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Bewertungen

Insgesamt 212 Bewertungen
Bewertung vom 16.04.2016
In einer Person
Irving, John

In einer Person


ausgezeichnet

John Irving erzählt in eindringlichen aber auch lustigen Worten, von einem Bi-Sexuellen Jungen im Vermont der 50er Jahre, welcher sich selbst noch nicht versteht und somit auch die Welt, die ihn umgibt nicht versteht. Er fühlt sich immer wieder zu der wesentlich älteren Bibliothekarin Mrs. Frost hingezogen. Er sagt immer wieder er liebt Sie.

Er erzählt auch, wie er sich als Teenager in einen Mitschüler „verliebt“ hat, der ihn aber irgendwie immer nieder macht. Immer wieder stellt er fest, dass er sich zu Jungen oder Männern hingezogen fühlt, aber auch zu Frauen - am besten mit breiten Schultern und wenig Brüsten.

Sein Berufswunsch ist Schriftsteller zu werden, und diesen wird er sich auch erfüllen. Sehr oft beschreibt er, wie man als Schwuler in den USA immer wieder diskriminiert wurde und wie es war, wenn man damals eine andere sexuelle Neigung hatte.



Was mich auch sehr bewegt hatte, war die Art wie John Irving beschreibt, wie es in den 80er Jahren war, als die AIDS Welle ihren Höhepunkt hatte und immer mehr seiner Freunde und Weggefährten, auch die aus der Schule oder dem späteren Umfeld von William unseren Roman „Helden“



Je länger man dieses Buch liest, desto mehr wachsen einem die Figuren in dem Buch ans Herz und man fühlt mit. Es beschäftigt einen und man ist froh, in einer toleranteren Zeit zu leben. Wobei man immer auch das Gefühl hat, dass noch nicht alles perfekt ist.



Was das Buch so lesenswert macht ist, dass NIE mit einem erhobenen Zeigefinger gesagt wird so war es und das war schlecht.

Nein, es wird ein Plädoyer für die Offenheit zwischen den Menschen und ihren verschiedenen Neigungen gehalten.

Es werden Probleme aufgezeigt, die man immer irgendwie hat. Wo man denkt, ist man nun wirklich noch normal? Jeder Mensch hat etwas wo er sagt, ich glaube das ist doch nicht normal.

Aber anstatt das wir es offen aussprechen, was uns bedrückt, fressen wir es immer wieder in uns rein. Wir sind nicht offen uns gegenüber, geschweige denn unserem Umfeld. Ich denke, dass vieles was in dem Buch beschrieben wird nur deswegen passiert ist, weil wir nicht offen miteinander umgehen.

Bewertung vom 01.10.2015
Digitaler Burnout
Markowetz, Alexander

Digitaler Burnout


sehr gut

Herr Markowetz, hat mir selbst sehr aus der Seele geschrieben. Mit diesem Buch es ist teilweise erschreckend, wie oft ich mich beim zustimmenden Nicken während des Lesens erwischt habe.

Es ist erschreckend, dass wir immer mehr in den Burnout geraten. Ich bin teilweise noch immer geschockt, über das was Herr Markowetz geschrieben hat. Und ich selbst habe ähnliche Erfahrungen gemacht im Laufe der Zeit.

Jeder kann bestimmte Dinge einfach bestätigen, dass manche Menschen auch wenn sie mit der Gruppe unterwegs sind immer wieder auf Ihr Smartphone sehen, um zu kontrollieren ob irgendjemand irgendetwas geschrieben hat.

Es ist auch immer wieder bemerkenswert, wie viele Menschen in einem Bus auf ihr Smartphone sehen, wenn es irgendwo pfeift. Man könnte ja etwas verpassen.

Oder an der Arbeit, wo man mal schnell bei YouTube oder anderen Seiten nachsieht, was es da Neues gibt. Oder wenn ein Azubi einem erzählt, dass er während des Urlaubs verlernt hat, sich normal zu unterhalten.

Dies sind meine eigenen Erfahrungen die ich in den letzten Monaten gesammelt habe.

Und es ist einfach gut, wenn man auf einmal liest, dass dies kein Einzelfall ist und man es sich nicht einbildet, sondern ein gesellschaftliches Phänomen. Sicherlich kann man die Zeit nicht zurückdrehen und dies erwartet ja auch niemand. Aber ich finde es gut, dass in man diesem Buch einfach  einmal drauf gestoßen wird, wo vielleicht unser laufend gestresstes Wesen herkommt und warum man immer wieder das Gefühl hat, dass man einfach nichts geschafft bekommt.

Jeder von uns sollte einfach einmal überlegen, wo man sich vielleicht einen gewissen Rückzugsraum schaffen könnte, so dass man nicht immer auf sein Smartphone starrt. Ich habe meinen Weg gefunden, indem ich mir immer Rückzugsmöglichkeiten geschaffen habe - Genusszeiten, mag es bei einem normalen Buch sein mit einer Tasse Tee oder einfach das bewusste Sehen einer Sendung im Fernseher.

Jeder von uns muss sich in der digitalen Welt, in der wir nun einmal leben, seinen eigenen Rückzugsraum schaffen, um ein wenig sein Gehirn zu entspannen.

Ich empfinde dieses Buch nicht als ein Buch, welches alles verteufelt, sondern als ein Buch, welches uns einfach einmal bewusst macht, wie oft wir uns von unserem digitalen Begleiter den Zeitablauf bestimmen lassen.

Dieses Buch, ist für mich ein Wegweiser in unserer digitalen Welt. Ich denke, Menschen, die schon einmal ein Burnout hatten, können bestätigen, wie schnell und wie unangenehm die Krankheit ist, und mag es wie in diesem Fall des Smartphones „nur“ ein digitaler Burnout sein.

Nehmen sie sich doch einfach einmal die Zeit und lesen sie dieses Buch und vielleicht auch als richtiges Buch und lassen sie sich überraschen, welch ein Urlaub es für einen Menschen sein kann, auf etwas Analoges zurück zu greifen.