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Pharo72
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Zittau
Über mich: 
Büchersüchtige, introvertierte Leseratte!

Bewertungen

Insgesamt 467 Bewertungen
Bewertung vom 31.08.2016
Die einzige Art, Spaghetti zu essen
Brausendorf, Nicole

Die einzige Art, Spaghetti zu essen


ausgezeichnet

Die 17-jährige Liv zieht mit ihrer Mutter in eine Kleinstadt an der Elbe. Hier findet sie nicht nur in ihrer Nachbarin Nessie eine neue beste Freundin, sondern lernt auf einem Konzert beim Stadtfest auch den Keyboarder Leo kennen. Seine Ausstrahlung nimmt sie sofort gefangen und die Tatsache, dass er blind ist, schreckt sie kaum. Doch da gibt es auch noch Felix, der sich Hals über Kopf in sie verliebt hat. Die sonst eher wenig begehrte und mit ihrer Figur hadernde Liv ist plötzlich hin- und hergerissen und muss zwischen Herz und Verstand entscheiden.

Meine Meinung:

Aufmerksam wurde ich auf das Buch bereits, als ich im April dieses Jahres die Autorin auf der LLC kennenlernte. Mit ihrem Debüt hat Nicole Brausendorf eine bezaubernde Lovestory um die erste große Liebe gewoben. Selten habe ich Gefühle so intensiv und tiefgreifend in einem Roman zu lesen bekommen. Man kann die Energie zwischen den Protagonisten förmlich fließen sehen und begleitet mit einem Lächeln die Schmetterlinge, die zwischen ihnen auffliegen.

Nicht nur die Hauptfiguren sind sehr liebenswert, auch den Nebendarstellern hat die Autorin eine großartige Bühne geschaffen, sie liebevoll charakterisiert und vor allem durch Nessie gibt es so einige äußerst humorvolle Szenen. Trotzdem fehlt es nicht an Ernsthaftigkeit und die Schwierigkeiten, die das Handicap der Blindheit für Leo mit sich bringt, sind sehr einfühlsam dargestellt, sodass sich der Leser sehr gut in seine Lage versetzen kann.

Im Mittelpunkt steht natürlich die Liebesgeschichte der schüchternen Liv und des sensiblen Leo. Okay, ein ganz klein wenig hat mich gestört, dass eine 17-jährige Jungfrau plötzlich kaum an etwas anderes als Sex denken kann. Aber gut, wenn der Blitz einschlägt, dann ist das wohl so. Die gar nicht so langsame Annäherung der beiden wird dann sehr sinnlich und erotisch beschrieben, ohne zu sehr ins Detail zu gehen, und ist auch nur ganz selten ein wenig schwülstig.

Letzten Endes vermittelt das Buch die natürlich keineswegs neue, aber dennoch immer wieder wichtige Botschaft, dass es für die Liebe lohnt, sich auf ein Abenteuer einzulassen, Risiken einzugehen und den Schritt zu wagen, statt der Sicherheit den Vorrang zu geben.

Nicole Brausendorf hat es geschafft, mich mit ihrem Debüt in der Zeit zurückreisen zu lassen, die Gefühle der ersten Liebe noch mal hautnah mitzuerleben und so in Erinnerungen zu schwelgen. Das Buch ist daher genauso für junge Erwachsene wie auch ältere Semester, zu denen ich mich zählen darf, geeignet. Wer was fürs Herz sucht, ist hier genau richtig. Ich würde mich auf Weiteres aus der Feder der Autorin freuen und hoffe, die Wartezeit wird nicht zu lang.

Bewertung vom 29.08.2016
Opfer / Spiel-Trilogie Bd.1
Menapace, Jeff

Opfer / Spiel-Trilogie Bd.1


sehr gut

Die Familie Lambert – ein auch nach vielen Ehejahren noch sehr verliebtes Paar nebst 6jähriger Tochter und 4jährigem Sohn – ist zu einem Wochenendausflug an den idyllischen Crescent Lake unterwegs. Doch ihr geplantes Vergnügen entwickelt sich zum Albtraum, denn sie geraten ins Visier der Fanelli-Brüder, die ein anderes Verständnis von Vergnügen haben und sie als Statisten für ihre ganz besonderen Spiele auserkoren haben.

Meine Meinung:

„Das Spiel – Opfer“ ist der Auftakt der Spiel-Trilogie, die im November 2016 bzw. April 2017 ihre Fortsetzung findet. Mich hat das Buch wirklich von Beginn an gefesselt. Es fängt recht gemächlich an, aber bereits auf den ersten Seiten ist die dunkle Bedrohung, die über der Familie hängt, intensiv spürbar. Während es sich in der ersten Hälfte des Romans überwiegend um psychologische Folter handelt, geht es dann mit der Entführung der Familie so richtig zur Sache. Wobei ich es mir bei einem Heyne Hardcore fast noch schlimmer vorgestellt hätte. Von Laymon und Co. bin ich da schon anderes gewohnt gewesen. Das ist aber durchaus nicht negativ zu beurteilen. Vor allem findet der Autor hier eine gute Balance und überschreitet meine persönliche Schmerzgrenze – besonders was Kinder und Tiere betrifft – zu keiner Zeit. Selbst „normale“ Thrillerleser sollten hier keine Probleme bekommen.

Das Ehepaar ist in seiner noch immer andauernden Verliebtheit eigentlich ganz süß, allerdings wird darauf ein wenig zu sehr rumgeritten. Am Ende nervt es einfach nur noch mit den ständigen Neckereien und Verlangen nacheinander. Ob der Autor hier einen besonderen Kontrast zu den Brüdern schaffen wollte, sei dahingestellt. Dass diese gehörig neben der Spur laufen, sollte jedem aber auch so klar werden. Da hätte etwas mehr normaleres Verhalten nicht geschadet.

Ja, die Antagonisten wären also die Fanelli-Brüder. Die sind nun keine übermäßige Offenbarung. Während der eine nur mit dem Genital denkt, hält sich der andere für besonders schlau. Da wirkt ihre Inszenierung dann fast etwas einfallslos und uninspiriert. Natürlich macht es aber Spaß, ihre Denkweisen zu hinterfragen und auch die Sprünge in die Vergangenheit der beiden fügen sich gut ins Ganze.

Durch die ständigen Wechsel zwischen der Familie und den Brüdern und oft sehr kurzen Kapiteln mit teilweise bösen Cliffhangern entwickelt sich ein ordentliches Tempo und der Showdown am Ende machte es quasi unmöglich, das Buch zur Seite zu legen.

Ganz zum Schluss gibt es noch einen kleinen Schlenker, der perfekt zum Genre passt und bei dem man ein Lächeln nicht verhindern kann. Ich freue mich auf jeden Fall auf die Fortsetzungen und bin gespannt, was der Autor da noch aus dem Hut zaubern wird.

„Das Spiel – Opfer“ bietet solide Thriller-Kost, bei der die Spannung stetig zunimmt, um in einem blutigen Finale eine Auflösung zu finden, die alle Seiten zufriedenstellen sollte.

Bewertung vom 23.08.2016
Märchenwald / Kommissar Kalkbrenner Bd.5
Krist, Martin

Märchenwald / Kommissar Kalkbrenner Bd.5


ausgezeichnet

Der 9-jährige Max und seine kleine 4-jährige Schwester Ellie werden mitten in der Nacht von ihrer Mutter geweckt und in einem Wandschrank versteckt, bevor sie selbst entführt wird. Zuvor kann sie ihre Kinder noch auffordern, zum Opa zu fahren. Nach einiger Zeit fasst sich Max ein Herz und begibt sich mit Ellie auf den Weg. Eine Odyssee durch Berlin beginnt. Zu gleicher Zeit erwacht eine schwer verletzte Frau nahe des Alex und kann sich an nichts erinnern. Erste Kontaktaufnahmen verlaufen nicht positiv und sie wird zur Gejagten.

Kommissar Paul Kalkbrenner bekommt es gleich mit zwei Fällen zu tun. Einem missglückten Einbruch und einem eigentlich normalen Todesfall, wären da nicht Leichenteile in der Gefriertruhe des Verstorbenen, die die Ermittler schließlich in einen Fall unglaublichen Ausmaßes verwickeln, der Rätsel über Rätsel offenbart.

Meine Meinung:

Schon länger habe ich mich auf den neuen Kalkbrenner-Thriller von Martin Krist gefreut. Und meine Erwartungen wurden keinesfalls enttäuscht, denn der „Märchenwald“ hat mich trotz Zeitmangel von der ersten Seite an in seinen Bann gezogen.

Wir haben es hier mit drei Perspektiven zu tun, die scheinbar nichts gemein haben, sich gegen Ende jedoch zu einem spektakulären Fall im Ganzen entwickeln. Hat sich die anfängliche Verwirrung der verschiedenen Schauplätze erst mal gelegt, ist jede Geschichte für sich so spannend, dass man einfach immer weiterlesen muss. Arno Strobel (Zitat auf Buchrücken) hat da ganz recht, es entsteht eine Sogwirkung, gegen die man quasi machtlos ist.

In der Handlungsebene mit den Kindern versteht es der Autor meisterhaft, sich in die kindliche Gedankenwelt hineinzuversetzen und das wird auch in der Sprache deutlich. Sie erfahren während ihrer Odyssee sowohl Positives als auch Negatives, wobei auch einmal mehr klar wird, dass der schöne Schein oft trügt. Auch die Perspektive um die unter Amnesie leidende Frau vermag zu fesseln. Es muss ein schreckliches Gefühl sein, wenn man nicht mehr weiß, wem man trauen kann.

Der Kriminalfall der Ermittler schließlich katapultiert den Leser in tiefste Abgründe menschlichen Abnormverhaltens. Einige Szenen, gerade den Kannibalismus betreffend, schrammen hier schon an der Ekelgrenze. Zartbesaiteten Lesern würde ich daher eher vom Buch abraten.

Neben der spannenden Handlung bekommt man auch wieder einige Einblicke in Kalkbrenners Privatleben, speziell die Liebe zu seiner Tochter betreffend. Andere Nebenfiguren, vor allem seine Partnerin Sera Muth, bleiben dieses Mal eher blass. Dafür werden nicht nur Einheimische das Großstadtfeeling zu schätzen wissen. Man merkt Martin Krist an, wie gut er sich in seinem Berlin auskennt.

Obwohl ich das hohe Tempo ohne viel Schnörkel drumrum bei Thrillern bevorzuge, kam mir das Ende dann doch ein wenig abrupt. Weder der plötzliche Ermittlungserfolg noch die Intention des Täters wurden mir so richtig klar. Aber das ist wirklich Jammern auf hohem Niveau.

Insgesamt hat mich „Märchenwald“ ungemein gefesselt und somit für spannende Lesestunden gesorgt. Wieder ein wahres Thriller-Highlight, wie man es jedoch von Martin Krist nicht anders gewohnt ist.

Bewertung vom 16.08.2016
So wie die Hoffnung lebt
Ernst, Susanna

So wie die Hoffnung lebt


ausgezeichnet

Nach einem schrecklichen Brand, der ihn seine liebsten Angehörigen kostet, landet der 13jährige Jonah in einem Waisenhaus. Doch dort ist es längst nicht so schrecklich, wie er befürchtet hatte. Im Gegenteil, die Betreuer sind einfühlsam und geben sich alle Mühe, jeden individuell zu fördern. Alle Kinder da haben Schreckliches durchmachen müssen, doch vor allem die 11jährige Katie hat es Jonah angetan. Ihr Schicksal ist besonders tragisch und sie hat seit 3 Jahren kein Wort gesprochen. Mit viel Einfühlungsvermögen und Geduld gelingt es Jonah, das Mädchen zurück ins Leben und zum Sprechen zu bringen. Aus der innigen Freundschaft keimt eine zarte Liebe. Doch kaum ist Jonah 17 und träumt von einer Zukunft mit Katie, wird sie ihm wieder entrissen und verschwindet spurlos. Seine Hoffnung und der Glaube an ihre Liebe ist jedoch so groß, dass er sie nach knapp 20 Jahren endlich wiederfindet. Doch die Zeichen für ein gemeinsames Leben könnten nicht schlechter stehen …

Meine Meinung:

Anders als das Cover des Romans vielleicht vermuten lässt, haben wir es bei Susanna Ernsts neuem Roman nicht mit einer lockerleichten Romanze, sondern eher mit einem tragischen Schicksalsroman zu tun, der sich zum Schluss hin sogar noch in einen wahren Krimi verwandelt. Er bietet also eine Vielzahl von Facetten und regt außerdem enorm zum Nachdenken an, was ich unheimlich gern mag.

Das Buch ist zweigeteilt und erzählt einmal rückblickend das Kennenlernen und die Zeit im Heim von Jonah, Katie und den anderen Kindern. Der weitaus größere Teil spielt dann im Jahr 2015 in der Gegenwart, wo beide Protagonisten bereits die 30 überschritten haben.

Beide Teile lesen sich dann auch sehr unterschiedlich. Ist man im ersten Teil erst mal erschüttert über die Schicksale der Kinder, so nimmt einen die Autorin dann mit auf die Reise einer tiefgehenden Freundschaft, die in einer bezaubernden Liebesgeschichte gipfelt. Neben den Hauptfiguren ist hier besonders der liebenswerte Milow zu erwähnen, den ich sofort in mein Herz geschlossen habe und der schlussendlich auch für so einige Tränen bei mir gesorgt hat. Aber auch die anderen Nebenfiguren wie Ruby oder die Betreuer des Heims kann man nur gernhaben. Man fühlt so richtig mit, hat ebenso wie die Kinder die Hoffnung, dass nun alles gut wird.

Dann ist schlagartig alles anders. Knapp 20 Jahre sind vergangen, es gibt nur noch Trauer, Verlust, Sehnsucht. Es war zwar für mich schon ein arg großer Zufall, wie Jonah schließlich wieder auf Katie stößt, aber irgendwie mussten sie ja erneut zusammenfinden. Plötzlich findet man sich als Leser in einer kriminellen Welt wieder, wo Menschen- und Drogenhandel, Prostitution und Gewalt an der Tagesordnung sind. Auch dieser Teil hat mich restlos überzeugt und es macht wirklich Hoffnung, dass es eine Liebe wie die von Jonah geben könnte, deren Tiefe die Zeiten überdauert, ohne im Geringsten nachzulassen.

Mehrere überraschende Wendungen und vor allem die Spannung gegen Ende machen es nun unmöglich, das Buch zur Seite zu legen. Es gibt wundervoll romantische Momente, Szenen, die mich vor Schock erstarren ließen und auch Sätze, die zu Tränen rührten.

Lieblingszitat: „Wir lieben einander – mit jeder einzelnen Narbe, die wir im Laufe der Zeit davongetragen haben. Zusammen ergeben die Scherben unserer Seelen ein wunderschönes Mosaik.“

Insgesamt hat es die Autorin geschafft, dass ich mal wieder komplett abtauchen konnte in eine Welt, in die man sich eigentlich nicht hineinwünscht, die es aber dennoch wert ist, erzählt zu werden. Ein Plädoyer für die Hoffnung, die man nie verlieren sollte. Danke Susanna, für diese emotionale Achterbahnfahrt, die lange im Gedächtnis haften bleiben wird.

Bewertung vom 10.08.2016
Battle Island
Freund, Peter

Battle Island


sehr gut

Ich beginne heute mal mit dem äußeren Erscheinungsbild. Das Cover des Buches ist passend zur Geschichte gewählt, erinnert ein wenig an „The 100“, wobei ich die dargestellten Jugendlichen nicht wirklich den Show-Teilnehmern zuordnen konnte. Es weckt aber die Neugier auf ein spannendes Inselabenteuer.

Die gewählte Erzählweise hat sicher Vor- und Nachteile. So wird der Leser gleich am Anfang in eine brenzlige Situation geworfen, die Louisa am 8. Tag auf der Insel erlebt. Das soll sicher Spannung erzeugen, da man die Figuren jedoch so überhaupt nicht kennt, fällt es schon nicht leicht, sich in sie reinzudenken. So geht es dann auch mit ständigen Zeitsprüngen weiter, in denen einmal das aktuelle Geschehen erzählt wird, in der anderen Perspektive dann, wie Louisas Weg zur Castingshow und auf die Insel verläuft. Irgendwann in der Mitte des Buches hat sich beides dann angeglichen und es geht chronologisch weiter. Inzwischen ist aber die Spannung auch so weit aufgebaut, dass man ab diesem Punkt das Buch kaum mehr weglegen mag. Davor gibt es einige Längen und die Sprünge erfordern auch ein sehr aufmerksames Lesen.

Das Buch spielt in einer nahen Zukunft und die Show an sich ist, wenn man sich die aktuelle Fernsehlandschaft ansieht, so abwegig ja nicht. Einmal mehr wird deutlich, wie solche Castings ablaufen, wie interveniert und gesteuert wird, weil nur eines zählt – die Quote und daraus resultierend die Gewinne für die Macher. Teilnehmer werden nicht aufgrund von Können ausgewählt, sondern vorrangig an der Größe des Konfliktpotenzials gemessen, welches die Gruppe im Ganzen ergibt. Das kennt man ja nicht erst seit heute von DSDS, Dschungelcamp und Co. Auch das entsprechend manipuliert und schlussendlich sogar nicht nur sprichwörtlich über Leichen gegangen wird, halte ich für durchaus vorstellbar.

Was mich ein wenig verwundert, selbst für heutige Verhältnisse und erst recht in der Zukunft: Nicht ein einziger der Teilnehmer hat sich offenbar seinen Vertrag durchgelesen, sprich das Kleingedruckte. Sie sind alle dermaßen blauäugig dabei, dass es schon nicht mehr glaubhaft ist. Zudem sind ein Großteil von ihnen noch minderjährig, wo bitte sind da die Eltern einbezogen worden? Diesen Aspekt hat selbst Arno Strobel in seinem „Schlusstakt“ berücksichtigt, woran mich das Buch im Übrigen gar nicht mal so selten erinnert hat. Dass dann noch eine der emotionalsten Szenen der Panem-Reihe fast 1 zu 1 übernommen wurde, hat mich doch sehr gestört.

Handwerklich ist das Buch gut geschrieben und zum Schluss auch extrem spannend, mit überraschenden und wie auch erwarteten Wendungen läuft es auf einen Showdown hinaus, der es wirklich in sich hat. Man merkt dem Autor an, dass er in der Fernsehbranche tätig ist und auch Drehbücher schreibt. Eine Verfilmung könnte ich mir durchaus gut vorstellen. Allerdings fand ich die Opferzahl für einen Jugendroman schon erstaunlich hoch. Und davon abgesehen auch schwer vorstellbar, dass es möglich sein soll, dies komplett zu vertuschen. Denn jeder hat doch irgendwo Angehörige … Hier hinkt es beim Ende doch ein wenig.

Fazit: Wer sich für Casting-Shows und vor allem das Dahinter interessiert, gern Jugendromane mit vielschichtigen Charakteren liest und neugierig auf eine Insel-Schatzsuche ist (ich persönlich wäre ja schon bei den Mathe-Aufgaben grandios gescheitert), dem kann ich „Battle Island“ wirklich empfehlen.

Bewertung vom 01.08.2016
Paris, du und ich
Popescu, Adriana

Paris, du und ich


ausgezeichnet

Die sechzehnjährige Emma ist rettungslos verknallt in Austauschschüler Alain und seine Abreise im Sommer erträgt sie kaum. Doch sie hat einen Plan. In den Herbstferien will sie ihn in ihrer Lieblingsstadt Paris besuchen, und es soll eine Überraschung werden. Die gelingt ihr, wenn auch anders als geplant. Denn Alain entpuppt sich als gnadenloser Lügner, der seit Langem eine feste Freundin hat und Emma steht plötzlich ohne Unterkunft da und mit einem Herzen, das in Scherben liegt.

Nachdem sie sich einige Zeit in einem Hostel vergraben hat, will sie wenigstens Paris eine Chance geben. In einem Café trifft sie auf Vincent, ein ebenso Verlassener, der seiner Liebe hinterhertrauert. Beide beschließen, Herzschmerzfreunde zu werden und gemeinsam Paris zu entdecken. Dabei haben sie viel Spaß, ihre Wunden beginnen zu heilen und die Stadt der Liebe hat offenbar noch einiges mit ihnen vor.

Meine Meinung:

Hier ist nun das zweite Jugendbuch von Adriana Popescu, dem ich schon seit dem Auslesen von „Ein Sommer und vier Tage“ entgegengefiebert habe. Wie immer schafft es die Autorin mich mitzunehmen auf eine Reise. Eine Reise nicht nur an einen bezaubernden Ort, sondern auch durch die Zeit, in meine Jugend, weg aus dem Hier und Jetzt.

Diesmal verschlägt es die Protagonisten und den Leser nach Paris, in die Stadt der Liebe. Ich selbst war noch nie in Frankreich, aber Adriana beschreibt „ihr“ Paris so bildhaft und in liebevollen Details, dass man meint, das alte Pflaster von Montmartre unter den eigenen Füßen zu spüren. Wer hier nicht Lust auf einen Städte-Kurztrip bekommt, ist selber schuld. Wie immer, was ich besonders an der Autorin liebe, ist der Roman gespickt mit Anspielungen auf diverse Film-, Literatur- und Musikhighlights.

Die zaghafte Liebesgeschichte zwischen Emma und Vincent ist einfach bezaubernd. Sehr gut wird der Unterschied zwischen oberflächlicher Liebelei, die vorwiegend auf dem Aussehen beruht, und den tiefen Gefühlen, die stetig wachsen und dabei die Helden sie selbst sein lassen, deutlich. Ein Pink Flamingo sollte eben zu sich stehen und nicht versuchen, eine graue Taube zu sein.

Auch dieses Buch der Autorin hat wieder so viel mehr, was sich gar nicht in Worten ausdrücken lässt. Da sind so viele zitierwürdige Sätze, die ich gleich mehrmals laut vor mich hinsprechen musste, weil sie einfach so schön sind. Ans Herz gehende Szenen, vor allem mit Nebenfigur Jean-Luc, und jede Menge Sehnsuchtsmomente, die die Geschichte noch lange nachklingen lassen.

Die schöne Aufmachung sollte ebenfalls nicht unerwähnt bleiben. Das Mädchen auf dem Cover hat irgendwie etwas ganz Besonderes an sich.

„Paris, du und ich“ ist ein Wohlfühlroman für jedes Alter, nicht nur für Jugendliche, der Mut machen sollte, seinen Träumen zu folgen, mögen sie auch noch so groß sein.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.07.2016
Cornwall mit Käthe
Linnhe, Stephanie

Cornwall mit Käthe


ausgezeichnet

Die junge Juna Flemming hat sich in den Kopf gesetzt, endlich nach Cornwall zu reisen. Gar nicht so einfach. Als ihre Reisebegleitung wegfällt, bleibt ihr nur eine Busreise, da sie sich nicht zutraut, selbst zu fahren. Wie schon befürchtet, ist sie mit Abstand die Jüngste in einem Bus voller Rentner. Doch das Rosamunde-Pilcher-Land entschädigt sie für vieles und auch ihre Mitreisenden haben so einiges an Überraschungen auf Lager. Zumindest gibt es einen sexy Reisebegleiter, doch bietet der mehr als heiße Luft? Ihre charmante Sitznachbarin Käthe schließt sie auf jeden Fall schnell ins Herz und nach einem eher holprigen Start auch deren Enkel Mads, der per Telefon plötzlich ständig an ihrer Seite zu sein scheint.

Meine Meinung:

Ein wirklich sehr unterhaltsames England-Abenteuer bietet Stephanie Linnhe mit ihrem Roman „Cornwall mit Käthe“ hier dem Leser. Durch den lockeren, humorvollen Schreibstil fliegen die Seiten nur so dahin, gegen Ende wird es sogar richtig gefährlich und damit spannend.

Auch wenn man selbst wahrscheinlich noch nicht das Vergnügen hatte, an so einer Reise teilzunehmen, kann man sich durch die bildhafte Beschreibung der Figuren unheimlich gut in die Protagonistin Juna einfühlen. Diese ist unheimlich sympathisch und hat mich mit ihrem Zwang zu Listen und einer geordneten Welt ein klein wenig an mich erinnert. Man merkt auf jeden Fall, dass sie das Herz auf dem rechten Fleck hat und hinter Fassaden schaut. Zudem ist sie auch selbstironisch und nimmt sich nicht gar so ernst. Käthe ist natürlich der Knaller, so eine Omi würde sich wohl jeder wünschen.

Eine große Hauptrolle spielt im Roman natürlich das Reiseziel England und im Speziellen Cornwall. So hat dann auch die Beschreibung von Stonehenge und vor allem auch St. Ives eine unheimliche Faszination und löst spontanes Reisefieber aus. Ich zumindest hätte große Lust, die Schauplätze mit eigenen Augen zu sehen, wenn auch vielleicht der Rentnerreisebus nicht die erste Wahl wäre.

Natürlich bleibt auch die Liebe nicht ganz außen vor. Die zaghafte Annäherung per Telefon zwischen Juna und Mads ist sehr süß und der Epilog belohnt den Leser mit einem wunderbar romantischen Ende.

Ich möchte daher jedem reiselustigen England-Liebhaber das Buch sehr ans Herz legen, aber auch wer nur ein wenig humorvolle Unterhaltung während des Urlaubs sucht, ist hier keinesfalls fehl am Platz.

Ich danke dem List-Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.06.2016
Die vierte Nachfahrin (eBook, ePUB)
Maruska, Allison

Die vierte Nachfahrin (eBook, ePUB)


sehr gut

Vier völlig unterschiedliche Menschen erhalten den Anruf eines Historikers. In ihrem bzw. dem Besitz eines Mitglieds ihrer Familie soll sich der Schlüssel zu einem geheimnisvollen Safe befinden, der kürzlich entdeckt wurde. Dieser wurde ihnen von einem Vorfahren überlassen, der seinerzeit spurlos verschwand. Die Öffnung des Safes soll dokumentiert werden und dazu fliegen die vier nach Virginia. Was sich in dem Safe befindet, ist so ungeheuerlich, dass ihr Leben fortan eine dramatische Wendung nimmt, und es muss davor geschützt werden, in falsche Hände zu geraten.

Meine Meinung:

Da ich früher sehr gern Romane von Dan Brown gelesen habe, war ich gerne bereit, mich mal wieder auf ein Abenteuer mit einem ähnlichen Plot einzulassen.

Die Hauptfiguren sind extrem unterschiedlich, was sehr gut dargestellt wurde, finden aber dann irgendwie doch mehr Gemeinsamkeiten, als anfangs zu vermuten war. Durch den Wechsel zwischen den Perspektivpersonen, der im Übrigen klar abgegrenzt wurde, was auch nicht immer selbstverständlich ist, konnte man sich gut in die jeweilige Figur hineinversetzen.

Ohne zu viel verraten zu wollen, fand ich die Idee mit der Nebenwirkung der bewussten Fundsache sehr genial, da sie ja quasi ein gewisses Gleichgewicht wiederherstellt.

Leider konnte ich die Handlungsweise von Sharon in den meisten Teilen nur ansatzweise nachvollziehen. Auch das Ende, das die Beziehung zwischen Michelle und Damien nimmt, kann einen Leser nicht wirklich befriedigen und hat mich ein bisschen traurig gestimmt.

Allerdings bietet das Ende auch großes Potenzial für eine Fortsetzung, da die brisante Entdeckung in den falschen Händen tatsächlich in einer Katastrophe enden könnte. Daher sei es den Vor- wie Nachfahren gewünscht, hier Einfluss nehmen zu können, und ich wäre schon interessiert zu lesen, wie es weitergeht.

Von Original her kann ich den Schreibstil nicht beurteilen, aber der Übersetzer – Kay-Viktor Stegemann – hat hier definitiv sehr gute Arbeit geleistet, denn das Buch lässt sich flüssig lesen und nimmt einen schon gefangen.

Fans von Mystery-Thrillern würde ich „Die vierte Nachfahrin“ unbesehen empfehlen, aber auch anderen könnte der Ausflug in ein neues Genre Spaß machen.