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Elchi130
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Essen

Bewertungen

Insgesamt 423 Bewertungen
Bewertung vom 12.05.2022
Remember when Dreams were born / Remember Bd.1
Goldberg, Anne

Remember when Dreams were born / Remember Bd.1


ausgezeichnet

Sehr intensiv!

Vor acht Monaten hat sich Maggies Leben komplett verändert. Denn vor acht Monaten hatte sie einen Unfall. Jetzt hat sie noch immer Schmerzen von den vielen Brüchen, vergisst manches, vertauscht Wörter und kann ihre Emotionen oft nicht kontrollieren. Ihre Familie behütet und umsorgt sie, bis Maggie das Gefühl hat, zu ersticken. Doch dann lernt sie Tom kennen. Tom, der selbst ein Trauma mit sich herumschleppt. Tom behandelt sie nicht, als wäre sie zerbrechlich. Und so lernt sie nach und nach an sich und auch an Tom zu glauben…

Zu Beginn des Buches dachte ich: “Nein, nicht schon wieder eine Protagonistin voller Selbstzweifel und Selbstvorwürfen“. Doch schnell wurde mir klar, dass Maggie anders ist. Sie kämpft sich Tag für Tag zurück ins Leben. Sie ist stark, witzig und mutig. Daher habe ich sie schnell in mein Herz geschlossen. Genauso wie Tom, den wohl letzten Gentleman auf der Welt. Er ist einfach zum Anschmachten. Es hat mir sehr viel Freude bereitet, Tom zuzusehen, wie er nach und nach Maggies Herz erobert. Die beiden funktionieren toll zusammen in „Remember when dreams were born“. Als Leserin bin ich bei der Geschichte der beiden dahingeschmolzen.

Das Buch beginnt wie eine klassische Liebesgeschichte. Maggie und Tom begegnen sich, kommen sich näher, erzählen sich ihre Geheimnisse. Doch dann überraschte mich die Autorin Anne Goldberg mit einer Wendung, die ich nicht kommen gesehen habe, die mir jedoch super gut gefallen hat.

Dieses Buch hat so viele Emotionen in mir ausgelöst, dass ich mich teilweise vom Kopf bis in die Zehenspitzen erfüllt gefühlt habe von all den Gefühlen für die beiden Protagonisten. Ein größeres Kompliment kann es von mir für einen Liebesroman gar nicht geben. Er hat mich erfüllt, hat mich mitfiebern und mein Herz für Tom und Maggie schlagen lassen. Das Buch hält Schmerz, Wut, Glück, Liebe und vieles mehr bereit.

Bewertung vom 11.05.2022
Die magischen Buchhändler von London Bd.1
Nix, Garth

Die magischen Buchhändler von London Bd.1


ausgezeichnet

Garth Nix kann es noch

An ihrem 18. Geburtstag begibt sich Susan Arkshaw aus ihrem Heimatdorf nach London, um hier zu studieren. Bis zum Studium hat sie noch ein paar Monate Zeit, um ihren Vater, den sie nie kennengelernt hat, zu suchen. Ihre erste Anlaufstelle ist ihr Onkel Frank, der ihr jedes Jahr zu Weihnachten eine Karte geschickt hat. Doch ihr Onkel Frank ist nicht der, für den sie ihn gehalten hat. Denn er ist zum einen eine Unterweltgröße und zum anderen ein magisches Wesen. Kaum befindet sie sich in seinem Haus, beginnt für sie das größte Abenteuer ihres Lebens.

Vor vielen, vielen Jahren hat der Autor Garth Nix mich mit seiner Serie „Das alte Königreich“ begeistert. Seitdem habe ich mir gewünscht, dass er noch einmal etwas ähnlich Gutes schreibt. Um so größer war meine Freude, als „Die magischen Buchhändler von London“ erschienen ist.

Das Buch „Die magischen Buchhändler von London“ des Autors Garth Nix startet temporeich und hält dieses Tempo über das gesamte Buch hinweg. Nicht ein einziges Mal ist mir beim Lesen langweilig geworden. Das ist für mich die höchste Auszeichnung, die ich einem Autor und seinem Buch zuteilwerden lassen kann. Neben dem Tempo prägt die humorvolle Erzählweise das Buch. Beides sorgt für sehr gute Unterhaltung.

Die Welt, die der Autor in diesem Buch erschaffen hat, ist fantastisch. Wir befinden uns in unserer Welt im Jahr 1983, aber auch in der alten Welt, in der viele mythische Geschöpfe Zuhause sind. Da ich ein Kind der 1980er Jahre bin, hat mich die Zeitreise zurück in diese Welt ohne Internet und Smartphones sehr gefreut. Immer wieder bin ich beim Lesen auf Details gestoßen, die mich stutzen ließen und dann ein „Klar, so war das damals“ aufkommen ließen.

Die mythische Welt des Buches hat mich sehr an die irische Sagenwelt erinnert. Wir treffen Kobolde, Zauberkessel, Leylinien, magische Wälder und Seen und vieles mehr. Die Welt ist voller Geheimnisse und es ist lange unklar, wie Susan in diese Welt passt. Insgesamt bezaubert das Buch durch eben diese Geheimnisse und die fantastischen Ideen des Autors. Besonders gelungen ist die Verknüpfung der neuen mit der alten Welt.

Die Figuren sind vielschichtig und originell gestaltet. Besonders die Buchhändler sind eine interessante Spezies. Je nachdem, ob sie Rechtshänder oder Linkshänder sind, sind sie für die geistigen oder körperlichen Belange des Ordens zuständig. Sie sind Teil von beiden Welten und übernehmen die Funktion des Archivars und des Hüters der Welten.

Fazit: Eine temporeiche, originelle und humorvolle Geschichte, die zu begeistern weiß. Ein Buch voller fantastischer Ideen und Geheimnisse, das mich nicht ein einziges Mal gelangweilt hat. Ich hoffe auf weitere aus dieser Welt!

Bewertung vom 08.05.2022
Bullet Train
Isaka, Kotaro

Bullet Train


sehr gut

Originelle Idee, die sich leider abnutzt

Ein Hochgeschwindigkeitszug fährt von Tokio bis nach Morioka. An Bord befinden sich eine Handvoll Profikiller. Jeder mit einem einfachen Auftrag. Was für den Einzelnen wie ein einfacher Auftrag wirkt, wird aber in der Summe, im Laufe der Stunden, immer komplexer und unberechenbarer…

Der Autor Kotaro Isaka hat mit „Bullet Train“ eine tolle Idee umgesetzt. Das Setting, die ganze Geschichte auf der Fahrt eines Hochgeschwindigkeitszuges spielen zu lassen, hat mir gut gefallen. In diesen Zug setzt der Autor mehrere Profikiller. Alle haben einen Auftrag, den sie auf ihrer Fahrt erfüllen müssen. Zu Beginn der Fahrt wissen sie nichts voneinander. Da die Szene der Berufskiller überschaubar ist, kennen sie einander zum Teil von Angesicht zu Angesicht. Doch teilweise kennen sie auch nur den Szenenamen des anderen. Auf dem Weg zum Zielbahnhof kommen sie einander manchmal unabsichtlich, aber häufig auch absichtlich in die Quere. Aus diesem Verwirrspiel, welches beim Leser immer mehr Fragen aufwirft als Antworten zu liefern, bezieht die Geschichte ihre Spannung. Denn als Leserin frage ich mich zum Beispiel, warum hat Killer A diesen Auftrag, was veranlasst Killer B dies zu tun und wer steckt als Auftraggeber hinter allem? Mit der Zeit verflechten sich die zu Beginn unabhängig wirkenden Handlungsstränge immer mehr miteinander. Dies führt jedoch oft nicht zu größerem Wissen bei dem Lesenden, sondern er sieht sich einer immer komplexeren Geschichte gegenüber, die es zu entwirren gilt. Das führte bei mir dazu, dass ich es oft vor lauter Neugierde kaum erwarten konnte, das Buch zu beenden.

Die verschiedenen Figuren des Buches sind liebevoll angelegt. Jede wirkt auf ihre Art und Weise skurril, voller Macken und doch voll in ihrem Element. Jeder der Killer möchte seinen Auftrag erfüllen und am Ende der Fahrt zufrieden und sicher aus dem Zug steigen.

Der Schreibstil ist humorvoll, aber auch brutal. Er erinnerte an den Erzählstil eines Tarantino-Films. Daher überrascht es mich auch nicht, dass Hollywood dieses Buch bereits verfilmt hat. Die Geschichte läuft in einer vertikalen Schlangenlinie mit Zwischengipfeln unaufhaltsam auf den großen Showdown zu. Doch leider fällt die Handlung nachdem ein Gipfel erreicht wurde, immer wieder, für meinen Geschmack zu stark, in eine Phase des Dahinplätscherns ab, bevor das Tempo wieder anzieht und auf den nächsten Hochpunkt zusteuert. Diese Zwischenphasen waren mir oft zu lang und ereignisarm. Hier nutzte sich auch der humorvolle, skurrile Erzählstil ab, sodass ich erst einmal eine Pause von dem Buch brauchte, bevor ich weiterlesen wollte.

Fazit: Eine gute Idee, die mit einem humorvollen Erzählstil und skurrilen Figuren zu begeistern weiß, jedoch auch immer wieder Längen aufweist, die die Begeisterung bremsen.

Bewertung vom 08.05.2022
Weck niemals einen Drachen Bd.1
Roeder, Annette

Weck niemals einen Drachen Bd.1


ausgezeichnet

Ein tolles Drachen-Abenteuer für Kinder

Bei einem Schulausflug ins Burgmuseum bekommen Clem und Bahira die Aufgabe zugeteilt, das Drachenbild der Burg genau zu beschreiben. Doch das ist einfacher gesagt als getan. Und schon bald erleben die beiden ein fantastisches Abenteuer.

Bereits das Cover des Buches „Weck niemals einen Drachen“ der Autorin Annette Roeder ist ein Hingucker und unglaublich toll. Der Drache steckt bereits hier in einem Bilderrahmen. Im Buch wird das Geschriebene sehr schön durch Zeichnungen aufgelockert. Verbunden mit der großen Schrift und den großen Zeilenabständen, ist das Buch kindgerecht gestaltet. Eine Empfehlung vom Verlag gibt es für Kinder ab 9 Jahren. Mich hat die Aufmachung sehr an meine eigenen Kinderbücher erinnert. Dennoch wirkt das Buch definitiv nicht, wie aus der Zeit gefallen. Ich kann mir gut vorstellen, dass man so Kindern Freude am Lesen vermitteln kann.

Besonders gut gefallen hat mir, dass das Buch trotz aller Abenteuer und Gefahren, in die Bahira und Clem geraten, nie seinen optimistischen Ton verliert. Der Schreibstil ist sehr locker und immer wieder auch humorvoll. Die beiden Hauptfiguren eignen sich hervorragend als Identifikationsfigur. Clem ist hilfsbereit, freundlich, zugewandt. Dabei aber auch mutig und klug. Man kann sich jederzeit auf ihn verlassen. Bahira ist ebenfalls mutig, dabei aber auch frech und erfindungsreich. Auch sie ist klug, hilfsbereit und verlässlich. Beide hätte ich als Kind sehr gerne zu Freunden gehabt.

Die Autorin hat tolle Ideen, die mich begeistern konnten. Es gibt unerwartete Wendungen, die die Spannung aufrecht erhalten. Und viele Figuren, die man einfach lieben muss.

Fazit: Ein tolles Buch für Kinder mit liebenswerten Figuren, fantasiereichen Idee und super schön gestaltet.

Bewertung vom 02.05.2022
Glück an Bord - Herzklopfen und Meeresrauschen (eBook, ePUB)
Flieder, Sonja

Glück an Bord - Herzklopfen und Meeresrauschen (eBook, ePUB)


gut

Eine seichte Geschichte für zwischendurch

Chiara, Rike und Nina begeben sich auf eine Kreuzfahrt. Für Rike und Chiara ist es bereits der zweite Urlaub auf diesem Schiff und mit der Crew. Chiara, die beruflich sehr erfolgreich ist, hat in der Liebe kein Glück. Immer wieder fällt sie auf Blender rein. Als sie am zweiten Tag auf Marcus trifft, der als Nachhaltigkeitsberater zur Crew gehört und zudem für Tagestouren und Fitnesskurse an Bord zuständig ist, versucht sie wirklich alles, um ihn nicht zu mögen. Doch nach und nach muss sie zugeben, dass sie viel zu häufig an ihn denkt…

Gefreut habe ich mich auf eine schöne Liebesgeschichte vor dem Hintergrund einer Kreuzfahrt. Das hieß für mich tolle Gegenden, ereignisreiche Erlebnisse an Bord und viel gute Laune. Doch ganz so leichtfüßig ist das Buch nicht. Im Mittelpunkt der Ereignisse steht Chiara, durch deren Adern italienisches Blut fließt. Das zeichnet sich dadurch aus, dass sie viel Temperament hat und schnell an die Decke geht. Letzteres durfte ich als Leserin in der Tat immer wieder feststellen. Wenn es darum geht, negative Gefühlsausbrüche zu bekommen, steht Chiara tatsächlich ganz weit vorne. Allerdings habe ich ein überschäumendes positives Temperament vermisst. Auf mich wirkte die weibliche Protagonistin launisch, zänkisch und misstrauisch. Leider ist Chiara die einzige Figur in diesem Buch, die hinreichend beschrieben wurde, um sich überhaupt ein Bild von ihr zu machen.

Marcus, der in „Glück an Bord – Herzklopfen und Meeresrauschen“ die männliche Hauptfigur ist, stellt genauso wie die beiden Freundinnen Rike und Nina, die Chiara auf der Reise begleiten, lediglich eine blasse Figur dar. Er wirkt sehr nett, ist rücksichtsvoll, professionell gegenüber den Gästen und lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Die gemeinsamen Szenen der beiden Hauptfiguren habe ich teilweise als sehr harmonisch empfunden und konnte die Annäherung genießen. Lediglich Chiaras Misstrauen störte die Atmosphäre regelmäßig.

Die Ausflüge an Land waren für mich sehr unterhaltsam, da ich noch nie an einer Kreuzfahrt teilgenommen habe und mir bislang noch nicht viele Gedanken darüber gemacht habe, was die Touristen an Land alles unternehmen können. Ebenso fand ich es toll, dass die Autorin Sonja Flieder uns an ein paar Attraktionen an Bord teilhaben ließ.

Fazit: Der zweite Teil der „Glück an Bord“ Reihe hat mir ein paar schöne Lesemomente beschert, die leider oft zu oberflächlich waren. Dazu kommt, dass ich die weibliche Hauptfigur nicht mochte, weshalb ich nicht mit ihr mitfiebern konnte.

Bewertung vom 02.05.2022
Die sieben Schalen des Zorns
Thiele, Markus

Die sieben Schalen des Zorns


ausgezeichnet

Genauso gut wie erwartet

In seinem dritten Roman „Die sieben Schalen des Zorns“ widmet sich der Autor und Rechtsanwalt Markus Thiele wieder einem brisanten Thema. Der Arzt Dr. Max Keller leistet seiner Tante Maria Sterbehilfe. Doch wie viel Hilfe ist vor dem Gesetz erlaubt? Und ab wann ist Sterbehilfe strafbar?

Zu Beginn habe ich ein wenig Zeit benötigt, um mich auf das Buch einzustellen. Habe ich doch einen Roman erwartet, der zum Großteil vor Gericht spielt und uns an der Verhandlung teilnehmen lässt. Doch neben den Argumenten Pro und Contra Sterbehilfe, liefert uns der Autor eine ausgefeilte Geschichte.

Wir erfahren, welche Geschichte den Arzt Dr. Max Keller, den Staatsanwalt Jonas van Loon, die Polizistin Maria Linz und ihre Tochter Agnes verbindet. Was hat sie zueinander geführt und was treibt sie auseinander? Schon alleine diese Erzählung hätte einen wundervollen Roman ergeben.

Doch die Erweiterung, um eine wichtige moralische Frage dieser Zeit, hebt das Buch noch einmal auf ein ganz anderes Niveau. Es regt zum Nachdenken an. Dabei zeigt uns Markus Thiele nicht nur, welche Auffassung er zum Thema Sterbehilfe vertritt. Nein, er zeigt uns das rechtliche Dilemma auf, in dem die Staatsorgane und die Beteiligten, Helfer genauso wie Sterbende, stecken. Wir sehen die rechtliche Seite der Sterbehilfe genauso wie die moralische und ethische Seite. Die Darstellung erfolgt dabei nicht einseitig. Die Beleuchtung des Themas erfolgt jeweils mit den Argumenten beider Seiten.

Das Ganze verpackt der Autor wieder in eine wunderschöne Sprache. Der Schreibstil sorgt schnell dafür, dass einen das Schicksal der Figuren nicht mehr loslässt. Wir tauchen ein in eine komplexe Geschichte. Ich wünsche mir mehr davon, Herr Thiele!

Bewertung vom 24.04.2022
The Sea in your Heart (MP3-Download)
Mohn, Kira

The Sea in your Heart (MP3-Download)


ausgezeichnet

Eine Liebe wie im Märchen

Liljas Leben dreht sich um Delfine und Wale. Um ihren Lebensunterhalt zu finanzieren, arbeitet sie auf einem Schiff, dass Walbeobachtungs-Touren für Touristen unternimmt. In ihrer Freizeit fährt sie mit einer Umweltorganisation raus aufs Meer, um Wale vor Walfängern zu beschützen. Männer spielen in ihrem Leben keine Rolle. Bis sie Jules trifft und eine wundervolle Nacht mit ihm verbringt. Die beiden wollen sich wiedersehen. Doch beim zweiten Treffen wird klar, dass sie auf verschiedenen Seiten des Lebens stehen.

Die Autorin, Kira Mohn, hat in ihrem zweiten Teil der Island-Reihe wieder ein tolles Setting geschaffen. Die Welt der Wale, in der ihre Hauptfigur Lilja lebt, hat mich sofort verzaubert. Bereits beim Lesen bin ich dem Zauber der Wale und Delfine erlegen. Auch mir geht es wie Lilja, ich verstehe nicht, warum diese beeindruckenden Geschöpfe immer noch gejagt und abgeschlachtet werden dürfen. Sehr gut gefallen hat mir, dass Kira Mohn ihre Hauptfigur in beiden Welten der Wale leben lässt. Zum einen der engagierte Kampf gegen das Töten der Wale. Zum anderen die Faszination, die diese gewaltigen Tiere auslösen, wenn wir sie in ihrem Lebensraum beobachten.

Die Szenen zwischen Jules und Lilja strahlen pure Magie aus. Jedes Mal ist zu spüren, welchen Zauber Jules auf Lilja ausübt. Die Anziehung zwischen den beiden ist immer wieder deutlich spürbar. Als Leserin habe ich wiederholt mit den beiden mitgefiebert und gehofft, dass es einen Ausweg für sie gibt. Es war wie ein Märchen, indem die beiden Königskinder nicht zueinanderfinden können. Liljas innerer Konflikt ist perfekt herausgearbeitet worden. Sie will das Richtige tun, will sich für das Gute entscheiden, kann Jules jedoch auch nicht gehen lassen. Gegen Ende der Geschichte hat die Autorin noch ein zusätzliches Drama eingebaut, dass ich unnötig fand. Das Geschehen war auch so schon dramatisch genug.

Gelesen wurde das Hörbuch von Corinna Dorenkamp. Für mich passte sie perfekt. Ihre Stimme ist für mich zu Lilja geworden. Sie hat die Gefühle der weiblichen Hauptfigur, wie die Freude, das Glück, die Verzweiflung, die innere Zerrissenheit, die Wut usw., meisterhaft verkörpert.

Fazit: Ein Liebesroman wie ein Märchen vor einer tollen Kulisse. Die weibliche Hauptfigur ist in all ihren Facetten sehr gut ausgearbeitet und zudem perfekt von Corinna Dorenkamp für das Hörbuch gesprochen worden.

Bewertung vom 24.04.2022
Noctis / Oxen Bd.5
Jensen, Jens Henrik

Noctis / Oxen Bd.5


sehr gut

Gut, aber nicht das erhoffte Highlight

Ein Scharfschütze tötet Veteranen. Das PET ist ratlos und bittet den Ex-Elitesoldaten Oxen um Unterstützung. Margrethe Franck und Niels Oxen versuchen herauszufinden, warum die Veteranen sterben mussten. Wählt der Täter seine Opfer zufällig aus oder gibt es etwas, das sie miteinander verbindet? Doch dann kommt Oxen den Drahtziehern gefährlich nah…

Ich liebe die Reihe um den Ex-Elitesoldaten Niels Oxen, die Geheimdienstermittlerin Margrethe Franck und ihren ehemaligen Chef Axel Mossman. Daher habe ich dem Erscheinen dieses Buches „Oxen – Noctis“, dem fünften Band der Reihe, entgegengefiebert. Toll war, dass die drei Hauptfiguren weiterhin einen Platz in der Geschichte einnehmen. Zumindest bei dem Rentner Axel Mossman war das nicht ganz klar. Zudem ist noch eine neue Figur hinzugekommen, bei der ich hoffe, dass sie der Reihe erhalten bleibt.

Leider habe ich fast 100 Seiten benötigt, um in der Geschichte anzukommen. Den Schreibstil habe ich im Vergleich zu den Vorgängern als karg und sachlich empfunden. Obwohl wir die Morde geschildert bekommen und miterleben, wie die Ermittlungen anlaufen, fehlte mir Bewegung in der Handlung. Alles wirkte, als würde ich mit Abstand starr auf ein Geschehen schauen und nicht, als würde ich mich mitten drin in der Erzählung befinden.

Doch zum Glück ist dann mehr Tempo in die Geschichte gekommen. Niels Oxen, Margrethe Franck und auch Axel Mossman agierten miteinander und es wurden langsam Zusammenhänge hergestellt. Der Mittelteil des Buches hat mir genau das geliefert, was ich mir vom Autor, Jens Henrik Jensen, erhofft habe. Figuren, bei denen ich mich Zuhause fühle, die ich mag und die mich interessieren. Ich liebe den Scharfsinn, über den alle drei verfügen. Genauso, wie ich den Ex-Geheimdienstchef Mossman extrem gerne begleite, wenn er seine Fühler ausstreckt, Kontakte aktiviert und virtuos sein Netz um alle spinnt.

Im letzten Drittel des Buchs ist die Handlung immer extremer geworden. Mir machte die in diesem Teil geschilderte Gewalt zu schaffen. Die Auflösung habe ich als passend zur Geschichte, jedoch nicht als originell oder neu empfunden. Die Lösung hinter dem Rätsel um die Morde habe ich in ähnlicher Form bereits mehrfach gelesen.

Trotz meiner Kritikpunkte habe ich es sehr genossen, wieder einen Fall mit Niels Oxen zu lesen und hoffe sehr, dass noch viele folgen werden.

Bewertung vom 18.04.2022
Violas Versteck / Tom Babylon Bd.4
Raabe, Marc

Violas Versteck / Tom Babylon Bd.4


sehr gut

Temporeicher Thriller, der mich zum Ende hin ermüdet hat

Tom Babylon wacht mit Amnesie in einem Londoner Krankenhaus auf. Er weiß weder, warum er sich in London aufhält, noch wieso er in einem Krankenhaus gelandet ist. Er vermutet jedoch, dass alles mit seiner verschwundenen Schwester Viola im Zusammenhang steht. Ob Dr. Walter Bruckmann seine Finger im Spiel hat? Doch wie sollte ein Mann, der in einer psychiatrischen Anstalt in den Alpen sitzt, für Toms Krankenhausaufenthalt verantwortlich sein?

Das Buch „Violas Versteck“ ist der vierte Teil der Tom Babylon Reihe von Marc Raabe. Es startet direkt temporeich. Erreicht wird dies dadurch, dass der Autor beim Leser schon auf den ersten Seiten für viele Fragen sorgt und damit die Neugierde schürt. Warum befindet sich Tom Babylon in London? Was ist ihm passiert, dass er sich in einem Krankenhaus befindet? Was hat er aufgrund einer Amnesie alles vergessen? Geschickt verwebt der Autor zwei Handlungsstränge, die zu Beginn 28 Tage auseinanderliegen. Denn 28 Tage vor Toms Krankenhausaufenthalt begibt sich die Psychologin Sita Johanns in die forensische Klinik Burg Tauenstein in den Alpen, um den hier einsitzenden Verbrecher Dr. Walter Bruckmann zu besuchen. Auch hier überschlagen sich schnell die Ereignisse und ich als Leserin habe den Kopf voller Fragen, was genau in der Klinik gerade passiert. Dem Autor gelingt es immer wieder, die beiden Handlungsstränge so miteinander zu verweben, dass wir über den einen Strang Informationen zu dem anderen erhalten. Doch kaum haben wir ein paar Antworten erhalten, tauchen auch schon neue Fragen auf, die wir unbedingt geklärt haben wollen.

Sehr schnell wird klar, dass Marc Raabe sein schriftstellerisches Handwerk aus dem Effeff beherrscht. Sein Buch ist spannend und temporeich, voller Anspielungen und gut platzierter Hinweise. Er springt mühelos von einer Erzählebene zur anderen und verbindet diese gekonnt miteinander. Die Erzählung ist sehr vielschichtig, dabei jedoch immer nachvollziehbar und in sich logisch. Hier ist ein Könner am Werk und ich weiß dieses Talent zu würdigen.

Doch oft kommt mir die Konstruktion zu perfekt, zu komponiert, zu glatt vor. Die Ausführungen sind mir immer wieder zu ausführlich geraten. Erst fällt es mir kaum auf, da das Buch nicht an Tempo verliert. Doch nach etwa Zweidrittel des Buches wünsche ich mir endlich eine Auflösung der Ereignisse. Vor mir liegen jedoch noch etwa 200 Seiten, durch die ich mich mühsam vorwärts lese. Das Buch ist mir einfach zu umfangreich und zu dick, es verliert an Spannung und ermüdet mich. Nicht, weil die Geschichte langweilig geworden ist, sondern weil sie sich insgesamt in die Länge zieht. Ich denke, wenn das Buch gestrafft worden wäre, hätte aus einer guten Geschichte eine grandiose werden können.

Fazit: Eine spannende und temporeiche Geschichte, die jedoch zu ausufernd geraten ist und mich daher irgendwann ermüdet hat.

Bewertung vom 15.04.2022
Die Stadt der Dolche / Tumanbay Bd.1
Dryden, Walker

Die Stadt der Dolche / Tumanbay Bd.1


ausgezeichnet

So stelle ich mir unterhaltsame Fantasy vor

Tumanbay ist eine Stadt, in der man auch als Sklave Karriere machen kann. Es ist jedoch auch eine Stadt, in der man schnell den Kopf verliert. Dafür braucht es nur einen vermeintlichen Fehltritt und schon ist das eigene Leben vorbei. Denn in dieser Stadt herrscht der launische Sultan al-Ghuri. Doch seine Zeit scheint gekommen. Denn die Witwe eines Kommandanten seiner Provinzen, Maya, kündigt an, Tumanbay von seiner Verderbtheit und seinen Lastern befreien und erobern zu wollen…

Das Buch „Die Stadt der Dolche“ erzählt die Geschichte der Stadt Tumanbay und ihrer Einwohner mit Hilfe mehrerer Erzählstränge. Genau diese Erzählweise lese ich sehr gerne. Wir begleiten mehrere Figuren, erhalten nach und nach Einblicke in deren Leben und erlangen so im Laufe des Buches ein umfassendes Bild der Welt, in der die Geschichte spielt. Wirken die Erzählstränge zu Beginn des Buches oft unabhängig voneinander, so verweben sie sich nach und nach miteinander und zeigen Zusammenhänge auf. Je weiter ich lese, desto mehr entblättert sich eine komplexe Geschichte, die das Buch erzählt, vor mir.

Die Handlung besteht aus vielen Intrigen und jede Menge Lügen. Die Figuren arbeiten oft nicht zusammen, sondern agieren gegeneinander. Jeder hat nur seinen Eigennutz im Blick. Es werden Allianzen geschmiedet, es wird Verrat geübt und neue Bündnisse entstehen.

Auch wie die Figuren angelegt sind, hat mir sehr gut gefallen. Sie bekommen ein paar Charaktereigenschaften zugewiesen. Doch sie bleiben zudem nebulös und geheimnisvoll. Denn kaum jemand ist, was oder wie er auf den ersten Blick erscheint. Jeder versucht die Ereignisse auf seine Art zu beeinflussen und für sich zu entscheiden.

Der Erzählstil ist ausführlich und wirkt dadurch eher ruhig. Trotzdem hatte mich das Buch schon nach wenigen Seiten im Griff. Denn wir wissen von Anfang an, welche Geschichte das Buch erzählen wird. Wir sehen, wie willkürlich das Leben in Tumanbay zu sein scheint. Wir erleben, wie Unschuldige fallen und Schuldige aufsteigen.

Im Laufe des Lesens ist mir klar geworden, worauf das Ganze am Ende hinauslaufen wird. Dabei hat mich die Frage umgetrieben, wie dies geschehen wird. Wer wird fallen, wer wird bestehen? Wie sind die einzelnen Handlungsstränge miteinander verbunden? Am Ende angekommen war ich erst ein wenig enttäuscht, dass so viele Fragen offen geblieben sind. Doch dann habe ich mit Freude entdeckt, dass im Juni der zweite Teil „Der vergiftete Thron“ erscheinen wird.

Fazit: Das Buch war unterhaltsam und spannend. Die gezeichnete Welt ist tückisch und grausam. Und kaum etwas ist, wie es scheint. Wer heute die Geschicke des Landes führt, kann morgen schon ein Sklave sein. Und wer sich jetzt noch ganz unten in der Hierarchie befindet, kann im nächsten Augenblick schon von großer Bedeutung sein. Ein Buch, das ich gerne gelesen habe und bei dem ich mich sehr auf die Fortsetzung freue.