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anette1809 - katzemitbuch.de
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Bewertungen

Insgesamt 957 Bewertungen
Bewertung vom 26.09.2018
Zehn Jahre musst du opfern / Dark Palace Bd.1
James, Vic

Zehn Jahre musst du opfern / Dark Palace Bd.1


ausgezeichnet

Die Menschheit besteht aus einer Zweiklassengesellschaft. Zum einen ist dies die privilegierte Schicht, die über “Geschick”, eine Art von Magie, verfügt, zum anderen sind dies Menschen, denen diese Fähigkeit abgeht.
In den meisten Ländern der Welt wurde das Zweiklassensytem im Laufe der Jahre abgeschafft oder gestürzt, in England besteht jedoch noch immer das Gesetz der Sklaverei, das dem normalem Volk die Pflicht auferlegt zehn Jahre Dienst für die so genannten Ebenbürtigen zu leisten. Dies geschieht entweder in einer der Sklavenstädte oder auf einem herrschaftlichen Landsitz.


Lukes Eltern und seine ältere Schwester Abi haben geplant, dass die Familie komplett ihren Sklavendienst antritt und die zehn Jahre auf dem Anwesen der Familie Jardine ableistet. Jedoch kommt es anders als gedacht. Lukes Eltern, seine Schwester Abi und das Nesthäkchen der Familie Daisy treten ihren Dienst wie geplant für die Familie Jardine an, Luke jedoch wird von ihnen getrennt und in die Fabrikstadt Millmoor verfrachtet, wo körperliche harte Arbeit, aber auch neue Freunde und Herausforderungen auf ihn warten.
Auf dem Landsitz Kyneston ist die Arbeit zwar körperlich leichter, was den Sklavendienst jedoch nur unwesentlich einfacher macht. Die Familie ist dort den Launen der drei Jardine-Brüder ausgesetzt, von denen zwei nur sehr schwer einzuschätzen sind… Man kann kaum abschätzen, wer größerer Gefahr ausgesetzt ist. Luke in der Fabrikstadt oder seine Familie auf dem Anwesen einer der mächtigsten Familien Englands?

Vic James wirft ihre Leser schnell in das Geschehen hinein, durch einen schlimmen Vorfall auf Kyneston und die unmittelbaren Vorbereitungen von Lukes Familie kurz bevor sie ihren Sklavendienst antreten. Dennoch gibt es im späteren Verlauf der Geschichte immer wieder kleine Längen, da das politische Treiben der Ebenbürtigen einen großen Raum einnimmt und teilweise Tempo aus der eigentlichen Handlung herausnimmt. Im Endeffekt passiert trotzdem so viel in diesem Auftaktband und durch den ständigen Orts- und Perspektivwechsel erhält man viele verschiedene Einblicke, dass diese Durststrecken zu verschmerzen sind.

Trotz phantastischer Elemente, steht im Vordergrund ganz klar die politische und gesellschaftliche Entwicklung. Vic James’ Dystopie regt auf vielfältige Art und Weise zum Nachdenken an.
In welchem Alter man selbst wohl seinen Dienst antreten würde? Würde man sich für eine der Sklavenstädte entscheiden oder für den Dienst in einer herrschaftlichen Familie?
Vic James leuchtet die beiden gegnerischen Lager von verschiedenen Blickwinkeln aus. Trotzdem steht man als Leser ganz auf der Seite der Gegner der Sklaverei, den Menschen ohne Geschick beziehungsweise den wenigen Ebenbürtigen, die dieses Gesetz ebenfalls als überholt und menschenunwürdig erachten.
Die Spannung innerhalb der Handlung erzeugt die Autorin in erster Linie durch einige undurchschaubare Charaktere, bei denen man teilweise selbst zum Ende hin seine Hand nicht dafür ins Feuer legen möchte, welche Ziele sie verfolgen.

Die letzten Kapitel gipfeln in einem Show Down, der die Karten für einige Charaktere mischt und sie dadurch vor völlig neue Herausforderungen stellt. Vic James lässt den Auftaktband “Zehn Jahre musst du opfern” mit einem Cliffhanger enden, der schlecht voraussagen lässt, was auf die einzelnen Figuren im zweiten Band zukommen wird. Nach diesem Schluss wird kaum ein Leser des ersten Bandes die Finger von der Fortsetzung lassen können!

Die Dark Palace Trilogie ist eine Dystopie mit einem interessanten politischen Thema, das leider gar nicht so fantastisch ist wie es anmutet, sondern auch in der heutigen Welt teils bittere Realität ist. Zudem hat Vic James einige interessante Charaktere geschaffen, die den Leser in den Bann ziehen. Es geht meiner Meinung nach nichts über gut ausgearbeitete Antagonisten, gerade bei einer düsteren Thematik wie der in Dark Palace.

Bewertung vom 26.09.2018
Die kleine Hummel Bommel und die Liebe
Sabbag, Britta;Kelly, Maite

Die kleine Hummel Bommel und die Liebe


ausgezeichnet

Ich mochte von der kleinen Hummel Bommel bereits die beiden Titel „Du bist du!“ und „Die kleine Hummel Bommel sucht das Glück“ sehr, aber im Gegensatz zum Thema Glück ist das Thema Liebe leichter zu erfassen für kleine Zuhörer als es das für Kinder doch noch recht abstrakte Thema Glück war.
Von daher können auch (Vor-)Leser, die vom Vorgängerband eher enttäuscht waren, hier wieder bedenkenlos zugreifen, da diese Geschichte kindgerechter umgesetzt ist.

Am Morgen verabschieden sich die Eltern von ihren Kindern mit Küsschen und lieben Worten, denn die Erwachsenen müssen zur Arbeit und die Kinder in den Kindergarten oder zur Schule. Als Bommel die ganzen Liebesbekundungen hört, fragt er sich, was lieben denn eigentlich bedeutet.
Auf dem Weg zum Kindergarten wird er Zeuge verschiedener Situationen, die unterschiedliche Interpretationen von Liebe aufzeigen.
Er lernt, dass Liebe bedeutet, dass man aufeinander aufpasst. Liebe kann süß sein und manchmal braucht Liebe eine Portion Geduld. Auch ein Professor kann der kleinen Hummel keine eindeutige Antwort zur Bedeutung von Liebe geben. So braucht es einige Begegnungen mehr, bis Bommel endlich versteht, was Liebe eigentlich ist und in welcher Vielfalt Liebe auftreten kann.
Bei den Begegnungen im Buch ist eine sehr lustige dabei, die den kleinen Zuhörern sicher besonders viel Spaß machen wird, aber das müsst ihr schon selbst entdecken ;)

Und wieder einmal ist es dem Hummel-Team um Britta Sabbag, Maite Kelly und Joëlle Tourlonias gelungen eine sehr schöne und herzerwärmende Geschichte zu erzählen, welche durch einen weiteren Song von Maite Kelly abgerundet wird.
Man freut sich am Ende dieser Geschichte, bei dem Bommel seinem Teddy und seinem Freund Ricardo sagt, wie liebt er die beiden hat, schon auf weitere Themen, die die kleine Hummel in ihren nächsten Abenteuern erforschen wird.

Bewertung vom 26.09.2018
Zippel, das wirklich wahre Schlossgespenst / Zippel Bd.1
Rühle, Alex

Zippel, das wirklich wahre Schlossgespenst / Zippel Bd.1


ausgezeichnet

Paul ist ein Schlüsselkind. Da sowohl sein Vater als auch seine Mutter arbeiten, kommt er meistens vor den beiden nach Hause und besitzt deshalb seinen eigenen Schlüssel. Doch eines Tages passiert etwas Seltsames, als er seinen Schlüssel ins Türschloss steckt, um es aufzuschließen. Er entdeckt darin Zippel, ein Schlossgespenst, das sein Zuhause im alten Türschloss zu Pauls Wohnung hat.
Die beiden freunden sich schnell an und haben schon bald eine wichtige Mission zu erfüllen. Zippels Zuhause ist in Gefahr! Da sein Türschloss schon alt ist und nicht mehr den neusten Sicherheitstandards entspricht, soll der Hausmeister das Schloss austauschen, wodurch Zippel sein Zuhause verlieren würde. Doch dieser Umstand ist nicht das einzige, was Paul und Zippel auf Trab hält und nach einer Lösung verlangt.
Was ist mit Pauls Vater los, der nach Zippels Aussage zurück ins Haus geschlichen kommt, sobald seine Frau und Paul auf der Arbeit beziehungsweise in der Schule sind?
Zum Glück haben sich Paul und Zippel gefunden und können mit der Unterstützung des jeweils anderen und der Verkettung glücklicher Umstände Lösungen für beide Probleme finden.


“Zippel, das wirklich wahre Schlossgespenst” ist ein Buch, welches unheimlich viel Spaß macht, selbst wenn man dem empfohlenen Lesealter schon lange entwachsen ist. So viel Spaß wie mit Zippel hatte ich seit den Helden meiner eigenen Kindheit wie dem Sams oder Pumuckl nicht mehr.
Stellenweise hat mich das liebenswerte Gespenst an die beiden erinnert, als hätte Alex Rühle eine Hommage an seine eigenen Kinderbuchhelden schreiben wollen. Ungewollt gerät Zippel manchmal in kniffelige Situationen, und genau wie früher Pumuckl oder das Sams liebt er das Reimen.
Zippel kennt viele Dinge aus der Menschenwelt nicht. Beispielsweise trinkt und isst er ja nicht wie die Menschen dies tun, und so kommt es zu absurd witzigen Situationen wie einer, in der Paul ihm zu erklären versucht, was eine Toilette ist und warum Menschen diese benötigen.


"Kacka und Pipi, die gingen in die Welt.
Kacka war der Braune und Pipi war ganz gelb.
Das Pipi war sehr flüssig, das Kacka eher fest,
beide aber waren vom Essen nur der Rest." (S. 58)

Neben den verrückten Situationen und dem Wortwitz, dem sich Alex Rühle bedient, besticht die Handlung jedoch mit nicht nur einer, sondern mit mehreren schönen Familien- und Freundschaftsgeschichten und am Ende hat Paul nicht nur einen neuen Freund gefunden, sondern einen weiteren, mit dem wohl kein Leser gerechnet hätte.

Es ist kaum zu glauben, dass “Zippel, das wirklich wahre Schlossgespenst” das Kinderbuchdebüt von Alex Rühle ist. Ich hoffe, diesem großartigen Debüt werden noch viele weitere Bücher im Kinder- und Jugendbuchbereich folgen. Alex Rühle hat ein wunderbares Erzähltalent und wer weiß… auch wenn Pauls und Zippels Geschichte ein schönes Ende findet, vielleicht warten ja noch weitere Abenteuer auf die beiden?

Neben der wunderbar witzigen und herzerwärmenden Geschichte fallen auch Axel Schefflers großartige Illustrationen ins Auge, die Seite für Seite füllen und Alex Rühles Schilderungen untermalen und den Witz der Geschichte gekonnt aufgreifen.

“Zippel, das wirklich wahre Schlossgespenst” mag als Erstleserbuch ausgelobt sein, meiner Meinung nach ist es jedoch ein Buch für jedes Lesealter und hat das Potential zum Klassiker, da die Schilderungen zeitlos sind und man das niedliche Gespenst einfach ins Herz schließen muss!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.09.2018
Short
Sloan, Holly Goldberg

Short


sehr gut

Auch wenn Julia, die Protagonistin in “Short” tatsächlich zu kurz für ihr Alter geraten ist, so ist es doch in erster Linie der Umstand, dass sie für nichts ein besonderes Talent aufweist – beziehungsweise in der Vergangenheit kein Durchhaltevermögen hatte, um Ballett oder Klavierspielen zu lernen – unter dem sie leidet. Als ihr jüngerer Bruder Randy in den Sommerferien für eine Inszenierung des Zauberers von Oz vorsingen will, ermutigt ihre Mutter Julia dazu ebenfalls für eine Rolle vorzusprechen. Und… welch ein Wunder! Julia wird nicht nur für das Stück engagiert, sie wächst in diesem Sommer weit über sich hinaus.


Die ersten Kapitel hatte ich noch meine Schwierigkeiten mit dieser Geschichte. Warum auch immer hatte ich nach der Kurzbeschreibung eine etwas ältere Protagonistin erwartet und muss mich zunächst darauf einstellen, dass die Handlung aus der Perspektive einer ungefähr Zehnjährigen erzählt wird. Zudem ist Julia ziemlich sprunghaft in ihren Gedanken und Ausführungen, diesen Schreibstil muss man mögen, um Gefallen an “Short” zu finden. Dazu kommt noch, dass Julia extrem unter ihrer Mittelmäßigkeit leidet und ab einem bestimmten Punkt in der Geschichte versucht eine Sonderrolle auszufüllen. Würde sie sich nicht teilweise selbstkritisch hinterfragen und ihren egoistischen Standpunkt erkennen, hätte dies beim Lesen schnell in Antipathie umschlagen können. So kann man sich jedoch gut in ein kleines Mädchen hineinversetzen, dass dank der Provinzinszenierung eines Klassikers endlich die Chance hat gesehen zu werden, und erkennt sich in manchen Punkten vielleicht selbst wieder.
Das soll aber nicht heißen, dass Julia aneckt beim Leser. Gleich zu Beginn sammelt sie Sympathiepunkte, als sie über den Verlust ihres geliebten Hundes Ramon berichtet und herrlich verschroben ist es, als sie beginnt sich ein Erinnerungsalbum ähnlich einem Tagebuch anzulegen.
Man kann aber nur schwer den Finger darauf legen, welche Altersgruppe an Lesern Julia tatsächlich anspricht. Für Leser ihrer Altersgruppe spricht sie oftmals zu altklug und denkt recht erwachsen, für erwachsene Leser ist sie jedoch noch zu kindlich.
Julias Familie kommt in der Geschichte zwar etwas kurz, dafür lernt man andere Personen gut kennen, die Julia über das Theater kennenlernt. Beispielsweise ihre Nachbarin Mrs Chang, die früher fürs Theater gearbeitet hat und nun anbietet für den Zauberer von Oz die Kostüme zu schneidern. Oder die kleinwüchsige Schaupielerin Olive, mit der Julia sich anfreundet, sowie den Intendanten des Stücks Shawn Bar, der etwas in Julia sieht, bevor sie sich selbst über ihr Talent klar wird.

Auch wenn man sowohl mit dem Schreibstil als auch mit der ungewöhnlichen Protagonistin erst warm werden muss, so ist “Short” dennoch ein herzlicher Roman, der zum einen den Zauber der Bühne zum Leben erweckt, als auch dem Leser mit auf den Weg gibt, dass in jedem von uns versteckte Talente schlummern, die nur entdeckt werden müssen. Wer denkt, dass er nur mittelmäßig ist, hat vielleicht seine Bestimmung nur noch nicht entdeckt.

Bewertung vom 12.09.2018
Die kleine Hummel Bommel sucht das Glück
Sabbag, Britta;Kelly, Maite

Die kleine Hummel Bommel sucht das Glück


ausgezeichnet

Als die kleine Hummel Bommel gemeinsam mit Ricardo Schmetterling und Fina Floh eine Zeitung mit der Schlagezeile “Das große Glück wartet auf dich! Gewinne eine Weltreise!” findet, denkt er, um das Glück zu finden, muss man die Welt entdecken.
Daraufhin packt Bommel seine Sachen zusammen und geht auf große Reise. Damit er immer ein Stück Heimat dabei hat, packt seine Mama ihm ganz viele Honigbrote ein und Ricardo und seine Eltern sagen ihm, dass sie immer auf ihn warten.

Nun geht es für Bommel über London nach New York über Asien nach Paris. Derweil sitzt Ricardo Zuhause und fragt sich, wo sein Freund Bommel sich wohl gerade aufhält und was er auf seiner Reise erlebt.
Bommel lernt auf seiner Reise viele neue Bekannte und Freunde kennen, aber spätestens als sein letztes Honigbrot gegessen ist, holt ihn die Sehnsucht nach seinem Zuhause ein.

Nicht nur Bommel freut sich, als er von seiner Reise zurückkehrt, auch Ricardo und seine Eltern sind froh ihn nach seinen abenteuerlichen Erlebnissen wieder in die Arme schließen zu können!

“Die kleine Hummel Bommel sucht das Glück” ist eine weitere Geschichte rund um die Hummel Bommel und ihre Freunde, welches wiederum durch eine wunderschöne Geschichte, traumhafte Illustrationen und passende Songs von Maite Kelly besticht.
Durch Hummel Bommels Reisen in diesem Buch gibt es zahlreiche neue Charaktere und Hintergründe zu entdecken.
In diesem Buch lernt man, egal wie schön es ist die weite Welt zu entdecken, dass das wahre Glück Zuhause bei Freunden und Familie zu finden ist.

Bewertung vom 12.09.2018
Ghost / Läufer-Reihe Bd.1
Reynolds, Jason

Ghost / Läufer-Reihe Bd.1


ausgezeichnet

Ghost kann schnell rennen… schneller als jeder andere. In einer Nacht rettete ihm das womöglich sein Leben, als er gemeinsam mit seiner Mutter vor seinem Vater davon rannte, der die beiden töten wollte. Vor einer Sache kann jedoch selbst Ghost nicht wegrennen: vor sich selbst.

Durch bloßen Zufall landet Castle Cranshaw, der sich selbst Ghost nennt, in der Laufmannschaft des Trainers Brody. Ghost sieht der Mannschaft beim Training zu und läuft just for fun neben der Bahn beim Rennen mit, eigentlich nur, um es dem eingebildeten Schnösel zu zeigen, der Mitglied in der Mannschaft ist und sich für unschlagbar hält. So wird der Trainer auf Ghosts Talent aufmerksam und nimmt ihn in die Mannschaft auf.
Seine Mutter erlaubt es ihm unter der Bedingung, dass Ghost keine Schwierigkeiten mehr macht und seine Schulnoten nicht darunter leiden. Doch das ist einfacher gesagt als getan.
Ghost ist eine Zielscheibe für Mobbing, durch das Stigmata der verrufenen Gegend in der er lebt und seinen familiären Verhältnissen. Wenn ihm jemand dumm kommt, diskutiert Ghost dies jedoch nicht aus oder geht weg, sondern lässt sich auf Schlägereien ein.
Seit seine Mutter ihn alleine aufziehen muss, ist das Geld knapp. Dies führt unter anderem dazu, dass Ghost zum Dieb wird… Diese Komponente in der Geschichte führt zum Reflektieren in den Augen des Lesers. Kann man seiner Herkunft entfliehen? Ist man mit einem bestimmten sozialen Hintergrund dazu verdammt kriminell zu werden? Hat jeder Dieb die gleichen Beweggründe? Auch wenn es nichts offensichtlich Lebensnotwendiges ist, das Ghost stiehlt, so kann man doch verstehen, welche Gründe zu dieser Tat führen und diese entschuldigen, zumal Ghost dank seiner neuen Freunde und Trainer Brody lernt für sich selbst einzustehen und nicht mehr vor allen Problemen davon zu laufen. Das Laufteam ist für Ghost die Chance seine scheinbar vorgegebenen Lebenspfade zu verlassen und eigene Wege zu beschreiten.

Da Jason Reynolds seinen Protagonisten selbst erzählen lässt, liest sich die Geschichte sehr flüssig und stimmig und man fühlt hautnah mit ihm, so dass man sich gut in seine Probleme hineinversetzen kann.
Die Sprache ist seinem Alter gemäß sehr jugendlich und teilweise umgangssprachlich.
Neben Ghost, seiner Mutter und Trainer Brody lernt man auch die Protagonisten der nachfolgenden drei Teile Patina, Sunny und Lu bereits gut kennen. Auch wenn dieser Band in erster Linie um Ghost geht, so werden die Probleme und sozialen Hintergründe der anderen drei Läufer bereits angeschnitten, so dass man in groben Zügen erahnen kann, was einen in den folgenden drei Geschichten erwarten wird.

Dank einem ausführlichen Ausblick auf den zweiten Band “Patina” erfährt man, dass Jason Reynolds nicht viermal parallele Geschichten über den gleichen Zeitraum erzählt, sondern dass mit dem Hauptdarsteller der Geschichte die begonnene Story fortlaufend weitererzählt wird. So beginnt der Erzählstrang mit Patina als Protagonistin an dem Tag, an dem die Geschichte mit Ghost als Hauptfigur endet.

Auch wenn Ghosts Geschichte in den USA angesiedelt ist, so schreibt Jason Reynolds dennoch von Problemen, mit denen sehr viele Jugendliche in diesem Alter konfrontiert werden wie Mobbing, schulischen oder familiären Problemen. Dass man sinnbildlich nicht vor seinen Problemen wegrennen kann, setzt der Autor hier in eine gelungene Metapher um. Durch das wortwörtliche Laufen schafft Ghost es, dass er nicht mehr vor seinen Problemen davon läuft, sondern für seine Fehler einsteht oder Konflikte zu lösen versucht und seinen Kontrahenten nicht einfach “eins aufs Maul gibt”.

Es ist ein Lösungsansatz, der sich auf alle Jugendliche unabhängig von dem Land, in dem sie aufwachsen, übertragen lässt: der Rückhalt und den Gemeinschaftssinn, den man in einem Team oder einer Mannschaft erfährt, stärkt den Charakter und kann einem auch in anderen Situationen seines Lebens helfen.

Bewertung vom 12.09.2018
Die andere Verbindung
Ems, Jonas

Die andere Verbindung


sehr gut

Auf dieses Buch bin ich aufmerksam geworden, da meine Tochter Generation YouTube ist. Mit persönlich fehlt das Verständnis dafür, was an (den meisten) YouTube Kanälen so reizvoll ist, dass man Stunden am Tag damit zubringen kann sich diese Videos anzusehen, aber umgekehrt verstehen Kindern bei ihren Eltern wohl auch so einiges nicht ;)
Mein Interesse an diesem Buch war dem Umstand geschuldet, dass ich sehr wohl weiß welchen Einfluss die Betreiber der YouTube Kanäle auf ihre Fans haben und Kinder und Jugendliche, die normalerweise nicht oder nur wenig lesen, urplötzlich Interesse am gedruckten Wort zeigen, sobald es aus dieser Richtung kommt.
Meine Erwartungen an dieses Buches waren nicht hoch. Vorschusslorbeeren bekam es bei mir allerdings bereits im Vorfeld aus dem eingangs erwähnten Grund, dass ein YouTube Influencer hier seine Popularität nutzt, um Jugendliche zum Lesen zu bringen und dafür, dass Jonas Ems auf seine Einnahmen zugunsten der NABU verzichtet.
Davon abgesehen findet der Leser hier tatsächlich ein sehr gut lesbares Buch, welches zwar auf den Bekanntheitsgrad der darin agierenden YouTuber setzt und die Storyline darum aufgebaut ist, aber auch ohne Fan und Verfolger dieser Kanäle zu sein, bietet die Geschichte kurzweilige Unterhaltung.

Sechzehn YouTuber – inklusive Jonas Ems – werden zu einem YouTube-Camp in Schweden eingeladen. Teils sind unter den YouTubern Freunde, mit denen Jonas auch abseits seines Kanals abhängt, teils sind es einfach Konkurrenten, und man liegt nicht zwingend auf einer Wellenlänge, nur weil man ein gemeinsames Hobby teilt. In der Größenordnung, in der Jonas’ und die Kanäle der anderen angesiedelt sind, zählen nur noch Klickzahlen und Abonnements, das Konkurrenzdenken wird immer größer, das letzte, von dem man da sprechen kann ist eine Gemeinschaft.
So sind die sechzehn Individuen auch ziemlich verloren, als ihr Bus mitten in der schwedischen Einöde stehenbleibt und der Busfahrer wortlos verschwindet und nicht wieder auftaucht. Abgeschnitten von der Medienwelt und ohne Empfang, um telefonisch oder per Internet Hilfe herbeizuholen, macht zunächst jeder sein eigenes Ding, und erst als die Situation mehr und mehr ausweglos erscheint, berufen sie sich auf die Gemeinschaft und ziehen an einem Strang.

Teilweise lasen sich die Satzstrukturen etwas gezwungen und holprig, was angesichts der Tatsache, dass Jonas Ems gerade einmal 21 Jahre alt ist und das Buch eindeutig auf seine Fans als Zielpublikum abzielt, entschuldbar ist.
Ansonsten weiß er mit dem Buch jedoch zu überzeugen. Es liest sich trotz einiger holpriger Stellen sehr flüssig. Bis auf ein oder zwei Passagen, die sich für mich etwas gezogen haben, war es durchgehend spannend und gezielt auf die Auflösung ausgerichtet. Für Fans der teilnehmenden YouTuber werden sich diese Durststrecken wahrscheinlich nicht ergeben, da die Geschichte für diese allein wegen des Personals interessanter ist als sie es für mich war.

Die inhaltliche Entwicklung schlägt eine Brücke zu NABU als Spendenzweck und abgesehen vom Thema Naturschutz bringt Jonas eine weitere sehr interessante und wichtige Komponente zur Sprache in diesem Buch, auf welche ich jedoch nicht näher eingehen kann, da die Auflösung der Geschichte eben darauf aufbaut.

Auch wenn “Die andere Verbindung” kein literarischer Höhenflug ist – und mitnichten sein will – so bietet sie jedoch kurzweilige und stimmige Unterhaltung, die mit Sicherheit den einen oder anderen Jugendlichen aus der Generation YouTube für einige Stunden vom Computer weglocken kann, um die Nase stattdessen in ein Buch zu stecken. Allein dafür ein Daumen hoch für Jonas Ems. Im Endeffekt zählt nämlich nur wenig, welche Bücher für Kinder und Jugendliche empfohlen werden, am Ende des Tages ist nur eines wichtig: DAS gelesen wird! Zudem zieht man aus der Geschichte tatsächlich eine wertvolle Moral, die nicht nur, wie in diesem Fall, auf die YouTuber anwendbar ist.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.09.2018
Die kleine Hummel Bommel
Sabbag, Britta;Kelly, Maite;Tourlonias, Joëlle

Die kleine Hummel Bommel


ausgezeichnet

Die kleine Hummel Bommel hat ganz kleine Flügel, so wie alle anderen Hummeln auch. Die anderen Insekten haben jedoch große Flügel und machen sich über die kleine Hummel lustig, ob sie denn überhaupt mit so kleinen Flügeln fliegen könnte oder stattdessen nach Hause laufen müsste.
Daraufhin sieht sich die kleine Hummel in einem Tautropfen an und zweifelt an sich selbst. Tatsächlich sind ihre Flügel so klein, dass sie unmöglich damit fliegen kann, also läuft sie nach Hause.
Auf ihrem Heimweg kommt sie an vielen anderen Insekten vorbei. Zum Beispiel an Libelle Lilli, die riesige Flügel hat, da sie täglich lange über dem Wasser schweben muss auf der Jagd nach Insekten. So bringt Bommel nach und nach in Erfahrung, dass jedes Insekt andere Flügel hat, die unterschiedliche Aufgaben erfüllen.
Dennoch will sie nicht glauben, dass sie mit ihren winzigen Flügeln fliegen kann, bis Pastor Fliege sie zu Ricardo Raupe schickt. Mit ihm soll sie reden, denn auch Ricardo Raupe muss das Fliegen erst lernen. Doch auch nach dem Besuch bei Ricardo Raupe braucht es zwei weitere Begegnungen, bis die kleine Hummel Bommel an sich glaubt und das Fliegen lernt.
Zwei Dinge sind letzten Endes dafür ausschlaggebend: Es ist der Mut, der in einem selbst steckt, und in Falle der Insekten auch deren Bestimmung. So haben Hummeln zwar sehr kleine, aber auch besonders starke Flügel durch den Blütennektar, von dem sie sich ernähren.

Die Illustrationen von Joëlle Tourlonias sind ganz zart, sowohl in der Farbgebung als auch in der Ausführung. Die Bilder sind formatfüllend und alle Seiten inklusive Hintergrund coloriert.
Die Insektenwelt ist teilweise integriert in die menschliche Welt, so sitzen Bommel und seine Eltern am Ende des Buches in einem Wohnzimmer, wie jedes Kind es von Zuhause kennt. Sehr niedlich umgesetzt und darüberhinaus verstärkt dies die Identifikationsmöglichkeit für Kinder mit der Hummel Bommel.
Die Insektennamen haben alle eine Alliteration, wie Willi Weberknecht, Gerda Grille oder Ricardo Raupe. Bei Kinderbüchern finde ich dies immer sehr schön, um das Gefühl für Sprache zu entwickeln, zudem diese in der Regel einprägsamer sind.

Jeder ist anders, und das ist gut so, denn jeder hat andere Stärken. Mit der kleinen Hummel Bommel lernen Kinder anhand der bunten und vielfältigen Welt der Insekten, dass jeder seinen Platz in der Welt hat und keiner in den gleichen Sachen gut sein muss. Du bist du!

Bewertung vom 04.09.2018
Wo alles beginnt / Hazel Wood Bd.1
Albert, Melissa

Wo alles beginnt / Hazel Wood Bd.1


gut

Seit Alice denken kann werden ihre Mutter und sie vom Unheil verfolgt. So kommt es, dass die beiden ständig auf der Flucht von einem zum nächsten Ort sind und nie lange irgendwo bleiben. Alice' Großmutter ist die mysteriöse Märchenerzählerin Althea Proserpine, die ein Buch mit Märchen aus dem "Hinterland" geschrieben hat, welches jedoch nirgendwo mehr aufzutreiben ist, weder neu noch gebraucht. Als Alice' Großmutter stirbt und ihre Mutter entführt wird, versucht sie mit Hilfe der verschollenen Märchen das Geheimnis ihrer Herkunft zu entschlüsseln. Dabei kommen Sachen ans Tageslicht, die fern jeglichen menschlichen Vorstellungsvermögens liegen, in einem dunklen, märchenhaften Reich, gerade so, als wäre das Hinterland Wirklichkeit...

Melissa Albert hat mit "Hazel Wood: Wo alles beginnt" eine sehr düstere Märchenadaption geschrieben, die mit den tiefsten Ängsten der Menschen spielt. Meiner Meinung nach ist die Geschichte in einem Jugendbuchverlag eher deplatziert. Die Altersempfehlung vom Verlag ist mit 14 Jahren sehr niedrig angesetzt. Wenn die Protagonistin keine 17jährige wäre, wer weiß, ob der Titel dann überhaupt als Jugendbuch deklariert worden wäre.
Wer Märchenadaptionen liebt und sich gerne so richtig gruselt, da sollte unbedingt in Hazel Wood hineinlesen. An sich ist der Stoff wirklich großartig. Nur leider verliert sich Melissa Albert zu Beginn in zu vielen Details, so dass sich die ersten 100 Seiten des Buches für mich arg zogen, und ich eigentlich schon die Lust am Weiterlesen verloren hatte. Ab dann nehmen die Märchen aus dem Hinterland jedoch immer größeren Raum ein und fesseln den Leser an das grausige Geschehen, welches Alice auf der Suche nach ihrer Herkunft begleitet. Wer einen langen Atem hat, wird also belohnt.

Schade, dass Melissa Albert zu lange benötigt, um der Handlung einen roten Faden zu geben. Sie hat viel Potential verschenkt, in dem sie zu Beginn einige Längen in der Geschichte hat und man mehr schlecht als recht durch die Handlung stolpert.
Sehr lesenswert sind jedoch die Zitate an bekannte Märchen und Zitate an ebenso bekannte zeitgenössische Geschichten und Filme. Solche Querverweise lese ich in Büchern immer sehr gerne und dies konnte mich über einige Längen und Ungereimtheiten hinwegtrösten. Ein weiterer Höhepunkt ist die düstere Atmosphäre, die die Autorin heraufbeschwört.
Letzten Endes habe ich aber zu lange gebraucht, um wirklich in die Geschichte hineinzufinden und da das Ende in sich abgeschlossen ist, verspüre ich keinen Anreiz eine mögliche Fortsetzung zu lesen.

Bewertung vom 04.09.2018
Die Prinzessin von Bestimm
Lindemann, Johanna;Henn, Astrid

Die Prinzessin von Bestimm


ausgezeichnet

Die Prinzessin von Bestimm macht ihrem Namen alle Ehre, denn sie will wirklich alles bestimmen. Wenn ihre Eltern auch nur einmal NEIN sagen, hält sie die Luft an, wirft sich auf den Boden und fängt an zu schreien.

Prinzen und Prinzessinen von Bestimm kennen sicherlich alle Eltern. Und garantiert hat auch jeder bereits einmal nachgegeben, wenn das jeweilige Kind plötzlich in die Luft zu gehen droht.
Wohin das Ganze jedoch führen kann, wenn man seinem Kind nur noch den eigenen Willen lässt? Zunächst will die Prinzessin so lange wach bleiben wie sie möchte, nur essen, worauf sie Lust hat, irgendwann will sie das Wetter bestimmen, und wenn es nach ihr ginge, würde sie sogar bestimmen, wann ein Baby auf die Welt kommt oder wann jemand stirbt. Zum Glück geht das nicht!
Aber was die Angestellten am königlichen Hof alles machen, um der Launen der Prinzessin so gut es geht nachzugeben, ist schon verrückt: mit Gießkannen erzeugen sie Regen, damit die Prinzessin täglich einen Regenbogen zu sehen bekommt, den armen Pferden auf der Koppel kleben die Diener Hörner an, weil die Prinzessin Einhörner haben möchte. Davon träumt doch jedes Kind! Oder?

Leider stellt die Prinzessin eines Tages fest, dass es auch sehr langweilig werden kann, wenn man über alles bestimmen darf. Es gibt nichts mehr, was sie überrascht, und kein Kind will mehr mit ihr spielen.
So kommt es, dass die Prinzessin eines schönen Tages alleine zu einem Spaziergang aufbricht und dabei eine Entdeckung macht, auf Grund deren sie überdenkt, ob es wirklich so toll ist, wenn man immer die Bestimmerin ist…

Auch wenn die Geschichte von Johanna Lindemann überspitzt dargestellt ist, so erkennt sich sicherlich jede Mama und jeder Papa in den königlichen Eltern wieder, denn eine Bestimmer-Phase durchlebt jedes Kind über kurz oder lang.
Die herrlich verrückten Ideen und passenden Illustrationen dazu entlocken beim Vorlesen und Zuhören jede Menge Lacher und Kinder können sich gut in die Prinzessin hineinversetzen, dass es irgendwann langweilig wird, wenn man immer seinen Willen bekommt und nach und nach keiner mehr mit einem spielen will, weil sie neben ihren Ideen keine anderen gelten lässt.

Dass Freundschaft viel wichtiger ist, als immer seinen Willen durchzusetzen, lernt die Prinzessin auf ihrem Spaziergang, auf dem sie auf eine andere Bestimmerin trifft. Ob sich diese Erkenntnis nun wirklich dauerhaft bei ihr durchsetzt? Wer weiß ;)

Die Geschichte der Prinzessin von Bestimm bietet auf sehr lustige und skurrile Weise Diskussionsstoff für Eltern und Kinder.
Man sieht, wohin es führen kann, wenn man Kindern keine Grenzen aufsetzt, und erfährt die negativen Seiten davon, wenn man immer der alleinige Bestimmer ist.
Denn ganz ehrlich: wer spielt schon gern alleine? Und Freundschaften funktionieren nun einmal nur auf gleicher Augenhöhe, und nicht, wenn einer sich ständig über den anderen hinwegsetzen will.

Für die Moral benötigen weder Johanna Lindemann noch Astrid Henn einen erhobenen Zeigefinger – sie setzen auf Witz und verrückte Einfälle, so dass es nicht nur Spaß macht zu lernen, warum man nicht immer der Bestimmer sein sollte, es gibt auch nach mehrmaligem Lesen immer noch lustige Details zu entdecken.