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Benutzername: 
Curin
Wohnort: 
Bielefeld

Bewertungen

Insgesamt 346 Bewertungen
Bewertung vom 29.12.2017
Verstecken gilt nicht
Royer, Melina

Verstecken gilt nicht


ausgezeichnet

Auf fremde Menschen zugehen, vor anderen zu sprechen und generell scheinbar ganz normale Alltagssituationen können für Schüchterne große und unüberwindbare Hürden darstellen. Auch Melina Royer kennt dieses Problem nur zu gut, aber hat sich entschieden, ihre Schüchternheit ganz konkret anzugehen und sich nicht einfach damit abzufinden.
In diesem Buch beschreibt sie, wie sie ihr Problem erst einmal grundlegend analysiert hat und welche Strategien ihr geholfen haben, Selbstbewusstsein aufzubauen und die Scheu vor anderen Leuten Stück für Stück zu verlieren.
Mir hat gleich gefallen, dass hier nicht irgendein Psychologe seine Ansichten darlegt, sondern wirklich eine von Schüchternheit selbst Betroffene über ihre Erfahrungen berichtet. Schon auf den ersten Seiten haben mich ihre Erlebnisse sehr bewegt und ich hatte oftmals den Eindruck, dass sie genau meine Situation beschreibt. So hat es mir schon etwas geholfen, zu lesen, dass ich nicht die Einzige bin, die dieses Problem hat.
Da Melina Royer selbst eine Betroffene ist, kann sie gut nachvollziehen, wie schwer es ist, alte Verhaltensmuster aufzubrechen und durch neue zu ersetzen. Das ganze Buch über äußert sie hilfreiche Gedanken zum Beispiel zur Analyse der eigenen Gefühle und wie man nach und nach aus der eigenen Komfortzone ausbrechen kann. Mir hat auch gefallen, dass zwischendurch immer wieder Leserinnen zu Wort kommen, die von ihren Erfahrungen als Schüchterne berichten.
Für mein Leben konnte ich viele Tipps aus diesem Ratgeber mitnehmen, während andere mir nicht sehr viel geholfen haben. Ich denke aber, dass jeder hier etwas findet, was grundsätzlich für einen selbst anwendbar ist.
Insgesamt habe ich noch nie einen so offenen und persönlichen Ratgeber wie ,,Verstecken gilt nicht" gelesen. Melina Royer ist es gelungen, mir ein Stück weit zu helfen und ich bin der Meinung, dass sie auch vielen anderen Menschen mit diesem Buch Mut macht. Gerne empfehle ich es hier weiter.

Bewertung vom 26.12.2017
Jeden Tag gehörst du mir
Lake, Alex

Jeden Tag gehörst du mir


gut

Kate hat sich vor kurzem von ihrem langjährigen Freund Phil getrennt, als in ihrem Heimatort Stockton Heath jemand beginnt, Frauen zu ermorden. Auch Kate fühlt sich bedroht, denn alle Opfer sehen ihr erschreckend ähnlich. Schon bald zeigt sich, dass auch sie in höchster Gefahr schwebt... .
Bei diesem Thriller habe ich etwas gebraucht, um mit den Figuren und der Handlung warm zu werden. Spannung kommt zwar immer wieder auf, aber dennoch wurde das Buch von mir öfter zur Seite gelegt und hat mich nicht völlig überzeugen können.
Mir hat gefallen, dass gleich im Prolog ein zweiter Handlungsstrang aufgemacht wird. Dabei geht es um Kate und ihre anderen Freundinnen, die ehemals als die ,,Fab Four" bekannt gewesen sind, aber durch einen schlimmen Umstand jetzt nur noch zu Dritt sind. Was passiert ist, wird immer mal wieder zwischendurch ein wenig aufgedröselt . Für mich war dieser Teil der Erzählung der spannendste und noch viel interessanter als die Geschichte mit den Mordopfern.
Die Autorin Alex Lake hat für diesen Roman Figuren entworfen, bei denen man den Eindruck hat, dass man ihnen wirklich irgendwo begegnen könnte. Da ist Kate, eine ganz normale junge Frau, die nach der Trennung von ihrem Freund etwas unsicher ist und noch zusätzlich durch die Frauenmorde belastet wird. Sie hat ihre Fehler, handelt aus meiner Sicht auch etwas leichtsinnig, aber genau das macht sie so glaubhaft. Ihr Exfreund Phil kommt dagegen etwas schräg rüber und entwickelt sich zu einer Art Stalker, der Kate nicht loslassen will.
Gerade zu Anfang dachte ich, dass ich die Geschichte schon durchschaut hätte, doch die Autorin hält da tatsächlich einige Überraschungen bereit. Leider schafft sie es nicht, wirklich durchgängig Spannung aufzubauen und irgendwann war ich dann doch mit meiner Vermutung, wer denn nun der Täter ist auf der richtigen Spur.
Alex Lake schreibt gut lesbar und schafft es auch, durch viele Details ein gutes Bild der Geschehnisse zu vermitteln. Mir hat auch gefallen, dass sie zwei verschiedene Handlungsstränge aufbaut und auf eine besondere Weise miteinander verbindet.
Insgesamt hat mich ,,Jeden Tag gehörst du mir" zwar gut unterhalten, aber richtig fesseln konnte mich der Thriller leider nicht. Dennoch ist das Buch durchaus lesenswert, weshalb ich es gerne hier weiterempfehle.

Bewertung vom 22.12.2017
Ich töte dich
Novak, Brenda

Ich töte dich


gut

Mitten in Alaska im abgeschiedenen Ort Hilltop leitet Evelyn Talbot eine Anstalt, in der Verbrecher mit psychopathischen Störungen nicht nur gefangen gehalten, sondern auch therapiert werden. Seitdem sie als junges Mädchen selbst von ihrem Freund fast ermordet wurde, möchte sie unbedingt andere vor ihrem Schicksal bewahren und herausfinden, warum Menschen zu grausamen Tätern werden. Die Bewohner des kleinen Städtchens sind von ihrem Vorhaben wenig begeistert und als dann auch noch ein Mord geschieht, glaubt Evelyn, dass ihr Exfreund sie aufgespürt hat... .
Bei diesem Buch hat mich bereits der Klappentext richtig neugierig gemacht, doch beim lesen musste ich feststellen, dass die Autorin Brenda Nowak ihre Idee zu diesem Thriller leider nicht richtig überzeugend umsetzen konnte. Die Therapie und das Verfolgen des Mörders geraten zunehmend in den Hintergrund, da stattdessen Evelyn Talbot mit dem State Trooper Amarok eine Art Beziehung eingeht, die in diesem Kontext aus meiner Sicht total fehl platziert ist.
Dr. Talbot ist eine Figur, die mich anfangs sehr beeindruckt hat. Ihre schlimmen Erlebnisse, die sie als junges Mädchen verkraften musste, haben sie nicht völlig zerstört, sondern auf eine gewisse Weise noch viel stärker gemacht. Verwunderlich ist allerdings, dass sie auf der einen Seite regelrechte Panik hat, dass ihr Exfreund Jasper sie noch aufspürt, aber dass sie dennoch Leiterin von einer landesbekannten Psychatrie geworden ist, und somit überall in der Presse erwähnt wird.
Besonders genervt hat mich ihre komische Beziehung zu Amorak, welche die ganze Handlung überschattet und immer wieder für mich störend unterbricht.
Die Autorin Brenda Novak schreibt sonst sehr flüssig und gut lesbar, aber hat es nicht richtig geschafft, sich auf das eigentliche Thema dieses Thrillers zu fokussieren. Allerdings konnte sie mich doch hin und wieder mit ein paar unvorhersehbaren Wendungen überraschen und so auch die Spannung aufrecht erhalten.
Insgesamt hat ,,Ich töte dich" mich nur teilweise überzeugen können, was an der seltsamen Liebesgeschichte, die immer wieder hervorkommt, liegt. Brenda Novak hat aus meiner Sicht das Potenzial, welches in dieser Geschichte durchaus vorhanden ist, leider nicht völlig ausgeschöpft. Deshalb empfehle ich das Buch nur eingeschränkt weiter.

Bewertung vom 20.12.2017
Mudbound - Die Tränen von Mississippi
Jordan, Hillary

Mudbound - Die Tränen von Mississippi


sehr gut

1946: Auf einer Farm abseits der Stadt lebt Laura mit ihrem Ehemann Henry, der dort mehrere Baumwollplantagen bewirtschaftet. Mit ihren kleinen Töchtern und ihrem schwierigen Schwiegervater fühlt sie sich von der Außenwelt abgeschnitten und erlebt als einzigen Lichtblick ihren Schwager Jamie, in dessen Gesellschaft sie sich seit langem wieder wohlfühlt. Doch als der Sohn ihrer afroamerikanischen Pächter nach Hause zurückkehrt und dieser sich mit Jamie anfreundet, stößt das bei vielen Menschen auf Kritik... .
Die Autorin Hillary Jordan beschreibt in diesem Roman nicht nur die Geschichte der Familien McAllan und Jackson, sondern greift auch das Thema Rassentrennung in besonderer Weise auf. Dies ist eines von den Büchern, wo man weiß, dass sie nicht gut ausgehen und wo man sich über das Denken der Figuren richtig aufregen kann.
Erzählt wird die Handlung aus der Sicht von sechs verschiedenen Figuren jeweils aus der Ich-Perspektive. So lernt man jeden individuell kennen und erfährt so auch, welche Einstellung vertreten wird. Eine der Protagonistinnen ist Laura, die für die damaligen Verhältnisse spät geheiratet hat und nie so recht glücklich an der Seite von Henry geworden zu sein scheint. Auf der Farm, wo es nicht einmal Strom und fließendes Wasser gibt, fühlt sie sich unwohl und auch Pappy, ihr nörgelnder Schwiegervater, trägt zu einer schwierigen Atmosphäre bei. Obwohl man soviel über Laura erfährt, blieb sie farblos für mich und zum Ende hin hat sie immer mehr Sympathiepunkte bei mir verloren. Ihr Mann Henry wirkt auf den ersten Blick irgendwie unbeholfen und es zeigt sich auch, dass er etwas naiv ist. Bei ihm sieht man, wie erschreckend normal damals noch die Rassentrennung war. Obwohl er sich im Gegensatz zu Pappy noch relativ vernünftig gegenüber seinen afroamerikanischen Pächtern verhält, ist es für ihn dennoch normal, dass Ronsel wegen seiner Hautfarbe niemals die Vordertür eines Geschäfts benutzen darf und auf keinen Fall bei Jamie im Wagen als Beifahrer mitfahren kann.
Gleich als die Handlung beginnt, ahnt man schon, dass etwas Schlimmes passieren wird, doch was dann wirklich vorfällt, ist einfach nur furchtbar und beim lesen schwer zu ertragen. Mich hat diese Geschichte doch sehr mitgenommen und lässt mich jetzt auch nach dem lesen nicht richtig los.
Vom Schreibstil her ist es Hillary Jordan sehr gut gelungen, mir als Leserin die Situation in der damaligen Zeit so zu schildern, dass ich mir alles gut vorstellen konnte. Man sieht förmlich das etwas heruntergekommene Farmhaus vor sich und kann sehr gut nachfühlen, was es für die Familie bedeutet haben muss, in einer schlammigen Gegend ohne Wasser und Strom zu leben.
Insgesamt ist ,,Mudbound" ein gelungener Roman, der zeigt, welche erschreckenden Ausmaße und auch Folgen Rassentrennung haben kann. Mich hat dieses Buch sehr nachdenklich gemacht und ich empfehle es gerne hier weiter.

Bewertung vom 08.12.2017
Durch die Nacht
Fischer, Ernst Peter

Durch die Nacht


sehr gut

Dunkelheit und Nacht sind Phänomene, die sowohl in der Naturwissenschaft als auch in der Kulturgeschichte oftmals thematisiert worden sind. Ernst Peter Fischer hat sich in diesem Buch mit genau diesen Themen befasst und nimmt den Leser mit auf eine interessante und faktenreiche Reise ins Dunkle.
Mich hat schon der Titel des Buches neugierig gemacht und auch beim lesen wurde ich nicht enttäuscht. Herr Fischer beginnt gewissermaßen am Anfang der Welt mit der biblischen Schöpfungsgeschichte und zeigt, wie das Licht erstmals von der Finsternis getrennt wird. Auch in den anderen Kapiteln erläutert er deutlich, wie sich das Dunkle physikalisch erklären lässt, wie sich die Nacht auf den Schlaf auswirkt und warum wir gerade in dieser Zeit oft von Ängsten geplagt werden.
Der Autor schreibt die ganze Zeit über so, dass man seine Ausführungen gut verstehen und auch nachvollziehen kann. Allerdings hatte ich manchmal den Eindruck, dass er vom Wesentlichen abrückt und ein Bisschen zu schwafeln anfängt. Grundsätzlich hat mir seine Idee, ein ganzes Buch der Nacht und der Dunkelheit zu widmen, sehr gefallen.
Insgesamt ist ,,Durch die Nacht" ein gut lesbares und zum Teil auch unterhaltsames Sachbuch, indem man viel Neues erfährt. Gerne empfehle ich es hier weiter.

Bewertung vom 07.12.2017
Lass mich los
Corry, Jane

Lass mich los


sehr gut

Gerade erst von ihren Flitterwochen zurückgekehrt, erwartet die junge Anwältin Lily ein besonders schwerer Fall. Der wegen Mordes bereits verurteilte und inhaftierte Joe Thomas behauptet, neue Beweise für seine Unschuld zu haben und verlangt ein neues Gerichtsverfahren. Während Lily versucht, den Rätseln und dem merkwürdigen Charme ihres Mandanten zu entkommen, bahnt sich bei ihr eine handfeste Ehekrise an... .
Jane Corry hat hier einen spannenden und überzeugenden Psychothriller geschrieben, der mich bis zum Ende hin gut unterhalten hat. Sie bringt scheinbar ganz normale Figuren in das Geschehnis mit ein, die allerdings alle ein dunkles Geheimnis zu haben scheinen.
Die Protagonistin Lily ist am Anfang noch eine etwas schüchterne und sehr vorsichtige Anwältin, die ja alles richtig machen möchte. Bei den Gefängnisbesuchen fühlt sie sich sichtlich unwohl, aber scheint schnell mit Joe Thomas warm zu werden. Erst später versteht man, warum sie sich zu ihm auf eine ganz bestimmte Weise hingezogen fühlt. Auch sieht man bei ihr, wie schwer es für Anwälte sein kann, ihren Mandanten zu verteidigen, aber nie so genau zu wissen, ob er wirklich unschuldig ist und allen nur etwas vormacht.
Die meiste Zeit über wird die Geschichte aus Lilys Perspektive erzählt, aber ab und zu auch aus der Sicht des kleinen Nachbarmädchens Carla, auf die das Ehepaar manchmal aufpasst. Carla ist eine Figur, mit der ich oft Mitleid hatte, weil sie wegen ihres Aussehens und ihrer Herkunft in der Schule gemobbt und ausgeschlossen wird. Doch dann lernt man eine andere Seite an ihr kennen und merkt, dass in dem scheinbar unschuldigen Mädchen eine intelligente, aber auch verschlagene Persönlichkeit steckt.
Jane Corry schreibt gut lesbar und schafft es, mit vielen kleinen Details eine lebendige Handlung zu kreieren. Spannung erzeugt sie, indem sie die Schwächen und Boshaftigkeiten ihrer Figuren entlarvt und nicht durch eine brutale Szene nach der anderen, wie es manchmal in Thrillern vorkommt.
Insgesamt erhält man mit ,,Lass mich los" einen vielschichtigen und spannenden Psychothriller, der einige Überraschungen bereit hält und bis zum Ende unterhaltsam bleibt. Gerne empfehle ich das Buch hier weiter.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.12.2017
Die Zeit der Rose / Eveline Stanhope Bd.1
Cooper, Heather

Die Zeit der Rose / Eveline Stanhope Bd.1


gut

1862: Als jüngste Tochter ist Eveline Stanhope zum Leidwesen ihrer Mutter noch nicht verheiratet. Auch hegt sie ganz andere Interessen, als andere junge Damen und träumt von einem unabhängigen und selbstständigen Leben. Als in ihrem Heimatort die Gleisen für die Eisenbahn verlegt werden, lernt sie den Chefingenieur Thomas Armitage kennen, der im Gegensatz zu dem galanten und wohlhabenden Charles rauhe Manieren an den Tag legt... .
Heather Cooper hat hier einen unterhaltsamen Roman geschrieben, der vielversprechend begann, aber im Laufe der Handlung für mich immer unrealistischer und merkwürdiger wurde. Gerade zum Ende hin hat mich das Buch nicht mehr ansprechen können und mich etwas enttäuscht und zum Teil auch entsetzt zurück gelassen.
Die Protagonistin ist eine sympatische junge Frau aus gutem Hause, die allerdings mit ihrem Stand zu kämpfen hat. Anders als ihre Schwestern hat sie kein Interesse an schönen Kleidern und will stattdessen lieber fotografieren und schwimmen lernen. Mir hat an ihr gefallen, dass sie nicht nur an sich denkt, sondern auch ein Herz für andere hat und sich gerade für die Arbeiter der Eisenbahngleise einsetzt. Allerdings denke ich, dass die Autorin sie ein Stück zuviel selbstbewusst und zu durchsetzungsfähig gestaltet hat. Ich glaube, als Frau in ihrer Zeit hätte sie einige Dinge, die sie im Buch tut und die ihr sogar erlaubt werden, im wahren Leben niemals verwirklichen können.
Generell gelingt es Heather Cooper, im Roman viele verschiedene Themen wie der Fortschritt durch die Eisenbahn und die in der Gesellschaft geforderte Rolle einer jungen Dame sehr gut darzustellen. Dazu schreibt sie auch gut lesbar und hat es geschafft, durch viele Details die Handlung sehr lebendig zu gestalten.
Am Anfang der Geschichte habe ich mich gefreut, dass man hier ein Buch ohne große Eskapaden lesen kann und in eine ruhige, wenn auch etwas verschlafene Gegend Englands eintaucht. Leider wird die Handlung immer merkwürdiger und damit auch die Figuren, so dass ich nach dem Lesen den Roman enttäuscht weggelegt habe.
Insgesamt ist ,,Die Zeit der Rose" ein solider Roman um eine außergewöhnliche junge Frau, die sich selbst verwirklichen möchte, aber dabei Wege einschlägt, die mir nicht realistisch für ihre Zeit erscheinen. Mir hat das Buch zum Schluss überhaupt nicht mehr gefallen. Deswegen empfehle ich es hier nur bedingt weiter.

Bewertung vom 02.12.2017
Leben mit tausend Sternen
Hofmann, Beate;Hofmann, Olaf

Leben mit tausend Sternen


sehr gut

Beate und Olaf Hofmann haben ein spezielles Hobby: In jedem Monat verbringen sie mindestens eine Nacht draußen und schlafen dabei unter freiem Himmel. Dabei erleben sie nicht nur die Natur auf eine ganz besondere Weise, sondern können sich auch vom Alltag erholen und richtig auftanken. In diesem Buch erzählen sie von ihren Erfahrungen, die sie Monat für Monat im Freien gemacht haben und vermitteln ihren Lesern, wie schön das Übernachten unter dem Sternenhimmel sein kann.
Von Anfang an hat mich dieses Sachbuch fasziniert und die Lebenseinstellung und die Haltung der beiden Autoren mächtig beeindruckt. Auch wenn es regnet, bitterkalt und matschig ist und die Jahreszeit alles andere als zum draußen sein einlädt, zieht es das Ehepaar Hofmann aus dem Haus in die freie Natur. Dort übernachten sie je nach Situation mal in einem Baumhaus, im Weinberg und sogar im Stadtpark mitten in der Stadt.
Beate Hofmann schildert immer wieder ihre Eindrücke und ganz persönlichen Gedanken zu dem jeweiligen Erlebnis. Es gelingt ihr so sehr gut, einfach in Worte zu fassen, warum sie und ihr Mann die ganzen Strapazen auf sich nehmen. Auch wenn sie manchmal mehr Bedenken als ihr Mann hat und sich in vielen Situationen unsicher fühlt, traut sie sich am Ende doch und möchte ihre Erfahrungen nicht mehr missen.
Auch wenn mich persönlich das Buch nicht überzeugen konnte, selbst einmal draußen zu schlafen, hat es mich doch sehr nachdenklich gemacht. Es wird sehr deutlich, dass im Leben die einfachen Dinge oft viel glücklicher machen, als materielle Güter.
Mir hat auch die Gestaltung dieses Sachbuchs sehr gefallen. Es gibt einige Farbfotos und zwischendurch immer wieder passende Gedichtszeilen.
Insgesamt habe ich ,,Leben mit tausend Sternen" sehr gerne gelesen und bin von diesem ungewöhnlichen Erfahrungsbericht sehr beeindruckt worden. Dieses lesenswerte und interessante Buch kann ich daher nur weiterempfehlen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.11.2017
Fever
Meyer, Deon

Fever


sehr gut

Nachdem ein aggressives Fieber ausgebrochen ist, stirbt innerhalb kürzester Zeit fast die gesamte Menschheit aus. Der 13-jährige Nico und sein Vater Willem Storm gehören in Südafrika zu den wenigen Überlebenden, die sich nun in einer völlig veränderten Welt zurecht finden müssen. So gründen sie gemeinsam mit anderen Menschen eine neue Siedlung, die Schutz bieten und die Versorgung mit Strom und Nahrungsmitteln sichern soll. Die Gemeinschaft wächst schnell, aber damit auch die Probleme untereinander... .
Der Autor Deon Meyer hat hier eine sehr realistische und wirklichkeitsnahe Dystopie geschrieben, bei der man den Eindruck bekommt, dass ganze Szenario könnte tatsächlich genauso ablaufen. Mich hat das Buch von Anfang an gepackt und nicht mehr losgelassen. Umso weiter die Handlung voranschritt, umso spannender wurde sie für mich und bis auf ein paar Stellen ist die Geschichte auch nie langweilig.
Erzählt werden die Ereignisse aus der Sicht von Nico, der auf die Zeit kurz nach dem Fieber zurückblickt und alles so niederschreibt, wie er es in Erinnerung hat. Die Idee, eine selbst handelnde Figur in der Geschichte ihre eigen Biographie aufschreiben zu lassen, konnte der Autor hier gut umsetzen. Nico selbst ist ein sehr mutiger Teenager, der schon früh lernen muss, sich zu wehren, um nicht selbst getötet zu werden. Im Gegensatz zu seinem Vater ist er oft impulsiv und reagiert manchmal etwas überzogen. Ein richtiger Sympathieträger ist er nicht, aber dennoch ein beeindruckender und etwas leicht zu beeinflussender junger Mann.
Willem Storm ist viel ruhiger als sein Sohn und hat den angenehmeren Charakter. Er setzt sich mit seiner ganzen Kraft für die Gemeinschaft ein, aber wirkt manchmal etwas zu gutgläubig und zum Teil sogar naiv. Sein Gegenpol in der Geschichte ist Domingo, der die Soldaten für die Siedlung ausbildet und dabei zum Teil fragwürdige Methoden anwendet. Während Willem sich versucht, bei den großen Philosophen Rat zu holen, greift er lieber zu Waffe und macht Nägel mit Köpfen.
Deon Meyer hat einen sehr angenehm lesbaren Schreibstil und schafft es, gerade technische Dinge gut und anschaulich zu erklären. Man merkt der Geschichte einfach an, dass er wirklich viel recherchiert und sich darüber informiert hat, wie lange beispielsweise das Benzin noch nutzbar bleibt und wie man eine Alternative ohne viele Hilfsmittel selber herstellen kann. Beim lesen hatte ich teilweise das Gefühl, einen Thriller vor mir zu haben, was an der vielen Gewalt liegt, die ständig vorkommt und ganz nüchtern beschrieben wird.
Was mir persönlich im Roman gefehlt hat, sind Naturbeschreibungen von Südafrika, die viel zu kurz kommen. Auch hatte ich den Eindruck, dass nur wenige Personen vielschichtig gestaltet sind. Die anderen dagegen wirkten auf mich eher klischeehaft, wie zum Beispiel der fanatische Pfarrer.
Insgesamt ist ,,Fever" ein großartiger Roman, indem realistisch durchgespielt wird, was nach einem möglichen tödlichen Fieberausbruch passiert und vor welchen Schwierigkeiten die Menschheit daraufhin steht. Mich hat das Buch gut unterhalten, weshalb ich es hier gerne weiterempfehle.