangen in ihren Gefühlen und mit großer Ratlosigkeit deswegen, stürzt sie in einen Strudel der Hilflosigkeit und einige ihrer Gedanken erinnern stark an ihre Mutter Isabelle. Insgesamt ist Liz aber ganz anders und scheint in der Familie Morgan erstmalig eine würdige Nachfolgerin von Charles zu sein. Sie ist in der Lage zu verzeihen und zu kämpfen und dadurch als einzige in der Lage die scheinbar ewig währende Familienfehde zu beenden.
Wie schon ihm vorherigen Band gefällt sie mir unglaublich gut. Doch auch ihre Entscheidungen, wenn sie auch nachvollziehbar und clever sind, bergen Gefahren, denn nicht jeder kann mit einem „Nein“ umgehen und auch die fortwährende Familienfehde mit den Harringtons lässt sich nicht einfach so aus der Welt schaffen.
Während also innerhalb der Familie Morgan endlich Frieden einzukehren scheint, wird auch der nächste Band einiges an Spannung bringen, denn erneut endet die Saga mit einem Cliffhanger, der viel verspricht.
Neben Liz als Protagonistin dieses Bandes treten aber auch die vorherigen Hauptfiguren John und Isabelle sowie James auf den Plan. Die personale Erzählperspektive wechselt dabei zwischen den Figuren, wodurch ein Einblick in nahezu alle Gedanken und Gefühle möglich ist.
James kämpft auch in diesem Band mit seinen eigenen Dämonen. Nach wie vor steht er vor der Frage, was richtig ist und ob man seinen Gefühlen folgen sollte oder den „einfachen“ Weg geht. Obwohl ich ihn als Person sympathisch finde, finde ich seine Handlungen häufig anstrengend und schwach auf der anderen Seite jedoch auch bewundernswert und ehrenwert. Seine Gefühle sprechen eine eindeutige Sprache, trotzdem lässt er niemanden im Stich, ist aber gleichzeitig nicht in der Lage für seine Wünsche zu kämpfen. Auch sein Teil der Geschichte endet aber mit einem Cliffhanger und vielleicht wird auch bei ihm im nächsten Band eine Entwicklung sichtbar, ich bin wirklich gespannt!
Auch Isabelles und Johns Geschichte ist noch nicht vorbei, weiterhin kämpfen sie um die gemeinsame Ehe. Während nun Isabelle diejenige ist, die nicht aufgibt, kämpft John mit seinen Gefühlen. Nur langsam beginnt er die Vergangenheit zu verstehen und sich über sein eigenes Handeln klar zu werden. Seine Entwicklung und Gedanken haben mir gut gefallen, denn endlich scheint er einsichtig zu werden.
Neben der fiktiven Handlung werden erneut historische Details bezüglich des Kalten Krieges eingestreut, welche mir sehr gut gefallen haben.
Insgesamt ist die Geschichte wieder weit entfernt von üblichen Klischees und Rollenbildern, wenn auch nicht mehr ganz so weit weg von „Friede-Freude-Eierkuchen“ wie bisher. Innerhalb der Familie Morgan scheint sich einiges zu erholen und gerade zu biegen. Außerhalb bleibt es allerdings spannend!

Mein Fazit: Auch der dritte Band der Reihe spart nicht an Emotionen und Spannung. Es geht um Familienschicksale, Kampfgeist und Mut aber ebenso um Reue, Einsicht und Schuld. Die Geschichte ist spannend erzählt und wird zu keinem Zeitpunkt langweilig.
Ich vergebe 5 von 5 Sternen und bin gespannt, wie es weitergeht!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.08.2020
Die Perlenschwester / Die sieben Schwestern Bd.4
Riley, Lucinda

Die Perlenschwester / Die sieben Schwestern Bd.4


ausgezeichnet

CeCe, die vierte der d’Apliese-Schwestern, war mir von Beginn der Sieben-Schwestern-Reihe an unsympathisch. Zu sehr hat sie für meinen Geschmack über das Leben von Star bestimmt und ihre eigenen Wünsche in den Vordergrund gestellt. Das, was andere wollen oder wünschen, schien sie überhaupt nicht wahrzunehmen und schon gar nicht gelten zu lassen. Sie schien das durchzusetzen, was für sie selbst am einfachsten und besten war und dabei nur wenig bis keine Rücksicht auf andere zu nehmen. Dieser Eindruck wurde während Stars Geschichte noch präsenter, da ich hier den Eindruck gewann, dass CeCe ihrer Schwester das Glück überhaupt nicht gönnt und weiterhin nur darauf bedacht ist, ihren Willen durchzusetzen. Dass ihre Schwester sie im Stich ließ, schien für sie kein Grund zum Nachdenken, sondern eher ein Grund zur Wut und Bockigkeit.
Nun, nachdem ich „Die Perlenschwester“ gelesen habe, sehe ich CeCe in einem anderen Licht. Sie scheint mit sich selbst deutlich stärker zu hadern, als eine der anderen Schwestern. Obwohl sie nach außen hin stark und selbstbewusst wirkt, ist dieses Auftreten nur ein Schutzpanzer. Innerlich sieht es nämlich vollkommen anders aus. Obwohl CeCe eine attraktive junge Frau mit viel Kunsttalent ist, zweifelt sie an sich selber. Sie hat ihren Platz im Leben bisher nicht gefunden und fühlt sich durch ihre Legasthenie und die Kritik ihrer bisherigen Kunstlehrer als Nichtsnutz und durch den Auszug von Star nun auch als einsam. Feststeht dabei, dass sie anders ist als andere Menschen. Doch dies ist ja nicht negativ, sondern eher das Gegenteil. Um dies herauszufinden, liegt jedoch ein weiter Weg vor CeCe, denn im Grunde weiß sie überhaupt nicht, wer sie selbst ist.
Dies haben die Schwestern d’Apliese miteinander gemein, doch bei CeCe scheint es mir ausgeprägter und sie selbst wirkt auf mich er bisher als am hilflosesten von den Schwestern.
Auf ihrer Reise beginnt sie allerdings sich selbst und ihr eigenes Verhalten zu hinterfragen. Sie erkennt, dass sie Star häufig eingeengt und beherrscht hat, was auf Dauer nicht gesund sein konnte. Ebenso lernt sie auf der Suche nach ihrer wirklichen Familie ihre eigene Sexualität und schließlich sich selbst kennen. Sie trifft neue Menschen und begreift langsam, dass auch sie selbst große Talente und Fähigkeiten hat.
Sie entwickelt sich und aus einer scheinbar selbstbewussten jungen Frau wird am Ende eine Frau, die tatsächlich ihr Selbstbewusstsein entdeckt und beginnt ihren eigenen Weg zu gehen.
Neben CeCes bewegender und emotionaler Geschichte führt Lucinda Riley den Leser auch an den Beginn des 20. Jahrhunderts und mitten hinein in das Leben von Kitty Mercer und damit direkt nach Australien, wo zu dieser Zeit der Perlenhandel viel Geld ins Land brachte.
Gegenwart und Vergangenheit werden dabei, wie bereits in den vorherigen Bänden geschickt miteinander verknüpft. Kitty hat mir als Protagonistin sehr gut gefallen, ihr Selbstbewusstsein und ihr tugendhaftes Handeln haben mir sehr imponiert, ihre Geschichte hat mich zu Tränen gerührt und betroffen.
Ihre Geschichte hat mir fast besser gefallen, als CeCes, jedoch funktionieren die Geschichten nur miteinander und insgesamt bekommt der Leser einen spannenden und interessanten Roman mit leichtem und mitreißendem Schreibstil. Historische Aspekte werden dabei ebenso mühelos verarbeitet, wie mythologische Geschichten und gesellschaftliche Gepflogenheiten in Australien.
Interessant fand ich zudem die Details zum Leben der Aborigines, ihrer Kultur und dem Umgang der „Weißen“ mit ihnen.
Außerdem ist es der Autorin wieder gelungen, die verschiedenen Schwestern miteinander zu verbinden und einige Hinweise auf die Gesamthandlung zu verstecken. Erneut gibt es Hinweise auf Pa Salt und die fehlende Schwester Merope und weiterhin kann ich es kaum erwarten zu erfahren, was es mit der Gesamthandlung auf sich hat.

Ich vergebe 5 von 5 Sternen für „Die Perlenschwester“ und freue mich auf die nächsten Bände!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.08.2020
Schicksalssterne
Lark, Sarah

Schicksalssterne


ausgezeichnet

Mia und Julius waren mir als Hauptfiguren sofort unglaublich sympathisch. Ich konnte mich dadurch sehr schnell in die Geschichte einfinden und mit den beiden mitfiebern.
Ihr Kennenlernen sowie ihr Umzug nach Neuseeland, das eine leichtere Zukunft ohne Kriegswirrungen zu versprechen scheint, sind zwar zunächst sehr unkompliziert, der Verlauf der Geschichte ist es dann aber überhaupt nicht mehr. Die Handlung, die leicht und humorvoll beginnt, wendet sich ebenso abrupt, wie das Schicksal des jungen Paars. Der erste Weltkrieg, der zwar in Neuseeland selbst nicht stattfindet, hat trotzdem große Auswirkungen auf die Bewohner des Landes. Gerade Einwanderer aus Deutschland stehen plötzlich im Fokus der neuseeländischen Bevölkerungen und werden als Spioniere verhaftet und interniert. Dies geschieht auch Mia und Julius und nur durch den Einsatz der jungen Frau Willie, die sie vor Kurzem auf dem Gestüt aufgenommen haben, kann der Hof gerettet werden.
Im Gegensatz zu Mia und Julius ist Willie mir dabei von Anfang an suspekt. Sie ist ein Mädchen aus einem armen Haushalt, das aber dennoch weiß was sie will. Sie erkennt schnell, was sie tun muss, um ihre Träume zu verwirklichen und setzt alles daran, diese zu erreichen. Dass sie dabei über Leichen gehen muss, nimmt sie billigend in Kauf. Ihre intrigante und egoistische Haltung hat mich von Beginn an gestört und obwohl mir ihr Durchsetzungsvermögen und ihre Stärke durchaus imponieren, konnte sie mich als Figur nicht überzeugen.
Ganz im Gegensatz zu der jungen Willie steht Mia. Sie ist ein Mädchen aus gutem Hause und musste in ihrem bisherigen Leben nur wenig Leid ertragen. Sie ist gutgläubig und fast schon naiv. Pferde sind ihre große Leidenschaft und eigentlich möchte sie nur, dass alle glücklich sind.
Als sie dann jedoch gezwungen ist, für sich selbst zu sorgen, erkennt sie, was in ihr steckt. Sie trotzt allen Widrigkeiten und kämpft darum, Julius nach dem Krieg wiederzusehen. Sie wächst an ihren Aufgaben und aus der wenig durchsetzungsstarken und naiven jungen Frau wird schließlich eine starke und selbstbewusste Frau, die für sich selbst kämpft. Diese Entwicklung hat mir sehr gut gefallen und spiegelt wieder mal eine typische Figur aus den Romanen der Autorin wider.
Weniger gut gefallen hat mir, dass Julius so gar keine Entwicklung durchmacht. Er ist zwar ein sympathischer Mensch, aber außer seinen Pferden hat er nur wenig Leidenschaft. Er hasst Konfrontationen und entscheidet nur ungern Dinge. Für seinen Charakter hätte ich mir daher ein bisschen mehr Raffinesse gewünscht, dieses Defizit schmälert allerdings nicht den Lesespaß und wird auch zum Ende des Romans insofern abgerundet, als dass Julius zumindest einsieht, dass er Fehler gemacht hat.
Insgesamt sind aber alle Romanfiguren sehr gut beschrieben. Die jeweiligen Eigenschaften werden schnell klar und die Darstellung ist authentisch.
Auch der Schreibstil des Romans ist, wie immer bei Sarah Lark, unkompliziert und flüssig. Die Geschichte reißt einen mit und ist durch den klassischen Spannungsaufbau interessant und unvorhersehbar. Auch das Ende war für mich sehr überraschend.
Geschickt werden historische Eckdaten und Fakten sowie Details über die Pferdezucht und die Reiterei in die Handlung eingearbeitet. Die historischen Begebenheiten sind dabei nicht so präsent und werden eher beiläufig eingestreut, während die Begriffe der Reiterei gerade zum Anfang sehr stark vertreten sind. Für mich haben sie kein Problem dargestellt, denn da ich lange Zeit selbst geritten bin, waren sie leicht verständlich. Für Neulinge auf diesem Gebiet könnten sie allerdings durchaus schwierig zu verstehen sein, hier würde ein Glossar sehr helfen.

Fazit: Sarah Lark hat erneut einen großen und brillanten Roman vor der wunderschönen Kulisse Neuseelands geschrieben. Er eignet sich besonders für Pferde- und Leseliebhaber und lässt sich während des Lesens nur schwer beiseitelegen. Ich vergebe 5 von 5 Sternen für einen Roman über Liebe, Mut, Hass und Intr

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.07.2020
Sweet Sorrow
Nicholls, David

Sweet Sorrow


sehr gut

Charlie Lewis erzählt seiner Verlobten kurz vor ihrer Hochzeit von seiner ersten großen Liebe und von dem Sommer, der alles veränderte. Dem Sommer, der zunächst endlos und langweilig schien. Dem Sommer nach dem High-School-Abschluss, nachdem die Zukunft plötzlich ungewiss war. Dem Sommer, der Charlie erwachsen werden und wahre Freundschaften schließen ließ.
Charlie berichtet rückblickend und daher mit allwissenden und vorausblickenden Zügen von dem Sommer 1997, in dem er zufällig Fran kennenlernt. Er weiß schnell, dass er sie wiedersehen muss, selbst dann, wenn er dafür an einer Shakespeare-Theateraufführung teilnehmen muss. Aus einer vermeintlich langweiligen Ferienaktivität mit seltsamen Leuten wird dann jedoch ein Projekt, das Charlie zu gefallen beginnt und das enorm zu seiner persönlichen Entwicklung beiträgt. Aus dem bisherigen eher unscheinbaren Jungen, einem „Niemand ohne Talente“, wird zwar kein Starschauspieler, aber Charlie lernt, dass es sich lohnt an etwas zu arbeiten und vor allem für etwas und mit anderen zu arbeiten. Die gemeinsame Arbeit verändert zudem seine Perspektive auf die Welt, auf die Menschen und auf den Umgang mit ihnen. Er beginnt in einem einzigen Sommer zu lernen, was es bedeutet Verantwortung zu übernehmen und was eine richtige Freundschaft ausmacht. Er beginnt zu verstehen, wie das reale Leben aussieht und dass einem nicht immer alles egal sein kann. Er beginnt ernsthaft über eine Zukunft nach diesem letzten freien Sommer nachzudenken und schafft es schließlich mithilfe seiner Freunde seine Ziele zu erreichen und aus dem Gefängnis der Heimatstadt auszubrechen.
Der Schreibstil des Romans ist humorvoll und flüssig. Das Lesen fällt unglaublich leicht, die Perspektive des damals 16-jährigen Jungen wird in Ansichten und Gedanken sehr deutlich. Das Buch umfasst einige Themen, die sehr bewegend sind und dem Roman einen gewissen Tiefgang und eine große Vielschichtigkeit verleihen. Es ist kein lockerer leichter Liebesroman, der oberflächlich von der ersten Liebe berichtet, sondern viel mehr. Es geht um das Erwachsenwerden, um eine schwere Kindheit, um die Suche nach sich selbst und der Suche nach dem eigenen Platz im Leben mit viel Reflektion und interessanten Denkansetzen. Interessant fand ich zudem die Perspektive von Charlie, da die wenigsten Romane aus der Sicht eines Jungen geschrieben wurden und Jungs nun mal einfach anders „ticken“ als Mädchen.
Es war der erste Roman, den ich von David Nicholls gelesen habe und ich hatte von ihm etwas völlig anderes erwartet. Ich hatte mit einer lockeren Geschichte über eine Jugendliebe gerechnet, und diese irgendwie auch bekommen, aber in einem völlig anderen Format als ursprünglich gedacht… Da sie deutlich mehr Tiefgang und Hintergrund lieferte als erwartet, hatte ich wohl auch zunächst Schwierigkeiten in die Geschichte hineinzukommen und die Sprünge von Gegenwart und Vergangenheit zu verstehen. Erst im Laufe der Geschichte konnte ich mich wirklich auf sie einlassen und begann dann nach und nach vollkommen in sie einzutauchen und sie zu verstehen. Alles in allem ist es ein Liebesroman, der über den Facettenreichtum der Liebe berichtet, die viele Gesichter haben kann. Vor allem ist es aber ein Roman, der über die Kraft der ersten Liebe berichtet. Einer Liebe, die die Macht hat zu verändern und zu zerstören, die aber vor allem immer unvergesslich bleibt und einiges bewegt…

Mein Fazit: „Sweet Sorrow“ hat mich insgesamt sehr berührt und ließ sich wirklich gut lesen. Nichtsdestotrotz hatte ich zu Beginn einige Schwierigkeiten in die Geschichte hineinzukommen, weil ich eher einen leichten Liebesroman erwartete. Ich vergebe daher nur 4 von 5 Sternen und freue mich auf weitere Romane von David Nicholls, bei denen ich mich vielleicht von Anfang an auf ihre Individualität einstellen kann.

Bewertung vom 30.06.2020
Das kleine Haus in den Dünen (eBook, ePUB)
Rogasch, Julia

Das kleine Haus in den Dünen (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

„Vielleicht sollte man versuchen, das Beste aus dem herauszuholen, was einem das Leben so vorsetzt. Jeder Tag bietet die Chance dazu.“

„Das kleine Haus in den Dünen“ ist ein Roman von Julia Rogasch und in sich abgeschlossen. Er erschien im Januar 2020 im Forever Verlag.
Die Ehe von Clara scheint vor dem Aus zu stehen. Das gemeinsame Leben mit Paul ist nur noch kompliziert und auf den Alltag reduziert. Durch das schwere Asthma ihres Sohnes Lenni übt Clara ihren Beruf kaum noch aus und auch ihre Träume hat sie aufgegeben. Als sie von der Familie ihres ehemaligen besten Freundes Max zum Kaffee eingeladen wird, steht sie diesem das erste Mal seit vielen Jahren ihrem wieder gegenüber. Die Begegnung bringt vergangene Gefühle zurück ans Tageslicht und die folgende Einladung der Familie in ihr Ferienhaus auf Sylt nimmt Clara nur ihrem Sohn zuliebe an. Der folgende Urlaub bringt dann nicht nur für Clara, sondern auch für Max unerwartete Wendungen ans Licht…

Erneut nimmt Julia Rogasch uns mit auf eine Reise auf die Sehnsuchtsinsel Sylt. Vor traumhafter Strandkulisse schreibt sie einen Roman über Liebe, Freundschaft und Träume und verpackt wichtige Botschaften in eine wunderschöne, dabei aber nicht immer leichte Geschichte.
Clara liebt ihre Familie über alles. Ihr Sohn Lenni ist ihr Ein und Alles und auch ihren Mann Paul liebt sie von Herzen. Eigentlich, denn nicht immer ist alles so leicht, wie es scheint. Geldsorgen und Alltagsprobleme belasten die Beziehung und stellen sie auf eine harte Probe. Ein Urlaub auf Claras Herzensinsel Sylt scheint in weiter Ferne und das unerwartete Widersehen mit ihrem Jugendfreund Max bringt Gefühle ans Tageslicht, die eigentlich längst vergessen waren. Da aber Lenni begeistert von Max ist und dieser scheinbar bereit ist, Lenni ein paar tolle Erlebnisse zu ermöglichen, springt Clara über ihren Schatten und reist mit ihrer Mutter und ihrem Sohn in das Ferienhaus von Max' Familie. Ungewollt kommt sie dabei auch Max wieder näher und schnell wird klar, dass die damalige Freundschaft ihre Spuren hinterlassen hat. Clara durchschaut, was es mit dem veränderten Verhalten von Max auf sich hat und kann nicht anders, als ihm zu helfen.
Während der gemeinsamen Zeit auf Sylt ist sie aber auch gezwungen, sich über ihre eigenen Gefühle klar zu werden und darüber nachzudenken, wie es in ihrem Leben weitergehen soll. Sie besinnt sich auf ihre früheren Träume und auf die Dinge, auf die es im Leben ankommt und schafft es schließlich, wieder klar in die Zukunft sehen zu können. Die Ich-Perspektive von Clara verdeutlicht dabei Gedanken und Gefühle sehr gut, der flüssige und leichte Schreibstil macht das Lesen zu einem Vergnügen.
Auch die anderen Figuren haben mir gut gefallen, sie sind authentisch dargestellt, Handlungen und Reaktionen nachvollziehbar und logisch. Gerade Claras Sohn, der trotz oder gerade wegen seiner Krankheit ein wirklich beeindruckendes Kind ist, hat es mir angetan.
Der Roman überzeugt durch viel Gefühl und große Emotionen. Die Themen des Romans sind insgesamt recht tiefgründig, dabei aber nicht zu kompliziert beschrieben, sondern in ein gut verdauliches Format verpackt. Es wird mehr als deutlich, dass man das Leben genießen sollte und sich immer wieder in Erinnerung rufen sollte, was wirklich zählt. Der Glaube an Träume und an Freundschaft, sowie Familie ist etwas, das man nie aufgeben sollte. Es lohnt sich zu kämpfen, auch dann, wenn das Leben Einem Steine in den Weg legt…

Mein Fazit: Julia Rogaschs Roman ist erneut ein Roman mit Herz. Er entführt uns auf die wunderschöne Insel Sylt und kommt mit ausreichend Tiefgang und großen Gefühlen daher, ohne dabei zu bedrücken. Ich vergebe 5 von 5 Sternen und freue mich auf weitere Romane der Autorin!

Bewertung vom 30.06.2020
Die Schattenschwester / Die sieben Schwestern Bd.3
Riley, Lucinda

Die Schattenschwester / Die sieben Schwestern Bd.3


ausgezeichnet

Star ist mir bisher die liebste der sechs Schwestern d’Apliese. Obwohl sie bislang meist im Schatten von ihrer Schwester Cece gelebt hat und die meisten Entscheidungen sowie das Reden ihr überlassen hat, ist auch Star selbst eine starke Persönlichkeit. Sie redet nicht gerne und fühlt sich mit den meisten Menschen eher unwohl, trotzdem besitzt sie den Mut ihre eigenen Wünsche und Träume zuzulassen und schließlich auch langsam die Verbindung zu ihrer Schwester zu kappen. Der Tod ihres Adoptivvaters Pa Salt und dessen Abschiedsbrief tragen ihren Teil zu diesem Prozess bei, denn nicht nur die anderen Schwestern, auch Pa Salt hatte erkannt, dass die enge Verbindung der beiden Schwestern auf Dauer nicht gut für beide ist.
Ihr erstes Ziel auf der Suche nach ihrer Herkunft ist eine Londoner Buchhandlung, in der sie den ungewöhnlichen Besitzer Orlando kennenlernt. Ganz entgegen ihrer Natur traut sie sich, ihn auf das Rätsel anzusprechen, das ihr Adoptivvater ihr hinterlassen hat und findet schließlich Hinweise auf ihre Herkunft, die sie nach Kent an den Anfang des 20. Jahrhunderts befördern und einige Geheimnisse der Vergangenheit bergen.
Neben der Suche nach ihrer Herkunft lernt Star auch die Familie Orlandos mehr und mehr kennen und lieben. Sie ist jemand, der sich für ihre Mitmenschen einsetzt und sich um sie kümmert. Sie besitzt die Fähigkeit sie zu unterstützen und ihnen ein besseres Gefühl von sich selber zu geben, sie gar zum positiven zu verändern. Dies ist eine Eigenschaft, die mir an Star sehr gut gefallen hat. Ihr Einfühlungsvermögen und ihre Hilfsbereitschaft sind sehr bemerkenswert. Sie lassen sie sympathisch und authentisch wirken und machen Star zu einer Person, die man gerne kennenlernen möchte. Stars persönliche Entwicklung und ihre Suche nach sich selbst werden im Laufe der Handlung sehr deutlich. Sie beginnt mehr und mehr eigene Entscheidungen zu treffen und diese auch durchzusetzen und versteht schließlich, was es bedeutet zu lieben und an sich selbst zu glauben.
Insgesamt haben mir alle Figuren der Geschichte haben sehr gut gefallen - sie sind jeder für sich authentisch beschrieben und haben Wiedererkennungswert. Nur Cece als vierte Schwester ist mir bisher eher unsympathisch, ich bin sehr gespannt, was mich in ihrem Band erwartet…
Ebenfalls wieder brillant gelungen sind die Verknüpfungen von Gegenwart und Vergangenheit sowie die Einarbeitung mythologischer Aspekte, historischer Eckdaten und die Verbindung zur Gesamthandlung der Buchreiche. Durch die Wiederholung von Szenen aus der Perspektive der jeweiligen Schwester werden Aspekte aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet und dargestellt, ohne dabei langweilig zu wirken.
Der Schreibstil tut sein Übriges und so wird der Leser erneut gefesselt und in die Welt der Schwestern d’Apliese entführt. Mehr und mehr faszinieren mich die Dynamik und die unterschiedlichen Verbindungen zwischen den einzelnen Schwestern.
Mein Fazit: Ein weiterer großer und faszinierender Roman der Sieben-Schwestern-Reihe. Star ist bisher meine „Lieblingsschwester“ und ich bin in ihrer Geschichte vollständig versunken. Es werden erneut Brotkrumen gestreut, die den Tod von Pa Salt rätselhaft erscheinen lassen und verknüpft mit einer verbotenen Liebe, einer außergewöhnlichen Familie und der Suche nach sich selbst. Ich freue mich sehr auf die nächsten Teile der Reihe und vergebe 5 von 5 Sternen für „Die Schattenschwester“.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.06.2020
Die geheimnisvollen Gärten der Toskana
Beyer, Anja Saskia

Die geheimnisvollen Gärten der Toskana


sehr gut

„Ob man positiv oder negativ an das Leben ranging, konnte man selbst lenken und für sich entscheiden.“

Jessy ist für mich eine sympathische und authentische Protagonistin. Sie ist häufig mit sich selbst unzufrieden und kommt nur schwer zur Ruhe. Meist hat sie das Gefühl, auf der Suche nach irgendetwas zu sein und lediglich die Zeit mit ihrer Hündin Bella kann sie erden. Der Job in der Toskana ist für Jessy ein kompletter Neubeginn, aber auch ein Abenteuer, das zu ihrem unruhigen Wesen passt. Sie bricht ihre Zelte in München ab und reist mit Bella nach Italien. Als sie in der Toskana ankommt, verliebt sie sich sogleich in den wunderschönen Garten des Anwesens der Russos. Leider scheinen sowohl ihr Arbeitgeber, als auch dessen Mutter nur bedingt begeistert von ihr zu sein. Immerhin hatten sie einen Mann erwartet und haben nur wenig Zeit das Anwesen vor dem Verkauf zu retten.
Doch Jessy ist entschlossen den Job anzutreten und Gregorio ist verzweifelt, sodass er die Hilfe schließlich annimmt. Gemeinsam versuchen sie das Familienanwesen vor dem Verkauf zu retten und nähern sich dabei mehr und mehr aneinander an. Die aufkeimende Beziehung der beiden ist dabei emotional und herzerwärmend beschrieben, die daraus resultierenden Probleme und Zweifel, sowie die ablehnende Haltung von Gregorios Mutter nachvollziehbar.
Die Liebesgeschichte zwischen Jessy und Gregorio wird überschattet von alten Geheimnissen und Familienfehden, wodurch eine gewisse Spannung erzeugt und eine leichte Parallele zu „Romeo und Julia“ erkennbar ist.
Jessys Art hat mir von Anfang an gut gefallen, durch ihre Liebe zu Hunden und Tieren im Allgemeinen ist sie mir sofort ans Herz gewachsen und auch ihre grundsätzlich eher positive Lebenshaltung fand ich sehr ansprechen. Gefallen hat mir zudem der Hinweis auf ihr Glückstagebuch, durch das Jessy gelernt hat, positiv an das Leben heranzugehen. Durch die Arbeit in der Toskana beginnt sie sich selbst besser kennenzulernen, die Arbeit im Garten sowie das Leben in Italien erden sie. Sie wird im Laufe des Romans ruhiger und selbstbewusster und findet schließlich auch ihren Platz im Leben. Diese Entwicklung Jessys hat mir sehr gut gefallen. Sie wird durch die personale Erzählperspektive aus Jessys und Gregorios Sicht gut verdeutlicht und auch Gefühle und Gedanken der beiden werden durch die gewählte Perspektive klarer.
Der Schreibstil und die Handlung des Romans sind durchgehend flüssig und leicht, sodass ich das Buch mühelos an einem Tag durchlesen konnte.
Insgesamt hätte ich mir ein wenig mehr Aufregung oder Wiedererkennungswert für die Geschichte gewünscht, eine ähnliche Faszination wie „Die Sterne über Venedig“ konnte sie bei mir nicht erzeugen. Trotzdem überzeugte mich der Roman durch einer großen Portion Charme und Wohlfühlfaktor und ist ideal zum Schmökern und Entspannen. Die wunderschöne Kulisse der Toskana mit ihren verwunschenen und geheimnisvollen Gärten trägt einen Großteil dazu bei, lädt zum Träumen ein und verführt einen dazu, sofort eine Reise antreten zu wollen.

Mein Fazit: „Die geheimnisvollen Gärten der Toskana“ ist ein Roman, der sich hervorragend für den Sommerurlaub und das virtuelle Reisen in ferne Länder eignet. Er entführt einen mit einer wunderschönen Liebesgeschichte in die Toskana und deren traumhafte Kulisse und lässt sich unkompliziert und leicht lesen. Er ist ein Roman zum Träumen und Genießen und bekommt von mir 4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 28.06.2020
Die Sturmschwester / Die sieben Schwestern Bd.2
Riley, Lucinda

Die Sturmschwester / Die sieben Schwestern Bd.2


sehr gut

„Sei glücklich. Das ist deine Gabe.“

Auch „Die Sturmschwester“ ist wieder ein faszinierender Roman von Lucinda Riley, der Fiktion und historische Fakten miteinander verknüpft. Eingebettet in die Gesamthandlung der Buchreihe erfahren wir mehr über die zweite Schwester Ally und ihre Herkunft.
Die Reise führt uns nach Norwegen und von dort aus auf eine Zeitreise von Norwegen nach Leipzig und ins 19. Jahrhundert. Historische Ereignisse und Figuren werden dabei geschickt in die fiktionale Geschichte eingebettet und der Leser erfährt einiges über die Welt der Musik. Edvard Grieg und Henrik Ibsen dürften vielen von uns ein Begriff sein, doch in einem Roman aufgegriffen, sind auch reale Personen irgendwie immer greifbarer. Durch die gute Verknüpfung wirken die realen Begebenheiten nicht trocken oder langweilig, man kann sich mit ihnen beschäftigen oder sich auf die Romanhandlung konzentrieren.
Insgesamt haben Ally und ihre Vorfahrin Anna mich nicht so berühren können wie Maia und Bel aus dem ersten Band der Reihe.
Allys Geschichte war für mich ein bisschen zu tragisch. Erst verliert sie ihren Vater, dann ihren Seelenverwandten und gerade erst kennengelernten Partner. Ich bewundere, dass sie darüber nicht ihren Verstand verloren hat, sondern an ihrem Weg festhält und sich eine Zukunft erkämpft. Verwunderlich ist dabei für mich nur, dass sie wenig Unterstützung durch ihre Adoptivschwestern sucht und erhält, sondern sich auf die Familie Theos und neue Bekannte stützt. Gerade dies ist aber vermutlich die Art, die Ally ausmacht. Sie ist die „Anführerin“ der Schwestern und ausgesprochen lebensfroh und zuversichtlich. Sie gibt die Hoffnung nicht auf und das ist auch das, was Pa Salt ihr in seinem Abschiedsbrief geraten hat. Damit und mit ihrem liebsten Hobby und Beruf, dem Segeln, entspricht auch sie ihrem mythologischen Vorbild Alkyone, die als Schutzpatronin der Seeleute gilt.
Anna hingegen, Allys Vorfahrin, war mir ein wenig zu naiv und leichtgläubig. Ihr Handeln und ihre Unsicherheit stimmten zwar überein mit der Figur die sie verkörpert – ein junges, unbedarftes Mädchen vom Land, trotzdem hat es mich eher genervt. Zwar entwickelt sie sich im laufe der Zeit und beginnt ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen, trotzdem wurde sie mir nicht unbedingt sympathisch.
Nichtsdestotrotz haben mich aber der fesselnde Schreibstil und die interessante Gesamthandlung der Reihe fasziniert und mir tolle Lesestunden bereitet. Erneut werden die Fragen über Pa Salt aufgeworfen und weitere Rätsel sowie Hinweise hinzugefügt. Ich bin so gespannt, worauf schließlich alles hinauslaufen wird…!
Auch haben mir die Verknüpfung von Gegenwart und Vergangenheit, sowie die Verknüpfung der verschiedenen Bände der Buchreihe wieder sehr gut gefallen. Bestimmte Szenen aus den unterschiedlichen Bänden werden mehrfach aufgegriffen und aus der Perspektive der jeweiligen Schwester beschrieben, ohne dabei jedoch etwas aus den anderen Bänden zu verraten. Dies zeugt von der großen Erzählkunst der Autorin und der Detailliebe zu ihren Romanen.

Mein Fazit: Obwohl mich Allys Geschichte nicht so sehr überzeugen konnte wie Maias, bin ich fasziniert von der Buchreihe um die Sieben Schwestern und habe das Buch unglaublich gern gelesen. Ich vergebe 4 von 5 Sternen und freue mich auf die nächsten Schwestern!

Bewertung vom 24.06.2020
Die sieben Schwestern Bd.1
Riley, Lucinda

Die sieben Schwestern Bd.1


ausgezeichnet

Als Pa Salt stirbt, merkt Maia, dass sie ihren Adoptivvater eigentlich nie richtig gekannt hat. Wer war Pa Salt außerhalb von „Atlantis“, dem abgelegenen Familienanwesen am Genfer See? Womit hat er sein Geld verdient, warum hat er die Schwestern adoptiert und warum fehlt die siebte Schwester? Und ist sein Tod nicht doch ein wenig mysteriös, immerhin hat ihn keine der Schwestern tot gesehen…?
All dies sind Fragen, die zur übergeordneten Handlung der Sieben-Schwestern-Reihe gehören, weshalb es in diesem Band auch noch keine Lösungen, sondern eher mehr Fragen und Spekulationen zu diesem Thema gibt.
Lucinda Riley webt damit geschickt eine überaus interessante Haupthandlung, die mich unglaublich neugierig macht. Schon jetzt bin ich gespannt, wie sich im letzten Band alles auflösen wird und freue mich auf die Hinweise und Brotkrumen zur Rätsels Lösung, die wohl in jedem Band der Reihe versteckt sind.
Zunächst geht es aber um Maia und ihre Herkunft, die ebenfalls alles andere als langweilig ist. Nach Pa Salts Tod ist Maia das erste Mal seit langer Zeit mutig genug, das Familienanwesen für eine längere Zeit zu verlasen. Nach einem traumatischen Erlebnis in ihrer Jugend, dass sie vor allen geheim hält, hatte sie dies bisher eher gescheut und war auch fremden Menschen gegenüber eher zurückhaltend.
Auf der Suche nach ihrer Herkunft begibt sie sich nun jedoch auf eine Reise, die sie nach Rio und ins ferne Brasilien bringt. Dort bekommt sie durch den bekannten Autor und Historiker Floriano unerwartete Hilfe bei ihrer Spurensuche.
Hierbei werden Gegenwart und Vergangenheit geschickt miteinander verknüpft und der Leser erhält die Gelegenheit, selbst mit zuraten, wie Maias Herkunft wohl aussieht. Bei der Reise in Maias Vergangenheit erfahren wir zusätzlich zur bewegenden Geschichte von Izabela Bonifacio, die eine Vorfahrin von Maia zu sein scheint, auch einiges über den Bau der Cristo-Statue, was ich sehr interessant fand. Historie und Fiktion werden geschickt miteinander verknüpft und Fakten mit Erfindung gemischt.
Beide Protagonistinnen haben mir sehr gut gefallen. Maia selbst ist eine eher zurückhaltende und schüchterne Frau, dabei aber pragmatisch und vernünftig und diejenige, die sich immer um andere kümmert. Auf ihrer Reise entdeckt sie jedoch, dass es sich durchaus lohnt, mutig zu sein und dass die eigene Angst einen nicht lähmen sollte – ganz genau so, wie ihr Adoptivvater es ihr immer schon gesagt hat. So wird in Rio aus der eher zurückhaltenden Frau langsam eine Frau, die ihr Leben wieder genießen kann und die beginnt, ihre Vergangenheit zu verarbeiten und zu akzeptieren. Auch ein Blick in die Zukunft und der Weg in ein selbstständiges Leben scheint plötzlich greifbar. Die Unterstützung, die sie dabei durch den eigentlich unbekannten Floriano erhält, wirkt dabei nicht übertrieben oder aufdringlich, sondern hat mir sehr gut gefallen.
Izabelas Geschichte hingegen ist den Frauen ihrer Zeit voraus. Sie ist intelligent und gebildet und wünscht sich im Leben etwas anderes, als den Weg, den ihr Vater für sie ausgesucht hat. Obwohl ihr Verlobter eigentlich ein netter Kerl ist, sehnt sie sich doch nach etwas anderem und während sie mit Pflichtgefühl und Sehnsüchten kämpft, werden wir als Leser in eine hochemotionale und nahegehende Geschichte eingesogen. Bels Teil des Buches hat mir insgesamt ein bisschen besser gefallen, da er mir sehr naheging und sehr bewegend geschrieben war.
Fazit: Wieder mal ein brillanter und überzeugender Roman von Lucinda Riley, der mit ihrem typischen mitreißendem und faszinierendem Schreibstil geschrieben ist. Er erzählt eine Geschichte, die mich begeistert hat, die Fiktion und historische Fakten geschickt miteinander verknüpft und gleichzeitig einen ausreichenden Tiefgang mitbringt, der mir bei Romanen wichtig ist. Ich bin sehr schnell dem Sog der Handlung erlegen und hatte das doch recht dicke Buch innerhalb kurzer Zeit durchgelesen. Ich freue mich sehr auf die folgenden Bände!

Bewertung vom 27.05.2020
Zwei in einem Herzen
Silver, Josie

Zwei in einem Herzen


ausgezeichnet

Josie Silvers Roman „Zwei in einem Herzen“ ist kein Roman, in dem es um die verlorene Liebe und die neue / alte Liebe zu seinem besten Freund geht. Jedenfalls nicht nur. Ausgehend vom Klappentext hatte ich erwartet, dass der Hauptkonflikt die aufkommenden Gefühle zu Lydias und Freddies bestem Freund Jonah sein würden. Dies ist allerdings eher nicht der Fall. Vielmehr beschreibt der Roman den Weg, den Lydia beschreitet, um ihre Trauer zu bewältigen. Mit viel Witz und Humor, aber auch tiefgehenden Gefühlen und Gedanken begleiten wir Lydia auf einem langen und steinigen Weg der Trauer und der Trauerbewältigung.
Anschaulich wird dabei beschrieben, dass jeder seinen eigenen Weg für die Trauer finden muss, dass es kein Patentrezept gegen die Trauer über den Verlust eines geliebten Menschen gibt und dass einfach jeder Mensch anders ist. Ebenso wird deutlich, dass man zwar selbst seinen Weg gehen muss, dass man aber Hilfe und Unterstützung annehmen darf, wenn man sie braucht.
Lydias Familie und Freunde übernehmen diesen Part im Roman sehr gut und sind dabei unglaublich einfühlsam, obwohl sie ebenso trauern und keine Ahnung haben, was falsch und was richtig ist.
Lydia selbst war mir von Anfang an sehr sympathisch. Sie ist, ebenso wie die anderen Figuren, authentisch dargestellt und eine liebenswerte junge Frau. Während sie im realen Leben nach Freddies Tod kaum noch Freude empfinden kann und einfach nur noch am Leben teilnimmt, ohne es selbst zu planen, taucht sie nachts in eine Traumwelt ab. In dieser lebt Freddie noch und die Zeit vergeht, als ob der Unfall nie geschehen wäre. Doch während sich viele Dinge zwischen Traum und Realität gleichen, gibt es doch gravierende Unterschiede, die vielleicht der Preis für ein glückliches Leben mit Freddie sind. Denn während einer lebt, muss ein anderer gehen. Diese Moral ist uns wohl allen bekannt und wird schließlich auch Lydia bewusst.
Im Laufe der Zeit erkennt sie zudem, dass sie sich nach Freddies Tot weiterentwickelt hat. Aus einer Frau, die eher im Schatten ihres Partners gelebt hat und vieles akzeptiert hat, was ihr eigentlich wehtat, wurde durch die Herausforderung des Alleinseins eine Frau, die stark und mutig ist. Sie hat es geschafft weiterzuleben und sich ein Leben aufzubauen, auf das sie stolz ist.
Dies hat mir sehr gut gefallen und ist ein Zeichen für jeden, der ähnliches durchlebt oder aus anderen Gründen an seinem Leben zweifelt. Man muss das eigene Leben anerkennen als das, was es ist. Es ist unser Leben und es will gelebt werden. Es ist keine Alternative. Es ist eine Chance und zwar die beste, die wir haben.
Die Erzählperspektive als Ich-Erzählung von Lydia war für den Roman sehr gut gewählt. Eindeutig wird, wie Lydia denkt und fühlt und was sie erlebt. Besonders gefallen haben mir dabei die Passagen, in denen sie sich selbst reflektiert und über Dinge nachdenkt. Durch diesen Schreibstil bekommt auch der Leser Erkenntnisse, die er sonst möglicherweise übersehen hätte. In diesem Licht betrachtet ist das Romanende ideal gewählt und auch die Parallelwelt, die mich zunächst massiv gestört und irritiert hat, ergibt rückblickend Sinn.
Obwohl das Thema des Romans anders war als von mir erwartet und mich häufig an vergleichbare Bücher wie „P.S. Ich liebe dich“ erinnerte, bin ich letztendlich vom Roman überzeugt. Mit viel Gefühl, aber auch viel Humor beschreibt Josie Silver Lydias Weg aus der Trauer und gibt dem Leser viele wichtige Botschaften mit auf den Weg. Der mitreißende und leichte Schreibstil regt zum Weiterlesen und Abtauchen in die Geschichte ein.
Die kontroversen Diskussionen und auch negativen Buchmeinungen zu „Zwei in einem Herzen“ kann ich nachvollziehen, teile sie aber nicht. Ich ziehe lediglich einen halben Stern ab, sodass es von mir 4,5 von 5 Sternen gibt.